Die Schärfe des Paulus im Evangelium
Ich möchte noch einmal eine Vorbemerkung machen. Sie haben das sicher auch schon bemerkt: In den früheren Auslegungen von Markus Bender fällt sehr deutlich auf, wie scharf Paulus spricht. Wenn Sie ein Bibelchrist sind, dürfen Sie sich nie wundern, wenn in einer Kirche, in einer Gemeinschaft oder in einem Hauskreis auch manchmal harte Worte fallen.
Die Sache des Evangeliums ist nichts, das man irgendwo nach Belieben ausrichten kann. Der Glaube erfordert es immer wieder, dass darüber gestritten wird. Denken Sie nur an die Reformationszeit. Es ist nicht einfach so hinnehmbar, dass jeder nach seinem Gutdünken die Dinge so lässt, wie sie sind.
Schauen Sie sich an, wie Paulus mit großer Schärfe streitet und sagt: Es gibt nur ein Evangelium. Heute wird zum Beispiel oft gesagt, es gäbe ein Evangelium, das sei ein bisschen mehr nach Markus und ein anderes ein bisschen mehr nach Johannes, und wiederum eines sei ein bisschen mehr nach Lukas. Das ist Quatsch. Es gibt nur ein Evangelium.
Was ist Evangelium? Diese Botschaft: Jesus Christus ist für uns gestorben. Er ist unser Befreier. Er holt uns heraus aus der Gebundenheit des Teufels und der Sünde, macht uns frei. Dieses Evangelium kann auf verschiedene Weise bezeugt werden, aber es bleibt ein Evangelium. Jeder braucht dieses Evangelium. Ohne dieses Evangelium kommen wir nicht zum Licht.
Noch einmal kurz zum Thema Streit: Wenn ich vom Streit rede, denke ich an Johannes, der ja die Liebe in Person war. Johannes, der Jünger, der die Johannesbriefe geschrieben hat und so viel von der Liebe spricht – wie im ersten, zweiten und dritten Johannesbrief – hat sehr hart von denen gesprochen, die nicht beim Grund des Evangeliums bleiben.
Wenn man das nicht begreift, wie es zurzeit auch in unserer Volkskirche ist, wo man sagt: „Ach, das ist alles nicht so wichtig“, dann ist das natürlich unsinnig. Sie spüren ja bei sich selbst: Wenn ich nicht ganz im Evangelium Jesu Christi drin bin, dann bin ich abgeschnitten vom Lebensstrom.
Deshalb nützt es gar nichts, wenn mir jemand das verschweigt oder vielleicht ein bisschen angenehmer macht. Das ist ja zu meinem Heil so gesagt. Ich muss immer wieder die klare Stimme des Evangeliums vernehmen.
Die Anerkennung des Paulus durch die Apostel
Wir sind ein bisschen in der Not, denn das ganze Kapitel ist etwas umfangreich. Trotzdem ist es schwierig, es noch weiter zu unterteilen. Wir lesen zuerst einmal die ersten zehn Verse, um zu sehen, wie es weitergeht.
Die Anerkennung des Paulus durch die anderen Apostel
Man muss sich noch einmal in die Lage der ersten Christenheit hineinversetzen. Warum war Paulus für die Apostel so ein großes Rätsel? Paulus war ja ein Jude durch und durch, ein Judenchrist, der durch die Offenbarung Jesu zum Glauben gekommen war. Besonders durch den Seelsorgedienst des Ananias in Damaskus wurde er zu Jesus geführt.
Von diesem Augenblick an und durch die lange Pause, die Gott ihm in der Stille in Asien gab, wurde Paulus zum Heidenapostel. Für die Juden ist es bis heute völlig unbegreiflich, dass die Heiden Teilhabe am Reich Gottes bekommen. Das wird ihnen überhaupt nicht bewusst, was da in einem Juden vor sich geht.
Wenn man durch Israel reist, ist man meist auch so nett und möchte einem Juden, etwa dem Guide, ein bisschen von Jesus erzählen. Aber man macht sich nicht bewusst, dass die Juden wissen und sagen: Das ist uns allein anvertraut. Das, was dem Juden immer nie richtig bewusst ist: Im Alten Testament ist die Botschaft des Evangeliums den Juden anvertraut, damit sie sie bis zu den Inseln der Heiden weitertragen.
Lesen Sie die Psalmen: Bis zu den Grenzen der Erde, bis an die letzten Enden der Erde soll das Lob Gottes erschallen. Weltmission wurde eigentlich von den Juden nie betrieben. In der ersten Christenheit war Paulus ausgerechnet derjenige, der das Evangelium zuerst in die Heidenwelt hineingetragen hat.
Es gab einen riesigen Streit darüber, ob man die Heiden nicht zuerst zum gesamten jüdischen Reinheitsgesetz erziehen sollte. Das Stichwort war immer die Beschneidung. Diese sichtbare Stelle, die an den Jungen vollzogen wurde, war ein Brauch, der als notwendig angesehen wurde. Damit hängt die ganze Praxis der strengen Speisevorschriften zusammen, das koschere Essen.
