Einleitung: Die Bedeutung des Gebets und der Kommunikation mit Gott
Guten Morgen noch einmal, zum zweiten Mal.
Das Wasser dort bewegt sich ein wenig schräg, das ist ein bisschen gefährlich. Da ist der Computer – ah, jetzt funktioniert er.
Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: Es ist wichtiger, mit Gott über Menschen zu reden, als mit Menschen über Gott zu sprechen. Dieses Wort ist mir sehr wichtig geworden.
Oft konzentrieren wir uns viel zu sehr darauf, mit Menschen über Gott zu reden, und dann funktioniert es sowieso nicht. Stattdessen sollten wir mit Gott über Menschen reden und darauf warten, dass Gott etwas sagt.
Mein Gebet für diesen Morgen ist, dass wir nur ein Wort von Gott hören. Alles andere, was gesagt wird, ist eigentlich leer.
In all unserem Dienst und Tun dürfen wir nie vergessen: Er muss es tun, nur er kann es tun. Das ist die Botschaft der Bibel. Es ist Christus in uns, der es bewirkt, nicht wir, die es für Christus tun.
Die Herausforderung, Jesus nachzuahmen: Was würde Jesus tun?
Gestern habe ich wieder von den "What Would Jesus Do"-Bänden gehört. Die kennt ihr ja sicher. Kinder tragen die oft, und ich finde das auch gut. "What Would Jesus Do" – was würde Jesus tun?
Man könnte aber genauso gut etwas anderes darauf schreiben, zum Beispiel: "Ich bin Skifahrer" oder "Ich bin Bergführer". Das kann ich halbwegs, denn ich habe es mein Leben lang gemacht. Letztes Jahr habe ich allerdings zum ersten Mal Golf gespielt – zweimal in meinem Leben. Ich mache es nicht mehr, denn erstens kann ich den Ball überhaupt nicht spielen.
Beim nächsten Mal schreibe ich vielleicht: "What Would Tiger Woods Do?" Ich weiß schon, was er tun würde, aber ich habe ein Problem: Ich kann es nicht tun.
Oder wie der Fußballspieler, der bei euch Kaká heißt oder so ähnlich. Ich bin kein Fußballfan und kein Fußballspieler, aber ich könnte mir vorstellen, Fußball zu spielen. Was würde Kaká tun? Wie würde er spielen? Vielleicht weiß ich, was er tun würde, aber ich kann es nicht tun.
Und was würde Jesus tun? Vielleicht wissen wir, was er tun würde, aber wir können es nicht tun. Das ist das Problem.
Darum brennen so viele Christen aus. Es geht nicht darum, was Jesus tun würde. Es geht darum, was Jesus tut – was er wirklich tut.
Wahrheit als zentrales Thema: Jesus als die Wahrheit
Heute Morgen haben wir für dieses Referat überlegt, dass ich über Wahrheit sprechen möchte. Christus sagt: „Ich bin die Wahrheit.“ Pilatus fragte, als er mit Jesus sprach: „Was ist Wahrheit?“ Das Streben nach Wahrheit wird in unserer heutigen Zeit leider nicht nur vernachlässigt, sondern zum Teil sogar bewusst oder unbewusst unterdrückt.
Im Römerbrief ist das besonders interessant. Paulus sagt in Römer 1,18: „Es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen.“ Und dann folgt ein bemerkenswerter Satz: Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.
Wisst ihr, was unser Problem ist? Die Wahrheit wird niedergehalten. Es ist nicht so, dass die Wahrheit nicht erkennbar wäre, sondern sie wird bewusst oder unbewusst unterdrückt. Es ist sehr wichtig, dass wir Gott mit unserem Verstand lieben. Es geht um Wahrheit – und dafür müssen wir auch denken.
Übrigens ist Denken nicht das Gegenteil von Glauben. Das Gegenteil von Glauben ist Unglaube. Ein gläubiger Mensch muss denken dürfen und auch denken.
Die Suche nach Wahrheit in der Jugend und akademischen Kreisen
Und gerade Teenager – ich habe ja selbst drei Kinder, die sind jetzt elf, fünf und sechzehn Jahre alt. Die Elfjährige ist mein Lieblingskind, weil sie immer noch glaubt, ich sei perfekt.
Bei meinen drei Kindern ist mir etwas aufgefallen. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit meiner Tochter Lisa mit dem Auto nach Hause gefahren bin. Ich glaube, sie war damals etwa elf Jahre alt. Kinder in diesem Alter stellen oft Fragen nach der Wahrheit.
Sie fragte mich: „Vati, warum weißt du eigentlich, dass es Gott gibt?“ Eine gute Frage. Meiner Meinung nach gab ich eine ganz gute Antwort darauf. Auf jeden Fall stellte sie danach keine weiteren Fragen. Doch dann kam die zweite Frage: „Ja, aber Vati, dass es Gott gibt, okay, aber wie weißt du, dass Jesus der richtige Gott ist?“ Eine weitere gute Frage, besonders von einem elfjährigen Kind.
Teenager stellen die Frage nach der Wahrheit: Was ist Wahrheit? Wer ist Wahrheit? Leider wird diese Frage gerade in akademischen Kreisen sehr oft unterdrückt oder weg erklärt.
Man kann fast an jede Universität gehen und einen Philosophieprofessor fragen: „Welche Religion ist wahr? Wer ist der eine wahre Gott? Wer ist Wahrheit?“ Die meisten Professoren werden antworten, dass jede Glaubensrichtung, jede Ethik, jede Religion und jeder Lebensstil gleichwertig sei – solange man es ehrlich und von Herzen tut.
Das bedeutet, dass Wahrheit relativ ist. Jeder findet seine eigene Wahrheit. Wahrheit ist beliebig veränderbar.
Die Problematik der Relativierung von Wahrheit
Nun, was ist attraktiv an dieser Antwort? Attraktiv daran ist, dass jeder mit seinem eigenen Glauben seine eigene Wahrheit finden kann. Das heißt, ich muss niemanden überzeugen, weil jeder ja seine Wahrheit gefunden hat. Deine Wahrheit ist genauso gut wie meine, wir meinen es ja beide ehrlich. Wahrheit ist relativ und beliebig veränderbar.
Dieses Argument hört man sehr häufig in akademischen Kreisen. Aber dabei gibt es ein Problem. Dieses Argument – und das ist mein Punkt heute – entspricht nicht der Realität.
Wahrheit muss mit der Realität übereinstimmen, ansonsten ist sie nicht wahr. Du und ich, wir verwenden jeden Tag absolute Werte und Maßstäbe, um überhaupt leben zu können. Ohne absolute Werte wäre ein Leben unmöglich.
Die Kluft zwischen akademischem Denken und gelebter Realität
Ich habe gerade letzte Woche etwas erlebt. Viele von euch kennen wahrscheinlich das Professorenforum. Ihr könnt im Internet danach suchen. Dort hat Hans Joachim Hahn, der Initiator dieses Forums, Folgendes gesagt:
In der Schule habe ich gelernt, dass alles aus Zufall entstanden sei. Auf dieser Grundlage könne es keinen Sinn oder allgemein gültige Werte geben.
