Hallo zusammen, schön, dass ihr wieder dabei seid am vorletzten Abend unserer Hoheliedserie.
Die Waldbrände in Kalifornien im September haben uns noch einmal gezeigt, welche heftige und zerstörerische Wirkung Feuer haben kann. Sie verdeutlichen, welche Macht Feuer entwickeln kann.
Auf der anderen Seite müssen wir aber auch sagen: Feuer kann etwas sehr Positives sein. Es kommt immer auf den Kontext an, wo das Feuer brennt. Offenes Feuer in einer Ölraffinerie führt zu einem Desaster. Feuer in einer Feuerschale hingegen kann einen wirklich angenehmen Rahmen für einen schönen Abend mit Freunden schaffen.
Feuer in einer Schule ist eine Katastrophe. Feuer im Motorblock dagegen sorgt dafür, dass das Auto fährt. So kommt es immer darauf an, an welchem Ort das Feuer brennt.
Genau hier möchten wir heute Abend ansetzen.
Das Thema heute Abend lautet „Feuer im Schlafzimmer“. Damit meine ich ganz sicher nicht einen Hausbrand. Heute Abend geht es um die feurige, leidenschaftliche Liebe – im Schlafzimmer. Genau dorthin gehört sie: in das Schlafzimmer von Ehemann und Ehefrau.
Es geht heute Abend wieder um das Thema Sexualität. Dabei ist es mir wichtig, noch einmal zu betonen, dass Sexualität nicht die Basis einer Ehe ist. Jesus Christus ist die Basis; er ist der Garant für eine glückliche und gesegnete Ehe. Er sollte der Mittelpunkt einer Ehe sein. Die Sexualität dürfen wir nicht überbetonen oder ihr einen Stellenwert geben, den die Bibel ihr nicht zuschreibt.
Auf der anderen Seite sollten wir die Sexualität auch nicht unterbewerten. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Ehe. C. J. Mahaney bringt es, glaube ich, ganz gut auf den Punkt, wenn er schreibt: „Erfüllende Sexualität ist nicht die Voraussetzung für eine liebevolle Beziehung, sie ist das Ergebnis einer liebevollen Beziehung.“ Das sollten wir im Hinterkopf behalten, wenn wir heute wieder über Sexualität sprechen.
Dieser Vortrag ist der zweite in unserer Hoheliedsserie, der sich explizit oder schwerpunktmäßig mit diesem Thema beschäftigt. Diese beiden Vorträge in unserer Reihe müssen zusammen gesehen werden, denn sie zeigen zwei verschiedene Seiten derselben Münze.
Im ersten Vortrag haben wir vor allem die selbstlose Haltung thematisiert. Bei der Sexualität in der Ehe, wie Gott sie sich gedacht hat, geht es nicht um ein gieriges Nehmen, sondern um ein selbstloses Geben, um ein Schenken. Dabei steht der andere im Fokus, die Freude des Partners ist wichtiger als die eigene Freude.
Heute geht es um eine andere Seite, schwerpunktmäßig um die Leidenschaft, um das Feuer in der Sexualität. Die beiden Vorträge ergänzen sich gut und sollten zusammen betrachtet werden. Es geht um das Begehren und das Verlangen, die im Ehebett ihren Platz haben.
Zunächst möchten wir heute über die begehrlichen Blicke sprechen, die zwischen Ehemann und Ehefrau ausgetauscht werden. Der Text stammt aus Hohelied 7,1-14. Dort heißt es in Vers 1: „Dreh dich um, dreh dich um, Sulamit, dreh dich um, dreh dich um, das will ich anschauen.“
Was wollen die Anwesenden an Sulamit beim Reigen von Mahanaim anschauen? Diese Szene stammt wahrscheinlich von der Hochzeit. Vielleicht denkst du jetzt: Die Hochzeit findet doch in Kapitel 3 statt. Genau, ich möchte noch einmal kurz darauf hinweisen, dass die Gliederung oder der Verlauf des Hohelieds keine lineare Erzählweise ist. Die einzelnen Abschnitte werden nicht einfach nacheinander erzählt.
