Einführung in die messianischen Wunder und die Lästerung des Heiligen Geistes
Was waren die messianischen Wunder beziehungsweise die Ausgießung des Heiligen Geistes? Zur Zeit Jesu gab es drei messianische Wunder, heute gibt es sieben messianische Wunder. Dieses Thema kann mit Gottes Gnade einfach aufgezeigt werden, um die Schönheit, den Reichtum und die Verlässlichkeit der Bibel zu verdeutlichen – egal, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.
Man benötigt natürlich jüdisches Hintergrundwissen. Die meisten Informationen habe ich von Arnold Fruchtenbaum. Ich nehme an, der Name ist einigen bekannt. Falls nicht, sei gesagt, dass er die meisten seiner Quellen von Alfred Edersheim übernommen hat. Edersheim hat einen Klassiker geschrieben, der leider nicht auf Deutsch vorliegt: „The Life and Times of Jesus the Messiah“. Haben wir davon schon einmal gehört? Dieses Buch gilt als eine Art Standardwerk.
Edersheim war Jude, der in Budapest zum Glauben fand. Er verfügte über ein phänomenales Wissen über die jüdischen Schriften wie Talmud, Mischna, Gemara und vieles mehr. Dadurch hatte er an manchen Stellen einen ganz anderen Zugang zu den Texten.
Aus dieser Quelle weiß ich, wie die Rabbiner zur Zeit Jesu – und schon vorher – auf einer eher willkürlichen Basis zwischen Wundern unterschieden haben. Sie unterschieden zwischen Wundern, die jeder wirken kann, wenn er den Geist Gottes hat, und Wundern, die nur der Messias wirken kann. Nach ihrer eigenen Lehre bedeutet das: Wenn diese Wunder geschehen, ist der Messias in ihrer Mitte.
Ich bringe das oft in Verbindung mit dem Blickwinkel der Ausgießung des Heiligen Geistes. Das ist wahrscheinlich für uns kein großes Problem. Doch mir haben Leute berichtet, die aus der Pfingstbewegung kommen, dass man oft nicht ahnt, was sich hinter den Kulissen an Kämpfen und geistlichem Druck abspielt – auch wenn sich das nach außen oft sehr moderat und gemäßigt zeigt.
Geistlicher Druck und Kämpfe in charismatischen Kreisen
Naja, Stefan, ich habe beim letzten Mal auch ein Video dabei gehabt, das von bizarren Erscheinungen des Toronto-Segens zeigte. Als normaler Mensch fragt man sich, gerade wenn man das von außen betrachtet, wie es möglich ist, dass Menschen das für ein Wirken des Geistes Gottes halten. Das ist ja wirklich der reinste Spuk, der da abgeht.
Wie mir Leute versichert haben, die sich auch aus gemäßigten Kreisen davon distanziert haben, wurde auf sie ständig Druck ausgeübt. Man warnte sie immer mit dem Hinweis: „Gib acht, dass du dich nicht am Heiligen Geist versündigst.“ Mit dieser Keule, muss man fast sagen, hielt man sie bei der Stange. Dort herrscht oft eine Angst und eine Bedrückung, die wir überhaupt nicht nachempfinden können. Wir hatten mit solchen Strömungen nichts zu tun.
Ich weiß von einem ehemaligen Pfingstprediger, der erzählte, wie sogar einmal ein Ehepaar Selbstmord begangen hat. Sie merkten, dass etwas nicht stimmte, aber aus lauter Angst, sich am Heiligen Geist zu versündigen – diese unvergebbare Sünde zu begehen – nahmen sie lieber den Tod in Kauf, als die Konsequenzen zu ziehen und sich davon zu distanzieren.
Da merkt man, dass es also um mehr geht als nur um Lehrfragen. Da sind wirklich Mächte im Spiel. Wie ist das also jetzt einzuordnen?
Die drei messianischen Wunder nach rabbinischer Lehre
Es gab also nach rabbinischer Lehre drei messianische Wunder. Das erste messianische Wunder war die Heilung eines Aussätzigen. Obwohl im dritten Buch Mose zwei lange Kapitel enthalten sind, die beschreiben, wie jemand als aussätzig diagnostiziert wird und wie er, falls er gesund geworden ist, wieder als solcher erkannt und gereinigt wird (3. Mose 13 und 14), wurde nach Abschluss des jüdischen Kanons, also des Pentateuchs, der fünf Bücher Mose, nie mehr berichtet, dass ein Jude vom Aussatz befreit wurde.
Es wird erwähnt, wie Miriam, die Schwester des Mose, wieder geheilt wurde, aber das geschah noch während des Exodusgeschehens. Ebenso wird die Geschichte von dem syrischen Feldhauptmann Naaman erzählt. Dieses Beispiel bringt der Herr auch in seiner Synagoge in Nazareth zur Sprache (Lukas 4), wo er sich setzte und die Augen der Leute auf ihn gerichtet waren. Die Menschen waren irritiert, denn in der Synagoge musste man mindestens drei Verse vorlesen, und er las nur eine halbe Seite vor. Dadurch bemerkten sie, dass etwas Besonderes geschah.
Die Rabbiner sagten daraufhin auf einer eher willkürlichen Basis: Wenn der Aussätzige geheilt wird, ist der Messias in unserer Mitte.
In Lukas 5 finden wir in den Versen 12 bis 16 die Geschichte von der Heilung eines Aussätzigen (Lukas 5,12-16). Der Herr befiehlt in Vers 14 dem Geheilten, es niemandem zu sagen, aber er soll zum Priester gehen und sich zeigen sowie ein Opfer für seine Reinigung darbringen, wie es Mose geboten hat, zum Zeugnis für die Menschen. Das bezieht sich genau auf den Passus aus dem dritten Buch Mose.
Die Bedeutung der Heilung des Aussätzigen und der jüdische Hintergrund
Und jetzt lesen wir das, und es wird oft übersehen. Wenn man nicht diesen jüdischen Hintergrund hat und nicht diese zusätzliche Information kennt, denkt man sich nichts dabei, wenn Menschen aus den Nationen zum Glauben kommen. Dann liest man eben unproblematisch weiter.
Fruchtenbaum erzählte, dass man ihm das Neue Testament mit dem Hinweis in die Hand gegeben habe: „Lies, es ist ein heidnisches Buch“, also ein nichtjüdisches Buch. Doch als er zu lesen begann, merkte er, dass es ein jüdisches Buch ist – besonders die Evangelien, vor allem das erste Buch des Neuen Testaments, Matthäus. Er schreibt für die Juden.
Dort lesen wir: „Es begab sich an einem Tag, dass er lehrte, und es saßen da die Pharisäer und Schriftgelehrten, die aus allen Orten gekommen waren, aus Galiläa und Judäa und von Jerusalem. Und die Kraft des Herrn wirkte, sodass er die Kranken heilte. Und siehe, einige Männer brachten einen Menschen auf einem Bett, der gelähmt war. Sie suchten, ihn hereinzubringen und vor ihn zu legen. Da sie aber vor dem Volk keinen Weg fanden, wie sie ihn hineinbringen konnten, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel hernieder, mitten unter die Leute vor Jesus. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: ‚Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.‘“
Die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an, bei sich zu sprechen: „Wer ist dieser, dass er Gotteslästerung redet? Wer kann Sünden vergeben, außer Gott allein?“ Jesus merkte ihre Gedanken und antwortete ihnen: „Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter zu sagen: ‚Dir sind deine Sünden vergeben‘ oder zu sagen: ‚Steh auf und geh umher‘? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben, spricht er zu dem Gelähmten: ‚Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!‘“
Und alsbald stand der Mann vor ihren Augen auf, hob das Bett auf, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott. Alle entsetzten sich und priesen Gott, wurden voll Furcht und sprachen: „Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.“
(Matthäus 9,1-8)Die theologische Hochburg Jerusalem und die Bedeutung der Schriftgelehrten
Soweit also dieser Passus. Nun zum Folgenden:
Zur damaligen Zeit war Jerusalem die unangefochtene theologische Hochburg. Theologie in Jerusalem zu studieren galt als das größte Privileg. Man konnte sich damit schmücken, ähnlich wie heute jemand sagen würde: „Ich habe meinen akademischen Grad am MIT, dem Massachusetts Institute of Technology, der berühmtesten Ausbildungsstätte für Physiker und Techniker, erworben.“ Das MIT ist das Nonplusultra unter Ingenieuren.
Es galt als unter ihrer Würde, in das verachtete Heidenland Galiläa zu gehen. Dort hielten sie sich nicht mehr auf. Es war für sie undenkbar, sich in diese Gegend zu begeben, da sie als unrein galt. Jemand aus Galiläa durfte in den vornehmen Synagogen nicht vorlesen, weil sie einen besonderen Dialekt hatten. An diesem wurde beispielsweise Petrus erkannt, als er den Herrn verleugnete. Er entsprach nicht ihren Vorstellungen und war ihnen zu wenig konform.
In solchen Synagogen durften Menschen aus Galiläa nicht aus der Schrift vorlesen. Das war so, als würde jemand mit einem breiten Wiener Dialekt – ich bin Wiener – versuchen, vorzulesen, und man würde es ablehnen mit der Begründung: „So geht das nicht.“ Es war also völlig unter ihrer Würde, diese Gegend überhaupt nur zu betreten.
Nun kann man sich vorstellen, dass man von den Absolventen des MIT nicht erwartet, dass sie zu uns kommen. Vielmehr erwartet man, dass wir zu ihnen kommen. Sie würden sich nicht herbegeben, um uns einen Vortrag über Elektrolyse oder Ähnliches zu halten. Das verstehen wir, weil das MIT eine renommierte Hochschule mit einem einzigartigen Ruf ist.
Jetzt lesen wir in Lukas 5,17: Es begab sich, dass er lehrte, und Pharisäer und Schriftgelehrte saßen dort, die aus allen Landesteilen gekommen waren: aus Galiläa, Judäa und Jerusalem. Das ist bereits merkwürdig. Warum sollten Schriftgelehrte aus Jerusalem in ein verachtetes Dorf in Galiläa kommen?
Hier brauchen wir eine jüdische Hintergrundinformation, denn das war absolut außergewöhnlich. Warum kamen Schriftgelehrte aus Jerusalem in ein solch verachtetes Dorf in Galiläa?
Der Zusammenhang wird klar, wenn man bedenkt, dass gerade zuvor die Heilung eines Aussätzigen stattgefunden hatte. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Etwas war geschehen, was seit Jahrtausenden nicht mehr berichtet wurde: Ein Aussätziger wurde geheilt und damit rein. Die Leute kamen, um zu sehen, ob Jesus der Messias sei. Sonst wären sie nie gekommen.
Die Untersuchung durch den Hohen Rat und die Phasen der Befragung
Wenn Stephan uns jetzt überzeugend nachweisen könnte, dass ihm in seiner Küche die kalte Kernfusion gelungen ist, dann würden die Leute vom MIT kommen und das Flugticket bezahlen. Das wäre eine Sensation, denn damit hätten wir alle Energieprobleme der Menschheit gelöst. Es gab damals große Schlagzeilen darüber. Später stellte sich jedoch heraus, dass das nicht gelungen war.
So etwas wäre wirklich einmalig. Dann würden Professoren hier in Derschen versammelt sein. Vielen Dank, ich dachte, ich hätte das noch im Gedächtnis, aber mit dem Alter verlassen einen manchmal die Haare und auch die Gedanken.
Wir sehen hier den Zusammenhang. Jetzt ist Folgendes noch erwähnenswert: Es gab vom Sinedrion, dem Hohen Rat, zwei Stadien der Untersuchung. Sie hatten zu Recht den Auftrag, über die religiöse Entwicklung des Volkes zu wachen. Ähnlich wie bei uns die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, die solche Entwicklungen beobachtet und früher auch zu Recht vor Sekten warnte.
Inzwischen ist man so pluralistisch geworden, dass man fast alles stehen lässt. Adventisten gehören heute sogar zur Evangelischen Allianz und sind damit auf einer ähnlichen Ebene. So hatten die Verantwortlichen des Hohen Rats über die religiöse Entwicklung Aufsicht und achteten genau darauf.
Man kannte zwei Stadien der Untersuchung. Sowohl unser Herr als auch Johannes der Täufer wurden durch beide Phasen geführt. Im ersten Stadium durften keine Fragen gestellt werden. Die Verantwortlichen des Hohen Rats schickten ihre Leute aus, die Zuträger hatten. Man kann das nicht Geheimdienst nennen, aber auf dieser Ebene hatten sie Vertraute und Vertrauensleute beauftragt.
Diese durften keine Fragen stellen. Sie mussten nur hingehen, genau zuhören und dann zurückberichten. Wenn die Rückmeldung lautete, die Sache sei uninteressant oder nicht von Bedeutung, wurde die Untersuchung eingestellt. War die Rückmeldung, die Sache sei von Bedeutung, kam es zur zweiten Phase der Untersuchung.
In der zweiten Phase wurden Fragen gestellt: Wer bist du? Wer steht hinter dir? Mit welcher Kraft tust du das? Bist du gar der Messias? Genau diese Fragen wurden sowohl Johannes dem Täufer als auch unserem Herrn gestellt.
Hier befinden sie sich noch in der ersten Phase der Untersuchung. Deshalb bleiben sie still und empören sich nicht, als der Herr sagt: „Freue dich, deine Sünden sind vergeben.“ Das ist der Grund, warum sie noch schweigen, obwohl sie in ihren Herzen denken, er lästert Gott.
Die rabbinische Beweisführung und das erste messianische Wunder
Noch am Rande: Dieses Buch ist ein jüdisches Werk. Der Herr widerlegt das Argument mit einer typisch rabbinischen Technik, nämlich dass man das Leichtere durch das Schwerere beweist.
Ein ganz primitives Beispiel: Wenn eine Debatte stattfindet, könnte ich dieses Klavier hier hochheben und sagen, wie schwer es ist. Oder ein Harmonium, das vielleicht 25 oder 30 Kilo wiegt. Wenn ich nun 100 Kilo stemmen könnte, hätte ich durch das Schwerere das Leichtere bewiesen.
Was ist leichter zu sagen? „Freunde, eure Sünden sind vergeben“ oder „Nehmt euer Bett und geht“? Ich kann leicht behaupten, dass euch eure Sünden vergeben sind – das kann ja niemand überprüfen. Aber wenn hier ein Gelähmter wäre und ich sagen würde, in fünf Minuten kann er gehen, dann wäre das augenscheinlich.
Und dann heißt es, wie ihr ja wisst, wir haben heute, da steht im Griechischen „Paradoxos“, also „seltsame Dinge“ gesehen. Der Gelähmte nimmt dann eben sein Bett und geht. Soweit zum ersten messianischen Wunder.
Das dritte messianische Wunder: Heilung eines blind Geborenen
Ich überspringe jetzt bewusst das zweite messianische Wunder. Das dritte Wunder war die Heilung eines blind Geborenen – nicht eines, der blind wurde, sondern eines, der blind auf die Welt kam. Diese Geschichte finden wir im Johannes-Evangelium Kapitel neun. Dort gibt es ein ganzes Kapitel, das genau diesem Thema gewidmet ist.
Das Johannes-Evangelium gilt bei vielen als das schönste Werk der Weltliteratur. Es besitzt einen unglaublichen Reichtum und ist ähnlich aufgebaut wie die Stiftshütte. Es ist eingeteilt und bietet verschiedene Blickwinkel, die sich an den jüdischen Festen orientieren. Früher gab es keine Einteilung in Verse und Kapitel, sondern ein sogenanntes Scriptio continua – also ein fortlaufender Text ohne Trennung oder Trennungsstriche. Das ging einfach weiter, ohne Unterbrechung. Man muss also gutes Griechisch beherrschen, um überhaupt zu erkennen, wo ein neues Wort beginnt.
Wir lesen in Johannes 9: Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war. Er ging vorüber, da saß der eine am Wegesrand. Seine Jünger fragten ihn: „Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?“
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal mit dieser Frage konfrontiert wurden, aber wir erleben heute einen starken Einfluss von New-Age-Ideen und hinduistischem Denken. Immer mehr Menschen glauben an Seelenwanderung oder Reinkarnation – nicht im biblischen Sinne, sondern als Wiedergeburt im Kreislauf des Lebens. In diesem Zusammenhang hört man oft die Frage oder Aussage: „Habt ihr schon einmal diese Frage gehört?“ oder „Seid ihr damit schon konfrontiert worden?“
Man sagt dann, die Bibel kenne auch ein Karmadenken. Warum? Weil die Jünger fragten, wer gesündigt habe – der Blinde selbst oder seine Eltern –, dass er blind geboren wurde. Die Idee dahinter ist, dass jemand in einem früheren Leben gesündigt hat und deshalb im nächsten Leben mit einer Behinderung geboren wird. Haben Sie schon einmal erlebt, dass diese Stelle aus der Bibel herangezogen wird, um Karmadenken oder Reinkarnation zu belegen? Dabei hat das überhaupt nichts mit Karma, Reinkarnation oder Seelenwanderung zu tun.
