Wir hatten einmal gesehen, dass es die Souveränität Gottes ist, die das Buch beherrscht. Das ist die zentrale Aussage in 1. Mose: Gott ist souverän.
Das Zweite, was wir uns genauer angeschaut hatten, waren vier Ereignisse, die den Niedergang des Menschen dokumentieren. Danach sollten vier Personen vorgestellt werden, die für Gottes Neuanfang stehen. Dazu sind wir jedoch nicht mehr richtig gekommen, sie wurden nur kurz erwähnt.
Bevor ich heute mit zwei neuen Themen beginne, möchte ich auf einen Einwand eingehen, den Antje beim letzten Mal im Nachtrag geäußert hat. Sie fragte: Woher hast du die Information, dass Abraham der Erstgeborene ist?
Ich habe noch ein wenig recherchiert, konnte das aber nicht eindeutig bestätigen. Es steht nicht klar geschrieben, dass Abraham der Erstgeborene ist. Man kann es vielleicht ableiten, aber es ist nicht eindeutig belegt. Deshalb muss ich diese Aussage einschränken.
Das war der Nachtrag vom letzten Mal.
Jetzt wollen wir zwei Dinge tun. Zunächst möchte ich euch etwas zum Thema Typen und Vorbilder im Buch Erste Mose sagen. Ganz allgemein geht es um dieses etwas ungewöhnliche Thema, das euch anfangs vielleicht wenig sagt, das euch aber in der Literatur immer wieder begegnen wird – nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Bibel.
Wir werden uns sieben Männer aus dem Buch Erste Mose anschauen. Darunter sind auch die vier, über die ich beim letzten Mal wenig bis gar nichts gesagt habe.
Das erste Thema heißt Typen und Vorbilder. Im Neuen Testament werden sowohl Personen als auch Dinge und sogar Ereignisse aus dem Alten Testament so zitiert, dass deutlich wird: In ihnen steckt mehr als nur ihre ursprüngliche Bedeutung. Diese Personen, Dinge oder Ereignisse sind Hinweise auf etwas, das später kommt. Es handelt sich gewissermaßen um eine Art Zukunft in versteckter Form – eine ganz besondere Form von Prophetie.
Wenn wir ein paar Beispiele machen, schlagen wir gemeinsam Römer 5,14 auf. Nehmen wir noch eine Bibel dazu? Brauchen wir noch eine Bibel? Okay, gut, das war nur eine Frage.
In Römer 5,14 heißt es: „Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose, selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams.“ Jetzt wird über Adam gesagt, dass er ein Bild des Zukünftigen ist. Adam ist also ein Bild auf einen zukünftigen, nämlich auf Jesus.
Hebräer 7,3 lesen wir: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister hat er, er ist in diesem Fall Melchisedek, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens, er gleicht dem Sohn Gottes.“ Diese Stellen gehen wir relativ zügig durch, einfach damit ihr merkt, dass das Themen sind, die im Neuen Testament vorkommen.
Sowohl Adam als auch Melchisedek sind nicht Jesus, aber in ihrem Leben und in der Art, wie die Bibel sie darstellt, stecken Hinweise auf den Sohn Gottes drin.
Ein ähnlich bekanntes Beispiel finden wir in 1. Korinther 10,4. Dort lesen wir über die Israeliten, dass alle denselben geistlichen Trank tranken, denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. „Der Fels aber war der Christus.“
Jetzt kann man sagen: Natürlich ist ein Fels erst mal ein Fels. Das ist so etwas, wo man Wasser klopft, und das ist hart. Aber in diesem Felsen, in der Tatsache, dass da etwas ist, aus dem Wasser herauskommt, etwas, was sie zum Leben brauchen, steckt noch etwas anderes drin. Es ist ein Hinweis auf etwas Zukünftiges, nämlich auf Jesus.
Und wir brauchen uns in der Tat erst einmal nicht zu verblüffen, dass es so etwas gibt.
In 1. Korinther 10,6 heißt es: „Diese Dinge aber“ – und damit ist auf das Vorangehende Bezug genommen, das Vorangehende sind gerade die Wüstenwanderung und all das, was die Israeliten erlebt haben – „sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen gelüsten.“
Vers 11 ergänzt: „Alles dies aber widerfuhr jenen als Vorbild und ist geschrieben worden zur Ermahnung für uns.“
Das könnte man noch mit Hebräer 10,1 ergänzen. Immer wieder wird betont, dass Dinge, Personen und Ereignisse des Alten Testaments eine vorbildliche Funktion haben.
Wörtlich heißt dieses Wort „Vorbild“ im Griechischen Typos. Ein Typos ist so etwas wie ein Prototyp, also ein erster Entwurf, der noch nicht wirklich existiert. Vielleicht könnte man auch sagen, es ist eine Designstudie. Er hat schon Ähnlichkeit mit dem, was kommt, aber er ist nur eine Vorstufe der Realität. Es ist noch nicht wirklich die Realität selbst.
Ich möchte euch das an einem Beispiel deutlich machen. Im Hebräerbrief wird gesagt, dass das Alte Testament – genauer Hebräer 10,1 – sich zum Neuen Testament verhält wie ein Schatten. In diesem Fall bezieht sich das auf das Gesetz des Alten Testaments.
Ich habe euch etwas mitgebracht, beziehungsweise ich dachte, ich hätte es mitgebracht. Nein, das habe ich nicht, aber das ist in Ordnung. Ich kann auch das hier nehmen. Ihr werdet feststellen, dass das, was ich euch hier zeige, noch nicht ganz klar als Schatten erkennbar ist.
Das, was ihr jetzt seht, ist ein Schatten. Ihr seht hier das Alte Testament als Schatten. Ein Schatten kann ganz unterschiedliche Formen annehmen: Es könnte ein Spachtel sein, zum Beispiel. Aber es ist kein Spachtel. Es könnte auch eine Münze sein – halt, so eine runde Münze. Oben verschwimmt die Form, vielleicht ist es eher eine Pfeilspitze. In Wirklichkeit ist es eine Zahnpastatube.