Wie wir in der Einführung festgehalten haben, folgt das Buch Hohelied einer zyklischen Struktur. Zwischendurch wird die Liebesgeschichte zurückgespult und aus einer neuen Perspektive betrachtet. Deshalb sind wir hier wahrscheinlich wieder bei der Hochzeit.
Sulamit führt hier einen Hochzeitstanz auf. Der Reigen ist ein Tanz, den sie jetzt zeigt. Einige Hochzeitsgäste rufen der Braut zu: „Dreh dich um, dreh dich um, wir wollen dich anschauen.“ In diesem Moment fällt der Bräutigam ins Wort. Er korrigiert die Gäste und tadelt sie vielleicht sogar ein wenig. Er sagt: „Was wollt ihr an Sulamit anschauen?“
Hier sehen wir bereits, dass es begehrliche Blicke gibt, die nicht in Ordnung sind. Offenbar haben andere Männer der Braut zugerufen, sie solle sich drehen, damit sie sie anschauen können. Der Bräutigam stellt klar: „Nein, ihr habt da nicht hinzuschauen, sie ist meine Braut.“
Ab Vers 2 fährt er fort und schildert sein eigenes Begehren.
Und genau da gibt es den Platz für das richtige Feuer – das Feuer am richtigen Ort. Es hängt eben davon ab, wer wen anschaut und wer wen begehrt. Männer sollen nicht einfach andere Frauen begehren. Das macht Jesus auch deutlich im Neuen Testament: Schon wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, begeht Ehebruch. Aber der eigene Mann darf und soll seine Frau von ganzem Herzen begehren.
Wie kann das aussehen? Das schildern uns jetzt die Verse 2 bis 6. Der Bräutigam bestaunt den Körper seiner Braut und geht dabei von unten nach oben.
Kommen wir zu den Versen, ab Vers 2:
„Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, du Tochter eines Edlen! Die Biegungen deiner Hüften sind wie Halsgeschmeide, ein Werk von Künstlerhand. Dein Schoss ist eine runde Schale, nie Mangel ist ihr an Mischwein. Dein Leib ist ein Weizenhaufen, umzeugt von Lilien. Deine beiden Brüste sind wie Kitze, Zwillinge der Gazelle. Dein Hals ist wie der Elfenbeinturm, deine Augen wie die Teiche in Heschborn am Tor der volkreichen Stadt. Deine Nase wie der Libanonturm, der nach Damaskus hinschaut. Dein Haupt auf dir ist wie der Kamel, und dein gelöstes Haupthaar wie Purpur. Ein König ist gefesselt durch deine Locken.“
Ganz interessant ist, dass er hier, interessanterweise, bei den Füßen anfängt – vermutlich, weil sie gerade tanzt. Er beobachtet ihre Schritte beim Tanzen. Das wäre eine plausible Erklärung dafür, dass er bei den Füßen beginnt. Er lobt ihre schönen Füße und ihre reizenden Sandalen.
Übrigens wurden Sandalen damals als sehr anziehend empfunden. Im apokryphen Buch Judith – das zwar nicht zu den 66 Büchern der Bibel gehört, aber ein Buch aus der damaligen Zeit ist – finden wir ebenfalls den Hinweis, dass Sandalen eine gewisse reizende Wirkung haben.
Das ist allerdings nicht im billigen, aufreizenden Sinne zu verstehen. Denn er nennt sie ja im gleichen Zusammenhang „Tochter eines Edlen“. Sie sieht also edel aus, nicht billig oder aufreizend, sondern sehr vornehm und dennoch unglaublich attraktiv.
Dann wandern seine Blicke ein Stück höher, und er bewundert die Hüften. Man muss wirklich sagen, er bewundert die Kurven seiner Frau und nennt sie ein Werk von Künstlerhand.
Dann geht es um den Schoss. Das ist nicht ganz klar, aber sehr wahrscheinlich – so sagen auch die Ausleger – ist hier tatsächlich der Schambereich gemeint. Die Bibel spricht ziemlich deutlich davon, und in diesen Bereich soll Mischwein fließen.
