Lieber Herr, Du bist der Erste und der Letzte.
Wir kommen aus dem Druck dieses Tages, mit dem vielen, was uns beschäftigt hat. Doch es sind alles vergängliche Dinge. Wir wissen nicht, wie lange unsere Lebenszeit ist. Deshalb wollen wir im Flug der Zeiten fest werden, ewigkeitsbezogen.
Wir wollen unsere Tage nicht wie ein Geschwätz zubringen, sondern in der Verantwortung vor Dir leben.
Gib uns heute Abend ein helles Licht aus Deinem Wort. Lass uns auch ganz neu verstehen, was uns bedrückt. Hilf uns, die Entscheidungen, die wir zu fällen haben, besser zu verstehen, damit wir unseren Weg klarer erkennen können.
Vielen Dank, dass Du zu uns redest. Amen.
Einführung in Hebräer 13 und persönliche Erfahrung
Jetzt wollen wir das Kapitel Hebräer 13 teilen. Wir mussten ja ein bisschen hin und her springen, da Rolf Brune uns dabei geholfen hat. Dabei waren wir froh, bei Hebräer 11 angekommen zu sein. Nun kommen wir zu Hebräer 13 und teilen es in zwei Hälften. Es ist zwar ein wenig unorganisch, aber ich würde bei Vers 9 einen Einschnitt machen. Obwohl das eigentlich mitten im Kapitel ist, macht das nichts, denn wir müssen ja irgendwo aufhören.
Heute haben wir eine Fülle von Gedanken, die uns auch ganz praktisch ansprechen. Hebräer 13, Vers 1: Ich war direkt beim Vorbereiten, als eine unbekannte Frau anrief. So etwas passiert manchmal beim Bibellesen, das kennen Sie sicher auch. Sie sagte, sie würde mit ihrem Mann einen Kongress besuchen, aber das Hotel sei ihr zu teuer. Ob sie nicht bei uns wohnen könnte.
Sie wissen, was man dann sagt, bis man wieder sieht, was in Vers 2 steht. Also habe ich ihr bald zurückgerufen und gesagt, sie könne kommen. Das Wort Gottes ist ja erstaunlich konkret: "Bleibt fest in der brüderlichen Liebe. Gastfreundschaft vergesst nicht, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt."
Hat jemand einen anderen Luthertext, einen alten Luther noch? Hat keiner einen alten Luther? Ja, wie heißt das bei Ihnen, Herr Hagen? Frau Präsidentin! Genau das Gleiche! Bedeutet das nicht gastfrei sein ohne Murmeln? Das war der alte Luthertext meiner Kindheit, dass man beim Murren – und da war auch Murmeln hinter manchen Worten – gastfrei sein sollte.
Das ist ja so, wie es vielleicht in den "Plaudereien aus meinem Studierzimmer" steht: Die Gefahr ist, dass man zwar gastfrei ist, aber hinter der Tür, wenn man sie zumacht, sagt man etwas anderes. Hanno meint, jetzt wäre es auch wieder Zeit.
Praktische Aufforderungen und ethische Grundsätze
Also denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr noch im Leibe lebt.
Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen, und das Ehebett unbefleckt. Denn die Unsittlichen und die Ehebrecher wird Gott richten.
Seid nicht geldgierig und lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.
So können auch wir getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten, was kann mir ein Mensch tun?
Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben. Schaut auf ihr Ende und folgt ihrem Glauben nach Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben. Denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade und nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die damit umgehen.
Kulturwandel und Herausforderungen der heutigen Zeit
Es wird uns oft gar nicht bewusst, welch eine Kulturrevolution sich in unseren Lebensjahren tatsächlich ereignet hat – gerade auch bei den Jüngeren.
Ich war noch Pfarrer in dieser Gemeinde, als nach unserem bürgerlichen Gesetzbuch Ehebruch ein Tatbestand im Strafgesetzbuch war. Ehebruch hätte theoretisch von Polizei und Gericht bestraft werden können. Man hat das jedoch seit Jahren nicht mehr getan. Damals sagten viele, man müsse diesen Paragraphen streichen, weil er altmodisch sei. Unser alter Ministraldirigent Dr. Bob meinte dazu: Lasst es doch drin. Das Strafgesetz sei immer sittenbildend und halte ganze Dämme zurück.
Man weiß heute, wie dieses vermeintlich harmlose Gesetz gefallen ist – vor dem Hintergrund der Kulturrevolution, die sich ereignet hat. Vor dreißig Jahren hätte sich eine Vermieterin strafbar gemacht, wenn sie zwei junge Leute unverheiratet zusammenleben ließ. Es ist alles eine Kulturrevolution. Goloman hat gesagt: „Die meisten Dämme sind geborsten.“ Bei den Mauern von Jericho musste man noch Posaunen blasen, heute haben alle mitgeholfen, sie einzureißen.
Wenn man bedenkt, was auch unter Christen an völlig eindeutigen Gottesgeboten zerbrochen ist, wo viele sagen, das sei unklar, möchte ich noch einmal betonen, dass wir dabei bleiben, was Jesus gesagt hat: Es wird nicht ein Häkchen am Gesetz aufgelöst. All das sind Kulturerscheinungen.