Wenn wir nur verschiedene Schatten derselben Sache sehen – einmal so, einmal anders –, dann nähern wir uns allmählich der Vorstellung, wie das eigentliche Ding aussieht. Der Schatten allein macht es noch nicht deutlich. Aber wenn wir verschiedene Schatten, verschiedene Vorbilder oder Typen haben, können wir am Ende verstehen, wie das Original, das, was wirklich gezeigt werden soll, aussieht. Ungefähr.
Ein schönes Beispiel für diese Realität, die in unterschiedlichen Bildern vorgeschattet ist, ist immer das Opfer Jesu. Ihr ahnt vielleicht, wie viele unterschiedliche Opfer es im Alten Testament gibt. Habt ihr eine Ahnung, wie viele verschiedene Opfer das sind? Im zweiten Buch Mose, was denkt ihr? Sieben, fünfzehn?
Na ja, ich hätte vielleicht erst einmal mit fünf gerechnet, das hätte mir schon gereicht, ganz grob. Dazu kommen noch besondere Anlässe. Es ist schon eine ganze Menge. Jedes einzelne Opfer ist für sich genommen ein Hinweis auf das Opfer Christi. Es zeigt einen bestimmten Aspekt der Sache.
Zusammengenommen geben alle Opfer einen guten Hinweis auf das Opfer Jesu und auf die Charakteristika dieses Opfers. Sie zeigen, was das Opfer in verschiedenen Richtungen ausdrücken soll. Das Schuldopfer zum Beispiel betont einen bestimmten Aspekt des Opfers Jesu: die Sühne der Schuld. Aber was zeigt uns das Brandopfer oder das Speisopfer?
Das könnt ihr in den Seminaraufgaben nachlesen, wenn ihr beim zweiten Buch Mose seid. Dort steht das alles drin. Ich werde es euch jetzt nicht im Detail erklären.
Dass typologische Dinge in der Bibel impliziert und einfach vorausgesetzt werden, merkt man auch, wenn man das Neue Testament liest und an solche zwingenden Übertragungen denkt. Jesus sagt zum Beispiel: „Ich bin das Brot vom Himmel“, das Manna. Wer das kennt, weiß, dass das Manna vom Himmel heruntergekommen ist und damals als Nahrung diente. Wenn Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“, nimmt er diesen Begriff Manna und sagt: In dem, was damals passiert ist, steckt etwas, das ich jetzt verkörpere.
Genauso nimmt Jesus Bezug auf ganz andere Dinge, wie zum Beispiel auf Jona und die drei Tage im Bauch des Fisches. Er nimmt das, was damals geschehen ist, und überträgt es auf sich selbst, indem er sagt, genau so muss es mit mir sein.
Kennt man noch weitere Beispiele, bei denen Jesus oder Paulus solche alttestamentlichen Dinge aufgreifen und übertragen? Die Ehrenschlange ist ein naheliegendes Beispiel, ebenso das Passah-Lamm oder der Sühnedeckel. In Römer 3 wird Jesus mit solchen Dingen verglichen. Das sind alles Gegenstände oder Ereignisse aus dem Alten Testament, denen im Neuen Testament eine neue Bedeutung und Realität zugeordnet wird. Jesus sagt: Ich erfülle das.
Noch zwei Dinge: Ein Vorbild ist gerade bei 1. Korinther 10 nicht das, was wir heute vielleicht darunter verstehen, wenn wir sagen: „Nimm dir ein Vorbild, jemand, der besonders gut ist, zum Beispiel in der Schule, und verhalte dich genauso.“ So ist das mit dem Wort „Vorbild“ nicht gemeint.
Ein Vorbild meint vielmehr eine vergangene Sache, in der eine zukünftige Realität verborgen ist.
Das Zweite, was ich sagen möchte: Ein Typos, also ein Vorbild, ist kein Symbol. Das Wort „Symbol“ kommt im Neuen Testament gar nicht vor. Ein Symbol wäre, wenn man für etwas Unsichtbares, etwas, das man nicht greifen kann, ein sichtbares Zeichen schafft. Zum Beispiel hat jede Firma ihr Logo – das wäre ein Symbol. Ein Typos ist das nicht.
Personen können Typen sein. Über einen müsst ihr noch ein bisschen arbeiten, zumindest wenn ihr die freiwilligen Seminaraufgaben macht – das wäre Joseph.
Man kann das Leben Josephs lesen und wird feststellen: Irgendwie kommt einem das, was er erlebt, völlig bekannt vor. Da ist jemand, der von seinem Vater geliebt wird, aber von seinen Brüdern abgelehnt wird. Dann wird er von Gott erhöht, und sein Leben führt dazu, dass nicht nur sein eigenes Volk errettet wird, sondern auch die Nationen und die Heiden ringsherum.
Das kommt uns bekannt vor, oder? Das klingt nach Jesus. Aber nirgendwo im Neuen Testament wird das auf Jesus angewendet. Es steht nirgends im Neuen Testament, dass Joseph ein Typus auf Jesus wäre. Und trotzdem erscheint es uns unglaublich vertraut.
Man kann sich schon die Frage stellen: Wie kann es sein, dass man so viele Hinweise im Alten Testament findet auf Dinge, die sich im Neuen Testament dann als Lehre oder Person entpuppen?
Ich denke, es gibt nur eine Begründung, und diese eine Begründung ist einfach die, dass hinter der ganzen Bibel ein Autor steht – und das ist der Heilige Geist. Er sorgt dafür, dass das, was im Alten Testament berichtet wird, als Illustration für das Neue Testament und für Lehren des Neuen Testaments herangezogen werden kann. So passen beides zusammen und bleiben stimmig.
Aber wir müssen auf zwei Dinge achten. Es ist schön, wenn wir verstehen, was ein Typos oder ein Vorbild ist. Dabei dürfen wir jedoch zwei wichtige Punkte niemals vergessen.
Der erste lautet: Keine Lehre oder Theorie darf auf einem Typos oder Vorbild aufgebaut werden, wenn diese Lehre oder Theorie nicht auch an einer anderen, unabhängigen Stelle in der Bibel gelehrt wird.
Wie kann man das verdeutlichen? Der Weg ist folgender: Ich lese im Neuen Testament eine Lehre oder einen geistlichen Zusammenhang und verstehe etwas. Dann finde ich im Alten Testament ein Vorbild, das diese Lehre illustrieren, verdeutlichen oder anschaulicher machen kann. Das ist der richtige Weg.
