Einführung in das Thema Jüngerschaft und Glaube
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 345: Die Speise zum ewigen Leben, Teil 11.
Wir waren bei der Frage stehen geblieben, ob man sich für einen Jünger Jesu halten kann, ohne zu glauben. Die Antwort lautet ganz nüchtern: Ja, das ist möglich.
Diese falsche Art des Jüngerseins wird vor allem dann offenbart, wenn Jesus auf seine besondere Weise in das Leben von falschen Jüngern hineinspricht und seinen Anspruch auf ihr Leben deutlich macht.
Die Zuhörer in der Synagoge in Kapernaum hören die Predigt, doch dann gehen sie weg. Bis eben noch war Jesus ihr Held, der durch das Wunder beeindruckte. Jetzt bleibt nur noch Kopfschütteln.
Sie wollen natürlich noch einmal satt werden, aber sie wollen nicht ihn, ihn als Person. Seine Gaben ja, ihn als Geber ewigen Lebens jedoch nein.
Die Herausforderung Jesu an seine Jünger
Und jetzt kommt der Knaller im Text: Johannes 6,67. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“
Viele Jünger gehen, doch die Zwölf bleiben stehen. Was hätten wir denn erwartet, dass Jesus jetzt in so einer Situation sagt? Bestimmt etwas wie: „Mann, bin ich froh, dass wenigstens ihr geblieben seid. Es ist doch immer wieder schön, dass man sich auf seine Freunde verlassen kann, oder?“
Stattdessen sagt er: „Wollt ihr etwa auch weggehen? Wie steht es mit euch?“
Lasst uns verstehen, warum Jesus das sagt, und zwar gut verstehen. Es geht ihm nämlich nicht – und zwar kein bisschen – um einen Fanclub. Jesus braucht keine Leute, die ihn nur bewundern, die sich halbherzig und fast gläubig auf seine Seite stellen und den Eindruck erwecken, auch irgendwie dazuzugehören.
Solche Leute braucht er nicht, und solche Leute will er nicht.
Die Bedeutung der Herzensentscheidung für Jesus
Wir leben in einer Zeit, in der es vor allem darum geht, gut dazustehen. Expressiver Individualismus ist angesagt. Gut dazustehen bedeutet heute, viele Follower zu haben – sei es auf Instagram, YouTube oder TikTok. Wer viele Follower hat, ist „in“, wer keine hat, gilt als „out“. So tickt unsere Gesellschaft.
Dann kommt Jesus und fragt seine Jünger: Wollt ihr auch weggehen?
Der Clou daran ist: Er stellt diese Frage nicht, um sie zu halten. Er will wissen, wofür ihr Herz schlägt. Wollen sie wirklich ihn, oder wollen sie nur etwas von ihm? Wollen sie ihn als Weihnachtsmann oder als König?
Das ist die entscheidende Frage. Und es ist natürlich eine Frage, die Gott uns allen stellt.
Die wiederkehrende Frage Gottes im Leben der Gläubigen
Und seien wir ehrlich: Diese Frage stellt er nicht nur einmal im Leben, sondern immer wieder. Er richtet sie an junge Gläubige an den Weggabelungen ihres Lebens. Dort, wo sie plötzlich erkennen, was es bedeutet, Jesus Herr und König zu nennen. Sie merken, dass seine Herrschaft auch Bereiche ihres Lebens umfasst, von denen sie im Moment ihrer Bekehrung noch gar nichts wussten. Dazu gehören zum Beispiel die Partnerwahl, Karriere, der Umgang mit Geld, Kindererziehung, schwere Erkrankungen, Depressionen und Ähnliches.
Doch Jesus stellt diese Frage nicht nur den Jüngeren unter uns. Auch die Älteren trifft sie, wenn sie schwächer werden oder schon lange ohne Erfüllung für etwas beten. Wenn wir sehen, wie alte Weggefährten vom Glauben abfallen, oder wenn liebe Menschen viel zu früh sterben. Oder wenn sich bestimmte geistliche Hoffnungen einfach nicht einstellen wollen. Dann fragt er: Wollt ihr etwa auch weggehen?
Lasst uns ehrlich sein, wenn diese Frage an unsere Herzenstür klopft. Und lasst uns sie bitte nicht verdrängen.
