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5 krasse Beziehungs-Killer ...

... und wie du ihnen effektiv aus dem Weg gehst
06.07.2025
Alles dreht sich um Beziehungen - weil Gott so ist. Und doch ist unser Leben voll von Dingen, die unsere Beziehungen kaputtmachen. Schau dir an, wie Lüge, Bequemlichkeit, Unbeherrschtheit, Selbstgerechtigkeit und Erwartungen zerstören, nach was du dich sehnst. Und entdecke wie du da rauskommst ...

Einführung: Gott als Beziehungsgott

Ja, guten Morgen zusammen! Wir sind heute Morgen wieder zusammen, weil wir überzeugt sind, dass es einen Gott im Himmel gibt. Wir glauben, in Gottes Wort, der Bibel, finden wir Informationen über ihn. Er hat diese Informationen hineinschreiben lassen, und wir wollen daraus lernen, ihn besser kennenlernen.

Heute Morgen ist mir ein Punkt besonders wichtig, den ich euch mitgeben möchte: Gott ist ein Gott der Beziehungen. Ich spreche immer wieder darüber und habe auch in der letzten Predigt schon ein wenig davon erzählt. Heute möchte ich es etwas ausführlicher tun.

Wir leben in einer Welt, die von Anfang bis Ende, wenn man so sagen will, eine Beziehungskiste ist – das war sie schon immer. Gottes Idee mit der Menschheit war, dass wir Beziehungen haben. Er selbst wollte Beziehungen pflegen und Menschen um sich haben.

Im Garten Eden sehen wir ihn, wie er spazieren geht, mit den Menschen spricht und sich mit ihnen austauscht – über seine Pläne, Gedanken und Ideen. Die Bibel erzählt uns von Anfang bis Ende die Geschichte dieses Gottes, seines Planeten und der Menschheit. Sie zeigt, wie Gott Beziehung möchte und sie möglich macht.

Gleichzeitig erzählt sie auch, wie es schiefgegangen ist, wie die Beziehung von Gott zu seinen Menschen durcheinandergekommen und kaputtgegangen ist. Dabei war Gott selbst von Ewigkeit her ein Beziehungsgott.

Die Dreieinigkeit als Fundament der Beziehung

Und das fand ich mal interessant, darüber nachzudenken. Weißt du, woran man sieht, dass er von Ewigkeit her ein Beziehungsgott ist? Das erkennt man schon im ersten Vers der Bibel, 1. Mose 1,1. Ich möchte euch den Vers mal vorlesen. Vielleicht kennst du die Hintergründe schon, aber dort heißt es im ersten Vers der Bibel: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“

Wir denken oft, dass da nicht viel Beziehung drinsteckt. Himmel und Erde werden geschaffen, und dann ist ein Planet da. Aber wenn man diesen Satz wörtlich übersetzen würde, wäre er im Deutschen grammatikalisch schon falsch. Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, denn das Wort „schuf“ steht in der Einzahl, während das Wort „Gott“ im Hebräischen in der Mehrzahl steht: „Elohim“, also wie „Gottheiten“, wenn man so will.

Das heißt, schon im ersten Vers der Bibel wird eine Sache deutlich: Gott ist mehr. Wenn wir die Bibel lesen, merken wir, dass es Gott Vater, Gott Sohn und Gott der Geist gibt. Schon am Anfang schuf eine Mehrzahl, Gott – der Begriff ist im Plural. Ist das nicht interessant?

Nur deswegen, und das finde ich einen interessanten Gedanken, kann er von Ewigkeit her ein Beziehungsgott sein. Denn um Beziehung zu pflegen, braucht man ja mindestens zwei, oder? Liebe braucht ein Gegenüber. Und das war unser Gott von Anfang an: zu dritt ein Beziehungsgott.

Wenn man sich nur um sich selbst dreht – ich meine, es gibt das Wort „Selbstliebe“ im Deutschen –, aber das ist ja nicht wirklich Liebe, oder? Das ist eigentlich Egoismus, denn Liebe ist immer auf den anderen bezogen.

Deswegen konnte Gott von Ewigkeit her schon ein Beziehungsgott und ein Gott der Liebe sein. Der Vater liebt den Sohn schon immer, und der Sohn liebt den Vater. Die Bibel zeigt uns auch Gottes Geist als Geist der Liebe. So wird er in 2. Timotheus 1,7 genannt: nicht nur irgendeine Kraft, sondern eine Person. Und dieser Heilige Geist gießt die Liebe Gottes aus.

Freude an der Schöpfung und Vielfalt der Beziehungen

Und wenn wir diesen Schöpfungsbericht lesen – ich habe hier kürzlich schon einmal darüber gesprochen, weil mich das so fasziniert – dann fällt uns auf, wie Gott die Erde schafft. Dabei merken wir, dass er förmlich Freude daran hat, dass Dinge mehr werden, sich vervielfältigen, aufsprossen, wachsen, blühen und sich befruchten. So entsteht immer noch mehr.

Wir schauen ihm dabei zu. Vor dem Hintergrund, dass Gott ein Beziehungsgott ist, verstehen wir, dass sich das auch auf die Beziehungen zwischen Gott, Mensch und Mensch bezieht. Gott wünscht sich, dass diese Beziehungen mehr werden, aufblühen und wachsen. Vielfalt und Einheit sind dabei vereint – so wie schon in der Gottheit selbst. Dort haben die verschiedenen Personen ihre Aufgabenbereiche, sind aber in völliger Einheit beisammen. Unterschiedlichkeit ist in Liebe vereint.

Wenn Gott dann am Anfang sagt: „Lasst uns Menschen machen als Abbild von uns“, kommt ein weiterer Aspekt zum Vorschein. Gott war mehr als nur eine einzelne Person. In der Einheit war er eins, klar. Doch wenn er sagt: „Lasst uns Menschen machen als Abbild von uns“, dann ist uns auch klar, dass sich das nicht auf das äußere Abbild bezieht.