Julio Steinberg hat einen Kommentar zum Hohelied in der Edition C Serie geschrieben. Er meint, der Dichter verzichte darauf, das Intimste explizit zu machen, obwohl die Metapher des Mischweins überraschend eindeutig zweideutig sei. Keine Stelle im Hohelied spreche von der geschlechtlichen Vereinigung deutlicher als diese.
Dann wandert der Blick weiter nach oben: Mit „Leib“ ist wahrscheinlich die Taille gemeint. Er lobt auch ihre Brüste, den Hals, die Augen und die Nase. Gerade diese Körperteile haben wir uns schon im Buch Hohelied angeschaut und darüber gesprochen.
Am Ende schließt er mit ihren Haaren ab und sagt: „Ein König ist gefesselt durch deine Locken.“
Das bedeutet, der Körper seiner Frau hat eine ganz starke Auswirkung auf ihn. Er bewundert sie sehr.
Wir haben im Buch Hohelied in dieser Serie ja schon viel über Komplimente gesprochen. Ich möchte jetzt nicht allgemein über Komplimente reden, sondern den Fokus auf das sexuelle Begehren des Ehepartners legen.
Und Männer, weil es hier zunächst einmal um uns geht, möchte ich euch ermutigen, euer sexuelles Begehren ganz auf eure Frau zu richten. Der Text macht deutlich: Es gibt ein falsches Begehren. Aber es gibt auch einen Ort, an dem das Begehren, das Feuer, einen echten guten Platz hat – und das ist im eigenen Schlafzimmer, im Feuer des Schlafzimmers.
Ich möchte euch ermutigen, eurer Frau zum Ausdruck zu bringen, wie sehr ihr sie begehrt, wie schön ihr sie findet und welche attraktive Wirkung sie auf euch hat.
Schaut mal, es gibt viele Bibelstellen, die vom falschen Begehren sprechen. In den Zehn Geboten haben wir zum Beispiel das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren, und darin auch die Frau des Nächsten.
Jesus greift das auf und verbindet es mit dem achten Gebot, dem Gebot: Du sollst nicht ehebrechen. Entschuldigung, das ist das siebte Gebot. Er sagt an dieser Stelle, wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der bricht die Ehe.
Jesus verknüpft diese beiden Gebote und zeigt, dass es dieses falsche Begehren gibt. Hiob sagt: „Ich habe einen Bund gemacht mit meinen Augen, damit ich nicht lüstern gucke.“ Auch hier geht es um falsches Begehren.
Wir sehen es bei David: Er hat eine Frau angesehen, und es war ein falsches Begehren. Immer wieder ist in der Bibel von falschem Begehren die Rede.
Ich finde es erfrischend und gut, hier auch den Ort zu sehen, an dem das Begehren seinen Platz hat – nämlich im Ehebett. Und da möchte ich euch ermutigen, Männer, als Ehemänner euer ganzes Begehren auf eure Frau zu richten.
Dort hat es seinen Platz, und es ist unglaublich förderlich für die Ehe.
Das, was ich hier aus dem Text entnehme, ist, dass das Ganze nicht nur eine zwischenmenschliche Dimension zwischen dir und deiner Frau hat. Indem du deine Frau begehrst, kannst du gleichzeitig Gott loben.
Schaut mal, da heißt es: „Die Biegungen deiner Hüften sind wie Halsgeschmeide, ein Werk von Künstlerhand.“
Die Ausleger sind sich nicht ganz einig, ob Salomo hier Gott im Blick hat, wenn er von einem Werk von Künstlerhand spricht. Aber ich denke, es ist zumindest eine Anspielung auf Gott, weil er der Künstler ist, der diese Hüften geschaffen hat.
Ich möchte dir das einfach mitgeben: Jedes Mal, wenn du deine Frau anschaust und feststellst, wie attraktiv sie ist und wie wunderbar Gott sie geschaffen hat, nutze das auch, um Gott zu loben.
Genau dort hat es seinen Stellenwert. Und da bekommt das große Halleluja noch eine ganz andere Dimension.
Ich möchte euch ermutigen, als Ehemänner euer Begehren ganz auf eure Frau zu richten und das Lob weiter in den Himmel zu schicken: Gott, ich danke dir dafür, dass du meine Frau so wunderbar gemacht hast.
