Das Zeugnis des Glaubens durch Verfolgung und Treue
Für mich ist es eine ganz besondere Freude, mit euch diese Zeit zu erleben. Denn für uns hier in der Bundesrepublik war das Leiden eurer Vorfahren das mächtigste Zeugnis für Jesus, das wir erlebt haben.
Ich war ein junger Pfarrer im Schwarzwald. Damals hörte ich die ersten Berichte, obwohl man noch nicht viel über die verfolgten Christen wusste. Ich schrieb ein Buch mit dem Titel „Christen unter Hammer und Sichel“, in dem viele Prozessunterlagen enthalten sind, die gegen viele eurer Vorfahren verwendet wurden. Dieses Buch fand große Beachtung. In der Stuttgarter Zeitung erschien auf Seite drei ein großer Bericht darüber.
In der Kirche konnte man kaum glauben, dass es in Russland noch evangelische Christen gab, die so offen zu Jesus standen – sogar im Straflager. Sie bettelten nicht um ihre Freiheit, sondern sagten: „Sie dürfen mich einsperren, aber eines Tages am Jüngsten Tag werdet ihr vor dem Hohen Gericht Rechenschaft ablegen müssen für das, was ihr hier tut.“
Wir hätten nie geglaubt, dass wir einmal erleben würden, hier in Frieden und Freiheit zusammen zu sein. Jetzt müsst ihr nur darauf achten, dieses Erbe eurer Vorfahren nicht abzulegen. Für sie war die Welt gekreuzigt. Sie sagten: Die Welt ist nicht das, was wir suchen – auch nicht Ehre, Geld oder Macht. Nur Jesus ist treu.
Dies sollte auch hier im Westen lebendig bleiben. In den äußeren Formen kann sich vieles ändern, aber die Treue zu Jesus, zu seinem Kreuz, zu seinem Versöhnungstod, der Erlösung, der Auferstehung, zum ganzen Evangelium und zum Wort der Schrift muss bestehen bleiben.
Ganz besonders beeindruckend waren bei uns auch treue Menschen. Ich denke an Doktor Joachim Müller. Er war weltweit Generalsekretär der Studentenbewegung DCSV. Nach dem Ersten Weltkrieg und vor dem Zweiten Weltkrieg war das eine große Sache. Joachim Müller war der Sohn eines Generals und selbst ein hochdekorierter Offizier.
Er hielt damals in „Licht im Osten“ den Kontakt zu den Christen in Russland, auch in der ersten kommunistischen Zeit. Eines Tages, an einem Wintertag bei Glatteis, bot er einem Juden mit einem Stock seinen Arm zum Gehen über die Straße an. Dafür wurde er denunziert, sofort ins Konzentrationslager gebracht.
Doch General Ulbricht, ein großer Mann im deutschen Widerstand und am 20. Juli-Attentat beteiligt, holte ihn heraus. Weil es damals treue Zeugen gab, die die tollsten Bücher über das Glaubensleben der Christen in den dreißiger Jahren und die verfolgten deutschen Gemeinden in Russland schrieben, konnte Müller überleben.
Ein deutscher Unternehmer, von der Lackfabrik Lechler, einem großen Chemiewerk, ließ ihn anonym als Arbeiter „verschwinden“. So entkam er dem KZ. Das ist nur eine Geschichte von vielen, die zeigen, was Jesus an großen Taten getan hat – bis heute, was ihr alles erlebt habt.
Das Buch erlebte damals vier Auflagen und wurde in Amerika unter dem Titel „Christen im Schatten der Macht“ übersetzt. Es zog große Aufmerksamkeit auf sich.
Ich wurde dann sehr bald Vorsitzender des Missionsbundes „Licht im Osten“. Wir druckten viele Bibeln und biblische Schriften und waren die größten Transporteure von Literatur. Es gab eine ungeheuer große Zahl von Menschen, die diese Schriften auch in den Ostblockstaaten bis nach Russland weitertransportierten. Das ist groß.
Aber jetzt wollen wir über unseren Text sprechen: Die Freude am Herrn ist der Mittelpunkt unseres Glaubenslebens.
Die Unmögliche Nachfolge und das Leben in Christus
Ihr kennt alle noch Reuer mit seinen Botschaften, den Fackelträgern in Österreich, Schlagmeng. Royer hatte immer wieder eine Botschaft, die er gepredigt hat – die Botschaft der Fackelträger. Er hat eine große Bibelbewegung weltweit gegründet, basierend auf dem englischen Oberst Major Jan Thomas.
Jan Thomas sagte: „Entschuldigung, mein Besucher, es ist richtig, immer das Klippen hinzunehmen. Das Christsein ist nicht leicht.“ Christsein ist nicht leicht, aber es ist auch nicht schwer. Christsein ist unmöglich. Du kannst es nicht, und ich kann es nicht. Christsein ist schwer.
Was man verstanden hat: Ich kann es nicht. Ich kann nicht als Christ leben, das schaffe ich gar nicht, es ist unmöglich. Es geht nur über einen Weg: Christus lebt in mir, und mein Ich stirbt. Christus lebt. Das ist die ganze Botschaft der Fackelträger, die Hans-Peter Reuer natürlich immer auf wunderbare Weise in seinen Vorträgen vermittelt hat.
Darum ist es uns so wichtig, dass das Zentrum der Botschaft vor Augen steht. Vor dem Tisch hat mich jemand gefragt, was er machen soll, wenn er Jesus bezeugen will, und der andere fragt: „Ja, was sagt denn Jesus zur Homosexualität?“ Dann sage ich: Bitte keine Antwort darauf geben. Lass dich nicht in Nebenkriegsschauplätze verwickeln. Bleib bei deinem Thema und sag: „Ich will bloß mit dir über Jesus reden.“
Wisst ihr, wenn er über Nebenthemen und über moralische Fragen redet, seid ihr sofort abgeschossen. Das hat gar keinen Wert in unserer Welt. Es kann ja nur der verstehen, der Christus in sich leben hat, wie Christ lebt – und zwar alle Fragen, die Gottlose vorbringen.
Lasst euch nicht aufhalten, sondern redet mit den Menschen über Christus, nicht über anderes. Alle Lebensfragen können nie begriffen werden. Ein gottloser Mensch – warum sollte der nicht Ehebruch begehen? Der sieht es doch nicht ein. Warum sollte der nicht abbrechen? Es gibt keine Wertediskussion dazu.
Wir führen über ein Thema, das Christus uns ein neues Leben ermöglicht. Bleibt beim Thema: Christus lebt in mir, so lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir (Galater 2,20). Ist das bei dir der Fall? Hast du dein Leben so Jesus geöffnet, dass er dein Denken bestimmt, dein Wollen bestimmt, dass er dich wortwörtlich treibt, dass du Hunger hast, ihn zu lieben?
Die Verbindung mit Christus als Lebensquelle
Als wir uns verlobt haben, war er damals 18 Jahre alt. Sie ist ein Mädchen. Wir haben die ersten Spaziergänge gemacht und ich habe sie gefragt, ob sie mich heiraten will. Es ging sehr schnell. Ich rate euch, das nicht so zu machen.
Bei uns war es jedoch wunderbar, denn wir hatten die Führung Gottes. Ich habe zu diesem Mädchen gesagt, dass ich schon mit Jesus verheiratet bin. Unsere Verbindung steht nur unter dieser Voraussetzung. Das sagt sie bei mir auch. Ohne diese Grundlage kannst du kein Liebesverhältnis haben.
Wenn das klar ist: Ich stehe unter dem allerhöchsten Kommando. Deshalb hat über uns niemand sonst etwas zu befehlen. Weder die Mode der Zeit, noch die Meinung der Leute, auch nicht meine Lust oder mein Wunsch, sondern nur Jesus und Sanber.
Es ist interessant: Einer hat mal gezählt, dass die Formulierung „in Christus sein“ im Neuen Testament 196 Mal vorkommt. Ich bin in Christus. Wir hatten eine Griechenlandreise, bei der wir die biblischen Reiseleiter waren. Ich habe unserer griechischen Reiseführerin gesagt, dass es im Griechischen so nicht geht. Ich kann nicht in einem anderen Menschen „drin“ sein. Das gibt es nur bei gläubigen Leuten, die sagen: „Ich bin in Christus“ und „Christus ist in mir“. Das geht nicht anders.
Dass eine Mutter in ihrer Tochter lebt oder die Tochter in ihrer Mutter, ist eine Formulierung, die nur im Neuen Testament vorkommt. Ihr müsst begreifen: Ich lebe in Christus. Ich habe das Thema „Freude im Herrn“. Ich lebe in Christus und Christus lebt in mir.
Bei Paulus kommt diese Formulierung 164 Mal vor, bei Johannes 24 Mal. Wenn wir uns einige Stellen ansehen, können wir das besser ordnen. Besonders bewusst wird es im Johannesevangelium, Kapitel 15: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Das beschreibt eine organische Verbindung mit Jesus.
Das ist keine Kopfsache, keine Wunschsache, keine Gewöhnungssache und keine Traditionssache. Die Rebe wächst am Weinstock. So bist du mit Jesus verbunden. So ist es mit dem auferstandenen Jesus.
Genauso wie die Rebe am Weinstock bleibt, so heißt es: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Das ist eine der schönsten Formulierungen.
Du kannst sechs Doktortitel haben, achtmal Pfarrer sein oder ein hoher Würdenträger – das hat keinen Sinn, wenn du nicht mit Jesus verbunden bist. Es ist ganz egal, ob du Laie, Pfarrer oder Prediger bist. Entscheidend ist, ob ein Mensch mit Jesus verbunden ist. Auf diese eine Beziehung kommt es in deinem Leben an.
