Viele Menschen kennen Petrus heute nur noch aus Witzen. Wenn man draußen Leute fragt, denken sie vielleicht daran, dass er angeblich an der Himmelspforte steht und darüber entscheidet, wer hineinkommt und wer nicht.
Das fünfte Kapitel des Lukasevangeliums ist im Grunde das Berufungskapitel dieses bedeutenden Gottesmannes – das Berufungskapitel von Petrus. Jesus erklärt ihn dort zum Menschenfischer. Damit entscheiden die Jünger tatsächlich mit darüber, wer in den Himmel kommt, allerdings nicht erst im Jenseits.
Ich möchte mit euch über einen Abschnitt aus Lukas 5 nachdenken, und zwar ab Vers 17. Wenn ihr eine Bibel habt, lest bitte Lukas Kapitel 5, Vers 17:
Und es geschah an einem der Tage, dass Jesus lehrte. Es saßen dort Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren. Die Kraft des Herrn war bei ihm, damit er heilte.
Und siehe, Männer brachten auf einem Bett einen Menschen, der gelähmt war. Sie suchten, ihn hineinzubringen und vor Jesus zu legen. Da sie aber keinen Weg fanden, ihn wegen der Volksmenge hinein zu bringen, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel mit dem Bett in die Mitte vor Jesus hinab.
Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er: „Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.“
Die Schriftgelehrten und Pharisäer begannen zu überlegen und sagten: „Wer ist dieser, der solche Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“
Als Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er und sprach zu ihnen: „Was überlegt ihr in euren Herzen? Was ist leichter zu sagen: ‚Dir sind deine Sünden vergeben‘, oder zu sagen: ‚Steh auf und geh umher‘?“
„Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben, spreche ich zu dir, dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett auf und geh nach Hause!“
Und sogleich stand er vor ihnen auf, nahm auf, worauf er gelegen hatte, und ging in sein Haus. Dabei verherrlichte er Gott.
Staunen ergriff alle, und sie verherrlichten Gott. Sie wurden mit Furcht erfüllt und sprachen: „Wir haben heute außergewöhnliche Dinge gesehen.“
Petrus, der seine Ausbildung gerade erst begonnen hat, kommt in diesen Versen gar nicht vor. Wahrscheinlich sitzt er in der zweiten oder dritten Reihe. In der ersten Reihe sitzen, wie wir gelesen haben, Pharisäer und Gesetzeslehrer – und zwar eine ganze Reihe.
Diese Herren sind teilweise von weit hergekommen, sogar aus Judäa, dem südlichen Teil Israels, und aus Jerusalem. Sie sind deshalb dort, wo Jesus spricht, weil sie ihn kontrollieren wollen. Sie sitzen also nicht wie andere auf einem Besucherplatz, sondern auf einem Beobachtungsposten.
Ich stelle mir das so vor, dass ein Pharisäer hereinkommt und einen der Bürger in der ersten Reihe anspricht: „Sitzen Sie bequem?“ Da sagt dieser: „Ja, danke. Können Sie von hier aus gut sehen?“ „Ja, bestens.“ Dann sagt der Pharisäer: „Sitzen Sie auch nicht zu eng? Nein, alles in Ordnung?“ „Ja.“ Darauf erwidert er: „Dann stehen Sie bitte auf und lassen Sie mich da sitzen.“
Sie kamen sich also unglaublich wichtig vor und machten sich bei dieser Veranstaltung breit.
Damals wartete man auf den Messias. Wenn es Gerüchte gab, dass jemand Wundertaten vollbrachte – und solche Gerüchte gab es im Abschnitt direkt vorher –, dann fand das beim Hohen Rat große Beachtung. Dort heißt es, die Rede von Jesus verbreitete sich in der ganzen Gegend. Man sprach von ihm und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten, Kranke wieder gesund zu machen.
Wenn also solche Gerüchte entstanden, war das für den Hohen Rat wichtig. Es könnte ja sein, dass Jesus der Messias ist. Gerade in dieser Anfangsphase seines Wirkens waren die Meinungen über ihn alles andere als einheitlich.