Ich finde also im Neuen Testament eine Lehre und bemerke, dass es im Alten Testament etwas gibt, das dazu passt. Aber wir gehen nie den umgekehrten Weg. Es ist nicht so, dass man im Alten Testament eine Geschichte findet und daraus eine Lehre konstruiert, die dann im Neuen Testament gelten muss.
Das wäre so, als ob man aus dem Schatten einer Zahnpastatube versucht, die Tube selbst zu rekonstruieren. Das funktioniert nicht. Selbst wenn man alle Schatten hätte, könnte man die Tube nicht genau erkennen. Man wüsste nicht, welche Farbe sie hat, welche Beschriftung, oder was für einen Inhalt sie besitzt.
Umgekehrt funktioniert es jedoch: Wenn wir die Tube haben, können wir überlegen, welche Schatten davon wir im Alten Testament gesehen haben. Wir stellen fest, dass dort ein Umriss unserer Tube zu finden ist, der mit der neutestamentlichen Lehre übereinstimmt. Das ist spannend und regt zum Nachdenken an.
So können wir zum Beispiel das Opfer Jesu betrachten und erkennen, dass es ein vollständiges Opfer ist. Dann schauen wir uns die einzelnen Opfer im levitischen Priesterdienst an und merken: Dieses Opfer zeigt uns eine bestimmte Seite des Opfers Christi, jenes eine andere, und ein weiteres wiederum eine neue Seite. Zusammengenommen verstehen wir dadurch mehr über das Opfer Jesu.
Der erste Fehler wäre also, einen Typos nicht als Illustration für eine Lehre zu verwenden, sondern ihn zur Definition einer Lehre heranzuziehen. Das ist falsch.
Der zweite Punkt, auf den man achten muss, ist, die Parallelität nicht zu übertreiben. Das werdet ihr noch feststellen. Ein Typos ist ein Schatten, kein exaktes Vorbild im Hinblick auf das, was kommt. Er kann uns eine wesentliche Grundaussage vermitteln, aber man darf das nicht zu weit treiben.
Wenn man zu sehr mit alttestamentlichen Aussagen spielt, landet man leicht im Reich der Märchen. Deshalb ist Vorsicht geboten, wenn man die Parallelitäten zwischen den Schatten des Alten Testaments, dem Typos, und der neutestamentlichen Verwirklichung betrachtet. Man sollte diese nicht zu weit ausdehnen.
Ich möchte euch das an einem Beispiel zeigen – nicht, um zu verdeutlichen, wie man es übertreibt, sondern um zu zeigen, was möglich ist. Dieses eine Beispiel ist ein Vergleich zwischen den Überlebenden der Flut und der Gemeinde der Gläubigen.
Ich behaupte einfach mal frech: Wenn wir uns die Gemeinde der Gläubigen anschauen und das, was die Bibel zu diesem Thema sagt, stellen wir fest, dass es viele Parallelen gibt zwischen dem, was wir im ersten Buch Mose über Noah und seine Familienmitglieder finden, und dem, was das Neue Testament über die Gläubigen sagt.
Das fängt damit an – jetzt braucht ihr eure Bibel – dass beide Gruppen auserwählt sind. Gott beschließt, die Erde zu vernichten, aber er sagt: „Nein, ich erwähle mir jemanden, nämlich Noah und seine Familie, die überleben werden.“ Wenn wir 2. Thessalonicher 2,13 lesen, heißt es: „Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang an zur Errettung erwählt hat, in Heiligung des Geistes und Glauben an die Wahrheit.“ Hier sehen wir, dass Gott auch die Gläubigen erwählt hat. Das überrascht vielleicht nicht sonderlich, ist aber so.
Dann lesen wir in 1. Mose 7,1: „Und der Herr sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht vor mir erfunden in dieser Generation.“ Gott spricht zu ihnen und beruft sie dazu, in die Arche zu gehen – berufen. Das Gegenstück finden wir in Römer 8,30: „Die er aber vorherbestimmt hat, diese hat er auch berufen; die er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“
Wir sehen also in Römer 8,30, dass Gläubige berufen sind. Wir fangen im Neuen Testament an und stellen fest, dass ein Ruf, etwas zu tun, tatsächlich auch an die Gläubigen zur Zeit Noahs erging. Noch etwas: Es handelt sich in beiden Fällen um Gläubige.
In 1. Mose 7,4 steht: „Denn noch sieben Tage, dann lasse ich auf die Erde regnen vierzig Tage und vierzig Nächte lang und lösche von der Fläche des Erdbodens alles Bestehende aus, das ich gemacht habe.“ Wie reagiere ich darauf? Wenn ich gläubig bin, werde ich das für wahr halten. Und wie Noah in Vers 7: „Und Noah und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne gingen mit ihm vor den Wassern der Flut in die Arche.“ Glaube führt zur Tat – das ist immer so.
Hebräer 11,7 beschreibt Noah als einen Mann des Glaubens: „Durch Glauben bereitete Noah, als er eine göttliche Weisung über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt eine Arche zur Rettung seines Hauses.“ Noah ist also tatsächlich ein Gläubiger.
Sind Christen eigentlich auch Gläubige? Versteht ihr, dass Christen Gläubige sind? „Durch Glauben seid ihr gerettet“ – ja, das wäre eine Möglichkeit. Hebräer 10,39 sagt: „Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen zum Verderben, sondern von denen, die da glauben zur Rettung der Seele.“ Noah war ein Mann des Glaubens, und Christen sind ebenfalls Männer und Frauen des Glaubens.
Aber es ist noch mehr. Wir haben gelesen, dass Noahs Glaube ihn gehorsam machte, weil der Glaube echt war. Zu echtem Glauben gehört also Gehorsam. Das ist auch etwas, was wir aus dem Neuen Testament kennen, zum Beispiel in Römer 16,26, wo vom Glaubensgehorsam die Rede ist.
Noch etwas gehört zu echtem Glauben: Echter Glaube macht gerecht. Auch das finden wir an einigen Stellen im Neuen Testament, das brauche ich euch nicht zu zeigen. So kann man weitermachen.
