Das verheißene Kommen Christi und das letzte Wort der Offenbarung
Wir haben heute am Ewigkeitssonntag die letzten Verse der Bibel aus dem Buch der Offenbarung gelesen, und zwar ab Kapitel 22, Vers 12. Dort spricht Christus: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn ist bei mir, um jedem zu geben, was seine Werke wert sind. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“
Selig sind alle, die ihre Kleider waschen, damit sie Anrecht auf den Baum des Lebens haben und durch die Tore der Stadt gehen dürfen. Draußen aber sind die Hunde, die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und mit ihr umgehen.
Jesus sagt: „Ich habe meinen Engel gesandt, um euch dies alles für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin der Spross aus der Wurzel und dem Geschlecht Davids, der helle Morgenstern.“
Der Geist und die Braut sprechen: „Komm!“ Und wer es hört, der spreche: „Komm!“ Wer durstig ist, der komme; und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.
Wer dies alles bezeugt, spricht: „Ja, ich komme bald.“ Amen. „Komm, Herr Jesus!“
Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen. Mach du uns, Herr, zu Wartenden! Amen!
Eine persönliche Begegnung mit dem Sterben
Ich muss heute daran denken, wie ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Sterbenden auf seinem schweren Weg begleiten musste. Es war in Tuttlingen. Ich war frischgebackener Vikar und machte zum ersten Mal überhaupt Krankenbesuche.
Bevor ich in ein Zimmer hineinging, sagte die Schwester mir nur kurz zur Erklärung: „Da drin liegt Ernst. Er hatte einen Verkehrsunfall, war im Streit mit seinem Vater, weil er die Lehre abbrechen wollte, ist mit seinem Moped gegen einen Begrenzungsstein in einer Kurve gerast und hatte sich beide Nieren abgequetscht. Da ist nichts mehr zu machen.“ So weit die Schwester.
Ich ging in dieses Zimmer hinein und dort lag ein junger, achtzehnjähriger Sporttyp mit blonden Haaren. Er lag in hohem Fieber in seinem Bett, hatte einen Schlauch im Mund. Ich stellte mich kurz vor. Dann kam als erste Frage aus dem Mund dieses Ernst Haller: „Muss ich sterben?“ Und unbekümmert und unerfahren, wie ich war, sagte ich spontan: „Ja, wahrscheinlich.“ Erst da wusste ich, was ich getan hatte. Das wusste ich vorher nicht.
Man muss vor einem Menschen stehen, um das ermessen zu können. Ich kann es aussprechen, aber was bedeutet es für ihn, jede Hoffnung zu nehmen? Es war in diesem Augenblick – vielleicht kennen Sie solche Momente – wie wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Mir selbst.
Ich wartete darauf, dass Ernst jetzt losbrüllt oder schreit oder sich aufbäumt. Nichts geschah. Ich musste doch irgendetwas sagen. Ich hatte mir fest vorgenommen, keine Sprüche zu machen. Und ich musste etwas sagen und konnte nichts als einen Spruch sagen. Das Einzige, was mir in diesem Augenblick einfiel, war: „Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
Ich weiß nicht mehr, wie ich aus diesem Zimmer hinauskam. Ich rannte nach Hause und wusste: So bist du schnell gescheitert in deinem Amt. Du wolltest mit deinen Worten nun so groß bezeugen, was dein Glaube war, und du kannst das nicht. Ich wartete jeden Moment auf den Anruf vom Krankenhaus, dass der Arzt dran ist und sagt: „Sind Sie wahnsinnig geworden? Was haben Sie da mit diesem Patienten gemacht?“ Der Anruf kam nicht.
Erst abends wagte ich mich wieder in die Klinik. Ich wunderte mich, dass die Schwester so freundlich grüßte und nichts sagte. Als ich dann ins Zimmer trat, lag Ernst Haller ganz ruhig in seinem Bett. Sein erstes Wort war: „Und was kommt dann?“ Ich sagte: „Wartet Jesus auf dich.“ Ein merkwürdiges Gespräch mit einem jungen Mann, der vier Jahre keiner Kirche mehr angehört hatte, der ganz andere Interessen hatte und das auf einmal annahm.