Vielleicht hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht: Hat Adam dieselbe Haarfarbe wie Gott? Welche Augenfarbe hat Gott? Hat er dich oder mich in seiner Augenfarbe geschaffen? Das sind natürlich die falschen Fragen. Die Bibel zeigt uns ganz klar, dass Gott unsichtbar ist. Gott ist Geist. Er ist nicht durch Dimensionen von Zeit und Raum begrenzt. Vielleicht hast du das Fachwort „transzendent“ schon einmal gehört – das wird manchmal verwendet.

Dieser unsichtbare Gott, den man nicht anfassen oder sehen kann, schafft nun Menschen. Er schafft eine sichtbare, von Zeit und Raum begrenzte, dreidimensionale Welt. Diese Menschen sollen ein Bild des unsichtbaren, ewigen Gottes in dieser sichtbaren Welt sein.

Ich sage es immer wieder so: Wir sollen ein Gemälde seines Charakters sein. Das sollen wir als Menschen sein. Würdest du das von dir sagen? Bist du das? Bist du ein Gemälde des göttlichen Charakters?

Dabei wird uns klar: Das sieht man nicht an äußeren Dingen. Man sieht es nicht an deinem Fahrrad, deinem Geldbeutel, deinem Haus, deinem Auto oder deinem Job. Nein, man sieht es hauptsächlich daran, wie du Beziehungen lebst. Daran erkennt man, ob du ein Gemälde seines Charakters bist. Darin spiegelt sich Gottes Wesen wider – oder auch das Gegenteil.

Das Beziehungsgeflecht der Welt und die Abhängigkeit des Menschen

Und jetzt hat Gott in seiner Weisheit diese Welt geschaffen und uns hineingesetzt. Natürlich ist die Welt, wie wir sie heute sehen und wahrnehmen, in vielen Bereichen durch die Sünde kaputtgemacht worden. Da sind wir uns einig, das ist klar. Aber platt gesagt: Das Ausgangsmaterial kommt von Gott. Er hat es sich ausgedacht.

Mit Material meine ich dabei nicht die Moleküle und Lebewesen, sondern heute Morgen ganz besonders das Beziehungsgeflecht, in das wir alle hineingeboren worden sind – von der Wiege bis zur Bahre. Die Deutschen sagen „Formulare“, aber diese Formulare hat Gott sich nicht ausgedacht. Dennoch hat er sich ausgedacht, dass wir von der Wiege bis zum Grab in einem Beziehungsgeflecht leben. Unausweichlich ist jeder von uns Teil dieses Geflechts.

Gott hat sich ausgedacht, dass Menschen in eine Familie hineingeboren werden. Jeder Mensch ist zwangsläufig das Ergebnis einer Beziehung. Auch hier hat die Sünde viel kaputtgemacht. Man kann mittlerweile auch künstliche Befruchtung in der Petrischale vornehmen, das ist klar. Aber grundsätzlich geht jedes menschliche Leben aus zwei Leben hervor. Grundsätzlich ist jeder Mensch das Ergebnis, die Frucht einer Beziehung.

Gott hat so eingerichtet, dass wir extrem abhängig sind. Viele Tiere sind schnell flügge und auf den Beinen. Der Mensch hingegen braucht relativ lange, bis er flügge ist und das Elternhaus verlassen kann. Das dauert sehr lange. Wir Menschen sind extrem abhängige Wesen. Gott nimmt uns mit hinein und zeigt uns: Ihr braucht Beziehung, ihr kommt nicht alleine.

Vielleicht kennt der eine oder andere das Beispiel – ich weiß nicht, ob es wirklich passiert ist, aber man erzählt sich davon: das Experiment von König Friedrich dem Zweiten von Sizilien. Er versuchte, Kinder ohne Beziehung aufzuziehen, weil er herausfinden wollte, was die Ursprache ist. Er versorgte sie nur mit Essen und Trinken, aber keinerlei Zuwendung. Nur Pflegerinnen oder Pfleger waren da. Die Kinder sind gestorben. Das ist der Bericht davon.

So wachsen wir also in dieser Welt auf und merken: Wir können nicht ohne Beziehung. So sind wir Menschen. Wir können nicht ohne Beziehung leben.

In unserem Leben leben wir in einer Vielzahl von Beziehungen: in der Nachbarschaft, im Kollegium, im Studium, in der Schule, in der Familie – natürlich mit Geschwistern, mit Eltern, mit eigenen Kindern, vielleicht auch mit Großeltern. Wir leben hier in der Gemeinde, wir leben in Beziehungen. Wir haben auch Beziehungen zum Staat, in irgendeiner Form, mit Politikern, die uns übergeordnet sind. So entsteht ein Beziehungsgeflecht.

Der Wunsch nach guten Beziehungen

Und in der Regel wünschen wir uns ja gute Beziehungen, oder? Keiner steht morgens auf und sagt: „Ja, heute will ich mal so richtig schlechte Beziehungen haben.“ Wir wünschen uns gute, wachsende, wohltuende, schöne, vielleicht auch romantische Beziehungen.

Ehrliche Freundschaften und ein kollegiales Klima sind uns wichtig. Ohne solche Verbindungen gehen wir kaputt.

Kürzlich habe ich eine Schwester gehört, die sagte: „Mein Mann ist ein Einzelkämpfer.“ Vielleicht habt ihr Frauen auch so einen Mann zu Hause, der ein Einzelkämpfer ist. Manche Männer sind wirklich solche Einzelkämpfer. Aber ich habe dann gedacht: Das ist interessant! Er war zumindest nicht Einzelkämpfer genug, um nicht zu heiraten. Auch Einzelkämpfer wünschen sich Beziehungen und wollen in gesunden, schönen Beziehungen leben und sich zu Hause fühlen.

Wir sind von Gott geschaffen, und Gott selbst sagt, als er Adam machte: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Das ist nicht gut.

Ich denke mir dann: Ja, aber so allein war Adam gar nicht, denn Gott war ja schon da. Adam war also nicht im vollen Sinn alleine. Aber er hatte keine menschliche Bezugsperson. Gott wollte ihm ein Gegenüber auf sichtbarer Ebene geben – ein Gegenüber, das er anschauen konnte und an dem er sich freuen konnte. Nicht nur an stylischen Klamotten, die es damals ja noch nicht gab.

