Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode neunzehn: Lukas der Historiker.
Entwicklung und Ausrichtung des Podcasts
Wer sich schon etwas länger mit meinem Podcast beschäftigt, weiß, dass wir uns stetig der einhundertsten Folge nähern. Das kleine Podcastprojekt, das wir im letzten Herbst gestartet haben, wächst langsam aus seinen Kinderschuhen heraus.
Deshalb habe ich ein paar kleine Änderungen vorgenommen.
Punkt eins: Das Titelbild wurde geändert, weil ich zunehmend auch Zuhörer gewinne, die mich nicht persönlich kennen und gerne ein Bild hätten.
Punkt zwei: Im Format „Jesu Leben und Lehre“ wurde die Schlussfrequenz an das Themenformat angepasst, um mehr Einheitlichkeit und Anwendung zu gewährleisten.
Punkt drei: Ich habe heute einen Termin bei der Stimmtherapeutin, weil ich mich stimmlich noch weiter verbessern möchte.
Es geht also voran. Ich freue mich. Ihr dürft gern dafür beten, aber wie immer gilt: Allein Gott sei die Ehre. Wir leben aus seiner Gnade.
Langfristige Perspektive für das Studium der Evangelien
Zurück zum Leben und zur Lehre Jesu. Bis jetzt haben wir uns die ewige Vorgeschichte, den Johannesprolog und die Stammbäume Jesu angeschaut.
Wer sich inzwischen fragt, wie lange ich bei dieser Geschwindigkeit brauchen werde, um alle Evangelien durchzupredigen: Ich habe mir, so Gott will und wir leben, etwa fünf bis sechshundert Folgen vorgenommen, also fünf bis sechs Jahre.
In einer Zeit, die alles sofort und ganz schnell will, finde ich es sehr wichtig, dass wir uns als Christen eine Sache merken: Geistliches Leben erwächst aus dem Nachsinnen über Gottes Wort. Viele, wirklich viele kleine Momente des Nachdenkens, des Fragenstellens und des Grübelns über die Bibel bewirken in uns die Vertrautheit mit den Gedanken Gottes. Diese Vertrautheit führt zu eigenen Überzeugungen und noch mehr zu einer Heilung der Seele.
Ich kann es nicht anders beschreiben. Was ich meine, ist, dass das Wort Gottes in meine Seele eindringt, sich dort einnistet und mit seiner Wahrheit falsche Gefühle und dämonische Lügen offenbart und vertreibt. Dieser Prozess des Gesundwerdens – oder nenn es „Ich finde meine gottgedachte Persönlichkeit“ – braucht Zeit. Er braucht Jahre und Kontinuität.
Also lasst uns weitermachen und uns das Leben Jesu anschauen.
Einführung in das Lukasevangelium
Beginnen wir heute mit dem Anfang des Lukasevangeliums. Johannes startet mit einem Blick zurück in die Ewigkeit. Matthäus bringt einen Stammbaum, und Lukas beginnt so:
Lukas 1,1-4:
Da es nun schon viele unternommen haben, einen Bericht von den Ereignissen zu verfassen, die sich unter uns zugetragen haben, wie sie uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, hochedler Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben, damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.
Der Empfänger und die Entstehungszeit des Evangeliums
Zuerst ein Blick auf den Empfänger. Es handelt sich um einen Mann namens Theophilus, über den wir sonst nichts Weiteres wissen. Er ist nicht nur der Empfänger des Evangeliums, sondern auch der Apostelgeschichte.
Die Anrede „hochedler Theophilus“ lässt darauf schließen, dass es sich um einen römischen Beamten handelt. Paulus spricht die Statthalter Felix und Festus in der Apostelgeschichte auf genau dieselbe Weise an. Das zeigt, dass das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte zusammengehören.
Es ist naheliegend, dass Lukas beide Berichte in der Zeit verfasst hat, in der Paulus inhaftiert war, also irgendwann zwischen den Jahren 58 und 62 nach Christus. Die Apostelgeschichte endet damit, dass Paulus in Rom unter Hausarrest auf sein Verfahren wartet.
Daher erscheint es logisch, dass Theophilus ein römischer Beamter war, der in irgendeiner Weise mit dem Fall Paulus zu tun hatte.
Lukas’ Quellen und seine Rolle als Forscher
Lukas betont zu Beginn seines Evangeliums, woher er sein Wissen hat. Er ist selbst kein Augenzeuge, doch er weiß von anderen Berichten, die von Augenzeugen aufgeschrieben wurden. Er wäre nicht ein waschechter Naturwissenschaftler, wenn es ihn nicht in den Fingern gejuckt hätte, dieser Spur von Berichten live vor Ort in Israel nachzuspüren.