Die Jünger waren jüdische Fischersleute. Sie gingen in die Synagogen und nahmen die Lehren der Rabbiner zur Kenntnis. Diese Rabbiner lehrten, dass das Ungeborene in den ersten drei Monaten entscheidet, ob es gut oder böse wird. Wenn es sich gegen die Mutter wendet, wird es böse; wenn es sich an die Mutter anschmiegt – was normalerweise der Fall ist –, wird es ein gutes Kind. Deshalb sind nach dieser Erklärung die meisten Juden gute Menschen.
Diese Lehre haben sie wahrscheinlich aus der Geschichte von Rebekka mit Jakob und Esau abgeleitet. Die beiden kämpften ja schon im Mutterleib miteinander. Das hat also nichts mit Reinkarnationsdenken zu tun oder damit, dass indisches Denken schon damals im Judentum verbreitet war. Es hängt vielmehr mit rabbinischen Lehren zusammen.
In Hosea, jedenfalls nach der Lutherübersetzung, heißt es: „Er hat schon im Mutterleib gesündigt und im Mannesalter mit Gott gekämpft.“ Steht das nicht so in Hosea 12? „Er hat schon im Mutterleib seinen Bruder betrogen und im Mannesalter mit Gott gekämpft.“ Davon leiteten die Jünger ihre Frage ab: „Wer hat gesündigt, er oder seine Eltern?“
Dieses Vergeltungsdenken ist auch heute noch bei manchen Frommen anzutreffen. Gerade in unreflektierten Kreisen wird bei Krankheiten wie Krebs oft gesagt: „Das ist eine Strafe für Sünde.“ Ich habe einmal einen gewissen Heselbart auf Kassette sagen hören, Brustkrebs sei immer das Ergebnis von mangelnder Vergebungsbereitschaft. Das ist eine sehr absolute Aussage. Man muss sich das mal vorstellen.
Das war ein unsensibles Menschenbild. Ich nehme jetzt mal die Männer in die Pflicht. Ein Mann kann normalerweise keinen Brustkrebs bekommen, aber eine Frau, die diese relativ häufige Krankheit hat, wird von solchen Leuten verurteilt. Sie sagen dann, das sei das Ergebnis mangelnder Vergebungsbereitschaft.
Ich erinnere mich an Wilhelm Pahls, unseren gesegneten Evangelisten. Seine erste Frau, Margret Stabia, starb an Brustkrebs. Als ich ihm das erzählte, nickte er nur und berichtete mir haarsträubende Dinge, die er kurz vor dem Tod seiner Frau von seinen schwärmerischen Freunden in Briefen erhalten hatte.
Das zeigt, dass solche Gedanken nicht nur absurd sind, sondern auch heute noch vorkommen. Auch vor zweitausend Jahren gab es solche Denkweisen. Manchmal denken Menschen immer noch so, wenn etwas Schlimmes passiert.
Natürlich kann es Zusammenhänge geben, aber daraus eine allgemeine Formel abzuleiten, ist eine Katastrophe. Gerade davon sollte uns der Herr befreit haben.
Die Offenbarung Jesu als Licht der Welt und die Reaktion der Pharisäer
Zurück zu Johannes Kapitel 9. Zuvor lesen wir jedoch noch die Verse davor. Das ist nicht zufällig so, denn es besteht die Gefahr, Kapitel zu lesen und dann abrupt aufzuhören. Früher war das nicht so ein plötzlicher Abbruch, auch wenn hier tatsächlich ein neues Thema beginnt.
In den beiden letzten Versen zuvor, Johannes 8,58, offenbart sich der Herr als der Messias auf dem Laubhüttenfest. Dieses Fest hatte zwei Höhepunkte, obwohl Mose sie nicht vorgeschrieben hatte.
Der erste Höhepunkt war das Lichterfest. Dabei wurden riesige Leuchter, eigentlich Menoras, also Kandelaber, in der Stadt Jerusalem aufgestellt. Die Stadt war nachts hell erleuchtet, was an die Schechinah-Herrlichkeit erinnerte. Der Herr greift dieses Bild auf und sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12).
Der zweite Höhepunkt war das Fest des Wasserschöpfens. Täglich gingen die Menschen zum Teich Siloah, holten mit goldenen Gefäßen Wasser aus dem Brunnen und gingen zurück zum Tempelberg. Sie wanderten einmal um den Brandopferaltar herum und gossen das geschöpfte Wasser aus. Das Wasser schöpfen ist ein Bild für die Sehnsucht nach dem Heiligen Geist.
Am siebten Tag fand eine besondere Prozession statt. Voran gingen Priester und Hohepriester, schöpften Wasser und gingen siebenmal um den Altar. Das war der höchste Tag des Festes. Am Ende gossen sie das Wasser aus.
Der Herr greift auch dieses Bild auf in Johannes 7,37: „Wer durstig ist, komme zu mir und trinke! Wer nicht glaubt, wie die Schrift sagt, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Diese Zusammenhänge sind schön, auch wenn sie nicht heilsnotwendig sind. Man versteht sie nur, wenn man den jüdischen Hintergrund kennt. Dabei kann man noch viel tiefer eindringen.
Ich versuche das derzeit auch, doch meine „Artillerieverkalkung“ spielt mir manchmal einen Streich. Ich lese und vergesse es wieder, fast wie eine Festplatte, die gelöscht wird. Manchmal ist mein Hirn wie ein abgeschalteter Arbeitsspeicher, und alles ist wieder weg. Trotzdem interessiert und fasziniert mich das.
Das bedeutet nicht, dass es für jeden gleich faszinierend sein muss. Aber es zeigt mir die Schönheit der Schrift, die verschiedene Schwerpunkte und Tiefen hat. Und...
Die Offenbarung als Gott und die Ablehnung durch die Pharisäer
Jetzt offenbart sich der Herr ihnen als der Messias. In Johannes 8,58 sagt er: „Ehe denn Abraham ward, bin ich.“ Und sie wissen, dass dies der Name Gottes ist, Anihu auf Aramäisch. Sie verstehen das.
Als der Herr in Gethsemane ist – ihr kennt die Geschichte – fragt er: „Wen sucht ihr?“ Sie antworten: „Jesus von Nazareth.“ Dann sagt er: „Ich bin’s.“ Daraufhin weichen sie zurück und fallen zu Boden. Das war eigentlich die Offenbarung Gottes.
Doch sie heben Steine auf, um auf ihn zu werfen. So sehen wir genau, dass er sich als ihr Heiland, als ihr Gott, ihr Bundesgott offenbart. So wie er sich Mose vorgestellt hat – damals auf Hebräisch, als er aus dem Dornbusch berufen wurde – sagt er es hier nur auf Aramäisch. Und sie wollen ihn steinigen.
Hier erkennen wir bereits die Verweigerung dessen, was im Kreuz gipfelt: Er wird abgelehnt. Ich sehe das als eine Art Refiguration, also eine vorschattende, typologische oder prophetische Handlung. Doch Jesus verbarg sich.
Das geschieht dann, wie ihr wisst, nach der Kreuzigung oder ab einem gewissen Widerstand: Gott zieht sich zurück. In 5. Mose 32 heißt es: „Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen, ich will ihnen meinen Rücken zuwenden und nicht mein Angesicht am Tage meines Zorns.“ Wer also Gott mit Steinen zurückweist, ihn nicht haben will, der erlebt, dass Gott sich zurückzieht. Dann ist er verborgen und nicht mehr auffindbar.
Er ging zum Tempel hinaus, und die Herrlichkeit des Herrn verließ den Tempel. So geschah es, dass die Schechina, die Gegenwart Gottes, von Israel wegzog. Der Tempel ging in Flammen auf, und das Licht des Evangeliums ging zu den Nationen.
Jetzt schaut: Jesus ging vorüber, er ging vorbei, er ging hinweg. Am Wegesrand sitzt ein Mann, der blind geboren ist. Er ist ein Symbol für die Nationen, die kein Licht haben. Die keinen Ratschluss Gottes und keine Offenbarung Gottes kannten. Geistlich blind kamen sie in die Welt.
Weil sie den Messias verwerfen, fällt ihnen von dem Tisch der Juden nur ein Brotkrümel zu. Doch weil sie den Messias ablehnen, wird nun der Blindgeborene sehen.
Genau das greift der Herr am Ende von Kapitel 9, Vers 39 auf: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen.“ Es ist interessant: Er ist gekommen zur Rettung und gleichzeitig zum Gericht. Er kam, damit die, die sehen, blind werden, und die, die blind sind, sehen.
Vers 39: „Solches hörten etliche der Pharisäer.“ Diese hatten ja das Licht, den Ratschluss Gottes, das Gesetz Mose, die Propheten und die Heiligen Schriften. „Solches hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind?“ Jesus antwortete ihnen: „Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde; nun aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.“
So zeigt sich das Geheimnis der Verstockung: Wenn sie Mose lesen, hängt eine Decke vor ihrem Herzen. Die Blindheit, die über sie kam, ist die Folge ihrer Verwerfung. Das Licht aber ging zu anderen Völkern.
Die zunehmende Blindheit und die Reaktion der Welt
Wir sehen jetzt Ähnliches bei uns. Wir hatten einmal die Reformation, und doch werden wir immer blinder und törichter – etwa durch den Pornoterror und die sexuelle Entartung. Diese ist den sogenannten Heidenvölkern völlig fremd.
Ich werde das Gesicht einer Frau in Birma, Myanmar, wie das seit 1989 heißt, in der Hauptstadt Yangon nicht vergessen. Als ich ihr sagte, dass bei uns seit dem 1. August letzten Jahres Homosexuelle heiraten dürfen, schaute sie mich an, als käme ich vom Mars. Sie dachte, sie hört schlecht. Für mich ist das ein Skandal, der mich fast meine innere Ruhe verlieren lässt – wie man auf Deutsch sagt, meine innere Tranquillität. Für mich ist das wie ein Todesstoß.
Wenn ich den Plan hätte, ein Volk in den Abgrund zu führen, hätte ich genau das getan, was sie getan haben. Das klingt fast volksverhetzerisch, was ich hier sage, aber ich bin so empört. Wir hätten spätestens so gehandelt wie damals mit der Endlösung der Juden, dann mit der Abtreibung, und jetzt mit dem, na gut oder na schlecht, zurück zu dem Blindgeborenen.
Der Herr schickt ihn zum Teich Siloah, legt ihm diesen Brei auf die Augen, und er geht zum Teich Siloah. Dort wird er vor der gesamten Elite des Volkes, der ganzen Priesterschaft, sehend. Jetzt stehen diese mit dem Rücken zur Wand. Wenn etwas geschieht, das überhaupt nicht in den Rahmen passt, stellt man mehrmals Fragen.
Ich werde nicht vergessen: Mir hat jemand erzählt, der eine Zeit lang in charismatischen Kreisen war, auch bei den Geschäftsleuten des vollen Evangeliums. Er kam dann heraus und berichtete, er habe mit eigenen Augen gesehen, wie ein Bein – ich glaube, er sagte sogar dreißig Zentimeter – gewachsen sei. Ich habe mehrmals nachgefragt: „Lieber Georg, wie war das? Sag das noch einmal. Hast du das wirklich gesehen?“
Auch wenn das so geschehen ist – ich bezweifle es nicht – beweist es noch nichts. Wir wissen, dass wir nicht in einer neutralen Welt leben. Es ist eine zutiefst magische, abergläubische Vorstellung, zu meinen, wie es in Peru, wo man mir geklagt hat, und auch in Birma, also Myanmar, wenn etwas Übernatürliches geschieht, sei es deswegen göttlich. Das sollte uns nicht beeindrucken, weil wir wissen, dass es auch jemand anderen gibt, der große Zeichen und Wunder tun kann.
Doch meistens sind es viele Fälschungen und Übertreibungen, und es stimmt überhaupt nicht. Aber er hat mir das als neutrale Quelle erzählt, denn er war ja nicht mehr in dieser Strömung. Ich weiß noch, wie ich mehrmals gefragt habe.
Weil das der Oberschicht überhaupt nicht in den Kram passte, taucht so oft dieses Wort wieder auf: In Johannes 9, Vers 15 fragen sie ihn abermals, also den, der gesund geworden oder sehend geworden war, auch die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. In Vers 17 sagen sie wieder zu dem Blinden: „Was sagst du von ihm?“ In Vers 24 riefen sie ihn zum zweiten Mal, denn sie standen mit dem Rücken zur Wand, weil sie schon eine Art Vorverurteilung beschlossen hatten.
Man muss sich vorstellen, wie sie ihn empfangen: In Vers 24 rufen sie den Menschen, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und sprechen zu ihm: „Gib Gott die Ehre, wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.“ Allein dieser Satz ist schon unheimlich. Man soll Gott dadurch die Ehre geben, dass man von Jesus sagt, dass er ein Sünder ist. Das ist fast schon eine Lästerung, wenn man so will.
Sie haben ihr Urteil einfach festgelegt und sagen: „Er ist ein Sünder.“ Der Mann antwortet: „Das weiß ich nicht. Eins aber weiß ich: Ich war blind und sehe jetzt.“ Dann sagt er in Vers 30 etwas Wunderliches: „Dass er nicht weiß, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan.“
Wir wissen, dass Gott die Sünde nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, dann hört er ihn. Von Anbeginn der Welt hat man nicht gehört, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen geöffnet hat. Wäre dieser nicht von Gott, könnte er nichts tun. So steht es in Johannes 9, Vers 32: „Von Anbeginn der Welt gab es das nie.“
Jetzt belehrt er sie. Die Pharisäer sind heute vergleichbar mit dem orthodoxen Judentum. Jeder, der das orthodoxe Judentum kennt, weiß, dass es keine Kleinigkeit ist, diese Leute zu belehren. Sie verachteten ihn, erstens, weil er ein Bettler war.
Laut 5. Mose 28 war der Segen Gottes tatsächlich zum Teil auch sichtbar: „Du wirst gesegnet sein, wenn du gehörst, gesegnet wird sein der Trug deines Brotes und dein Eingang und Ausgang“ und so weiter. Die Pharisäer waren gewöhnlich wohlhabend, und deswegen verachteten sie die Armen.
Deshalb auch die Randbemerkung in Lukas 16: Die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus war für all die Frommen der damaligen Zeit eine schallende Ohrfeige. Auf einmal ist der Reiche verloren und der Arme gerettet. Das stellte ihre Theologie völlig auf den Kopf. Wir können kaum nachempfinden, was für eine Revolution das für das Denken damals war.
Sie verachteten ihn, erstens, weil er blindgeboren war, und dann auch noch, weil er ein Bettler war. Wir sehen es hier: „Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns.“ Sie stießen ihn hinaus.
Noch einmal: Der Herr durchkreuzt diese Vorstellung. Weder er noch seine Eltern haben gesündigt. An ihm sollen die Werke Gottes offenbar werden. Das ist das, was ich vorhin vorgelesen habe.
Sie stießen ihn hinaus – eine Präfiguration, ein prophetisch-typologisches Handeln. Man lehnt den Messias ab, man lehnt seinen Nachfolger ab, man duldet sie nicht in der Synagoge.
Dann kommen die Sätze, die ich schon vorgelesen habe: Er wurde also an den Messias gläubig. „Ich bin zum Gericht in die Welt gekommen: Die Blinden werden sehend, die Sehenden werden blind.“ Das Evangelium lässt nicht neutral. Es öffnet die Augen, und wer es ablehnt, wird gleichzeitig verhärtet und verschlossen.
Wir wissen, dass die schlimmsten Antichristen gewöhnlich aus frommen Häusern kamen. Auch Nietzsche war Pfarrerssohn. Er war von seinem Erlöser so begeistert, dass er bei der Konfirmation am liebsten gestorben wäre – rückblickend muss man sagen, er wäre nur gestorben, um bei seinem Messias zu sein.
Dieser Mann nannte das Christentum den unausschließbaren Schandfleck in der Geschichte der Menschheit. Aber...
Das zweite messianische Wunder: Der Stumme redet
Jetzt zum zweiten messianischen Wunder, das uns auf andere Weise die Augen öffnen kann: Wie verhält es sich mit der Lästerung des Geistes?
Wir lesen in Matthäus, dass das zweite messianische Wunder darin bestand, dass ein Stummer wieder sprechen konnte. Im Judentum war der Exorzismus bekannt. Man fragte nach dem Namen des Dämons und trieb ihn dann mit dessen Namen aus. Per Definition konnte man aber einen Stummen nicht befreien. Daher lehrten die Pharisäer und Schriftgelehrten: Wenn der Stumme redet, ist der Messias da.
