Hat er beim letzten Mal wirklich gesagt, die Juden, die Israeliten, opfern Schweine? Ja, das hat er. Wie ihr seht, ist mir beim letzten Mal ein kleiner Fauxpas unterlaufen. Gut, dass ihr aufmerksam dabei seid, gut zuhört und mich darauf hingewiesen habt.
Ich habe beim letzten Mal gesagt, dass die Israeliten auch Schweine geopfert hätten, was natürlich völliger Unsinn ist. Natürlich haben sie keine Schweine oder andere unreine Tiere geopfert, sondern nur die Tiere, die rein sind und die dazu vorgeschrieben waren, wie zum Beispiel Rinder oder Tauben. Aber natürlich keine Schweine.
Umso schöner ist es zu merken, dass ihr gut aufpasst und auch prüft, was ich sage. In diesem Sinne können wir heute in unsere letzte Einheit einsteigen.
Rückblick und Einführung in die letzte Einheit
Von meiner Seite aus noch einmal ein herzliches Willkommen zu unserem letzten Teil von "Jesus einfach besser".
In den vergangenen Sitzungen haben wir uns damit beschäftigt, dass Jesus die bessere Offenbarung ist, der bessere Botschafter, der bessere Mose, und dass er in die bessere Ruhe führt. Wir haben gesehen, dass er der bessere Hohepriester ist, den besseren Bund geschlossen hat und natürlich auch das bessere Opfer ist.
Wenn man den Hebräerbrief zehn Kapitel lang liest und erkennt, dass Jesus besser ist und all diese Einrichtungen des Alten Testaments letztlich nicht ausreichen, stellt sich natürlich die Frage: Was ist dann mit den Gläubigen des Alten Testaments? Was ist mit denen, die noch nicht unter diesem besseren Bund gelebt haben? Was ist mit denen, die Jesus noch nicht gekannt haben? Sind sie alle verloren?
In den letzten Sitzungen haben wir einige Diskontinuitäten gesehen. Wir haben viele Themen behandelt, bei denen wir zwischen dem Alten und dem Neuen, dem Vorbild und dem Eigentlichen, dem Irdischen und dem Himmlischen sowie dem Menschlichen und dem Göttlichen unterscheiden mussten. Immer wieder haben wir festgestellt: Früher war es so, aber jetzt in Jesus ist es anders.
Die große Kontinuität des Glaubens
Heute wollen wir uns mit einer großen Kontinuität der Bibel beschäftigen. Es geht um ein Thema, das sich vom Anfang bis zum Ende der Bibel zieht – letztendlich vom Beginn der Menschheitsgeschichte bis zu dem Tag, an dem Jesus wiederkommen wird. Dieses Thema wollen wir heute konkret behandeln. Ihr könnt also gespannt sein.
Jesus einfach besser – was jetzt? Was ist also diese große Kontinuität, von der ich eben gesprochen habe? Worum geht es? Was war die Hoffnung der Gläubigen im Alten Testament, dass auch sie gerettet werden konnten?
Die Antwort ist ganz einfach: Es ist der Glaube. Vom Anfang an bis zum Ende der Zeit war es schon immer der Glaube, der Menschen gerettet hat. Manchmal haben wir ein etwas verqueres Bild im Kopf, dass im Alten Testament die Menschen noch durch Opfer gerettet wurden und im Neuen Testament durch Jesus. Aber das ist falsch. Es war schon immer der Glaube, der entscheidend war – und das wussten auch die Menschen im Alten Testament.
Wir werden heute sehen, dass es eben auch der Glaube war, der die Gläubigen des Alten Testaments gerettet hat. Der Hebräerbrief geht nicht umsonst zehn Kapitel lang darauf ein, dass Jesus besser ist. Wir stehen quasi vor genau dieser Frage, die ich zu Beginn schon gestellt habe: Was ist mit den Menschen des Alten Testaments?
Im Kapitel elf des Hebräerbriefs wird dann dieser große Glaubenskapitel aufgezeigt. Dort wird beschrieben, wie Menschen seit jeher gerettet wurden. Es war der Glaube von Noah, der ihn rettete, der Glaube von Abraham, der ihn rettete, und der Glaube von Mose, der ihn rettete.
(Heißt: Hebräer 1-10 behandelt die Überlegenheit Jesu, Hebräer 11 zeigt die Glaubensgeschichte.)