Im praktischen Leben und in menschlichen Beziehungen jedoch mache ich ständig Sinnerfahrungen, zum Beispiel durch die Liebe. Ich erlebe jeden Tag, dass es allgemeingültige Werte gibt.
Er sagt, dass die Gespaltenheit zwischen Denken und Wirklichkeit das Kernproblem des westlichen Akademikers ist.
Beispiele für die Notwendigkeit absoluter Werte im Alltag
Nun werde ich ein paar Beispiele bringen, die sehr banal sind. Übrigens ist es in Deutschland, in unserem Land, immer noch so, dass man populär ist, wenn man komplizierte Dinge möglichst kompliziert ausdrückt.
In Amerika ist das anders. Dort ist man populär, wenn man komplexe Dinge möglichst einfach ausdrückt. Ich werde heute eher amerikanisch unterwegs sein.
Aber wisst ihr, zum Beispiel Bezeichnungen für Gegenstände – das ist jetzt ein ganz banales Beispiel, aber egal. Das ist ein Blatt Papier, und die meisten von euch werden dem zustimmen.
Jetzt sagt aber jemand von euch: „Du bist von Österreich, ich bin von Deutschland, das ist kein Blatt Papier, das ist ein Schuh.“ Da müssen wir schon ein bisschen tolerant sein. Man kann ja nicht einfach behaupten, das ist nur ein Blatt Papier.
Dann steht da jemand von Lettland, unsere Schwester, und sagt: „Freunde, das ist weder ein Schuh noch ein Blatt Papier, es ist ein Kugelschreiber.“
Und ich meine das ehrlich und von Herzen, und ich tue niemandem weh dabei. Wenn wir das so machen würden und ich dann sage: „Bitte hebt euer Blatt Papier hoch“, wäre das ein Chaos. Wir könnten nicht miteinander leben.
Ich möchte nur zeigen, dass wir auf der banalsten Ebene alle an absolute Werte glauben.
Relativismus in den Medien: Das Beispiel Oprah Winfrey
Ein anderes Beispiel, das eher dem akademischen Stil entspricht:
In Amerika gibt es eine bekannte Talkshow, die von Oprah Winfrey moderiert wird. Sie ist in den USA sehr populär und bekannt. In ihrer Sendung lädt sie regelmäßig Medienpersönlichkeiten ein und führt Interviews mit ihnen.
Vor einigen Jahren, als die Show bereits einige Zeit lief, hatte sie Shirley MacLaine zu Gast. Shirley MacLaine ist ein New-Age-Guru in den USA, der die Idee vertritt, dass jeder seine eigene Wahrheit finden kann – im Prinzip eine New-Age-Lehre. Sie behauptet, jeder Mensch besitze seine eigene Göttlichkeit und könne Energie aus dem Universum beziehen.
MacLaine demonstrierte dies, indem sie die Hände hob. Ihrer Aussage nach strömt dann Energie auf sie ein, die ihr Gesundheit und Wohlbefinden schenkt. Auf ihrem Kleid hatte sie mehrere Punkte markiert, über die diese Energie in ihren Körper fließt.
Anschließend nahm sie einige dieser Punkte, die sie dabei hatte, und legte sie auf Oprah Winfrey. Auch Oprah hob daraufhin die Hände und erklärte, sie spüre die Energie. Daraufhin sagte Shirley MacLaine: „Jetzt hast du deine Wahrheit entdeckt.“ Oprah antwortete: „Ich bin so glücklich, dass jeder von uns seine eigene Wahrheit entdecken kann.“ Wunderbar!
Die Grenzen der Relativität: Konfrontation mit der Satanskirche
Eine Woche später hatte sie einen anderen Gast in ihrer Talkshow: Michael Aquino. Er ist der Pastor der Satanskirche in San Francisco, und sie führte ein Interview mit ihm.
Zu dieser Zeit waren in San Francisco mehrere Teenager verschwunden und nicht mehr gefunden worden. Die Polizei suchte nach ihnen. Deshalb fragte sie diesen Pastor der Satanskirche, ob es stimme, dass sie Teenager in ihren Satansritualen als Opfer bringen würden.
Michael Aquino antwortete, dass das überhaupt nicht stimme. Er sagte, das sei alles Blödsinn. Sie seien nur eine Gruppe von Hexen und Satansanbetern, aber so etwas täten sie nicht.
Sie gab jedoch nicht so schnell nach und fragte weiter nach. Schließlich sagte Mike Aquino: „Wenn es so wäre, falls wir so etwas wirklich täten, haben wir doch Religionsfreiheit in unserem Land. Jeder von uns kann glauben, was er will. Und wenn das unsere Überzeugung wäre, hättest du kein Recht, uns aufzuhalten.“
Oprah Winfrey geriet daraufhin außer sich. Sie stand auf und schrie: „Ich hoffe, du verbrennst in der Hölle. Niemand darf leben, der so etwas sagt wie du.“
Interessant ist, dass sie in der Woche davor gesagt hatte: „Es ist wunderbar, dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit finden kann.“ Mike Aquino hatte eben auch seine Wahrheit gefunden.
Aber seht ihr, niemand lebt so. Wir alle leben mit absoluten Werten.
Pluralismus: Chancen und Herausforderungen
Wir leben heute in einer pluralistischen Gesellschaft. Das bedeutet, dass es mehrere Weltanschauungen gibt, wobei keine davon dominant ist.
Das Schöne am Pluralismus ist zum Beispiel, dass man in Österreich auf eine Alm fahren kann und dort auf der Almhütte ein dunkelhäutiger Nepaleser Frankfurter Würstchen serviert. Das ist ein schönes Beispiel für die Vielfalt, die der Pluralismus ermöglicht.
Allerdings besteht auch eine Gefahr: Wenn ethische und moralische Werte ausschließlich vom Pluralismus bestimmt werden, verliert man einen festen Bezugspunkt. In Österreich ist das momentan gut zu beobachten. Ich benutze das oft als Beispiel und habe auch nichts dagegen.
Bei uns steht auf fast jedem Berggipfel ein Gipfelkreuz, das ist in den Alpen üblich. Wenn man jedoch die Gipfelkreuze erklimmt, wird man feststellen, dass bei vielen Gipfeln Butterfahnen vom Kreuz herabhängen. Das liegt daran, dass immer mehr Nepalesen zu uns kommen. Sie sind ganz liebe Menschen, und mir ist das auch völlig egal. Dennoch dient es als anschauliches Beispiel für den Pluralismus in unserer Gesellschaft.
Die Frage nach Gut und Böse in einer pluralistischen Welt
Ein Argument, das ich oft höre, lautet: Ja, jeder kann seine eigene Wahrheit finden, solange er dem anderen nichts Böses tut und in seinem Glauben recht handelt.