Die Suche nach Lebenssinn und die Herausforderung der Vergnügungsgesellschaft
Gerade wenn man jemanden wie Stefan Holthaus hört, sagt er, dass sich in unserer Welt vieles verschoben hat. Wir brauchen nur noch etwa 20 Prozent unseres Geldes, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Die übrigen 80 Prozent können wir zum Vergnügen und zum Jux ausgeben – und zwar bis hin zu den ärmeren Kreisen. Es ist ein Anspruch gewachsen, den alle Menschen haben: Wie werde ich glücklich? Und wie vergnüge ich mich am besten?
Er sagt, dass die Christen davon voll erwischt wurden. Sie sagen nur noch von sich selbst: „Ich finde das gut“, „Das macht mir Spaß“ oder „Ich fühle nichts dabei, also muss es richtig sein.“ Dabei fragen sie gar nicht mehr, was Gott eigentlich von ihnen will und was in seinem Wort geschrieben steht. Daran sollen sie sich doch eigentlich richten.
In unserer Welt wird alles immer verrückter. Oft haben wir kein Verständnis dafür, warum ein junger Mensch sich an Drogen bindet – nur weil er Lust erleben will. Die Lust steht so im Vordergrund, dass er weiß, er bindet sich damit, aber es macht nichts, Hauptsache, er hat Lust. Das geht dann so weit bis zum letzten Kick, zum Beispiel Bungee-Springen. Dann wird wieder etwas Neues erfunden, noch mal etwas Besseres und so weiter.
Eine interessante Frage ist: Wo finde ich die Erfüllung meines Lebens? Ich denke, das war zu allen Zeiten so. Wir sollen nicht immer so tun, als ob nur unsere Zeit eine Umwälzung erlebt hätte. Manche von Ihnen, die es noch miterlebt haben, wissen, was die Zeiten im Dritten Reich bedeuteten. Das waren auch ungeheuer kulturumwälzende Zeiten, mit allem, was darin enthalten war und was erlebt wurde.
Wer von Ihnen hat die schreckliche Flucht miterlebt und die Toten gesehen, die am Straßenrand lagen? Was für schreckliche Bewegungen gab es in dieser Welt, die sich kein Mensch ausdenken kann? Wir können kaum darüber reden. Aber was ist das, wenn unsere Krankenschwestern im Südsudan sind?
Wir hatten einmal zwei besonders begabte Frauen, die schon älter waren und viel Erfahrung im Sudan hatten. Nach 14 Tagen mussten wir sie zurückholen, weil sie es nicht mehr ertragen konnten, wie die toten Skelette im Boden lagen.
In dieser Welt voller furchtbarer Eindrücke und Erlebnisse seinen Weg zu finden – was bedeutet das für Christen? Das kann einen verrückt machen. Woran orientiere ich mich?
Die Versuchung, sich an die Mode anzupassen
Nun lehnen wir uns gerne an Menschen an oder richten uns nach der Mode und der Zeit. Wir sagen: „Ich bin eben ein ganz flotter Kerl.“ Das wollen wir ja alle – flott und modern sein. Übrigens betrifft das nicht nur die Jungen, die können es oft besser als wir Älteren. Auch wir wollen modisch da sein und die Mode der Zeit verstehen.
Dennoch gibt es Dinge, bei denen wir uns von der Mode der Zeit absetzen. Diejenigen, die mit uns in die Türkei mitgehen, wissen das. Vielleicht machen wir im nächsten Jahr noch einmal eine Türkeireise, damit die, die Interesse haben, daran teilhaben können. Es ist ungeheuerlich, wenn man sieht, was diese wahnsinnige Religion war – die Verehrung der Astarte. Was steckt dahinter? Das kann man kaum in Worte fassen, wenn sich Männer als Offenbarung der Lust vor allen Menschen entmannen.
Was ist das für ein Suchen eines Menschen nach einem Kick in dieser alten Welt? Und dann kam das Evangelium in diese unheimliche Stadt Ephesus. Paulus predigte bloß das Evangelium von Jesus. Daraus entstand eine umgekehrte Revolution, so stark, dass plötzlich der ganze Heidengruß nicht mehr verkauft werden konnte. Diese Wahnsinnsreligion, die aufreizend bis zum Äußersten war, wurde in ihrem Kern getroffen.
Wenn man dann sieht, dass jahrhundertelang das ganze oströmische Gebiet vom Evangelium durchdrungen war – trotz der Christenverfolgungen – zeigt das, wie viel Kraft das Evangelium von Jesus hat, wenn Menschen wirklich in der Spur Jesu gehen. Man muss immer wieder betonen – auch wenn es bei uns oft schlecht gemacht wird –, was geschieht in der Missionierung. Dabei wird den Leuten nichts eingeredet.
Sondern indem der Name Jesus als Lebensquelle verkündet wird, wenden sich Menschen ab. Das steht gerade im Epheserbrief: Diese Menschen wenden sich von den nichtigen Göttern ab, die nichts bringen können. „Ihr seid ja lange darin gewandelt, und jetzt habt ihr entdeckt, was das Leben ist.“
Wir sollten immer sehr darauf achten: Eine Evangeliumsverkündigung, die keine praktischen Konsequenzen hat, ist eine verlogene Sache. Und das wäre heute besonders schlimm, wenn sich in unserem Leben gar nichts verändert – keine Umwälzung!