Die Sache musste untersucht werden, und das geschah in zwei Schritten. Die erste Phase war die der Beobachtung. Man schickte Männer, die alles genau in Augenschein nahmen. Diese durften in dieser Phase keine Fragen stellen. Sie brachten keine Einwände vor, sollten gar nichts sagen, sondern einfach nur beobachten. So hat es der jüdische Bibelforscher Arnold Fruchtenbaum einmal beschrieben.
Danach mussten sie nach Jerusalem gehen und berichten, was sie gesehen und erlebt hatten. Je nach Beurteilung wurde dann eine zweite Phase eingeleitet, nämlich die der Befragung.
Es fällt tatsächlich auf, dass in der ersten Phase diese Leute keine Fragen stellten und sich nicht direkt an Jesus wandten, sondern nur hinsahen. Erst später stellten sie Fragen.
Hier sind wir also noch in der Phase der Beobachtung. Deshalb sitzen die Abgeordneten da und machen eifrig ihre Notizen.
Wisst ihr, solche Beobachter gibt es bis heute: Leute, die alles und jeden kritisieren. Sie haben so eine Art Messgerät, so einen Geigerzähler für Sünden. Kennt ihr das?
Ich habe ja bei mancher, auch größeren Veranstaltung mitwirken können. Es gibt Leute, die immer diese bedenklichen Tendenzen herausstellen und ihre Bedenken äußern. Nehmen wir allein die Dillenburger Jugendtage: Da haben sich solche Leute tatsächlich eingeschlichen.
Ich habe gar nichts dagegen, wenn man aufmerksam ist und Dinge auch fair beurteilt. Aber wisst ihr, ich würde Depressionen bekommen, wenn ich das zu meiner Hauptaufgabe machen würde – wenn es alles wäre, nur bei anderen zu kritisieren.
Natürlich wird in Hesekiel 33 von einem Wächter gesprochen, und manche sprechen auch von einem Wächterdienst in der Gemeinde. Aber ich glaube nicht, dass es diese Gabe des Aufspürens gibt, die Gabe der Skandalaufdeckung oder der Kritik. Denn diese Gaben werden bei den Gnadengaben in Römer 12 oder 1. Korinther 12 gar nicht aufgeführt.
Deswegen glaube ich auch nicht, dass der Sündengeigerzähler tatsächlich eine Gabe von Gott ist. Ich rate solchen Leuten: Wendet das Gerät auf euch selbst an, und ihr werdet es nie wieder tun.
Das musste ich jetzt mal an dieser Stelle loswerden.
Wenn es also hier zunächst einmal heißt, da waren diese Pharisäer und die Schriftgelehrten, die sich vorne breitgemacht haben – so breit, dass für andere kein Platz mehr war, besonders für solche, die zu spät kommen oder die etwas anderes zu tun haben, als andere zu kritisieren.
Da sind etwa vier Männer, die wollen andere kurieren, die wollen, dass ihr Freund gesund wird, der nicht laufen kann. Ich würde fast sagen, das sind auch Wächter. Sie sind wachsam und schauen, wer Hilfe braucht.
Ihre Wachsamkeit, ihr Wächterdienst ist motiviert von Mitleid.
Übrigens, wenn du Hesekiel 33 mal genauer untersuchst, geht es genau darum, dass der Wächter aufpassen soll, wenn Feinde mit dem Schwert kommen und den Sünder erschlagen wollen. Es geht also darum, dass das Volk Gottes gewarnt wird, dass ein Leben in Sünde nicht gut ausgeht und dass sie eine Niederlage erleben werden.
Deswegen gibt es diese Wächter.
Wächterdienst in dem Sinne haben wir alle, indem wir darauf achten, dass Menschen nicht verloren gehen. Das hat etwas mit unserem Auftrag in der Evangelisation zu tun.
Nun, diese vier Männer haben mitbekommen, dass Jesus in der Stadt ist. Sie wussten auch, dass er Kranke heilen kann. Daraufhin haben sie sich zusammengeschlossen und sind in das Stadtviertel gegangen, wo die Wellblechhütten und Elendsbuden stehen – dort, wo die Armen, Ausgestoßenen und sogenannten "Assis" leben.