Aber genau hier liegt ein Problem, und ich bitte euch, mich dabei zu hören. Wer bestimmt eigentlich, was gut und böse ist? Wer entscheidet, was Recht und Unrecht bedeutet? Sind es die Atheisten, die Christen, die Moslems oder jemand anderes?
Eine Aussage, die ich sehr häufig höre – besonders während meiner Vorträge, in denen ich oft eine Frage-und-Antwort-Runde anbiete – ist folgende: Es kann unmöglich einen Gott geben angesichts all des Bösen, das in unserer Welt existiert.
Ich bin mir sicher, dass du dieses Argument schon einmal gehört hast, wenn du mit anderen Menschen über solche Themen sprichst: Es kann keinen Gott geben bei all dem Bösen.
Die Logik hinter Moral und Gesetzgeber
Wenn jemand sagt, dass es so etwas wie das Böse gibt, frage ich ihn oft zurück: Glaubst du dann auch, dass es so etwas wie das Gute gibt?
Meistens antworten sie dann: Ja, selbstverständlich glaube ich das. Natürlich gibt es Gut und Böse.
Darauf antworte ich: Wenn du annimmst, dass es Böses und Gutes gibt, setzt du auch voraus, dass es einen Maßstab gibt, mit dem man Gut und Böse unterscheiden kann.
Dann sagen sie meistens: Ja, so einen Maßstab gibt es schon zwischen Gut und Böse.
Ich entgegne: Wenn du voraussetzt, dass es einen Maßstab gibt, um Gut und Böse zu unterscheiden, setzt du auch voraus, dass es einen Maßstabgeber gibt – jemanden, der diesen Maßstab gegeben hat.
Aber genau diesen Maßstabgeber versuchst du ja gerade wegzuerklären. Das passiert mir übrigens auch ständig.
Die Schwierigkeit, Moral auf Gefühle zu gründen
Das ist mir sogar einmal beim Predigen passiert. Ich habe gesagt: „Du schaltest denn ihre Handys aus.“ Und mitten in der Predigt hat jemand in Mainz sein Handy eingeschaltet. So etwas kommt vor.
Ja, das ist das Nächste. Wenn du glaubst, dass es einen Maßstab gibt, muss es auch einen Maßstabgeber geben. Aber den versuchst du ja wegzuerklären. Du hast ja gerade gesagt: Bei all den Bösen in dieser Welt kann es keinen Gott geben.
Das heißt: Wenn es keinen moralischen Gesetzgeber gibt, gibt es auch kein moralisches Gesetz. Wenn es kein moralisches Gesetz gibt, gibt es auch nicht das Böse und das Gute.
Was ist die Frage? Es gibt eine bekannte Debatte zwischen einem Agnostiker, Bertrand Russell, und einem gläubigen Philosophen. Der Gläubige hat den Agnostiker gefragt: „Glauben Sie an Gut und Böse?“ Und der hat gesagt: „Ja, das tue ich.“
Dann hat er gefragt: „Wie unterscheiden Sie zwischen Gut und Böse, das eine vom anderen?“ Der Agnostiker antwortete: „So wie ich Grün von Rot unterscheide, so wie ich Farben unterscheide.“
Daraufhin sagte der Gläubige: „Aber um Farben zu unterscheiden, verwenden Sie den Sehsinn, Ihr Auge. Was verwenden Sie, um Gut und Böse zu unterscheiden?“ Er antwortete: „Ich unterscheide zwischen Gut und Böse auf der Basis der Gefühle, was sonst?“
Aber Freunde, hier haben wir ein Problem: In manchen Kulturen lieben sie ihren Nächsten, in anderen Kulturen essen sie ihren Nächsten. Beide handeln auf Basis ihrer Gefühle.
Freunde, wie können wir im Namen der Vernunft bitte zwischen Gut und Böse auf Basis des Gefühls unterscheiden? Wessen Gefühl? Das von Theresa oder von Adolf Hitler? Beide basieren ihre Entscheidungen auf ihren Gefühlen.
Eine solche Aussage entspricht nicht der Realität.
Kritik an der Ablehnung objektiver Moral
Das ist es. Richard Dawkins, vielleicht habt ihr schon von ihm gehört – er ist an der Oxford University tätig. Letztes Jahr hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel „The God Delusion“. Darin hat er einen ziemlich frechen Satz gesagt: „There is no such thing as good and bad, we are all dancing to our DNA.“
Die Idee von Gut und Böse existiert demnach nicht. Wir tanzen alle nur nach unserer DNA – das ist die logische Schlussfolgerung aus diesem Denken. Aber wisst ihr was? Das entspricht nicht der Realität.
Ich habe keine Ahnung, ob Herr Dawkins eine Tochter hat. Angenommen, er hat eine Tochter, eine Siebzehnjährige. Sie geht abends spazieren, und ein Wahnsinniger erwischt sie, vergewaltigt sie und zeichnet sie für den Rest ihres Lebens.
Am nächsten Tag geht dieser Mann, der seine Tochter vergewaltigt hat, zu Herrn Dawkins und sagt: „Professor, ich habe nur nach meiner DNA getanzt.“ Ich bin mir nicht sicher, ob Herr Dawkins das dann immer noch so witzig finden würde.
Freunde, eine solche Aussage entspricht nicht der Realität.
Persönliche Erfahrungen und Gespräche über Wahrheit und Existenz
Vor gerade einmal zwei Monaten hatte ich eine Skitourenwoche bei uns zuhause in Österreich. Jeden Tag sind wir auf einen Berg hinaufgestiegen und wieder hinuntergefahren. Bergsteigen ist ja so etwas wie der Versuch, möglichst auf gefährlichen Umwegen und unter großem Schwitzen an den Punkt zurückzukehren, an dem man ohnehin schon war. Definition, gell? Aber manche machen das eben.
Unter den Teilnehmern war eine ganz liebe Frau. Sie war nicht gläubig im klassischen Sinne, sondern eher im New-Age-Bereich. Abends haben wir immer zusammen gesessen und über Gott und Christus gesprochen. Bei einem dieser Bibelabende fragte sie, ob sie Fragen stellen könne, und ich sagte natürlich ja.
Sie erzählte, dass sie über die Herkunft des Menschen und darüber nachgedacht habe, wohin wir einmal gehen. Dabei interessiere sie nicht, woher sie komme, und auch nicht, wohin sie gehe. Alles, was sie brauche, sei die Gegenwart, das Jetzt. Und jetzt wohne der Funke Gottes in ihr, und das sei alles, was zähle.
Daraufhin fragte ich sie: „Ja, von wo kommt denn der Funke Gottes?“ Sie antwortete, er komme vom Schöpfergott. Ich fragte weiter: „Und wer ist dieser Schöpfergott?“ Sie sagte, das sei das Göttliche. Ich fragte nach: „Und woher kommt das Göttliche?“ Sie meinte, vom Übergöttlichen. Ich hakte noch einmal nach: „Das Übergöttliche, vom Über ...“ Da merkte sie, dass das so lange weitergehen würde, und wechselte das Thema.