Das Nächste ist besonders schön herausgestellt: Die Arche bewirkte tatsächlich ihre Errettung. Ohne die Arche wären sie mit den anderen Menschen untergegangen. Aber die Arche bewirkt noch etwas – das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam – sie sondert sie von den anderen Menschen ab, und zwar auf eine radikale Weise.
Die einen sind drin, die anderen draußen; die einen gehen unter, die anderen nicht. Die Arche ist der Endpunkt einer Entwicklung. Ist euch das bei Noah aufgefallen? Noah glaubte Gott und hat durch sein Leben eine Trennung herbeigeführt. Er hat wahrscheinlich jahrzehntelang an diesem Schiff gearbeitet, sich von den Leuten distanziert und getrennt. Er ging wirklich seinen eigenen Weg, man würde sagen, er schwamm gegen den Strom.
In dem Moment, in dem er die Arche betrat, was tat er anderes, als den Höhepunkt seiner Trennung von der Welt um ihn herum zu erreichen? Die Stelle, die ich euch hier hingeschrieben habe, 1. Petrus 3,21, markiert genau diesen Höhepunkt im Leben eines Gläubigen – ein äußerer Höhepunkt einer inneren Entwicklung.
Innerlich war Noah schon die ganze Zeit getrennt, und man konnte es an seinem Leben erkennen. Dann kommt ein äußeres Zeichen, ein Schritt, der ihn vollständig distanziert, sodass niemand mehr sagen kann: „Vielleicht hast du doch andere Motive.“ 1. Petrus 3,21 zeigt, dass es so einen Schritt im Leben eines Gläubigen auch gibt.
Der erste Petrusbrief schafft diese Verbindung: Es heißt, im Hinblick auf die Arche, das Gegenbild dazu errettet jetzt auch euch – das ist die Taufe. Der Höhepunkt der Absonderung, der Trennung, dort, wo ein Leben schon in Gemeinschaft mit Gott begonnen hat, ist einfach die Taufe, ein äußeres Zeichen.
Das ist der Weg, den Noah gegangen ist – abgesondert.
Wir können noch etwas zum Thema „versiegelt“ sagen: Wer hat die Tür zugemacht? Gott. Und wir sind auch versiegelt – nicht mit einer Tür, aber wir sind versiegelt. Das heißt, am Tag der Errettung sind wir sicher gemacht worden. Jemand hat sein Siegel auf uns geprägt – durch den Heiligen Geist.
In Epheser 1,13 steht: „In ihm seid ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt, versiegelt worden.“
Dann ein Vergleich, über den man vielleicht schmunzeln kann: Wir sind erhöht worden. Habt ihr im Neuen Testament schon einmal gelesen, was über Christen geschrieben steht? Vielleicht habt ihr das noch nie so gesehen.
Epheser 2,6 sagt: „Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus.“ Man mag kaum glauben, was dort steht. An anderer Stelle heißt es, dass wir durch die Auferstehung Jesu Christi gerettet worden sind.
Jetzt versteht das: Christus ist auferstanden, das Opfer ist anerkannt. Du glaubst, und wenn du glaubst, wirst du ein Teil, ein Glied am Leib Christi. Aber wo ist Christus jetzt? Er ist im Himmel. Und wo gehörst du hin? In den Himmel. Bist du schon im Himmel? Na ja, so richtig noch nicht.
„Aber irgendwie doch“, schreibt Paulus hier. Denn wenn Christus im Himmel ist und ich zum Christus gehöre, dann bin ich eigentlich schon im Himmel. Das bringt Paulus hier sehr deutlich auf den Punkt: Epheser 2,6 – „Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus.“ In Christus sitzen wir also da oben.
Und jetzt überlegen wir: Was war bei der Arche? Egal, wie hoch die Flut stieg, es war völlig egal – die Arche war immer noch ein bisschen höher. Egal, wie hoch ein Mensch kommen kann, wir sind in Christus immer noch einen Tick höher.
Ein letzter Punkt: Die Überlebenden der Flut wurden Eigentümer einer neuen Erde und durften ganz neu anfangen. Auch das ist eine Verheißung, die wir im Neuen Testament finden. 2. Petrus 3,13 heißt es dazu: „Wir erwarten aber nach der Verheißung neue Himmel und eine neue Erde.“
Wir merken also: Würden wir eine Predigtreihe über den neutestamentlichen Gläubigen halten wollen und was ihn auszeichnet, könnten wir Noah und seine Söhne mit ihren Frauen als Illustration für viele Punkte nehmen, die einen Gläubigen kennzeichnen.
Aber in jedem einzelnen Fall – und das ist Typologie – starten wir, wenn es um die Lehre geht, im Neuen Testament und finden als Illustration oder um etwas anschaulicher zu machen, das Bild aus dem Alten Testament. Wir machen es nie umgekehrt.
So viel dazu. Ihr habt gesehen, wir haben keine neue Lehre aufgebaut und die Parallelen auch nicht zu weit getrieben – vielleicht bis auf das Erhöhtsein, darüber kann man schmunzeln. Aber mindestens finden wir im Neuen Testament die Lehre. Ob man die Übertragung mag, ist mir in diesem Fall egal.
Zum Thema Typologie: Im Alten Testament sind solche Zusammenhänge enthalten. Nun möchte ich mir Zeit nehmen, um mit euch sieben große Männer im Buch Genesis (Erstes Mose) zu betrachten.
Wir hatten gesehen, dass man das Buch Genesis in vier Ereignisse einteilen kann: Schöpfung, Sündenfall, Flut und Turmbau zu Babel. Innerhalb der sieben Männer, die wir betrachten, sind auch vier Männer, mit denen wir uns beim letzten Mal bereits beschäftigt hatten: Abraham, Isaak, Jakob und Joseph.
Bevor wir uns die einzelnen sieben Männer anschauen, möchte ich noch etwas sagen. Wir werden die sieben kurz durchgehen und bei jedem einen Schwerpunkt setzen – etwas, das uns auffällt, wenn wir ihr Leben betrachten. Wenn wir die einzelnen Leben nebeneinanderlegen, werden wir eine fortschreitende Offenbarung darüber finden, was es bedeutet, mit Gott zu leben.