Ich habe das nie mehr in dieser konzentrierten Weise erleben dürfen, wie ich es bei meinen ersten Krankenbesuchen erlebt habe. In den zwei darauffolgenden Tagen nahmen wir Abschied, feierten das Abendmahl, bereinigten noch vorhandene Schuld. Ernst sagte: „Ich weiß, warum ich hier liege.“
Dann kam etwas, was ich heute selbst nicht fassen kann: Die Nachtschwester der Liebenseller Mission erzählte, wie Ernst in der Nacht zwischen zwölf und eins noch einmal klingelte, kurz vor dem Sterben. Er bat sie um ein Gesangbuch und suchte zwei Lieder aus, die an seinem Begräbnis gesungen werden sollten. Sollte er seinem Gott nicht singen? Sollte er ihm nicht dankbar sein? Und Jesus Christus herrscht als König.
Zwei Lieder, die ich ihm nicht gesagt hatte. Die Nachtschwester erzählte weiter, dass er ihr in ganzer Ruhe sagte: „Ich habe keine Angst, ich weiß, Jesus wartet auf mich.“ Das hat mich so geprägt, weil ich seitdem nichts mehr davon halte, als ob meine Worte jemanden überzeugen könnten.
Ich weiß, dass ich nur das sein brauche: ein ganz schlichter Zeuge, der sich nicht schämt, die großen Worte Gottes vor Menschen zu bekennen. Das andere macht der Herr dann schon selbst. Er schreibt in die Herzen und Gewissen von Menschen ein. Wir können das nicht. So wie dieser junge Mensch, der ein sehr schweres Sterben hatte, von dem ich ihm das Sterben nicht mehr erzählen kann und will, der es dennoch in einem großen Frieden ausgehalten hat, weil Gott ihm diese Bestätigung gab: „Ich warte auf dich.“
Das letzte Wort der Offenbarung als Trost, Ermutigung und Bekenntnis
Und das zieht sich durch diesen ganzen Abschnitt hindurch. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Randstelle der Bibel, sondern um das letzte Wort in diesem großen Weltdrama der Offenbarung. In dieser umfassenden Darstellung des Ablaufs der Weltgeschichte, der großen Kriegskatastrophen und furchtbaren Geschehnisse, die unsere Welt noch durchmachen muss, steht am Ende: „Ich komme bald.“ Das sagt Jesus, und er bekräftigt dies im Leben der Menschen.
Ich möchte dazu nur drei Dinge sagen: Erstens, das ist ein Trost. Zweitens, das ist eine Ermutigung. Und drittens, das ist ein Bekenntnis.
Das Erste also: Welch ein Trost!
Welch ein Trost!
Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Aberglaube heute in den Köpfen der Menschen um den Tod herum spukt. Es gibt unzählige Vermutungen und Gedanken dazu. Jeder Mensch könnte stundenlang erzählen, wie er sich das vorstellt. Verzeihen Sie, aber das interessiert uns nicht. Unsere Gedanken sind ganz anders, als sie es sein werden, wenn wir selbst Schauende sind.
Wer weiß denn schon etwas? Es ist ein undurchdringliches Dickicht von Vermutungen. Damit wollen wir uns heute nicht aufhalten, denn es interessiert uns nicht.
Uns interessiert vielmehr, dass dieses Dickicht plötzlich auseinander geschoben wird und eine Gasse entsteht, durch die wir gehen können. Das ist das Christenleben, in dem uns Jesus Christus zuspricht: „Ich komme bald.“ Und der es spricht, ist der, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat. Er stellt hier klar: Er, der den Tod überwunden hat, sagt: „Ich komme bald.“
Noch einmal: Ich verstehe vieles nicht. Ich habe Ihnen auch gesagt, als wir gemeinsam die letzte Strecke der Trauer auf dem Friedhof gegangen sind, dass ich Ihnen kein Licht ins Dunkel bringen kann. Auch nicht in die vielen Fragen, die Sie bewegen. Aber ich kann Ihnen nur sagen: Da ist eine Gasse, und man kann hindurchgehen – durch den Tod zu ihm hin.