Sie sagte dann: „Aber wir wissen ja gar nicht genau, ob wir überhaupt existieren.“ Ich entgegnete: „Wenn du nicht existierst, wer stellt dann die Frage?“ Darauf meinte sie: „Es könnte ja sein, dass wir das alles nur träumen.“ Ich sagte: „Wenn du nicht existierst, kannst du auch nicht träumen.“
Sie antwortete, dass viele Menschen viele Antworten hätten und dass wir vielleicht in einer anderen Form existieren. Ich sagte daraufhin: „Weißt du was, diese Diskussion bringt uns meiner Meinung nach nirgendwo hin, weil sie nicht der Realität entspricht und deshalb nicht intelligent ist.“
Das war natürlich nicht gut, denn sie fühlte sich dadurch bewertet. Es sei ja politisch unkorrekt, so etwas zu sagen. Ich antwortete: „Weißt du was, natürlich bewerte ich deine Aussage, so wie ich alles bewerte. Du hast heute den Schnee bewertet, indem du gesagt hast, der Schnee sei heute nicht gut. Du hast das Essen bewertet und gesagt, es sei sehr gut. Aber sobald es um die wichtigen Dinge des Lebens geht, darf man plötzlich nicht mehr bewerten?“
Dann schlug ich vor: „Machen wir es einfach so: Du sagst, für dich ist alles eine Illusion. Dieser Kurs kostet 350 Euro. Zahl uns bitte 5000 Euro, denn für dich ist es nur Illusion, für uns aber Realität.“
Und wisst ihr, was sie bezahlt hat? 53 Euro, weil auch für sie das Ganze Realität ist. Seht ihr, was ich damit zeigen will? Wenn es um wesentliche Dinge des Lebens geht, scheint es, als dürften wir plötzlich nicht mehr bewerten. Und, Freunde, das ist ein Wahnsinn.
Die Exklusivität der Wahrheit in den Religionen
Ich habe zum Beispiel schon oft dieses Argument gehört: Ja, letztlich beten wir doch alle zum selben Gott. Das klingt wunderbar: Gott der Bibel oder Allah – es ist doch letztlich alles das Gleiche. Ein Argument, das oberflächlich betrachtet vielleicht stimmt. Viele mögen sagen, es gibt Unterschiede in den Religionen, aber im Innersten seien doch alle Religionen gleich.
Freunde, das Gegenteil ist der Fall. Oberflächlich mögen manche Religionen sich ähneln, doch in ihrer Essenz sind sie absolut konträr.
Ein Beispiel: Ich weiß nicht, wer schon in Jerusalem war – ich war noch nie dort, aber ich habe schon viele Bilder gesehen. Auf der Moschee von Omar, die auf dem Tempelplatz steht, steht groß oben: „Allah ist einer und er hat keinen Sohn.“ In der Bibel lesen wir hingegen in Johannes 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“
Angenommen, zwei Menschen treffen sich in Deutschland, zum Beispiel in Stuttgart. Der eine sagt: „Weißt du was, ich kenne Hans Peter in Österreich.“ Der andere antwortet: „Ja, ich auch.“ Dann fragt der erste: „Wo ist der Hans Peter?“ „Mein Hans Peter wohnt in Ramsau, einem Bergdorf. Er ist ungefähr 45 Jahre alt, genau, und er hat drei Kinder.“ So erzählen Bergführer oft.
Der andere sagt: „Mein Hans Peter wohnt in Wien, er ist 23 Jahre alt, Single und hat keine Kinder.“ Niemand würde von den beiden sagen: „Ja, das sind zwar ein bisschen verschiedene Qualitäten, aber im Prinzip sind es doch dieselben.“ Das würde niemand sagen.
Interessanterweise sagen wir genau das, wenn es um Gott geht.
Freunde, das ist nicht intelligent. Es tut mir leid, aber es entspricht nicht der Realität, so etwas zu sagen. Im Namen der Vernunft möchte ich Menschen ermutigen, nach der Wahrheit zu streben – gerade in den wesentlichen Dingen des Lebens.
Wahrheit kann es immer nur eine geben, denn die Natur von Wahrheit ist immer exklusiv. Jesus Christus hat über sich selbst gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Johannes 14,6)
Die Herausforderung der Exklusivität und die Härte des Herzens
Das klingt im ersten Moment sehr einschränkend, und daran stoßen sich viele Menschen. Ich kann auch verstehen, warum. Es klingt tatsächlich sehr einschränkend, aber ich möchte etwas dazu sagen: Es ist nicht einschränkend.
Ravi Zacharias, ein Evangelist, Theologe und ein sehr kluger Mann, den ich gerne lese, hat einmal gesagt: Wenn Gott uns tausend Wege gegeben hätte, um gerettet zu werden, würden wir nach tausendundeinem Weg fragen. Denn das Problem liegt nicht in der Begrenzung der Wege, sondern in der Härte unseres Herzens.
Wir wollen die Wahrheit so, wie wir sie haben möchten – das ist das Problem. Maria von Ebner-Eschenbach hat gesagt: „Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo sie uns gefällt.“
Seht ihr, Freunde, das ist das Problem. Es sind nicht die begrenzten Wege, und es ist auch nicht das Problem, dass Christus der einzige Weg ist. Das eigentliche Problem ist die Härte unseres Herzens.
Wahrheit ist immer exklusiv. Wahrheit kann nur exklusiv sein.
Die Exklusivität aller Religionen und der Vorwurf der Engstirnigkeit
Übrigens ist es interessant festzustellen, dass zumindest in unseren Ländern nur Christen den Vorwurf bekommen, engstirnig zu sein. Warum? Jede Weltreligion ist exklusiv. Warum fragen wir nicht einmal einen Buddhisten, warum er so engstirnig ist?
Ein Buddhist ist engstirnig, weil er beansprucht, die Wahrheit zu haben. Gautama Buddha lehnte das hinduistische Kastensystem ab und auch die heiligen Schriften der Hindus, die Veden. Damit bist du entweder Hindu oder Buddhist, du kannst nicht beides gleichzeitig sein.
Warum fragen sie nicht einen Hindu, warum er so exklusiv ist? Da sagen sie: Ja, die haben ja über dreihundert Millionen Götter, die sind ganz schön tolerant. Und einer davon ist halt Jesus. Aber komisch: Wenn ein Hindu Christ wird, dann wird er umgebracht und verfolgt. Wenn es doch alles gleich ist, warum passiert das?
Komisch eigentlich. Freunde, jede Religion ist exklusiv, weil Wahrheit an sich exklusiv ist.
Übrigens zu dem Vorwurf, ihr Christen seid so engstirnig: Da muss ich auch etwas dazu sagen. Die meisten, ich würde fast sagen, fast alle Menschen sind engstirnig – egal, was du bist und was du glaubst.