Deshalb sage ich: Die anderen Fragen kommen erst aus dieser Mitte heraus. Es ist so wichtig, dass ich in Jesus verbunden bin. Er bringt viel Frucht.
Bei der Frucht ist es interessant: Du musst nicht vor einem Apfelbaum stehen und sagen: „Hoppla, jetzt wachsen mal die Äpfel.“ Die Frucht wächst organisch.
Jesus hat immer gern Bilder aus der Schöpfung genommen. Die Frucht des Geistes reift in dir: Liebe, Freude, Friede, Geduld – die ganze Heiligung. Sie kann nur aus der Jesusfreude in deinem Leben herauswachsen.
Je mehr du die Bibel liest, desto mehr kann der Heilige Geist das Wort nicht verändern, sondern in dir wirken.
Geistliches Wachstum und Frieden in Christus
Es war interessant. Ich war ja in der Innenstadt. Dort hatten wir raue Burschen aus vielen gottlosen Familien, wilde Burschen. Wenn diese heute aus dem Berufsleben kommen, werden bei uns oft sehr hässliche Gespräche geführt – sogenannte Montagsgespräche. In der Firma kennt man ja alles, was so passiert.
Doch weil diese Burschen ein halbes Jahr im Bibelkreis waren, hatten sie einen anderen Sprachschatz, ohne dass man ihnen irgendwelche Mahnungen machen musste. Das war ein Wachstum – ein geistliches Wachstum ihres Lebens. Es hat ihren Charakter geformt. Im Timotheusbrief steht ja auch, dass der Mensch Gottes vollkommen sei zu allem Guten Werk, das auf dem Wort Gottes basiert. Das Wort Gottes ist Träger des Heiligen Geistes und wächst aus deinem Leben wunderbar hervor.
Nun nehmen wir noch einmal Johannes Wort: „In ihm sollt ihr Frieden haben.“ Ich habe mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr keinen Frieden. In der Welt sind viele von euch vielleicht wahnsinnig unter Druck. Sie stehen vor ganz schweren Entscheidungen. Vielleicht gibt es unter euch manche, die unter unheilbaren Krankheiten leiden, Angst um ihre Eltern haben oder Probleme im Beruf.
Wir können in dieser Welt manchmal gehetzt und im Unfrieden sein. Die syrischen Christen haben tatsächlich diesen Frieden in Jesus. So ein schönes Büchlein, ein Taschenbuch, habe ich neulich aus meinem Regal wieder herausgeholt. Es handelt von Kriegsgefahren und davon, wie jemand zehn Jahre in Sibirien war – mit Jesus durch Sibirien. Dort sagte er: „Wir hatten solch einen Frieden in Jesus. Wir hatten Angst, wenn wir wieder heimkommen, dass wir ihn nicht mehr haben.“ Jesus hat uns diesen Frieden in der größten Not geschenkt.
So habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. Und dann geht es weiter: „In der Welt habt ihr Angst, Lebensangst. Aber seid mutig und getrost, ich habe diese Welt überwunden.“ Das ist Glauben: mit Jesus eine Lebensgemeinschaft zu haben, mit Jesus verbunden zu sein.
Ich bitte euch, nehmt das als Evangelium an, als Zeugnis, das ihr der Welt geben könnt. Und ich sage es noch einmal: Ihr müsst niemanden überzeugen. Lasst das Zeugnis einfach reifen. Lasst den Samen in Ruhe keimen und aufgehen.
Einheit in Christus statt organisatorische Einigkeit
Johannes 17 enthält das schöne hohepriesterliche Gebet. Wenn man es sich anschaut, stößt man auf die berühmte Stelle in Johannes 17, Vers 21, wo Jesus von der Einheit spricht: „Wir sollen alle eins sein.“
Wenn Christen zusammenkommen, entsteht oft die irrige Vorstellung, dass wir eine Organisation aufbauen müssten. Das ist jedoch der größte Unsinn. Die organisatorische Einheit war Jesus nie wichtig. Im Neuen Testament findet sich kein Wort darüber, wie man eine Organisation gestalten soll. Es wird nicht einmal genau beschrieben, wie die Gemeinde organisiert sein soll. Es heißt lediglich, man solle einige Ämter haben, wie Diakone und Älteste. Aber es wird nie genau festgelegt, wie die Gemeinde zu organisieren ist. Das ist alles frei, sodass wir es zweckmäßig und gut gestalten können.
Wir legen uns oft zu sehr auf organisatorische Dinge fest. Aber die Einheit, die Jesus meint, ist keine organisatorische Einheit. Christen und Kirchenvereinigungen müssen nicht zwangsläufig eine Organisation bilden. Das stimmt einfach nicht. Es geht um eine geistliche Einheit, die Jesus in Johannes 17, Vers 21 beschreibt: „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein.“
Diese Einheit ist keine horizontale, sondern eine vertikale Einheit mit dem Vater und Jesus. Wenn wir mit Jesus eins sind, dann können die verschiedenen Brüderversammlungen, die lutherischen Christen, die anglikanische Kirche, die Baptisten, die Heilsarmee und die Gemeinschaftsleute alle eins sein. Dafür braucht es keine Organisatoren, sondern nur diese geistliche Einheit.
In Johannes 17, Vers 21 heißt es: „So wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein.“ Es geht also nicht um eine organisatorische Einheit, sondern um eine geistliche Einheit.
Deshalb ist es schön, wenn wir nicht fragen, woher jemand kommt, sondern einfach wissen, dass wir Schwestern und Brüder in Jesus sind. Denn nur Jesus ist wichtig. Ganz egal, welche Rituale, Formen oder Namen unsere Gemeinschaften haben, diese Einheit in Jesus soll unser ganzes Leben prägen. Sie ist eine Vorfreude auf den Himmel.
Das Thema zieht sich durch Vers 21: „Ich in ihnen und du in mir.“ Das ist unser Thema – die Freude im Herrn, dass wir in Jesus eins sind. So sollen sie vollkommen eins sein, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.
Wenn uns diese Erkenntnis erfüllt, können wir der Welt das Zeugnis von Gott geben – von Jesus in der Einheit des Glaubens. Es ist überhaupt nicht nötig, dass wir uns in organisatorische Einheitsbestrebungen stürzen. Diese sind in der Regel schnell gescheitert. Oft spalten sich sogar innerhalb einer Gemeinde Gruppen, beispielsweise die Alten und die Jungen. Organisation hilft da nicht weiter.
Was wir brauchen, ist die Einheit in Christus über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Ich habe Jesus-gläubige Juden, Christen bei den Katholiken, den Orthodoxen und den Kopten in Ägypten gefunden.
Ich möchte hier von Maggie Gobran erzählen. Sie ist eine Jesus-Jüngerin, die ganz für Jesus brennt. Besonders in Äthiopien gibt es viele erstarrte Christen, aber auch viele, die wach geworden sind und Jesus über alles lieben. Sie sind in Jesus drin, und das ist wunderbar zu sehen.
Wir dürfen entdecken, dass Jesus uns allein errettet. Das ist das Thema: die Freude im Herrn. Ich habe die Freude in Jesus.
Freude im Leiden und die Kraft des Glaubens
Und das Interessante bei Paulus ist, dass er immer von der Freude spricht. Selbst in der schlimmsten Not, in Anbetracht seines baldigen Sterbens, schrieb Paulus im Philipperbrief – dem fröhlichen Brief aus dem Gefängnis –: „Freut euch in dem Herrn allewege!“
Ich selbst kann mich nie freuen, wenn ich krank bin. Aber in dem Herrn kann ich mich auch dann freuen, wenn ich krank bin. Wie geht es dir heute? Sag: Gott ist gut, meine Freude, der Herr ist treu. Und auch wenn es mir schlecht geht, ist er treu und wird mich hindurchführen durch diese Krisenzeit. „Freut euch in dem Herrn allewege!“
Noch eine interessante Beobachtung beim Bibellesen: Paulus spricht immer, wenn er vom Leiden redet – und bei ihm war es schrecklich. Sie haben ihn gefoltert, geschlagen, so dass er blutige Rücken hatte, etwa in Philippi. Was sie alles mit ihm gemacht haben: jahrelang eingesperrt, ohne Prozess. Doch er schreibt vom Leiden immer nur in Verbindung mit Freude. Für ihn war die Erfahrung der Freude im Herrn so groß, dass sie alle Schrecken überwunden hat.
Das haben auch eure Vorfahren bezeugt, in der schrecklichsten Verfolgung unter Josef Stalin. Der Umtransport von der Wolga nach Kasachstan und an viele andere Orte bis nach Sibirien wurde erlebt – und trotzdem erfuhren sie: Der Herr ist da. Selbst wenn die ganze Welt mir genommen wird, ist der Herr da, lässt mich nie im Stich und gibt seine Segnungen ganz anders, als ich es mir vorstelle.
Das dürfen wir auch hier wieder mittragen und sagen. Es ist so wichtig, dass nur aus dieser Mitte dein Leben neu wird. Aus dieser Quelle muss man schöpfen – aus der Nähe zu Jesus. Wenn du die Bibel liest, sagst du vielleicht: Jetzt muss ich diesen Bibelabschnitt lesen, dort ein Kapitel, im Alten Testament und im Neuen Testament. Ich möchte Jesus begegnen, ich möchte die Quelle wieder tränken, ich möchte seine Nähe erfahren.