In den nächsten Versen sehen wir, dass aus dem, was er gesehen hat – nämlich wie reizend er sie findet – bei ihm das Verlangen nach Geschlechtsverkehr mit ihr entsteht. Er möchte sehr gerne mit ihr schlafen. Am Ende des Kapitels sehen wir aber auch, dass sie das genauso möchte und ein ebenso großes Verlangen nach ihm hat.
Anhand dieser Gegenüberstellung – wie das Verlangen bei ihm und bei ihr entsteht – können wir erkennen, wie Gott die Sexualität des Mannes und die Sexualität der Frau geschaffen hat.
Zunächst schauen wir auf sein Verlangen nach Geschlechtsverkehr mit ihr. Ihr Körper hat eine ganz große Wirkung auf ihn. Er fasst das noch einmal zusammen in Vers 7 und sagt: „Wie schön bist du und wie lieblich, du Liebe voller Wonnen.“ Er lobt sie, ist begeistert.
In den nächsten Versen, von Vers 8 bis 10, formuliert er seinen Wunsch erst einmal in Bildersprache. Dort heißt es: „Dies ist dein Wuchs, er gleicht der Palme, und deine Brüste den Trauben. Ich sagte mir: Ersteigen will ich die Palme, will nach den Rispen greifen. Deine Brüste sollen mir wie Trauben des Weinstocks sein, und der Duft deines Atems wie Apfelduft, und dein Gaumen wie vom würzigen Wein, der einen Liebhaber süß eingeht, der die Lippen der Schlafenden erregt.“
Er vergleicht sich hier mit einer Palme und sagt, er wolle auf die Palme steigen. Seine Frau vergleicht er mit Trauben und Rispen, und er sagt, er wolle die Trauben ergreifen. Wenn wir die Bildebene verlassen, sagt er hier tatsächlich – und das steht so in der Bibel – dass er gerne auf sie steigen und ihre Brüste ergreifen möchte.
Das ist Feuer im Schlafzimmer, oder? Ganz im Sinne von Sprüche 5,19 heißt es dort: „Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gämse, ihre Brüste sollen dich berauschen, jederzeit in ihrer Liebe sollst du taumeln.“ Da soll noch jemand behaupten, die christliche Sexualethik sei prüde! Ganz im Gegenteil, hier ist wirklich Feuer im Spiel.
Ein Vers später folgt dann noch der Zungenkuss. Dort heißt es in der Einheitsübersetzung: „Dein Mund ist köstlicher Wein, der glatt in mich eingeht, der Lippen und Zähne mir netzt.“ Damit ist nicht der Mund an sich gemeint, sondern die Zunge.
Das ist die männliche Perspektive. Wir schauen uns gleich auch noch einmal die weibliche Perspektive an. Wenn wir die männliche Perspektive zusammenfassen, sehen wir: Er schaut seine Frau an, sie gefällt ihm sehr. Dadurch wird er gereizt – über die Augen, er sieht sie und wird visuell gereizt. Er begehrt sie. Daraus entsteht bei ihm der Wunsch beziehungsweise das Verlangen, mit ihr zu schlafen.
Bei der Frau funktioniert das ein bisschen anders, das schauen wir uns gleich noch an. Wie gesagt, die Frage ist jetzt in der Anwendung: Wenn der Mann vor allem visuell gereizt wird, stellt sich die Ehefrau vielleicht die Frage, ob sie in irgendeiner Weise besonders Rücksicht darauf nehmen soll. Soll sie das besonders berücksichtigen und ihren Mann durch äußerliche Reize erfreuen?
Das sind Fragen, die sich sicherlich auch viele Frauen an dieser Stelle stellen. Ich weiß, dass uns als liebevolles Team immer wieder Fragen in diese Richtung erreichen. Einige Ehe-Ratgeber empfehlen den Frauen, voll darauf einzugehen – Stichwort Reizwäsche tragen. Andere raten den Frauen dringend, wenn der Mann nach Hause kommt, am besten schon geduscht und äußerlich aufbereitet zu sein.
