Einführung in das Thema Vergebung und ihr Bezug zu anderen Menschen
Was sagt die Bibel zum Thema Vergebung? Fünf Dinge, die du wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und wir wollen uns heute mit der Frage beschäftigen, was das Thema Vergebung mit anderen Menschen zu tun hat.
Gestern ging es beim Thema Vergebung um den Wandel im Licht, Vergebung als ein Lebensstil. Kinder Gottes bekennen ganz regelmäßig ihre Sünden, weil sie mehr als alles andere die Gemeinschaft und die Nähe ihres Vaters im Himmel genießen wollen. Sie wollen dem Herrn Jesus immer ähnlicher werden. Ihnen ist es wichtig, den Heiligen Geist nicht zu dämpfen, ein gutes Gewissen zu bewahren, und sie wollen die Echtheit ihres Glaubens durch ein erneuertes Leben unterstreichen.
Vergebung und Gott heißt: Sünde bekennen und so weit möglich Sünde lassen – raus aus der Finsternis, rein ins Licht.
Heute geht es nicht um Vergebung und Gott, sondern um Vergebung und Menschen. Sünde ist eine Realität in meinem Leben. Aber oft bin gar nicht ich der Bösewicht. Was, wenn Menschen mir Böses tun? Was, wenn ich die Leidtragende bin, wenn meine Kolleginnen im Büro über mich hetzen? Was dann? Wie sieht geistliches Leben dann aus?
Die Herausforderung der Vergebung im Alltag und das Beispiel von Stephanus
Die Antwort hängt stark damit zusammen, dass ich mit meiner Bekehrung Jesus auf den Thron meines Lebens gesetzt habe. Vorher saß dort mein Ego. Wenn ich verletzt werde, meldet sich mein Ego schnell lautstark zu Wort: „Denen werden wir es zeigen! Wie du mir, so ich dir! Die können was erleben!“
Das ist das alte Ego, das früher in meinem Leben das Sagen hatte. Seit meiner Bekehrung ist es jedoch entmachtet. Um mit Paulus zu sprechen: Ich bin mit Christus gekreuzigt und nicht mehr ich selbst. Lebe ich, dann lebt nicht mehr mein altes Ego, sondern Christus lebt in mir. Jesus lebt in mir.
Als sein Jünger sollte ich meinem Herrn folgen – besonders dann, wenn mein altes Ego schnell laut wird und mich vielleicht mit Zorn, bösen Gedanken und einigen hässlichen Verwünschungen überflutet. Ich werde verletzt, gedemütigt, betrogen – was tun?
Ich finde die Haltung von Stephanus in dieser Situation genial. Er ist mein großes Vorbild, wenn es darum geht, mit fremder Sünde richtig umzugehen. Hört euch seine letzten Worte an, bevor er als Märtyrer stirbt, in Apostelgeschichte 7,59-60:
„Und sie steinigten Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.“ Das heißt, er starb.
„Rechne ihnen diese Sünde nicht zu.“ So hört es sich an, wenn nicht mein Ego, sondern Jesus in meinem Leben den Ton angibt. Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.
Wow, als Kinder Gottes bitten wir Gott für unsere Feinde, dass er ihnen die Sünde nicht zurechnet. Wir tun das, weil wir um unsere eigene Sündhaftigkeit wissen. Wir brauchen täglich Gottes Vergebung.
Die biblische Grundlage für Vergebung gegenüber anderen
Was ist es Großes, wenn wir anderen auch vergeben, zumal Gott uns nur dann vergibt, wenn wir selbst vergeben? Wo wir nicht vergeben wollen, wartet Gott damit, uns zu vergeben.
Markus 11,24: "Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretungen vergebe."
Vergebung ist für Gott etwas so Kostbares, dass er uns nicht vergeben wird, solange wir nicht selbst gern vergeben.
Matthäus 6,14-15: "Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben."