Dieses Detail wurde oft übersehen, zumindest von mir. In Matthäus 9,32 lesen wir: „Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war stumm und besessen.“ Die Sprachlosigkeit war also tatsächlich mit einem Dämon verbunden. Nachdem der böse Geist ausgetrieben war, redete der Stumme. Das Volk war erstaunt und sagte: „So etwas ist noch nie in Israel gesehen worden.“
Die Pharisäer erklärten jedoch: „Er treibt die bösen Geister aus durch ihren Obersten.“ Einige Anhänger der Pfingst- und charismatischen Bewegung behaupten oder deuten subtil an, dass ein Wunder Gottes dem Teufel unterstellt werden kann. Ich sage ihnen oft: Was du da hast, hast du nicht von Gott. Deine Visionen, Weissagungen und dein Zungenreden – das alles ist für mich von einem anderen Geist.
Wenn du eine Gabe Gottes oder ein Wirken Gottes dem Teufel unterstellst, was ist dann die unvergebbare Sünde? Versteht ihr das? Wenn ich das glaube, dann würde ich mich nie wagen, überhaupt die Geister zu prüfen. Und nebenbei bemerkt, die Leute, die immer rufen „Richtet nicht, richtet nicht!“, wenn ich das andeute, das ist das Liebloseste, was es gibt. Denn dann richte ich nicht nur so, sondern verdamme die Menschen auch.
Genau das sollen wir nicht tun. Von der Lästerung des Heiligen Geistes hat nie ein Apostel oder ein Jünger des Herrn gesprochen. Diese Autorität hatte nur der Herr selbst. Er kann wirklich verdammen, denn er kennt die Seinen.
Das, was man uns unterstellt – „Richtet nicht“ – machen manche in diesem Fall noch viel schlimmer, ohne es zu merken. Ich habe keine Probleme damit, jemanden als Kind Gottes anzusehen. Aber ich habe große Probleme mit manchen Manifestationen, Visionen und ähnlichem. Ich musste auch zugeben, dass sich manche Weissagungen nicht erfüllt haben, was aber niemanden zu interessieren scheint.
Ich habe eine Meldung aus absolut unverdächtiger Quelle, die Sie jetzt zugestehen: Die Erweckung ist nicht gekommen, die Sie uns seit 25 oder 30 Jahren vorausgesagt haben. Das hätte man damals schon wissen können. Die Bibel lehrt keine endzeitliche Erweckung, sondern einen endzeitlichen Abfall. Aber gut.
Wenn es also stimmte, dass die Unterstellung eines göttlichen Wunders als Werk des Teufels die Lästerung des Heiligen Geistes wäre, dann müsste der Herr jetzt Schluss machen. Doch wir lesen, dass er weiterwirkte. Nach der Bergpredigt sprach er mit Vollmacht, nicht wie die Schriftgelehrten.
In Matthäus 8 und 9 finden wir zehn große Wunder Jesu und den Widerstand der Pharisäer. Es gibt einen siebenfachen Widerspruch der Pharisäer: Er wirkt, sie widersprechen; er wirkt, sie widersprechen; und so weiter. Das spitzt sich immer mehr zu. Das hier war der dritte Widerspruch in Matthäus 9.
In Matthäus 12 kommt es dann zum Höhepunkt, zum Bruch. Dort lesen wir in Vers 22: „Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm.“ Möglicherweise sind hier beide Wunder sogar verbunden. Es steht aber nicht ausdrücklich, dass der Blindheit angeboren war.
Der Besessene wird geheilt, so dass der Stumme redete und sah. Das Volk war entsetzt, und es heißt: „Ist dieser nicht Davids Sohn?“ Das war der Titel des Messias. Das einfache Volk erkannte ihn. „Ist das nicht der Messias?“
Sie hatten doch in der Sabbatschule gelernt: Wenn der Stumme redet, ist der Messias da. „Das ist er doch! Was sagt ihr jetzt dazu?“ Das Volk reagierte so, wenn es konfrontiert wurde, und sagte oft: „Ich muss den Priester oder Pfarrer fragen.“ So fragten sie damals ihre Schriftgelehrten, die die Bibel zum Teil auswendig kannten. Die Juden waren damals einzigartig darin, was sie alles von Kindesbeinen an auswendig lernten.
Die Pharisäer aber sagten in Vers 24: „Er treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebub, ihren Obersten.“
Jetzt sagt der Herr: „Gut, jetzt ist es vorbei.“ So wie ein Kind, dem man sagt: „Pass auf!“ – ich schaue nicht mehr lange zu. Wenn das noch ein paarmal geschieht, dann ist der Punkt erreicht, der sogenannte „point of no return“.
Der Herr weist diese Anschuldigung auf einer vierfachen Basis zurück. In Vers 31 und 32 spricht er von der Lästerung des Geistes, die Sünde wider den Geist. So ist dieser Begriff in die Kirchengeschichte eingegangen.
Es ist die Lästerung des Geistes, weil jede Sünde wider den Heiligen Geist Sünde ist. Insofern habe ich heute auch wider den Heiligen Geist gesündigt. Aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben.
Darum sage ich: Alle Sünden und Lästerungen werden den Menschen vergeben, aber die Lästerung wider den Geist wird nicht vergeben (Matthäus 12,31-32).
Welche Sünde ist in Gottes Augen diejenige, die er nicht vergeben kann? Es gibt eigentlich nur eine: der Unglaube.
In Johannes 16,8-10 lesen wir: „Wenn der Geist kommt, wird er der Welt die Augen öffnen über die Sünde, die Gerechtigkeit und das Gericht: über die Sünde, dass sie nicht an mich glauben.“
Versteht das nicht falsch. Ich war selbst einmal Atheist und bin gläubig geworden. Aber wenn ich im Unglauben sterbe, kann Gott das nicht vergeben.
Man kann auch erzählen, wie Wurmbrand in rumänischen Gefängnissen erlebt hat, dass sich Massenmörder und die schlimmsten Kriminellen unter Tränen bekehrten. Das Blut Jesu nimmt alles weg. Aber wenn sie sich weigern, an Jesus zu glauben... jetzt ist mal...
Die historische Einordnung der Lästerung des Heiligen Geistes
Punkt eins: Die Sünde
Hier hat Ihnen der Heilige Geist gezeigt und ist Ihnen so weit entgegengekommen, dass nach Ihrer eigenen willkürlichen Lehre genau die Wunde gewirkt hat, die wirklich nur der Messias wirken kann. Also ist er Ihnen so weit entgegengekommen, wie es bei Thomas jenseits jeden Zweifels gezeigt wurde: Das ist euer Messias. Und dennoch lehnen Sie es ab. Mit anderen Worten, Sie haben gesagt: Ich gebe Gott die Ehre, wir haben unsere Meinung hier festgemacht, wir haben uns schon entschlossen, was auch geschieht, er ist nicht der Messias. Wie viel kann Gott ihm vergeben? Gar nichts.
Deswegen Punkt eins: Du und ich können den Heiligen Geist nicht lästern, nur weil wir längst an Jesus gläubig sind.
Zweitens war es eine kollektive Sünde, das heißt nicht die eines Einzelnen, sondern dieser Generation. Das werde ich gleich aufzeigen. Und es war eine historische Sünde, das heißt, es ist etwas, das geschehen ist und überhaupt nicht mehr wiederholt werden kann. Das möchte ich an der Schrift aufzeigen.
Jetzt müssen wir noch einmal tief durchatmen, denn es wird interessant, wie es in Matthäus 12 weitergeht.
Jetzt wird Israel also verworfen. Das darf man ja nicht laut sagen, aber es ist trotzdem so – und zwar auf der Basis der Zeichen.
Matthäus 12, Vers 38: Da hoben einige unter den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen: Meister, wir möchten gerne ein Zeichen von dir sehen. Darauf sagt der Herr: Dieses böse und untreue Geschlecht verlangt ein Zeichen, es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona.
Das muss man sich mal vorstellen, nicht? Er hat all die Zeichen und Wunder gewirkt, die eben nur der Messias wirken kann, und sie lehnen es ab. Und dann kommen sie und sagen: Ja, lieber Meister, wir hätten gerne ein Zeichen. Das müssen Sie sich mal vorstellen!
Und es ist klar, dass der Herr die Herzen kennt – also ist es vorbei. Er spricht ganz klar vom Gericht über diese Generation. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und es verdammen. Die Königin von Süden, Vers 42, wird auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und es verdammen.
Also diese Generation, die ihn verworfen hat. Der Herr zeigt dann in den Versen 42 bis 45, wie das Gericht kommt. Nein, die Verse 43 bis 45 zeigen, wie das Gericht kommt.
Hätte der Herr nur einen Plan für Israel gehabt – und er sagt ja an anderer Stelle: Ich bin nur gekommen, wie die verlorenen Schafe des Hauses Israel (das steht ja bewusst so bei Matthäus) –, dann hätte er jetzt die Welt verlassen müssen. Denn es ist ganz offensichtlich geworden, der Punkt ist erreicht, wo es kein Zurück mehr gibt.
Die Tatsache, dass es weitergeht, zeigt, dass Gott ein anderes Programm hat.
Ab Matthäus 13 beginnt der Dienst des verworfenen Königs. Der Herr verändert seine Verkündigung auf einer vierfachen Basis. Wir haben in Matthäus 13 jetzt das erste Gleichnis.
Er wirkt also jetzt nicht mehr sichtbar, sondern in Gleichnissen, die verhüllen. Jetzt haben wir die erste Gleichnisrede in Matthäus 13, Verse 1 bis 9, das Gleichnis vom Sämann, dem vierfachen Ackerfeld, und der Aufforderung: Wer Ohren hat, der höre.
Das ist jedenfalls bewusst bei Matthäus, weil es die Königstruktur so herausgearbeitet hat. Das ist wirklich das erste Gleichnis.
Das sehen wir auch an der Frage der Jünger: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Die hätten die Frage nicht gestellt, wenn das schon vorher passiert wäre.
Ich bringe mal ein Beispiel: Angenommen, ich gehe mit meinen Adjutanten auf die Jagd und habe immer meine Flinte oder Vorderlader dabei. Plötzlich nehme ich statt des Gewehrs einen feinen Bogen. Warum nimmst du Pfeil und Bogen? – Na ja, wir schießen heute Niederwild an, das Schnäpfen oder so. Wenn ich das schon öfter gemacht hätte, wüsste mein Gehilfe Bescheid, welches Wild heute gejagt wird, weil eine andere Waffengattung zum Einsatz kommt.
Und jetzt sehen wir hier das Wort: Wer Ohren hat, der höre. Dann die Frage der Jünger: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete: Euch ist gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist es nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.
Wer ist das? Das sind die Jünger, die an Jesus gläubig sind. Und dann kam ja auch noch Pfingsten, der Heilige Geist und die Erfüllung mit dem Geist.
Wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat. Wer ist damit gemeint? Israel, diese Generation.
Was hatten sie? Die Verheißungen, den Tempeldienst, die Opfer, das Priestertum, den Tempel – alles weggenommen. Heute können sie nicht mehr opfern. Wenn sie opfern wollten, gäbe es den dritten Weltkrieg, weil dort jetzt die Al-Aqsa-Moschee steht.
Alles weggenommen.
Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen, Vers 13: Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht, und sie verstehen es auch nicht.
Der Beweis sind die Kapitel vorher: Sie haben gehört, wie der Herr redete, sie haben gesehen, wie die Blinden sehend wurden, und haben ihre Herzen verhärtet.
Dann kommt das Gericht.
Mir ist hier aufgefallen: "Sehenden Auges, hörenden Ohres" – denn Israel hatte tatsächlich noch das Wort und die Zeichen. Die Juden fragen nach Zeichen, wenn bei der Gemeinde hier vorschattend der Sämann das Wort ist.
Du hast das Wort meiner Geduld, Offenbarung 3, Vers 10: Nur noch das Ohr, wer Ohren hat, der höre. Nicht mehr, wer Augen hat, der sehe. Die Zeit ist vorbei.
Israel hatte die sichtbaren Verheißungen, die sichtbare Beschneidung, den sichtbaren Tempel. Jetzt ist alles unsichtbar geworden. Wir sind jetzt geistlich beschnitten, wir sind geistlich der Tempel des Herrn.
Diese Verlagerung vom Sichtbaren ins Unsichtbare.
Jetzt zurück zu Matthäus 12.
Ich habe schon erwähnt, wie er das Gericht bringt, Vers 43-45:
Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann sagt er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich ausgefahren bin. Und wenn er kommt, findet er es leer, gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin, nimmt sieben andere Geister zu sich, die ärger sind als er selbst, und wenn sie hineinkommen, wohnen sie alle dort. Es wird mit dem Menschen danach ärger als zuvor sein. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.
Er findet: Ich will wieder umkehren in mein Haus. Das Haus ist Israel. Und wenn er kommt, findet er es leer.
Wieso leer? Sie lehnen Jesus ab.
"Gekehrt und geschmückt": Johannes der Täufer, der Herr und seine Jünger haben eine Erweckung bewirkt. Johannes der Täufer ging durch ganz Israel, und es ließen sich viele taufen – bis auf die religiöse Oberschicht.
Das Haus wurde gekehrt, das Haus wurde geschmückt, die bösen Geister wurden ausgetrieben, die Aussätzigen gesund gemacht, und dann bleibt es leer.
Genau das ist Israel.
Dann kommt er und nimmt sieben andere Geister, und so wird es mit dem Menschen ärger als zuvor sein. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.
Das Gericht Gottes beginnt damit, dass er den Geist in freien Lauf lässt.
Das ist der Grund, theologisch gesehen, warum die Juden so schwer für den Messias zu gewinnen sind.
Primitiv numerisch gesprochen steht die Ablehnung des Messias unter diesem siebenfachen Band. Deshalb waren sie so verhängnisvolle Werkzeuge in der Geschichte der Menschheit.
Der Herr spricht ja auch in den Sendschreiben an Smyrna und Philadelphia von der Synagoge Satans.
Dave Hunt, dem ich oft übersetzt habe, sagte: Das Gehirn, das die meisten Menschen in den Abgrund gestürzt hat, heißt Sigmund Freud. Und was Karl Marx und andere an Unheil gebracht haben.
Es ist eine Segensquelle – aber das macht der Teufel ja gerne.
Der Vater der Bibelkritik, die Begründer der Frankfurter Schule, Gruppendynamik – man kann endlos aufzeigen, und Hollywood in erster Linie.
Nicht immer die irrenden Söhne Abrahams.
Wir haben überhaupt keinen Grund, auf die Juden zu zeigen.
Denn jetzt wird es mit uns siebenmal ärger.
Das ist genau das, was passiert.
Wir sind genau in der Phase: Wir hatten das Licht, haben es mit Füßen getreten, spätestens seit der Kulturrevolution.
Wir sehen jetzt die Invasion der Geisterwelt.
Jetzt werden wir siebenmal ärger als ohnehin schon von Natur aus und verschlossener.
Es gibt keinen Kontinent, der so einen Widerstand gegen das Evangelium hat wie der europäische.
Danach also – das sind hochinteressante Zusammenhänge.
Uns geht es wie dem König Saul: Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, hat der Herr dich verworfen.
Deutschland, die Hochburg der Bibelkritik.
Dann kam der böse Geist, von Gott gesandt über Saul.
Von Gott geschickt die Geisterwelt.
Wir kriegen es über Videospiele, Computerspiele, Internet, Erziehung, Stilleübungen, Geistreisen, Fantasieübungen.
Es bricht auf breitester Front auch in die Christenheit herein.
Dann kommt der Genickschlag.
Am nächsten Tag beging Saul Selbstmord, nachdem er bei dem spiritistischen Medium war, bei der Hexe von Endor.
Jetzt noch Jesu wahre Verwandten.
Sehr interessant, die Verse 46 bis 50 von Kapitel 12.
Nachdem wir das gelesen haben – es kommt das Gericht, es spricht von der Lästerung des Heiligen Geistes, es wird sozusagen vorschattend der alte Bund gekündigt, es ist vorbei.
Jetzt haben wir auf einmal die Geschichte von Jesu wahren Verwandten.
Wir kennen das: Da redete er noch zu dem Volk. Draußen standen seine Mutter und seine Brüder, die wollten mit ihm reden.
Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.
Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?
Und er reckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Ich war natürlich zutiefst dankbar über diese Stelle, weil man damit jeden Katholiken in Bedrängnis bringen kann, der meint, über Maria sei der ideale Zugang zum Herzen Gottes oder zum Herzen Jesu.
Ich bin in Wien aufgewachsen, und da kann man das schnell anhand dieser Stelle zurückweisen.
Aber warum steht das hier gerade nach diesen Gerichtspassagen und in diesem Abschnitt, vor Kapitel 13?