Das erste Buch Mose verfolgt dabei ein doppeltes Ziel. Es will uns zeigen, was aus Adam hervorgeht. Am Anfang steht Adam, und die Frage ist: Wie geht es mit ihm weiter? Was entsteht daraus? Dabei können wir zwei Linien verfolgen.
Die eine Linie ist die Linie Kains. Wenn du dir Kain anschaust, siehst du, was seine Nachkommen tun. Dabei erkennst du, wie sich in seinen Nachkommen die schrecklichen Möglichkeiten offenbaren, die im Menschen stecken. Du liest Berichte über die Kultur, die entsteht – wie Handwerk und Kunst gefördert werden. Die Menschen richten sich auf der Erde ein und werden richtig sesshaft. Aber das alles geschieht ohne Gott. Diese Seite braucht die Bibel, und wir sind am Ende dieser Entwicklung angekommen.
Das erste Buch Mose zeigt uns aber auch eine andere Seite. Es zeigt, was die verändernde Kraft der Gnade Gottes im Leben eines Menschen bewirken kann. Diesen Veränderungsprozess sehen wir im Wesentlichen an sieben Männern.
So entsteht ein Kontrast: Auf der einen Seite das, was passiert, wenn man den Menschen einfach laufen lässt, und auf der anderen Seite das, was möglich ist, wenn Gott in Menschen wirkt. Diese zwei Linien werden im Buch Genesis dargestellt.
Abel möchte ich euch vorstellen als den Mann mit einer Sehnsucht nach Gott. Ich behaupte, dass jedes Glaubensleben irgendwann mit dieser Sehnsucht nach Gott anfangen muss. Wenn diese Sehnsucht nicht da ist, beginnt ein Glaubensleben nicht.
Was zeichnet Abel aus? Es sind verschiedene Dinge: sein Name, seine Beschäftigung und sein Opfer. Außerdem werden wir uns noch einige Kleinigkeiten anschauen, die Kommentare aus dem Neuen Testament zu seiner Person hinzufügen.
Der Erstgeborene, also sein älterer Bruder, war Kain. Das Interesse Kains galt der Erde. Sein Name bedeutet Besitz und deutet, wie sein ganzes Leben, das er führte, darauf hin, dass er seine Hoffnung aus Besitz und weltlichen Dingen ableitete. Abel bedeutet „Hauch“. Wie ein Hauch nach oben steigt, so ist auch das Interesse Abels auf die Dinge droben ausgerichtet, wie es im Kolosserbrief heißt.
Kain war der Ackerbauer, Abel ein Schafhirte. Als umherziehender Hirte hatte Abel eine geringe Bindung an ein bestimmtes Stück Erde. Kain war das genaue Gegenteil: Er geht weg vom Angesicht des Herrn. Und fällt euch auf, was er danach tut? Nachdem er weggegangen ist, erschlägt er seinen Bruder. Er tut keine Buße, er flieht nicht im Sinne von Weglaufen, aber er entfernt sich von Gott.
Was macht er dann? Er siedelt sich an. Kain ist der Mann, der als erster eine Stadt baut. Er verkörpert in absoluter Weise Sesshaftigkeit und Erdbezogenheit. Seine Haltung ist: „Hier bin ich, hier bleibe ich, hier kriegt mich keiner weg.“ Er richtet sich ohne Gott ein und sucht sein Glück auf diese Weise.
Dann beginnt die Geschichte, in der seine Nachkommen Musiker und Handwerker werden und ihr Leben in einer Stadt ohne Gott einrichten. Abel dagegen hat andere Interessen. Ohne den Hebräerbrief 11 würden wir ihn vielleicht sogar falsch einschätzen. Schlagen wir diesen Brief auf, Hebräer 11.
Abel ist ein Mann mit einer anderen Erwartungshaltung als sein Bruder Kain. Er gehört zu denen, über die Folgendes gesagt wird: Hebräer 11, 13-16. Diese alle sind gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sahen sie von fern, begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien. Denn die solchen sagen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen. Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist nach einem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.
Abel gehört zu den Männern, die schon Interesse an einer Stadt hatten. Es ist schön, sich auf eine Stadt zu freuen, auf einen Ort der Sicherheit, wo das Umherziehen aufhört. Aber Abel war ein Mann, der eine Stadt sucht, eine zukünftige Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, so wie es in Hebräer 11, 10 heißt.
Worin unterscheidet sich das Opfer Kains vom Opfer Abels? Kain ist der Mann, der als Ackerbauer vom Ackerboden ein Opfer bringt. Man kann sich immer wieder fragen: Ist das denn so schlimm, dass er das tut? Ja, es ist schlimm – und zwar in zweierlei Hinsicht.
Zum einen steht der Ackerboden unter Gottes Fluch, und Kain nimmt etwas von diesem verfluchten Boden und bringt es Gott. Zum anderen gibt es etwas, das noch schlimmer ist und besonders deutlich zeigt, dass Kain kein gläubiger Mensch ist: Er bringt ein Opfer, das nicht dem entspricht, was Gott ihm gezeigt hatte. Er bringt ein Opfer, wie er es selbst will.
Damit wird Kain letztlich zum Bild für jeden religiösen Menschen, der im Grunde seines Herzens kein Interesse an Gott hat. Ihr werdet alle Menschen kennen, die das Vaterunser sprechen, ihre Kinder taufen lassen, vielleicht sogar irgendwohin pilgern, Kerzen anzünden, sonntags in die Kirche gehen oder sich kirchlich trauen lassen. Doch das Opfer, das sie bringen, hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem Opfer, das Gott von ihnen will.
Diese Menschen bringen ihre Zeit, ihr Geld und alles Mögliche, was ihren Annehmlichkeiten dient. Aber eine Sache bringen sie nicht – eine Sache, auf die Gott unbedingt Wert legt. Und es gibt ein Opfer, auf das Gott nicht verzichten kann. Das lesen wir in Matthäus 15,8:
„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir; vergeblich aber verehren sie mich.“
Man muss es deutlich sagen: Wenn du Gott dieses Opfer nicht gebracht hast, dann vergiss den Rest. Denn dann ist das, was du bringst, nur Religion oder nur Ritual.