Glaube als lebendige Beziehung zu Jesus
Glaube als Leben mit Jesus ist keine Sache einer vergangenen Entscheidung. Leben mit Jesus ist wie eine Ehe. Das Ja auf dem Standesamt ist nur der Startschuss. Gelebt wird die Ehe, wenn meine Frau morgens zu mir in die Küche kommt, ich sie anlächele und mich bewusst an ihr freue.
Dieser innere Bezug, der in aktiver Bewunderung zum Ausdruck kommt, wird im Blick auf Gott wohl als bewusste Anbetung bezeichnet. Dieser innere Bezug zu Jesus darf uns über die Jahre nicht verloren gehen.
Es muss gerade andersherum sein: So wie ich nach über dreißig Jahren Ehe meine Frau mehr liebe, sie mehr bewundere und es uns leichter fällt, einander Gutes zu tun, so sollte das auch im Leben mit Jesus sein.
Die Herausforderung der Sünde und die Notwendigkeit der Standhaftigkeit
Und natürlich gibt es in mir eine Instanz, die das torpediert: die Sünde, die in meinem Fleisch wohnt.
So wie eine Ehe, die in Routine erstarrt, ihren Glanz und ihre Sinnlichkeit verliert, kann das auch im Blick auf den Glauben geschehen.
Nicht umsonst fordert Paulus die alten Männer auf, gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren zu sein. Das Leben ist lang. Wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir etwas vom Vertrauen in den Herrn Jesus, von der Liebe zu den Menschen und von der Charakterfestigkeit im Umgang mit Sünde oder anderen Problemen.
Die Bedeutung der ehrlichen Antwort auf Jesu Frage
Und damit das nicht geschieht, dürfen wir die Frage „Wollt ihr etwa auch weggehen?“ nicht einfach beiseite schieben. Sie ist wichtig.
Lasst uns immer wieder aus einem ehrlichen Herzen genau das antworten, was Petrus geantwortet hat. In Johannes 6,68-69 heißt es: Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“
Das ist die einzig richtige Antwort: Zu wem sollten wir gehen? Herr, wem sollten wir vertrauen? Wenn du, Herr Jesus, nicht die Antwort bist, dann gibt es keine.
Der Zusammenhang von Glauben und Erkenntnis
Jesus ist der mit den Worten des Lebens. Wenn wir nicht auf ihn hören, ist es egal, auf wen wir hören, denn alle Alternativen sind gleich falsch und gleich unvernünftig.
Dann kommt etwas, das mich immer wieder fasziniert. Es heißt hier: „Und wir haben geglaubt und haben erkannt, dass du der heilige Gottes bist.“
Die Frage ist: Was kommt zuerst, das Wissen oder der Glaube? Eine gute Frage. Petrus formuliert es so: „Wir haben geglaubt und erkannt.“ Erst kommt der Glaube, und aus dem Glauben entsteht das Wissen.
Warum ist das so? Ganz einfach: Erst der Glaube öffnet mir die Augen für die Realität. Das Wagnis des Glaubens bringt mich in Kontakt mit einer Wirklichkeit, die sich Stück für Stück als Wahrheit erweist.
Als Mensch lebe ich in der Finsternis. Wenn Gott mir etwas Licht schenkt, muss ich diesem Licht folgen – also glauben. Dieses Wagnis des Glaubens lässt mich kleine Glaubensschritte tun. Mit jedem dieser Schritte merke ich, dass Jesus mir nichts verspricht, was er nicht auch hält. Er ist das Licht, das mich aus der Finsternis herausführt, hinein in die Wirklichkeit und in ein wahres Leben mit ihm.
Wer erst glauben will, wenn er alles versteht, wird wahrscheinlich nie glauben. Damit wir nicht aneinander vorbeireden: Ja, es gibt gute Gründe für den Glauben. Aber wirklich erkennen, dass Jesus tatsächlich der Heilige Gottes ist – also der, der er zu sein behauptet –, das braucht Glauben. Es braucht ein Leben mit diesem Jesus.
Abschluss und Ermutigung zur Gemeinschaft
Johannes 6,68-69: Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“
Es ist sehr empfehlenswert, Johannes 6, die Verse 68 und 69, auswendig zu lernen. Diese Verse wirst du für dich selbst und auch für andere immer wieder brauchen.
Das war's für heute.
Gemeinde ist wichtig – täusche dich da bloß nicht. Sie ist Gottes Idee, damit Glaube, Liebe, Heiligkeit und noch vieles mehr reifen können.
Gemeinde ist nicht immer einfach, aber sie ist wichtig.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.