Das ist jetzt typologisch die Verwerfung Israels.
Man gehörte ja zum alten Bund aufgrund der sichtbaren Zugehörigkeit.
Um zum Volk Gottes zu gehören, musste man beschnitten sein, musste man Israelit sein, musste man Jude sein.
Jetzt kommen die, die vom alten Bund her die höchste Verwandtschaft darstellen: Brüder, Schwestern, Mutter.
Man gehörte aufgrund der fleischlichen Zugehörigkeit zum Volk Gottes.
Man war Jude, also Teil des Volkes Gottes.
Doch sie wenden sich ab. Das zählt nicht mehr.
Wer den Willen meines Vaters tut, ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter.
Wir müssen von Neuem geboren werden.
Nicht mehr die sichtbare, fleischliche Zugehörigkeit ist entscheidend.
Hier ist ein Übergang, den die Schwärmer nicht erkennen können: Von Israel zu den Nationen, vom Zeichen zum Wort, vom Sichtbaren zum Geistlichen, vom Fleischlichen zum Geistlichen.
Das ist genau hier eine Bruchstelle.
Der Vers, der das am besten belegt, ist 2. Korinther 5,16. Das ist für mich auch der deutlichste Vers, warum es keine Apostel mehr geben kann.
Wir kennen ihn: Darum kennen wir von nun an niemand mehr nach fleischlicher Weise.
Die Apostel kannten Jesus per Definition nach fleischlicher Weise, als sie sahen, hörten und betasteten.
Wenn wir Christus früher nach fleischlicher Weise erkannt haben, alter Bund, so erkennen wir ihn jetzt so nicht mehr, neuer Bund.
Darum ist jemand in Christus.
Wir müssen in Christus sein.
Es nützt mir gar nichts, ein Verwandter Jesu zu sein, wenn ich nicht von Neuem geboren werde; ich gehe genauso verloren.
Verstehen?
Jetzt müssen wir in Jesus sein.
Das geschieht nicht durch die sichtbare Zugehörigkeit, sondern durch die neue Geburt, durch die Botschaft des Kreuzes.
Jetzt bündeln wir zusammen.
Wir sind eigentlich durch zwei Dinge noch.
Johannes 15 sagt der Herr in Vers 22: Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte, hätten sie keine Sünde.
Vers 24: Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde.
Er spricht davon und weiß sich darüber im Klaren, dass er Werke getan hat, die niemand jemals vorher getan hat und die wir auch nicht wiederholen können.
Es ist absolut unsinnig zu meinen, wer an mich glaubt, wird die Werke tun, die ich tue, und wird größere tun als diese (Johannes 14,12).
Wir können nicht auf dem Wasser gehen, wir können Aussätzige nicht gesund machen – das ist eine Illusion.
Das muss man also wirklich aus einem anderen Blickwinkel sehen.
Er sagt hier eindeutig: Ich habe Werke getan, die kein anderer getan hat, sonst hätten sie keine Sünde.
Nun, aber sie haben es gesehen und hassen doch mich und meinen Vater.
Nächster Punkt: Lukas 7, die Auferweckung des Jünglings zu Nain.
Nur eine Randbemerkung, keine Angst.
Da kam eine große Furcht über sie.
Das war schon gewaltig.
Wenn man das ruft, wie da der Todeszug lief, und dann richtet sich der Jüngling auf – das war schon beeindruckend.
Und da kam große Furcht über sie.
Lukas 7, Vers 16: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht.
Aber warum sagen sie nicht: Der Messias ist da?
Denn die Auferweckung von den Toten war kein messianisches Wunder, das taten auch Elija und Elisa.
Seht ihr, so genau ist die Bibel.
Ich bin Anhänger von Elija Schrenk, das ist hier kein Thema.
Alle Bibelkritik ist ein Majestätsverbrechen und schleust einen falschen Geist ein.
Die Bibel ist so ein kostbares Wort, und wie heute mit der Bibel umgegangen wird, ist erschreckend.
Das trifft auch unsere freikirchlichen Ausbildungsstätten.
Dort breitet sich immer mehr das schleichende Gift der Bibelkritik aus.
Sie belächeln die, die sich daran festhalten, und dann sind wir in deren Augen Moslems.
Die Moslems behandeln den Koran so, wie wir die Bibel behandeln sollten.
Man soll bei einem Moslem die Bibel nie unter der Hüfte tragen, das ist für ihn ein Zeichen, dass wir dieses Buch nicht respektieren.
Man legt die Bibel nie auf den Boden.
Für ihn liegt der Koran immer an höchster Stelle.
Er glaubt, Allah habe den Koran Punkt für Punkt wörtlich seit Ewigkeit gegeben.
Naja, klar, Gott lässt das jetzt zu.
Der Islam hat damals die frühe Christenheit ausgetreten, und inzwischen sind wir noch korrupter geworden als damals.
Jetzt lässt Gott es halt wieder zu.
Nichts Neues unter der Sonne.
Für mich noch zwei Dinge.
Jedes dauert zweieinhalb Stunden? Nein, keine Angst.
Wir sind in den letzten Zügen, in der Landeschleife.
Für mich die Stelle, die mich am meisten überzeugt hat, dass diese Lästerung des Heiligen Geistes, die wir in Matthäus 12 gelesen haben, wirklich historisch und für diese Generation und nur für Israel zutreffend einzuordnen ist.
Denn Israel ist etwas Ähnliches schon zweimal in seiner Geschichte passiert.
Das zweite Mal war das babylonische Exil.
Das erste Mal war in 4. Mose 14.
Dort haben wir eine verblüffende Parallele.
Ich hoffe, dass auch jemand, der noch Zweifel hat, das so historisch auslegen kann.
Es gibt das für uns nicht.
Denn liebe Geschwister, Leute, die aus spiritistischem oder okkultem Hintergrund kommen, werden manchmal schrecklich gequält von dem Gedanken: Ich habe mich am Heiligen Geist versündigt.
Dann versuchen sie, diese Gedanken zu unterdrücken, und denken genau das, was sie nicht denken wollen, nämlich einen blasphemischen, lästerlichen Gedanken über den Heiligen Geist.
Sie denken, jetzt ist es vorbei, jetzt kann Gott nicht mehr vergeben.
Das gibt es überhaupt nicht.
Auch die schlimmsten lästerlichen Gedanken, die sie oft gegen ihren Willen bekommen, gerade wenn sie aus der Drogen- oder Okkultszene kommen, haben oft Kämpfe.
Da weiß das niemand einzuordnen, der Gottes Güte halbwegs bewahrt hat.
Dann bekommen sie solche Gedanken und meinen, jetzt ist es vorbei.
Das gibt es nicht, dass man diese Lästerung des Heiligen Geistes als Gläubiger des Neuen Bundes begehen kann.
Wir haben vorher in Kapitel 12 und 13 die zwölf Kundschafter.
Ihr wisst ja, sie brachten das Gerücht: Das Land ist zwar schön, aber da sind die Anakiter und so weiter, die uns zum Frühstück essen, so riesig sind sie.
Das Volk schrie die ganze Nacht.
Dann kommt die Herrlichkeit des Herrn.
Mose tritt dazwischen, sonst wäre nichts übrig geblieben.
Das ist auch ein Bild für unseren Erlöser, der in die Bresche trat, sonst wäre von uns nichts übrig geblieben.
Vers 18: Der Herr ist geduldig, so vergibt er die Missetat.
Vers 20: Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast (4. Mose 14,20).
Aber so wahr ich lebe, und die ganze Welt der Herrlichkeit des Herrn voll werden soll.
Danach sehnen wir uns ja, wenn wir sehen, wie die Finsternis triumphiert.
Da kann man oft seufzen: Herr Jesus, komm bald.
Alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich getan habe in Ägypten und in der Wüste, und mich nun zehnmal versucht haben und meiner Stimme nicht gehorcht haben – nach dem zehnten Mal war es vorbei.
Hier bei Matthäus siebenmal der Widerspruch der Pharisäer.
Von denen soll keiner das Land sehen, das sich ihren Vätern zu geben geschworen wurde.
Auch keiner, der mich gelästert hat.
Sehen wir die Parallele?
Diese Generation hatte eine einmalige Chance, ins gelobte Land zu kommen.
Die Verheißung hatten nicht wir, sondern diese Generation, die aus Ägypten kam.
Nach dem zehnten Mal sah Gott: Es ist vorbei.
Ihr könnt machen, was ihr wollt.
So hatte die Generation zur Zeit Jesu eine einmalige Gelegenheit, den Messias anzunehmen.
Wäre das geschehen, hätte das messianische Reich aufgebrochen.
Er hätte es begonnen.
Das war ihre Sehnsucht.
Noch auf dem Weg zum Ölberg wirst du in dieser Zeit das Reich in Israel aufrichten, das wussten sie.
Anders kannten sie es nicht.
Gemeinde gab es nicht, das war noch nicht offenbart.
Diese Generation hatte die einmalige Gelegenheit, den Messias anzunehmen.
Nach Matthäus 12 unwiederbringlich vorbei.
Sie konnten machen, was sie wollten – es war vorbei.
In dem Sinne hat das historisch überhaupt nichts mit der Gemeinde zu tun.
Wir sehen, hoffe ich, diese Parallele.
Sie haben meine Zeichen gesehen, sie haben siebenmal widersprochen, sie haben den Heiligen Geist gelästert.
Es ist unwiederbringlich vorbei für diese Generation als Generation.
Dann wurden natürlich einzelne daraus bekehrt.
Die ersten, die gläubig wurden, waren Juden.
Man schätzt, dass zum Höhepunkt der Ausbreitung des Evangeliums in Jerusalem, Judäa, zehn Prozent der damaligen Juden an Jesus glaubten.
Dann kippt er alles um.
Das Allerletzte, dann machen wir Schluss.
Wir haben ja wirklich auch lang genug gelitten.
Ich hoffe, deine Kassette reicht aus, lieber Stephan.
In Matthäus 12, wo Israel an der Herrlichkeit seines Messias vorbeiläuft und diese unwiederbringliche Weichenstellung verpasst oder eine falsche Richtung einschlägt, wird uns der Messias noch als Gesalbter vorgestellt – aber für das geistliche Auge durch das Wort in der Schönheit des Glaubens.
Denn das haben wir auch gesungen: Wir wissen, es wurden Könige, Priester und Propheten genannt.
Das war dieses Lied: „Welcher Freund ist unser Jesus? König, Priester und Prophet.“
In Matthäus 12, Vers 6 sagt der Herr: Hier ist Größeres als der Tempel.
Der Tempel stand in Verbindung mit den Priestern.
Hier ist also Größeres als der Tempel, mehr als die Priester.
Dann Matthäus 12, Vers 41: Die Leute von Ninive werden auftreten am Tag des Gerichts mit diesem Geschlecht und es verdammen, denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona.
Hier ist mehr als Jona, und Jona war ein Prophet.
Dann Vers 42: Die Königin von Süden wird auftreten am Tag des Gerichts mit diesem Geschlecht und es verdammen, denn sie kam von den Weltenden, um Salomos Weisheit zu hören.
Siehe, hier ist mehr als Salomo, und Salomo war der König.
Hier ist Größtes aus dem Tempel, mehr als die Priester, mehr als die Propheten, mehr als die Könige.
Hier ist der wahre Messias, der wahre Gesalbte, offenbart durch das Wort Gottes für das Auge des Glaubens, für das geistliche Auge durch die Heilige Schrift.
Ich bete noch zum Abschluss: Herr Jesus.
Herzlichen Dank, ihr wart tapfere Zuhörer, es ist keiner umgefallen.
Ich möchte mich bedanken für die Ausführungen.
Aber ich möchte einen ernsten Gedanken anfügen.
Ich denke, dafür sind wir auch zusammen, und vielleicht haben auch einige noch Gedanken.
Wir sind ja nicht hier zusammen, weil wir alle vollendet sind, sondern weil wir uns auch ein Stück weit im Wort ergänzen möchten.
Ein Gedanke ist mir noch wichtig, und ich möchte ihn anfügen.
Du kannst mich jetzt steinigen, aber ich glaube, dass dieses Prinzip, von dem der Herr Jesus gesprochen hat, das speziell dieses Ereignis betraf, angesichts der messianischen Zeichen einmalig war.
Du hast zu Recht deutlich darauf hingewiesen.
Aber ich glaube, dass dieses geistliche Prinzip – und du hast es schon angedeutet – real auch heute ist.
Das ist meine tiefe Überzeugung, weil der Hebräerbrief genau dasselbe aufdeckt.
Hier möchte ich sagen, warum ich da noch etwas anfügen darf, Alexander.
Ich kenne Gläubige, die Not haben und sagen: Mir wird etwas nicht vergeben.
Der Hebräerbrief sagt ja dieses bekannte Wort in Hebräer 6, wo es heißt, Vers 6 oder Vers 5 schon, oder eigentlich Vers 4:
Es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet waren, die himmlische Gabe geschmeckt haben und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes, das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und abgefallen sind, wiederum zu Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.
Ich glaube, dass sich hier auch im Prinzip verbirgt – und ich habe Gläubige getroffen, die sagten: Ja, das kann der Herr mir jetzt nicht mehr vergeben.
Sie haben tiefe Sündennot erlebt, aber keinen Frieden mehr gefunden, weil sie meinten, der Herr könnte ihnen jetzt nicht mehr vergeben.
Ich möchte nur anfügen: Fakt ist, dass da, wo Gott sich eindeutig ein Leben gestellt hat und ein Mensch sich genauso eindeutig dieser Begegnung entgegenstellt, Gott diese Entscheidung akzeptiert.
Aber nicht in dem Sinne, dass jemand, der Sündennot hat, keine Vergebung mehr findet.
Das Kennzeichen ist hier nicht mehr, zur Buße erneuert zu werden.
Das ist für mich ganz entscheidend, denn Buße allein ist ein Werk des Geistes Gottes.
Der Heilige Geist überführt von Sünde, von Gerechtigkeit und von Gericht.
Derjenige, der wirklich dahingegeben ist, hat gar keine Sündennot mehr.
Er kommt faktisch nicht mehr zur Buße.
Ein Mensch, der vom Geist Gottes zur Buße geleitet wird, findet immer Vergebung.
Denn das Ziel des Geistes Gottes ist es, uns in die Vergebung, in die Erlösung hineinzuführen.
Wenn ein Mensch Sündennot hat und zugleich suggeriert bekommt: Du bist jetzt ein Wiederholungstäter oder noch etwas anderes, der Herr wird dich nicht mehr vergeben – das ist die Lüge des Teufels.
Er will uns die Gewissheit rauben, die der Herr Jesus auf Golgatha geschaffen hat.
Mit dem Zeitpunkt, an dem ich Buße tue, habe ich auch Vergebung.
Denn die Verheißung ist: Wenn wir bekennen, wenn wir Buße tun, ist er treu und gerecht, uns die Sünden zu vergeben.
Aber umgekehrt – und das ist das Kennzeichen eines Menschen, der dahingegeben ist – hat er keine Buße mehr, es quält ihn auch nicht mehr, dass ihm nicht mehr vergeben wird.
Er wird nicht mehr zur Buße erneuert und findet keine Vergebung mehr.
Das ist ein ganz schrecklicher Zustand.
Ich glaube, unser Volk wird mehr denn je mit diesem Phänomen in der Zukunft zu tun haben.
Gerade in unserem Land, wo das Wort Gottes in einem solchen Maße bekannt war wie kaum in einem anderen Land.
Wir hatten Brüder, die uns Gottes Wort so tief gezeigt und erklärt haben.
Wir haben viele Bibelübersetzungen.
Ich wüsste nicht, ob es noch einmal in einer Sprache so viele Bibelübersetzungen gibt.
Englisch vielleicht noch.
Wir haben Gottes Wort in Fülle gehabt, und unser Land tritt dieses Wort mehr mit Füßen denn je.
Das ist genau der Grund, warum Menschen heute nicht mehr zur Buße finden.
Sie haben sich entschieden.
Das ist die Not.
Insofern möchte ich einfach sagen, dass dieses geistliche Prinzip der Vergebung nicht mehr zu finden hier in Hebräer 6 doch noch einmal auftaucht, wenn Gott einen Menschen dahingegeben hat.
Das ist etwas ganz Schlimmes.
Gut, das nur noch zur Ergänzung.
Wir haben noch ein bisschen Zeit, wenn noch jemand eine Frage hat.
Du hast ja manche schwierigen Themen angesprochen.
Wer ist denn damit gemeint, eigentlich, mit den Bibelstellen, die du jetzt genannt hast?
Vielleicht sollte man dazu etwas fragen.
Man könnte es in zweifacher Weise auslegen.
Wir dürfen nicht zu dogmatisch sein, weil es sehr viele Kontroversen ausgelöst hat und viele Anfragen.