Er sagt hier: „Ich komme bald. Ich bin der Erste und der Letzte, das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende.“ Er ist der Erste und der Letzte! Welch ein Trost, welch ein Trost!
Am Ende meines Lebens steht er da und wartet auf mich – so, wie es ein Ernst Haller 1961 im Kreiskrankenhaus Tuttlingen ganz sicher und fest begreifen konnte. Und das darf ich mir mit meiner schlichten Fantasie so ausmalen: Vielleicht, wenn ich einmal im Krankenhaus liege, und Sie mir hoffentlich die Wahrheit sagen. Darum bitte ich Sie alle: Ich brauche nicht angelogen zu werden.
Dann kommen vielleicht die Schwestern, bringen den Sauerstoffapparat, und dann der Arzt. Dann möchte ich noch einmal die Hand meiner Frau fassen, dann will ich noch einmal in das Gesicht meiner Kinder sehen. Und dann das Letzte: „Ich bin der Letzte.“ Er legt mir seinen Arm unter mein Haupt, und ich ziehe fröhlich hinüber, wie man nach der Heimat reist.
„Ich bin der Letzte.“ Welch ein Trost!
Wir haben am Busstag darüber gesprochen, wenn die Elemente der Welt zerschmelzen, wenn Himmel und Erde zerkrachen und bersten, wenn diese ganze Welt, in der wir uns so heimisch gefühlt haben, am Ende der Zeit zerbricht.
„Ich bin der Letzte.“ Er, der sagt, seine Worte werden nicht vergehen. So wie viele schon in den Kriegskatastrophen vor uns erlebt haben, vergehen seine Worte nicht, auch wenn alles um uns herum zerbricht.
Und wenn Sie erleben sollten, dass die ganze Macht des Bösen sich aufbäumt und triumphiert – wie es sehr wohl auch nach den Weissagungen der Offenbarung vor uns liegen wird –, wenn der Teufel los ist und niemand ihn mehr binden kann, dann dürfen Sie wissen: Er ist der Letzte, der dich vor allem Übel behütet und bewahrt.
Ein Bild vom Kurs durch die Nacht
Das war für mich ein großes Erlebnis, als ich diesen Sommer die große Asienreise machen durfte. Mir war vorher nicht bewusst, wie lange man durch die Nacht fliegt, wenn man gerade im richtigen Rhythmus ist.
Insgesamt sind das 33 Stunden Flug mit so einem Großflugzeug. Dabei fliegt man immer der Sonne davon, hat ständig Nacht und stellt immer wieder die Uhr zurück. Man schaut durch die Fenster, um unten ein paar Lichter zu erhaschen, und sieht: Aha, jetzt kreuzen wir über Aden, jetzt geht es Richtung Abu Dhabi, den Persischen Golf entlang. So kann man ungefähr abschätzen, wo man gerade ist.
Dieses Flugzeug fliegt in großer Ruhe mit fast tausend Kilometern pro Stunde durch die dunkle Nacht. Warum? Weil es seinen Kurs hat. Das wurde für mich zu einem Bild vom Christenleben: Durch eine dunkle Nacht zu gehen.
Ich kenne die Trauer, die Schmerzen und die Ängste gut. Aber wie ein Flugzeug durch die Nacht fliegt und seinen Kurs hält, so gehe auch ich auf die Begegnung mit Jesus zu. Ein Freund hat mir neulich vor seiner Narkose sein letztes Gebet gesagt: „Ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bild, Jesus. Das soll das Letzte sein, das Erste, auf das ich zugehe.“
So kann ich meinen Kurs steuern durch die Nacht dieser Welt, weil ich weiß, wohin ich gehe.
Der helle Morgenstern als Zeichen der Hoffnung
In diesem Bibelabschnitt wird ein anderes Bild verwendet: der helle Morgenstern. Langschläfer wie wir sehen nicht mehr so schön, was ein Morgenstern ist. Vielleicht gibt es einige, die sich daran freuen, wenn er auftaucht und man schon den nahen Morgen begrüßen kann. Philipp Nikolai hat dazu dieses unvergessliche Lied gedichtet.