Wir haben oft darüber gesprochen, was für Leute das sind: Es sind Menschen im Trott, vertrottelte Christen, wie sie im Hebräerbrief angesprochen werden. Am Ende zeigt der Schreiber des Hebräerbriefs – wir wissen nicht, wer es war – noch einmal, dass das Evangelium Konsequenzen im praktischen Leben haben muss. Er sagt: Es muss sich zeigen in der Ethik, im Gehorsam eures Lebens.
Die Bedeutung der festen Glaubensposition
Jetzt möchte ich von hinten her beginnen, nämlich beim Vers 9, um deutlich zu machen, dass das Herz fest werden soll. Es gibt so viele Menschen, die in ihrem Leben nie zu einer festen Position gefunden haben, und das ist das Allerwichtigste.
Das war im Dritten Reich wichtig, das war im Kommunismus wichtig. Hier im Gemeindehaus hatten wir einmal Pfarrer Bambowski, der ein sehr gemeiner Stasi-Spitzel war. Ich habe all die Akten durchgelesen, die es über ihn gab. Solche Leute waren so fies, sie benutzten alle Kontakte nur, um ihre Berichte zu schreiben. Wenn man das liest, merkt man, wie gehässig das war.
Und da sitzen sie unten bei der Allianzbesprechung und der Gebetsgemeinschaft, wenn Menschen keine Festigkeit haben – keine Festigkeit. Deshalb ist es das Allerwichtigste: Ich muss in meinem Leben einen festen Punkt haben. Wofür lebe ich? Wofür stehe ich ein? Das ist in unserer Zeit ganz verpönt.
Man hat in unserer Zeit sogar ein Schimpfwort erfunden, das natürlich ganz absurd ist. Man nennt solche Leute mehr und mehr, auch in unserer Kirche, Fundamentalisten. Was sollte eigentlich schlecht daran sein, wenn jemand ein Fundament hat, eine feste Position? Er baut auf dem Eckstein Jesus Christus, einen anderen Grund kann niemand legen.
Das ist natürlich ein tolles Argument, aber solche Worte sind immer Killerworte, mit denen man jemanden fertig machen kann. Fundamentalisten – das klingt schlecht, wenn man an Ayatollah Khomeini denkt oder ähnliches. Ich möchte das Wort Fundamentalisten trotzdem in den Mund nehmen, weil es schon kaputt gemacht ist, so wie die Worte Frömmler oder Pietist.
Wir wollen immer wieder auf biblische Dinge zurückgehen. Ich muss fest werden. Wie werde ich fest? Wenn Jesus Christus mich an der Hand nimmt und mir in meinem Leben eine feste Position gibt, sodass ich nicht mehr erschrecke vor den Ereignissen, die kommen. Was auch immer das sein mag, es können noch ganz andere Entwicklungen kommen.
Ich halte es für durchaus denkbar, dass wir einmal eine ungeheure Weltwährungskrise erleben, die die ganze Welt betrifft. Das ganze Geld ist ja seit langem nicht mehr gedeckt, das durch die Welt geistert. Dann haben viele wieder alles verloren, was sie besitzen.
Aber es kann noch viel mehr Katastrophen geben. Niemand hätte gedacht, dass Jugoslawien so zerbricht, in einem Kriegselend, aus dem niemand mehr eine Lösung weiß. Es gibt da niemanden, der eine Lösung für das Kosovo findet. Die Menschen sind sehr hilflos, und wir leben von der Güte Gottes. Das ist noch nicht alles.
Wo sind wir fest? Einfach sagen: Lasst uns genügen, lasst uns mit dem Leben zufrieden sein. Das ist mein Leben. Gerade wünschen wir den jungen Leuten unter uns, dass sie mit ihrem eigenen Leben eine Festigkeit bekommen und sagen: Das will ich, das ist mein Ruf, ich gehe diesen Weg mit meinem Herrn.
Es ist eine köstliche Sache, eine verkostbare, eine wunderbare Sache, wenn das Herz fest wird. Wie wird das Herz fest? Nicht mit Willenskraft, nicht durch Stützen, die man hat, sondern durch Gnade.
Das ist die Gnade, die Huld Gottes, seine Liebe, die mich trägt. Menschen entdecken: Gott hat mich aus Güte gemacht. Manche waren am Sonntag angesprochen bei der Erwählung: Gott hat mich gerufen, ich darf ihm mit meinem Leben dienen. Ich will meine Begrenzungen akzeptieren, auch meine schwierigen Charakterseiten. Ich will vor meinem Herrn leben, aber ich will fest sein.
Ich bleibe dabei, ich lasse mich nicht verwirren. Sie müssen genau wissen: Nichts, was Gott verboten hat, kann Ihnen auch zum Glück verhelfen. Das kann nicht sein. Sie können nie Befriedigung finden bei etwas, was Gott nicht für gut hält.
Es ist gut, wenn das Herz fest wird, wenn Sie auch nicht umgetrieben sind. Es gibt viele Menschen, die sind nicht mehr zu bremsen, denn sie gehen durch. Herr, mach doch mein Herz fest.
Friedrich von Bodenschwing hat einmal ein schönes Bild in seinen Predigten gebraucht. Fritz von Bodenschwing, der Sohn, wirkte im Dritten Reich. Das Liedgedicht „Gehören unsere Herzen“ hat das schöne Bild von den Herbststürmen benutzt, die die Bäume schütteln.