Man kann es auf diese Generation auslegen, die die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt hat und das gute Wort Gottes und durch das Kommen des Messias.
Man könnte es auch auf eine Einzelperson auslegen, denn diese messianischen Juden oder hebräischen Christen standen in Gefahr, vom Glauben abzufallen.
Durch den nationalen Aufstand gegen die Römer kam ein großer Druck auf sie.
Sie waren in einer Zwickmühle.
Solche Beispiele gibt es auch in der Kirchengeschichte.
Man galt als unsolidarisch, wenn man sich nicht gegen die Römer verband.
Wer zum Judentum zurückkehrte, musste Schweineblut über ein Kreuz gießen.
Das war ein Zeichen der Verachtung.
Ob man solche wieder zur Buße erneuern konnte, ist hypothetisch.
Berichte aus dem ersten, zweiten und vierten Jahrhundert bestätigen uns durch Flavius Josephus (1. Jahrhundert), Hegesippius (3. Jahrhundert) und Kirchenvater Sibyllus, dass der Hebräerbrief sein Ziel erreichte.
Die in Bedrängnis geratene judenchristliche Gemeinde hat tatsächlich durchgehalten.
Interessant ist, dass der Brief ihnen nichts Sichtbares hinstellt in dieser Bedrängnis, sondern ihnen einfach die Größe Jesu zeigt.
Darin haben sie den Anker ihrer Seele.
Das hat sie im Glauben gestärkt, sodass der Brief sein Ziel erreichte.
Vielleicht als Hintergrundinfo:
Ich komme aus einer Brüdergemeinde, du auch.
Es ist ein theologischer Streitpunkt unter Brüdern, gerade über die Unverlierbarkeit des Heils zu sprechen.
Es wird viel darüber gestritten.
Ich habe die Schriften der Brüder studiert und auch dort gelebt.
Ich möchte, dass wir nicht über das Wort Gottes streiten, aber ich möchte einfach mein persönliches Zeugnis in den Raum stellen.
Ich persönlich bin heute davon überzeugt, dass das Heil, so wie es in vielen Brüderkreisen gelehrt wird, unverlierbar ist.
Das heißt, es gibt faktisch keinen Abfall, nicht halbwegs.
Ich weiß, ich kenne diese Thesen auch.
Ich möchte niemandem wehtun.
Ich habe jahrelang so gelebt und gepredigt.
Ich verstehe das.
Deshalb möchte ich nicht, dass wir daraus ad hoc eine Spannung machen und meinen, jetzt müssen wir so oder so herauskommen.
Was mir vom Bild des Hebräerbriefes deutlich wird: Ein Kind Gottes ist immer ein Kind Gottes, und das stimmt.
Wenn mein Kind mich heute verlässt und eigene Wege gehen will, bleibt es mein Kind.
Ich werde für dieses Kind beten, bis es zurückkommt.
Auch wenn es eigene Wege geht.
Aber wenn es auf seinem Weg umkommt, dann war es mein Kind und wird es nie mehr sein.
Das ist das Bild.
Der Geist Gottes geht dem Verlorenen endlos nach.
Kommt aber der Punkt, dass du mit der Sünde so gespielt hast, dass du in offenem Abfall gerätst, dann sagt die Schrift: Du wirst nie mehr Kind Gottes sein.
Man kann nur einmal Kind Gottes werden.
Wenn du das Leben leichtfertig verspielst, indem du mit der Sünde spielst, ohne an die Hand des Vaters zurückzukommen, dann gehst du grundsätzlich unter.
So wie jedes Kind, das sich von der Hand losreißt, Gefahr läuft, unter ein Auto zu laufen.
Solange es nicht unter dem Auto liegt, laufe ich hinterher.
Wenn es aber darunter liegt, war es mein Kind – und wird es nicht mehr.
Ich glaube, das ist gemeint.
Er sagt: Spiel nicht damit.
Natürlich gibt es immer einen Weg zurück zum Vater.
Es gibt immer einen Weg zurück.
Der verlorene Sohn ist ein Beispiel.
Aber kommst du an den Punkt des Abfalls?
Was ist Abfall?
Abfall ist ein offenes Sich-Absagen, ein offenes Absagen von Christus.
Wie du sagst: Schweineblut über ein Kreuz gießen.
Dass ich wirklich sage: Das war es für mich, ich habe mich ganz bewusst gegen das Kreuz, gegen Christus entschieden.
Ich glaube, so ein Mensch ist hier gemeint.
Nicht jemand, der verloren ist.
Fruchtenbaum vertritt stark die Lehre der Unverlierbarkeit.
Er gibt noch einen interessanten Gedanken: Die, die keine Buße taten und abgefallen waren, verloren nicht die Ewigkeit, aber kamen unter das physische Gericht mit der Zerstörung Jerusalems.
Sie verloren ihr sichtbares Leben.
Die messianische Gemeinde war die einzige, die diesen Gerichten entkam, weil sie in Erinnerung an den Herrn Jerusalem verließen und flohen nach Pella in Dekapolis.
Von da an unter ihrem Bischof Petrus (nicht der Apostel) verliert sich die Spur der Urgemeinde.
Sie sind eine Vorschattung.
Sie wussten durch die Offenbarung Jesu, dass Jerusalem zerstört wird, was die Juden nicht wussten.
Sie verließen die Stadt, als man meinte, es wäre militärisch Grund genug, in der Stadt zu bleiben.
Aber das wollen wir jetzt nicht vertiefen, wenn wir nicht alle Heilsgeschichten und Themen heute Nachmittag lösen wollen.
Das ist richtig.
Vielleicht zwei Stellen, die jeder für sich nachprüfen kann.
Wichtig ist, dass jeder seinen Stand vom Wort Gottes her festmacht, wie Paulus sagt: Die Liebe zur Wahrheit hat.
Für mich waren zwei Stellen ausschlaggebend, warum ich meine frühere Überzeugung infrage stellte.
Die erste war 1. Korinther 15,1, die zweite Hebräer 3,12-13.
Ich habe damals eine umfangreiche Bibliothek, fast 80 % Brüderliteratur, die sehr wertvoll und tief ist.
Ich habe die Ausleger nacheinander aufgesucht und war innerlich verzweifelt.
Ich hatte viel Not, weil ich so aufgewachsen war.
Ich fragte mich, was die an Antworten bieten.
Ich lese die Stelle: Hebräer 3,12
Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, im Abfallen vom lebendigen Gott.
Sondern ermuntert euch selbst jeden Tag, solange es heißt: Heute, auf dass niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde.
Die Ausleger sagen alle, ein wahrer Christ kann nicht abfallen.
Ich dachte: Wie können gestandene Männer, die ich früher sehr schätzte und mit denen ich engen Kontakt hatte, mir verkaufen, dass ein Namenschrist von seinem Bekenntnis abfällt?
Das kann nicht das Anliegen des Schreibers sein.
Dass du dein hohles Bekenntnis nicht fallen lässt, kann nicht sein.
Ich habe wochenlang harte Kämpfe durchgemacht, bis ich sagen musste: Es hilft nichts.
Es ist eigentlich im Nachhinein ganz einfach zu lösen.
Gottes Wort hat heilsgeschichtlich von der Bekehrung bis zum Ziel immer zwei Linien:
Die Seite Gottes – da wird uns niemand aus der Hand Gottes reißen.
Und die Seite der Verantwortung.
Diese beiden Seiten laufen immer parallel.
Wenn Gott sagt, dass wir vor Grundlegung der Welt berufen sind, ist das die Seite Gottes.
Wenn Petrus sagt, macht eure Berufung und Auserwählung fest, ist das die Seite der Verantwortung.
Wenn eine Lehre von einer Seite etwas wegnimmt, geraten wir in Schwierigkeiten.
Mir wurde deutlich, dass meine Brüder, die ich sehr schätze, gut erkannten, dass es um Bekehrung und Nachfolge geht.
An diesem Punkt steigen sie um auf die Schiene Gottes und sagen: Hier ist die Sache Gottes, hier gibt es keine Verantwortung mehr.
Paulus sagt in 1. Korinther 15,1: Von dem Evangelium, das ich euch verkündigt habe, durch welches ihr auch errettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe.
Auf der einen Seite das Wirken Gottes, auf der anderen Seite die Verantwortung.
Paulus lässt beides so stehen.
In Philipper sagt er, Gott wirkt in euch das Wollen und das Vollbringen.
Mir wurde klar, dass die Brüder mit der Stelle nicht zurechtkamen, weil sie übersehen haben, dass Gott beide Seiten stehen lässt: Verantwortung und Gnade.
Unsere Glaubensräder haben da nichts übersehen.
In den Botschaften und so, wenn du sie hast.
Ich habe da Leben.
Ich möchte nicht sagen, dass du das zwingend so sehen musst, nur als persönliche Erfahrung.
Es gibt Themen, bei denen sich die Christenheit jahrhundertelang nicht einig wurde.
Vielleicht haben wir noch eine Frage zum Vortrag, weil der Sechshalb jetzt reinkam.
Bleibt ruhig noch.
Habt ihr Fragen?
Ihr habt gesehen, dass ich auf dem Tisch Bücher liegen habe, die ich mitgebracht habe.
Sie sind nicht besonders zu diesem Thema.
Schaut sie euch einfach an.
Vor allem möchte ich zur Vertiefung empfehlen: Benedikt Peters, Der Geist der Weckung. Geister, Charisma und Bewegung.
Einige berufen sich auf Phänomene bei Jonathan Edwards und Whitfield.
Er sagt, das darf nicht wahr sein.
Auch zum Thema Anbetung gibt es eine sehr feine Bibelarbeit.
Eschatologisch hat das nichts mit dem Thema von heute Nachmittag zu tun.
Ein weiteres Buch beleuchtet den Hintergrund des Terrorismus.
Ich habe oft gelistet, was um 1967 begann.
Am 7. Juni 1967 wurde Jerusalem zurückerobert, oder besser Ende der sechziger Jahre.
Der Herr sagt: Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Heidenzeit erfüllt ist.
Alles, was jetzt mit Homosexualität, Abtreibung, Okkultismus zu tun hat, begann so.
Man spricht von den Achtundsechzigern.
Ich will nicht dogmatisch sein, aber für mich ist das kein Zufall.
Die erste Frauenordination 1966 in der nordelbischen Kirche und all das, was jetzt wirklich voll ausreift, hat damals begonnen.
Ich habe versucht, das aufzuzeigen.
Es hat jetzt eine gewisse Aktualität durch die Terroranschläge.
Hier noch etwas, vielleicht nicht so wichtig für euch:
Neue Praktiken innerhalb der Pfingst- und charismatischen Bewegung von Dr. Helge Stadelmann und mir.
Helge ist theologisch kurz, prägnant und sachlich.
Dieser Satz hier, die charismatische Bewegung ist das Kuckucksheim evangelikalen Nestes, stammt von Helge Stadelmann, nicht von mir.
Ich habe noch kostenlose Dinge da, auch Aufträge.
Ich mache gerne Werbung für die Topic.
Ich nehme an, die letzte Topic hat dir sehr gefallen.
Der Leitartikel zeigt, was in der evangelikalen Welt für ein Umschwung stattfindet.
Das ist unglaublich.
Nehmt sie mit, sie sind kostenlos.
Ich mache immer Mut, sie zu abonnieren.
Wegen der letzten Nummer gab es eine Abbestellungsflut wie lange nicht.
Er zeigt im Evangelikallager einiges auf.
Er hat mich auch zitiert, wenn auch nicht namentlich.
Das dürfte zu der Abbestellungsflut beigetragen haben.
Viele Briefe von Charismatikern kamen, die meinten, er sehe das falsch usw.
Der Fall Sauls und die Folgen für die Christenheit
Jetzt kommen also hochinteressante Zusammenhänge zum Vorschein. Es geht uns wie König Saul: Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, hat der Herr dich verworfen. Deutschland ist die Hochburg der Bibelkritik.
Dann kam der böse Geist, der von Gott gesandt wurde, über Saul. Von Gott geschickt, durch die Geisterwelt. Wir erleben das heute durch Videospiele, Computerspiele, das Internet, aber auch durch Erziehung, Stilleübungen, Geistreisen und Fantasieübungen. All das bricht auf breitester Front auch in die Christenheit hinein.
Dann folgt der Genickschlag: Am nächsten Tag beging Saul Selbstmord, nachdem er bei dem spiritistischen Medium war, bei der Hexe von Endor. Und jetzt...
Jesu wahre Verwandten und die neue Gemeinschaft im Glauben
Hier noch Jesu wahre Verwandten. Das ist sehr interessant, die Verse 46 bis 50 von Kapitel 12.
Nachdem wir das gelesen haben, folgt das Gericht. Es wird von der Lästerung des Heiligen Geistes gesprochen. Sozusagen vorschattend wird jetzt der alte Bund gekündigt, es ist vorbei. Und nun kommt auf einmal die Geschichte von Jesu wahren Verwandten.
Wir kennen das: Als er noch zu dem Volk redete, standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wollten mit ihm sprechen. Da sagte jemand zu ihm: „Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.“ Er antwortete und sprach zu ihnen: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ Und er reckte die Hand aus über seine Jünger und sagte: „Siehe da, das sind meine Mutter und meine Brüder, denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Ich war natürlich zutiefst dankbar über diese Stelle, weil man damit jeden Katholiken in Bedrängnis bringen konnte, der meinte, über Maria sei der ideale Zugang zum Herzen Gottes oder zum Herzen Jesu. Ich bin in Wien aufgewachsen, und dort kann man das schnell anhand dieser Stelle zurückweisen.
Aber warum steht das gerade hier nach diesen Gerichtspassagen und in diesem Abschnitt vor Kapitel 13? Das ist jetzt typologisch die Verwerfung Israels. Denn man gehörte ja zum alten Bund aufgrund der sichtbaren Zugehörigkeit. Um zum Volk Gottes zu gehören – Frau Golda – musste man beschnitten sein, musste man zur Beschneidung gehören, musste Israelit sein, musste Jude sein.
Und jetzt kommen diejenigen, die an ihn herantreten wollen, die vom alten Bund her stammen, der hier vorschattend gekündigt wird. Sie wollen das Volk Gottes in höchster Potenz darstellen: die Brüder, die Schwestern, die Mutter – also die höchste Verwandtschaft. Man gehörte nochmals zum Volk Gottes aufgrund der fleischlichen Zugehörigkeit, der sichtbaren Verwandtschaft. Wenn man als Jude geboren wurde, gehörte man zum Volk Gottes. Doch wenn man sich abwendet, zählt das nicht mehr.
„Wer den Willen meines Vaters tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.“ Wir müssen jetzt von Neuem geboren werden. Nicht mehr die sichtbare, die fleischliche Zugehörigkeit ist entscheidend.
Hier ist ein Übergang, den die Schwärmer nicht erkennen können: von Israel zu den Nationen, vom Zeichen zum Wort, vom Sichtbaren zum Geistlichen, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Fleischlichen zum Geistlichen. Das ist genau hier so eine Bruchstelle.
Der Vers, der das am besten belegt, steht in Galater 5,16. Für mich ist das auch der deutlichste Vers, warum es keine Apostel mehr geben kann. Wir kennen Galater 5,16: „Darum kennen wir von nun an niemand mehr nach fleischlicher Weise oder dem Fleische nach.“
Die Apostel kannten Jesus per Definition nach fleischlicher Weise, da sie ihn gesehen, gehört und berührt hatten. Wenn wir Christus auch früher nach fleischlicher Weise erkannt haben – im alten Bund –, so erkennen wir ihn jetzt nicht mehr so, im neuen Bund. Darum ist jemand in Christus.
Wir müssen jetzt in Christus sein. Es nützt mir gar nichts, dem Verwandten, meinetwegen Halbbruder, Jesu zu sein, wenn ich nicht von Neuem geboren werde. Sonst gehe ich genauso verloren. Versteht ihr? Jetzt müssen wir in Jesus sein, und das geschieht nicht durch die sichtbare, sondern durch die neue Geburt. Das geschieht durch die Botschaft des Kreuzes. Und...
Zusammenfassung der messianischen Wunder und der Lästerung des Heiligen Geistes
Jetzt fassen wir zusammen. Zwei Dinge sind noch offen.
Johannes 15 sagt der Herr in Vers 22: „Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde.“ In Vers 24 heißt es: „Hätte ich nicht die Werke unter ihnen getan, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde.“
Er spricht also davon, dass er Werke getan hat, die niemand jemals zuvor getan hat. Werke, die wir auch nicht wiederholen können. Es ist völlig unsinnig zu glauben, dass wir dieselben Wunder vollbringen könnten. Jesus selbst sagt in Johannes 14,12: „Wer an mich glaubt, wird die Werke tun, die ich tue, und wird größere tun.“
Aber wir können nicht auf dem Wasser gehen, und wir können keine Aussätzigen heilen. Das ist eine Illusion. Man muss das aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Jesus sagt hier eindeutig: „Ich habe Werke getan, die kein anderer getan hat. Hätten sie diese nicht gesehen, so hätten sie keine Sünde.“
Aber sie haben sie gesehen und hassen trotzdem sowohl mich als auch meinen Vater.