Dort liegt ein Mann matt und gelähmt auf einer Matte. Die vier sagen: „Dieser Jesus, der in der Dorfschenke einen Vortrag hält, scheint wirklich etwas zu bewirken. Vielleicht können wir später mit ihm über deine Beine sprechen.“ Der Kranke ist einverstanden. Die vier packen die Matte und tragen den Gelähmten weg.
Ob du schon einmal an einer Erste-Hilfe-Übung teilgenommen hast, weiß ich nicht. Wenn ja, dann weißt du, wie schwer ein Mensch auf einer solchen Trage werden kann. Die Arme werden lang und länger. Die Männer haben den Gelähmten damals nicht nur ein paar Meter, etwa bis zum Spielfeldrand, getragen – wie man das manchmal in der Bundesliga sieht –, sondern quer durch die ganze Stadt.
Das war wirklich eine große Leistung. Es kostete Kraft und Zeit. Außerdem mussten sie auf einen guten Platz beim Vortrag verzichten.
Nun, am Ziel angekommen, finden sie ein Haus im Belagerungszustand vor. Sämtliche Türen und Fenster sind mit neugierigen Menschen verstopft. Zu Spätkommenden lässt man nicht durch, schon gar nicht, wenn sie eine Matratze dabei haben. So finden sie diese Situation vor, in der Jesus auftritt.
Liebe macht erfinderisch, nicht wahr? Die vier beschließen, den Kranken auf dem Luftweg zu befördern. Sie gehen auf die andere Seite des Hauses. Jedes Haus damals hatte so eine Treppe, meist hinten, die aufs Dach führte. So balancieren sie ihren Freund nach oben.
Bibelkommentare bemühen sich zu erklären, dass diese palästinischen Dächer damals aus Stroh und Ziegeln viel leichter auseinanderzunehmen waren als unsere Dächer heute. Hier, wie wir sie kennen, müsste man erst einmal die Solaranlage abbauen und so weiter. Das ist heutzutage alles ein bisschen komplizierter geworden. Damals ging das natürlich viel schneller, schreiben sie. Das mag auch sein, aber ich glaube, das trifft nicht den Kern der Sache. Denn ein Loch im Dach ist kaum die übliche Art, ein Haus zu betreten, oder? Und ganz egal, wie stabil oder nicht stabil das Dach da oben ist – ein Loch hineinzureißen, stört mit Sicherheit das, was gerade darunter geschieht.
Jetzt weiß ich nicht, worüber Jesus gerade gesprochen hatte, wo sich die vielen Leute versammelt hatten. Das steht nicht da. Vielleicht hat er ja über die letzte Seite im Alten Testament gepredigt. Das ist ja dieser Übergang, gerade die Schwelle vom Alten zum Neuen Testament, wo sich Jesus befindet. Vielleicht hat er über Maleachi Kapitel 3 gesprochen, in Vers 10: „Und prüft mich doch darin, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß.“
Dann macht es da oben Kratz, Kratz und Ritsch, Ratsch, und auf einmal steht tatsächlich der Himmel offen. Aber statt Segen kommt da erst einmal Staub, Stroh und Lehm herunter. Im nächsten Moment seilen sie diese Matratze mit dem Geheilten nach unten ab. Während er so in der Luft hängt, weiß er nicht, von wem sein Leben mehr abhängt – von dem da oben oder von dem Mann da unten.
Eine wirklich kuriose Situation, die uns hier geschildert wird. Den Dreck vom Gewandstreifen hätte einem dieser Oberkirchenräte in der ersten Reihe fast etwas herausgerutscht, aber er darf ja nichts sagen. „So geht das nicht!“, sagen solche Leute ja gerne, besonders wenn etwas Besonderes besonders gut geht.
Nun, es gehört sich tatsächlich nicht, einfach so das Dach abzudecken. Würden wir sagen: Das ist ja Sachbeschädigung, das war ja nicht Ihr Haus, da können Sie ja nicht einfach machen, was Sie gerade in dem Moment für richtig halten.