Wisst ihr, wie engstirnig wir alle im alltäglichen Leben sind? Schau mal: Wenn du zum Zahnarzt gehst, sagst du, du bist ein offener, toleranter Mensch. Aber wenn der Zahnarzt sagt, es tut weh, kannst du dir sagen: „Reiß irgendwas raus, ist doch nicht so schlimm.“ Nein, du bist extrem engstirnig. Das ist aber normal.
Ihr müsstet mal meine Frau sehen, wenn sie einkaufen geht und sich eine Hose kauft. Da sage ich: „Die sind doch alle gleich groß, nimm dir eine.“ Nein, sie ist extrem engstirnig, wie sie die Kleider auswählt. Also das ist Wahnsinn.
Als ich mit dem Flugzeug in Zürich gelandet bin, saß ich vorne beim Piloten. Es war neblig, und er gab Zahlen ein, um auf der Landebahn zu landen. Ich sagte zu ihm: „Du hast da ein bisschen zu viel gemacht.“ Er antwortete: „Bist du wahnsinnig? Du bist ein ganz schöner Kerl, so kleinkariert wie dich habe ich selten gesehen.“
Wir sind alle engstirnig, Freunde, falls du das nicht gewusst hast. So wie du dein Essen isst und was du nicht isst, so engstirnig bist du. Aber interessant ist: Wenn es um Gott geht, da muss auf einmal alles wahr sein. Da braucht man überhaupt nichts mehr prüfen, da stimmt alles.
Freunde, das entspricht nicht der Realität.
Logische Argumentation für die Wahrheit: Das Beispiel von Ravi Zacharias
Ein Gespräch: Ich sage es euch, Ravi Sakaryas wurde gebeten, an einer Universität vor Philosophiestudenten zu sprechen – über die Frage, warum er kein Hindu ist. Das hat er nicht gerne gemacht. Ravi Sakaryas stammt übrigens aus Indien, er ist Inder, kam aber als Teenager zum Glauben an Christus. Heute lebt er in Amerika.
Er hat schließlich eingewilligt, und der Professor war überzeugt, die Studenten würden ihn zerlegen. Doch Ravi präsentierte eine so logische und nachvollziehbare Beweisführung, dass kein einziger Student einen Vorwand vorbringen konnte. Nach der Stunde sagte der Professor zu Ravi: „Mit diesem Vortrag hast du meinen Studenten nicht geholfen, sondern nur geschadet.“
Der Professor erklärte: „Dein Problem ist, dass du glaubst, alles sei entweder oder. Das ist amerikanisches Denken, und das ist dein Problem. Du musst wie ein Inder denken, denn du bist schon so lange in Amerika. Es ist nicht entweder oder, sondern es ist das Eine und das Andere – das dialektische System, so nennen wir es.“
Er fuhr fort: „Wenn du einen Hindu fragst: ‚Ist dein Gott ein persönlicher Gott?‘, und der Hindu sagt ‚Ja‘, und dann fragst du einen anderen Hindu: ‚Ist dein Gott ein persönlicher Gott?‘, und er sagt ‚Nein, überhaupt nicht‘, und du fragst den Professor: ‚Was stimmt jetzt?‘, dann sagt er: ‚Beides stimmt.‘ Es gibt keinen Widerspruch.“
Der Professor erklärte weiter: „Um den Hinduismus zu verstehen, Ravi, darfst du nicht in diesem Entweder-oder-Denken verharren. Es ist immer beides wahr.“
Ravi antwortete: „Ich habe nur eine Frage: Du sagst also, um den Hinduismus zu verstehen, muss ich entweder wie ein Inder oder wie ein Amerikaner denken, richtig?“
Der Professor erwiderte: „Es scheint so, als ob das Wort ‚entweder oder‘ immer wieder vorkommt.“
Daraufhin sagte Ravi: „Ich habe schockierende Neuigkeiten für dich: Selbst in Indien schaut ein Fußgänger, bevor er die Straße überquert, nach links und nach rechts. Er weiß, es ist entweder der Bus oder ich. Es sind niemals beide.“
Freunde, je mehr jemand versucht, dieses Entweder-oder-Weg zu erklären, desto mehr wird es ihn einholen. Wahrheit ist kein ideologisches Konstrukt, abgekapselt von der Realität. Wahrheit ist Realität im Leben – es ist eine Person.
Die Einzigartigkeit Jesu Christi als Weg zur Wahrheit
Und wisst ihr, warum ich so gerne Christ bin? Ich gehöre deshalb so gerne zu Jesus Christus, weil er mich für ein Leben ausrüstet, wie es wirklich ist – und nicht, wie ich es gerne hätte.
Jemand hat es einmal so formuliert: Jesus kam in diese Welt als Antwort auf die universelle Frage, wie man recht und gut leben kann in einem Universum, wie es wirklich ist.
Darum hat Jesus auch gesagt: Die Wahrheit wird euch freimachen. Es ist eine Botschaft der Freiheit.
Die Notwendigkeit, den Glauben zu überprüfen: Zitat von A. W. Tozer
Ich möchte ein Zitat von A. W. Tozer, einem Theologen, wiedergeben. Es dauert ungefähr zwei bis drei Minuten, aber es ist ein sehr gutes Zitat, das man vielleicht auf einer Kopie festhalten kann.
Tozer schreibt: Jede Generation von Christen muss ihren Glauben überprüfen. Obwohl die Wahrheit an sich sich niemals verändert, ist das menschliche Denken porös und daher anfällig dafür, die Wahrheit zu entstellen. Alles, was ein Mensch oder eine Kirche tun muss, um in die Irre zu gehen, ist, alles als selbstverständlich zu nehmen und nichts zu tun.
Ein ungepflegter Garten wird bald vom Unkraut überwuchert. Ebenso wird ein Herz, das die Wahrheit nicht kultiviert und falsche Wurzeln ausreißt, bald zu einer theologischen Wildnis verkommen.
Ich habe Stimmbandprobleme, deshalb ist meine Stimme etwas heiser. Die Logopädin hat mir gesagt, ich rede falsch. Meine Mitarbeiter haben gesagt, das wüssten sie schon lange, aber ich muss aus dem Bauch heraus sprechen.
Tozer schreibt weiter: „In jedem Bereich des menschlichen Denkens und Handelns wird Genauigkeit als Tugend angesehen. Ungenauigkeit bedeutet sehr oft großen Verlust und endet nicht selten mit dem Tod. Nur im religiösen Denken wird die Treue zur Wahrheit als ein Problem angesehen. Wenn es um weltliche und vergängliche Dinge geht, fordern wir Wahrheit und Präzision. Wenn es jedoch um die ewigen und himmlischen Dinge geht, tun wir so, als ob Wahrheit in diesen Dingen sowieso nicht entdeckt werden kann oder irrelevant ist.
Der Wissenschaftler und der Arzt befassen sich mit realen, greifbaren Dingen. Weil diese Dinge real sind, fordern wir Präzision vom Lehrer wie vom Praktiker. Doch vom Lehrer geistlicher Wahrheiten verlangt man Ungenauigkeit im Glauben und Toleranz gegenüber jeder Meinung – selbst wenn diese von einer Person kommt, die völlig unqualifiziert ist in diesen Dingen.