Was bedeutet Glaube?
Und wenn wir uns heute mit dem Thema Glauben beschäftigen wollen, müssen wir uns zunächst die Frage stellen: Was ist Glaube überhaupt?
Glauben bedeutet nicht wissen. Das ist ein Vorwurf, der häufig an Christen oder andere Gläubige gerichtet wird. Nach dem Motto: Ihr wisst ja gar nicht, ob das wirklich existiert, und deshalb hängt ihr euch einfach an irgendetwas, ihr glaubt, aber wissen tut ihr nichts.
Die Frage ist: Was bedeutet Glauben wirklich? Wenn wir uns das Wort allein in unserer deutschen Sprache anschauen, merken wir, dass es eine sehr breite Bedeutungsvielfalt hat.
Zum einen gibt es die Möglichkeit, dass ich vielleicht gerade Geburtstag hatte, es den ganzen Tag geregnet hat und ich die bange Hoffnung äußere: „Also nächstes Jahr glaube ich, da wird die Sonne scheinen.“ Der Glaube, den ich an dieser Stelle ausdrücke, ist ziemlich vage.
Auf der anderen Seite kann ich auch sagen: „Ich glaube, dass die Welt eine Kugel ist.“ Ich habe das nicht selbst bewiesen oder nachgeprüft, und trotzdem ist dieser Glaube daran etwas ziemlich Sicheres. Natürlich gibt es Leute, die eine Flat-Earth-Theorie vertreten, aber das lassen wir an dieser Stelle mal außer Acht.
Schon in unserem Sprachgebrauch hat das Wort Glaube also ein weites Spektrum. Wir könnten das noch weiter ausführen, zum Beispiel wenn ich sage: „Ich glaube an dich.“ Wenn jemand einem Kind vor einer Prüfung Mut macht und sagt: „Du schaffst es, ich glaube an dich“, dann hat das Wort Glaube eine andere Bedeutung.
Wenn wir aber verstehen wollen, was biblischer Glaube bedeutet, reicht es nicht aus, nur das Wort Glaube zu betrachten. Wir müssen schauen, wie die Bibel das Wort definiert.
Und da lesen wir in Hebräer 11, Verse 1 bis 3 eine Definition.
Biblische Definition von Glauben
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen. Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus dem Nichts geworden ist.
Lasst uns also diesen ersten Vers noch einmal genauer anschauen: Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Das klingt zunächst ziemlich vage. Viele setzen ihre Zuversicht auf etwas, worauf sie hoffen, oder sie zweifeln nicht an etwas, das sie nicht sehen. Zum Beispiel könnte jemand behaupten, er werde einmal Bundeskanzler in Deutschland, und müsse nur fest genug daran glauben. Doch diese Hoffnung, diese Zuversicht ist dann doch eher vage.
Biblischer Glaube ist nicht einfach etwas, bei dem ich mir Glaubensinhalte suche und an diese klammere. Biblischer Glaube, diese Zuversicht und dieses Nichtzweifeln, beziehen sich ganz konkret auf eine Person: auf Gott. Es bezieht sich auf Gott, wie er sich in der Bibel offenbart. Es bezieht sich auf seine Verheißungen, die er uns in seinem Wort macht. Darauf hoffe ich, darauf setze ich meine Zuversicht, und daran möchte ich nicht zweifeln. Das ist biblischer Glaube.
In Vers 2 heißt es: Durch diesen Glauben haben die Väter Zeugnis empfangen. In Vers 3 lesen wir: Durch diesen Glauben wissen wir, dass die Welt aus dem Nichts entstanden ist, dass Gott die Welt geschaffen hat. Diese Aussagen zeigen, dass diese Dinge die Konsequenz des Glaubens sind.
Was ist also Glaube? Zum einen ist Glaube, dass ich an die Existenz Gottes glaube – dass es einen Gott gibt. Der christliche Glaube offenbart sich dann in der Bibel, in seinem Sohn Jesus Christus. Zum anderen glaube ich, dass die Verheißungen, die Gott macht, wahr sind.
Aber allein das Wissen um diese Tatsache reicht nicht aus. Jakobus schreibt zum Beispiel, dass auch die Dämonen glauben, dass Gott existiert, und sie zittern. Das bedeutet, das Wissen um die Existenz Gottes allein genügt nicht. Es folgt noch ein zweiter Schritt.