Wenn die Bäume sich biegen und der Sturm hineinpeitscht, bleibt der Stamm fest. Herr Leibl, das ist ein Förster. Ich habe immer mal vor, dass er uns durch den Forst führt und uns richtig unterrichtet, wie es im Wald zugeht.
Aber es wäre wunderbar, wenn da so ein Eichenbaum steht, der nicht wackelt, auch wenn die Zweige hin und her wanken. Das ist ja unser Traum, dass wir einmal sagen: Wenn ich sterbe, Herr, mach mich fest, dass ich nicht vor Angst vergehe, wenn schwere Nachrichten zu tragen sind.
Ich will fest sein, auch wenn ich in meiner Baumkrone geschüttelt werde. Mir wurde gesagt: Steh mal hin und halte deine Hände an so einen Baumstamm, wie ruhig der steht, auch im schlimmsten Sturm.
Das möchte die Gnade Gottes bei dir bewirken. Es ist ein Geschenk, das man empfängt, um das man bittet, und das ist ganz besonders wichtig in einer wirklich verrückten Zeit, in der alles Mögliche und Unmögliche auf uns einstürmt.
Das ist ja schon für unsere Kinder schwierig. Denken Sie daran, was für eine unbeschwerte Kindheit Sie hatten. Was prasselt schon auf ein Mädchen heute mit elf Jahren ein? Es ist wichtig, dass solche jungen Menschen fest werden – fest werden.
Die Bedeutung der Gemeinschaft und praktischen Liebe
Das ist eine schöne Geschichte, die meine Frau erzählt hat. Am Sonntag wurde der Enkel getauft, Höhne-Enkel in Darmsheim. Die beiden Ältesten haben dann so schön gesagt: „Das haben wir nicht verstanden, warum man bloß die Eltern und Paten gefragt hat, ob sie das Kind auf Christus erziehen.“ Wir haben einfach auch ja gesagt, denn wir sind ja auch mitverantwortlich, dass die Franziska einmal Jesus findet.
So schön, wenn das Kindern mit acht und neun Jahren schon wichtig ist. „Ich möchte, dass mein Geschwisterle auch das entdeckt und findet.“ In einer ganz verrückten Zeit ist uns das immer noch nachträglich ein Wunder, weil man merkt, wie wenig man Kinder beeinflussen kann, besonders in den kritischen Jahren. Es ist ein wirkliches Gnadengeschenk Gottes.
Aber wichtig ist, dass wir fest werden. Wahrscheinlich ist jeder von uns angefochten, bedrängt und versucht. Es ist ein köstliches Ding, dass das Herz fest werde, welches durch Gnade geschieht. Wir sollen fest werden. Zuerst machen wir das mal der Reihe nach, indem wir Liebe leben. Und zwar dort, wo es am schwierigsten ist: bei den Nächsten, unter denen wir zusammen sind.
Die schöne Losung haben wir in dieser Woche schon gehabt: „Wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“ Wir haben gestern im kirchlichen Gemeinderat gesagt, wie wunderbar es ist, dass uns Gott seit Jahren diesen wunderbaren Frieden schenkt. Das ist so ein großes Stück. Alle, die auch mitgeholfen haben, vielleicht auch durch Verzicht und weil sie manches nicht übel genommen haben, tragen dazu bei, dass es so etwas Wunderbares ist, wenn Gott uns so etwas erhält.
Aber auch der Friede in den Familien soll erhalten bleiben, in den Verwandtschaften und dort, wo wir mit anderen zusammenleben. Gerade bei Christen ist das oft ganz arg schwierig. Man zankt sich. Pfarrer sind da oft ein besonderes Vorbild untereinander und so. Man sagt einfach: „Herr, hilf doch, dass wir die Liebe leben können, die das des Anderen sucht und den Anderen ehrt.“ Das sind ganz, ganz wichtige Dinge.
Ich habe großen Respekt vor Ihnen, die Sie auch noch in Ihren Familien liebe Menschen pflegen und sagen: „Da sind wir unserer Mutter schuldig, auch wenn wir seit Jahren keinen Urlaub fahren können.“ Die brüderliche Liebe hat mit Schwestern und Brüdern nichts zu tun, sondern mit dieser herzlichen Verbindung untereinander, wo wir andere mittragen. Das ist ein ganz wunderbares Zeichen auch vor der Welt.
Wenn Sie entdecken, wo Liebe ist und wo keine Liebe untereinander herrscht, wo Streit ist, kann kein missionarisches Zeugnis mehr geschehen. Da ist auch keine Ausstrahlung mehr da. Alles ist blockiert und gehindert. Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! Das Herz wird nur fest, wenn man das auch als Ziel immer hat. „Jagt dem Frieden nach“ heißt es. Man muss ihm nachjagen, weil er sonst davonrennt wie ein scheues Reh.
Man muss richtig kämpfen, damit man dieses Ziel hat, dass die brüderliche Liebe bewahrt bleibt. Und dann das Gastfrei-Sein, vergesst das nicht! Es gibt immer wieder dumme Ausleger, die sagen, das sei früher wichtig gewesen, weil man gewandert ist, aber heute nicht mehr. Ich weiß, die Wohnungen sind ganz arg schwierig. Aber es ist ein ganz großes Geheimnis, Menschen aufzunehmen.