Die Vernebelung der Wahrheit war immer das Anliegen liberaler Theologen. Wo immer die Heilige Schrift als letzte Autorität in religiösen Fragen abgelehnt wird, muss etwas anderes ihren Platz einnehmen. Geschichtlich war dieses Andere immer entweder Vernunft oder Sentiment. Manchmal war es eine Mischung von beiden, genau wie wir es heute in liberalen Kirchen erleben.
Dann sagt Tozer: Sie verwerfen die Bibel nicht, aber sie glauben ihr auch nicht. Das Resultat ist, dass alles wahr sein kann, aber nichts mit Sicherheit behauptet werden darf.
Evangelikale Christen lassen beinahe eine Gehirnwäsche über sich ergehen. Das zeigt sich daran, dass sie sich mehr und mehr dafür schämen, klar auf der Seite der Wahrheit zu stehen. Sie behaupten zwar zu glauben, doch der Glaube ist so verschwommen, dass es unmöglich wird, ihn klar zu definieren.
Moralische Stärke und klar definierter Glaube stehen oder fallen immer gemeinsam. Die großen Gottesmänner und -frauen der Geschichte waren immer dogmatisch. Wir müssen heute zu einem sanften Dogmadismus zurückkehren, der lächelt und gleichzeitig fest verankert ist im Wort Gottes, das für immer lebt und besteht.
Sie verwerfen die Bibel nicht, aber sie glauben ihr auch nicht.
Die Motivation für den Glauben an Jesus Christus
Wisst ihr, warum ich an Jesus Christus glaube? Weil er die Wahrheit ist – nicht, weil ich mich dadurch besser fühle.
Ich bekomme öfter mal die Frage, vor allem von lieben Freunden, die relativ erfolgreich sind. Sie sagen: „Hans-Peter, warum soll ich an Jesus Christus glauben?“ Wisst ihr, was hinter dieser Frage steckt? Dahinter verbirgt sich eigentlich eine andere Frage. Sie fragen eigentlich: „Wie könnte Jesus Christus mein Leben noch verbessern?“
Ich sage euch, Freunde: Der Grund, warum du an Jesus Christus glauben sollst, ist nicht, weil es dir dadurch besser geht. Der Grund, warum du an Jesus glauben sollst, ist, weil er die Wahrheit ist – nicht, weil du dich dann besser fühlst. Auch Marihuana kann dir helfen, dich besser zu fühlen. Das ist aber nicht der Grund, warum ich Christ geworden bin.
Mit anderen Worten: Wenn mir heute jemand hundertprozentig beweisen könnte, dass Jesus Christus ein Lügner ist und dass das nicht stimmt, würde ich heute aufhören, an Jesus zu glauben.
Das Problem, das wir als Christen erleben, ist der Unterschied zwischen objektiver Wahrheit und dem subjektiven Empfinden von Wahrheit. Das heißt: Im Alltag, und das sage ich ganz ehrlich, fühle ich nicht immer, dass Jesus die Wahrheit ist. Ich spüre nicht immer, dass er da ist.
Es gibt also eine objektive Wahrheit und ein subjektives Empfinden dieser Wahrheit.
Die Erfahrung der Jünger mit der objektiven und subjektiven Wahrheit Jesu
Im Johannes 20, zum Beispiel, wo Jesus Christus am Ostersonntag auferstanden ist, läuft Maria zum Grab. Dort steht jemand – es ist Jesus, doch sie erkennt ihn nicht. Objektiv gesehen stand er da, aber subjektiv hat sie ihn nicht erkannt. Sie fragt ihn: „Wo hast du den Leichnam hingelegt? Weißt du das?“ Objektiv war er anwesend, aber ihr subjektives Empfinden war völlig ausgeblendet.
Dann sagt Jesus nur ein Wort: „Maria.“ Daraufhin erkennt sie subjektiv, dass er objektiv da ist. Kurz darauf ist er aber wieder verschwunden.
Die zwei Jünger, die nach Emmaus gingen, sind ebenfalls hochinteressant. Sie gehen ungefähr elf Kilometer an diesem Ostersonntag, weg von Jerusalem. Eigentlich hätten sie ja mit Blumen vor dem Grab stehen oder Spalier stehen und warten sollen. Jesus hatte doch immer wieder gesagt, dass er am dritten Tag auferstehen werde. Trotzdem gehen sie weg.
Jesus geht mit ihnen, aber sie erkennen ihn nicht. Objektiv ist er da, doch ihr subjektives Empfinden seiner Gegenwart fehlt. Erst als er das Brot bricht und sie wahrscheinlich seine Nägelwunden sehen, erkennen sie subjektiv, dass er objektiv schon immer da war. Doch auch dann ist er bald wieder verschwunden.
Er erscheint bei der Mitarbeiterbesprechung in Jerusalem. Und das sehen wir immer wieder: Als Jesus auferstand, steht er im Johannes 21 am Ufer. Die Jünger waren mit dem Boot fischen gegangen, was nicht mehr funktionierte. Jesus war objektiv da, aber sie erkannten ihn nicht – erst am Lagerfeuer.
Dieses Beispiel ist wichtig für uns zu verstehen: Das subjektive Empfinden einer objektiven Wahrheit ist immer nur punktuell. Die objektive Wahrheit bleibt jedoch bestehen. Dein und mein Empfinden der objektiven Wahrheit ist immer nur punktuell subjektiv, aber objektiv ist er immer da.
Persönliche Glaubenserfahrungen und Zweifel
Ich muss auch eingestehen: Ich habe zum Glauben an Christus gefunden, als ich 15 Jahre alt war. In unserer evangelischen Kirche hat der Jugendpfarrer uns von Jesus erzählt. Seitdem habe ich die Gabe des Glaubens.
Aber wisst ihr, was ich auch habe? Einen Wegbegleiter, der mich bis heute nicht verlassen hat – und zwar Zweifel. Ich habe extreme Zweifel. Mir ist der Glaube an Gott noch nie leichtgefallen, zu keinem Zeitpunkt, auch heute nicht.
Darum habe ich mein Leben lang studiert, hinterfragt und untersucht, weil ich mir nie sicher war. Ich wollte nicht glauben, wenn es nicht die Wahrheit ist. Heute bin ich 45 Jahre alt und stehe immer noch fest da – aus einem einzigen Grund.
Ich bin heute mehr denn je davon überzeugt: Wenn ein Mensch ehrlich nach der Wahrheit sucht, endet er immer wieder bei Jesus Christus. Du wirst immer zu ihm zurückkommen.
Wie Petrus gesagt hat, als Jesus fragte: „Wohin wollt ihr auch gehen?“ Petrus antwortete: „Ja, wohin sollten wir gehen?“ Gib mir eine Alternative! Freund, gib mir eine Alternative zu Jesus Christus als der einen und einzigen Wahrheit des Lebens und des Sterbens. Ich werde sie prüfen.
Und so bin ich getrost.