Doch lass es lieber bleiben, wenn es nicht eine echte Jesusbegegnung wird – eine Einheit mit ihm. Dieses wunderbare Verbundensein mit ihm im Gebet: „So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“
Je mehr wir in unserem Leben die Sünde erkennen, desto mehr merkst du, wenn du älter wirst, wie sündig wir sind. Du dachtest, deine Bekehrung hätte nur ein paar Dinge verändert. Doch erst im Alter wirst du richtig merken, wie dein Eigensinn wütet, wie dein Zorn und dein Trotz in dir sind, wie störrisch dein Herz ist und wie dein Fleisch dich plagt.
Dann kannst du sagen: Herr Jesus, werde du stärker in meinem Leben! Das ist Heiligung. Du musst stärker werden als mein Fleisch. Wer von euch alte Leute pflegen muss, weiß, wie schwierig das ist. Wunderbar, wenn Menschen sagen: Herr Jesus, du musst immer mehr mich durchdringen.
Dieses „Jesus in mir und ich in dir“ – das ist das Wunderbare.
Gesetzlichkeit versus Freiheit im Glauben
Jetzt wird das, was ich gerade gesagt habe, von vielen Schwestern und Brüdern bestritten. Das möchte ich ganz offen sagen. Sie sagen: Nein, so einfach geht das nicht. Da muss man anders vorgehen.
In meiner Gemeinde gibt es einen Jugendleiter, der jeden jungen Menschen, der sich bekehrt hat, zuerst verpflichtet, ein sehr langes Formular zu unterschreiben. Darin verpflichtet sich der Jugendliche, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun. Ich habe ihm gesagt: Lass doch den Quatsch, das kannst du doch nicht mit einer Unterschrift regeln. Der Teufel lacht sich doch ins Fäustchen, wenn du sagst: Jetzt sündige ich nicht mehr, und draußen an der Tür ist es schon passiert.
Das ist doch klar: Der Teufel ist wie ein Eichhörnchen, er weiß genau, wie du es machen musst, um dein Herz reinzuhalten. Trotzdem gibt es in der Christenheit viele Menschen, die sagen: Nein, so einfach geht das nicht. Sie vertrauen immer wieder auf Gesetzesvorschriften, Formen und Regelungen.
Das hatten wir schon im Neuen Testament. Der Apostel Paulus hat sich mit den Christen in Galatien darüber geärgert. Wer sind die Galater? Kennt ihr die Fußballmannschaft Galatasaray in der Nähe von Istanbul? Das sind die Nachkommen der Galater aus dem Galaterbrief.
Diese damaligen Galater sagten: Es ist ja schon recht mit Jesus, aber man muss auch die Ordnungen ernst nehmen. Wir fangen wieder an mit dem jüdischen Gesetz, führen die Beschneidung wieder ein. Das kann ja nicht schaden, sagen sie. Und die ganzen Reinheitsvorschriften und Rituale des Judentums – das steht ja im Alten Testament, das kann man doch machen. Wir halten wieder den Sabbat, mit der Regel, dass man keinen weiten Gang macht, und wir führen all diese Vorschriften wieder ein.
Was hat Paulus dazu gesagt? Ihr habt Christus verloren. Ihr habt die einzige Kraftquelle eures Lebens verloren. Lest mal den Galaterbrief! Er schreibt: Mich wundert, dass ihr euch so schnell vom Evangelium abwenden lasst. Jetzt wollt ihr die Heiligung wieder in eigener Kraft durchführen.
Eine Heiligung, die ich aus eigener Kraft schaffe, klappt doch gar nicht. Die Leute meinen oft: Ich schaffe das mit meiner Willenskraft. Aber das ist das Schwächste, was ich habe – meinen Willen. Paulus sagt ganz deutlich: Euch war Christus vor Augen gemalt. Wir haben das Kreuz für dich. Das ist die größte Kraft meines Lebens: der Opfertod von Jesus.
Bleib immer wieder in deinem Geist stehen und denk daran: Das tat ich für dich, was tust du für mich? Gib dein Leben hin! Wie soll ich denn wieder in die Sünde zurückfallen? Sünde kann doch gar nicht mehr attraktiv sein, wo Jesus mich gelöst hat.
Darum ist der Galaterbrief so toll: Er zeigt, dass die Freiheit, zu der euch Christus befreit hat, in der Freude besteht. Und wenn keine Freude im Christenleben da ist, dann habt ihr das Christenleben noch nicht begriffen.
Ihr könnt in Gemeinden kommen, da ist es so kalt, keine Freude spürbar. Aber es gibt auch Gemeinden, da merkt man sofort: Das sind Menschen, die in der Jesusfreude strahlen. Sie sind so erfüllt von der Nähe zu Christus, sie strahlen eine Liebe aus, die nur durch den dauernden Umgang mit dem auferstandenen und lebendigen Jesus kommt.
Die bleibende Freude im Herrn
Das war euer Thema, das ihr mir gestellt habt: Die Freude in dem Herrn. Die Freude an dem Herrn und die Freude in dem Herrn sind dasselbe. Es ist eine Freude, die niemals vergeht und dich auch durch den Tod begleitet – durch die letzten Stunden deines Lebens. Ich bin im Herrn Jesus geborgen.
Diese Freude erfüllt dich auch, wenn dir der Herr Jesus täglich deine Sünden vergibt. Wir müssen täglich zu ihm kommen. Und ich darf immer wiederkommen und in großer Freude sagen: Ich bin mit ihm verbunden. Jetzt darf ich in diesem neuen Leben sein, und seine Kraft wirkt in mir. Das ist ganz wunderbar.
Als ich jung war, bin ich damals mit meinem Patenonkel Wilhelm Busch mitgegangen. Er hat mich mitgenommen. Die Freizeit, die er veranstaltete, hat mich sehr geprägt. Dort wurde eine Evangelisation gehalten, die ihn wieder zu Jesus und zu seinem Schicksal geführt hat.
Wir hatten morgens Bibelarbeiten, und wir sangen das Lied: „Ich blicke voll Beugung in Staunen hinein das Meer seiner Gnad.“ Es heißt: Wie lange habe ich mühevoll gerungen, gesäuft unter Sünde und Schmerz. Der Kampf, den wir geführt haben, war um die Reinheit unseres Lebens. Doch als ich mich ihm überlasse, da strömt sein Friede in mein Herz. Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht mich hell und rein.
Das ist die Freude am Herrn. Und ich kann das nicht selbst machen. Ich kann das nicht durch Selbstkasteiungen erreichen. Ich kann mich nicht auf dem Boden herumrutschen und mich quälen oder mir irgendwelche Dinge ausdenken, von denen ich glaube, sie würden mir helfen. Es gibt keine andere Möglichkeit, als mich in die Arme des Heilands Jesus zu werfen.
Das war durch die Generationen hindurch das Evangelium. Ihr findet es bei den Vätern der Erweckung, bei Zinzendorf, bei Martin Luther, bei Calvin, bei Ludwig Hofacker und vielen anderen. Ihr findet es bei euren Vorfahren, es war in der Erweckungsbewegung des Pietismus.
Wir wissen, dass viele Theologen die Stirn runzeln und sagen, so einfach geht das nicht. Wir finden aber immer wieder Gesetzes-Christen, die sagen: Ein Christ muss so und so in meiner Form genießen.
Die Freude als treibende Kraft im Glaubensleben
Darf ich euch einmal eine Geschichte erzählen? Sie macht das Thema besonders deutlich.
Ein junger Student und sein Bruder überlegten sich sehr strenge Ordnungen, wie man das Christenleben richtig und würdig leben kann. Schon als Studenten entwarfen sie eine Tagesordnung, in der jede Minute ihres Lebens für Jesus organisiert war: Essen, fünf Minuten Ruhe, Beten, Bibellesen, Nachdenken, Besuche machen, Dienen – alles war verplant. Deshalb erhielten sie auch ihren Namen: Methodisten. Sie hatten immer eine Methode für ihr ganzes Leben.
John Wesley hatte einen Bruder, Charles, der viele Lieder schrieb. Charles hatte den Plan, als Missionar nach Amerika zu gehen. Diesen Plan setzte ein sehr eifriger Christ um, der nach dieser Ordnung lebte. Schon auf dem Schiff, das ihn nach Amerika brachte, gab es einen schrecklichen Seesturm. Das Hauptmastsegel brach, und das Segelschiff stand kurz vor dem Untergang. Alle gerieten in Panik, auch John Wesley.
An Bord waren einige Herrnhuter, Anhänger von Zinzendorf und der Brüdergemeinde. Diese waren Flüchtlinge aus Böhmen und Mähren, dem heutigen Tschechien. Sie standen um den gebrochenen Mast herum und sangen Jesuslieder. John Wesley sagte damals: „Den Glauben habe ich gar nicht. Dieses Vertrauen in Jesus, so geborgen bin ich nicht.“
In Amerika begann Wesley eine Missionsarbeit bei den Indianern, die jedoch scheiterte. Was man aus der Geschichte weiß: Es gab eine Affäre mit einer Frau. Er war damals Junggeselle. Ob es nur Nachrede war oder ob er sich ungeschickt verhielt, ist unklar. Auf jeden Fall schickte ihn die Missionsleitung zurück nach England.
Für einen Missionar gibt es kaum etwas Schlimmeres, als als unbrauchbar nach Hause geschickt zu werden. So kam Wesley als gescheiterter Missionar nach London zurück. Er war so planvoll und wollte alles für Jesus richtig machen.
In London besuchte er eine Versammlung der Herrnhuter, wieder die Anhänger Zinzendorfs. Thomas Peter Böhler, der Leiter, las an diesem Abend nur die Vorrede Luthers zum Römerbrief vor. Dort heißt es im Wesentlichen, dass Glaube nicht etwas ist, was ich selbst mache, sondern dass Glaube bedeutet, dass Christus in mein Leben kommt und mich erfüllt.