Ein weiterer Punkt ist Lukas 7, die Auferweckung des Jünglings zu Nain. Nur eine Randbemerkung: Da kam eine große Furcht über die Menschen. Das war wirklich beeindruckend. Man kann sich vorstellen, wie der Totenwagen kam, und dann richtet sich der Jüngling auf – das war schon sehr mächtig.
In Lukas 7, Vers 16 heißt es: „Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht.“
Aber warum sagen sie nicht: „Der Messias ist da“? Die Auferweckung von den Toten war kein messianisches Wunder, denn solche Wunder haben auch Elija und Elisa vollbracht. Das sieht man genau in der Bibel.
Die Bedeutung der Bibel und die Gefahr der Bibelkritik
Ich bin Anhänger von Elija Schrenk. Das ist hier zwar kein Thema, aber alle Bibelkritik ist für mich ein Majestätsverbrechen und schleust einen falschen Geist ein. Die Bibel ist ein so kostbares Wort. Doch wie heute mit der Bibel umgegangen wird, ist bedenklich.
Dieses schleichende Gift der Bibelkritik breitet sich auch in unseren freikirchlichen Ausbildungsstätten immer mehr aus. Dort belächelt man diejenigen, die dagegenhalten. In ihren Augen sind wir dann Moslems.
Die Moslems behandeln den Koran so, wie wir die Bibel behandeln sollten. Man soll bei einem Moslem die Bibel niemals unter der Hüfte tragen. Das ist für ihn ein Zeichen, dass wir dieses Buch nicht respektieren. Ebenso legt man die Bibel nie auf den Boden.
Für einen Moslem liegt der Koran immer an höchster Stelle. Er glaubt, dass Allah den Koran Punkt für Punkt wörtlich seit Ewigkeit gegeben hat, vom Himmel zu uns.
Naja, klar, Gott lässt das jetzt zu. Der Islam hat damals die frühe Christenheit verdrängt, und inzwischen sind wir noch korrupter geworden als damals. Jetzt lässt Gott es halt wieder zu. Nichts Neues unter der Sonne. Und jetzt?
Die Lästerung des Heiligen Geistes als historisches Ereignis für Israel
Für mich noch zwei Dinge: Jedes dauert zweieinhalb Stunden. Nein, keine Angst, wir sind in den letzten Zügen, wir sind in der Landeschleife. Für mich ist die Stelle, die mich am meisten überzeugt hat, dass diese Lästerung des Heiligen Geistes, die wir in Matthäus 12 gelesen haben, wirklich historisch ist und für diese Generation und nur für Israel zutreffend einzuordnen ist. Denn Israel ist etwas Ähnliches schon zweimal in seiner Geschichte passiert.
Das zweite Mal, ich sage nur mit einem Satz, war das babylonische Exil. Aber das erste Mal war in 4. Mose 14. Dort haben wir eine verblüffende Parallele. Spätestens hier, hoffe ich, dass auch jemand, der noch Zweifel hat, das so historisch auslegen kann und erkennt, dass es für uns nicht gilt. Denn, liebe Geschwister, Leute, die aus spiritistischem Umfeld oder okkultem Hintergrund kommen, werden manchmal schrecklich gequält von den Gedanken: „Ich habe mich am Heiligen Geist versündigt.“ Dann versuchen sie oft, diese Gedanken zu unterdrücken, doch sie denken genau das, was sie nicht denken wollen, nämlich einen blasphemischen, irgendwie lästerlichen Gedanken über den Heiligen Geist. Sie denken, jetzt sei es vorbei, jetzt könne Gott nicht mehr vergeben.
Das gibt es überhaupt nicht. Auch die schlimmsten lästerlichen Gedanken, die sie oft gegen ihren Willen bekommen – gerade Menschen aus der Drogen- oder Okkultszene haben oft solche Kämpfe –, kann niemand richtig einordnen, der Gottes Güte halbwegs bewahrt hat. Und dann bekommen diese Menschen solche Gedanken und denken, jetzt sei es vorbei, und so weiter. Das gibt es alles nicht, dass man diese Lästerung des Heiligen Geistes als Gläubiger des Neuen Bundes begehen kann.
In 4. Mose 14 hatten wir vorher in Kapitel 12 und 13 die zwölf Kundschafter. Ihr wisst ja, sie brachten dieses Gerücht: Das Land sei zwar gut, aber dort seien die Anakiter und so weiter, und sie seien so riesig, dass sie uns zum Frühstück essen würden. Das Volk schrie die ganze Nacht. Dann kam die Herrlichkeit des Herrn, Mose trat dazwischen, sonst wäre nichts übrig geblieben. Das ist auch ein Bild für unseren Erlöser, der in den Riss trat, sonst wäre von uns nichts übrig geblieben.
Dann, Vers 18: „Der Herr ist geduldig, so vergibt er die Missedat.“ Und Vers 20: „Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast.“ (4. Mose 14,20) Aber so wahr ich lebe und alle Welt der Herrlichkeit des Herrn voll werden soll. Danach sehnen wir uns ja, wenn wir sehen, wie die Finsternis triumphiert. Da kann man oft seufzen: „Herr Jesus, komme bald.“
Alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich getan habe in Ägypten und in der Wüste, und mich nun zehnmal versucht und meiner Stimme nicht gehorcht haben – nach dem zehnten Mal war es vorbei. Hier bei Matthäus siebenmal der Widerspruch der Pharisäer. Von denen soll keiner das Land sehen, das sich ihren Vätern zu geben geschworen habe. Auch keiner solle es sehen, der mich gelästert hat.
Sehen wir die Parallele? Diese Generation hatte eine einmalige Chance, ins gelobte Land zu kommen. Ja, die Verheißung hatten nicht wir, die hatte diese Generation, die aus Ägypten kam. Nach dem zehnten Mal sah Gott: Es ist vorbei, ihr könnt machen, was ihr wollt. Und so hatte die Generation zur Zeit Jesu eine einmalige Chance, den Messias anzunehmen. Wäre das geschehen, wäre das messianische Reich aufgebrochen, er hätte es begonnen. Das war ja ihre Sehnsucht.
Noch auf dem Weg zum Ölberg wirst du in dieser Zeit das Reich in Israel aufrichten, das wussten sie ja. Etwas anderes kannten sie nicht, Gemeinde gab es ja noch nicht, das war noch überhaupt nicht offenbart. Diese Generation hatte diese einmalige Gelegenheit, den Messias anzunehmen. Spätestens nach Matthäus 12 war es unwiederbringlich vorbei. Sie konnten machen, was sie wollten, es war vorbei.
In dem Sinne hat das historisch überhaupt nichts mit der Gemeinde zu tun. Wir sehen, hoffe ich, diese Parallele: Sie haben meine Zeichen gesehen, sie haben zehnmal widersprochen, sie haben mich gelästert. Hier: Sie haben die Zeichen des Messias gesehen, sie haben siebenmal widersprochen, sie haben den Heiligen Geist gelästert. Es ist unwiederbringlich vorbei für diese Generation als Generation.
Dann haben sie natürlich noch einzelne bekehrt. Die ersten, die gläubig wurden, waren alles Juden. Man schätzt, dass zum Höhepunkt der Ausbreitung des Evangeliums in Jerusalem, Judäa, zehn Prozent der damaligen Juden an Jesus glaubten. Ja, dann kippt alles um.
Und das Allerletzte, dann machen wir Schluss, und dann haben wir ja wirklich auch lang genug gelitten. Ich hoffe, deine Kassette reicht aus, lieber Stephan.
In Matthäus 12, wo Israel an der Herrlichkeit seines Messias vorbeiläuft und diese unwiederbringliche Weichenstellung versäumt beziehungsweise eine falsche Richtung einschlägt, wird uns der Messias in demselben Kapitel noch als Gesalbter vorgestellt. Aber für das geistliche Auge durch das Wort in der Schönheit des Glaubens.
Denn das haben wir auch gesungen: Wir wissen ja, es wurden Könige, Priester und Propheten genannt. Das war dieses Lied „Welcher Freund ist unser Jesus? König, Priester und Prophet.“ Und schaut, in Matthäus 12, Vers 6 sagt der Herr: „Hier ist Größeres als der Tempel.“ Der Tempel stand in Verbindung mit den Priestern. Hier ist also Größeres als der Tempel, hier ist mehr als die Priester.
Dann Matthäus 12, Vers 41: „Die Leute von Ninive werden auftreten am Tage des Gerichts mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona.“ Hier ist mehr als Jona, und Jona war ein Prophet, wissen wir alle.
Und dann Vers 42: „Die Königin von Süden wird auftreten am Tage des Gerichts mit diesem Geschlecht und wird es verdammen, denn sie kam von den Weltenden, um Salomos Weisheit zu hören.“ Und siehe, hier ist mehr als Salomo, und Salomo war der König.
Hier ist Größtes aus dem Tempel, hier ist mehr als die Priester, mehr als die Propheten, mehr als die Könige. Hier ist der wahre Messias, hier ist der wahre Gesalbte, der aber offenbart wird durch das Wort Gottes für das Auge des Glaubens, für das geistliche Auge durch die Heilige Schrift.
Ich bete noch zum Abschluss: Herr Jesus, also herzlichen Dank. Ihr wart tapfere Zuhörer, es ist keiner umgefallen. Ich möchte mich bedanken für die Ausführungen, aber ich möchte einen ernsten Gedanken anfügen. Ich denke, dafür sind wir auch zusammen, und vielleicht haben auch einige noch Gedanken.
Wir sind ja nicht hier zusammen, weil wir alle vollendet sind, sondern weil wir uns auch ein Stück weit im Wort ergänzen möchten. Mir ist noch ein Gedanke wichtig, und ich möchte ihn auch mal anfügen. Du kannst mich jetzt steinigen, aber ich glaube, dass dieses Prinzip, von dem der Herr Jesus gesprochen hat, was speziell dieses Ereignis betraf, angesichts der messianischen Zeichen einmalig war. Du hast zu Recht das auch deutlich erkannt.
Aber ich glaube, dass dieses geistliche Prinzip, und du hast es schon angedeutet, real auch heute noch gilt. Das ist meine tiefe Überzeugung, weil der Hebräerbrief genau dasselbe aufdeckt. Hier möchte ich sagen, warum ich da noch etwas anfügen darf, Alexander, weil ich Gläubige kenne, die hier Not haben und sagen: „Mir wird etwas nicht vergeben.“
Der Hebräerbrief sagt ja dieses bekannte Wort in Hebräer 6, wo er sagt, Vers 6 oder Vers 5 schon, oder eigentlich schon Vers 4: „Es ist unmöglich, diejenigen, welche einmal erleuchtet waren und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters und abgefallen sind, wiederum zu Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.“
Ich glaube, dass sich hier auch im Prinzip verbirgt – und ich habe Gläubige getroffen, die gesagt haben: „Ja, das kann der Herr mir jetzt nicht mehr vergeben.“ Sie haben tiefe Sündennot durchlebt, aber keinen Frieden mehr gefunden, weil sie meinten, der Herr könnte ihnen jetzt nicht mehr vergeben.
Ich möchte nur anfügen, vielleicht sagen: Fakt ist, dass da, wo Gott sich eindeutig ein Leben gestellt hat und ein Mensch sich genauso eindeutig dieser Begegnung entgegenstellt, Gott diese Entscheidung akzeptiert. Aber jetzt nicht in dem Sinne, dass jemand, der dann Sündennot hat, keine Vergebung mehr findet. Sondern das Kennzeichen ist hier, nicht mehr zur Buße zu erneuern.
Das ist für mich ganz entscheidend, weil Buße allein ein Werk des Geistes Gottes ist. Der Heilige Geist ist es, der überführt von Sünde, von Gerechtigkeit und von Gericht. Derjenige, der, um es mal mit einem anderen Wort zu sagen, wirklich dahingegeben ist, der hat überhaupt keine Sündennot mehr. Das heißt, er kommt faktisch nicht mehr zur Buße.
Ein Mensch, der vom Geist Gottes zur Buße geleitet wird, findet immer Vergebung. Denn das Ziel des Geistes Gottes ist es ja, uns in die Vergebung, in die Erlösung hineinzubringen. Wenn ein Mensch Sündennot hat und zugleich suggeriert bekommt: „Weißt du was, du bist jetzt ein Wiederholungstäter oder noch was anderes, der Herr wird dich nicht mehr vergeben“, dann ist das die Lüge des Teufels, der uns die Gewissheit rauben will, die der Herr Jesus auf Golgatha geschaffen hat.
Das heißt, mit dem Zeitpunkt, an dem ich Buße habe, habe ich auch Vergebung. Denn das ist die Verheißung, dass er sagt: Wenn wir bekennen, wenn wir Buße tun, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.
Aber umgekehrt – und das ist das Kennzeichen eines Menschen, der dahingegeben ist – hat er gar keine Buße mehr. Ihn quält es auch gar nicht mehr, dass ihm nicht mehr vergeben wird. Er wird gar nicht mehr zur Buße erneuert und damit findet er auch keine Vergebung mehr.
Das ist ein ganz schrecklicher Zustand, und ich glaube, unser Volk wird mehr denn je mit diesem Phänomen in der Zukunft zu tun haben. Denn gerade in unserem Land, du hast es ja angedeutet, wo das Wort Gottes in einem solchen Maße bekannt war wie kaum in einem anderen Land, wo wir Brüder hatten, die uns Gottes Wort so tief gezeigt und erklärt haben.
Wir haben wie viele Bibelübersetzungen? Ich wüsste nicht, ob es noch einmal in einer Sprache so viele Bibelübersetzungen gibt. Englisch vielleicht noch. Ja, genau. Wir haben Gottes Wort in der Fülle gehabt, und unser Land tritt dieses Wort mehr mit Füßen denn je.
Und das ist genau der Grund, warum Menschen heute nicht mehr zur Buße finden. Sie haben sich entschieden. Das ist die Not.
Insofern möchte ich einfach mal sagen, dass dieses geistliche Prinzip „Vergebung nicht mehr zu finden“ hier in Hebräer 6 doch noch einmal auftaucht, wenn Gott nämlich einen Menschen dahin gibt. Und das ist etwas ganz Schlimmes.
Gut, das nur noch zur Ergänzung vielleicht.
Wir haben noch ein bisschen Zeit, wenn noch jemand eine Frage hat. Du hast ja manche schwierigen Themen angesprochen. Wer ist denn damit gemeint, eigentlich, mit der Bibelstelle, die du jetzt genannt hast? Vielleicht sollte man dazu etwas fragen.
Man könnte es auf zweite Weise auslegen. Wir dürfen nicht zu dogmatisch sein, weil es sehr viele Kontroversen ausgelöst hat oder doch sehr viele Anfragen.
Man kann es mal auslegen für diese Generation, die also die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt hat und das gute Wort Gottes und durch das Kommen des Messias. Man könnte es auch auf eine Einzelperson auslegen, weil diese messianischen Juden oder hebräischen – nein, diese an Christus gläubigen Hebräer standen in der Gefahr, vom Glauben abzufallen.
Durch den nationalen Aufstand gegen die Römer kam so ein Druck auf sie, sie waren wirklich in einer Zwickmühle. Ähnliche Beispiele gibt es auch in der Kirchengeschichte. Sie galten als unsolidarisch, wenn sie sich nicht gegen die Römer verbunden hatten.
Wenn man zum Judentum zurückkehrte, musste man Schweineblut über ein Kreuz gießen. Das war das Zeichen der Verachtung. Ob man solche Menschen dann wieder zur Buße erneuern konnte, die das gemacht hatten, ist jetzt rein hypothetisch.
Berichte aus dem ersten, zweiten und vierten Jahrhundert bestätigen uns durch Flavius Josephus (1. Jahrhundert), Hegesippius (3. Jahrhundert) und Kirchenvater Sibyllus, dass der Hebräerbrief sein Ziel erreicht hat und dass die in Bedrängnis geratene judenchristliche Gemeinde tatsächlich durchgehalten hat.
Interessant ist, dass der Brief ihnen nichts Hinstellbares im Sichtbaren in dieser Bedrängnis gibt, sondern ihnen einfach die Größe Jesu zeigt. Darin haben wir den Anker unserer Seele, und das hat sie im Glauben so gestärkt, dass dieser Brief sein Ziel erreicht hat.