Unsere Frage lautete: Was hat Vergebung mit anderen Menschen zu tun? Die Antwort ist leicht: Wir sollen ihnen vergeben.
Die Antwort ist leicht, die Praxis aber häufig ziemlich schwer. Vergebung fühlt sich nämlich falsch an. Es fühlt sich so gut an, im Recht zu sein. Also warum sollte ich dann vergeben?
Ganz einfach: Weil mir selbst so viel vergeben wurde. Gott hat mir die Schuld meines ganzen Lebens vergeben. Was ist da Großes daran, dass ich einem Menschen seine einzelne Sünde vergebe?
Die Bedeutung der Vergebung für das eigene Leben und die Gemeinschaft
Als Stephanus mit den Worten „Herr, rechnest du ihnen diese Sünde nicht zu“ starb, stand ein junger Mann namens Saulus dabei. Er wird später als Apostel Paulus bekannt werden. Wie gut, dass Stephanus so gebetet hat.
Die Menschen, denen wir vergeben, brauchen unsere Vergebung, damit Gott mit ihnen Geschichte schreiben kann – ihre Geschichte. So wie wir Gottes Vergebung täglich brauchen, damit unsere Geschichte mit ihm weitergeht.
Lasst uns begreifen, wie viel Gott uns vergeben hat und wie glücklich wir dadurch sind. Wenn uns viele Sünden vergeben sind, dann lasst uns viel lieben. Dazu gehört auch, dass wir unser Ego zurücknehmen und gerne Sünde vergeben.
Wir sind diejenigen, die frei sprechen, weil wir selbst freigesprochen wurden. Wir sind die, die aus Liebe alles ertragen, glauben, hoffen und erdulden. Ist das leicht? Nein, ist es nicht. Es ist völlig unnatürlich.
Wir tun es, weil wir unserem Herrn gehorchen, nicht weil es sich normal anfühlt. Wer vergibt schon in einer Welt, in der es darum geht, dass sich der Stärkere durchsetzt und man bloß nicht auf sein Recht verzichten soll? Aber wir tun es trotzdem.
Und wir tun es täglich. Wir bekennen unsere Schuld und denken dann darüber nach, wer an uns schuldig geworden ist. Anschließend vergeben wir ihm oder ihr. Je nach Schwere der Sünde ist Vergebung dann etwas, das ganz schnell gehen kann, oder es ist ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann.
Grenzen und praktische Hinweise zur Vergebung
Und nur ganz zum Schluss noch diese drei Hinweise: Vergebung heißt nicht, dass ich bei einer Straftat nicht die Polizei einschalte. Vergebung heißt auch nicht, dass ich die Beziehung zu dem Menschen suchen muss, der an mir schuldig geworden ist.
Gerade in Fällen von Missbrauch sollte man hier sehr vorsichtig sein. Vergebung bedeutet außerdem nicht, dass ich auf mein Recht auf Wiedergutmachung verzichte.
Das Thema ist in der Seelsorge etwas umfangreicher und kann nicht einfach in einem Podcast schnell abgehandelt werden. Trotzdem gilt: In uns lebt der, der für seinen Mörder gebetet hat.
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Möge etwas von Jesu Liebe zu schwierigen Menschen – die Liebe, die uns gerettet hat – durch uns in das Leben anderer Menschen fließen.
Einladung zum praktischen Umgang mit Vergebung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Am besten erstellst du eine Liste mit Menschen, denen du noch nicht vergeben hast. Beginne dann damit, ihnen zu vergeben.
Wenn du dabei auf Personen stößt, bei denen dir das besonders schwerfällt, suche dir einen guten Seelsorger. Dieser kann dich begleiten, ermutigen und dir helfen.
Möchtest du noch mehr von mir erfahren? Dann besuche meine Homepage www.frogwords.de. Dort findest du Predigten, Kommentare, einen Jüngerschaftskurs und vieles mehr.
Der Herr segne dich. Erfülle dein Leben mit seiner Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!