Glaube bedeutet auch Vertrauen. Wir sagen ja nicht: „Ich glaube, dass es Gott gibt“, sondern „Ich glaube an Gott.“ Das bedeutet, ich vertraue auf Gott, ich gebe ihm mein Leben. Ich stelle mein Leben zur Verfügung und ordne es Gott unter. Das ist Glaube.
Zu diesen beiden Aspekten des Glaubens – dass ich mein Leben Gott unterordne und dass ich ihn für wahr halte – kommt jetzt noch ein dritter. Diesen dritten Aspekt sehen wir, wenn wir uns den Glauben der Väter im Alten Testament anschauen.
Beispiele für Glauben im Alten Testament
Gehen wir also gemeinsam in Hebräer 11. Nachdem wir uns die ersten drei Verse angeschaut haben, in denen der Glaube definiert wird, werden jetzt eine ganze Reihe von Beispielen dargebracht. Es wird eine Reihe von Zeugen genannt, die zeigen sollen, was Glaube ausmacht.
Der erste, der genannt wird, ist Abel. Bei Abel stellt sich immer die Frage: Wir kennen die Geschichte von Kain und Abel. Gott hat das Opfer von Abel angenommen, das von Kain jedoch nicht. Deshalb wurde Kain wütend und erschlug Abel. So haben wir den ersten Mord in der Menschheitsgeschichte, und zwar einen Brudermord.
Warum hat Gott das Opfer von Abel angenommen und das von Kain nicht? Es gibt verschiedene Begründungen. Einige sagen, das Problem sei gewesen, dass Kain Früchte des Feldes geopfert hat, während Abel erkannt habe, dass ein Tier geopfert werden muss, also jemand sterben muss. Deshalb brachte Abel Erstlinge aus seiner Herde dar. Das klingt schlüssig, aber gleichzeitig würde das bedeuten, dass die Methode entscheidend ist und nicht die Herzenshaltung.
Schauen wir uns an, was der Hebräerbrief dazu sagt: Warum hat Gott das Opfer von Abel angenommen und das von Kain nicht? In Hebräer 11, Vers 4 heißt es: „Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain.“ Es ist also der Glaube, der entscheidend war. Wir sehen den Glauben Abels daran, dass Gott sein Opfer angenommen hat, während das Opfer Kains offensichtlich nicht angenommen wurde. Nicht, weil Kain etwas falsch gemacht hätte, sondern weil er offensichtlich nicht den Glauben hatte wie Abel.
Kommen wir zur zweiten Person, Henoch. Über ihn lesen wir in der Bibel relativ wenig. Im Alten Testament wird nur kurz erwähnt, dass er mit Gott wandelte und dann nicht mehr gesehen wurde. Er wurde sozusagen von Gott entrückt.
In Hebräer 11, Verse 5-7 lesen wir: „Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte. Denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, dass er Gott gefallen habe.“ Es wurde also bezeugt, dass Gott Gefallen an Henoch hatte.
Aber warum hatte Gott Gefallen an Henoch? Vers 6 sagt: „Aber ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Hier wird noch einmal bestätigt: Wer Gott gefallen möchte, muss glauben, dass Gott existiert. Er muss auch darauf vertrauen, dass Gottes Verheißungen wahr sind und diese Verheißungen für sich in Anspruch nehmen. Durch den Glauben gefallen wir Gott.
Kommen wir zum Nächsten: Noah. Bisher haben wir zwei Personen gesehen, deren Glaube sich im biblischen Text nicht so sehr an ihren Werken zeigte, sondern daran, dass Gott sich ihnen gnädig zeigte. Das zeigt sich darin, dass er das Opfer von Abel annahm und Henoch einfach so entrückte.
Bei Noah ist es anders: Sein Glaube wurde durch das sichtbar, was er tat. Das wurde für die Menschen um ihn herum erkennbar. Schauen wir in den nächsten Vers, Hebräer 11, Vers 7: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah. Durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat die Gerechtigkeit geerbt, die durch den Glauben kommt.“
Gott spricht also zu Noah: „Noah, Gericht wird über diese Welt kommen. Ich werde eine Sintflut schicken und alles unter Wasser setzen. Bau eine Arche, und durch diese Arche möchte ich dich, deine Familie und die Tiere retten. Alle anderen will ich vernichten.“
Noah hatte zwei Möglichkeiten, nachdem Gott zu ihm gesprochen hatte: Er konnte Gott glauben oder nicht glauben. Offensichtlich, wie wir in der Geschichte sehen, glaubte Noah Gott.