Wir haben uns bemüht, sie auch ganz selten zu belasten. Es war immer wieder auch bei uns ein ganz, ganz großer Reichtum, Menschen aufzunehmen und dort Schwestern und Brüder im Reich Gottes kennenzulernen. Gastfreundschaft ist ja ganz wichtig, auch einfach, weil man Menschen kennenlernt. Und nicht nur, wenn man es vorbereitet hat, sondern gerade das Improvisierte ist so schön.
Ich habe mich auch gefreut, dass hinter uns so eine ganze Galerie sitzt: Der eine geht in die Meisterschule, der andere ist dort in der Fortbildung und so weiter. Es ist immer schön, wenn man junge Leute kennenlernen kann, die in unserer Gemeinde sind, die oft nur im Gottesdienst sitzen oder in der Bibelstunde, und dann wieder auseinandergehen.
Es ist oft ein Bereich, wo man ihnen eine Gelegenheit gibt, näher zusammenzukommen. Aber gerade nichts Besonderes, sondern so, wie unaufgeräumt unsere Wohnung ist, da ist der andere willkommen. Da darf er sein, und da wollen wir ihn erleben. Es geht nicht um irgendwelche großen Sozialveränderungen, sondern um die Gemeinschaft der Christen.
Ganz wunderbar! Ich hoffe, dass Sie selbst erlebt haben, dass Boten Gottes diese Engel sind, die man dort kennenlernen darf.
Verfolgung und Standhaftigkeit im Glauben
Und was zur praktisch gelebten Liebe unbedingt dazugehört und ganz oben steht, das war schon damals die beginnende Verfolgung.
Heute erleben wir ebenfalls Verfolgung. Das hat mich sehr bewegt: Am Samstag wurde ein australischer Lepraarzt in der Provinz Orissa, in der Bundesstaat Orissa in Indien, ermordet. Sein Auto wurde mit Benzin übergossen. Er hatte an einem Evangelisationscamp teilgenommen. Seit 1965 kümmert sich dieser Mann um Leprakranke in Indien. Er war zusammen mit seinen sechs und zehn Jahre alten Söhnen unterwegs und gab ein machtvolles Zeugnis ab.
Die Frau des Arztes sagt, sie hege keine Rachegefühle und keine bösen Gedanken. Stattdessen beten sie für ihre Verfolger. Im letzten Jahr sind in Indien mindestens 50 Christen von radikalen Hindus getötet worden.
Was man bei uns über den Hinduismus erzählt, wird von unseren indischen Freunden oft ganz anders gesehen. Sie sagen, dass zu neunzig Prozent eine unheimliche, okkulte Macht dahintersteckt. Sonst könnte der Hinduismus nicht über hundert Millionen Menschen als „Kastenlose“ und Ausgestoßene so verachten.
Das ist schwer zu ertragen, was heute durchlitten wird, auch von Menschen, die das aus Liebe zu Jesus tun. Und so etwas gibt es vielleicht auch bei uns. Ich finde es immer wieder schön, wie unser guter Freund Busch von der Deutschen Indianerpioniermission erzählt. Bis er über Kakao gezogen wurde, war er noch ganz harmlos. Es hätte viel schlimmer kommen können mit der Indianermission.
Man kann nur hoffen, dass kein Journalist das Thema Mission aufgreift, denn dann wird es oft noch umkämpfter und angefeindeter. Umso wichtiger ist es, die Umkämpften und Angefeindeten zu stärken und ihnen zu sagen: „Reg dich nicht auf, wir stehen hinter dir. Es ist recht, denn der Widerstand dieser Welt ist doch ein Zeichen, dass da etwas Richtiges dran ist.“ Sonst würden sie sich ja nicht so empören.
Die Vorwürfe, es würden Kulturen zerstört, sind falsch. Es sind Lügen. Also denkt an die Gefangenen und an die, die um Jesu Willen leiden. Fürbitte für die Geschlagenen und Entrechteten ist ganz wichtig.
Es ist wunderbar, wenn der Herr das umkehren kann, so wie es gerade in China geschieht. Auch in Kuba erleben wir das jetzt, dass eine Großevangelisation in einem Stadion erlaubt wurde. Frau Polzin, das ist eine große Sache!
Man muss sich das vorstellen: Im Kuba Fidel Castros, wo früher alles blockiert war, zeigt sich, dass Gott größer ist. Aber die Leidenszeit durchzustehen, das kann auch bei uns noch einmal eine ganz, ganz schwierige Zeit werden.
Ich fürchte am meisten, dass man bald nicht mehr sagen darf, dass Menschen verloren gehen und dass es eine Hölle gibt. Das gilt dann als intolerant in unserer pluralistischen Gesellschaft. Doch genau das hat uns Jesus vorausgesagt.
Darauf zeigt sich das Festwerden unseres Herzens: dass wir gar nicht mehr auf die Anerkennung der Welt schielen. Lange Zeit dachte ich, man könne sich an die Welt so anschleichen, dass sie uns akzeptiert und plötzlich versteht. Aber das geht nicht. Das kann man nicht machen.
Die Bedeutung von Ehe und moralischer Klarheit
Jetzt kommt das Zweite: In einer Welt großer Sehnsüchte, die sich durch alle Jahrhunderte zieht, ist es keine neue Erscheinung, dass Menschen etwas suchen, was sie nicht finden – in Ehre, Liebe und Glück.