Aber um Ihren Freund zu Jesus zu bringen, riskieren die vier den Vorwurf des Dachschadens und übernehmen die Deckung der Kosten. Da frage ich mich: Was lassen wir es uns kosten, andere zu Jesus zu bringen? Sind wir auch bereit, einen gewissen Aufwand zu betreiben, um jemanden anzuschleppen? Sagen wir ja auch: Ich habe einen abgeschleppt oder angeschleppt oder so. Denn sie haben wörtlich geschleppt. Sind wir auch in vergleichbarer Weise dazu bereit und nehmen wir gewisse Kosten dafür in Kauf?
Es gibt so manche Evangelisationen, die hervorragend vorbereitet sind. Ich habe viele wirklich gute Veranstaltungen erlebt. Enttäuschend ist es allerdings, wenn nicht die Leute dabei sind, die wir eigentlich erreichen wollen. Denn nicht die kommen, die das Evangelium brauchen. Dann sitzen da ganz viele fromme Leute, die einen anstrahlen. Und das merke ich immer, wenn ich das Evangelium predige: Sie nicken alle. Dann weiß ich, okay, die haben es ja schon alle verstanden. Das sind jetzt nicht unbedingt die kritischen Leute draußen, die ohne Jesus leben und nicht erlöst sind.
Bei der Vorbereitung hatte man an alles gedacht: Das sind Hoodies und T-Shirts und was weiß ich für gute Sachen. Wenn ihr damit an die Öffentlichkeit geht, erinnern sich die Leute: „Au, da war ja was.“ Ich habe auch schon mal so einen Flyer im Briefkasten gehabt oder von einem Freund zugesteckt bekommen.
Aber das Wichtigste wird oftmals vernachlässigt, nämlich das Einladen – und zwar ein Einladen von Herzen. Werbung und Einladen sind zwei Paar Schuhe! Sie gehen zwar auf derselben Straße, aber es sind trotzdem zwei Paar Schuhe.
Mit dem ersten Paar Schuhe, der Werbung, geht man den üblichen Weg. Werbung heißt ja, eine Veranstaltung in der Öffentlichkeit bekannt zu machen durch Texte, Bilder und ein wiedererkennbares Logo. Das setzt man dann in den Status, bringt es vielleicht auch in die Zeitung und plakatiert hier im Dorf, wo immer das möglich ist. Das ist sehr gut und wichtig. Werbung – ich komme aus der Werbebranche – lebt von der Wiederholung. Unbedingt machen!
Ich will aber auch darauf hinweisen, dass die Leute immer immuner gegen unpersönliche Methoden werden. Deswegen sollten wir nicht alles auf diese eine Karte allein setzen.
Mit dem anderen Paar Schuhe geht man den persönlichen Weg zum Menschen, zu seinen Freunden, denen, die uns vertrauen, die uns kennen und die wissen: Wenn der mich einlädt, dann steckt auch etwas dahinter. Dann hat das eine gewisse Bedeutung.
Wenn man das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld mathematisch auslegt, dann wären 75 Prozent des ausgestreuten Samens umsonst. Der Samen wird auf den Weg gestreut, unter die Dornen und auf felsigen Boden. Erst das Letzte fällt auf guten Boden, wächst auf und bringt Frucht.
Ich bin seit vielen Jahren Mitglied bei ProChrist. Nach Erhebungen von ProChrist sind es heute nicht mehr 25 Prozent, sondern 12,5 Prozent. Man hat ermittelt, dass man acht Personen einladen muss, damit eine Person tatsächlich kommt. Sind acht bis zehn persönliche Einladungen ein unmögliches Unterfangen? Ich würde sagen: Nein.
Ich finde sogar, dass das sehr vielversprechend ist. Wenn ich davon ausgehen darf, dass zumindest eine Person zusagt und mitkommt, wenn ich acht oder zehn Menschen persönlich herzlich eingeladen habe, dann ist das eine gute Perspektive.
Wenn jeder von euch sich eine Liste mit zehn Personen machen würde – Namen von Menschen, die euch am Herzen liegen und zu denen schon eine gute Beziehung besteht – dann geht auf diese Leute zu. Betet für sie, dass Gott sie vorbereitet. Ladet sie herzlich ein und bringt sie mit, so wie es die vier Männer in Lukas 5 vorgemacht haben.