Vielleicht als Hintergrundinfo: Ich möchte es nur mal so auffassen. Du kommst aus einer Brüdergemeinde, ich komme auch aus einer Brüdergemeinde vom Ursprung her. Es ist eines, sagen wir mal, ein theologisches Steckenpferd der Brüder, gerade über die Unverlierbarkeit des Heils zu sprechen.
Das ist ja bekannt, und es wird viel darüber gestritten. Ich bin davon überzeugt. Ich habe die Schriften der Brüder studiert und habe auch dort gelebt.
Ich möchte einfach, dass wir nicht über das Wort Gottes streiten, aber ich möchte nur, weil du gerade Hebräer 6 ansprichst, und ich denke, du hast den Hintergrund, einfach mein persönliches Zeugnis in den Raum stellen.
Ich persönlich bin heute davon überzeugt, dass so, wie es in vielen Brüderkreisen gelehrt wird, das Heil unverlierbar ist. Das heißt, dass es faktisch keinen Abfall gibt, nicht halbwegs. Ja, ich weiß, ich kenne diese Thesen auch.
Ich möchte auch niemandem wehtun. Ich habe jahrelang so gelebt und es auch gepredigt. Ich verstehe es, deshalb möchte ich nicht, dass wir daraus eine Spannung machen und meinen, jetzt müssen wir so oder so herauskommen.
Was mir eigentlich von dem Bild des Hebräerbriefes deutlich wird, ist das große Argument: Ein Kind Gottes ist immer ein Kind Gottes, und das stimmt.
Wenn mein Kind mich heute verlässt und meint, es müsste eigene Wege gehen, bleibt es mein Kind, und ich werde für dieses Kind beten, bis es zurückkommt. Auch wenn es noch so eigene Wege geht.
Aber wenn es irgendwann auf seinem eigenen Weg umkommt, dann war es mein Kind und wird es auch nie mehr werden.
Das ist genau dieses Bild. Der Geist Gottes geht dem Verlorenen endlos nach. Aber kommt der Punkt, dass du mit der Sünde so gespielt hast, dass du in offenem Abfall gerätst, dann sagt die Schrift, du wirst auch nie mehr Kind Gottes.
Man kann nur einmal Kind Gottes werden. Wenn du dieses Leben leichtfertig verspielst, indem du mit der Sünde spielst – genau, wenn du mit der Sünde so lange spielst, ohne an die Hand des Vaters zurückzukommen –, dann gehst du grundsätzlich Gefahr, umzukommen. So wie jedes Kind, das sich von meiner Hand losreißt, Gefahr läuft, unter ein Auto zu laufen.
Solange es nicht unterm Auto liegt, laufe ich hinterher. Aber wenn es dort liegt, dann war es mein Kind, und wird es nicht mehr.
Ich glaube, das ist, was er sagt: „Schaut her, spielt nicht damit.“ Natürlich gibt es immer einen Weg zurück zum Vater, es gibt immer einen Weg zurück. Der verlorene Sohn ist gerade ein Beispiel dafür.
Aber kommst du an den Punkt des Abfalls – was ist jetzt Abfall? Abfall ist ein offenes Sich-Absagen, ein offenes Absagen von Christus.
Das heißt, wie du schon sagst, Schweineblut über ein Kreuz schütten. Also dass ich wirklich sage: Das ist für mich für allemal gewesen, ich habe mich ganz bewusst gegen dieses Kreuz, gegen diesen Christus entschieden.
Ich glaube, ein solcher Mensch ist hier gemeint.
Ich habe nicht so bekehrend die Entscheidung dagegen getroffen, den Herrn.
Ganz genau, ich denke schon. Das war etwas anderes, als wenn ich wieder verloren bin.
Fruchtenbaum vertritt ganz stark die Lehre der Unverlierbarkeit und gibt noch einen interessanten Gedanken: Er sagt, dass die, die da nicht Buße taten und abgefallen waren, nicht verloren für die Ewigkeit sind, aber unter das physische Gericht kamen. Mit der Zerstörung Jerusalems kamen sie um und verloren so ihr sichtbares Leben.
Denn es ist tatsächlich so, dass die messianische Gemeinde ziemlich die einzigen waren, die diesen Gerichten entkamen, weil sie in Erinnerung des Herrn Worte an Jerusalem verlassen haben (Lukas 21) und nach Pella in Dekapolis flohen. Von da an, unter ihrem Bischof Petrus – das war nicht der Apostel – verliert sich die Spur der Urgemeinde, sie geht verloren.
Aber sie sind, es wäre irgendwie auch eine Vorschattung, tatsächlich diesen Gerichten entgangen, weil sie durch die Offenbarung Jesu wussten, dass Jerusalem zerstört werden würde, was die Juden nicht wussten.
Sie haben die Stadt verlassen, zu einem Zeitpunkt, wo man meinte, es wäre militärisch Grund genug, in der Stadt zu bleiben.
Aber gut, das wollen wir jetzt nicht vertiefen, wenn man alle Heilsgeschichten und Themen heute Nachmittag lösen will.
Nein, das ist richtig. Vielleicht noch zwei Stellen, die jeder für sich auch nachprüfen kann.
Wichtig ist, dass jeder seinen Stand vom Wort Gottes her festmachen möchte, wie Paulus sagt, mit der Liebe zur Wahrheit.
Für mich waren zwei Stellen ausschlaggebend, warum ich an dieser Stelle meine frühere Überzeugung in Frage gestellt habe: Die erste war 1. Petrus 15,1, kannst du mal für dich nachlesen, und Hebräer 3, Vers 12 und 13.
Ich habe damals eine sehr umfangreiche Bibliothek mit fast 80 Prozent Brüderliteratur gesammelt, die sehr wertvoll und an manchen Stellen sehr tief ist. Ich habe über diesen Punkt die Ausleger nacheinander aufgesucht und war innerlich verzweifelt.
Ich hatte über diese Frage viel Not, weil ich so aufgewachsen war, und habe gesagt, was können die für Antworten bieten?
Ich lese nun mal die Stelle: Dort sagt er: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei im Abfallen vom lebendigen Gott, sondern ermuntert euch selbst jeden Tag, solange es heute heißt, auf dass niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde.“ (Hebräer 3,12-13)
Die Ausleger gingen an der Stelle alle dahin, dass sie sagten, ein Namenschrist kann nicht abfallen.
Da habe ich mir an den Kopf gefasst und gesagt: Wie kann es sein, dass gestandene Männer, die ich früher sehr geschätzt habe und mit denen ich persönlich engen Kontakt hatte, wie Wim Aounil zum Beispiel in seinem Hebräerkommentar, mir verkaufen würden, dass hier ein Namenschrist von seinem Bekenntnis abfällt?
Was für ein Unsinn. Als ob das Anliegen des Schreibers wäre, dass du dieses hohle Bekenntnis jetzt nicht fallen lässt. Das kann ja nicht sein. Verstehst du?
Ich habe wochenlang harte innere Kämpfe durchfochten, bis ich sagen musste: Es hilft nichts. Es ist im Nachhinein ganz einfach lösbar, das Problem, denn Gottes Wort hat heilsgeschichtlich von der Bekehrung bis zum Ziel immer zwei Linien: die Seite Gottes und die Seite der Verantwortung.
Diese beiden Seiten laufen immer parallel. Wenn auf der einen Seite Gott sagt, dass wir berufen sind vor Grundlegung der Welt, haben wir die Seite Gottes. Und wenn Petrus im 1. Petrusbrief sagt: „Brüder, macht eure Berufung und Auserwählung fest“, haben wir die Seite der Verantwortung.
Wenn wir eine Lehre haben, die von irgendeiner Seite etwas wegnimmt – entweder von der Verantwortung oder von der Seite Gottes –, dann geraten wir ins Wanken.
Mir wurde an dieser Stelle deutlich, dass meine lieben Brüder, die ich sehr schätze, das gut erkannt haben, wenn es um Bekehrung und Nachfolge geht. An diesem Punkt steigen sie auf einmal um und setzen nur auf die Schiene Gottes und sagen: Hier ist das Heimgenommene Sache Gottes, hier steht keine Verantwortung mehr, hier ist nichts zu verlieren.
Paulus sagt ja in 1. Korinther 15,1: „Von dem Evangelium, das ich euch verkündigt habe, durch welches ihr auch errettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe.“
Auf der einen Seite das Wirken Gottes und auf der anderen Seite nimmt er nie die Verantwortung zurück. Er lässt beides stehen und sagt letztlich in Philipper: Gott ist es, der in euch wirkt das Wollen und das Vollbringen.
Mir wurde damals deutlich, dass die Brüder mit der Stelle nicht zurechtkamen, weil sie übersehen haben, dass Gott hier beides stehen lässt: die Verantwortung und die Gnade.
Aber ich würde sagen, unsere Glaubensgeschwister haben da nichts übersehen, auch in den Botschaften und so, wenn du die hast.
Doch, ich habe da Leben.
Ich möchte jetzt nicht sagen, dass du das zwingend so sehen musst, sondern nur als persönliche Erfahrung.
Es kann auch sein, dass ich selber hier... Es gibt gewisse Themen, bei denen sich die Christenheit jahrhundertelang nicht geeinigt hat.
Gut, aber vielleicht haben wir noch eine Frage zum Vortrag, weil der Sechshalb jetzt da reingekommen ist.
Bleibt ruhig noch da. Habt ihr noch Fragen?
Ihr habt ja gesehen, dass ich einen Tisch habe, auf dem Bücher liegen, die ich mitgebracht habe, die eigentlich nicht besonders zu diesem Thema gehören. Ihr könnt sie euch einfach anschauen.
Vor allem möchte ich zur Vertiefung empfehlen: „Der Geist der Weckung. Geister, Charisma und Bewegung“ von Benedikt Peters. Einige berufen sich auf Phänomene bei Jonathan Edwards und Whitfield, und er sagt, das darf ja nicht wahr sein. Das ist eine sehr feine Bibelarbeit, auch zum Thema Anbetung.
Eschatologisch hat das nichts mit dem Thema von heute Nachmittag zu tun, aber hier ist ein Buch, das den Hintergrund des Terrorismus beleuchtet. Ich habe oft gelistet, was so um 1967 begann, denn am 7. Juni 1967 wurde Jerusalem zurückerobert, oder sagen wir richtiger: Ende der 1960er Jahre.
Der Herr sagt: Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Heidenzeit erfüllt ist. All das, was jetzt von Homosexualität, Abtreibung, Okkultismus kommt, begann in den „Achtundsechzigern“.
Ich will nicht überdogmatisch sein, aber für mich ist es kein Zufall: Die erste Frauenordination 1966 in der Nordelbischen Kirche und all das, was da begann und jetzt wirklich voll ausreift.
Das habe ich versucht aufzuzeigen. Es hat jetzt natürlich eine gewisse Aktualität durch diese Terroranschläge.
Hier noch etwas, ich nehme an, es ist nicht so wichtig für euch, aber es hat den Vorteil, dass es übersichtlich und sachlich ist: „Neue Praktiken innerhalb der Pfingst- und charismatischen Bewegung“ von Dr. Helge Stadelmann und mir.
Helge sorgt dafür, dass es theologisch kurz, prägnant und sachlich bleibt. Aber dieser Satz hier: „Die charismatische Bewegung ist das Kuckucksheim evangelikalen Nestes“ stammt von Helge Stadelmann und nicht von mir.
Dann habe ich noch kostenlose Dinge. Es liegen da auch noch Aufträge. Ich mache gerne Werbung für die „Topic“. Ich nehme an, die letzte Ausgabe wird dir sehr gefallen haben.
Der Leitartikel zeigt, was in der evangelikalen Welt für ein Umschwung stattfindet. Das ist unglaublich.
Nehmt sie mit, sie sind kostenlos. Ich mache immer Mut, sie zu abonnieren.
Er hat wegen dieser letzten Nummer eine Abbestellungsflut bekommen wie schon lange nicht mehr. Er zeigt eben auch jetzt im Evangelikallager Entwicklungen auf.
Er hat auch mich zitiert, wobei mein Name nie genannt wurde. Aber diese zwei Dinge haben sicher dazu beigetragen, dass er so viele Briefe von Charismatikern bekam, die sagten, er sehe das falsch usw.
Die Lästerung des Heiligen Geistes und der Hebräerbrief
Das allerletzte, dann machen wir Schluss, und dann haben wir ja wirklich auch lang genug gelitten. Ich hoffe, deine Kassette reicht aus, lieber Stephan.
In Matthäus 12, wo Israel an der Herrlichkeit seines Messias vorbeiläuft und diese unwiederbringliche Weichenstellung eben versäumt beziehungsweise eine falsche Richtung einschlägt, wird uns in diesem selben Kapitel der Messias noch als Gesalbter vorgestellt. Aber dies geschieht für das geistliche Auge durch das Wort in der Schönheit des Glaubens.
Denn das haben wir auch gesungen. Wir wissen ja, es wurden Könige, Priester und Propheten genannt. Das war dieses Lied: „Welcher Freund ist unser Jesus? König, Priester und Prophet.“
Und schaut, in Matthäus 12, Vers 6 sagt der Herr: „Hier ist Größeres als der Tempel.“ Der Tempel stand in Verbindung mit den Priestern. Hier ist also Größeres als der Tempel, hier ist mehr als die Priester.
Dann Matthäus 12, Vers 41: „Die Leute von Ninive werden auftreten am Tage des Gerichts mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona.“ Hier ist mehr als Jona, und Jona war ein Prophet, wissen wir alle.
Und dann Vers 42: „Die Königin von Süden wird auftreten am Tage des Gerichts mit diesem Geschlecht und wird es verdammen, denn sie kam von den Weltenden, um Salomos Weisheit zu hören.“ Siehe, hier ist mehr als Salomo, und Salomo war der König.
Hier ist Größtes aus dem Tempel, hier ist mehr als die Priester, mehr als die Propheten, mehr als die Könige. Hier ist der wahre Messias, hier ist der wahre Gesalbte, der aber offenbart wird durch das Wort Gottes für das Auge des Glaubens, für das geistliche Auge durch die Heilige Schrift.
Ich bete noch zum Abschluss: Herr Jesus,
Schlusswort und Ermutigung
Also herzlichen Dank, ihr wart tapfere Zuhörer, es ist keiner umgefallen. Ich möchte mich für die Ausführungen bedanken, aber ich möchte noch einen ernsten Gedanken anfügen. Ich denke, dafür sind wir auch zusammen, und vielleicht haben einige von euch noch eigene Gedanken dazu.
Wir sind ja nicht hier, weil wir alle vollendet sind, sondern weil wir uns auch ein Stück weit im Wort ergänzen möchten. Mir ist noch ein Gedanke wichtig, den ich anfügen möchte. Ihr könnt mich jetzt steinigen, aber ich glaube, dass dieses Prinzip, von dem der Herr Jesus gesprochen hat und das speziell dieses Ereignis betraf, angesichts der messianischen Zeichen einmalig war. Du hast zu Recht deutlich gemacht, dass es so war.
Aber ich glaube, dass dieses geistliche Prinzip – und du hast es schon angedeutet – auch heute noch gilt. Das ist meine tiefe Überzeugung, weil der Hebräerbrief genau dasselbe aufdeckt. Hier möchte ich sagen, warum ich da noch etwas anfügen darf, Alexander: Ich kenne Gläubige, die in dieser Hinsicht Not haben. Sie sagen, ihnen werde etwas nicht vergeben.
Der Hebräerbrief sagt ja in Hebräer 6, Vers 4 und 5: „Es ist unmöglich, diejenigen, welche einmal erleuchtet waren und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters, und abgefallen sind, wiederum zu Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.“
Ich glaube, dass sich hier auch im Prinzip etwas verbirgt. Ich habe Gläubige getroffen, die gesagt haben: „Ja, das kann der Herr mir jetzt nicht mehr vergeben.“ Sie haben tiefe Sündennot erlebt, aber keinen Frieden mehr gefunden, weil sie meinten, der Herr könne ihnen jetzt nicht mehr vergeben.
Ich möchte nur anfügen: Fakt ist, dass dort, wo Gott sich eindeutig einem Leben gestellt hat und ein Mensch sich genauso eindeutig dieser Begegnung entgegenstellt, Gott diese Entscheidung akzeptiert. Aber das bedeutet nicht, dass jemand, der dann Sündennot hat, keine Vergebung mehr finden kann.
Das Kennzeichen ist hier, dass diese Menschen nicht mehr zur Buße erneuert werden können. Und das ist für mich ganz entscheidend, denn Buße ist allein ein Werk des Geistes Gottes. Der Heilige Geist ist es, der überführt von Sünde, von Gerechtigkeit und von Gericht.