Gott hat uns als Beziehungswesen geschaffen – ja, bis hinein in die Sexualität sind wir Beziehungswesen. In all diesen Bereichen möchte er, dass wir als Menschen seinen Charakter widerspiegeln, in allen Beziehungen, die wir pflegen.

Was Beziehungen aufbaut und zum Blühen bringt, kann ich euch mit einem Wort beschreiben. Vielleicht ist es das am meisten missbrauchte Wort der Menschheitsgeschichte: Liebe. Liebe ist das, was Beziehungen wachsen lässt.

Die beiden größten Gebote, über die wir hier oft sprechen, sind diese: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten. Warum sind das die größten Gebote? Weil Gott uns von Anfang an als Beziehungswesen geschaffen hat und diese Sehnsucht nach gesunden Beziehungen in unser Herz gelegt hat. So hat er uns geschaffen.

Selbstliebe und Gottesliebe im Vergleich

Und jetzt gibt es auch unter Gläubigen manchmal die Meinung, dass manche sagen: Ja, aber bevor ich den anderen lieben kann, muss ich erst mal mich selbst lieben.

Hast du das vielleicht auch schon gehört? Das heißt ja: Du sollst deine Nächsten lieben wie dich selbst. Also muss ich erst mal bei mir selbst anfangen, und die Beziehung zu mir selbst muss stimmen, bevor ich mich um andere kümmern kann.

Nun, ich verstehe schon den Gedanken dahinter, aber ich glaube, es stimmt nicht ganz. Ich möchte euch erklären, warum.

Paulus schreibt mal in einem Brief an die Gemeinde in der heutigen Türkei, in Epheser 5, Vers 29. Da schreibt er: „Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst.“ Oder in einer anderen Übersetzung: „Niemand hasst doch seinen eigenen Körper, sondern er ernährt und pflegt ihn.“ Und so macht es auch Christus mit der Gemeinde.

Wenn hier vom Fleisch oder vom Körper die Rede ist, glaube ich, heißt das nicht, dass jeder seinen Körper makellos und toll findet, sondern dass man sich selbst gerne Gutes tut. Macht doch jeder von uns, tut sich gern selbst Gutes. Keiner möchte sich absichtlich schaden.

In der Biologie heißt das Selbsterhaltungstrieb. Aber je nachdem, was für Leute du in deinem Umfeld hast, sagst du vielleicht: Ja, aber Moment, es gibt doch viele, vorwiegend Mädchen, die vor dem Spiegel stehen und sagen: „Oh, ich bin so hässlich, ich hasse mich.“ Kennt ihr so einen Ausdruck?

Vielleicht hast du das schon gehört. Ich fand den Gedanken hierzu interessant, dass das ein Widerspruch in sich selbst ist. Wenn jemand so etwas sagt: „Ich bin hässlich, ich hasse mich“, weißt du warum? Weil, wenn so ein Mädchen oder auch ein Junge sich selbst wirklich hassen würde, dann wäre er doch eigentlich froh darüber, dass er hässlich ist, oder?

Aber weil der oder die sich selbst so sehr liebt, möchte sie gerne besser aussehen. Das ist es.

Also ich glaube nicht, dass wir prinzipiell ein Problem mit der Selbstliebe haben, wenn wir uns schwer tun, uns so anzunehmen, wie wir sind. Sondern ich glaube eigentlich, dass es ein Problem ist zwischen Gott und uns, wenn wir uns schwer tun, uns anzunehmen.

Denn dann sagen wir eigentlich: So, wie Gott es geschaffen hat, mit diesem Körper, mit diesen Beschränktheiten, mit meinem Umfeld, mit dem, wie ich halt gerade so bin, da hat er einen Fehler gemacht. Das ist nicht in Ordnung so, das sollte besser sein, da hätte er sich mehr anstrengen müssen, ich bin nicht zufrieden.

Aber als Gläubige, ihr Lieben, dürfen wir immer mehr hinwachsen zu der Erkenntnis: Es ist gut, wie Gott mich geschaffen hat.

Ich meine jetzt nicht die sündigen Neigungen meiner alten Natur, ja, das ist ein anderes Thema. Aber so, wie ich bin in diesem Umfeld, in dieser Zeit, in diesem Land, in meine Verwandtschaft hinein und ja, auch mit meinem Körper, der viele Begrenztheiten, vielleicht Schmerzen, Leiden, Krankheiten mit sich bringt.

Es ist kein Zufall, es ist kein Unfall. Gott hat nicht aufgepasst, war mal kurz nicht aufmerksam, und jetzt ist es halt so. Nein, nein. Gott hat mich so geschaffen, und ich darf mich annehmen, wie ich bin, wenn ich erkenne: Gott hat mich mit Absicht so gemacht, und er hat es gut gemacht.

Und wenn diese Gott-Mensch-Beziehung in Ordnung kommt, dann wird er mich verändern und helfen, auch andere zu lieben.

Und das ist doch dann der Himmel auf Erden, oder? Das ist doch dann wunderschön, wenn die Gott-Mensch-Beziehung in Ordnung kommt. Dann können wir uns alle lieben und uns aneinander freuen, und alles ist okay.

Der Gegenspieler: Der Teufel als Beziehungskiller

Leider erleben wir es nicht ganz so. Es gibt diesen Gegenspieler von Gott, den Antihelden, den Schurken in der Geschichte. Es gibt die Schlange, ja, es gibt den Teufel.

Weißt du, was der Teufel will? Er will jede Beziehung kaputtmachen und zerstören. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch will er zerstören. Ebenso torpediert er täglich sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen.

Jesus nennt den Teufel einmal den Vater der Lüge, der Misstrauen säen will, Unwahrheit und Unfrieden. Dieser Teufel kommt im Garten Eden in Form einer Schlange zu Adam und Eva. Wenn wir die Geschichte lesen, merken wir tatsächlich, dass es ihm gelingt, die Beziehung zwischen Gott und Mensch zu zerstören. Adam und Eva müssen aus der Gegenwart Gottes gehen.