Wesley sagte später: „Das war es. Das habe ich vorher nicht verstanden.“ Er dachte immer, Frömmigkeit sei etwas, das ich selbst tue. Zum ersten Mal begriff er: Ich muss Jesus in mein Leben lassen. Jesus wirkt in mir. Was er nicht wirkt, kann ich auch nicht tun. Er muss mein Leben immer mehr durchdringen und mich erfüllen.
Schaut mal in die Vorrede Luthers zum Römerbrief nach. Ihr habt eine Ausgabe, in der ihr das leicht findet. Dort steht, dass der Glaube ein mächtiges, tätiges Ding ist. Es ist unmöglich, dass die Verbindung mit Jesus in einem Leben nicht neues Wirken hervorbringt.
Zinzendorf besuchte John Wesley, und sie führten interessante Streitgespräche. Sie diskutierten die ganze Nacht. Wesley meinte, man müsse doch vorsichtig sein und nicht zu frei leben. Zinzendorf antwortete, dass man im Glauben das tun solle, was Freude macht, und nichts darüber hinaus. Die Freude an Jesus sei so stark, dass sie vor allem Übel bewahre.
Wesley entgegnete, man müsse vielleicht immer wieder Mahnungen einbauen. In diesem Streit stehen wir heute noch. Es gibt Richtungen, die sagen, man müsse mehr warnen und vorsichtiger sein. Ich selbst wurde eher von der Vorstellung geprägt, dass die Freude an Jesus uns durchdringt.
Das zeigt sich auch in den Liedern von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, der voller Freude an Jesus war. Er dichtete Verse wie: „Wenn Menschen sperren, da öffnet Jesus, dass es kracht. Wohl uns des feinen Herrn.“ Seine Lieder handeln vom Glauben und der Zuversicht in Jesus.
Zinzendorf hat viel gewagt mit seinem Leben, etwa bei der Mission in der Karibik. Er war einer der ersten Missionare überhaupt. Entscheidend ist, dass Christus uns antreibt und die Freude am Herrn der entscheidende Punkt ist.
Wenn du heute einen Christen in der Gemeinde triffst und merkst, dass dort etwas nicht stimmt, dass eine schlimme Sache hineingeraten ist, weißt du, was zu tun ist? Nicht moralische Vorhaltungen machen. Gestern haben wir schon darüber gesprochen, dass wir das mit einem sanftmütigen Geist tun sollen.
Frage dich: Wie ist deine Verbindung mit Jesus? Lebst du noch in einer ungebrochenen Verbindung? Meist kommt dann heraus: „Nein, ich komme zurzeit nicht mehr zum Bibellesen, und mein Gebetsleben ist erloschen.“ Aus dieser Not heraus kommen Sünden im Leben eines Christen wieder massiv hoch. Man wird verführt, obwohl man genau weiß, was sich mit Jesus nicht vereinbaren lässt.
Es ist interessant, um euch Mut zu machen, auch den Galaterbrief zu lesen. Dort werden zwei entgegengesetzte Wege beschrieben. Wenn du auf der Straße stehst, kannst du nach links oder nach rechts gehen, aber nicht gleichzeitig in beide Richtungen.
Du musst entweder den Weg mit Jesus gehen oder den Weg der Gesetzlichkeit. Das machen die Juden. Ich habe das in allen Kleingruppen erlebt: Sie sind immer beeindruckt von der Klagemauer, der Westmauer in Jerusalem. Sie sagen, wie die Juden beten – das sei viel toller, wie sie sich verbeugen.
Wir beten doch viel schöner, sagen wir, wir beten wie Kinder mit dem Vater. Du musst nicht einmal deinen Buckel verrenken. Das Gesetzliche macht immer Eindruck.
In Mittelamerika gibt es das Heiligtum der Jungfrau von Guadalupe. Die Katholiken robben dort fünf Kilometer lang auf ihren Knien, um ihre Schuld abzubüßen. Viele bluten dabei, und Sanitäter müssen sie behandeln. Sie meinen, sie müssten all das tun, um ihre Schuld zu begleichen.
Sie sagen: „Ihr seid Narren, bei Jesus bekommt ihr das gratis.“ Menschen machen es gern kompliziert, obwohl es einfacher geht.
Die Jesusfreude muss unsere Versammlungen prägen, sodass auch andere sie erleben. „Alles hat er mir erlassen, alles, kaum kann ich es fassen. Alle meine Schuld und Sünde trug er dort von mir auf Golgatha.“ All diese schönen Lieder, die wir haben – die Sünden sind vergeben. Das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist.
Das ist doch das Allergrößte im Glaubensleben. Diese Liebe von Jesus ist die stärkste Treibkraft. Sie hat die größte Schubkraft.
Zeugnisse der Verwandlung durch Jesus
Da gab es einen Evangelisten, wie hieß er noch? Wolfgang Dück. Er hat ein kleines Büchlein geschrieben. Er war zehn Jahre im Zuchthaus, als ich noch jung war. Dort hat ihn Jesus gefunden – durch die Heilsarmee. Dieser Evangelist ging in Nachtlokale hinein und sprach auf der Straße zu den Menschen. Er sagte wenige Sätze: „Ich komme aus dem Zuchthaus und weiß, wie die Welt aussieht. Aber Jesus kann dein Leben neu machen.“ Das geschah auf der Hamburger Reeperbahn.
Leider hat Gott ihn früh zu sich gerufen. Er war irgendwo in einem Taunusort bei Nacht unterwegs, als er auf dem Heimweg von einem Dienst gegen ein Lastfahrzeug geprallt wurde und starb. Er war Vater von ein paar Kindern.
Das Zeugnis von ihm, ich glaube, es ist auch im Sermon online zu finden, ist in diesem kleinen Büchlein festgehalten. Es ist so beeindruckend, weil man sieht, wie die Liebeskraft von Jesus Menschen verändert hat. Das hat ihn nicht mehr zurück in sein altes, schmutziges Leben gezogen.
Was in unseren Gemeinden fehlt, ist die Freude über die erlebte Vergebung in Jesus. So steht nun fest in der Freiheit, zu der euch Christus befreit hat. Jesus hat uns zu Kindern Gottes gemacht und uns herausgezogen aus dem Dreck.
Ich vergleiche das gern mit dem verlorenen Sohn. Als der verlorene Sohn nach Hause kam, wollte er seinem Vater beweisen, dass er ein anständiger Kerl sei. So dumm ist er nicht – er war doch ein Lumpensohn. Er machte seinem Vater keine großen Sprüche.
Der Vater hielt ihm auch keine langen Vorträge. Er sagte nicht: „Kamerad, bei mir wird jetzt morgens um sechs aufgestanden, dann mischtest du den Stall und jetzt machst du dies.“ Nein, der Vater war einfach glücklich, dass sein Sohn im Gnadenstand bei ihm war. Aus Dankbarkeit hat der Sohn alles gern getan.
Dass wir dem Herrn gehorsam sind, tun wir doch aus Dankbarkeit dafür, dass er uns erlöst und aus dem Dreck herausgezogen hat. Im Heidelberger Katechismus, den ich schon erwähnt habe, ist der ganze Teil über unser Tun und Gehorchen mit „aus Dankbarkeit“ überschrieben – aus Dankbarkeit für die Erlösung.
Das ist die stärkste Motivation, die Gebote Gottes zu tun. Ich tue es nicht aus Zwang oder weil ich die Hölle fürchte. Ich tue es, weil er mir so viel erwiesen hat. Ich will ihn nicht beschämen, sondern mich ihm würdig erweisen.
Warnung vor falschen Wegen und das Vertrauen auf Gottes Kraft
Es ist so schön, wenn man hier im Waldiger Land im Wald spazieren geht. Man läuft einen Weg entlang, und plötzlich endet dieser Weg im Gestrüpp. Habt ihr das auch schon erlebt? Wenn man einfach frei drauflos geht, ohne Wanderzeichen, nennt man solche Wege „Holzwege“. Warum heißen sie so? Weil sie nur für die Holzabfuhr angelegt sind. Deshalb enden sie irgendwo im Gestrüpp und führen nicht weiter.
Das erinnert mich an unsere Zwänge, besonders an die frommen Zwänge in unserem Leben. Sie sind alle gut gemeint: „Ich möchte mich anstrengen für Herrn Jesus, ich möchte mich bemühen.“ Doch das sind alles Holzwege.
Stellt euch vor, jemand liegt krank mit einer Lungenentzündung im Bett. Der Arzt kommt, besucht ihn, verschreibt ein Medikament und sagt: „Das müssen Sie nehmen, dann wird die Lungenentzündung schnell abklingen.“ Aber der Patient sagt: „Ich habe in meinem Nachttisch noch eine Medizin vom Kurpfuscher, und dem vertraue ich auch.“ Nun nimmt er beide Medikamente, wird aber nicht gesund, weil das eine das andere aufhebt.
So ist es oft auch mit dem eigenen Bemühen – es hilft nicht. Ich erinnere mich an ein Lied, das ich erwähnt habe: „Wie lange habe ich mühvoll gerungen, gesäuft unter Sünd und Schmerz, aber ganz wunderbar das Fels des Heils geöffnet mir.“ Egal, wie viel Tränen fließen oder wie sehr ich ringe, es hilft nichts. Denn es gilt: „Nicht meine Schuld, Herr, mir hilft nur deine Huld. Aus der Sünde kann mich nur Jesus herausziehen.“
Und das ist so einfach, aber zugleich so schwer zu verstehen. So wie der verlorene Sohn gerettet wurde, so sind alle im Neuen Testament gerettet worden. So sind eure Vorfahren alle selig geworden. Es ist allein die Gnade, die rettet. Das steht im Galaterbrief, aber auch in den anderen Briefen des Paulus.