Aber auch nachdem er geglaubt hatte, hätte er sagen können: „Ich muss es allen Menschen sagen.“ Er hätte von Dorf zu Dorf ziehen und die Menschen warnen können. Er hätte ihnen sagen können, sie sollen Boote oder Schiffe bauen, um gerettet zu werden. Wahrscheinlich hätten sie ihn ausgelacht.
Doch all das hätte Noah nichts gebracht, wenn er nur herumgezogen wäre und den Menschen gesagt hätte, dass Gottes Gericht kommt, ohne selbst die Arche zu bauen. Um gerettet zu werden, musste Noah Gott glauben und dann auch die Arche bauen. Nur durch den Bau der Arche hatte er eine Grundlage, dass die Rettung wirksam wurde.
Hier stellt sich eine spannende Frage: War das Werk, das Noah getan hat, notwendig für die Rettung? Sind Werke notwendig zur Rettung oder reicht der Glaube allein aus? Diese Frage lassen wir zunächst offen. Später wollen wir uns im Rahmen dieser Einheit noch damit beschäftigen. Es ist eine äußerst wichtige Frage.
Was wir aber festhalten können, ist Folgendes: Bei Noah wurde sein Glaube sichtbar. Sein Glaube zeigte sich darin, dass er den Auftrag Gottes annahm, der menschlich gesehen total unlogisch war. Er baute mitten auf dem Trockenen eine Arche. Durch diesen Glauben sprach er den Menschen um sich herum das Gericht, weil sie ihm nicht glaubten. Letztendlich wurde er dadurch auch gerettet.
Wir sehen den Glauben auch bei Abraham. Abraham erhielt ein göttliches Wort, dass er seine Heimat verlassen und dass Gott ihm ein Land verheißt. Abraham machte sich einfach auf.
Später, nachdem er jahrelang auf den Erben, auf den Sohn, gewartet hatte und Isaak endlich da war – Gott hatte ja schon gesagt, dass aus Isaak ein großes Volk werden soll –, kommt Gott plötzlich mitten im Auftrag und sagt zu Abraham: „Opfere mir jetzt diesen Isaak.“
Das macht überhaupt keinen Sinn, das ist total unlogisch. Abraham hätte sagen können: „Gott, was du mir hier sagst, passt überhaupt nicht zu deinen vorherigen Verheißungen.“ Uns erscheint das manchmal auch so.
Aber Abraham dachte: Wenn Gott es sagt, dann vertraue ich darauf, auch wenn es keinen Sinn ergibt. Er ging einfach hin und dachte notfalls, dass Gott Isaak auch aus den Toten wieder auferwecken wird.
Wir wissen, wie die Geschichte ausging: Abraham musste Isaak nicht opfern. Diese ganze Geschichte ist auch ein Vorbild auf die Opferung des erstgeborenen Sohnes Gottes, Jesus. Auch hier wurde der Glaube Abrahams sichtbar.
Wir hören vom Glauben Sarahs, die darauf vertraute, dass Gott ihr noch einen Sohn schenken wird, auch im hohen Alter. Wir hören, dass auch Mose Gott vertraut hat.
Dazu lesen wir in Hebräer 11, Verse 24 bis 26: „Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten, sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden als eine Zeit lang den Genuss der Sünde haben. Und er hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens, denn er sah auf die Belohnung.“
Wir sehen eine ganze Reihe von Menschen, deren Glaube sich im Alten Testament bewährt hat. Wir müssen nur das Alte Testament lesen und können viele weitere Menschen nennen. Darüber hinaus gab es viele, die nicht einmal in der Bibel erwähnt werden.
Wir lesen von Menschen, die durch ihren Glauben große Wunder Gottes erlebt haben. Wir lesen aber auch von Menschen, die aufgrund ihres Glaubens verspottet, ins Gefängnis geworfen oder hingerichtet wurden.
Der Hebräerbrief macht in Kapitel 11 einen kurzen Abriss. Er geht auf einzelne konkret ein und wird dann allgemeiner. Er sagt: Genau das bedeutet Glauben, genau das bedeutet Nachfolge. Der Gläubige erlebt große Wunder Gottes, aber er erlebt auch Verfolgung und Leid. Beides kann passieren.