Es gibt Menschen, die bringen Gott Opfer wie Kain – sie bringen das, was sie haben. Aber ihr Opfer entspricht nicht dem, was Gott will. Sie bringen das, von dem sie meinen, dass es Gott gefällt, doch ihr Herz ist ganz anders. Sie haben sich nie wirklich Gedanken gemacht, was Gott eigentlich will und was für ein Gott das ist, dem sie ein Opfer bringen.
An dieser Stelle war Kain anders. Ich hatte schon versucht zu zeigen, dass er an dieser Welt hängt – was typisch ist für Kain. Aber Abel war anders. Ich hatte bereits gezeigt, dass Abel nicht an dieser Welt hängt, was für Kain so typisch ist.
Sein Opfer ähnelt dem Opfer, das Gott gebracht hatte. Es ist ein Blutopfer. Was hatte Gott getan, um die Sünde der Menschen zu bedecken? Er hatte ihnen etwas geschenkt, nämlich Leibröcke aus Fell. Und wie kommt man an solche Leibröcke aus Fell? Man muss vorher die Tiere töten, deren Felle man verwendet.
Das heißt, das Opfer Abels entsprach dem Vorgehen Gottes. Es wird auch deutlich, dass Abel zwar ein Schafhirte war. Aber was hat Abel eigentlich gegessen? Sollte er Schafe essen? Nein, er war immer noch Vegetarier und aß Früchte.
Das heißt, er war Schafhirte, aber er schlachtete nicht einfach seine Schafe, um sie zu essen. An einer Stelle bringt er jedoch ein Opfer, das das Leben eines Tieres kostet. Und er bringt nicht irgendein Opfer, sondern das richtige Opfer – und vom richtigen Opfer noch das Beste, nämlich die Erstlinge und das Fett.
Wir können lange darüber spekulieren, woher er das hat. Das Naheliegendste ist, dass er versucht hat, dem Opfer, das Gott ihm vorgemacht hat, möglichst nahezukommen. Er hatte verstanden, dass Gott einmal, als es darum ging, Sünde zu bedecken, Tiere getötet hat – und das wollte er nachahmen.
Überall dort, wo wir durch unser Leben Opfer bringen, die Gott gefallen, wo wir uns ernstlich bemühen und darüber nachdenken, wie das, was wir einsetzen, wirklich zu Gott passt, da sind wir Menschen wie Abel – Menschen mit einer Sehnsucht nach Gott. Und letztlich kommt dadurch sein Glaube zum Ausdruck.
Der Zweite, den ich euch vorstellen möchte, ist Henoch, ein Mann, der eine geistliche Entscheidung trifft.
1. Mose 5,22 und 24 zeigt uns, was Henoch besonders auszeichnet. Dort steht zweimal: „Und Henoch wandelte mit Gott.“ Was nicht da steht, ist das „Warum?“ Es wird einfach zweimal wiederholt. Der Text gibt keinen Hinweis darauf, dass ein besonderer Druck dahinterstand. Er sagt auch nichts darüber, dass Gott ihm etwas dafür versprochen hätte. Es steht einfach nur: Henoch wandelte mit Gott.
Wenn du dich fragst, warum er das getan hat, dann lässt die Bibel tatsächlich nur eine einzige Erklärung zu. Diese Erklärung lautet: Henoch wollte das.
In Amos 3,3 heißt es: „Wandeln wohl zwei miteinander, es sei denn, dass sie übereingekommen sind?“ Nehmen wir an, du siehst mich mit Bärbel irgendwo auf den Bukower Feldern spazieren gehen. Dann kannst du davon ausgehen, dass es kein Zufall ist, dass wir nebeneinander laufen. Wahrscheinlich haben wir uns vorher gesagt: „Komm, lass uns doch mal spazieren gehen.“ Wir sind also übereingekommen, miteinander zu wandeln.
Wenn du Henoch und Gott miteinander gehen siehst, kannst du sicher sein, dass sie das auch wollten. Henoch hatte eine Entscheidung getroffen. Er wollte mit Gott wandeln.
Noch etwas: Es heißt nicht, Gott wandelte mit Henoch. Das würde bedeuten, Henoch schießt irgendwo vorneweg und Gott läuft hinterher. Nein, es ist gerade umgekehrt. Henoch ging mit Gott.
Sein Name, der so viel bedeutet wie „eingeweiht“ oder „geweiht“, also an eine Sache hingegeben, bringt das ebenfalls zum Ausdruck. Sein Leben war ein Leben der Hingabe und Weihe. Damit gleicht er dem Mann, der gesagt hat: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe.“
Henoch ist ein Mann, der eine geistliche Entscheidung trifft.
Noah ist, zumindest aus Sicht des Neuen Testaments, der Mann der geistlichen Erneuerung. Wenn wir über ihn nachdenken, fällt uns sofort ein wichtiger Punkt auf: die Errettung. Es gab das Gericht, die Flut, und Gott hatte ihn gerettet. Mit 1. Petrus 3 können wir sogar sagen, dass er durchs Wasser hindurch gerettet wurde.
Mit Noah beginnt etwas Neues auf der Erde. Er ist auch einer, der mit Gott lebte. Man kann das auch so übersetzen, dass er beständig mit Gott ging (1. Mose 6,9). Damit ist er ähnlich wie Henoch, der ebenfalls mit Gott lebte. Doch der Schwerpunkt von Noahs Leben liegt nicht auf der Entrückung, sondern darauf, dass Gott mit ihm einen Neuanfang startet.
Wenn man das Leben Noahs Revue passieren lässt, sieht man Folgendes: Im ersten Buch Mose, Kapitel 6, fällt Noah eine Entscheidung. Er will mit Gott leben und Dinge tun, die ihn von der Welt abgrenzen. Er steht zu seiner moralischen Entscheidung, obwohl die Welt um ihn herum genau das Gegenteil tut.
In Kapitel 7 beginnt dann die Trennung von der Welt, als er sich in der Arche einschließt und durch das Wasser geht. Dabei stellt sich die Frage: Kann es sein, dass die Erneuerung, die wir erleben, vielleicht auch in Christus und durch das Wasserbad im Wort geschieht? Ist das möglicherweise der Weg, wie wir eine alte Welt hinter uns lassen?