In diesem Zusammenhang erinnere ich gerne an das Wort aus Psalm 86: Wohl dem Menschen, der sich nicht auf seine Stärke verlässt, der nicht mehr auf sich und seine Kraft vertraut. Das ist für Christen entscheidend. Ich traue mir selbst nicht mehr zu, in mir ist nichts Gutes. Aber der Heiland kann mich retten, und ich weiß, dass er mein Leben durchdringt.
Das ist so wichtig: Wenn in deinem Leben dein Selbstvertrauen gebrochen ist, dann bekommst du neuen Mut und neue Freude an Jesus. Wir haben als Christen nicht nur mit Fleisch und Blut zu kämpfen. Paulus sagt in Epheser 6, dass wir nicht mit Fleisch und Blut kämpfen, sondern mit der mächtigen Welt, auch mit der Dämonenwelt.
Deshalb heißt es: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Er allein kann uns bewahren. Und du kannst dein Christenleben nur führen, wenn du dich immer mehr an Jesus anschließt und ihm immer mehr vertraust.
Gottes Kraft und Verheißungen im Alltag
Jetzt haben wir prima Luft, und jetzt singen wir noch ein Lied dazwischen. Das tut ganz gut.
Als wir geheiratet haben, habe ich gesagt, ich möchte den Text nennen, der über unserer Ehe stehen soll. Dieser Text hat mich sehr geprägt. Es ist ein Abschnitt aus dem Epheserbrief, wo Paulus ganz am Anfang im ersten Kapitel schreibt, dass Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Herr der Herrlichkeit, uns den Geist der Weisheit und der Offenbarung gibt, damit wir ihn erkennen.
Du musst immer Christus vor Augen haben. Er gebe euch erleuchtete Augen, damit unsere Augen ganz hell sind und ihn erkennen können. So erkennt ihr, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, was wir vor uns haben und wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist – überschwänglich groß.
Seine Kraft ist überschwänglich groß. Wir können mit unserer eigenen Kraft nicht viel ausrichten. Aber du musst in deinem Leben erkennen, dass Jesus, der dich berufen hat, überschwänglich stark ist.
Wenn du heimkommst, hat der Teufel schon alle Tücken vorbereitet, um zu sehen, was er mit dir machen will und wie er dich vom Gebet abhalten kann. Aber Jesus ist viel stärker. Es gibt überhaupt keine Macht, die Jesus aufhalten kann, wenn du auf ihn blickst.
Diese Kraft, die Macht seiner Stärke, ist bei uns wirksam geworden. Sie wirkt durch ihn in Christus, der von den Toten auferweckt wurde und zur Rechten des Vaters eingesetzt ist – über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat.
Das ist der Grund, warum wir keine Macht der Welt mehr fürchten müssen – kein Regime, keine Christenverfolgung, keinen ISIS-Terror. Jesus ist da. Es kann kommen, was will. Und wenn die Erde bebt, wie es im Psalm 27 heißt: „Er deckt mich zu seiner Hütte in der bösen Zeit.“
Er deckt uns mit Gnade wie mit einem Schild (Psalm 5). Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und zuversichtlich wirst du unter seinen Flügeln Zuflucht haben (Psalm 91). Mensch, was haben wir für Zusagen von Jesus!
Du wirst ihn in der Ewigkeit nie anklagen können und sagen, dass er einmal ein Versprechen nicht gehalten hat. Er hat dir nie versprochen, dass du immer gesund bist – nie. Er hat dir auch nie versprochen, dass du nicht durch Leid gehen musst. Aber er hat versprochen, dass du seine Nähe überwältigend erfahren wirst.
Und dass niemand dich aus seiner Hand reißen kann, auch der Teufel nicht – das hat er dir versprochen. Das ist so wichtig, dass ich auch bei ihm bleibe, auch wenn ich sündige, und dass ich ein Kind Gottes bleibe. Er erhält mich bei sich.
Wir sind ja schwache Leute, und das bleiben wir ein Leben lang. Auch als Christen bleiben wir schwach. Wir merken, wie wenig wir erreichen können.
Ich habe es gestern erzählt: In der Gemeinde habe ich erlebt, dass ein Ehepaar sich auseinandergelebt hat und sich scheiden wollte. Ich sagte: Macht doch keinen Blödsinn! Eure Kinder, ihr selber – ihr seid doch die ideale Verbindung.
Von außen versteht man oft nicht, was der Teufel auseinanderreißt. Du erreichst mit deinen Worten nichts, wenn junge Leute einen bösen Weg gehen oder ins Rauschgift verfallen. Ich rede wie ein Weltmeister, aber es reicht nicht. Aber Jesus kann es. Er kann Herzen bekehren, er kann Menschen ziehen.
Das ist es, was ich nie verstanden habe: In allen Kulturen ist es immer dasselbe Evangelium. Die Japaner denken ganz anders als die Indianer in Südamerika. Aber alle haben das Evangelium vom Kreuz verstanden.
Unsere modernen Theologen mit ihrer großen Gelehrsamkeit verstehen das oft nicht. Vor 500 Jahren haben die Menschen im Mittelalter es genauso verstanden wie heute die Afrikaner, die Zulus in Südafrika, die Eskimos oder die Sinti und Roma. Alle haben das Evangelium, die gleiche Bibel, das gleiche Wort Gottes.
Man muss es nicht kulturell anpassen. Wenn du heute erlebst, wie sie singen – ob in den Indianerdörfern, wo Gnade Gottes wunderbar ist, oder in den Zigeunergemeinden in Rumänien oder in Hamburg, wo sie große Gemeinden haben – das ist gewaltig.
Dieses Jesus-Evangelium muss jedem zugänglich gemacht werden, denn Christus hat alle Macht über die Herzen. Darum wollen wir dieses Evangelium verkünden. Wir müssen den Erfolg nicht sehen, aber er weiß, wo überall das Einzige ist, was in der Gemeinde wächst und Leben gibt.
Dunkle Stunden und die Kraft des Beistands
Das ist für dein Leben wichtig, und im Christenleben gibt es natürlich auch dunkle Stunden. Paulus erzählt einmal im Timotheusbrief von seinem Mitarbeiter Timotheus. Timotheus konnte nicht so gut essen, wie Paulus selbst. Da steht der interessante Satz, dass er ein bisschen Wein trinken solle, damit sein kranker Magen das Essen besser verdauen kann. Timotheus war also ein sehr sensibler Mensch.
Er hatte auch viel Angst. Gott hat ihm aber den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht gegeben, nicht einen Geist der Furchtsamkeit. Paulus beschreibt Timotheus als einen engen Typ, der im Reich Gottes eine wichtige Rolle spielt. Paulus erzählt ihm auch von seiner eigenen Erfahrung bei einer kaiserlichen Gerichtsverhandlung, bei der es für ihn um Leben und Tod ging.
Er wurde hereingeführt, und nach römischem Recht durfte jeder römische Bürger im Zuschauersaal sitzen. Auch heute dürfen wir bei Prozessen manchmal als Zuschauer dabei sein, um zu sehen, ob der Richter gerecht urteilt – das ist ein gutes demokratisches Recht. Paulus drehte sich um und fragte: Wo sind die Schwestern und Brüder? Doch niemand war da. Das war das Allerschlimmste für Paulus: die Einsamkeit.
Im zweiten Timotheusbrief schreibt Paulus, dass Alexander der Schmied ihm Böses getan hat, und das sei ihm nicht zugerechnet worden. Ein anderer habe ihm auch noch hinterrücks geschadet. Und kein Bruder war da, der ihm beistand. Paulus, der sonst mutig ist, hatte nur ein paar Beter bei sich. Doch dann sagt er: „Der Herr aber stand mir bei, sodass mein Zeugnis vor den gottlosen Richtern bekräftigt wurde.“ Paulus hat Jesus Zeugnis abgelegt, und Jesus stand ihm bei.
Du musst immer wieder wirken, auch wenn du der Einzige bist, der nicht enttäuscht wird. Die Gemeinde enttäuscht oft, und du kannst durch viele Gemeinden wandern, ohne die Idealgemeinde zu finden. Aber der Herr enttäuscht nie. Die Freude im Herrn trägt dich durch bis zur Ewigkeit. Das ist das Einzige, was uns stark macht und uns überwinden lässt. Es lässt uns auch fröhlich und sicher auftreten, weil wir wissen, dass auch unser Leben zur Ehre Gottes wird.
Gerade im Galaterbrief, wo die Leute viel mit ihren Werken und ihrer Gesetzlichkeit wollten, pausiert Paulus sie: Die Frucht des Heiligen Geistes muss reifen. Es ist eine Frucht, die Geduld braucht, bis die Liebe reift. Junge Männer sollen Keuschheit haben, auch wenn sie oft kämpfen müssen. Dabei überlässt sich Jesus ihnen, und dann wird es reifen.
Das Letzte, was bei dieser Frucht erwähnt wird, sind Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut und Keuschheit. Meine Konfirmanden wissen oft nicht mehr, was Keuschheit bedeutet. Hoffentlich wissen sie es doch noch. Es ist toll, dass Keuschheit heute nicht mehr angesprochen wird von dem Schmutz, der sonst die Seele vergiftet und zu dunklen Gedanken führt.
Das Wunder ist, dass der Geist Gottes das in unserem kaputten Herzen fertigbringt. Du musst nur ein bisschen mithelfen. Du musst nicht jeden Schmutzgrad anfassen und mit deinen Augen anschauen. Sonst kann der Geist Gottes nicht wirken. Der Heilige Geist kann nicht in einem Herzen wirken, das von Sünde blockiert wird. Deshalb ist es so wichtig, dass der Geist wirkt und dass er das schafft.