Deshalb schreibt er: „der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin.“ In Apostelgeschichte 21,15 kommt Lukas in Jerusalem an, und es dauert nicht lange, bis Paulus gefangen genommen wird. Die Frage ist, ob Lukas die folgenden zwei Jahre, in denen Paulus in Caesarea im Gefängnis saß, vielleicht dazu genutzt hat, Spurensuche zu betreiben. Vielleicht besuchte er Orte, an denen Jesus gewirkt hatte, oder interviewte Personen, die Jesus gehört und erlebt hatten. Wir wissen es nicht genau, doch irgendeine Art von Forschungstätigkeit muss sich hinter dem Satz „der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin“ verbergen.
Das Lukasevangelium ist das Ergebnis dieser Forschungstätigkeit.
Die Zuverlässigkeit der Evangelienberichte
Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn man sich die Entstehung der Evangelien so vorstellt wie das Spiel „Stille Post“, bei dem am Ende niemand mehr weiß, was am Anfang gesagt wurde. So kann es nicht gewesen sein – aus einem ganz einfachen Grund: Bis heute ist das bei keinem Guru so.
Wo immer jemand ein bisschen berühmt wird und auch nur eine kleine Nachfolgerschaft hat, wird das, was er sagt, sofort notiert. In der Antike gab es immer jemanden, der schreiben konnte. Deshalb spricht Lukas auch von den vielen, die bereits einen Bericht über die Ereignisse rund um Jesus verfasst haben. Er erwähnt Augenzeugen und meint damit die Apostel, die mit Jesus unterwegs waren.
Wo es Augenzeugen gibt, gibt es keine stille Post. Stattdessen gibt es harte Fakten, die man nachprüfen kann. Bei mehreren Augenzeugen lassen sich die Berichte sogar miteinander vergleichen. Und es scheint, dass Lukas genau das getan hat, weil er die Zuverlässigkeit der Dinge herausarbeiten wollte.
Er hat sehr klar zwischen Wahrheit und Erfindung unterschieden und ist ganz Person seiner Zeit. Bereits der Rhetoriklehrer Quintilian, ein Zeitgenosse des Paulus, unterscheidet klar drei Arten von Erzählungen: Da ist einmal der wirklichkeitsferne Mythos, dann die wirklichkeitsnahe Darstellung der Komödien und drittens die Geschichtserzählung.
Im ersten Jahrhundert konnte man also klar zwischen einem Mythos und einem Geschichtswerk differenzieren.
Lukas’ historisches Wahrheitsverständnis
Das Wahrheitsverständnis der Antike war nicht grundlegend anders als unser heutiges. Schon zur Zeit Jesu kannte man den Unterschied zwischen Fakten und Fiktion. Lukas ist es sehr wichtig, dass wir seine Berichte vom Leben Jesu als Fakten verstehen und als Geschichtsschreibung erkennen.
Deshalb finden sich bei ihm auch deutliche Zeitangaben. So heißt es beispielsweise in Lukas 1,5: „Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa.“ Ebenso in Lukas 3,1-2: „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war, Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst von Iturea und der Landschaft Drachonitis und Lysanias Vierfürst von Abilene, unter dem Hohenpriester Hannas und Kaiphas geschah das Wort zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.“
Diese Angaben sind genaue historische Daten. Immer wieder hat man versucht, Lukas einen historischen Fehler nachzuweisen. Doch seine Berichte wurden immer wieder durch archäologische Funde bestätigt. Ich würde erwarten, dass dies auch weiterhin so bleibt.
Lukas ist ein Historiker – und dazu noch ein wirklich guter. Und...
Johannes der Täufer als Vorläufer Jesu
Er möchte uns die Geschichte Jesu erzählen und beginnt nicht mit Jesus selbst, sondern mit dem Mann, den man als den Herold des Messias bezeichnen könnte: ein Vorläufer, ein Ankündiger, jemand, der das Volk auf den Abschluss des Alten Bundes und den Beginn von etwas völlig Neuem vorbereiten soll – Johannes der Täufer.
Mit den Hintergründen seiner Geburt geht es morgen weiter.
Weiterführende Hinweise und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dem Thema „Lukas als Historiker“ noch etwas nachgehen.
Wenn dich ein anspruchsvoller Artikel von Arnim Baum interessiert, findest du im Skript auf Seite drei einen Link in der Fußnote.
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Super wäre es, wenn du einen kurzen Satz dazu schreiben könntest, was dich begeistert.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.