Es gelingt ihm auch, die Beziehung zwischen Menschen zu zerstören. Wenn wir hören, was Adam kurz nachdem er von der verbotenen Frucht gegessen hat, sagt, dann sagt er: „Die Frau, die du mir gabst, die gab mir von dem Baum, und ich aß“ (1. Mose 3,12). Es gab also ein Problem.

Was macht Adam? Er zeigt keine Form von Selbstzweifel oder mangelnder Selbstliebe. Er sagt vielmehr: „Ich bin richtig, an mir kann es nicht gelegen haben. Schuld ist die Frau, die du mir gabst, und die Frau, weil sie es getan hat.“ Versteht ihr? Seit diesem Tag herrscht auf dieser Welt immer schon diese Denkweise: „Ich bin nicht schuld. Wer ist schuld? Vielleicht Gott oder der Mitmensch, die Frau, die du mir gabst.“

Kennst du diese Neigung? Ich kenne sie. Aber wisst ihr, das ist teuflisch, wirklich teuflisch, diese Gesinnung. Wer sich auf diese Gedanken einlässt – „An mir kann es nicht liegen, schuld sind entweder Gott oder der andere“ – der wird am Ende kaputte Beziehungen ernten. Man erntet, was man sät.

Wie ein Krebsgeschwür wächst dann der Egoismus, der allen anderen die Schuld für Dinge gibt, die nicht so sind, wie sie sein sollten. So will der Teufel durch Sünde und Egoismus uns selbstbezogen machen, indem er Gott ausblendet. Ebenso will er uns sachdingenbezogen machen, indem er die Mitmenschen ausblendet.

Plötzlich sind uns Dinge wichtig, und wir sind beschäftigt mit uns selbst und mit Dingen. Wenn wir darüber nachdenken, merken wir, dass das eigentlich doof, also dumm ist. Aber wie oft leben wir im Alltag genau so? Wir sind uns selbst wichtig, und Dinge sind uns wichtig.

Als Jesus einmal über Heiden spricht, also Menschen ohne Gott, beschreibt er drei Gedanken, die das Denken dieser Menschen füllen. Weißt du, was diese drei Gedanken sind? Jesus sagt: „Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?“ (Matthäus 6,31).

„Danach trachten die Heiden“, sagt Jesus in seiner berühmtesten Predigt, der Bergpredigt. Das ist typisch für Menschen ohne Gott: Sie drehen sich um sich selbst – um Essen, Trinken und Anziehen. Wie komme ich an? Finden die Leute mich gut? So ist das.

Ich meine, für dich und mich stellt sich die Frage: Worüber haben wir uns diese Woche aufgeregt? Es ist immer wieder gut, daran erinnert zu werden. Worüber hast du dich diese Woche aufgeregt? Was hat dir einen Kloß im Hals verschafft? Oder worüber sind deine Gedanken kurz vor dem Einschlafen noch gekreist?

Ging es darum, dass du dich aufgeregt hast, weil du eine gesunde Beziehung in Gefahr gesehen hast? War es das? Dann kann es sein, dass dein Zorn berechtigt war. Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen: Meistens ging es nicht darum.

Meistens ging es darum, dass irgendjemand uns gekränkt hat, irgendetwas mit uns und unseren Rechten. Oder hier mein Auto – jetzt hast du nicht aufgepasst, und jetzt muss ich doch alles bezahlen. Wer soll das? Und solche Dinge.

Dann regen wir uns auf, und mit jedem Wort schaufeln wir den Graben zwischen dem anderen und uns tiefer. Anstatt dass Liebe uns zueinander bringt, bringt uns die Sünde, der Egoismus, auseinander.

Die Frucht des Geistes als Beziehungsförderer

Wir haben es vorhin schon gehört: Wir beschäftigen uns gerade mit dem Galaterbrief in den Bibelstunden, Hauskreisen und Gemeinden. Paulus hat den Gemeinden in Galatien im Galaterbrief sehr drastische Worte geschrieben. Ich möchte euch dazu noch einmal drei Verse daraus vorlesen.

In Galater 5,14-15 heißt es: "Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, indem du deinen Nächsten liebst wie dich selbst. Wenn ihr aber einander beißt und fresst, dann passt auf, dass ihr nicht voneinander aufgefressen werdet."

Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen.

Dann folgen die Frucht des Geistes und die Werke des Fleisches, die wir schon gemeinsam angeschaut haben. Dabei wird deutlich, dass die Frucht des Geistes – ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist – aus Dingen besteht, die Beziehungen aufbauen und fördern. Es sind alles Eigenschaften wie Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. All das sind Dinge, die Beziehungen stärken.

Auf der anderen Seite gibt es die Werke des Fleisches, die ich heute Morgen mal "Beziehungskiller" nennen möchte. Beziehungskiller.

Ich möchte jetzt mit euch fünf solcher Beziehungskiller anschauen. Dabei bitte ich euch, bei diesen fünf zu überlegen, auf welchen Fall ihr am ehesten reinfallt. Es gibt sehr viele davon, aber heute Morgen greife ich einfach mal nur fünf heraus.

Vielleicht ist ja einer dabei, bei dem du sagen musst: Ja, da bin ich immer wieder mal drauf reingefallen. Und heute Nachmittag oder beim Mittagstisch könnt ihr euch dann noch Gedanken darüber machen, wo euer Gegenüber – euer Ehepartner, eure Kinder oder eure Eltern – häufig darauf hereinfallen.

Es ist ein interessantes Gespräch, bei dem man sehen kann, ob die Selbsteinschätzung mit der Fremdeinschätzung übereinstimmt. Das würde ich mir wünschen.

Ich werde euch nachher noch eine Hilfe dazu geben. Aber jetzt erst einmal zu diesen fünf Beziehungskillern.