Das war natürlich schwierig in Griechenland, wo es gar nicht die nötigen Metzgereien gab. Fleisch konnte gar nicht so gekauft werden, und das war ein großes Problem. Paulus sagte jedoch, dass die Heiden dieses Gesetz gar nicht brauchen. Sie dürfen gleich das Evangelium von Jesus empfangen.
Und das ist bis heute so geblieben, dass die ganze Christenheit das sehr selbstverständlich annimmt. In der ersten judenchristlichen Gemeinde von Jerusalem war das jedoch ein großes Problem.
Paulus hat das im ersten Kapitel erzählt, wie er Apostel wurde. Nun kommen wir zum zweiten Kapitel.
Die Begegnung in Jerusalem und die Freiheit in Christus
Danach, vierzehn Jahre später, zog ich abermals nach Jerusalem hinauf, und zwar mit Barnabas. Auch Titus nahm ich mit mir. Zu diesem Zeitpunkt war Paulus bereits als Heidenapostel anerkannt. Man sieht, dass vierzehn Jahre eine lange Zeit sind.
Ich zog aufgrund einer Offenbarung hinauf. Gott hatte es mir wichtig gemacht, nach Jerusalem zu gehen und mich mit den Aposteln zu besprechen. Dort sprach ich mit ihnen über das Evangelium, das ich unter den Heiden predige. Besonders wichtig war mir der Austausch mit denen, die Ansehen hatten, damit ich nicht etwa vergeblich laufen oder gelaufen wäre.
Selbst Titus, der bei mir war und ein Grieche war, wurde nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen. Denn einige falsche Brüder hatten sich eingeschlichen, um unsere Freiheit in Christus Jesus auszukundschaften und uns zu knechten. Diesem Druck wichen wir keine Stunde aus und unterwarfen uns ihnen nicht. So sollte die Wahrheit des Evangeliums bei euch bestehen bleiben.
Was diejenigen betrifft, die Ansehen hatten – was sie früher gewesen sind, ist mir gleichgültig, denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht – haben wir ihnen nichts weiter auferlegt. Im Gegenteil. Da sie sahen, dass mir das Evangelium an die Heiden anvertraut war, wie Petrus das Evangelium an die Juden verkündigte, erkannten sie, dass der, der in Petrus zum Apostelamt unter den Juden wirksam war, auch in mir unter den Heiden wirksam ist.
Als sie diese Gnade erkannten, die mir gegeben war, gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas die rechte Hand. Sie schlossen sich uns einmütig an, dass wir unter den Heiden predigen sollten, während sie unter den Juden predigen würden. Dabei sollten wir nur an die Armen denken, was ich mich auch eifrig bemüht habe zu tun.
Die Realität der ersten Gemeinde und der Umgang mit falschen Brüdern
Es muss Sie doch überraschen, wenn Sie in der Bibel lesen, dass es in der urchristlichen Gemeinde keineswegs vorbildhafte Zustände gab. Paulus spricht davon, dass sich etliche falsche Brüder eingeschlichen hatten.
Was sind falsche Brüder? Das sind falsche Fünfziger, Falschgeld. Sie waren keine echten Brüder, sondern nur solche, die das vorgaben. Ganoven, Lumpen. Was machen diese? Sie wollten Paulus eine Falle stellen.
Bitte nehmen Sie das Bild weg, als ob es eine vollkommene Gemeinde gäbe. Eine Gemeinde trägt teil an den Schwächen dieser Welt. Und es wird immer so sein, dass wir die Schwächen der Gemeinde schonungslos sehen müssen – leider.
Diese falschen Brüder hatten sich eingeschlichen, um Paulus zu beobachten, zu überprüfen und ihm eine Falle zu stellen. Paulus merkt das und sagt: Ich habe nie auch nur den kleinsten Anstoß gegeben. Auch nicht in irgendeinem Stückchen bin ich von dem, was ich vertrete, zurückgewichen.
Das ist jetzt ganz wichtig: Unser Lebenslauf und unsere Lebenshaltung müssen so eindeutig sein, dass wir in allem sagen können – auch wenn mich jemand heimlich überprüft – ich lebe so konsequent vor meinem Herrn, dass ich durchsichtig, klar und offenbar bin. Es gibt nichts, was man verheimlichen müsste oder was andere nicht sehen dürfen.
Die Freiheit in Christus und die Herausforderung der sozialen Realität
Jetzt geht es immer wieder um den Streit um diese Freiheit in Christus. Ich fange mal ganz anders an. Ich beginne damit, über viele junge Leute zu sprechen, die wir heute kennen und die etwa in die kriminelle Szene abgerutscht sind.
