Ich freue mich, dass ich mit euch eine neue Reihe starten darf. Warum diese Reihe? Dafür gibt es drei Gründe, die ich euch vorstellen möchte.
Auslöser für diese Reihe war das sogenannte Young Leader Programm und der Wunsch von uns Leitern – Markus Goerke und mir – den Teilnehmern einen Ordnungsrahmen für die Beurteilung ihres geistlichen Lebens aufzuzeigen. Wenn der Herr Jesus sagt: „Habt Salz in euch selbst“, dann ist Salz an dieser Stelle, wie in Markus Kapitel 9, ein Bild für Gericht. Salz in uns selbst steht für die Fähigkeit, mich selbst zu beurteilen, mich im positiven Sinn selbst zu richten.
Darum geht es in dieser Reihe ein Stück weit. Es ist gut, sich selbst zu beurteilen. Paulus sagt einmal: „Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk.“ Das ist etwas wirklich Gutes, auf sich selbst zu schauen. Und es ist nicht nur gut, sondern etwas, das wir regelmäßig tun sollten.
Die Frage war: Wie kann ich mein geistliches Leben beurteilen? Gibt es so etwas wie eine Checkliste? Meiner Meinung nach gibt es diese tatsächlich in der Bibel. Am Anfang des Young Leader Programms wollten wir den Teilnehmern genau diesen Ordnungsrahmen mitgeben.
Während ich die Vorbereitung dafür machte, dachte ich: „Na ja, jetzt hast du hier in einer halben bis dreiviertel Stunde den Leuten alles erklärt, aber da steckt so viel Substanz dahinter, dass man eigentlich viel mehr daraus machen müsste.“ Ihr werdet merken, dass diese Reihe weder langweilig noch unpraktisch wird. Das war so der erste Eindruck.
Warum diese Reihe? Zweiter Punkt: Wenn wir glauben, dass wir aus Gnade leben – ich hoffe, das glauben wir alle –, dann leben wir tatsächlich aus Gnade. Glauben wir dann nicht auch, dass die Sünde in unserem Leben nie das letzte Wort hat? Ihr müsstet jetzt zustimmend nicken. Falls euch nicht ganz klar ist, warum das so ist, erkläre ich es euch irgendwann mal.
Wer sagt: „Ich lebe aus Gnade“, der meint damit, dass in seinem Leben Gnade herrscht und nicht mehr die Sünde. Das bedeutet, Gottes Ja und Amen zu meinem Leben führt dazu, dass ich mich in der Kraft des Heiligen Geistes auf eine Abenteuerreise begebe. Auf dieser Reise will ich immer mehr so werden wie der Herr Jesus.
Das ist etwas, was schon sehr oft gepredigt wurde: Christen sind dazu berufen, so zu werden wie der Herr Jesus. Aber ich höre oft: „Ich erlebe doch schmerzhaft, dass dem nicht immer so ist.“
Wir haben einerseits eine Verheißung. In 2. Korinther 3,18 heißt es: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“
Das ist die Verheißung. Sie besagt, dass wir Jesus anschauen. Dieses Anschauen hat etwas Aktives, vom Wortsinn her. Es geht darum, dass wir ihn reflektieren, seinen Charakter betrachten. Und dadurch werden wir Stück für Stück verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, in sein Bild.
Das ist die Verheißung, das ist der Wunsch. Die Realität sieht manchmal anders aus. Vor einigen Wochen hat beispielsweise eine ältere Schwester in unserem Hauskreis ganz ehrlich zugegeben, dass sie im Blick auf manche Sünden eigentlich schon fast aufgegeben hat.
Das fand ich sehr schade, denn das muss nicht so sein. Aber es ist eine Realität, dass gerade ältere Geschwister an einem bestimmten Punkt nicht mehr so richtig weiterkommen. Vielleicht liegt das daran, dass die vergangenen Jahre so waren, dass sie sich nicht mehr weiterentwickelt haben.
Manchmal liegt es einfach daran, dass sie nicht wissen, wie es weitergeht. Das kennen wir doch aus vielen Bereichen, oder? Wenn man sich weiterentwickeln will, muss man wissen, wie es geht. Wenn dir niemand sagt, wie es geht, kommst du auch nicht weiter.