Es hat mich ein wenig berührt, als ich die Lieder schon ausgesucht hatte, bevor ich dieses Beispiel in meine Predigt aufnahm. Draußen in Una zogen die Pestkarren die ganze Nacht vorbei, wo die Leichen angehäuft lagen. Und er saß drinnen und hat dieses Lied gedichtet: „Wie schön leuchtet der Morgenstern, voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn, uns herrlich aufgegangen in dieser Welt des Todes.“
Heute kommen wir her und haben die Bilder vor uns, wie Menschen auf den Flüchtlingsschiffen warten und ihre Hände erheben, während wir nicht helfen können. Wir sehen, wie sie in der Welt hungern. Wir gehören doch nicht zu denen, die meinen, mit ein paar Sprüchen könne man helfen.
In dieser Welt, in der gelitten und geweint wird und so viel privater Schmerz verborgen bleibt, erleuchtet der Morgenstern am Himmel. Wir gehen auf Jesus zu.
Meine ganze Jugend war geprägt von diesem Ärger. Wir wollen doch nicht vertrösten, und doch tun wir es. Was hätte Philipp Nikolai sonst hinaustreten und die Revolution der Proletarier verkünden können? Ist der letzte Trost die gerechte Verteilung der Güter? Oder kommen wir nicht immer wieder an den Punkt, an dem uns nur noch nach diesem einen Trost verlangt?
Wie freue ich mich, Herr Jesu Christ, dass du der Erste und Letzte bist, der Anfang und das Ende. Das ist die Nachdichtung dieser Verse, die heute unser Predigttext sind.
Leben im Blick auf die Ewigkeit
Und wenn Sie fragen, wie man ein solches Leben führen kann, ob das nicht weltfremd ist und ob man wirklich so ewigkeitsbezogen leben kann, dann sind Sie nicht der Erste, der das probiert.
Jesus Christus selbst hat genau so gelebt. Er begnügte sich mit der Krippe im Stall und entäußerte sich viel mehr, als wir es je getan haben. Er sah die Menschen. Er ging auf den Leichenzug zu, der durch das Stadttor von Nain zog. Er sprach mit den Aussätzigen im Asyl und kannte sie.
Jesus hat das immer durchgehalten, selbst als man ihn versuchte und sagte: „Nimm doch Brot!“ Doch er antwortete: „Nein, nicht das Brot ist die Lebensfrage, sondern dass man von einem Wort Gottes lebt.“
Ich bitte Sie, nehmen Sie doch an, dass in diesem Wort Ihr Trost liegt, den Sie suchen. Dass hier die Erfüllung Ihres Lebens liegt, nach der Sie so sehr verlangen. Jesus, der verspottet und gehöhnt wurde, der geschlagen wurde und der dann in Gethsemane weiter betete: „Ja, Vater, ja, Vater!“
Das bezeugt Jesus selbst, von dem hier steht: Er bezeugt es, ich komme bald. Im Griechischen ist das dasselbe Wort, das man für Martyrium oder Märtyrer verwendet. Er hat dies mit seinem Leben durchgehalten und bekräftigt. Selbst als Pilatus ihn noch einmal fragte, ob er das Todesurteil annehmen würde, hat Jesus es noch einmal bekräftigt: „Ja, Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Das ist Leben.
Sagen Sie nicht, das sei weltflüchtig. Wie hat Jesus dennoch ein Auge auf diese Welt gehabt? Wie hat er sich dennoch an den Blumen und an den schönen Dingen gefreut? Sein Leben, sein wirkliches Leben, ruhte nicht im Vergänglichen, sondern in der Ewigkeit.
Nach dem Ostertag rief er seinen Jüngern zu: „Fürchtet euch nicht, ich bin der Erste und der Letzte. Ich war tot und bin lebendig geworden.“ Er kann uns trösten.
Das war unser erster Punkt: welch ein Trost! Der zweite Punkt: welch eine Ermutigung!
Welch eine Ermutigung!
Für mich ist es immer erschreckend, wenn ich an das Kommen Jesu denke. Mein Schreibtisch ist nicht immer aufgeräumt, und nicht alles ist so tipptopp in Ordnung. Wenn man dann davon redet, dass Jesus kommt wie ein Dieb in der Nacht – oh Schreck – frage ich mich: Bin ich auch wirklich bereit, wenn er kommen wird?