Ich glaube, dass das manchmal ein bisschen zu pauschal ist. Ich möchte aber mal die Frage stellen, wie wir hier eine gute Anwendung auch für die Frau finden können.
Zunächst einmal muss man den großen Unterschied machen: Von wem kommen solche Anregungen? Ist es der Mann, der von seiner Frau möchte, dass sie bitte dies oder das anzieht, damit er sexuell erregt wird? Oder vielleicht sogar noch schlimmer: Er fordert sie auf, etwas Bestimmtes anzuziehen, sonst gefalle sie ihm nicht, und er sei versucht, anderen Frauen hinterherzuschauen. Das wäre natürlich total selbstsüchtig, auch wenn der Mann so etwas einfordert. Nach dem Motto: „Ja, wir Männer werden halt visuell gereizt, deswegen richte dich bitte danach.“ Dann wird aus einem Wunsch plötzlich ein Anspruch – und das ist selbstsüchtig. Das möchte ich hier ganz deutlich sagen.
Aber wenn sich die Frau überlegt, wie sie ihrem Mann eine Freude machen kann, dann kann das natürlich etwas sehr Gutes sein. Ich sage „kann“, weil auch hier trotzdem noch die Motivationsfrage gestellt werden muss. Wenn du dir als Frau sagst: „Okay, wenn ich mir das und das anziehe, dann findet mein Mann mich total attraktiv und sexy und erfüllt mir jeden Wunsch, und das will ich eigentlich“, dann kann das etwas total Selbstsüchtiges sein. Es kann sogar manipulativ sein, weil du versuchst, deinen Mann durch dein Äußeres zu manipulieren. Das wäre falsch.
Aber wenn du einfach sagst: „Nein, ich will ihm einfach eine Freude bereiten, weil ich ihn liebe, nicht weil er es von mir einfordert, nicht weil ich mir davon irgendwas verspreche, sondern einfach, weil ich ihn erfreuen möchte“, dann kann das etwas sehr, sehr Gutes sein.
Noch einmal: Ich denke, dass einige Ehe-Ratgeber hier vielleicht auch ein bisschen zu pauschal sind und nicht immer realistisch. Wenn man zum Beispiel Frauen rät, wenn der Mann nach Hause kommt, dann ja, hab am besten schon geduscht und sei aufgetakelt, frage ich mich, wie realistisch das für junge Mütter mit drei Kindern ist. Drei Kinder versorgen, pünktlich zum Feierabend das Essen für den Mann fertig haben, die Kinder versorgt haben und dann auch selbst schon mal aufgetakelt sein für den Mann – das kann enormen Druck auslösen für die Frauen. Deswegen möchte ich, dass das nicht so verstanden wird.
Es kann aber eine gute Möglichkeit sein, wie du als Frau deinem Mann eine echte Freude machen kannst.
Ich möchte noch einmal klarstellen: Hier geht es nicht darum, dass wir Männer jetzt Stoff haben, um etwas von unseren Frauen zu erwarten. Ich spreche jetzt einfach zu den Frauen und sage: Wenn du deinem Mann eine Freude machen willst auf diesem Gebiet, kannst du das ganz sicher tun. Das sehen wir auch am Bibeltext.
Die nächsten Verse zeigen uns das sexuelle Verlangen der Frau. In Vers 11 sagt Sulamit: „Ich gehöre meinem Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“
Nachdem der Mann zuvor sagt, dass er gerne mit ihr schlafen möchte, antwortet sie darauf in Vers 11 mit diesen Worten. Schaut man sich die Situation an, sieht man, dass der Mann die Frau äußerlich bewundert und seinen Wunsch äußert, mit ihr zu schlafen. Das bedeutet, der Mann wird visuell gereizt.
Anhand von Vers 11 erkennen wir jedoch, dass die Frau in erster Linie emotional gereizt wird. Hier sind zwei Aspekte besonders wichtig, vor allem für uns Männer, um zu verstehen, wie die Sexualität einer Frau funktioniert.