Du hast so einen Anlauf. Wenn dir niemand sagt, wie Klavierspielen funktioniert, kommst du bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn du nicht weißt, wie man Schokocookies backt, dann kommst du auch nur bis zu einem gewissen Grad. Es kann schon schmecken, aber der Durchbruch zu den echten Schokocookies – ihr kennt sie sicher –, bei denen im Mund diese Schokoexplosion kommt und dann etwas Warmes, Weiches, Schokoladiges auf der Zunge zerläuft – diesen Durchbruch schaffst du alleine nicht. Da musst du wissen, wie es geht.
So ist es auch im geistlichen Leben. Manchmal ist es wichtig, dass jemand einem sagt, wie es geht. Deshalb soll diese Reihe euch an dieser Stelle etwas kompetent machen. Sei es auch nur für den Fall, dass euch mal jemand fragt: „Wie machst du das eigentlich?“
Es gibt Veränderungen, es gibt geistliche Reife, es gibt das Überwinden von Sünde, all das gibt es. Und wir dürfen dranbleiben, wir dürfen wissen, wie es geht, und wir dürfen die dahinterstehende Dynamik begreifen und dann umsetzen.
Der erste Punkt war dieser „Young Leader“, dieser Ordnungsrahmen. Der zweite Punkt ist ein Stück dieses Wunsches, euch zu qualifizieren, damit ihr euer eigenes geistliches Leben einfach voranbringt.
Ein dritter Punkt, den ich Heilsgewissheit oder Heilssicherheit nenne. Die Frage dabei ist: Woher weiß ich, dass ich ewiges Leben habe und geistlich sicher bin?
Ich muss jetzt etwas sagen: Ich weiß gar nicht genau, was dabei herauskommt, wenn ich die nächste halbe Seite meines Skripts gepredigt habe. Vielleicht bekomme ich dann ein Gespräch mit den Leitern, ich muss mal sehen. Fakt ist aber, wenn es um meine persönlichen theologischen Positionen geht, bin ich in den Augen vieler Christen ein komischer Kauz. Das liegt daran, dass ich mich nur sehr schwer in eine Schublade stecken lasse.
Wenn ich irgendwo neu auftauche, wollen die Leute immer wissen: Was für einer bist du? Wie denkst du so? Das ist ganz schwierig. Dann gibt es die Standardfragen, die man gestellt bekommt, auf die man eine Standardantwort geben soll. Eine dieser Standardfragen lautet: Glaubst du daran, dass ein Gläubiger wieder verloren gehen kann?
Meine beständige, leider nicht so zufriedenstellende Antwort darauf lautet: Jein. Ja, ich glaube daran, dass Gottes Liebe bedingungslos ist, dass sie wirklich jeden einschließt. Ich glaube aber auch, dass geistliches Leben, wenn es gelingen soll und ankommen soll, an Bedingungen geknüpft ist.
Also: Gottes Liebe ist bedingungslos, aber ich glaube nicht, dass Errettung bedingungslos ist. Es gibt da ein paar Dinge, die wir tun müssen, um die Errettung zu erreichen und am Ziel unserer Errettung anzukommen.
Ich habe mal drei Beispiele mitgebracht, damit ihr eine Idee bekommt, woran ich da denke.
Erstens: Wir dürfen nicht aus der Gnade fallen. Wenn jemand anfängt, seine Errettung wieder selbst verdienen zu wollen – wodurch auch immer, das kann sehr religiös geprägt sein – dann fangen wir plötzlich an, im Galaterbrief darüber nachzudenken, ob wir uns beschneiden lassen sollten, den Sabbat halten, Speisegebote beachten oder Feste feiern müssen. In dem Moment, wo ich damit anfange, habe ich ein riesiges Problem.
Zweitens: Ich darf meine Zuversicht auf die Ewigkeit nicht wegwerfen. Im Hebräerbrief heißt es: Werft eure Zuversicht nicht weg. Ich muss ausharren und leben, sonst werde ich die Verheißung nicht erben.