Es steht hier geschrieben: Ich werde vergelten, was die Werke wert sind. Ich will jedem geben, was seine Werke wert sind. Wenn er meine Werke heimzahlt – oh Schreck – das ist ein furchtbarer Gedanke. Darum möchte ich klarstellen, dass wir ausgesprochen selig sind, die ihre Kleider waschen. Sie dürfen wissen, was sie bereinigt haben. Unter dem Kreuz Jesu ist bereinigt.
Viele Trauernde sind ja auch davon belastet, dass man unter dem Eindruck des Todes viele Dinge klar als Schuld erkennt – und man das ja niemandem sagen will und kann. Ich darf Ihnen sagen: Selig sind die, die ihre Kleider waschen. Ihre Trauer wird anders, wenn sie diese Dinge vor dem Kreuz Jesu bereinigen. Und ich darf Ihnen wieder anbieten: Ich komme zu Ihnen auch zum Gespräch, damit wir Kleider waschen und reinigen.
Es muss nach hinten frei sein, sonst können wir der Ankunft Jesu nicht entgegenwarten. Aber dann ist dieses Wort mir dennoch wichtig: Er wird geben, was unsere Werke wert sind. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, mit der Wiederkunft Jesu sei nur eine große Menschenmasse da. Wir vergessen ja die Bilder nicht aus dem schrecklichen Krieg, der hinter uns liegt – tausend und abertausend Tote wie ein großer Berg. Darf man so etwas Furchtbares überhaupt fotografieren?
Manchmal meint man bei der Wiederkunft Jesu an diese riesigen Menschenmassen, die man kaum denken kann. Und da stehe ich dazwischen. Dann sagt Jesus hier klar: Er wird geben, was unsere Werke wert sind. Er kennt ihre Werke, ihre Gedanken, sie sind ihm ganz persönlich vertraut. Mich tröstet das, und es ist kein erschreckender Gedanke, dass er heute schon unsere Taten wägt, wo die Schuld vergeben ist.
Das heißt doch praktisch, dass ich heute schon einen Dienst tun darf, der auf die Ewigkeit hin wirkt. Er wird dort in der Ewigkeit auch von Christus noch gekannt sein. Es hat seinen Sinn, so wie damals jener Krankenbesuch für mich völlig unbegreiflich an einem achtzehnjährigen jungen Mann in der Ewigkeit noch gilt und Wert hat.
Wenn wir so unsere Gespräche führen, unsere Besuche machen und unsere Arbeit erledigen, da wird auf einmal eine ganz neue Wichtigkeit und Rangfolge in unseren Taten deutlich. Welch eine Ermutigung zum Handeln ist das! Gerade, dass wir etwas Wichtiges und Wertvolles tun im Licht der Ewigkeit.
Manches Gezänk, mancher Streit wird auch unbedeutend und unwichtig, den können wir liegen lassen. Und so manche kleine Tat wird ganz bedeutsam: ein Brief, den wir nicht geschrieben haben und hätten schreiben sollen, ein Wort des Trostes, der Ermutigung. Welch eine Ermutigung zum Handeln!
Dann steht da, dass wir vom Wasser des Lebens nehmen dürfen – in dieser Wüstenwanderung – einen Trunk der Erfrischung und der Stärkung. Hier, mitten in dieser Welt, dürfen wir schon aus den großen Wasserquellen schöpfen und uns immer wieder erfrischen.
Wir tun den Kranken deshalb so leid, weil sie jetzt die Gemeinschaft im Gottesdienst bräuchten und sie nicht haben, sondern draußen liegen. Und wer betet jetzt mit ihnen? Wer singt mit ihnen? Wenn jetzt hinten so viele Kassettenrekorder mitlaufen, dann wollen wir an dieser Stelle es ihnen, diesen Kranken, sagen: Ihr seid mit eingeschlossen. Wir wollen unsere Besucher auch so verstehen. Wir wollen mit dir beten, damit du einen Trunk aus der Quelle bekommst.