Was ist deine Rolle bei einer Evangelisation? Deine Rolle soll nicht sein, Schiedsrichter zu sein. Das haben wir, glaube ich, am Anfang schon mal ausgeschlossen. Deine Rolle muss auch nicht sein, Evangelist zu sein. Manche bekommen deswegen ein bisschen kalte Füße, wenn eine Evangelisation ansteht. Sie sagen dann: „Oh, ich kann das nicht so erklären, und jetzt soll ich also bei der Evangelisation mitmachen?“ Das muss gar nicht sein, jedenfalls nicht unbedingt. Es hängt davon ab, wie ein Gespräch verläuft, wenn du jemanden einlädst. Und das darf ruhig auch die Sorge von anderen sein.
Du sollst Beter sein, du sollst Zulieferer sein und du sollst am Ende Gastgeber sein. Das heißt, du bist selbstverständlich auch mit dabei. Als Gastgeber, wenn ihr als EFG Rehe die Evangelisation organisiert und veranstaltet und euer Absender da unten drunter steht, dann seid ihr ja selbstverständlich da. Stellt euch mal vor, ich würde zum Geburtstag einladen, aber ich bin selber gar nicht da. Das wäre irgendwie ein bisschen merkwürdig.
Manchmal ist es so, dass evangelisiert wird und gar nicht besonders viele da sind. Manche aus den Gemeinden sagen dann: „Oh ja, wir sind ja nicht die eigentliche Zielgruppe, wir wollten den Leuten jetzt nicht den Platz wegnehmen.“ Macht euch keine Sorgen! Der Samuel Rudisile hat so viele Stühle, die man da alle noch dazustellen kann. Und wenn es mal wieder so wäre wie nach dem Krieg, dass sogar die Zeltplanen selbst im April hochgeklappt werden müssen und draußen noch bestuhlt wird oder die Leute ringsherum stehen, das wäre doch mal eine Aktion, die auch Presse wert wäre. Dann würde das Evangelium auf diese Weise mal wieder an die Öffentlichkeit kommen und würde Aufmerksamkeit erregen.
Also seid unbedingt mit dabei! Zeigt auch euren Hunger nach dem Evangelium, so dass Leute, die nicht dabei gewesen sind, neidisch werden und denken: „Mensch, ich will das nicht verpassen. Ich will zumindest einmal dabei sein und mitkriegen, was die da eigentlich machen.“
Lade verbindlich ein. Wenn ich zum Beispiel zum Geburtstag einlade, dann schiebe ich ja nicht einfach nur so einen Zettel hin mit „Save the Date“ und sage: „Du kannst ja mal kommen.“ Bei solchen Einladungen steht oft unten drunter „Um Antwort wird gebeten“. Man kann das auch bei einer Evangelisation ein bisschen verbindlicher machen.
Vielleicht machst du dir, wenn du deine zehn Namen aufgelistet hast, noch ein Feld dahinter, wo du abhaken kannst, wer dir zugesagt hat und bei wem du noch auf eine Antwort wartest. Da darf man ruhig noch mal nachhaken.
Ich stelle mir eine Einladung so vor, dass ich zum Beispiel sage: „Weißt du, da wird jetzt mal über – wie viele Tage haben wir? Vier, fünf Tage – das, was wir schon öfter mal besprochen haben, die Sache mit Jesus, seine Bedeutung, wird thematisiert. Ich würde mir das mit dir gemeinsam so gerne mal anhören.“
Heute Morgen hat Stephan gesagt, er hat für irgendjemanden hier für den Gottesdienst einen Platz freihalten lassen. So merken die Leute, dass sie erwartet werden. Du kannst den Leuten ja auch sagen: „Lass uns gerne auch in die letzte Reihe setzen, ich halte in der letzten Reihe einen Platz frei. Wenn es da nichts ist, dann können wir uns ja rausschleichen und irgendwo noch einen trinken und zusammen reden. Aber mir wäre es so wichtig, dass du wirklich kommst.“
Ja, das könnte eine gut besuchte Evangelisation werden. Wenn jeder von dieser Liste so eine Person mitbringen würde und wir dann 50 Gäste hätten, die wirklich das Evangelium brauchen – und Menschen brauchen das Evangelium – dann wäre das eine großartige Sache.