Wir müssen wissen, dass damals, in der Urzeit, im alten Römischen Reich alles erlaubt war. Es entwickelte sich stark zu perversen Kulten mit schrecklichen Erscheinungen, in denen die Menschen ihre Erfüllung suchten. Dagegen lebten die Christen vorbildlich und zeigten, was das bedeutet.
Immer wieder fragen Menschen: Wo steht das denn in der Bibel, dass das nicht erlaubt sei? Das Judentum war schon sehr streng, und Sie wissen, wie im Judentum der Begriff der Jungfräulichkeit verstanden wurde. Geschlechtsverkehr mit Verlobten galt als Ehebruch – das war im Alten Testament völlig klar und im Judentum ebenso.
In der Urchristlichen Gemeinde kam noch eine Verstärkung dazu. Es gab immer wieder Regelungen, wie wir sie von Mose kennen, der erlaubte, einen Scheidebrief zu geben. Jesus sagte dann ganz klar, dass die Ehe nicht geschieden werden soll. Das ist ein klares Ehegebot.
Bei jeder Trauung wiederholen wir das noch einmal: Niemand soll richten oder jemandem wehtun. Vielmehr macht Gott einen besonderen Schutzzaun um das Liebesverhältnis von zwei Menschen. Das ist für uns wichtig, und wir sollten es unseren jungen Leuten noch einmal sagen: Die Ehe soll in Ehren gehalten werden.
Größe kann man es kaum noch nennen – so drückt die Bibel etwas in zarter Vornehmheit aus. Sie können sich vorstellen, was alles dazugehört. Die Ehe ist der Beginn des gemeinsamen Lebens und nichts anderes.
Gerade hier ist in unseren Kreisen eine ungeheure Rutschbewegung im Gange. Ich möchte Ihnen einfach sagen: Es ist eine kostbare Sache, wenn das Herz fest wird – um Ihretwillen. Sie belasten Ihr Leben und sagen den jungen Leuten, dass sie selbst belastet waren. Sie sagen: Ich wollte in meinem Leben das noch einmal tilgen und bin dankbar, dass die Vergebung Gottes mir etwas Neues geschenkt hat.
Unzucht ist in der Bibel immer alles, was außerhalb der Ehe geschieht. Jetzt dürfen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen – wir brauchen da nichts zu verbergen, alles ist daruntergefasst. Und es steht einfach da, dass Gott das richtet. Es wird keine Befriedigung und kein Glück dabei sein.
Es ist mir immer noch unverständlich, warum unsere Welt und unsere Presse, die sonst so freizügig ist, bei dem Fall Clinton alles bis ins letzte Detail ausbreiten. Dabei hätten sie einfach sagen können, wir berichten nicht darüber und schützen den Mann, der ohnehin schon bekannt ist. Die Welt ist in ihrer Moral so scheinheilig.
Aber manchmal tut mir dieser Mann auch leid. Auch seine Frau war ein besonderes Exemplar – sie wurde ja nicht dazu gezwungen. Doch hier geht es nicht um Politik, sondern um diese scheinheilige Welt.
In der Bibel ist es so völlig klar: Geh in deinem Leben ganz klare Linien. Wir sollten uns immer wieder sagen: Das sind Augenblicke, in denen ein klarer Schnitt nötig ist, sonst fallen wir in eine ganz falsche Richtung.
Das sind furchtbar schlimme Bindungen, die das Leben zerstören und zerbrechen. Es gibt keine Möglichkeit, außerhalb der Ehe oder außerhalb der von Gott gestalteten Ehe Befriedigung zu finden. Das ist schwer für alle, die allein leben, aber es hat auch für Ehepaare große Bedeutung.
Man kann mit dem Kopf durch die Wand gehen, doch dann steht es hart: Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Das sind Themen, die in die Seelsorge gehören. Ich möchte sie immer wieder anbieten.
Es soll niemand hier weglaufen und denken, der Stab sei über ihm gebrochen oder er habe nicht zugehört. Gott will richten, er will in Ordnung bringen, er will segnen und nicht verdammen. Aber man kann sich nicht einfach laufen lassen und in eine falsche Richtung weitergehen.
In dieser Welt der unbefriedigten Sehnsüchte – die heute durch viele Beziehungen, Urlaubsbekanntschaften und Ähnliches geprägt ist – bleiben viele Menschen seelisch kaputt zurück. Ich habe oft den Eindruck, dass Menschen gar keine Beziehungen mehr aufbauen können, weil sie in ihren Gefühlen so verletzt wurden.
Viele junge Menschen merken das erst später: Sie trauen sich nicht mehr, Gemeinschaft zu suchen. Ängste kommen auf. Unsere heutige Gesellschaft mit ihrer enormen Freizügigkeit produziert eine große Zahl unglücklicher, einsamer Menschen, die bis ins hohe Alter sehnsüchtig sind und nicht gefunden haben, was sie suchen: Ehre, Liebe und Glück.
Warnung vor Geldgier und Zufriedenheit im Leben
Und dazu gehört auch die Geldgier. Sie erschüttert uns in unserer wohlhabenden Zeit. Wann hat man eigentlich genug? Ich habe noch nie von einem Milliardär gehört, der genug hat.
Wenn Sie an jemanden wie Bill Gates denken, der vielleicht der reichste Mann der Welt ist, dann sehen Sie, dass er sich schamlos bereichert und alles unter seine Kontrolle bringen will, um noch mehr zu verdienen. Das ist eine ganz schlimme Sache.