In den Kapiteln 8 und 9 sehen wir Noah, der in ein neues Leben startet. Das Leben Noahs, so wie es uns geschildert wird, ist ein Leben der Erneuerung. Etwas Neues beginnt.
Deshalb betont Abel das Verlangen, Henoch die Entscheidung und Noah die Erneuerung, die sich durch ein Leben zieht, das mit Gott leben will.
Und die nächsten vier – Abraham, Isaak, Jakob und Joseph – zeigen uns bestimmte Aspekte eines erneuerten Lebens. Jeder für sich reicht nicht aus; wir sind wieder bei dieser Typologie. Jeder einzelne kann nur einen Aspekt zeigen, aber zusammengenommen geben sie uns ein lebendiges Bild davon, was das neue Leben zu bieten hat.
Abraham ist ganz einfach, oder? Das erneuerte Leben ist ein Leben des Glaubens. Es gibt keinen Punkt, der bei Abraham deutlicher herauskommt. Er ist das herausragende Beispiel für ein Leben aus Glauben.
Er ist der Mann, der im Glauben vorangeht, der der Führung Gottes vertraut, der die göttlichen Verheißungen für wahr hält. Er ist derjenige, der göttlichen Segen empfängt, der hart geprüft wird – keine Frage. Obwohl sein Leben nicht makellos ist – ihr erinnert euch daran, dass seine Frau zweimal beinahe einen anderen geheiratet hätte, weil er sich nicht traute zuzugeben, dass es seine Frau ist – sagt die Bibel über ihn:
Erstens, er ist gerecht. In 1. Mose 15,6 heißt es: „Und er glaubte dem Herrn, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.“ An anderer Stelle wird er sogar als Freund Gottes bezeichnet.
Abraham ist der Mann, der das erneuerte Leben als ein Leben des Glaubens darstellt.
Man kann sich nun fragen: Was kann Isaak da noch hinzufügen? Isaak zeigt uns das erneuerte Leben aus einer ganz anderen Perspektive.
Wenn ihr darüber nachdenkt, wie wird Isaak dargestellt? Was ist das Besondere an Isaak? Wenn ihr an Isaak denkt, was fällt euch sofort ein? Seine Existenz ist ein Wunder. Ja, seine Existenz ist tatsächlich ein Wunder.
Vieles bei Isaak dreht sich darum, dass er als Sohn etwas ganz Besonderes ist. Gott hatte seine Geburt vorhergesagt. Biologisch gesehen war sie eigentlich doppelt unmöglich. Er ist das einzige Kind seiner Mutter, der ersehnte Erbe seines Vaters. In ihm sollen die Verheißungen Gottes verwirklicht werden, und für ihn wurde eine ganz besondere Braut ausgewählt.
Isaak zeigt uns das erneuerte Leben als ein Leben in der Sohnschaft. Was ich damit meine, ist Folgendes: An Isaak sehen wir etwas über die Fürsorge Gottes im Leben des Gläubigen. Wenn Isaak Schwierigkeiten hat und seine Feinde zu ihm kommen, bringen diese ihn dazu, in 1. Mose 26,28 zu sagen: „Wir haben deutlich gesehen, dass der Herr mit dir ist.“ Kurz darauf sagen sie: „Du bist nun einmal ein gesegneter Herr.“
Aha, der Sohn ist jemand, der vom Vater gesegnet ist – hier bleibt die Rede vom Vater im Himmel. Fürsorge und Geborgenheit sind das Vorrecht der Söhne Gottes.
Doch wie wird man so ein Sohn? Im Galaterbrief heißt es in Kapitel 3, Vers 26: „Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus.“
Ich hoffe, dass dein Leben mit Gott – so wie bei Abraham – ein Leben des Glaubens ist. Aber ich hoffe auch, dass es wie bei Isaak ein Leben der Sohnschaft und der Fürsorge ist. Dass du etwas davon merkst, dass Gott in deinem Leben darauf aus ist, dich zu segnen, dich zu begleiten, dich zu beschützen und bei dir zu sein.
Aber das bedeutet keine Faulheit. Das erneuerte Leben ist – und das zeigt uns auch Jakob – ein Leben des Dienstes.
Man kann Jakob nicht vorwerfen, dass er in seinem Leben nicht genug gearbeitet hätte. Wenn ihr an Jakob denkt, denkt ihr sofort an vierzehn Jahre – zack. In Wirklichkeit waren es sogar noch ein paar mehr. Aber ihr verbindet mit ihm vor allem Arbeit.
Ich gebe zu, dass seine Methoden nicht immer sehr konventionell waren. Sein Name „Fersenhalter“ oder „Betrüger“ hat ihm manches Mal alle Ehre gemacht. Trotzdem war es gerade der Dienst und die Arbeit, die Gott in seinem Leben benutzt hat, um ihn zu formen und zu prägen.
Jakob ist derjenige, der am Pnuel, wo Gott mit ihm ringt, genau an dieser Stelle getroffen wird. Gott rührt ihn an, und bevor aus Jakob, dem Fersenhalter, Israel, dem Kämpfer Gottes, wird, muss Gott ihm etwas nehmen: seine körperliche Kraft.
Da ist einer, der arbeiten kann und aus eigener Kraft etwas bewegen kann. Doch Gott möchte ihn haben. Bevor Jakob an dem Punkt kommt, an dem er sagt: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich zuerst“, muss Gott ihm an dieser Stelle seine Dienstfähigkeit beeinträchtigen.
Dabei ist Jakob gar nicht so schlecht, wie man immer denkt. Jakob wurde schon mal in einem Vortrag als „feige Ratte“ oder so bezeichnet. Ich gehe inzwischen nicht mehr mit, wenn ich ganz ehrlich bin, weil ich gemerkt habe, dass es in seinem Leben manchen guten geistlichen Ansatz gibt.
Wenn ihr nachdenkt, werden euch auch einige Dinge einfallen. Er ist derjenige, der das Thema Erstgeburtsrecht richtig beurteilt, oder? Er hat ein Interesse am Segen Gottes. Sein Bruder Esau ist da etwas einfältiger im Umgang mit dem Thema.