Sie kennen ja heute das Problem, dass wir rauschgiftsüchtige junge Leute haben. Wenn man sich ein wenig darum kümmert, etwa durch irgendeine Arbeit, gibt es ganz großartige Initiativen wie das Haus Metanoia, die Gefährdetenhilfe, Scheideweg und so weiter – tolle Arbeiten.
Wenn Sie da mal hineinschauen, werden Sie hören, dass das Schwarze Kreuz eine Arbeit ist, die aussichtslos erscheint. Ich hatte einen Onkel, der in Siegburg eines der größten Jugendgefängnisse Deutschlands als Gefängnisdirektor betreut hat. Je älter er wurde, desto schwermütiger war er. Er war ein bekennender Christ und hat auch viel missioniert in diesem Gefängnis. Doch am Ende sagte er: „Sie kommen alle wieder.“
Für uns als Kinder war das immer erschütternd. Wenn man im Sommer zu Besuch war, gab es in dem Garten kein Stückchen Unkraut. Die Gefangenen zogen das Unkraut heraus und waren ganz glücklich, wenn sie im Direktorsgarten mal etwas machen durften. Aber das Erschütternde ist doch, wie furchtbar Sünde ein Leben prägt und dass man immer wieder in die gleiche alte Abhängigkeit zurückfällt – obwohl die Insassen beim Abschied dem Gefängnisdirektor hoch und heilig versprechen: „Sie haben sich so lieb um mich bemüht, und ich verspreche Ihnen, ich komme bestimmt nicht wieder.“
Man könnte sagen, das war Schuld, weil man ihn vielleicht zu wenig betreut hat. Aber wer sich auch nur ein wenig damit auskennt und weiß, wie schnell jemand wieder auf die alte Bahn gerät und hinuntergezogen wird – weil das ja auch in uns allen steckt –, der weiß, wie es bei uns mit den bösen Dingen ist, die unser Leben bestimmen.
Das sind ja nicht nur Alkoholabhängigkeiten, sondern all die unheimlichen Dinge, die uns gefangen halten. Nun könnte jemand sagen, das seien ja nur soziale Gegebenheiten. So haben es ja die Weltveränderer immer gesagt: Man muss ihnen nur eine gute Wohnung geben oder Ähnliches. Aber das stimmt eben nicht. Es ist nicht alles damit getan. Das mag ein Anlass sein, doch das Schlimme ist, dass das Böse eine Sogkraft in unserem eigenen Leben hat und tief zieht.
Wie kommt ein Mensch da raus? Mein Bruder in Esslingen macht sehr viel unter Obdachlosen und hat viel erlebt. Man kann mit sozialen Hilfen, mit Wohnungen und anderem schon viel erreichen. Aber was ihm eigentlich am wichtigsten geworden ist, sagt er, ist ein Sozialarbeiter, der selbst drogenabhängig war, ganz tief unten im Gefängnis, und durch Jesus eine Befreiung erlebt hat.
Das gibt es: die totale Wende eines Lebens. Und das ist plötzlich so stark, dass dieser Mann heute unzähligen Menschen helfen kann. Er weiß auch um die materiellen Nöte, wo eine Wohnung nötig ist und so weiter. Sie haben einen Förderverein, ich glaube, sie bieten schon 50 Wohnungen für Obdachlose an.
Aber er sagt, das Entscheidende ist, wenn dieser Mann kommt und mit den Menschen redet, als Seelsorger ihnen durch die Kraft des auferstandenen Jesus heraushilft. Und sehen Sie, das ist Evangelium. Jesus lebt wirklich. Er ist auferstanden und kann das verändern.
Was auch immer an Gebundenheit und Dunkelheit da ist, wo etwas in ihrem Leben zerstört ist – Jesus kann das verändern. Und das ist das Evangelium.
Die Bedeutung der inneren Veränderung vor äußeren Vorschriften
Und für Paulus war es sehr wichtig, dass überhaupt nichts anderes hinzukommt.
Heute sagen wir oft, man müsse den Leuten doch auch sagen: Wenn sie aus dem Gefängnis kommen, müssen sie sich richtig kleiden, die Fingernägel sauber halten und den Hut richtig aufsetzen. Darauf würde ich immer antworten: Wenn die Veränderung von innen geschieht und nach außen durchdringt, dann folgt das Äußere von selbst.
Für Paulus ging es jedoch um etwas ganz anderes. Damals stellte sich die Frage, wie ein Mensch die Freiheit durch Jesus wirklich erleben kann. Die Gemeinden, vor allem die judenchristlichen, sagten gemeinsam: Wir müssen die Leute ganz langsam anleiten. Zuerst sollen sie das Mosegesetz lernen, mit all seinen Vorschriften, wie der Asche der roten Kuh und den Speise- und Trankopfern. Dann müssen sie verstehen, wie die Waschungen funktionieren und wie die Gebete ablaufen. Später sollten sie Hebräisch lernen, damit sie richtig beten können. Erst danach konnten sie von Jesus hören.