Entscheidend ist immer: Wahrer, echter Glaube ist sichtbar.
Zusammenfassung des christlichen Glaubens
Wir können also zusammenfassen, dass christlicher Glaube bedeutet, davon überzeugt zu sein, dass Gott existiert, dass er sich in Jesus offenbart hat und dass seine Verheißungen wahr sind.
Christlicher Glaube bedeutet aber auch, dass ich bereit bin, mich diesem Gott unterzuordnen, dass ich mein Leben in seine Hände lege und ihm mein ganzes Leben anvertraue.
Als drittes bedeutet christlicher Glaube, dass dieser Glaube auch in meinem Leben sichtbar wird und Auswirkungen auf mein Leben hat.
Daraus ergibt sich eine spannende Frage: Ist der Glaube nur durch Werke ein echter Glaube? Wie passen Glaube und Werke zusammen?
Das ist eine sehr interessante Frage, zu der man wahrscheinlich einen ganzen Abendvortrag füllen könnte. Ich habe jedoch die Herausforderung, das jetzt kurz und knapp darzulegen.
Meistens werden Paulus und Jakobus gegeneinander ausgespielt. Paulus sagt: „Nein, nur Glaube.“ Jakobus hingegen betont: „Ja, aber Werke sind genauso wichtig.“
Lasst uns die beiden einmal genauer anschauen und dann prüfen, ob sie sich wirklich so sehr widersprechen, wie es manchmal den Anschein hat.
Das Verhältnis von Glaube und Werken
Wenn Paulus seinen Schwerpunkt auf den Glauben legt und die Werke in gewisser Weise ablehnt, worum geht es ihm? Paulus spricht davon, dass Jesus alles getan hat. Es geht darum, was Jesus gemacht hat, und dass wir diesem Werk Jesu nichts hinzufügen können. Wir werden allein durch den Glauben gerettet.
Jetzt kommt Jakobus ins Spiel, und er beleuchtet das Ganze aus einer anderen Perspektive. Jakobus betont die Wichtigkeit der Werke, aber nicht, um gerettet zu werden. Vielmehr sagt er: Wenn du gläubig bist, müssen Werke in deinem Leben sichtbar sein. Der Glaube muss Auswirkungen haben. Wenn keine Auswirkungen sichtbar sind, stellt sich die Frage, ob der Glaube wirklich echt ist oder nur ein Lippenbekenntnis.
Paulus und Jakobus ergänzen sich also. Jakobus würde Paulus sicherlich zustimmen, wenn er sagt, dass wir allein durch das, was Jesus für uns getan hat, gerettet werden können. Allein der Glaube reicht aus, um gerettet zu werden, und wir müssen nichts dazu tun. Paulus hingegen würde Jakobus Recht geben, wenn dieser sagt, dass der Glaube Konsequenzen haben muss.
Jakobus spricht von Werken, Paulus und auch Jesus sprechen eher von Früchten, die im Leben erkennbar sein müssen. Wo keine Früchte sind, da ist letztlich auch kein echter Glaube. Paulus und Jakobus widersprechen sich also nicht.
Wenn Werke zum christlichen Glauben dazugehören, stellt sich automatisch die Frage: Wer ist der Urheber dieser Werke? Bin ich es, der Werke tun muss, oder geht es darum, dass Gott durch mich Werke tut?
In Galater 5 lesen wir von den Werken des Fleisches und der Frucht des Geistes. Wir erkennen, dass das, was wir durch unsere eigene Anstrengung tun, keinen Bestand hat. Es sind eher negative Dinge, die aus unserem Herzen kommen. Die positiven, geistlichen Werke entstehen nur durch das Wirken des Heiligen Geistes.
Deshalb bin ich überzeugt, dass wir den Heiligen Geist brauchen, um geistliche Werke zu tun. Nur das, was der Geist durch uns bewirkt, hat Bestand.
Glaube bedeutet somit auch, dass wir darauf vertrauen, dass Gott in uns wirkt. Wir sind auf sein Wirken angewiesen, weil das, was wir selbst hervorbringen, nicht ausreicht. Nur das, was Gott in uns bewirkt, hat wirklich ewig Bestand.