Derjenige, der wirklich dahingegeben ist – um es mit einem anderen Wort zu sagen – hat überhaupt keine Sündennot mehr. Das heißt, er kommt faktisch nicht mehr zur Buße. Ein Mensch, der vom Geist Gottes zur Buße geleitet wird, findet immer Vergebung. Denn das Ziel des Geistes Gottes ist es, uns in die Vergebung und in die Erlösung hineinzubringen.
Wenn ein Mensch Sündennot hat und zugleich suggeriert bekommt: „Weißt du was, du bist jetzt ein Wiederholungstäter oder noch etwas anderes, der Herr wird dir nicht mehr vergeben“, dann ist das die Lüge des Teufels. Diese Lüge will uns die Gewissheit rauben, die der Herr Jesus auf Golgatha geschaffen hat.
Das heißt: Mit dem Zeitpunkt, an dem ich Buße tue, habe ich auch Vergebung. Denn das ist die Verheißung: Wenn wir bekennen, wenn wir Buße tun, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.
Aber umgekehrt – und das ist das Kennzeichen eines Menschen, der sich hingegeben hat – hat er gar keine Buße mehr. Es quält ihn auch nicht mehr, dass ihm nicht mehr vergeben wird. Er wird nicht mehr zur Buße erneuert und findet damit auch keine Vergebung mehr.
Das ist ein ganz schrecklicher Zustand. Ich glaube, unser Volk wird mehr denn je mit diesem Phänomen in der Zukunft zu tun haben.
Gerade in unserem Land, wie du ja angedeutet hast, wo das Wort Gottes in einem solchen Maß bekannt war wie kaum irgendwo sonst. Wir hatten Brüder, die uns Gottes Wort so tief gezeigt und erklärt haben. Wir haben viele Bibelübersetzungen, ich wüsste nicht, ob es noch einmal in einer Sprache so viele Bibelübersetzungen gibt – Englisch vielleicht noch.
Wir haben die Fülle des Wortes Gottes gehabt, und unser Land tritt dieses Wort heute mehr mit Füßen denn je. Und das ist genau der Grund, warum Menschen heute nicht mehr zur Buße finden. Sie haben sich entschieden. Das ist die Not.
Verschiedene Auslegungen und persönliche Erfahrungen
Insofern möchte ich einfach sagen, dass dieses geistliche Prinzip der Vergebung, das in Hebräer 6 erwähnt wird, noch einmal auftaucht. Es geht darum, wenn Gott einen Menschen dahingibt, was etwas sehr Schlimmes ist. Das nur zur Ergänzung vielleicht.
Wir haben noch ein bisschen Zeit, falls noch jemand eine Frage hat. Du hast ja einige schwierige Themen angesprochen. Wer ist denn eigentlich gemeint mit den Bibelstellen, die du gerade genannt hast? Vielleicht sollte man dazu etwas sagen.
Man könnte diese Stellen auf verschiedene Weise auslegen. Wir sollten nicht zu dogmatisch sein, denn sie haben viele Kontroversen ausgelöst und auch viele Fragen aufgeworfen. Eine mögliche Auslegung ist, dass sie sich auf diese Generation bezieht. Diese Generation hatte die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt, das gute Wort Gottes und durch das Kommen des Messias erfahren.
Man könnte es aber auch auf eine Einzelperson beziehen. Denn die messianischen Juden, also die an Christus glaubenden Hebräer, standen damals in der Gefahr, vom Glauben abzufallen. Durch den nationalen Aufstand gegen die Römer entstanden große Drucksituationen für sie. Sie befanden sich wirklich in einer Zwickmühle.
Ähnliche Beispiele gibt es auch in der Kirchengeschichte. Die Gläubigen galten als unsolidarisch, wenn sie sich nicht gegen die Römer verbunden hatten. Wer zum Judentum zurückkehrte, musste Schweineblut über ein Kreuz gießen. Das war ein Zeichen der Verachtung.
Ob man solche Menschen, die das getan hatten, zur Buße erneuern konnte, ist hypothetisch. Berichte aus dem ersten, zweiten und vierten Jahrhundert bestätigen jedoch durch Flavius Josephus (1. Jahrhundert), Hegesippius (3. Jahrhundert) und den Kirchenvater Sibius, dass der Hebräerbrief sein Ziel erreicht hat. Die in Bedrängnis geratene judenchristliche Gemeinde hat tatsächlich durchgehalten.
Interessant ist, dass der Brief ihnen in ihrer Bedrängnis nichts Sichtbares hinstellt, sondern ihnen einfach die Größe Jesu zeigt. Darin haben sie den Anker ihrer Seele gefunden. Das hat sie im Glauben so gestärkt, dass dieser Brief sein Ziel erreicht hat.
Persönliche Überzeugungen zur Unverlierbarkeit des Heils
Vielleicht als Hintergrundinformation: Ich möchte das nur einmal so auffassen. Du kommst aus einer Brüdergemeinde, und ich komme auch ursprünglich aus einer Brüdergemeinde. Es ist ein theologisches Steckenpferd der Brüder, gerade über die Unverlierbarkeit des Heils zu sprechen. Das ist ja bekannt, und es wird viel darüber gestritten.
Ich bin davon überzeugt und habe die Schriften der Brüder studiert und dort auch gelebt. Ich möchte einfach, dass wir nicht über das Wort Gottes streiten, sondern nur mein persönliches Zeugnis in den Raum stellen – gerade weil du Hebräer 6 ansprichst.
Ich denke, du hast den Hintergrund, daher darf ich einfach mal mein persönliches Zeugnis äußern. Ich persönlich bin heute davon überzeugt, dass das Heil nicht so unverlierbar ist, wie es in vielen Brüderkreisen gelehrt wird. Das heißt, es gibt faktisch einen Abfall, nicht nur halbwegs. Ja, ich weiß, ich kenne diese Thesen auch. Ich möchte niemandem wehtun. Ich selbst war jahrelang davon überzeugt und habe es auch selbst gepredigt. Ich verstehe das, deshalb möchte ich auch nicht, dass wir hier ad hoc eine Spannung daraus machen und meinen, wir müssten jetzt so oder so herauskommen.
Was mir vom Bild des Hebräerbriefes deutlich wird, ist das große Argument: Ein Kind Gottes ist immer ein Kind Gottes, und das stimmt. Wenn mein Kind mich heute verlässt und meint, eigene Wege gehen zu müssen, bleibt es mein Kind. Ich werde für dieses Kind beten, bis es zurückkommt, auch wenn es eigene Wege geht. Aber wenn es irgendwann auf seinem eigenen Weg umkommt, dann war es mein Kind und wird es auch nie mehr werden.
Das ist genau dieses Bild. Der Geist Gottes geht dem Verlorenen endlos nach. Aber kommt der Punkt, an dem du mit der Sünde so spielst, dass du in offenem Abfall gerätst, dann sagt die Schrift, dass du nie mehr Kind Gottes sein wirst. Man kann nur einmal Kind Gottes werden. Wenn du dieses Leben leichtfertig verspielst, indem du mit der Sünde spielst – genau –, wenn du mit der Sünde so lange spielst, ohne an die Hand des Vaters zurückzukommen, dann gehst du grundsätzlich Gefahr, umzukommen.
So wie jedes Kind, das sich von meiner Hand losreißt, Gefahr läuft, unter ein Auto zu laufen. Solange es nicht unter dem Auto liegt, laufe ich hinterher. Aber wenn es da liegt, dann war es mein Kind und wird es nicht mehr sein.
Ich glaube, das ist, was der Hebräerbrief sagt. Er warnt: Spiel nicht damit! Natürlich gibt es immer einen Weg zurück zum Vater. Es gibt immer einen Weg zurück. Der verlorene Sohn ist gerade ein Beispiel dafür. Aber kommst du an den Punkt des Abfalls – was ist jetzt Abfall? Abfall ist ein offenes Sich-Abwenden, ein offenes Sich-Absagen von Christus. Das heißt, wie du schon sagst, Schweineblut über ein Kreuz zu gießen, also wirklich zu sagen: Das ist für mich ein für allemal gewesen, ich habe mich ganz bewusst gegen dieses Kreuz, gegen diesen Christus entschieden.
Ich glaube, ein solcher Mensch ist hier gemeint. Ich habe nicht so bekehrend die Entscheidung gegen den Herrn getroffen. Ganz genau, ich denke schon. Das war etwas anderes, als wenn ich wieder verloren bin.
Fruchtenbaum vertritt ganz stark die Lehre der Unverlierbarkeit. Er gibt noch einen interessanten Gedanken: Er sagt, dass die, die keine Buße taten und abgefallen waren, nicht für die Ewigkeit verloren gingen, aber unter das physische Gericht kamen – mit der Zerstörung Jerusalems. Sie kamen mit der Stadt um und verloren sozusagen ihr sichtbares Leben.
Denn tatsächlich war die messianische Gemeinde ziemlich die einzige, die diesen Gerichten entkam, weil sie in Erinnerung an das Wort des Herrn Jerusalem verlassen hatten (vgl. Lukas 21). Sie flohen nach Pella in Dekapolis und von dort an unter ihrem Bischof Petrus – nicht der Apostel –, verliert sich die Spur der Urgemeinde, die dann verloren geht.
Aber sie sind irgendwie auch eine Vorschattung. Sie wussten durch die Offenbarung Jesu, dass Jerusalem zerstört werden würde, was die Juden nicht wussten. Deshalb verließen sie die Stadt zu einem Zeitpunkt, an dem man meinte, es wäre militärisch sinnvoll, in der Stadt zu bleiben.
Aber gut, wir wollen uns jetzt nicht in alle Heilsgeschichten und Themen heute Nachmittag vertiefen. Nein.
Abschlussgedanken und Literaturhinweise
Das ist richtig, vielleicht zwei Stellen mit Nummern, die kann jeder für sich selbst nachprüfen. Wichtig ist, dass jeder seinen Standpunkt am Wort Gottes festmachen möchte, wie Paulus sagt: die Liebe zur Wahrheit haben.
Für mich waren zwei Stellen ausschlaggebend, warum ich an dieser Stelle meine frühere Überzeugung in Frage gestellt habe. Die erste war in 1. Mose 15,1 – da kannst du mal für dich nachlesen – und die zweite in Hebräer 3,12-13.
Ich habe damals eine sehr umfangreiche Bibliothek mit fast 80 Werken der Brüderliteratur gesammelt, die sehr wertvoll und an manchen Stellen sehr tiefgründig ist. Über diesen Punkt habe ich die verschiedenen Ausleger nacheinander befragt und war innerlich verzweifelt. Ich hatte viel Not mit dieser Frage, weil ich so aufgewachsen war und immer wieder fragte, welche Antworten es dazu gibt.
Ich lese nun mal die Stelle vor: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei im Abfallen vom lebendigen Gott; sondern ermuntert euch selbst jeden Tag, solange es heute heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde“ (Hebräer 3,12-13).
Die Ausleger an dieser Stelle sagten alle, dass ein wahrer Christ, der nur den Namen trägt, nicht abfallen kann. Da habe ich mir gesagt: Wie kann es sein, dass gestandene Männer, die ich früher sehr geschätzt habe und mit denen ich persönlich engen Kontakt hatte, wie zum Beispiel Wim Aounil in seinem Hebräerkommentar, mir verkaufen wollen, dass hier ein „Namens-Christ“ von seinem Bekenntnis abfällt? Was für ein Unsinn! Als ob das Anliegen des Schreibers wäre, dass du dieses hohle Bekenntnis nicht fallen lässt. Das kann ja nicht sein, verstehst du?
Ich habe wochenlang innerlich harte Kämpfe durchgemacht, bis ich sagen musste: Es hilft nichts. Im Nachhinein ist das Problem eigentlich ganz einfach zu lösen. Gottes Wort hat heilsgeschichtlich von der Bekehrung bis zum Ziel immer zwei Linien: die Seite Gottes – da wird uns niemand aus der Hand Gottes reißen – und auf der anderen Seite die Seite der Verantwortung.
Diese beiden Seiten laufen immer parallel. Wenn Gott sagt, dass wir vor Grundlegung der Welt berufen sind, haben wir die Seite Gottes. Und wenn Petrus im 1. Petrusbrief sagt: „Brüder, macht eure Berufung und Auserwählung fest“, haben wir die Seite der Verantwortung.
Wenn wir eine Lehre haben, die von einer Seite etwas wegnimmt – entweder von der Verantwortung oder von der Seite Gottes –, dann geraten wir ins Stolpern. Mir wurde an dieser Stelle deutlich, dass meine lieben Brüder, die ich sehr schätze, das gut erkannt haben, wenn es um Bekehrung und Nachfolge geht. An diesem Punkt steigen sie aber plötzlich nur auf die Schiene Gottes und sagen: Hier ist die Sache Gottes, hier gibt es keine Verantwortung mehr, hier ist nichts zu verlieren.
Paulus sagt ja in 1. Korinther 15,1: „Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, durch das ihr auch errettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe.“ Auf der einen Seite das Wirken Gottes, auf der anderen Seite nimmt er die Verantwortung nie zurück. Er lässt beides so stehen.
Letztlich sagt er in Philipper: „Gott ist es, der in euch beides wirkt – das Wollen und das Vollbringen.“ Für mich wurde damals deutlich, dass die Brüder mit dieser Stelle nicht zurechtkamen, weil sie übersehen haben, dass auch hier Gott beides stehen lässt: die Verantwortung und die Gnade.
Ich würde sagen, unsere Glaubensbrüder haben da nichts übersehen, auch in den Botschaften und so, wenn du sie hast. Doch, ich habe da, wie gesagt, viel erlebt. Ich möchte aber nicht behaupten, dass du das so übernehmen musst – es ist nur meine persönliche Erfahrung.
Es gibt Themen, bei denen sich die Christenheit jahrhundertelang nicht einig geworden ist. Gut, vielleicht habt ihr noch Fragen zum Vortrag, weil der Sechshal jetzt dazukam. Bleibt ruhig noch da.
Habt ihr noch Fragen? Ihr habt ja gesehen, dass ich einen Tisch mit Büchern aufgebaut habe, die ich mitgebracht habe. Sie sind eigentlich nicht besonders auf dieses Thema bezogen. Ihr könnt sie euch einfach anschauen.
Vor allem möchte ich zur Vertiefung das Buch von Benedikt Peters empfehlen: „Der Geist der Weckung. Geister, Charisma und Bewegung“. Einige berufen sich bei ihren Phänomenen auf Jonathan Edwards und Whitfield, und er sagt, das darf ja nicht wahr sein. Es geht hier auch um das Thema Anbetung, und das ist eine sehr feine Bibelarbeit.
Eschatologisch hat das Thema nichts mit dem heutigen Nachmittag zu tun, aber ich habe hier noch ein Buch zur Beleuchtung des Hintergrunds des Terrorismus. Ich habe oft gelistet, was so um 1967 begann, denn am 7. Juni 1967 wurde Jerusalem zurückerobert, oder besser gesagt, Ende der sechziger Jahre.
Der Herr sagt, Jerusalem wird von den Heiden zertreten, bis die Heidenzeit erfüllt ist. All das, was heute mit Homosexualität, Abtreibung und Okkultismus zu tun hat, begann in dieser Zeit. Man spricht ja von den Achtundsechzigern.
Ich will nicht überdogmatisch sein, aber für mich ist es kein Zufall, dass die erste Frauenordination 1966 in der nordelbischen Kirche stattfand und all das, was heute voll ausgereift ist, damals seinen Anfang nahm.
Ich habe versucht, das aufzuzeigen. Das hat natürlich durch die Terroranschläge eine gewisse Aktualität erhalten.
Hier noch etwas, das vielleicht nicht so wichtig für euch ist, aber den Vorteil hat, dass es übersichtlich und sachlich ist: „Neue Praktiken innerhalb der Pfingst- und charismatischen Bewegung“ von Dr. Helge Stadelmann und mir.
Helge Stadelmann ist theologisch kurz, prägnant und sachlich. Dieser Satz hier: „Die charismatische Bewegung ist das Kuckucksheim im evangelikalen Nest“ stammt von Helge Stadelmann und nicht von mir.
Dann habe ich noch kostenlose Materialien da liegen, auch Aufträge. Ich mache gerne Werbung für die „Topic“. Ich nehme an, die letzte Ausgabe hat dir sehr gefallen. Der Leitartikel zeigt, was in der evangelikalen Welt gerade für ein Umschwung stattfindet. Das ist unglaublich.
Nehmt sie mit, sie sind kostenlos. Ich ermutige immer, sie zu abonnieren. Wegen der letzten Ausgabe gab es eine Abbestellungsflut wie lange nicht mehr. Der Autor zeigt eben auch jetzt im Evangelikallager Entwicklungen auf.
Er hat mich auch zitiert, wenn auch ohne meinen Namen zu nennen. Das hat sicher dazu beigetragen, dass er so viele Briefe von Charismatikern bekommen hat, die meinten, er sehe das falsch usw.