Paulus war es von Anfang an sehr wichtig, den judenchristlichen Gemeinden zu sagen, dass die Heiden diese strengen Vorschriften gar nicht erst übernehmen sollten. Das tut uns heute manchmal weh, weil wir denken: Das Gesetz wurde doch von Gott gegeben. Später wird Paulus jedoch sagen, dass das Gesetz nur von einem Engel gegeben wurde.
Wenn Paulus vom Gesetz spricht, meint er vor allem den Versuch, sich durch gute Werke den Himmel zu erkaufen. Man soll alles genau befolgen, Stück für Stück, um schließlich zum Himmel zu gelangen. Im Römerbrief entfaltet Paulus diese Gedanken noch einmal ausführlich.
Dabei müssen wir aufpassen: Er meint nicht unser Strafgesetzbuch oder das Verkehrsrecht, das für Christen selbstverständlich gilt. Zum Beispiel, dass man bei Rot nicht über die Ampel fährt oder an der Stoppstelle anhält. Um diese Gesetze geht es nicht.
Es geht auch nicht um das bürgerliche Gesetzbuch, sondern um das für Juden so beherrschende Gesetz. Sie wissen ja, wie strenggläubige Juden sich sogar lange Locken wachsen lassen, um Gott zu gefallen.
Paulus sagte: Wenn du dieses heilige Bibelgesetz erfüllen willst, wirst du es nie schaffen. Du kommst nie so weit, dass du vor Gott alles erfüllst – den Sabbat einhältst und alle Vorschriften beachtest. Und Jesus hat dieses Gesetz sogar noch verschärft.
Das Gesetz als Wegweiser zu Christus
Welche Bedeutung hat das Gesetz für uns? Dieses Gesetz ist sehr wichtig, wie wir es auch in der Bergpredigt hören werden. Das Gesetz überführt mich ständig meiner Schuld und zeigt mir meine Mängel.
Nehmen wir zum Beispiel das Gebot „Du sollst kein Falschzeugnis reden“. Martin Luther hat das so schön erklärt: Wir sollen unsere Nächsten nicht belügen, verraten oder Nachrede üben und keinen bösen Leumund verbreiten. Stattdessen sollen wir ihnen vergeben, Gutes von ihnen reden und alles zum Besten wenden.
Das kann ich nie vollständig erfüllen, aber das Gesetz führt mich immer wieder zu Christus, der das in mir bewirken will. Das Gesetz ist also der Wegweiser zu Christus hin.
In diesem Abschnitt sagt Paulus: „Seht, ich bin damals nach Jerusalem hinaufgegangen, um das noch einmal mit den Aposteln zu besprechen.“ Warum? Damit ich nicht vergeblich gelaufen wäre, wie es am Ende von Vers 2 heißt.
Es ist immer gut, sich mit den Brüdern und Schwestern abzustimmen, um sicherzugehen, dass man im richtigen Glauben steht. Heute neigen wir dazu, uns das nur selbst zuzuschreiben. Es ist jedoch richtig biblisch, das von anderen überprüfen zu lassen, so wie Paulus es auch getan hat.
Selbst Paulus ließ sein Evangelium von den anderen Aposteln noch einmal bestätigen. Er sagt, er habe sich nie geniert. Sein Evangelium wurde von Johannes, Jakobus und Petrus bestätigt. In Vers 9 nennt er sie „die als Säulen angesehen werden“. Diese haben ihnen die Hand gegeben und gesagt: „Das ist in Ordnung, so sollte das Evangelium gepredigt werden.“
Jesus allein ist der Befreier. In den letzten zwei Bibelstunden haben Sie eindrücklich gehört, dass das Evangelium eine Heilsbotschaft ist. Wenn das Evangelium in der Welt gepredigt wird, kommen heute Menschen zum Glauben.
Wir müssen immer wieder aufpassen, dass wir beim Evangelium keine äußeren Vorbedingungen schaffen.
Die Gefahr äußerlicher Forderungen und die Freiheit des Evangeliums
Es passiert heute vielleicht sogar noch häufiger: Bei uns besteht nicht die Gefahr, dass wir das jüdische Gesetz wieder einführen und von jemandem die Beschneidung verlangen. Aber es könnte passieren, dass wir von einer Person zunächst verlangen, sich kulturell unserem Bürgertum anzupassen.
Ich bin immer wieder etwas erschrocken, wenn ich daran denke, wie es wäre, wenn jemand aus sehr schwierigen sozialen Verhältnissen zu uns käme. Wie würde diese Person bei uns akzeptiert werden? Vielleicht hätte sie schon Schwierigkeiten, unserer Ansprache zu folgen, weil sie einfach nicht den gleichen Bildungsgrad hat.
Oft verlangen wir dann zuerst von dieser Person, dass sie eine höhere Bildung erlangt, sich besser kleidet oder bestimmte Formen einhält. Häufig legen Christengruppen Menschen auch bestimmte Anforderungen auf, etwa bezüglich der Haartracht oder der Rocklänge. Ich fürchte, dass all das sehr problematische Fehlhaltungen sind.