Beziehungskiller 1: Lüge

Der erste Beziehungskiller ist die Lüge. Wie gesagt, der Teufel wird als der Vater der Lüge bezeichnet. Da denkt man vielleicht: „Na, na, ich bin doch kein Lügner, oder? Ich lüge doch nicht, hör mal.“

Sagst du immer die Wahrheit, wenn es um Dinge geht, die dich verletzt haben? „Ne, ne, alles okay, alles in Ordnung, kein Problem, ich komme damit schon klar.“ Ist das nicht auch eine Lüge? Oder wenn deine Freundin von einem furchtbar hässlichen Kleid begeistert ist und dich fragt, wie du es findest?

Ja, ich weiß, manchmal muss man mit der Wahrheit vorsichtig umgehen. Aber der Teufel ist der Vater der Lüge, und Lüge untergräbt das Fundament von Beziehungen – egal ob Ehe, Freundschaft oder Geschäftsbeziehung. Lüge zerstört Beziehungen.

Weißt du, Lüge ist nicht nur deswegen falsch, weil es in den Zehn Geboten steht: „Du sollst nicht lügen.“ Das auch, natürlich. Aber Lügen ist falsch, weil Gott die Wahrheit ist. Wir sollen ihn in allem widerspiegeln, ein Abbild von ihm sein, von seinem Charakter. Deswegen ist Lügen so sehr falsch.

Gott ist ein Beziehungsgott, er ist die Liebe. Alles, was ihm entgegensteht und nicht seinem Wesen entspricht, zerstört Beziehungen. Es zerstört uns selbst und seine Ehre.

Es ist interessant: Wenn wir eine Beziehung aufbauen, dann geschieht das oft über Jahre, manche sogar über Jahrzehnte. Über Jahrzehnte hinweg baut man Vertrauen auf. Und weißt du, mit einer einzigen Lüge kannst du jahrzehntelanges Vertrauen zerstören. Ist das nicht krass?

Merken wir, wie zerstörerisch Sünde sein kann? Über Jahrzehnte hinweg – und ein einziger Satz pulverisiert das Vertrauen. Lüge zerstört Beziehung. Aber wir merken auch: Wahrheit baut Beziehungen auf. Selbst wenn es bedeutet, dass ich dem anderen mal sage, dass seine Klamotten hässlich sind.

Meine Frau kann mir das heute sehr offen sagen. Sie kann sagen: „Als ich dich kennengelernt habe, da warst du nicht gut angezogen.“ Und ich nehme ihr das nicht übel, sondern freue mich, dass sie ehrlich ist.

Das heißt, wenn ich jetzt zu ihr komme und frage: „Schatz, wie sieht das Hemd aus?“ und sie sagt: „Boah, das steht dir richtig gut“, dann kann ich ihr das glauben. Ansonsten bewahrt sie mich davor, mit sehr hässlichen Klamotten hier vorne zu stehen.

Also, wenn ich mal etwas Hässliches an habe, dann weißt du, ich habe sie mal wieder nicht gefragt. Natürlich sind wir uns bewusst, dass man in diesem Bereich vorsichtig sein muss. Die Wahrheit in Liebe zu sagen, ist ja klar.

Ich muss nicht immer alles sagen, was ich denke oder weiß. Ihr kennt vielleicht das Zitat: „Sag nicht immer, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ Das stimmt. Oder mit den Worten der Bibel formuliert: Sprüche 15,23 „Wie gut tut ein richtiges Wort zur rechten Zeit!“

Nicht immer ist es die rechte Zeit. An einer anderen Stelle heißt es in den Sprüchen: „Wer den Nachbarn frühmorgens mit lauter Stimme segnet, dem wird es als Fluch gerechnet.“ Also nicht immer alles sagen, aber die Wahrheit in Liebe zur rechten Zeit.

Deshalb darfst du ruhig sagen: „Oh, dazu will ich mich im Moment nicht äußern. Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll. Ich will nicht lügen, lieber bin ich leise.“ Sag das deinem Gegenüber. Oder: „Ich bin gerade zu aufgewühlt, um das so rüberzubringen, dass es gut ist. Lass uns morgen nochmal darüber sprechen.“

Würde das nicht Wertschätzung zeigen? Würde das nicht Liebe zum Ausdruck bringen? „Hey, ich will nichts Falsches sagen, weil ich gerade aufgebracht bin. Ich merke, es regt mich auf, aber vielleicht liege ich falsch. Lass uns meine Gefühle erst einmal sacken lassen und dann nochmal reden.“

Wenn die Situation gefühlsgeladen ist, egal ob positiv oder negativ, sollten wir aufpassen, was wir sagen und wie wir es sagen: die Wahrheit in Liebe.

Die Bibel beschreibt in Jakobus 3,5 die Zunge wie eine kleine Flamme, wie ein Streichholz, das einen Wald anzünden kann.

Wenn du aber zulässt, dass man ehrlich miteinander umgeht und nicht um den heißen Brei herumredet, dann kann Beziehung aufgebaut werden. Wenn wir uns dem verweigern und den Weg des geringsten Widerstandes gehen, wenn es einfach ist zu sagen: „Oh ja, das ist alles okay, alles schön und passt schon so“, nur um Konflikte zu vermeiden, dann untergraben wir nach und nach das Fundament für eine gesunde Beziehung.

Beziehungskiller 2: Bequemlichkeit

Beziehungskiller Nummer zwei: Bequemlichkeit.

Ich weiß nicht, wie du dir den Himmel vorgestellt hast. Vielleicht wie ein Schlaraffenland, in dem einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, oder als ein Ort, an dem man extrem chillen kann, bis zum Abwinken. Oder vielleicht wie ein Vergnügungspark oder so etwas Ähnliches. Wenn du so über den Himmel denkst, dann bist du vielleicht nah dran an den Paradiesvorstellungen mancher Religionen, aber ziemlich weit entfernt davon, wie der Himmel wirklich aussieht.

Weißt du, Gott, dieser Beziehungsgott, zeichnet ein ganz anderes Bild vom Himmel. Eine Szene, die mich dabei am meisten beeindruckt, neben der großartigen Anbetung, die dort stattfindet, fasziniert mich sehr und macht mich demütig. Diese Szene findet sich in Lukas 12,37. Dort wird deutlich gemacht, dass der König aller Könige sich die Schürze umbindet und bedienen wird.