Unsere Werke, alles, was wir menschlich hervorbringen, ist vergänglich. Der Korintherbrief beschreibt es mit Werken aus Stroh oder aus Gold und Silber – womit haben wir gebaut? All das aus Stroh verbrennt und vergeht. Aber das, was der Geist Gottes durch uns bewirkt, ist Gold und Silber und hat Bestand.
Jetzt mag der eine oder andere vielleicht sagen: Moment mal, das ist mir zu extrem. Du redest die ganze Zeit davon, dass nur der Heilige Geist wirklich geistliche Dinge hervorbringt und nur er uns dazu befähigen kann, beständige Werke zu tun. Aber wo bleibt die Verantwortlichkeit des Menschen? Haben wir als Menschen keine Verantwortung mehr? Können wir uns zurücklehnen und einfach warten, was der Heilige Geist tut?
Ich würde sagen, der Auftrag Gottes ist völlig klar. Die Bibel sagt uns deutlich: Gib alles, was du hast, gib dein ganzes Leben hin im Gottesdienst. Es soll nicht nur sonntags eine Stunde sein, sondern wir sollen unser ganzes Leben Gott als Opfer darbringen (Römer 12,1). Wie Oswald Chambers sagt: Wir sollen unser Äußerstes für sein Höchstes geben.
Obwohl nur der Geist Gottes geistliche Werke in uns hervorbringen kann, ist der Auftrag an uns klar: Wir sollen alles geben, was wir können, und unser ganzes Leben für Gott hingeben. Aber immer in dem Wissen, dass wir ohne Jesus nichts tun können. Ob am Ende etwas dabei herauskommt, hängt nicht von unserer Anstrengung ab, sondern liegt allein in Gottes Hand. Nur er kann wirklich Frucht in uns und durch uns auch in anderen bewirken.
Das heißt, ich kann fröhlich mein Bestes geben, und was Gott daraus macht, das liegt an ihm. Aber ich kann mich nicht zurücklehnen und warten, was Gott aus mir macht. Nein. Der Geist in mir bewirkt auch, dass ich losgehe und mich für das Evangelium einsetze.
Dann kann es sein, dass er aus sehr bescheidenen Mitteln, die ich zur Verfügung habe, Großes macht. Es kann aber auch sein, dass aus den großen Mitteln, die ich zu haben glaube – aus meiner tollen Predigt, meiner super Arbeit in der Gemeinde – er das völlig in den Sand laufen lässt.
Wir dürfen nicht meinen, dass es an uns liegt, an meinem Einsatz, an meinen Gaben oder Fähigkeiten. Diese habe ich nebenbei bemerkt sowieso allein Gott zu verdanken. Nein, es liegt an ihm, am Wirken seines Geistes.
Nur er kann Glauben bewirken. Das heißt, Glaube und die darauf folgenden Werke, die Glaubensschritte, wie wir sie bei Noah, Abraham und anderen sehen, sind nur möglich, weil Gott diese Menschen dazu befähigt hat. Von sich aus, aus ihrem Herzen heraus, wären sie dazu nicht in der Lage gewesen.
Der Glaube zieht sich vom Anfang der Bibel bis zum Ende. Glaube und die sichtbaren Auswirkungen gehören zusammen. Diese Kontinuität, die wir in der ganzen Bibel und in der Menschheitsgeschichte sehen, darum geht es auch im Hebräerbrief um den Glauben.
Abschluss und Ausblick
Wir kommen jetzt also zum Abschluss des heutigen Tages, der heutigen Einheit, aber auch zum Abschluss der ganzen Reihe. Der Hebräerbrief hat uns verschiedene Dinge gezeigt. Zum einen hat er uns gezeigt, wie wir das Alte Testament verstehen sollen. Er hat uns verdeutlicht, wie Gott im Alten Testament irdische Einrichtungen einsetzt, damit wir geistliche Zusammenhänge besser verstehen können.
Gleichzeitig haben wir aber auch gesehen, dass diese irdischen Dinge nicht ausreichen. Der Mensch ist nicht in der Lage, sich selbst zu erlösen. Es braucht das Eigentliche, das Bessere, nämlich Jesus, damit der Mensch erlöst werden kann. Es war also nötig, dass Gott selbst in Jesus Mensch wurde, dass er der hohe Priester wurde und sich selbst als Opfer darbrachte. Dadurch können wir jetzt Frieden mit Gott haben.