Die Bedeutung des Objekts des Glaubens
Dann wisst ihr, das ist auch wichtig: Um die Wahrheit zu entdecken, dürfen wir nie den Glauben eines Menschen prüfen, sondern immer das Objekt ihres Glaubens.
Ich erzähle das oft, aber für mich ist es wichtig geworden. Vor Jahren, auf einer Berghütte – wir sind im Sommer viel unterwegs, haben erlebnispädagogische Bergprogramme, sind viel auf Berghütten, Zelten und so weiter – war eine Frau, die dort am Gletscher arbeitete. Sie hörte bei meiner Bibelarbeit zu und kam danach auf mich zu.
Sie sagte: „Weißt du was, ihr Christen seid so arrogant. Du fährst auf der ganzen Welt herum und erzählst Christen und Menschen, dass hier die Wahrheit ist.“ Sie berichtete weiter: „Ich war in Nepal, ich habe Buddhisten gesehen, die sind viel gläubiger als du. Ich habe Hinduisten getroffen, die sind viel hingegebener als du. Ich habe Moslems getroffen, die glauben viel mehr als du.“
Ich antwortete: „Weißt du, daran besteht überhaupt kein Zweifel, dass ein Mensch mehr glaubt als ich. Das ist keine Kunst. Ich würde mich selbst nicht als großen Gläubigen bezeichnen, sondern eher als großen Zweifler. Ich ziehe meinen Hut vor ihrem Glauben, überhaupt keine Frage.“
Aber ich fragte sie: „Weißt du, was ich jeden Buddhisten frage? Was ist das Objekt deines Glaubens? Woran glaubst du?“ Im Buddhismus erkennst du, dass es eine atheistische Ideologie ist. Da gibt es kein Objekt, es gibt nur eine Ideologie.
Ich fragte weiter: „Frage einen Hindu, was ist das Objekt deines Glaubens?“ Er wird dir vielleicht seinen Schrein zeigen, irgendein Stück, das bemalt oder mit Gold überzogen ist, oder einen Affen, den er opfert. Ich muss sagen: Ein Affe ist kein Objekt, an das ich mein Leben und meine Seele hänge.
Das Beispiel des zugefrorenen Sees: Glaube und Realität
Ich bin ab und zu auch in Schweden zum Unterricht. Was mir im Winter dort besonders gefällt, ist, dass die Seen total zugefroren sind. Die Eisdecke ist so dick, dass Lastwagen über die Seen fahren können. Das ist super im Winter, denn so ersparen sie sich viele Kilometer.
Allerdings gefällt mir nicht, wie finster es im Winter ist. In Österreich sind die Seen ebenfalls oft zugefroren. Letzten Winter war das nicht so, aber im Winter davor schon. Allerdings gehe ich in Österreich nie auf einen zugefrorenen See in den Bergen, weil die Eisdecke meistens nur sehr dünn ist.
Deshalb bin ich sehr vorsichtig, wenn es um zugefrorene Seen geht. Auch in Schweden stand ich einmal vor einem See und sagte: „Nein, da gehe ich nicht drauf.“ Doch jemand meinte, ich könne ruhig darauf gehen. Ich antwortete: „Nein, ich weiß es nicht.“ Schließlich bin ich zitternd auf das Eis gegangen. Das ist für mich ein Beispiel geworden.
Man kann in Österreich vor einem See stehen, dessen Eis nur dünn zugefroren ist, und sagen: „Ich weiß, dass es nur dünn zugefroren ist, aber ich habe großen Glauben.“ Doch wenn du mit deinem großen Glauben auf das dünne Eis steigst, wird es brechen. Du wirst einbrechen, erfrieren und sterben – trotz deines großen Glaubens.
Andererseits, wenn das Eis dick genug ist, kannst du mit kleinem Glauben, voller Zweifel und Trauer, zitternd auf das Eis gehen und zu deiner Überraschung schaffst du es. Warum? Nicht, weil dein Glaube so groß war, sondern weil das Objekt deines Glaubens dich getragen hat.
Ich bitte euch im Namen der Vernunft: Untersucht das Objekt eures Glaubens. Mir ist es völlig egal, wie viel Glauben jemand hat. Ich schätze und bewundere das, aber es imponiert mir nicht wirklich. Denn ich frage: Woran hängt dein Glaube?
Definition von Wahrheit und die Einzigartigkeit Jesu
Übrigens, eine Definition von Wahrheit – nur ein paar Minuten, dann bin ich fertig.
Wahrheit ist das, was dem Original entspricht.
Angenommen, ich sage: Das ist genau ein Achtel Liter Wasser. Der Bauherr Gerhard, ein alter Wissenschaftler, sagt: „Weißt du was, das ist Blödsinn, das ist ein Viertel Liter Wasser.“ Ich antworte: „Nein, das ist ein Achtel Liter Wasser.“ Er sagt: „Das ist ein Viertel Liter Wasser.“ Ich wiederhole: „Nein, das ist ein Achtel Liter Wasser.“
Was ist die einzige Möglichkeit, um wirklich herauszufinden, was die Wahrheit ist? Paul Gerhard und ich müssen gemeinsam zur europäischen Eichstelle für Masse und Gewichte fahren. Die liegt, glaube ich, in der Nähe von Paris. Das wäre nett, da könnte man auch ein bisschen essen gehen.
Dann fahren wir dorthin, und dort steht das Originalgefäß eines Viertelliters. Das Originalgefäß, von dem aus geeicht wird. Ich schütte den Inhalt meines Gefäßes in das Originalgefäß, und wenn der Inhalt meines Gefäßes genau auf die Marke des Originalgefäßes kommt, habe ich die Wahrheit gesagt. Wenn ich nicht genau hinkomme, dann hat Paul Gerhard die Wahrheit gesagt.
Was bedeutet es, wenn Jesus über sich selbst sagt: „Ich bin die Wahrheit“? Er meint damit ganz einfach, dass er genau dem Original entspricht. Darum hat Jesus gesagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Ich bin nicht der Vater, aber wer mich sieht, der sieht den Vater, weil ich hundertprozentig dem Original entspreche.
Darum lesen wir im Hebräer 1,1-3: Der Sohn, Jesus Christus, ist die genaue Repräsentation des Vaters. Er, Jesus Christus, ist die hundertprozentig genaue Abbildung des Originals.
Was ist Wahrheit? Das, was dem Original entspricht.
Ich möchte herausfordern: Nimm dir jeden anderen Religionsstifter und vergleiche ihn mit dem Original. Alles, was nicht dem Original entspricht, ist nicht die Wahrheit. Alles, was dem Original entspricht, ist die Wahrheit und deshalb richtig.
Darum hat Jesus Christus über sich selbst gesagt: „Ich bin die Tür.“ Jesus hat nicht gesagt: „Ich zeige dir die Tür“, sondern: „Ich bin die Tür.“ Er hat gesagt: „Ich bin das Licht.“ Er gibt dir nicht Licht, sondern: „Ich bin das Licht, schau auf mich.“
Ich bin genau wie das Original, darum komm zu mir, ich bin die Wahrheit.