Ich war am vergangenen Wochenende von Sonntag bis Dienstagabend zu einigen Bibelabenden in Remscheid eingeladen. Untergebracht war ich bei einem Ehepaar, das seit, ich glaube, fünf Jahren Mieter im Haus ist. Es handelt sich um ein älteres Ehepaar, und die Frau hat sich im Sommer bekehrt.
Die Vermieterin hatte sie mit auf eine Frauenfreizeit genommen, und die Frau hat wirklich von Herzen eine Entscheidung für Jesus getroffen – obwohl sie schon etwas älter ist. Ihr Mann allerdings ist noch nicht gläubig.
An einem der Morgen, ich glaube, es war am vergangenen Montag, waren wir dann bei diesen Mietern, bei denen der Mann noch nicht gläubig ist, zum Frühstück eingeladen. Beim Frühstück habe ich einfach mal gesagt: „Ich habe gedacht, was habe ich zu verlieren? Sag mal, Peter, willst du dich nicht auch bekehren? Du hast jetzt ein halbes Jahr bei deiner Frau beobachtet, wie sie die Bibel liest, wie sie mit zum Gottesdienst geht und wie sich ihr Leben verändert hat.“
Und tatsächlich – wisst ihr, was er mir geantwortet hat? Er sagte: „Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mir das auch schon überlegt.“ Dann haben wir noch darüber gesprochen. Am Ende dieses Frühstücks haben wir zusammen gebetet, und er hat sein Leben Jesus anvertraut. Wir alle vier, die wir da saßen, hatten Tränen in den Augen – ganz bewegende Momente.
Wenn Menschen ehrlich sind, auch hier in Rehe, haben manche sich das schon überlegt. Aber sie hatten noch keinen, der es mit ihnen festgemacht hat, der ihnen einen Grund gegeben hat zu sagen: „Heute bekehre ich mich.“ Natürlich kostet es Überwindung, den anderen anzusprechen und einzuladen. Es kostet auch Nerven, wenn man eine Absage bekommt. Rechnet damit, dass ihr mindestens 80 Absagen bekommt. Das ist nicht schön, das gebe ich zu – das erlebe ich ja auch.
Aber was haben wir zu verlieren? Es ist ein Angebot, und wir haben zumindest das getan, was wir tun konnten. Wenn jemand zusagt, kostet es noch Zeit, ihn abzuholen. Ihr merkt schon, es sind schon Kosten. Einer muss das Dach bezahlen, wenn wir in diesem Bild bleiben wollen. Aber wer soll es machen, wenn nicht wir?
So viele Menschen hier in Rehe oder in Homberg, wo die Leute hier alle herkommen – so vielen Menschen könnte geholfen werden, wenn sie erst einmal mit Jesus bekannt gemacht würden. Wie viele Hunderte von vielleicht von Gott vorbereiteten Menschen leben hier und wissen nichts von Jesus, weil die Christen sie einfach nicht einladen und sich diese zusätzliche Arbeit nicht aufladen wollen.
Jedes Argument, das wir gegen ein zusätzliches Engagement vorbringen könnten, hätten die vier Männer damals auch bringen können. Sie hatten sich ihren Feierabend redlich verdient, brauchten keine zusätzliche Feierabendbeschäftigung, hatten auch Stress genug, wahrscheinlich Familie und ein Bedürfnis nach Entspannung.
Aber stattdessen haben diese vier eine freiwillige Rettungsmannschaft gegründet und haben ihren Kumpel zu Jesus gebracht. Sie waren also nicht nur fromm in irgendwelchen christlichen Veranstaltungen, wo alle nicken, sondern sie sind draußen herumgerannt und haben für Jesus diesen Zubringerdienst geleistet.
Sie haben auch nicht aufgegeben, als es auf Anhieb nicht klappte. Sie standen ja nicht nur vor einem übervollen Haus und hätten sagen können, wie wir das oft tun: „Sollte wohl nicht so sein“, und wären wieder nach Hause gegangen. Hat es nicht geklappt, haben sie gesagt: „Plan B, da müssen wir uns was anderes überlegen.“
Sie bohrten sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes so lange, bis sie bei Jesus ankamen und er ihnen tatsächlich half.