Wir sollten den Menschen das Evangelium so frei wie möglich predigen, die Kraft Jesu, die alles sprengt und alles neu macht.
Wichtig ist auch, wie Paulus diese Haltung bestätigt bekommt. Alle stimmen ihm zu. Sie sagen sogar, dass es in den Heidengemeinden genauso sein soll wie bei Petrus in den judenchristlichen Gemeinden.
Die judenchristlichen Gemeinden, auch heute noch in Israel, halten den Sabbat und nicht den Sonntag. Das ist eine erhebliche Kluft. Diese Gemeinden bemühen sich auch, nicht durch das Gesetz Anstoß zu erregen. Es gibt oft Spannungen darüber, wie weit man diesen Verpflichtungen noch folgen muss.
Manche haben mich immer wieder gefragt: „Aber das steht doch in der Bibel, zum Beispiel die Reinheitsvorschriften. Warum kann man darüber einfach hinweggehen?“
Weil Jesus selbst gesagt hat, dass man das Herz nicht durch äußere Reinheit, durch das Reinigen von Schüsseln oder das Waschen der Hände, reinigen kann. Wenn Jesus unser Herz erneuert hat, sind wir von innen heraus erneuert.
Wenn wir Jesus in unser Leben aufnehmen und uns ihm weihen, dann ist eine Reinigung geschehen, die viel wichtiger ist als die Reinigung durch äußere Gebote.
Aber was ist dann mit dem Lebenswandel? Das ist richtig: Die Gebote geben uns weiterhin eine Richtung vor. Vieles aus dem Gesetz kann uns noch eine Hilfe sein.
Darüber werden wir gerade im Galaterbrief noch viel hören, wie wir Weisung für unser Verhalten und unser Tun empfangen.
Die Spannung in Antiochia und das öffentliche Eingreifen des Paulus
Ich lese jetzt von Vers 11 bis Vers 21 in Antiochia. Es handelt sich dabei um das Antiochia, das im heutigen Syrien an der Grenze zur Türkei liegt, praktisch an der Küste entlang beim Libanon, nördlich weiter. Antiochia war früher die drittgrößte Stadt in der ganzen hellenistischen Welt, eine riesige Hafenstadt.
Dort wurden die Christen zum ersten Mal mit dem Namen „Christen“ bezeichnet. Diese Stadt Antiochia war der Ort, an den Flüchtlinge aus Jerusalem kamen. Sie kennen die Geschichte aus der Apostelgeschichte. Barnabas kam dorthin, und Saulus begann, dort zu wirken. Antiochia war die Heimat der Weltmission. Von dort wurden Missionare ausgesandt, und die Gemeinde dort setzte sich enorm für die Weltmission ein.
Als aber Kephas, das ist Petrus, nach Antiochia kam, widerstand Paulus ihm ins Angesicht, denn es gab Grund zur Klage gegen ihn. Hier sehen wir erneut die Spannungen in der ersten Christengemeinde. Es gab eine Klage gegen Petrus, weil Paulus gehört hatte, dass Petrus hinter dem Rücken anders handelte, als er öffentlich sagte. Das war schockierend.
Paulus betont, dass alle bei der Wahrheit bleiben müssen. Bevor einige von Jakobus kamen, aß Petrus auch mit den Heiden und hatte keine Probleme damit, deren unreine Speise zu essen, die nicht koscher war. Als aber die von Jakobus kamen, zog er sich zurück und distanzierte sich, weil er die Juden fürchtete. Er ließ sich unter Druck setzen wegen der Nachrede, die andere gegen ihn hatten.
Mit ihm heuchelten – das ist ein Vorwurf gegen den Apostel – auch die anderen Juden, so dass sogar Barnabas verführt wurde, mitzuheucheln. Barnabas war immer ein sehr gutmütiger Mann, der auch mit Johannes Markus viel Geduld hatte. Deshalb verstehen wir, dass auch Barnabas aus Friedenswillen so handelte. Es gibt Situationen, in denen man Rücksicht auf andere nimmt. Das ist manchmal nicht leicht, wenn man Teil einer Gemeinschaft ist.
Paulus sagt aber, dass es so schlimm ist, wenn man sich um der anderen willen verbiegt und mitmacht, obwohl ein Christ nicht mehr dem Gesetz untertan ist. Sie erinnern sich vielleicht an Baruch Maos, den Leiter der jüdisch-christlichen Gemeinde von Rechawod in der Ebene bei Tel Aviv. Er hat hier ganz deutlich gesagt, dass es ihm wichtig ist, auch in Israel unter den Juden zu zeigen, dass er als Christ nicht mehr dem Gesetz unterworfen ist.
Er kann das Gesetz einhalten, muss es aber nicht, denn es ist in Jesus gebrochen. Ihm war es wichtig, dass gerade die Botschaft des Paulus in Israel heute verstanden wird. So verstehen Sie die ungeheure Spannung, in der diese judenchristlichen Gemeinden stehen.