Er ist so mächtig, dass er Menschen umformen kann. Er hat sogar ganz schwere Gewalttäter umformen können.
Mission und die Kraft des Evangeliums
Ein Beispiel aus der Mission: Wer sich dafür interessiert, findet im Buch "Jenseits der endlosen Meere" viele Kapitel. Diese sind auch im Sermon und online digitalisiert. Man kann sie einzeln herunterladen, egal ob man von Livingston oder von Israel lesen möchte, wie die Mission in Jerusalem begann, was man in Uganda vorhat und Ähnliches. Es ist hochinteressant, wie die Evangelisierung in Burma begann.
Dort war ein Missionar namens Adoniram Judson. Er sagte: „Gott kann mich überall hin auf der Welt schicken, aber nicht nach Burma.“ Er wollte eigentlich nach Indien. Weißt du, wo Gott ihn eingesetzt hat? Natürlich in Burma. So läuft das oft. So ist es auch bei dir. Livingston wollte nicht nach Afrika, sondern nach China. Doch in Afrika erzielte er die größte Wirkung.
Adoniram Judson ging nach Burma, und die Burmesen sind bis heute schwer zu erreichen. Dort gab es einen Mann namens Cotabio, der ein heruntergekommener, liederlicher Mensch war. Judson war oft ärgerlich darüber, dass dieser ungehobelte, böse Mensch immer um ihn herum war. Cotabio war einer der Stammesführer. Die Burmesen, die Schlitzaugen haben, sagen, das seien gar keine richtigen Menschen. Sie werden verachtet – das ist typisch für viele asiatische Religionen.
Cotabio sagte: „Es macht doch Schande für das Evangelium, dass dieser Mensch meine Arbeit so behindert.“ Doch Cotabio war angesichts dessen, was geschah, ein ganz anderer Mensch. Ihr könnt das im Kapitel über Adoniram Judson in meinem Missionsbuch im Sermon nachlesen oder es für wenige Cent beim Buglucker an der Quaritsch kaufen. Cotabio war vom Evangelium Jesu getroffen worden, und sein Leben wurde durch Jesus erneuert.
Judson sagte, Cotabio habe noch nicht viel vom Evangelium begriffen. Aber die meisten Menschen, die zu Jesus kamen, wurden durch das Zeugnis dieses liederlichen Mannes erweckt. Sie sagten: „Wir haben gesehen, welche Veränderung bei ihm passiert ist.“ Obwohl er immer noch ein ungehobelter Grobian war, wirkte das Evangelium mächtig durch ihn.
Deshalb sollten wir uns nicht daran stoßen. Die Wirkungen des Geistes Gottes sind viel größer als alles, was wir mit Willenskraft oder eigenen Bemühungen erreichen können. Der Geist Gottes ist der, der Neues schafft. Er wirkt durch das Wort Gottes. Denk einmal daran: Gott sprach nur das Wort, und dann entstanden die ganzen Planeten und Sonnensysteme. Gott schuf alles durch seinen Befehl.
Wie kann er heute durch sein wirkendes Wort in deinem Leben, im Chaos deines Lebens, Neues schaffen? Das ist eine solche Freude am Herrn, die nie vergeht – eine Freude, die ich niemals verlieren möchte.
Umgang mit Sünde und die Kraft der Vergebung
Ich bin natürlich oft traurig, wenn ich merke, dass ich sündige und meine alte Art wieder durchbricht. Früher bin ich sehr gern im Wald gejoggt, im Dägerloch, morgens früh, schon in aller Frühe, bevor der Morgen begann. Dort haben die Herrschaften ihre Hunde ausgeführt, und sie haben immer gerufen: „Keine Angst, der macht nichts!“
Sie wussten nicht, dass die alte Art bei einem Jagdhund wieder durchbricht. Wenn der so einen „Zucker“ sieht wie mich, denkt er, da ist Fleisch zu holen, und dann jagt er mir plötzlich nach – vor allem, wenn er nicht alleine ist. Das kennen wir Christen ja auch: Die alte Natur bricht wieder durch, aber dann sollen wir uns bloß unter die Arme von Jesus stellen.
Ich kann euch sagen, eure Lieder, die ihr im Gesangbuch habt, vom Trost des Glaubens, freuen mich sehr. Ich sage ja immer, am schönsten ist das Lied vom Bürgermeister von Guben, das an der Neiße spielt: „Jesus, meine Freude, unter deinen Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei. Ob es kracht und blitzt, ob Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.“
Kann man es besser sagen? Kann man das Evangelium besser zusammenfassen? Die Freude am Herrn – und da will ich nichts anderes mehr. Diese Freude bleibt in ihm. Paulus hat das in seinem Brief aus der Gefangenschaft in Philippi so wunderbar geschrieben: „Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freut euch! Eure Milde soll allen Menschen bekannt werden. Der Herr ist nahe.“ (Philipper 4,4-5)
Warnung vor Irrlehren und falschen Bewegungen
Ich vermag alles – das ist ein tolles Wort. Es geht um seine Gefangenschaft. Ich kann alles ertragen, sei es hoch oder niedrig, durch den, der mich mächtig macht: Christus.
Liebe Freunde, was haben wir den christlichen Glauben oft zu einer kümmerlichen Bürgersache gemacht, zu einer ganz kleinen Quellreligion. Die große triumphale Freude muss man immer wieder erleben, wenn man Lebensbilder liest, zum Beispiel von Corrie ten Boom. Oder wenn man Evangelisationen wie die von Billy Graham erlebt, wo der Friede mit Gott so eindrucksvoll beschrieben wird. Dort hört man Zeugnisse von Menschen, die das erlebt haben.
Glaube ist die Lebensverbindung mit Jesus, die sich in der Liebe zeigt – in der großen Jesusliebe. Wir werden aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt zur Seligkeit.
Ich mache mir auch Gedanken: Wie werden die letzten Jahre meines Lebens verlaufen? Liege ich gelähmt im Pflegeheim oder werde ich dement? Da kann man ja verrückt werden. Was ist die Zukunft meines Lebens?
Wir werden durch Gottes Macht, durch Glauben bewahrt zur Seligkeit – bewahrt zur Seligkeit. Macht der Herr, der wird es recht machen.
Da ist Traugottan, der 1919 im Baltikum im Dorpat von den Bolschewiken erschlagen wurde, damals im Aufstand. Er war während der Gefangenschaft Geisel der Bolschewiken. Bevor die deutschen Landwehrtruppen sie befreien konnten, wurden sie erstochen – wenige Minuten vorher. Er sagte damals: „Gott hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet. Ich überlasse es ihm.“
Eigentlich können wir ganz gelassen sein. Was er schickt, geht an seinem Herzen vorbei, und er meint es gut. Er hat Friedensgedanken, auch wenn wir Schweres zu tragen haben. Es wird alles recht werden. Und ich darf ihm vertrauen, wenn ich nur bei ihm bleibe.
Er bewahrt uns durch Gottes Macht, durch Glauben zur Seligkeit (1. Petrus 1,25). So beginnt der erste Petrusbrief gleich.
Ich weiß, er gibt das Leben in Fülle. Da stehen so viele Verheißungen drin. In der letzten Woche habe ich einige davon genannt, aus dem Krummer. Das war auch im Internet, wo die Russlanddeutschen das Internet in dicken Wälzern gemacht haben. Dort war eine so schöne Predigt über die Wanderungen Israels in der Wüste. Er hat alle Worte aufgezählt und für euch nochmal aufgeschrieben:
Wer glaubt, kommt nicht ins Gericht. Wer Jesus vertraut, kommt nicht ins Gericht. Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen – wir sündige Menschen! Wer glaubt, wird die Werke tun, die Jesus getan hat, und sogar noch größere als die, die Jesus auf Erden getan hat. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Wer nicht glaubt, macht Gott zum Lügner. Alles, was ihr erbittet in meinem Namen, werdet ihr erhalten.
Es besteht die Gefahr, dass man selbstlos bittet: „Herr Jesus, lass doch dein Reich kommen, erbarm dich der vielen Ungläubigen und gib, dass Menschen dich erkennen und ich dein Werkzeug sein kann.“ Wenn dein Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, kannst du schon Berge versetzen.
Denk mal: Du darfst mit Jesus eine Straße ziehen. Ich will, dass du das ganze Leben nie vergisst. Es gibt nichts Größeres. Und da gibt es auch keine Appelle und keine noch so sehr Willensverpflichtung – nur die Freude am Herrn ist eure Stärke, die Freude am Herrn Jesus, der lebt und auferstanden ist.
Mehr kann ich euch nicht sagen. Es war toll, dass es so geordnet wurde, dass es noch am Ende da stand. Ich kann euch nur der Gnade dieses Herrn anvertrauen. Ihr werdet staunen, was ihr erleben dürft und wie viele ihr noch in den Himmel bringen dürft.
Das ist das Allerschönste in unserer irdischen Laufzeit: dass wir Menschen dorthin führen durften, zur Quelle.
Er weiß ein bisschen von den Strömungen, wo er auch geistlich einmal durchgerappt war. Er wurde in Malta geboren. Sein Vater war der erste evangelische Missionar in Äthiopien. Sechs Jahre hat er umsonst gearbeitet, ohne etwas in der koptischen Kirche zu erreichen, die damals erstarrt war.
Dann ist er nach Jerusalem gegangen als der erste evangelische Bischof – eine ganz kleine Arbeit. Er war der erste Vorgänger dieser Erlösekirche, die später dort gebaut wurde. Er sammelte die evangelische Gemeinde in Jerusalem.