Wir wissen doch, wie schlimm in der kranken Zeit die Anfechtungen sind und die schweren Gedanken. Wie kann man da ermutigt werden? Durch ein Wort aus der Bibel. Sie sagen: „Ich kann das nicht.“ Überlegen Sie es, ob Sie es nicht müssen, damit da nicht einer verdurstet auf seiner Wüstenstrecke, die er gehen muss.
Das ist eine Ermutigung, dass der Herr unsere Werke dort vergelten wird, dass er sie betont und unterstreicht. Wir sind nicht einfach eine anonyme Masse in der Ewigkeit, sondern er setzt heute unser Leben fort. Wie wunderbar, wenn unser Leben auf die Ewigkeit hin gelebt ist und wir auch auf die Ewigkeit hin handeln.
Noch ein letztes: Welch ein Bekenntnis ist das! Welch ein Bekenntnis! Jesus kommt – das kann ich nicht sprechen. Es steht auch hier ausdrücklich: Der Geist spricht so. Das ist der Heilige Geist, eine Gabe, die er uns erst geben muss.
Wir sind alle so diesseits bezogen und sagen: Gib uns noch viele Jahre in dieser Welt. Aber es ist gut, wenn wir den Heiligen Geist haben und sagen: Komm, komm! Und die Braut – das ist uns auch ein Bild, das nicht mehr so geläufig ist. Vielleicht hat unsere Zeit mit ihren ganz anderen Ehegebräuchen hier viel zerstört, dass das Bild der Gemeinde als wartende Braut nicht mehr so präsent ist.
Wer so eine Braut war, der weiß es: Zuhause ist man nicht mehr richtig daheim. Eigentlich wollte man schon beim Bräutigam sein, aber man ist ja noch nicht dort. Bei den Eltern ist man nicht mehr richtig daheim. Die Gemeinde Jesu ist in der Welt, noch in der Welt und doch nicht mehr richtig hier. Eigentlich sehen sie sich ja schon beim richtigen Dabei sein, bei Jesus, bei ihm in der Ewigkeit.
Und dann ruft sie voll Ungeduld: Komm, komm! Ja, wir rufen das, auch wenn wir in den Gräbern sind, weil wir wissen, unsere Worte sind es nicht. Komm, Jesus, tröste du die Trauenden, komm du in die Einsamkeit, komm, Amen. Ja, komm, Herr Jesus, ich kann nicht beten, komme bald! Ich weiß nicht, wie viel Zeit der Herr für mich hat.
Es ist uns ja klar, dass der Herr unsere Zeit zumisst. Und wir können auch am Grabe sagen, wenn es ein junger Mensch ist, der im Glauben gelebt hat: Er war vollendet, er hat das erfüllt, was als Maß ihm Gott bestimmt hatte. Mancher lebt in zwanzig jungen Jahren mehr als andere in achtzig Jahren nie. Es kommt darauf an, wie intensiv wir leben.
Darum kann ich sagen: Herr, lass mich reifen, reifen, wenn ich fertige Garbe bin, die du hinübernehmen kannst in dein kommendes Reich. Ja, komm, ja, komm, Herr Jesus! Und er bezeugt es und bekräftigt es noch einmal: Ich komme bald.
Wenn wir so beten: Komm, dann haben wir um unsere Sterbestunde gebetet. Sie haben richtig gehört. Wir haben darum gebetet: Komm du, du weißt den Tag und die Stunde. Es ist mir gar nicht wichtig, wann es sein wird. Ich will bereit sein.
Und sagen Sie dann nicht, wir hätten nichts übrig für die Welt. Ach, Sie kennen mich doch, wie ich diese Welt und dieses Leben genieße, wie ich mich freue an all dem und wie mir es eine Lust ist, dem Leben so viel wie möglich abzuringen. Und wenn wir dabei auf Schlaf verzichten müssen, macht das doch nichts aus. Dieses Leben lohnt sich schon.
Wir wollen doch jede Stunde bereit sein, wenn der Herr uns als reife Garbe ansieht, dass wir da nicht weinen. Warum sollten wir weinen, wenn der Herr uns jetzt drüben braucht, wenn er uns drüben mehr braucht als hier? Das weiß er doch. Und dass ich dann ihm bereit entgegengehen darf: Ja, komm, Herr Jesu, Amen!