Ich war sehr bedrückt, als ich in Israel war. Unsere frühere Orgelspielerin aus Schramberg, die dort in der Gemeinde Orgel gespielt hat, ist mit einem anderen Mann nach Meissenbach gegangen. Dieses Werk Meissenbach sagt, dass sie nicht missionieren wollen, weil das ein Problem sei. Sie wollen sich den Juden so weit wie möglich anpassen. Die Familie dieser Orgelspielerin ist ganz jüdisch geworden.
Wir haben sie einmal auf eine Reise eingeladen. Es war erschütternd, welche Anklagen dieser Mann hatte. Er sagte, er wolle nur noch nach dem jüdischen Gesetz leben. Es gibt heute eine ganze Anzahl von Christen, die bewusst das jüdische Gesetz wählen und sagen, das sei der richtige Weg. Es gibt viele, auch sogenannte Rucksacktouristen, die in Israel die Sehnsucht haben, sich zum Judentum zu konvertieren, um im jüdischen Gesetz Erfüllung zu finden.
Ich meine jedoch, dass das überhaupt nicht geht, weil man damit die Freiheit Christi verliert. Das ist so, als wollte man mit äußeren Religionen – und das war Luther bei der katholischen Kirche so wichtig – mit äußeren Gesetzen den Frieden bei Gott kaufen. Das geht nicht. Man kann den Frieden nur aus der Gnade Jesu nehmen.
Das ist für uns Christen unverzichtbar: die Gnade Jesu, die uns gilt. Er ist der, der vom Tod auferstanden ist, der sich ganz schenken will und nichts weiter von uns verlangt als Glauben. Das ist die Mitte des evangelischen Glaubens.
Wenn wir das hier in der Bibelstunde behandeln, kann ich Ihnen kaum ein besseres Beispiel geben. Ich möchte, dass Sie das einfach wieder ganz neu erkennen und sagen: Das ist die Mitte meines Glaubens. Dass ich weiß: Jesus allein. Wenn Menschen das verstehen und annehmen, dann haben sie Heil gefunden. Und dorthin muss ich sie führen.
Die öffentliche Zurechtweisung des Petrus
Also, jetzt machen wir mit dem Heucheln noch weiter, Vers 13: Mit ihm heucheln auch die anderen Juden, sodass selbst Barnabas verführt wurde, mit ihm zu heucheln.
Als ich aber sah, dass sie nicht richtig handelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas öffentlich vor allen. Das hat er natürlich nicht gern gesehen, weil es ja so ein bisschen ein Hählingen war.
Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst – so hat er es ja vorher gemacht und nicht jüdisch –, warum zwingst du dann die Heiden, jüdisch zu leben? Du hast doch selbst vorher mit den Heiden nicht nach dem jüdischen Gesetz gelebt. Warum willst du es dann hinten herum wieder einführen?
Wir sind von Geburt Juden und nicht Sünder aus den Heiden. Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind wir auch zum Glauben an Christus Jesus gekommen. Damit werden wir gerecht durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes. Denn durch die Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.
Die frommsten Ordnungen, wie streng sie auch sein mögen, geben keinem Frieden. Und das war ja das, was auf unserer letzten Reise wieder von einer ganzen Reihe von Leuten empfunden wurde. Sie sagen: „Aber keiner von uns lebt doch so konsequent wie so ein Mann aus Meascherim, der da fünfmal am Tag zur Klagemauer eilt.“
Das ist also natürlich. Es ist furchtbar: Der schon vor Sonnenaufgang aufsteht, seine Mikwenbäder macht, betet und sich hingibt, ganz für Gott lebt – und doch hat er nie das erlebt, was jedes Kind Gottes haben darf: Ich bin angenommen, ich habe Vergebung meiner Schuld, ich habe Frieden.
Es gibt eine furchtbare Tragik darüber. Nicht, dass ich besser sein will – das ist vielleicht mir viel besser moralisch –, sondern er hat den Frieden nicht, weil er das Heil nicht erlangt hat. Die volle Versöhnung mit Gott ist nur durch das Kreuz Jesu möglich. Es gibt keinen anderen Weg. Und es hat noch nie einen Menschen gegeben, der durch die Befolgung aller Gesetze zu Gott je den Frieden gefunden hätte.
Das Judentum weiß den Weg nicht, und sie können auch keine Opfer vollbringen, durch die Opfer war es auch nicht möglich. Selbst an David blieb ein Schuldiger. Und deshalb ist Vers 16 ein Schlüsselfers: Der Mensch wird nicht gerecht durch die Werke des Gesetzes.
Sind Sie gerecht? Ja, ich bin gerecht. Warum? Nicht weil ich fehlerlos bin. Ich bin gerecht geworden, weil Jesus mir die Sünden vergeben hat.