Dora Rappert hat am Zionsberg in der Bischof-Goba-Schule unterrichtet, heute das American Institute. Wenn man nach Jerusalem kommt, liegt sie auf halbem Weg unter der katholischen Dormitio-Abtei.
Sie hat dann den Rappert geheiratet. Das ist das Creschona-Werk bei Basel, habt ihr schon mal gehört? Es gehört mit in unsere Strömung hinein, der pietistischen Erwägung.
So, jetzt Fragen, Ergänzungen, Proteste.
Kritik am Wohlstandsevangelium und biblische Orientierung
Ich weiß nicht, ob Sie schon davon gehört haben, aber aus Amerika kam die Bewegung der "Freude am Herrn". Dabei wird oft erwähnt, wie Paulus im Gefängnis war und seine Freude daraus zog, Christus zu leiden. Aus dieser Bewegung entwickelte sich jedoch auch das sogenannte Wohlstandsevangelium, das besagt, dass jeder sich einfach wohlfühlen müsse.
Was wissen Sie darüber? Das ist eine ganz schwere Irrlehre des Wohlstands. Es gibt Leute wie Benny Hinn, der Palästinenser ist und dessen Anhänger in der Schleierhalle in Stuttgart etwa zehn Personen waren. Er sagt ganz einfach, wenn man ihm ein paar hundert Dollar überweist, wird man sehen, dass der Geldbeutel nie Probleme hat. Aber zuerst müsse man ihm das Geld überweisen.
Wenn man so etwas hört und die Leute sind naiv genug, darauf hereinzufallen, dann ist das sehr problematisch. Benny Hinn ist besonders schlimm; er besitzt eigene Flugzeuge und Ähnliches. Es gibt viele Wohlstandsevangelisten, doch das steht nirgendwo in der Bibel. Das Wohlstandsevangelium ist eine falsche Lehre. Die wahre Freude im Herrn zeigt sich auch im Leiden, nicht im Wohlstand.
Die Wohlstandsevangelisten sagen immer, wenn du glaubst, wirst du nicht krank. Das ist eine schreckliche Lehre. In der Bibel steht jedoch, dass Trophimus krank in Milet zurückgelassen wurde. Paulus fragt: Hast du nicht geglaubt oder hast du nicht gebetet? Wir wissen, dass trotz Gebet Menschen krank sind. Paulus selbst war im Neuen Testament krank. Gegen diese Lehre müssen wir widerstehen.
Es gibt ein schönes Büchlein von Fritz Laubach mit dem Titel "Die Machttaten Gottes – Krankheit und Heilung", das wunderbar biblisch zusammenfasst, was richtig ist. Dieses Buch ist sehr wichtig. Ich habe noch einige Exemplare im Auto liegen, falls jemand Interesse hat. Für drei Euro ist das ein sehr günstiger Preis. Dort sind alle biblischen Grundlagen zusammengefasst, die zeigen, dass die Lehren mancher falscher Evangelisten nicht stimmen.
Es ist nicht gemein gemeint, aber gerade im Leid und auf dem Kreuzesweg kommen die größten Segnungen Gottes – nicht im Wohlstand. Das ist eine furchtbare Lehre, die vor allem in vielen Missionsländern großen Schaden anrichtet. Ich möchte auch um höchste Vorsicht bitten. Es gibt inzwischen sogar bei Bibel TV einige Evangelisten, bei denen ich nicht ganz glücklich bin.
Ich bin auch bei Charles Meyer nicht in allem einverstanden, was er sagt. Wir müssen sehr vorsichtig sein und uns an die Bibel halten. Es ist gut, dass in der Offenbarung des Johannes steht, wer etwas hinzufügt oder wegnimmt. Beides führt dazu, dass man seinen Anteil am Leben mit Jesus verliert. Darauf muss man sehr achten: Weder etwas zum Evangelium hinzufügen noch wegnehmen.
Das kann jeder selbst prüfen. Ich halte die Heilsbewegungen aus Amerika nicht für sehr glücklich. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der gläubigen Christen dort massiv zurückgegangen. Die Amerikaner haben ein ganz anderes Lebensgefühl und eine andere Eigenart, wie sie Dinge angehen. Auch in Kanada ist die Zahl der Christen zurückgegangen.
Wir können viel von anderen Ländern lernen. Zum Beispiel hat Adschit Fernando aus Colombo wunderbare Bücher geschrieben und ist ein toller Bibelausleger, ähnlich wie Watchman Nee mit seinen Büchern aus China. Wir haben auch immer wieder gute Bibelausleger aus Afrika, wie Festo Givens. Solche nüchternen Bibelausleger sollten wir kennenlernen.
Wir sollten viel mehr Beispiele aus der Dritten Welt nehmen, wo das Wachstum echt ist und nicht künstlich erzeugt wird. Natürlich gibt es auch Amerikaner, die ich sehr schätze. Zum Beispiel hören wir gerne Dr. Charles Stanley im Evangeliumsrundfunk. Er ist ein Baptist aus Amerika und erklärt die Bibel wunderbar.
Auch Maggie, die Bibelauslegung macht, schätze ich sehr. Sie war ebenfalls im Evangeliumsrundfunk und ist jetzt bei Wort Gottes Radio im Internet zu hören. Maggie hat ausgezeichnete Bibelauslegungen, ebenso wie William MacDonald vom CLV-Verlag. Es gibt Amerikaner, die sehr bibeltreu sind.
Beim CLV-Verlag kann man unbedenklich alle Bücher nehmen. Bei anderen Verlagen in den USA sollte Deutschland mit der englischen Literatur vorsichtig sein. Reicht das? Gibt es vielleicht noch ein Büchlein, das darauf hinweist, welche Prediger man nicht hören sollte, die das Wohlstandsevangelium predigen?
Man sollte sich erkundigen, denn nicht jeder verlangt 100 Euro für Vorräte oder verspricht, dass das Portemonnaie immer voll sein wird. Ich habe auch schon Predigten gehört, die sich, wie Sie erwähnten, bei Bibel TV widersprechen. Sie sagen 19 Wahrheiten und schleusen 10 Lügen ein, die den Menschen gefallen. Das kann sehr gefährlich sein.
Ich warne ungern, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich Namen nenne und warne, viele Leute gerade deshalb nachsehen, um das Gift in sich aufzunehmen. Menschen haben eine merkwürdige Eigenart.
Im Sermon Online gibt es viele Sendungen, die Stephan Köthert zusammengestellt hat. Dort sind gute Bibellehrer, die deutlich auch vor der Pfingstbewegung warnen – mit Namen. Auch Alexander Seibel hat viel veröffentlicht. Wenn man im Postfach das Stichwort "Pfingstbewegung" oder "Heilung" oder "Wohlstandsevangelium" eingibt, bekommt man viele Verweise und biblische Abhandlungen.
Ich möchte mich auf diesem Gebiet nicht zu sehr beschäftigen. Wie Sie gemerkt haben, schlägt mein Herz für die Freude im Herrn. Das ist mein Thema. Bei anderen Lehren bin ich vorsichtig.
Ich hatte zum Beispiel einen reichen Kaufmann in Stuttgart, der kinderlos war und sein ganzes Vermögen für Gottes Reich in eine Stiftung gegeben hat. Er sagte mir oft, die Leute meinen, Geld sei etwas Besonderes. Er sagte: "Ich kann doch nicht zwei Jacketts übereinander anziehen, ich kann abends nicht zweimal essen. Man kann mit Geld gar nicht viel anfangen." Das ist ein großer Irrtum.
Er fuhr einen schönen Mercedes 450, den ich auch gern mal für einen Tag gefahren hätte, aber er hat ihn mir nie anvertraut. So sind unsere Gelüste des Fleisches. Wir müssen aufpassen, dass unser Leben nicht daran hängt. Wir müssen wissen, dass nicht das Geld zählt, sondern die Freude am Herrn.
Darauf sind wir geschaffen. Das einzige, was wirklich trägt, ist das neue, erfüllte Leben mit Jesus. Ich sage Ihnen: Keine Stunde möchte ich bereuen, und schade ist jede Stunde, die man nicht mit Jesus verbringt.
Im Sermon Online kann man genügend Material herunterladen. Alexander Seibel ist eigentlich der größte Spezialist auf diesem Gebiet. Wenn man ihn anschreiben möchte, kann man im Internet-Telefonbuch nach ihm suchen. Er kennt alle Fehlentwicklungen.
Rob Bell ist ein Beispiel für jemanden, der immer von Liebe sprach, aber jetzt auch Homosexuelle traut. Er war in der evangelikalen Welt weit verbreitet, was sehr erschütternd ist. Alexander Seibel kennt das genau. Ich selbst kenne Rob Bell nicht und lese seine Bücher nicht, deshalb ist es mir egal.
Doch es zeigt, wie aus der Liebe eine falsche "Affenliebe" wird, die wir von der Schrift her ablehnen müssen. Es gibt Spezialisten, die das sehr gut erklären.
Sonst noch etwas?
Die stille Freude und geistliche Zucht
Sieht das aus wie übertriebene Freude? Keine magische Verlegung zum Beispiel. Man wird ja alles Mögliche sagen und sich über alles freuen. Alles, was man in der Welt machen kann, nennt man Freude machen.
Die Freude im Herrn ist eine wunderbare Sache. Wissen wir, wie das eine stille Freude gibt? Ich persönlich habe immer noch Schwierigkeiten damit. Ich klatsche ungern im Gottesdienst, auch wenn ich in der Versammlung bin, weil mir das immer ein bisschen fremd ist.