Drittens: Ich muss aufpassen, dass ich nicht auf Irrlehrer hereinfalle. Das wäre dann zwar ein Beleg aus dem Timotheusbrief. Irrlehrer mit ihren dämonisch inspirierten Theologien, die da verbreitet werden, sind in der Lage, einen Glauben zu zerstören, sagt die Bibel. Darauf muss man aufpassen.
Wenn ich also Selbstgerechtigkeit, Mutlosigkeit oder Irrglauben in meinem Leben finde, muss ich extrem vorsichtig sein. Das sind echte Gefahren.
Von daher sage ich: Gott liebt wirklich jeden, will jeden erreichen und lädt jeden ein. Aber wenn ich als Christ lebe, dann muss ich das mit einem sehr wachen Sinn tun. Das ist keine ungefährliche Sache. Jesus würde an anderer Stelle sagen: Es ist ein schmaler, ein bedrängter Weg. Da wird man so ein bisschen eingeengt. Das ist nichts, wo man einfach nur so durchläuft.
Und jetzt könnte jemand sagen: „Aber Jürgen, dann gibt es doch in deinem Denken keine Heilssicherheit, wenn du das so formulierst. Wenn dich jemand fragt, ob ein Gläubiger wieder verloren gehen kann, dann sag doch nicht Jein, sondern sag doch Nein.“
Aber das will ich nicht sagen, und zwar aus einem einfachen Grund: Ich glaube nämlich an Heilssicherheit. Ich glaube wirklich daran.
Ich denke, dass es Dinge gibt, die man nicht tun darf, richtig. Aber ich denke auch, dass es ganz einfach ist, diese Dinge nicht zu tun. Oder um es noch ein bisschen klarer zu sagen: All das, was ich nicht tun darf, hat immer mit einer und derselben Sache zu tun. Ich höre auf, dem guten Hirten zu folgen. Das ist immer das Gleiche.
Ich höre auf, dem guten Hirten zu folgen. Der Selbstgerechte folgt nicht mehr Jesus, der Mutlose folgt nicht mehr Jesus, der Irrlehrer folgt nicht mehr Jesus. Und das Einzige, was ich im geistlichen Leben tun muss, ist: Ich muss mich weigern, auf irgendetwas anderes zu hören als allein auf Jesus.
Ich weiß, das klingt ganz banal, aber das ist Christsein. Wenn du sicherstellen willst im geistlichen Leben, dass du definitiv am Ziel ankommst, gebe ich dir jetzt den ultimativen Simpletrick. Das ist der Tipp, der immer funktioniert: Höre auf Jesus.
Jetzt wirst du dir fragen, warum ich hierher gefahren bin, um dir das zu sagen. Es ist so einfach. Wenn du sicher gehen willst, dass du am Ziel ankommst, gibt es genau eine Sache: Du musst auf Jesus hören und ihm folgen. So einfach.
Und bevor ich euch das zeige, dass das auch in der Bibel steht, vielleicht vorneweg die Frage: Wovor hat Paulus Angst, wenn er seine Schäfchen in Korinth sieht? Da heißt es in 2. Korinther 11,3:
„Ich fürchte aber, dass, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so vielleicht euer Sinn, euer Denken von der Einfalt und der Lauterkeit Christus gegenüber abgewandt und verdorben wird.“
Schöner Vers. Also, ich fürchte, dass euer Denken eine falsche Richtung bekommt, weg von Einfalt und Lauterkeit Christus gegenüber.
Jetzt sind Einfalt und Lauterkeit ganz komische Begriffe, die habt ihr wahrscheinlich noch nie verwendet. Und doch sind das ganz wichtige Begriffe. Ich muss mit Jesus einfältig und lauter umgehen.
Was ist der Einfältige? Der Einfältige ist nicht der Dumme, sondern der, der aufrichtig ist, ein bisschen schlicht, geradlinig, der ohne Hintergedanken lebt.
Und mit der Lauterkeit – ja, Lauterkeit beschreibt Echtheit, Wahrheit, Reinheit der Gedanken. Das heißt, es gibt einen schlichten, ehrlichen Umgang mit Jesus.
Paulus sagt: Ich habe ein bisschen Bammel, dass das bei euch so ist, wie die Schlange Eva verführt hat, nämlich durch ihre List. Dass irgendetwas in eurem Leben euch davon abgebracht hat, auf diese simple, einfache, unkomplizierte, ehrliche Weise mit dem Herrn Jesus umzugehen.