Dort heißt es: Wahrlich, ich sage euch, er, der Herr, wird sich schürzen, seine Knechte zu Tisch führen, hinzutreten und sie bedienen. Ist das nicht krass? Ist das nicht unglaublich? Nun, im Himmel tut unser Herr Jesus nichts anderes, als er schon immer auf der Erde getan hat. Er hat gesagt: Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.

Jesus hat sich sozusagen auf heute bezogen den Putzlappen geschnappt und die versiffte Toilette am Hamburger Hauptbahnhof sauber gemacht. Versteht ihr, das ist ungefähr das Bild, das zu unserer Gefühlswelt passt, wenn er sich niederkniet und den Jüngern die Füße wäscht. Das ist die Gesinnung unseres Herrn Jesus, der der menschgewordene Gott ist.

Nach dieser Fußwascheinheit sagt Jesus zu seinen Jüngern: Ihr nennt mich Herr und Meister, und das stimmt auch. Nehmt euch ein Beispiel an mir und daran, wie ich gehandelt habe. Denkt daran: Wenn ich als euer Meister so handle, dann solltet ihr auch untereinander genauso umgehen. Ihr wisst das jetzt alles, so heißt es da, glücklich seid ihr zu nennen, wenn ihr auch danach handelt.

Da müssen wir ehrlich sein: Ja, wir wissen eigentlich schon, dass es richtig wäre, so zu handeln wie Jesus. Aber wir tun es offenlich nicht. Warum? Nicht weil wir es für falsch halten, sondern weil wir zu bequem sind. Oder vielleicht manchmal zu stolz. Denn unser Fleisch – das ist der Spezialausdruck in der Bibel für unsere Natur, unseren verdorbenen Charakter, unseren Egoismus – will viel lieber auf dem Sofa chillen, als sich auf die Socken zu machen.

Bequemlichkeit. Jesus sagt: Du wärst ein glücklicher Mensch, wenn du so handeln würdest. Und dann reicht uns Jesus die Hand und sagt: Willst du das? Willst du glücklich sein und ein erfülltes Leben leben? Dann nimm meine Hand und steh vom Sessel auf.

Der Himmel wird voll sein von Dienern, davon bin ich überzeugt. Ich habe mal gedacht, der Himmel wird so voll sein von Dienern, dass man kaum noch Leute finden wird, die es zu bedienen gibt. Im Himmel werden Menschen sein, die verstanden haben: Ich will sein wie mein Meister. Wenn er die Schürze anzieht, dann will ich auch eine haben.

Bequemlichkeit ist ein Beziehungskiller – sie macht Beziehungen kaputt. Und wie schön ist es, wenn wir mit Menschen zu tun haben, die diesen Killer beiseitelegen und sagen: Ich gehe die extra Meile für dich. Du fragst, ob ich eine Meile mit dir gehe? Ich gehe zwei mit dir. Wie schön!

Beziehungskiller 3: Unbeherrschtheit

Nächster Beziehungskiller: Unbeherrschtheit. Disziplinlosigkeit oder fehlende Selbstbeherrschung – auch hier gibt es wieder eine Verbindung zu den Galatern. Selbstbeherrschung gehört zur Frucht des Geistes, ist ein Bestandteil davon. Ist das bekannt?

Wenn Selbstbeherrschung das Ergebnis, das Erzeugnis, die Frucht des Geistes ist, dann bedeutet das nichts anderes, als dass wir Gottes Hilfe brauchen. Die Unterstützung durch seinen Geist ist notwendig, um uns selbst zu beherrschen – also um nicht Sklave von uns selbst zu sein. Das ist doch die Aussage.

Wir verstehen das, und es ist sehr unangenehm, wenn wir mit Menschen zusammen sind, die nicht selbstbeherrscht sind. In meinem Kopf verbinde ich diesen Punkt oft mit Jähzorn und unbedachten Kommentaren. Wenn Menschen die Selbstbeherrschung fehlt, fahren sie aus der Haut und sagen Dinge, die sie später bereuen.

Selbstbeherrschung ist aber natürlich auch in vielen anderen Bereichen extrem wichtig. Beim Essen ist Selbstbeherrschung gefragt, ebenso in der Sexualität. Auch bei sonstigen sündigen Neigungen, Trieben, Neid und Zorn ist Selbstbeherrschung entscheidend.

Kurz noch eine Sache zum Thema Selbstbeherrschung in Bezug auf das Reden: Wie schnell sagen wir Dinge, die wir später bereuen, weil wir uns im Moment aufregen? Weil irgendetwas nicht geklappt hat, das Essen angebrannt ist oder jemand zu spät kommt – oft sind es die kleinen Dinge im Alltag.

Ich habe folgende Beobachtung gemacht: Wenn ich mich gerade aufrege und über etwas Ärgerliches stolpere, und am liebsten sofort meinen Kommentar loswerden möchte, um meinem Ärger Luft zu machen, dann hilft mir eine Sache extrem. Es hilft auch unserer Beziehung, egal mit wem ich zu tun habe, sehr, wenn ich in dem Moment sage: „Herr, hilf mir, mich zu beherrschen und jetzt leise zu sein.“

Ein Gedanke, der mir dabei hilft, ist: „Ich kann ja morgen noch einmal darauf zurückkommen. Wenn es mir morgen noch wichtig ist, können wir darüber sprechen.“ Man kann zum Beispiel sagen: „Das mit der Zahnpasta, Tuba, das war echt… also geht ja gar nicht, schon immer diese Zahnpasta.“ Versteht ihr? Aber nur, wenn es mir morgen noch wichtig ist.

Und wisst ihr, was ich beobachtet habe? In 99,99 % der Fälle ist es mir morgen nicht einmal mehr wert, darüber zu sprechen. Aber im Moment der Aufregung hätte ich mit einem unbedachten Kommentar die Beziehung kaputtgemacht. Wie dumm! Wie dumm! Es macht Beziehungen kaputt.