Sind Sie heilig? Ja, weil Jesus Sie heilig durch sein Blut macht. Verstehen Sie, da habe ich es doch. Nicht, dass Sie sagen, ich bin nicht sicher. Doch, ich bin gerecht, weil er mir ja alle Schuld weggenommen hat.
Ich brauche immer wieder diese Freisprechung, ja, aber dann bin ich gerecht, und das habe ich. Alle anderen Wege der Religionen helfen mir nicht dazu, auch das Judentum. Und wenn es noch so eifrig und noch so hingebungsvoll gelebt wird, kann es zum Frieden nicht führen.
Durch die Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht. Und haben Sie unten die Verweisstellen: Römer 3 – das ist ganz wichtig, da kennen Sie ja alles – durch das Blut Jesu.
Die Gnade Gottes als Grundlage des Heils
Ich habe mich sehr gefreut, dass die Traueransprache für Manfred Wörner vom Theosorg auf seinen Wunsch hin den Titel „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten“ trug. Das war sein eigener Wunsch.
Das Lied „Ich stehe in meines Herren Hand und befiehl du deine Wege“ passt dazu sehr gut. Es heißt dort: „Also das ist mein Heil, auf dem ich stehe.“ Es geht nicht um irgendwelche großen Leute, sondern dieser Weg ist für alle der einzige, um zum Heil zu gelangen. Es gibt keinen anderen Weg.
Was danach mit dem Tun und der Gestaltung meines Lebens geschieht, darauf kommen wir noch zu sprechen. Paulus sagt dazu auch noch etwas Wichtiges. Aber das Erste ist, dass ich die freie, das heißt die unverdiente Gnade so verkünden muss: Für jeden, der kommt, nimm das an.
Wir haben vorher von Menschen gesprochen, die aus der Not kommen – im Gefängnis sind oder durch Drogen gebunden. Wer auch immer das ist, ob er aus dem Unglauben oder aus Zweifeln kommt: Jesus ist das Evangelium für dich.
Die Unmöglichkeit, durch das Gesetz gerecht zu werden
Vers 17
Sollten wir aber, die wir durch Christus gerecht zu werden suchen, auch selbst als Sünder befunden werden, ist dann Christus ein Diener der Sünde? Das sei ferne! Denn wenn ich das, was ich abgebrochen habe, wieder aufbaue, dann mache ich mich selbst zu einem Übertreter. Ich sage: Ich kann doch nicht das Gesetz, das gar keinen Sinn hat, wieder aufbauen und wieder als eine Schranke hinstellen. Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt.
Darf ich noch einmal ganz einfach sagen: Bei uns ist die Ordnung nicht das jüdische Zeremonialgesetz. Von früher Jugend an ist bei uns allen eingeimpfter Gedanke, dass wir sagen, du musst dich bloß richtig mühen, dann kannst du ein rechter Kerl werden. Das lehren wir die jungen Leute, und so haben sie es immer wieder probiert. Man muss sich bloß richtig anstrengen.
Jetzt bemühen sie sich mal in ihrer Ehekrise oder gar wenn sie gegen schwierige, sündige Gebundenheiten ihres Lebens kämpfen. Kämpfen Sie mal dagegen! Sie werden merken, wie Sie sich nur schlimmer verkrampfen. Sie haben zum Beispiel immer schreckliche Fantasien im Kopf, Sie können ein bisschen psychisch krank werden. Aber Sie kriegen die Dinge nicht weg. Mit Druck kommt das nicht weiter.
Und Sie glauben einfach: Ich komme dahin, was gibt es denn nur? Und das dürfen Sie all den Menschen zusprechen, mit denen Sie darüber reden. Der Klagte sagt: Ich bin in meinem Leben an diese Stellen gekommen, wo ich mich nicht befreien kann von all den sündigen Gebundenheiten meines Lebens. Du darfst ans Kreuz Jesu kommen und erleben, wie Jesus dich voll freispricht.
In dem Augenblick fallen Lasten ab, und Sie werden auf einmal merken, wie die Kraft Jesu so groß ist, dass sogar in dem Augenblick die ganzen sündigen Mächte von ihm weichen. Das, was Sie vorher mit Ihrer ganzen Willenskraft nicht gekonnt haben — wer uns das immer einredet, als ob wir mit Willenskraft etwas könnten — das ist bei uns das Gesetz, dass wir meinen, mit Gutsein könnten wir das Böse überwinden. Das kann gar nicht sein.
Und selbst wenn Sie etwa Hassgefühle haben: Da hilft es überhaupt nicht, wenn Sie sagen, aber ich will jetzt lieb sein. Das geht eben nicht. Sie werden ja reagieren. Wenn Ihnen einer böse kommt, werden Sie schon wieder aus der Haut fahren. Sie können nur sagen: Herr, ich danke Dir, dass Du alles trägst.
Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben. Ich habe das jetzt an mir gesehen, wie ich an eine Stelle komme, wo ich nichts mehr weiter kann. Das Gesetz führt mich zu Jesus hin. Ich habe früher mal das Bild bei Ihnen gebraucht, mit dem ich es erklärt habe: Das Gesetz hat diese Bedeutung noch, dass es der Schäferhund ist, der uns immer mal wieder in den Fuß beißt, der uns hintreibt zu Christus hin, zum guten Hirten.
Das Gesetz trifft uns noch, auch als Christen, sodass wir immer wieder merken: Da habe ich gesündigt. Aber das Gesetz und die Ordnung Gottes können mir nicht helfen, dass ich die Sünde besiege. Und wir dürfen einander nicht mehr den Rat geben, so wie wir es immer tun: Du musst dich bloß mühen. Das hat keinen Wert. Sondern leg das vor Jesus hin, bekenne deine Schuld, er spricht dich frei. Und im Augenblick, wo der Freispruch erfolgt, hat die Sünde ihre Kraft verloren.
Werden Sie erleben: Ich bin dem Gesetz abgestorben, es hat für mich nichts mehr zu bedeuten. Und dann kommt der herrliche Satz: Ich lebe doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Da ist eine totale Veränderung geschehen. Da zieht Jesus in mein Herz ein, und er will mich bestimmen. Jetzt ist wichtig, dass ich ihm auch den nötigen Raum gebe zum Wirken.
Und das ist die größte Veränderung. Das hat das Gesetz noch nie fertiggebracht. Und noch so ein eifriges Bewahren des Gesetzes hilft nicht weiter. Dann sagt man ja oft: Von Christen zu sein, gesetzlich, das ist ganz furchtbar, wenn die Leute so ganz verkrampft sind.
Ich traf in Hongkong eine liebe Schwester, und der war so arg wichtig, dass ein Christ eine Zigarette anrührt und ein Glas Wein trinkt. Ja sicher, das ist gut, und ich weiß auch die Gefahr. Aber Sie können es doch nicht absprechen, es gibt trotzdem auch vielleicht gläubige Leute, die ja nicht genau ihre Kulturordnung haben. Und er hat gesagt: Das ist doch nicht das Entscheidende im Christentum.
Dann hat sie gesagt: Aber wenn jemand wenigstens nicht raucht und nicht trinkt, dann hat er schon das Meiste. Ich glaube es nicht. Das Wichtigste ist, dass er Christus hat, verstehen Sie? Obwohl ich die Gefahr dort kenne. Verstehen Sie, was ich meine?
Wir wollen die Ordnung ja auch noch begründen, sagen, was von der Gesundheit her sinnvoll ist und was von der Lebensordnung her und von der Abhängigkeit wichtig ist. Es muss uns so deutlich um die Mitte gehen, dass Menschen wieder Christus ergreifen. Und dass ich das in die Mitte meines Dienstes stelle.
Ich habe den Eindruck, dass Sie in vielen Gesprächen, die Sie führen, wenn Sie etwa mit Menschen zusammenkommen, und die schließen wenig ihr Herz vor Ihnen auf und erzählen über ihre Krisen, über ihre Schwierigkeiten, dass Sie ihnen einen ganz bösen Rat geben. Einen gemeinen Rat und sagen: Ja, jetzt muss man halt damit kämpfen, hilft doch gar nichts.
Da treiben Sie die Not erst recht rein, denn der Mensch ist viel zu schwach. Sie können nur sagen: Jesus heiligt dich, Jesus macht dich gerecht, breite deine Sünde aus. Und das darf ich kommen, solange ich lebe, und darf das erleben, wie ich mehr und mehr hineinwachse in dieses Wunder, dass Christus lebt in mir.
Und was ich noch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben hat. Und wo ich in dieser Liebe Jesus stehe, da wird sich mein Leben auch völlig umändern. Da kann ich gar nicht mehr in die alte Sünde zurückfallen.
Je mehr ich das Bild des Gekreuzigten anblicke, umso wunderbarer wird das, dass ich sage: Ach Herr, was Du für mich getan hast! Prägen Sie sich dieses Bild ein: So lieb hast Du mich. Da wälzen wir uns nachher nicht wieder im Dreck. Das will man immer. Da will ich bloß noch Jesus dienen.
Die Ablehnung des Gesetzes als Weg zum Heil
Ich werfe die Gnade Gottes nicht weg, sagt Paulus. Ich werfe sie nicht weg, denn wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, dann braucht man Christus nicht.
Wenn man die Gerechtigkeit durch das Gesetz erreichen könnte – und das hat noch niemand geschafft –, auch der edelste Mensch nicht, auch niemand, der sich noch so sehr anstrengt. Es gelingt einfach nicht, man kommt nicht durch.
Das ist eine ganz falsche und irreführende Lehre, als ob man durch strebendes Bemühen zum Heil gelangen könnte. Das Heil muss man ganz allein als Gnade ergreifen, umsonst, als Geschenk.
Jetzt hast du uns noch ein Lied.