Das, was Jesus möchte, ist so simpel: Er möchte einfach Herr in meinem Leben sein, und er möchte, dass ich ihm einfach folge – so ohne Hintergedanken, ohne Scheinheiligkeit, ohne Show. Einfach nur, weil ich weiß, wohin ich gehöre, weil ich weiß, wem ich gefallen will.
Und dieses simple Denken, dieses so ultra banale „Ich folge Jesus“, das dürfen wir einfach nicht mehr verlieren. Denn solange ich auf diese Weise an Jesus glaube, glaube daran, dass Jesus wirklich mein Ein und Alles ist, dass er mir wirklich alles sagen darf und ich ihm gerne folge, so lange bin ich hundert Prozent sicher.
Und jetzt merkt ihr schon: Es gibt für mich Heilssicherheit, wirklich. Ich glaube daran, dass ich hundert Prozent sicher bin.
Aber Heilssicherheit ist für mich nicht eine Frage von Bekehrung, von irgendeinem Moment in der Vergangenheit, sondern Heilssicherheit ist eine Sache der Beziehung heute.
Ich mache meine Sicherheit im Glauben nicht an einem Ritualfest oder an einer Kirchenzugehörigkeit fest, nicht an irgendwelchen mystischen oder sonst wie wundersamen Erfahrungen, nicht an theologischen Kenntnissen oder sonst irgendetwas.
Sondern ich sage: Heilssicherheit ist eine Frage der Beziehung, etwas, was heute erlebt werden kann und heute auch genossen werden darf. Das ist etwas für heute. Es gibt sie, so wie der Herr Jesus das formuliert.
Jetzt werdet ihr merken, woher ich mit meinen Gedanken komme. Ich bin nämlich jemand, der auf sehr einfache Weise genau das tut, was Jesus sagt. Ganz ehrlich: Mein Glaube ist eigentlich ganz simpel. Er wirkt nicht immer so super simpel, das weiß ich, aber im Grunde schlage ich meine Bibel auf, lese, was Jesus gesagt hat, versuche es zu verstehen und lebe es dann.
Solange du das tust – aber jetzt erst noch mal die Verse aus Johannes 10, Verse 27-29:
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verloren gehen. Niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“
Schön, oder? Und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.
Du möchtest sicher sein? Mein Tipp: „Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir.“ Macht das, macht das und hört einfach nicht damit auf. Und schon hast du es. Das ist die Botschaft.
Wenn du sagst: „Ich wünsche mir Sicherheit in meinem geistlichen Leben“, darum geht es. Aber ihr müsst die Dynamik dahinter verstehen. Die Schafe hören die Stimme des guten Hirten jeden Tag neu und folgen ihm Schritt für Schritt. Dann werden sie gekannt und sind sicher. Und es gibt wirklich keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
Und es kommt noch besser: Ich kann die Echtheit meiner Errettung erkennen. Gut, oder?
Damit möchte ich mich jetzt langsam dem Text nähern, der im Zentrum der ganzen Reihe stehen wird. Wir werden uns mit dem Text, den ich euch am Ende vorstelle, acht Vorträge lang beschäftigen.
Wir fangen aber jetzt erst mal langsam an mit 2. Petrus 1,10. Da heißt es nämlich:
„Darum, Geschwister, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen, denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.“
Ich lese den Vers noch einmal vor:
„Darum, Geschwister, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen, denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.“
Das ist eine Aufforderung: Mache deine Berufung und Erwählung fest. Und die Folge: Wenn du das tust, wirst du niemals straucheln.
Achtung: Straucheln ist hier bildhaft zu verstehen, das habt ihr euch wahrscheinlich schon gedacht. Straucheln heißt so viel wie hinfallen. Einer, der strauchelt, stolpert über seine eigenen Füße, ist irgendwie noch in der Luft, aber man weiß nicht mehr lange.
Hier geht es darum, hinzufallen im Blick auf meinen Wandel mit Gott, geistlich straucheln, geistlich aus dem Tritt kommen. Petrus sagt, es gibt da ein paar Dinge, und wenn ihr diese tut, wird euch das nie passieren. Das geht gar nicht.