Lasst uns beten, dass Gottes Geist uns hilft, mit der Frucht des Geistes – der Selbstbeherrschung – Beziehungen aufblühen zu lassen und nicht zu zerstören.

In Sprüche heißt es dazu: „Wie eine Stadt mit niedergerissenen Mauern, so ist ein Mann, der sich nicht beherrschen kann.“ Du bist selbst ausgeliefert, offen für Angriffe des Teufels, der zerstören und Beziehungen kaputtmachen will, wenn wir nicht selbstbeherrscht sind.

Beziehungskiller 4: Selbstgerechtigkeit

Killer Nummer vier: Selbstgerechtigkeit. Das bedeutet, die Schuld immer beim anderen zu suchen, weil es ja an mir nicht liegen kann. Es muss immer am anderen liegen.

Wir haben das schon im Garten Eden gesehen. In meiner letzten Predigt habe ich auch auf den Splitter und Balken hingewiesen. Viele von uns kennen das Bild, das Jesus gebraucht. Aber ich weiß nicht, ob es schon einmal aufgefallen ist: Die Bibel spricht immer persönlich zu mir.

Es ist interessant: Wenn du die Bibel liest und ernst nimmst, lässt Gottes Wort eigentlich nicht zu, dass ich für meine Nachbarn höre. Das ist ganz interessant, da müsste man wirklich darauf achten. Man neigt immer dazu zu denken: „Das sollte mal der lesen, das sollte mal der hören, den Vers muss ich mir unterstreichen, damit ich ihn ihr mal zeigen kann.“ Wenn wir die Bibel ernst nehmen, werden wir sehen, dass Gott zu mir sprechen will.

Jesus sagt das mal, und das ist wirklich revolutionär – auch in der Bergpredigt, Matthäus 5,23: Wenn du im Tempel auf dem Weg zum Altar bist und dir einfällt: „Uh, mein Bruder hat etwas gegen mich“, was sagt Jesus dann? Stell dein Opfer da ab, wo es ist. Lass das Opfer Opfer sein. Geh zu deinem Bruder und versöhne dich.

Merkst du, was dem Beziehungsgott wichtig ist? Man kann viel nach außen hin tun, aber geh erst mal hin und bring dann ein Opfer in Gerechtigkeit, das tatsächlich Ausdruck deiner Herzenshaltung ist.

Die Bibel spricht immer zu uns, zu mir persönlich. Sie lässt nicht zu, dass ich einfach die Schuld beim anderen suche.

Weißt du, alle Seelsorger kennen dieses Problem: Menschen kommen in die Seelsorge, suchen Gespräche und haben Probleme. Sie erzählen ihre Probleme und erklären, wie es zu der Situation kam. Dann stellt sich die Frage: Kann der Seelsorger jetzt helfen?

Aber weißt du, ob ein Seelsorger helfen kann oder nicht? Viel weniger, als man denkt. Manche meinen, wenn sie beim Psychologen sind oder bei einem begnadeten Bruder oder einer tollen Seelsorgerin, dann löst sich ihr Problem.

Aber weißt du, viele Probleme – meistens sind es ja Probleme in der Beziehung – sind Probleme in der Beziehung zu Gott oder in der Beziehung zu Menschen. Sie werden nicht durch Seelsorge gelöst.

Sie können gelöst werden, wenn Menschen aufhören, bei allen anderen die Schuld zu suchen.

Natürlich wird ein guter Seelsorger versuchen, seinem Gegenüber genau dabei zu helfen, ihn an der Hand zu nehmen und zu sagen: „Guck mal, lass mal die anderen außen vor, steh du vor Gott, lass ihn in dein Herz leuchten.“

Und selbst wenn du nur ein Prozent Schuld hast und der andere 99 Prozent, kümmere dich doch um das eine Prozent. Wenn das passiert, kann Heilung eintreten.

Wenn ich nur die Schuld beim anderen suche, wird es nicht funktionieren. Es wird nicht funktionieren.

Beziehungskiller 5: Erwartungen

Interessant. Der letzte Punkt heute Morgen, Nummer fünf, ist vielleicht ein bisschen erstaunlich. Ich habe schon vor Jahren bei einem Candlelight-Dinner für Ehepaare einmal darüber gesprochen. Ich hoffe, bald gibt es wieder die Gelegenheit, das Thema etwas ausführlicher zu behandeln. Ich finde es nämlich ein ganz spannendes und interessantes Thema, auf das man nicht so schnell kommt.

Für mich war es in unserer Beziehung, in unserer Ehe, wirklich eine echte Hilfe. Wenn ich mit Erwartungen an den anderen in eine Beziehung herantrete, dann ist die Gefahr sehr groß, dass ich den Raum für Liebe zerstöre. Das hat mal jemand erklärt, und das war für mich sehr eindrücklich und gut zu merken: Wenn das die Beziehung ist, dann hast du Erwartungen, und die Erwartungen gehen in den Minusbereich. Erst einmal, weil du sagst: „Hey, hier ist ein Raum, den musst du auffüllen. Ich wünsche mir von dir, ich möchte, ich erwarte von dir, dass du dies und das tust.“ Bist du erst einmal im Minusbereich.

Was bedeutet das? Wenn der andere deine Erwartungen erfüllt, wo bist du dann? Maximal auf Null, maximal, oder? So ist es. Wie soll der andere jetzt seine Liebe zeigen? Na ja, du hast ja nur getan, was ich erwartet habe. Versteht ihr? Das zerstört den Raum für Liebe.

Schon in der Eltern-Kind-Beziehung ist es manchmal schwierig. Wenn Eltern von ihren Kindern erwarten, dass sie funktionieren – in der Gemeinde, damit sie nicht negativ auffallen, in der Schule, dass sie gut sind und immer schön artig und brav – und dann sind sie ganz überrascht, dass ihre Kinder auch eine sündige Natur haben. Ja, und „oh furchtbar, oh nein.“ Versteht ihr, wie schwierig das dann in der Beziehung wird, weil die Erwartungen da sind?