Herr, das macht uns froh, das über der Nacht, die uns umgibt. Du leuchtest als der helle Morgenstern. Wir wollen dein Wort und deinen Trost und deine Ermutigung ganz neu hören in dem Leid, das uns so bedrängt, in dem Schmerz, der uns immer noch so wehtut.
Herr, hilf uns, dass wir dieses Wort immer besser begreifen und immer mehr auf dich sehen und durch dich getröstet werden. Herr, wir sind dir so dankbar, dass wir auch unsere Kleider waschen dürfen und dass wir so ohne Flecken und ohne Makel dir entgegengehen dürfen. Auch jetzt dürfen wir unsere Tage in deiner Gegenwart und vor dir leben.
So wird dann unsere Todesstunde kein Torso zurücklassen, kein unfertiges Arbeiten dieser Welt. Es ist ja alles auf dich und deine Vollendung hingetan. Du wirst es in deiner Ewigkeit vollenden.
Wir danken dir für diese lebendige Hoffnung, die du uns gibst, auch für all unsere irdischen Verpflichtungen, für unsere Aufgaben in Familie und Nachbarschaft, unter Freunden und auch im Beruf, dass alles im Licht deiner Wiederkunft getan werden kann.
Und so wollen wir auch dein Kommen bezeugen als Bekenntnis vor den Menschen. Wir bitten dich, dass diese Stimme gehört wird in unserer Zeit, wo so viele Menschen keine Hoffnung mehr haben und dahintrotten und nur das Vergehende sehen.
Wir wollen das laut bekennen: Komm, Herr Jesu! Wir wollen wartende Brautgemeinde sein, die sich nach deinem Kommen sehnt. Und wir wollen dich auch in unseren Nöten und Ängsten immer mehr herbeisehnen.
Komm, Herr Jesu! Und du weißt, wann unsere Stunde kommt. Dann wollen wir uns in deine Hände befehlen, dass wir fröhlich ziehen hinüber, wie man nach der Heimat reist.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Gebet und Segen zum Abschluss
Herr, das macht uns froh: Über der Nacht, die uns umgibt, leuchtest Du als der helle Morgenstern. Wir wollen Dein Wort, Deinen Trost und Deine Ermutigung ganz neu hören – in dem Leid, das uns so bedrängt, in dem Schmerz, der uns immer noch so wehtut.
Herr, hilf uns, dass wir dieses Wort immer besser begreifen, immer mehr auf Dich sehen und durch Dich getröstet werden. Wir sind Dir so dankbar, dass wir auch unsere Kleider waschen dürfen und dass wir so ohne Flecken und ohne Makel Dir entgegengehen dürfen. Auch jetzt dürfen wir unsere Tage in Deiner Gegenwart und vor Dir leben.
So wird unsere Todesstunde kein Torso zurücklassen, kein unfertiges Arbeiten dieser Welt. Alles ist auf Dich und Deine Vollendung hingegeben. Du wirst es in Deiner Ewigkeit vollenden. Wir danken Dir für diese lebendige Hoffnung, die Du uns gibst.
Auch für all unsere irdischen Verpflichtungen danken wir Dir: für unsere Aufgaben in Familie und Nachbarschaft, unter Freunden und im Beruf. Möge alles im Licht Deiner Wiederkunft getan werden. So wollen wir auch Dein Kommen bezeugen – als Bekenntnis vor den Menschen.
Wir bitten Dich, dass diese Stimme gehört wird in unserer Zeit, in der so viele Menschen keine Hoffnung mehr haben, dahintrotten und nur das Vergehende sehen. Wir wollen das laut bekennen: Komm, Herr Jesu! Wir wollen wartende Brautgemeinde sein, die sich nach Deinem Kommen sehnt. Und wir wollen Dich auch in unseren Nöten und Ängsten immer mehr herbeisehnen.
Komm, Herr Jesu! Du weißt, wann unsere Stunde kommt. Dann wollen wir uns in Deine Hände befehlen, damit wir fröhlich hinüberziehen, wie man nach der Heimat reist.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass Dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe Dein Angesicht auf uns und gib uns Deinen Frieden.