Kurz zur Aufforderung: Befleistigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Wenn man das liest, ist es wichtig, sprachlich eine Sache zu verstehen.
Ich kann Gottes Berufung und Erwählung meiner Person – was auch immer das im Detail sein mag – nicht fester machen, als sie schon ist. Ist das klar? Wenn Gott sagt: „Ich will dich“, dann kann ich mich anstrengen, wie ich will, er will mich nicht mehr oder weniger. Er mochte mich schon hundertprozentig, als ich noch Sünder war. Von daher kann das nicht gemeint sein.
Die Frage ist: Was ist dann gemeint? Wenn man das einmal begriffen hat, erkennt man, dass ich die Berufung und Erwählung Gottes meiner Person nicht fester machen kann. Ich muss verstehen, dass man das Verb auch anders übersetzen kann. Im Griechischen ist das manchmal möglich. Es geht dann nicht darum, dass ein anderer etwas festmacht, sondern dass ich etwas für mich festmache.
Es geht darum, dass ich für mich festmache, dass ich berufen und erwählt bin. Im Sinne von: Ich darf, wenn ich bestimmte Dinge tue, wissen und erleben, dass ich das für mich festmachen kann – nämlich, dass ich wirklich Christ bin. Das hat nichts damit zu tun, dass ich jetzt sündlos werde. Bitte, das möchte ich an keiner Stelle so verstanden wissen. Wir sollen jeden Tag unsere Sünden bekennen. Das gehört einfach zum Alltag eines Christen dazu.
Du machst deine Erwählung und Berufung für dich nicht dadurch fest, dass du plötzlich sündlos lebst – das wirst du nie. Und doch muss es eine Realität geben, wo Petrus sagt: Wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind, dann machen sie, dass ihr niemals strauchelt, dann machen sie, dass euer geistliches Leben nie aus dem Tritt kommt, und dann machen sie, dass ihr ans Ziel kommen werdet.
Die Frage lautet: Welche Dinge muss ich tun, um meine eigene Berufung und Erwählung zu erleben? Wenn ich etwas für mich festmache, dann erlebe ich das. Was muss ich tun, um mein geistliches Leben so zu leben, dass ich null Angst habe, jemals in meinem Leben geistlichen Schiffbruch zu erleiden?
Das ist die Frage. Es sind Dinge, und wir arbeiten uns im Text jetzt langsam zurück. Es sind Dinge, die damit zu tun haben, dass ich den Herrn Jesus immer besser kennenlerne und verstehe.
Jetzt springen wir mal zwei Verse zurück zu 2. Petrus 1,8. Dort heißt es:
„Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie euch im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtlos sein.“
Ich habe euch bisher noch nicht gesagt, welche Dinge das genau sind. Wenn ihr neugierig seid, bleibt dran, es kommt noch, ich verspreche es euch. Es entsteht eine Spannung, die im Raum stehen bleiben soll: Was ist das denn?
Wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, dann bewirken sie, dass ihr im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtlos seid. Ihr wisst noch nicht, was diese Dinge genau sind, aber ihr wisst jetzt, was sie bewirken, wenn sie da sind und wachsen. Sie befähigen uns dazu, den Herrn Jesus Christus zu erkennen.
Vielleicht denkt ihr jetzt, das klingt ganz harmlos: „Erkennen.“ Ich möchte euch sagen, dass das, was hier steht – den Herrn Jesus Christus zu erkennen – nicht nur der Inbegriff von ewigem Leben ist, sondern der absolute Hammer. Denn alles, was du im Leben brauchst – für dein natürliches Leben und für dein Leben mit Gott – bekommst du in dem Moment, in dem du den Herrn Jesus erkennst.
In 2. Petrus 1,3 steht: „Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat.“ Gottseligkeit oder Gottesfurcht bzw. Frömmigkeit (je nach Übersetzung) steht hier für mein Leben mit Gott. Das bedeutet: Sowohl für das natürliche Leben, das du so lebst, als auch für dein Leben mit Gott hat Gottes göttliche Kraft uns alles geschenkt.