Ich finde auch die Bewunderung bei den Sängern und so weiter nicht ganz gut. Ich freue mich immer wieder, wie es bei euch gehandhabt wird. Das gehört nicht zur Freude dazu. Vor allem, dass das unter einer großen Zucht steht, zeigt, dass es keine Freude des Fleisches, sondern eine Freude des Geistes ist.
Das Schlimme bei der fleischlichen Freude ist, dass es nichts Kurzlebigeres als Lust gibt. Lust ist vor dem Essen und nach dem Essen. Vor dem Essen hast du Lust, und nach dem Essen bist du voll. Das heißt: Danke, jetzt reicht es. Jetzt kann ich es nicht mehr ansehen. Mein Vorhaben war schon, nicht noch einen Nachtisch zu essen – danke, jetzt reicht es.
So ist es mit allen fleischlichen Freuden: Sie haben ihre Beschränkung. Die geistliche Freude hingegen ist anders. Jesus schenkt Freude, die nie vergeht. Und das ist etwas ganz Wunderbares, wenn er auch mal die Lieder anschaut.
Wir haben das so erlebt, als unser Willi Ehret beerdigt wurde. Er war Entwicklungshelfer und ein treuer, guter Freund. Vor 30 Jahren hat er wahnsinnigen Entwicklungsdienst geleistet, in Afghanistan. Er wurde ermordet und war damals schon in großer Freude, trotz allem Leid.
"Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünder" – am Grab. Er war völlig überfüllt, der Ort, Sohn des Bürgermeisters in Heimerdingen. Er hat den Ort erschüttert. Vertreter der Bundesregion waren alle da. Und das ist unsere Christenfreude. Versteht ihr das? Oft ganz unmittelbar im Zeichen des Kreuzes, nicht nach der Art der Welt.
Sonst noch was?
Politische Freiheit und christliches Engagement
Zum Beispiel steht die Zeitstift IDEa jetzt zu solchen Sachen wie Pegida. Dabei werden viele positive Aspekte genannt, und manche junge Leute werden vielleicht so angeleitet, an den Protesten teilzunehmen und bei Demonstrationen mitzumachen.
Ich habe meine Meinung dazu, aber was würden Sie sagen? Bei politischen Bewegungen ist es immer sehr schwierig. In der Freiheit hat jeder seine politische Meinung, und in der politischen Diskussion äußert sich immer etwas Richtiges. Die Leute sind gar nicht so dumm. Das Asylrecht, das wir in Deutschland haben, ist Quatsch. Wir haben einen Zuzug von Leuten, die alle nachher wieder abgeschoben werden. Sie sind hier nur etwa dreiviertel Jahr mit vielen Kosten. Das Asylrecht ist ja wirklich für Verfolgte gedacht.
In letzter Zeit sind ja gar nicht die Syrer gekommen. Die Christen in Syrien haben gesagt: Wenn ihr einen Christen findet, schickt ihn gleich wieder zurück. Die sollen hier bleiben, weil sie hier Widerstand gegen ISIS leisten möchten. Dann sind Leute aus dem Kosovo gekommen. Ihr kennt ja, wie das ist mit dem Wohlstand. Aber das hat gar keinen Wert. Wenn wir Zuwanderung brauchen, muss man Zuwanderung machen.
Ich sehe es auch nicht gut an, wenn man alle Ärzte nach Deutschland holt. Die fehlen ja dort unten im Kosovo wieder. Wenn man die besten Facharbeiter holt, die mühsam ausgebildet wurden, und die alle akademischen Abschlüsse haben, dann kommen sie hierher. Aber wir haben das Schulsystem bezahlt, deshalb müssen wir wieder einen Ausgleich geben an die Herkunftsländer.
Das ganze Asylrecht ist in dem Zustand nicht richtig. Wir haben keine klare Regelung. Das ist ein Problem. Unser Volk leidet natürlich unter einer Bewegung, die der Staat im Moment nicht in den Griff bekommt. Aber das ist eine reine politische Frage. Diese Ausländerämter müssen die Menschen alle wieder zurückschicken. Vom Kosovo bekommt nicht einer auch nur ein Prozent Anerkennung hier. Und die Leute sind hier, anstatt dass wir ihnen dort helfen. Wir haben ja den Entwicklungsminister, der dafür sorgt, dass wir dort helfen.
Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 12, steht geschrieben, dass man die Stimme Jesu nicht auf den Gassen hören wird. Jesus selbst wurde damals von der Bevölkerung als jemand erwartet, der eine Revolution gegen die Römer starten würde. Aber in der Demokratie darf man auch auf der Straße sein.
Ich habe großen Respekt vor den Leuten, die gegen die Abtreibung auf der Straße demonstrieren und dort von Gegendemonstranten zusammengeschlagen wurden. In Stuttgart hat man 500 Polizisten gebraucht, um diese wackeren Bekenner des Evangeliums zu schützen. Ich habe Respekt vor denen, die auf die Straße gegangen sind. Das ist richtig.
Aber der andere sagt: Ich mache es nicht. Das müsst ihr einfach wissen. Das ist in der Demokratie eine Art, wie wir unser Bürgerrecht wahrnehmen. Wir haben ja in Stuttgart diesen idiotischen Blödsinn, dass dieser verrückte Bahnhof gebaut wird, der nie fertig wird und irrsinnige Milliarden kostet. Man wird von vorne bis hinten belogen, und die ganze Stadt wird verwüstet.
Beim politischen Unsinn, den man im Westen in der Freiheit erlebt, schlägt man oft die Hände über dem Kopf zusammen, was sie machen. Sie bauen ein Haus und reißen es dann wieder ab. Da ist keine Nachhaltigkeit drin. Aber das sind politische Fragen.
Wir müssen wissen: Da habt ihr Freiheit, und da habt ihr auch Leute, die sagen, wir machen es lieber mehr in der Stille. Es ist wichtig, dass wir für die Obrigkeit beten. Wichtig ist auch, dass man sich in die Gremien wählen lässt.
Ich freue mich über jeden Christen, der in einen Gemeinderat einzieht. Das ist sicher das Wichtige: dass Leute von innen drin sind. Wir wollen besonders für gläubige Leute beten, die heute im Bundestag, im Landtag und im Gemeinderat sind. Diese wollen wir stützen und fördern, damit die Freiheit, die wir haben, auch richtig genutzt wird.
Der Staat kann auch Böses tun. Aber das ist natürlich oft das Spiel der politischen Gruppen. Wir haben heute Zeitungen, die zum größten Teil von rot-grünen Kräften beherrscht werden. Deshalb gilt jeder, der ein bisschen bürgerlich denkt, schnell als Rechtsaußenradikaler. Das ist etwas schwierig. Man muss sich da zurechtfinden und darf nicht jede Parole übernehmen. Aber ihr werdet so weise sein, dass ihr euch euer eigenes Urteil bildet.
Gibt es noch etwas zu unserem Thema? Darüber würde ich mich freuen.
Die Bedeutung der Jesusliebe über Nächstenliebe
Sie haben vorhin gesagt, dass es um die Liebe geht, die man leben soll. Zum Beispiel wird in der Gemeinde oft das Wort „Nachfolge“ verwendet, aber die Liebe steht im Mittelpunkt. Es geht darum, dass Kinder in die Liebe umgewandelt werden.
Sie haben betont, dass wir diese Liebe gar nicht selbst besitzen. Wir haben sie nur empfangen. Gestern wurde auch gesagt, dass Jesus nie nur gepredigt, sondern auch die Liebe gezeigt hat. Besonders von der Nächstenliebe spricht Jesus nicht so oft, wie wir es vielleicht denken. Bei uns wird viel über Nächstenliebe gesprochen, aber Jesus sprach von einer viel größeren Liebe – seiner eigenen Liebe, die in unser Herz eingeht, die Jesusliebe.
Ich wollte nur sagen, dass das, was im Volk oft über Nächstenliebe gesprochen wird, so von Jesus nie gesagt wurde. Er hat Nächstenliebe vorausgesetzt. Für jeden Menschen ist Nächstenliebe eigentlich klar, so wie wir sagen, dass wir den anderen ehren sollen. Aber die Jesusliebe muss in uns wirksam sein. Diese Liebe, die sich in Jesus offenbart hat, muss uns erfüllen. Und diese Liebe sollen alle Menschen spüren – auch unsere Feinde, aber vor allem unsere Nächsten und Nachbarn. Das ist etwas ganz Tolles.
Ich bewundere meine Frau, die neulich gesagt hat, wie froh sie ist, dass wir mit allen Leuten im Haus ein so gutes Verhältnis haben. Sie überlegt sich auch immer, wie sie auf andere zugehen kann. Die Leute wollen ja oft gar nicht so viel vom Evangelium hören, aber wenn man ihnen einfach in Liebe begegnet und das spüren lässt, ist das der beste Boden, den wir in unserer Umgebung und Nachbarschaft brauchen. Dafür wünsche ich euch viel Weisheit.
Leider sprechen viele Menschen über Nächstenliebe, aber gehen miteinander hartherzig um. Einer schlägt den anderen nieder oder brüllt ihn an. Das ist schlimm. Genau das meinte ich: Nächstenliebe ist oft nur ein heuchlerisches Gerede. Besonders von denen, die Jesus ablehnen.
In der Bibel wird vom barmherzigen Samariter gesprochen. Viele haben nie verstanden, dass man zuerst die Jesusliebe braucht, die große Liebe, die man leben muss. Das merken wir gerade auch im Krankenhaus: Ob dort nur die Pflicht erfüllt wird oder ob Mitarbeiter wirklich über das Maß hinaus Liebe den Patienten geben. Das wünschen wir uns auch in unserer Diakonie.
Sonst noch etwas? Wunderschön!