Er hat gesagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Psalm 23 hat sich in Christus erfüllt. Er führt dich nicht zum guten Hirten, er ist der gute Hirte. Er ist das Brot des Lebens, er gibt dir nicht Brot, sondern: „Ich bin das Brot.“ Und er ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Die Erfüllung der Prophetien und die Einzigartigkeit Jesu
Und das ist die Einzigartigkeit unseres Herrn Jesus Christus. Er hat die Geschichte in zwei Teile geteilt: Es gibt die Zeit vor Christus und die Zeit nach Christus. Er hat die moralischen Maßstäbe gelegt und über dreihundert Prophetien aus dem Alten Testament erfüllt, als er kam.
Ich habe eine Liste dieser Prophetien, die ich gerne lese, weil sie mich fasziniert. Das Neue Testament erklärt alles, was im Alten Testament geschrieben steht. Jesus Christus, das Original, ist der letzte Adam, ein Prophet wie Mose, ein Priester wie Melchisedek, ein Feldherr wie Josua, ein König wie David, der weise Ratgeber wie Salomo, der geliebte, verstossene und erhobene Sohn wie Joseph.
Jesus ist das Opfer am bronzenen Altar, das Brot des Lebens, das scheinende Licht, das gesprengte Blut am Gnadenthron, das lebendige Wasser aus dem Fels, das Manna vom Himmel, die erhobene Schlange, das geopferte Passahlamm, der Sündenbock, der Löwe von Juda, der gute Hirte und die Lilie der Täler.
Er ist die Wurzel aus trockenem Boden und doch der sprossende Zweig. Er ist der Mann ohne Gestalt und ohne Pracht und doch der Allerliebste und Begehrenswerteste. Er entspricht genau dem Original. All diese Rätsel wurden entziegelt und entziffert in einer Liebesgeschichte – einer Liebesgeschichte, geschrieben in Blut auf einem hölzernen Kreuz, aufgestellt auf einem Hügel in Judäa vor zweitausend Jahren.
Pilatus fragte: „Was ist Wahrheit?“ Die korrekte Frage ist jedoch: „Wer ist Wahrheit?“ Und die Wahrheit finden wir nur im Kennen dieser Person. So kommen wir immer wieder zu Christus zurück.
Die Kraft Christi in unserem Leben und die Hoffnung, die er schenkt
Und egal, in welchem Dienst du und ich stehen, lass uns zu diesem Original gehen und erwarten, dass er es tut: Christus in mir, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Freunde, ich habe keine Hoffnung. Ich streite mich mit meiner Frau, sie ist Sünderin. Unsere Kinder sind alles andere als perfekt; sie haben die sündhafte Natur der Mutter geerbt. So leben wir.
Unser Leben, Freunde, ist nicht perfekt. Wir streiten, und dann redet der andere wieder nicht. Das ist eher unser Problem. Und wenn wir abends ins Bett gehen, drehen wir uns oft gegenseitig den Rücken zu. Man muss ja den anderen ein bisschen verletzen, und so weiter.
Dann gehe ich zu Jesus, und Jesus sagt: „Hans Peter, lass mich ran, du schaffst das sowieso nicht.“ Ich sage: Ja, das ist die einzige Hoffnung.
Freunde, wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, wäre ich hoffnungslos verloren. Und du übrigens auch, falls du es nicht gewusst hast. Er ist die Hoffnung.
Darum bin ich so gerne Christ. Christsein bedeutet nicht, sich Druck auferlegen zu müssen – ich muss tun, wir müssen evangelisieren, wir müssen dies und das. Wisst ihr, was wir wirklich müssen? Christus ranlassen.
Sagen: „Herr Jesus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin es nicht, aber du bist es. Und wenn du in mir wohnst, möchte ich dir Raum geben. Ich möchte dir einfach Raum geben, das zu tun, was du tun möchtest.“
Darum ist Christsein nicht schwierig.
Wisst ihr, was Jesus gesagt hat? „Meine Last ist leicht.“ Seine Last ist nicht schwer.
Ich treffe viele Christen, die eine schwere Last tragen. Die haben sie sich aber nur selbst auferlegt: Ich muss evangelisieren, ich muss organisieren, und das wird ihr Gott. Und dann brennen sie aus.
Du musst gar nichts. Du musst nur zu Christus kommen und sagen: „Ich kann es nicht. Ohne mich könnt ihr nichts tun, gar nichts.“
„Meine Last ist leicht.“ Darum bin ich so gerne Christ. Es ist gut, mit Jesus zu leben.
Er erwartet viel von uns, aber nur er kann es tun – auch in unseren Schulen. Er tut es auch in unseren Schulen.
Nachmittags rede ich vielleicht ein bisschen davon in dem Seminar.
In unseren Schulen geschieht momentan extrem viel. Es ist wirklich erfreulich. Aber wir können es nicht produzieren. Wir müssen nur zur Verfügung stehen.
Und wenn die Zeit reif ist, ruft er dich. Dann geh und lebe aus seiner Kraft: der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Schlussgebet und Ausblick
Ich bete noch, lieber Vater, hab Dank für deine große Liebe zu uns und danke dir, Herr, dass du die Wahrheit bist.
Herr, wir dürfen uns zu dir wenden und dir vertrauen. Du bist kein Lügner, sondern die eine einzige Wahrheit. Du liebst jeden Menschen, egal was er glaubt, was er denkt, wo er ist oder was er tut. Deine Liebe macht keinen Unterschied.
Und Herr, du hast auch uns berufen, um mit dir zu leben und aus deiner Kraft jeden Tag neu zu schöpfen. Wir dürfen uns von dem überraschen lassen, was du wieder vorbereitet hast.
Danke, Herr, dass wir nichts erzeugen oder Neues schaffen müssen. Wir steigen immer nur da ein, wo du bereits wirkst. Und da wollen wir zur Verfügung stehen, Herr, uns gebrauchen lassen in deiner Liebe – zum Segen für die Menschen, zu unserem eigenen Segen und zu deiner Ehre.
Ich danke dir, Vater, für all das, was hier geschieht in Baden-Württemberg, in den Schulen und bei den Lehrern. Herr, möge es uns immer wieder neu gelingen, zu dir, der Wahrheit, zurückzufinden und aus deiner Liebe zu schöpfen.
Ich bitte dich, dass wir lernen zu empfangen – zuerst aufzuhören zu tun und zu geben, sondern einfach von dir zu empfangen. Dann kannst du durch uns geben.
Danke, Herr, für diese gemeinsame Zeit. Wir beten all diese Dinge im Namen unseres lieben Herrn Jesus Christus. Amen!
Wir singen jetzt, glaube ich, ein Lied, oder? Danach haben wir noch etwa eine Viertelstunde Zeit für Fragen. Ihr könnt euch gern die eine oder andere Frage überlegen, wenn ihr möchtet. Ich komme dann noch einmal raus.