Oder denken wir daran, als Gott ihm im Schlaf in Bethel erscheint und ihm fünf Verheißungen gibt. Klingelingeling – Seminaraufgabe? Nein, Klingelingeling – Frage: War das sogar ein angemessener Umgang mit der Erscheinung Gottes? Jakob fürchtete sich und sagte: „Wie furchtbar ist diese Stätte!“ Kurz darauf legte Jakob ein Gelübde ab.
Und als Laban ihn verklagt, da antwortet Jakob in 1. Mose 31,14: „20 Jahre bin ich nun in deinem Haus gewesen, 14 Jahre habe ich dir für deine beiden Töchter gedient und sechs Jahre für deine Herde. Und du hast meinen Lohn zehnmal verändert. Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks, für mich gewesen wäre, gewiss, du hättest mich jetzt mit leeren Händen entlassen.“
Da steckt schon etwas Geistliches in diesem Mann drin. Das heißt nicht, dass Gott ihn einfach so bekommen hätte. Er war keine Memme, die man einfach ein bisschen zieht und dann passiert etwas.
Aber er ist derjenige, der eines deutlich macht: Erneuertes Leben ist ein Leben des Dienstes. Gott wird den Dienst gebrauchen, um dich zu formen. Wenn du vielleicht ein bisschen mehr dem Jakob gleichst und noch nicht so richtig der Israel bist, dann könnte es sein, dass Arbeit auch ihren Teil dazu beiträgt.
Und der Letzte, Joseph...
Na ja, Joseph ist schon eine herausragende Persönlichkeit. Niemand wird im ersten Buch Mose ausführlicher beschrieben als Joseph. Und es gibt niemanden, der wie Joseph kein einziges Wort der Zurechtweisung erhält.
Joseph geht sehr erfolgreich aus seiner Geschichte hervor. Er führt ein Leben, das von Leiden und Verherrlichung geprägt ist. Wenn man so will, ist er derjenige, der ein Leben wie Abraham im Glauben führt. Er hat die Sohnschaft erfahren, dient, und doch geht es bei ihm noch einen Schritt weiter.
Damit meine ich nicht nur, dass er Leiden erduldet, sondern dass er durch die Leiden und in den Leiden uns etwas zeigt, das absolut einzigartig ist. Ich würde sagen, Joseph ist der Überwinder – und zwar im doppelten Sinne.
Einerseits ist er derjenige, der das Fleisch überwindet. Das wird deutlich in der Geschichte, als die Frau des Potiphar ihn sexuell verführen will. Er sagt klar Nein und macht nicht mit. Während manch anderer vielleicht nachgegeben hätte – einige seiner Vorfahren waren in solchen Dingen sehr nachlässig – bleibt Joseph ganz treu. Er überwindet das Fleisch und die Lust.
Andererseits ist er derjenige, der über Ägypten regiert. Wenn man Ägypten betrachtet, sieht man ein Land, das seinem Urgroßvater Abraham zum Verhängnis wurde. Abraham war dort und behauptete, Sara sei nicht seine Frau. Gott selbst verbietet Isaak, nach Ägypten zu ziehen, weil das einfach viel zu gefährlich für ihn gewesen wäre.
Nun sehen wir einen Mann, der über Ägypten herrscht. Ägypten ist in der Bibel ein Bild für die Welt um uns herum – eine Welt, die Menschen sich aufrichten, um ohne Gott zurechtzukommen. Eine Welt, die uns versklavt hat, aus der nicht nur Israel errettet wurde, sondern auch wir.
Hier aber haben wir einen Mann, der in Ägypten lebt und über Ägypten regiert. Er hat die Lage unter Kontrolle.
Joseph ist ein Mann, den man gut mit Philipper 3,10 beschreiben kann. Dort wird dem Gläubigen gesagt, dass er in der Kraft der Auferstehung und in der Gemeinschaft der Leiden Christi lebt.
Das erneuerte Leben ist ein Leben des Glaubens wie bei Abraham, ein Leben der Sohnschaft, illustriert durch Isaak, ein Leben des Dienstes wie bei Jakob – und das dürfen wir nicht vergessen – ein Leben des Leidens und schließlich auch der Verherrlichung. Denn genau das erfahren wir auch in unserem Leben.
Und ich denke, es ist ganz einfach, wenn man jetzt alle sieben zusammenfasst, die Entwicklung zu sehen.
Es fängt im Leben eines Menschen an, mit seiner Sehnsucht nach Gott. Er möchte Gott das bringen, was Gott gefällt, so wie Abel. Jeder von uns hat hoffentlich eine Entscheidung für Gott getroffen. Er sagt Ja, ich will mit Gott wandeln. Das ist Henoch.
Dann erlebt er eine Erneuerung, einen Neuanfang, ähnlich wie bei Noah. Nicht genau so wie bei Noah, aber eine Erneuerung muss da sein.
Danach starten wir in ein erneuertes Leben. Dort bringt uns Gott die Dinge bei, die wir lernen müssen. Das kann manchmal eine Erfahrung sein wie bei Moria, eine Glaubensprüfung. Du fragst dich: Das kann doch einfach nicht wahr sein! Gott möchte wissen, wie viel Glauben wirklich in deinem Leben vorhanden ist.
Es kann aber auch sein, dass du Zeiten erlebst, in denen du dich einfach nur super gut fühlst und merkst, wie Gott sich um dich kümmert. Es kann sein, dass es viel zu tun gibt.
Manchmal denkst du vielleicht: Warum schlägt Gott mich an dieser Stelle? Warum beeinträchtigt Gott mich? Warum lässt Gott zu, dass in meinem Leben Dinge nicht so laufen? Warum lässt Gott einen Laban zu? Was soll das? Warum wache ich morgens auf und habe die falsche Frau geheiratet?
Wir können etwas darüber lernen, durch Leid hindurch erhoben zu werden. Aus dem Leiden heraus können wir die innere Verbundenheit mit Gott ziehen. Diese Verbundenheit ermöglicht es uns, über unser Fleisch und über die Welt zu regieren. Und das ist unser Auftrag.
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