Jesus muss in unsere Herzen einziehen, damit wir vollkommen werden können und vor Gott bestehen. All das zeigt uns der Hebräerbrief auf. Er macht uns unsere eigene Unmöglichkeit bewusst, zu Gott zu kommen, und zeigt uns den ziemlich einfachen Zugang zu Gott – nämlich durch den Glauben. Trotz all dieser Diskontinuität zwischen altem und neuem Bund, zwischen altem und neuem Testament, zwischen dem Irdischen und dem Geistlichen ist der Glaube das verbindende Band, die rote Linie, die sich durch die ganze Bibel zieht.
Letztendlich kann man den christlichen Glauben ganz einfach zusammenfassen: Es geht in unserem Glauben um Jesus. Es geht darum, was er für uns getan hat und was er heute noch tut. Es geht ganz einfach darum, dass wir nicht zwanzigtausend Gebote halten müssen, sondern dass wir auf Jesus schauen und uns an ihm orientieren.
Genau dieser Gedanke kommt noch einmal besonders schön in Hebräer 12, in den ersten Versen, zum Ausdruck. Deshalb möchte ich diese Reihe mit diesen Versen abschließen:
Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.
Lieber Herr Jesus, genau darum möchte ich dich bitten, dass du unsere Augen auf dich ausrichtest. Bei all den verschiedenen Themen, die wir jetzt gehört haben und über die man vielleicht auch viel nachdenken muss, wollen wir die wesentlichen und einfachen Wahrheiten des christlichen Glaubens begreifen: dass es um dich geht, darum, was du für uns schon getan hast und was du in uns tust.
Darum bitten wir dich, unsere Herzen zu verändern, uns dir ähnlicher zu machen, damit wir dich durch unser Leben verherrlichen und auch für andere zum Zeugnis werden. So können auch sie dich in uns erkennen. Herr, egal was wir tun, verändere du uns so, dass wir in allem dich verherrlichen. Dir allein gebührt Lob, Preis und Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
Ich möchte mich zum Schluss ganz herzlich bei euch bedanken, dass ihr bis zum Ende dabei wart. Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Freude wie ich. Es hat wirklich viel Spaß gemacht, sich mit dem Hebräerbrief zu beschäftigen. Ich durfte viel lernen und hoffe, dass ich euch auch etwas weitergeben konnte. Ich hoffe, dass der Geist Gottes mich gebrauchen konnte, damit auch ihr wachsen durftet.
Vielleicht sind an der einen oder anderen Stelle noch Fragen offen. Ich hatte es ja schon erwähnt: Ihr könnt euch gerne an mich wenden. Ich blende gleich noch einmal die E-Mail-Adresse ein: d.gramer@bsk-mail.de. Schreibt mir gerne, wenn Fragen zusammenkommen. Dann mache ich vielleicht auch noch eine Frage-und-Antwort-Einheit. Wenn nicht, gehe ich gerne auf eure einzelnen Fragen ein.
Es wird hier auf diesem Kanal weitergehen. Es wird zwar nicht mehr wöchentlich Videos geben, aber trotzdem regelmäßig monatlich Themenvideos von meinen Kollegen hier am BSK. So müsst ihr nicht immer nur mich sehen, sondern könnt auch andere Gesichter kennenlernen. Ich kann euch schon jetzt versprechen, dass es spannende Themen weiterhin geben wird.
Natürlich dürft ihr uns als BSK auch gern unterstützen. Wir sind sehr darauf angewiesen und leben zu einem großen Teil von Spenden. Ich blende jetzt auch noch unsere Bankverbindung ein und schreibe sie in die Beschreibung unten rein. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns unterstützt.
Ansonsten vielen Dank für all eure Unterstützung, auch in Gebeten. Vielen Dank, dass ihr wirklich Interesse habt. Ich persönlich freue mich schon sehr, wenn wir uns wieder einmal hier am BSK sehen können. Vielleicht ist der eine oder andere durch diese Videos ja auch erst auf das BSK aufmerksam geworden. Schaut einfach mal vorbei, kommt vorbei, schnuppert in den Unterricht oder zu Abendvorträgen rein. Ihr könnt uns auch hier gerne kennenlernen.
Ich wünsche euch alles Gute, Gottes Segen und schaut auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Macht’s gut, tschau!