Wir gehören zu den wohlhabendsten Völkern dieser Welt. Grob gesagt, können Sie darüber streiten, ob die Schweizer etwas mehr oder etwas weniger haben, aber wir gehören ganz bestimmt zur absoluten Spitze. Auch mit unseren Versorgungssystemen, die selbst den unteren Schichten Zugang bieten. Das sind Beträge, die für 95 Prozent der Afrikaner selbst im Sozialhilfesatz nichts sind – im Vergleich zu dem, was ein Millionär bei uns besitzt.
Das Schlimme ist, dass man dadurch nie wirklich Befriedigung findet. Man muss sich oft noch mehr absichern. Dann heißt es hier: Du musst in deinem Leben einmal lernen, auf etwas zu verzichten. Das ist groß. Wie oft hat uns das schon bewegt?
Unter uns war eine Frau, die ihre Mutter pflegen sollte. Deshalb hörte sie früher mit der Arbeit auf. Ihr Chef sagte, sie müsse die letzten zwei Jahre vor der Rente noch arbeiten, dann hätte sich ihre Rente fast verdoppelt. Doch sie sagte: Jetzt pflege ich meine Mutter. Man muss irgendwann eine Entscheidung treffen. Und ich glaube nicht, dass sie dabei verhungert ist.
Es gibt so viele Situationen, wo es bei Ihnen auch ganz konkret wird. Ob Sie sagen: Jetzt mache ich den Rang nicht mehr bis zum Letzten mit, und jetzt verzichte ich hier, weil der Herr gesagt hat: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.
Jesus hat mehr vom Geld gesprochen als vom Sex. Am Geld ist ein ganz konkreter Punkt, an dem Sie die Verheißung Gottes erleben können. Wenn Sie nichts haben, wenn Sie in Not sind – und viele erleben das auch im Gehorsam gegenüber Jesus – dann ist es wahr, dass der Herr uns versorgt.
Viele haben das in schlimmen Zeiten erlebt. Wir müssen aufpassen, dass wir heute nicht maßlos werden. Wir können auch getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten. Was kann mir ein Mensch tun?
Das ist das Trachten: Zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das Übrige alles zufallen. Man kann viele schöne Geschichten erzählen, aber die schönsten erleben Sie, wenn Sie im Gehorsam einfach handeln.
Das heißt nicht, dass man gedankenlos lebt. Die Schwierigkeit ist vielmehr, dass es noch viel schwerer ist, als nichts zu haben, das Geld richtig einzusetzen. Wie lebe ich richtig? Wie lebe ich verantwortlich?
Wir haben auch eine Verantwortung für unsere Kinder und für unsere Vorsorge. Wie können wir das tun, ohne unser Herz daran zu hängen? Sie dürfen sich an allem freuen, was Sie haben – am Auto, an der Wohnung, an der Einrichtung und allem – aber das Herz darf nicht daran hängen.
Sie sollten sich nicht von den irdischen Sorgen aufreiben lassen. Gerade wenn es in Ihrem Leben schwierig wird mit Geldfragen und komplizierten Dingen, sagen Sie einfach: Komm, wir wollen das nicht zum wichtigsten Thema meines Lebens machen.
Warnung vor falschen Lehren und die Bedeutung der Treue zur Schrift
Und wie man fest werden kann, daran sollte man bei den Lehrern denken. Dabei sind nicht die Schullehrer gemeint, sondern jene, die uns in der Lehre des Glaubens unterrichten. Es ist nämlich sehr schlimm, dass man immer wieder durch falsche Lehren durcheinandergebracht wird.
Im Vers 9 steht: „Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehre umtreiben.“ Warum das schon in der ersten Christenheit so massiv auftrat, ist ein Trick des Teufels. Er gibt den Leuten alle möglichen spinnigen Ideen in den Kopf. Eigentlich kann man ganz einfach am Wort der Schrift entlanggehen.
Auch hier sage ich immer wieder: Wenn jemand eine extreme Lehre nur auf eine einzige Bibelstelle baut, sollte man vorsichtig sein. Meistens sagt die Bibel an verschiedenen Stellen etwas sehr Eindeutiges. Zum Beispiel, wenn es um das Thema Ehe geht: Was Jesus dazu sagt, findet man, was Paulus dazu sagt, und so entsteht ein sehr klares Bild. Da braucht man keine spinnigen Ideen, sondern bleibt einfach dabei, wie Matthias Claudius gesagt hat: Manche wollen aus dem Schwarzen etwas Weißes machen, wir bleiben lieber beim Schwarzen – also bei dem, was in der Bibel steht.
In der Zeit der Vernunftreligion schrieb jemand einen herrlichen Brief an Andreas. Er sagte: „Nehmt allen den babylonischen Unsinn weg, die babylonischen Götter wollen uns eine neue Religion einreden. Wir bleiben einfach bei dem, was der Herr gesagt hat, und lassen uns das genügen.“
Die fremden Lehren sind merkwürdig. Es kommen immer wieder Leute, als ob es etwas Neues gäbe. Aber was sollte es denn Neues geben, seit Jesus auferstanden ist? Seit Jesus für unsere Sünden gestorben ist, was könnte noch neu dazukommen? Was sollte noch über die Offenbarung Jesu hinauskommen? Es kann doch gar nichts mehr kommen. Vielmehr können wir nur die Fülle dessen begreifen, was geschehen ist, und sie nachzeichnen und entdecken.