Liebe Geschwister, das ist Glaube, das ist wahrer Glaube, und genau das hebt Jesus auch hervor. Nachdem sich der Staubnebel gelichtet hat, unterbricht Jesus seine Rede oder seine Heilungen, mit denen er seit Vers 17 beschäftigt ist. Als er ihren Glauben sah, sprach er: „Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.“
Anscheinend freut sich Jesus über diese Unterbrechung. Herausragender Glaube beeindruckt ihn immer, und diesen haben die vier Männer, die ihren gelähmten Freund auf dem Dach zu ihm bringen, ganz sicher mit ihrer Aktion bewiesen.
Die Freunde oben auf dem Dach warten in der Erwartung, dass Jesus weitergeht und ihren gelähmten Freund heilt. Doch nun hören sie: „Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.“ Ich kann mir vorstellen, wie sie da oben sitzen und sich gegenseitig anschauen. Haben wir uns vielleicht in der Hausnummer vertan? Wohnt hier nicht dieser Jesus, der Heiler von Nazaret? Was redet er da von Sünden? Das gibt ihnen ein wenig Rätsel auf.
Nun, was Jesus sagt, wirkt auf den ersten Blick vielleicht wie eine Flucht ins Unüberprüfbare. Wenn Jesus zu einem Aussätzigen gesagt hat: „Sei gereinigt!“, und seine Haut danach wieder gesund war, dann sagt man: „Wow, ja, Jesus tut, was er sagt.“
Und wenn dieser Gelähmte sofort aufgestanden wäre oder dann voller Freude herumgehüpft wäre, hätte man gesagt: „Wow, ja, Jesus kann Wunder tun.“
Aber wenn Jesus sagt: „Deine Sünden sind dir vergeben“, wer kann das denn sehen? Wer kann überprüfen, dass das tatsächlich so passiert ist?
Manche meinen deshalb, dass Gläubige gegenüber einem Wissenschaftler fein raus sind. Da braucht man scheinbar keine Fakten und keine nachvollziehbaren Beweise. Darum denken viele, dass sich das Christentum auf lauter fromme Vermutungen und Hoffnungen gründet.
Doch wenn man den Glauben genauer betrachtet, erkennt man, dass es keine Mutmaßung ist. Vielmehr handelt es sich um eine feste Überzeugung.
Oben wird es hell, und die Gesichter der frommen Juden verfinstern sich. Für sie ist die ganze Sache ein Skandal. Was maßt er sich an, so eine Gotteslästerung auszusprechen? Nur Gott kann den Menschen ihre Schuld vergeben, sonst niemand. So geht das nicht, denken sie. Denken sie, denn laut sagen dürfen sie es ja nicht.
Man muss den Herren Theologen natürlich zugestehen, dass sie die einzigen sind, die wirklich mitbekommen, was hier vor sich geht. Sie wissen: Kein Mensch kann Sünden vergeben. Haben sie damit Recht? Natürlich haben sie Recht.
Und damit sprengt Jesus in diesem Moment im Grunde genommen die Rolle des Lehrers und die Rolle des Heilers – das hat man ihm ja alles zugebilligt – und handelt in letzter Autorität. Er beansprucht, der geoffenbarte Gott als Mensch zu sein. Jesus ist Gott.
Jesus begegnete nie einer Krankheit, die er nicht heilen konnte. Keinem Geburtsfehler, den er nicht hätte rückgängig machen können, auch keinem Dämon, den er nicht hätte austreiben können. Was ihm begegnete, das waren Skeptiker, die er nicht überzeugen konnte, und Sünder, die sich nicht bekehren ließen.
Jesus sieht ihnen ihre Gedanken an der Nasenspitze an: Was überlegt ihr in euren Herzen? Was ist leichter zu sagen: „Dir sind deine Sünden vergeben“ oder „Steh auf und geh umher“? Nun, die Antwort wartet Jesus gar nicht erst ab, denn jeder weiß, dass es leichter ist zu sagen: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Das kann man leicht sagen, denn das kann ja niemand kontrollieren.
„Nimm dein Bett und geh“ – das ist schwerer, weil nachprüfbar. Wenn sich da nichts rührt und der Gelähmte liegen bleibt, dann ist Jesus der Blamierte.