Eine Frau, beziehungsweise Sulamit in diesem Text, empfindet eine tiefe Zusammengehörigkeit. Weil sie diese Verbindung spürt, sagt sie in Vers 12: „Ich will auch mit dir schlafen.“ Sie weiß, dass sie eng miteinander verbunden sind. Diese emotionale Zusammengehörigkeit drückt sie aus, wenn sie sagt: „Ich gehöre meinem Geliebten.“
Wenn einer Frau klar ist, dass sie zusammengehören, dass zwischen ihnen nichts steht und sie eine harmonische Beziehung haben, dann will sie sich auch ihrem Mann hingeben. Sie fühlt sich von ihm angenommen und begehrt.
Das wird im zweiten Teil von Vers 11 deutlich, wo es heißt: „Und nach mir ist sein Verlangen.“ Männer, hier steht nicht „nach meinem Körper ist sein Verlangen“, sondern „nach mir ist sein Verlangen“. Das ist ein bedeutender Unterschied.
Was hier passiert, ist, dass er ihr Herz berührt hat, bevor er ihren Körper berührt. Das ist für uns Männer eine sehr wichtige Erkenntnis. Bevor wir den Körper unserer Frau berühren, müssen wir zuerst ihr Herz berühren.
Das hat er durch seine Komplimente und seine liebevolle Annahme geschafft. Sulamit fühlt sich angenommen, geliebt und begehrt. Das heißt, der emotionale Rahmen ist bestens vorbereitet.
Und nun sagt sie sofort: „Ich will auch mit dir schlafen.“
Was ergeben sich daraus für uns Männer? Wir haben gerade über die Frauen gesprochen und darüber, was sie tun können, um den Männern eine Freude zu machen. Doch worauf müssen wir Männer in Bezug auf die Sexualität unserer Frau achten?
Ich möchte uns Männer dazu ermutigen, unseren Frauen vor allem auch auf emotionaler Ebene liebevoll zu begegnen. Das zeigt sich darin, dass wir zuerst ihr Herz berühren. Jemand hat einmal gesagt: Das Vorspiel beginnt nicht erst abends im Schlafzimmer, sondern schon morgens am Frühstückstisch – zumindest für eine Frau.
Wie du mit ihr umgehst, schon am frühen Morgen, ist wichtig. Wenn du ihr beim Abwasch hilfst, ihr eine liebe WhatsApp-Nachricht von der Arbeit schickst oder sie herzlich begrüßt, wenn du nach Hause kommst, zeigt das deine Zuneigung. Wenn ihr Kinder habt, ist es ebenfalls attraktiv für sie, wenn du dich um die Kinder kümmerst und deiner Pflicht und Verantwortung als Ehemann nachkommst. All das ist für eine Frau unglaublich anziehend, wenn sie weiß, dass sie auf ihren Mann bauen kann.
Wenn sie dann noch sicher ist, dass ihr zusammengehört, zwischen euch nichts steht und eure Beziehung harmonisch ist, wenn der Tag bisher gut verlaufen ist, dann ist sie emotional viel besser vorbereitet, auch abends mit dir zu schlafen.
Das sehen wir am Beispiel von Sulamit. Sie wurde in ihrem Herzen berührt und gibt sich ihrem Mann nun gerne hin. Das zeigt sich ab Vers 12: „Komm, mein Geliebter, lass uns aufs Feld hinausgehen, wir wollen unter den Hennersträuchern die Nacht verbringen.“
Sie geht also auf seinen Wunsch ein, denkt aber auch weiter und wird sogar initiativ. Sie lädt ihn ein, mit ihr die Nacht in der freien Natur zu verbringen. Das mag für uns heute etwas ungewöhnlich sein, aber damals suchte man die freie Natur auf, wenn man ungestört sein wollte. Im Haus wohnten oft Onkel, Tante, Oma und Opa, sodass man dort nicht viel Privatsphäre hatte.
Sulamit hat sich das genau überlegt. In Kapitel 2 haben wir gesehen, dass er sie in die Natur einlädt. Hier sehen wir, dass sie ihn einlädt, mit ihr in die Natur zu gehen, um unbeobachtet miteinander zu schlafen und die Nacht zu verbringen.