Auch in vielen Freundschaften und Ehen, auch in der Nachbarschaft, kann es ganz schwierig sein. „Das ist doch das Mindeste, was man erwarten kann hier als gute Nachbarn.“ Aber ich würde so etwas nie machen. Ich habe doch immer schon so viel geholfen, und jetzt geht es um diese Kleinigkeit. Diese Einstellung zerstört den Raum für Liebe. Sie lässt keinen Raum dafür, dass Beziehungen wachsen können.

Und weißt du, wo das ganz gut klappt, dass wir keine Erwartungen haben? Das ist echt interessant: Es klappt extrem gut in der Verliebtheitsphase. Ist das nicht interessant? Wenn zwei Menschen sich verlieben, haben sie zunächst keine Erwartungen aneinander. Alles, was der andere tut, ist: „Boah, ist der krass!“ Guck mal, sie hat zu mir rübergeguckt, er hat gelächelt, sie hat mir etwas geschenkt, er hat mir ein Kompliment gemacht. Boah, damit habe ich nicht gerechnet, dass er mir jetzt hilft und diese ganze Strecke fährt – dreieinhalb Kilometer nur für mich. Versteht ihr? Ich erwarte das nicht, ich freue mich über alles. „Mensch, du bist so großzügig, meinst du das wirklich ernst?“

Zehn Jahre später heißt es dann: „Meinst du das echt ernst jetzt?“ Versteht ihr? Ganz anders, ganz anders. Wenn wir verliebt sind, lassen wir uns ständig vom anderen überraschen, von jedem kleinen Liebesbeweis. Ich glaube, wir sollten uns ab und zu daran erinnern und sagen: „Okay, okay, lasst uns die ersten Werke wieder tun.“ Auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen, zu sagen: „Ja, ich erwarte es gar nicht vom anderen.“

Und wisst ihr, so geht unser Vater im Himmel mit uns um. In Römer 5,8 heißt es: „Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist.“ Maximaler Einsatz! Maximales Opfer, um für eine Beziehung zu kämpfen. Viele von euch wissen, wie der Vers weitergeht: „Dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Er hat nicht gewartet. Wenn ich so ein Opfer bringe, dann muss der andere schon auch mal. Nein, er ist all in gegangen, all in, als wir noch seine Feinde waren.

Das ist der Schlüssel, das ist echte Liebe, das baut Beziehungen auf. Bedeutet das Verzicht? Oh ja. Bedeutet das Opfer? Hundert Prozent. Ist es das wert? Will ich da hin? Absolut. Jeden Tag will ich solche Art von Beziehung erleben.

Das Schöne ist: Ich brauche nicht warten, bis der andere kommt. Ich brauche in der Beziehung nicht warten, bis der andere liefert. Ich darf, gestärkt durch Gottes Geist, all in gehen, alles geben, meinen Mitmenschen höher achten als mich selbst, ihm Liebe zeigen und genau damit meine Liebe zu Gott unter Beweis stellen.

Abschluss und Gebet

Jetzt haben wir fünf solcher Beziehungskiller gesehen. Ich habe euch gebeten, euch denjenigen zu merken, der euch am meisten betrifft. Ich wollte nicht „Lieblingskiller“ sagen, sondern eher den, der euch am meisten „kriegt“.

Zum Abschluss lasse ich einfach diese Folie hier stehen. Ihr dürft sie nachher gerne scannen. Ich schreibe auch noch den Link zu einer kleinen Umfrage in die WhatsApp-Gruppe. Das Ziel ist, dass du – und am liebsten auch jemand aus deinem Umfeld, sei es Ehepartner, Familie, Bruder oder Schwester – euch gegenseitig die Frage stellt: „Okay, was denkst du, was ist bei mir der krasseste Beziehungskiller? Wo bin ich am anfälligsten? Wo beobachtest du mich und merkst am ehesten, dass unsere Beziehung darunter leidet, weil ich so oder so bin oder reagiere?“

Das soll als kleine Hilfe dienen, um nochmal ein bisschen nachzuarbeiten, was wir heute in der Predigt besprochen haben. Wie gesagt, ihr dürft die Folie nachher gerne scannen.

Ich wünsche mir sehr, dass es euch hilft, Gottes Geist an euch wirken zu lassen, indem wir darüber sprechen und gemeinsam Beziehung bauen. Auch weil wir ehrlich voreinander sind, unsere Schwächen zugeben und füreinander beten dürfen.

Das wollen wir jetzt auch noch gemeinsam tun und damit abschließen. Ich möchte euch bitten, aufzustehen.

Lieber Vater im Himmel, ich möchte dir so sehr danken, dass du ein Beziehungsgott bist. Von Ewigkeit her warst du die Liebe in Person. Du hast diese Welt geschaffen und die Menschen daraufgesetzt. Herr, wir haben es wirklich von Anfang an vermasselt. Aber du hast alles auf dich genommen, um diese Beziehung zurückzuholen.

Wir haben das im Abendmahl betrachtet, gefeiert und dir dafür gedankt, dich angebetet. Du bist diesen Weg gegangen und hast deinen Sohn ans Kreuz gegeben, als wir noch Sünder waren.

Herr, ich danke dir für dieses Vorbild der Liebe, der absolut reinen Liebe, mit der du Beziehungen gebaut hast. Du wünschst dir, dass auch wir Beziehungen bauen. Du hast den Weg dafür freigemacht und gibst uns die Kraft dafür.

Herr, bitte erinnere uns daran, dass wir den Beziehungskillern, dem Teufel, dem Vater der Lüge, nicht auf den Leim gehen. Das führt uns irgendwo hin, wo wir nie hinwollen. Bitte hilf uns, deine Hand zu erfassen und uns von dir führen zu lassen.

Herr, es kann Himmel auf Erden sein. Nicht weil es einfach ist – manchmal ist es extrem schwer –, sondern weil es herrlich ist und dich groß macht. Das wollen wir erleben. Hilf uns dabei. Amen.

Ich wünsche euch Gottes Segen, einen guten Nachhauseweg und interessante Gespräche beim Mittagessen.