Aber bei Jesus geht es ja gar nicht darum, was schwerer oder leichter ist, sondern was wichtiger ist: Sündenvergebung oder Gesundheit? Die meisten Menschen stehen auf dem Standpunkt und sagen: Hauptsache gesund. Jesus sagt: Hauptsache gerettet, Hauptsache Sündenvergebung. Es gibt nichts Wichtigeres.
Das heißt nicht, dass Jesus Gesundheit für unwichtig hält. Im Gegenteil, er hilft dem Mann ja in jeder Hinsicht – mehr als alle anderen, mehr als die Theologen, die die Lähmung als Gottesstrafe abtun, mehr als die Ärzte, die für den Mann nichts mehr tun konnten, mehr als die Stadtverwaltung, die die Kranken irgendwo in die Slums abgeschoben hat, mehr als der Kranke, der sich schon selbst aufgegeben hatte.
Natürlich weiß Jesus, wie wichtig für den Gelähmten seine Gesundheit ist. Deswegen gibt er ihm ja seine gesunden Knochen wieder. Aber er macht ihn erst gesund, nachdem er ihm die Sünden vergeben hat. Denn gesund zu sein, ohne gerettet zu sein, bringt uns nicht sehr weit – maximal bis an unser Lebensende.
Also: Jesus kam nicht in erster Linie in diese Welt, um Körperzellen zu heilen, sondern um Seelen zu heilen.
Jetzt sollte ich langsam zum Schluss kommen. Ich möchte noch einmal an das Ende des Abschnitts erinnern. Dort heißt es: „Er stand auf vor ihnen, er ging, er verherrlichte Gott, und staunend ergriff alle; und sie verherrlichten Gott und wurden mit Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute außergewöhnliche, außerordentliche Dinge gesehen.“
Die Leute sind völlig aus dem Häuschen, als sie sehen, dass zunächst einer durch die Dachluke ins Haus kommt und anschließend aus der Haustür hinausmarschiert – beides inklusive Matratze. Die Frage für uns heute Morgen ist: Wie gehen wir hier raus, egal wie du reingekommen bist? Ob du aus eigenem Entschluss gekommen bist – ich hoffe, die meisten –, vielleicht aber auch mitgeschleppt wurdest oder deine Eltern dich mitgebracht haben, spielt keine Rolle. Ganz egal, ob du zum xten Mal oder vielleicht zum ersten Mal hier bist.
Lass uns drei Dinge festhalten:
Erstens: Sei nie nur Beobachter, sondern sei Beteiligter. Sei ein Teil dieser Evangelisation. Bring dich ein, arbeite mit, tue es mit Freude und Überzeugung. Das ist das Beste, wofür wir uns investieren können.
Zweitens: Beteiligung kannst du unter anderem zeigen, indem du ein echter Freund für andere wirst und etwas für sie investierst. Das waren gute Freunde, diese vier, denen der Gelähmte nicht egal war. Sie nahmen alle Kräfte zusammen, damit er zu Jesus kommt. Das wollen wir uns zum Vorbild nehmen.
Drittens: Lass dir selbst deine Sünden vergeben. Darum geht es am Ende dieses Abschnitts, und auch darüber haben wir gesprochen. Sünde lähmt auch uns, die wir schon gläubig sind, in der Mitarbeit, in unserem Engagement und in unserer Freude am Herrn. Lasst uns selbst in Heiligung leben, damit Gott uns als Werkzeuge gebrauchen und segnen kann.
Körperliche Gesundheit ist wichtig, aber das ist nicht alles. Jesus hat ausführlich über Heuchelei, Gesetzlichkeit und Stolz gesprochen. Von all dem will er uns heilen. Also lasst auch seine heilende Kraft in unserem Leben wirksam werden und lasst uns das in Anspruch nehmen, was Jesus als Heiland uns anbietet. Das ist das Evangelium, das auch für uns gilt.
An Petrus liegt es nicht, ob wir oder andere durch die Himmelstür eingehen. Ob wir selbst oder andere einmal durch die Himmelstür eingehen, das liegt an dir und an mir.