Weiter heißt es in 2. Petrus 1,3: „Durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat, durch seine eigene Herrlichkeit und Tugend.“ Und das ist niemand anderes als der Herr Jesus. Er hat dich durch seine Herrlichkeit, seinen Charakter und seine Ausstrahlung sowie durch seine Tugend berufen. Er war bereit, für dich zu leiden und ans Kreuz zu gehen. Dadurch hat er dich berufen.
Ihn zu erkennen heißt, dass du alles im Leben hast, was du brauchst. Vielleicht dachtest du, du brauchst etwas anderes: Gesundheit, ein vernünftiges Aktienportfolio oder mehr Know-how in irgendwas. Nein! Das, was du wirklich im Leben brauchst, ist die Erkenntnis Christi. Jesus zu erkennen heißt, alles zum Leben und zum Leben mit Gott zu haben, was du brauchst. Ich erkenne Jesus, und mein Leben kann gelingen, einfach deshalb, weil mir nichts fehlt.
Zurück zu Vers 8: „Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie euch im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtlos sein.“
Das bedeutet, es gibt Aspekte deines geistlichen Lebens, die da sein sollen und in deinem Leben immer weiter wachsen sollen. Da kannst du auch einen Achtzig- oder Neunzigjährigen fragen: „Ist das noch am Wachsen?“ Und er müsste sagen: „Ja, das geht noch, da ist noch was am Werden.“ Darum geht es.
Wenn diese Dinge zunehmen, sorgen sie dafür, dass ich den Herrn Jesus immer besser verstehe. Und egal, wie tief ihr jetzt schon eingeschlafen seid, weil euch das Thema nicht interessiert – jetzt müsst ihr für eine Minute wach werden. Denn jetzt kommt der wichtigste Satz der ganzen Predigt. Trommelwirbel …
Okay, ihr habt das verstanden. Ich sage ihn zweimal: Die Person des Herrn Jesus erkenne ich nicht dadurch, dass ich Daten über ihn sammle, sondern indem ich ihn als Person imitiere.
Ich lasse das kurz sacken und wiederhole den Satz: Die Person des Herrn Jesus erkenne ich nicht dadurch, dass ich Daten über ihn sammle, sondern indem ich ihn als Person imitiere.
Die große Gefahr bei dem Wort „Christus-Erkenntnis“ besteht darin, dass wir denken, es gehe darum, Fakten zu sammeln. Ihr werdet sehen, darum geht es überhaupt nicht.
Und bei den Dingen, die in deinem Leben vorhanden sein müssen und zunehmen sollen, damit du immer mehr den Herrn Jesus erkennst, handelt es sich um Dinge, die dich dem Herrn Jesus immer ähnlicher machen.
Oder um es ganz knapp zu sagen: Ich werde den Herrn Jesus erkennen, dessen Charakter geprägt ist von Glauben, Tugendhaftigkeit, Wissen, Disziplin und Standhaftigkeit, von Frömmigkeit, von einer tiefen Liebe zu seinen Geschwistern und auch zu allen Menschen.
Ich werde ihn umso mehr erkennen, die Person, und umso tiefer begreifen, wie er denkt und tickt, je mehr diese Dinge sich nicht nur in seinem Charakter finden, sondern auch in meinem.
Darum geht es. Christus-Erkenntnis hat immer damit zu tun, dass der Charakter Jesu sich in mir widerspiegelt. Und dadurch erkenne ich ihn.
Warum? Die Person des Herrn Jesus erkenne ich nicht dadurch, dass ich Daten über ihn sammle, sondern indem ich ihn als Person imitiere.
Zurück zu 2. Petrus 1,8-9: Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie euch im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtlos sein. Wenn diese Dinge da sind, werdet ihr immer mehr wie Jesus. Cool, oder?
Und das ist die Voraussetzung dafür, dass ihr nicht strauchelt, dass euer geistliches Leben immer geradeaus verläuft und dass euch nichts mehr passieren kann. Dann weißt du: Haha, ich bin sicher. So einfach ist das. Macht geistliches Leben nicht kompliziert, auch wenn es so viele komische Begriffe in der Bibel gibt. Es muss runtergebrochen und einfach werden.