Das mit den fremden Lehren ist heute eine Not. Viele halten nicht mehr viel von Lehre. Aber ich freue mich immer wieder, wenn Leute sagen: „Ich möchte das in der Bibel genau wissen, ich will es gründlich verstehen.“ Dabei geht es nicht um Spitzfindigkeiten. Ich sage es ganz offen: Wir wissen nicht alles genau, etwa über das tausendjährige Reich oder die Entrückung. Ich bestreite, dass wir es genau wissen. Natürlich behaupten manche, sie hätten es mit Löffeln gefressen, aber das stimmt nicht. In der Bibel ist das nicht klar. Und dann lasst es bitte so. Wir wollen nicht mehr wissen, als die Bibel uns sagt. Aber wir wissen sehr viel: Der Herr wird wiederkommen, er wird eine neue Welt richten. Und ich weiß, dass mein Leben sehr begrenzt ist, und ich weiß, dass ich mich im Sterben in die Arme Jesu betten darf.
„Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehre umtreiben!“ Für mich war das immer sehr wichtig und eine große Hilfe im Leben. Ich möchte auf der Spur der Frauen und Männer bleiben, die in den Jahrhunderten vor mir das Evangelium gelehrt haben. Deshalb haben mir auch die Lieder unseres Gesangbuchs mit ihren wunderbaren Lehraussagen viel bedeutet. Paul Gerhardt gibt herrliche Lehre, zum Beispiel über den Heiligen Geist. Wenn man das einmal studiert, wird man nie so frech sein zu sagen: „Das hat man mir nie über den Heiligen Geist gesagt.“ Doch, das ganze Gesangbuch ist voll davon – man muss nur lesen! Dort ist die Bibel ausgelegt, und man kann in der Spur der Väter bleiben.
Aber genau so gab es schon in der Reformationszeit verrückte Lehren. Was da in Münster alles an extremen, schwärmerischen Umtrieben war, in der Zeit der Reformation und der Bilderstürmer! Ich möchte in der Spur der gesunden Bibellehre bleiben, auch in unserer verrückten Zeit. Natürlich kommen immer mehr neue Ideen und behaupten, etwas Neues zu bringen.
Und bitte: Bei der Lehre ist es nie die Frage, ob ich es gut finde, sondern ob es richtig ist, ob es der Bibel entspricht. Ob ich es gut finde, ist nicht entscheidend. Man kann manchen Blödsinn falsch empfinden. Entscheidend ist, ob es richtig ist, ob es nach der Schrift ist. Nicht jeder hat die Gabe, das zu prüfen. Deshalb brauchen wir immer wieder Leute, die ein Buch lesen und sagen können, wie man ein Problem besser von der Bibel her verstehen kann.
Die, die uns zeigen können, was richtige Lehre für unsere Zeit ist: Lasst euch nicht umtreiben, lasst euch nicht erschüttern! Denkt an die Baumkrone, die von allen abstrusen Ideen geschüttelt wird. Wenn alle anderen Unsinn verzapfen, möchte ich das nicht nachbeten. Dann bleibe ich bei dem, was geschrieben steht.
Es ist erstaunlich, wenn man zurückdenkt an die Geschichte der Christen, wie oft es nur wenige waren, die einfach dabei geblieben sind, den Mut hatten, das zu bekennen und zu sagen. Und plötzlich haben sie viele andere wieder zur Wahrheit zurückgebracht. Deshalb ist es so wichtig, dass man in dieser Zeit bei der Wahrheit bleibt und die Lehre bekennt.
Dann steht noch ganz klar da: Die Speisegebote haben keinen Nutzen. Sicher, es wäre gut, wenn man weniger essen würde, aber das ist reine Ermessen. Dabei sind nicht die Speisegebote des Hebräerbriefs gemeint, sondern es geht darum, dass immer wieder solche Dinge in Mode kommen. In unserer Zeit gibt es Leute, die sagen: „Wenn man solche Übungen macht, wie Fastenwochenenden, dann…“ Es gibt viele, die das sehr schätzen gelernt haben, aber wir müssen sehr aufpassen. Die äußeren Ordnungen sind es nicht, die entscheidend sind.
Die äußeren Ordnungen können helfen. Sie sind die Form, wie ich bete, und es gibt verschiedene äußere Formen. Aber an ihnen hängt es letztlich nicht. Sie sind kleine Stützen. Entscheidend ist, dass ich mich an Jesus Christus halte, weil er mich festmacht und durch die Zeiten führt.
Das ist wichtig, wenn wir einmal in der Ewigkeit sind: Dass unser Leben einen Lichtschein gegeben hat, auch für viele irregeleitete Menschen um uns herum. Das wünschen wir auch für unsere Kirche, in der so viel Durcheinander ist. Ich denke nicht, dass es unsere Aufgabe ist, überall Feuer reinzulassen. Es hat wenig Sinn, mit großen Attacken zu reagieren.
Es ist etwas Schönes, wenn man in aller Stille sagt: „Ich lebe meinen Bibelstil, und so ist mein Leben.“ Der Herr wird dann Leuchtkraft geben. Das ist herrlich, wenn das bei uns ein konsequentes Leben wird. Ich hoffe, dass es bei Ihnen jetzt auch zu ganz klaren Konsequenzen führt – in die Nähe von Christus und in seine Gemeinschaft.