Am nächsten Morgen soll es dann weitergehen. Im Fest Rätseln heißt es: „Wir wollen uns früh aufmachen zu den Weinbergen, wollen sehen, ob der Weinstock treibt, die Weinblüte aufgegangen ist, ob die Granatäpfelbäume blühen. Dort will ich dir meine Liebe schenken.“
Die Weinberge sind im Buch Hohelied ein Symbol für die Liebe und somit ein sehr geeigneter Ort, um gemeinsam romantische Zeiten zu verbringen. Der Gedanke des frühen Aufstehens ist für uns vielleicht nicht so romantisch – man möchte lieber in Ruhe zu zweit ausschlafen. Doch sie sagt: „Komm, wir stehen ganz früh auf.“
Warum? Weil sie möglichst viel Zeit mit ihm verbringen möchte. Wenn sie sagt: „Ich will dir meine Liebe schenken“, dann meint sie auch, dass sie weiter mit ihm schlafen will.
In Vers 14 heißt es: „Die Liebesäpfel geben ihren Duft, und an unserer Tür sind allerlei köstliche Früchte, frische und alte, die ich, mein Geliebter, für dich aufbewahrt habe.“
Die genannten Früchte sorgen für eine romantische Atmosphäre. Heute würde Sulamit vielleicht sagen: „Ich habe Rosenblätter ausgestreut und Kerzen vorbereitet für eine romantische Zeit.“
Fassen wir zusammen: Er sagt ihr, dass er gern mit ihr schlafen möchte. Sie erwidert, dass sie das auch will und hat schon einen Ort ausgesucht, an dem sie die ganze Nacht verbringen können. Am nächsten Morgen stehen sie früh auf und verbringen die Zeit gemeinsam weiter. Sie hat sogar schon „Rosenblätter und Kerzen“ vorbereitet.
Wir merken: Sie ist ziemlich initiativ. Es ist nicht so, dass er aktiv ist und sie die ganze Zeit passiv. Wir sehen hier eine Frau, die sehr heilig mit ihrer Sexualität umgeht. Sie ist als Jungfrau in diese Beziehung gegangen und hat alles für ihren Mann aufbewahrt. Doch jetzt ist sie alles andere als passiv oder zurückhaltend.
Hier möchte ich Ehefrauen ermutigen, von Sulamit zu lernen. Macht euch Gedanken über eure Sexualität! Stellt euch die Frage: Wie kann ich meinem Mann eine Freude machen? Sei innerhalb deiner Möglichkeiten aktiv, initiativ und kreativ.
Das ist die biblische Sexualität, wie uns das Buch Hohelied lehrt. Es ist keine Sache zwischen einer aktiven und einer passiven Person. Es ist auch keine Sache zwischen einer gebenden und einer empfangenden Person. Sondern es ist eine Sache zwischen zwei aktiven Personen, zwei gebenden Personen und zwei empfangenden Personen.
Das ist das Feuer im Schlafzimmer: wenn beide das Verlangen haben und einander beschenken wollen. Genau das spricht die biblische Botschaft an.
Jetzt möchte ich euch noch einige Fragen für den Austausch mitgeben. Denkt dabei laut über euch selbst nach – im Sinne einer Selbstreflexion.
Neige ich in der Sexualität dazu, passiv zu sein, oder bin ich auch wirklich aktiv? Hier geht es nicht um gegenseitige Schuldzuweisungen, sondern darum, dass jeder einmal auf sich selbst schaut und darüber nachdenkt. Ist das etwas, das ich aktiv fördere, oder lasse ich es eher schleifen? Das ist die erste Frage.
Die zweite Frage lautet: In welcher Situation ist das sexuelle Verlangen nach meinem Ehepartner am größten? Vielleicht habt ihr euch darüber noch nie ausgetauscht. Ich möchte euch ermutigen, ganz offen darüber zu sprechen. In welcher Situation ist das sexuelle Verlangen nach dem Ehepartner am größten?
Und die dritte Frage: Was wollt ihr euch beide konkret vornehmen?
Ich hoffe, dass ihr jetzt einen schönen und gesegneten Abend zusammen verbringen könnt. Bis zum nächsten Mal!