Vers 9: Denn bei wem diese Dinge nicht vorhanden sind, der ist blind, er ist blind. Toll, ja man liest kurzfristig, sieht das „U“ und will dann „blind“ lesen. Der ist blind, kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen.
Ihr seht, auch wenn das heute nicht das Hauptthema ist: Ein Mangel an diesen Dingen, um die es gleich gehen wird, offenbart auch etwas, nämlich dass ich die Reinigung von meinen Sünden vergessen habe.
Lasst uns in die Schlussgerade für den heutigen Vortrag einbiegen, der ja nur hinführend sein soll. Es geht um die Dynamik geistlichen Lebens – das wird die neue Reihe.
Ich möchte in den kommenden Vorträgen diesen Ordnungsrahmen vorstellen, der es euch erlaubt, auf einfache Weise euer eigenes geistliches Leben in Richtung Jesus zu überprüfen. Das ist das eine.
Ich möchte, dass wir Jesus erkennen, indem wir ihm ähnlicher werden. Jesus erkennen und alles haben, was wir zum Leben und auch zum Leben mit Gott benötigen. Jesus erkennen und in ihm die Sicherheit finden, die Sicherheit eines Lebens, das wirklich angekommen ist – egal, was kommt. Darum geht es mir.
Jetzt zum Schluss: Was sind denn diese Dinge, die im Leben eines Christen vorhanden sein sollen und die wachsen müssen? Diese finden sich in 2. Petrus 1, Verse 5 bis 7. Wir werden sie heute nicht mehr ausführlich behandeln, aber ich möchte sie euch wenigstens kurz vorstellen.
2. Petrus 1,5-7: Eben deshalb wendet auch allen Fleiß auf und reicht in eurem Glauben die Tugend. In der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber das Ausharren, in dem Ausharren aber die Gottesfurcht. In der Gottesfurcht aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe.
Diese acht Dinge gibt es; deshalb wird es auch acht Vorträge geben. Acht Dinge, die da sein sollen im Leben und die wachsen dürfen.
Da ist einmal der Glaube. Dann geht es um das Thema Tugend, oder ich würde es mit „gute Werke“ übersetzen wollen. Danach schauen wir uns den Bereich Erkenntnis und Wissen an. Darauf folgt Enthaltsamkeit, oder das moderne Wort wäre Disziplin. Dann wird es um Ausharren, also Standfestigkeit, gehen.
Das nächste Thema ist das praktische Leben mit Gott, die Frömmigkeit. Das vorletzte Thema ist Bruderliebe – die Liebe zu den geistlichen Geschwistern. Und das letzte Thema dann ist die Liebe – die Liebe zu allen Menschen.
Was ich in den kommenden Monaten, wenn ich hier bin, versuchen möchte, ist Folgendes: Ich will beim nächsten Mal den Zyklus selbst noch ein bisschen vorstellen, denn diese einzelnen Aspekte geistlichen Lebens bauen tatsächlich aufeinander auf und bedingen einander auch.
Dann möchte ich, beginnend mit dem Glauben und endend mit der Liebe, einen Aspekt nach dem anderen anschauen. Ich möchte mit euch zusammen überlegen, wie man diesen Aspekt ins Leben integriert und wie man ihn zum Wachsen und Blühen bringt.
Ich will aber auch darüber nachdenken, welche Gefahren es gibt, wenn man einzelne Aspekte übertreibt beziehungsweise wohin das führt, wenn man Aspekte vernachlässigt. Außerdem werde ich euch Fragen an die Hand geben, mit denen ihr dann zu Hause selbst überlegen könnt: Wie geht es mir mit diesem Punkt? So könnt ihr ein bisschen in euch gehen.
Das machen wir in den nächsten Vorträgen. Das war es für heute.
Abschließend möchte ich sagen: Möge der Herr es uns schenken, dass wir bei aller Dynamik und bei allem Prüfen und Nachdenken das eine nicht vergessen: Es geht um ihn. Es geht nicht darum, super organisiert zu sein. Es geht auch nicht darum, alles erklären zu können. Sondern es geht wirklich darum, in aller Einfalt – dieses schlichte, ehrliche – in aller Einfalt das zu tun, was nötig ist, damit er in uns Gestalt gewinnen kann. Amen.
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