Die besondere Bedeutung von Theo Lehmanns Besuch
Viele Jahre hätte ich nie gedacht, dass wir einmal die Gelegenheit haben würden, Theo Lehmann in unserer Mitte zu begrüßen. Er hat bereits eine große Jugendevangelisation in Stuttgart gehalten. Doch in den schweren Jahren war es so: Wenn man Theo Lehmann in den Westen eingeladen hat, war klar, dass man ihn nicht mehr in die DDR zurücklassen würde. Man sagt, die Rückkehr wäre ihm abgeschnitten worden.
Wir haben ihn bewundert, wie er in Karl-Marx-Stadt diesen Jugendgottesdienst gehalten hat. Was mir bis heute am meisten Eindruck macht, ist die ungeheure Klarheit und ja, die Schärfe des Evangeliums. Wenn er von Bekehrung spricht, von der Hinwendung zu Jesus, zum Licht, dann nennt er die Dinge beim Namen.
Ich bin so dankbar für seine Bücher und habe mich viele Jahre an den Kassetten gelabt, selbst in den Zeiten des Eisernen Vorhangs. Jetzt freuen wir uns, dass er heute hier ist. Herzlich willkommen!
Denken Sie auch an Ihren unvergesslichen Vater, der ein leidenschaftlicher Missionar war. Man muss wissen, dass in dieser Zeit der Verwirrung in der Mission vieles als Mission ausgegeben wurde – nur nicht das, worum es eigentlich geht. Professor Doktor Lehmann in Leipzig war eine Leuchte der Evangelisation und der Mission. Mit einer klaren Stimme hat er bis ins hohe Alter alles verfolgt.
Wir freuen uns heute Nachmittag, dass du – befreit vom Hintergrund der schweren Erkrankung – einfacher sprechen kannst. Das ist ein Thema, das uns alle betrifft. Wenn man vom Sterben redet, wird es ganz akut für uns alle.
Doch jetzt, bevor wir Theo Lehmann hören, hören wir den Chor.
Erste Eindrücke und persönliche Erfahrungen auf der Hofacker Konferenz
Auf dieser Hofacker-Konferenz bin ich der Neue. Ich habe zwar schon verschiedene Gerüchte gehört, was ihr so treibt, aber ich war noch nie hier. Einige Einzelheiten wusste ich nicht.
Zum Beispiel war mir nicht klar, wie man euch hier anredet. Heute Vormittag habe ich dazu eine Anregung von Klaus Vollmer bekommen. Also sage ich: liebe Heißherzen, liebe Kühlköpfe. Ich habe ja nicht gesagt Kahlköpfe. Ich habe das alles als Sachse soweit ganz gut verstanden.
Jetzt müssen wir noch sehen, wie ihr, nachdem ihr Nachrichtensprecher gehört habt, so einen sächsischen Mundartsprecher verarbeitet.
Ich wusste auch nicht, dass man, wenn man hierher eingeladen wird als Redner, ein kleines Gastgeschenk mitbringen muss. Vielleicht habe ich mich dadurch sowieso von vornherein disqualifiziert und werde nie wieder eingeladen.
Falls es aber noch einmal sein sollte: Winrich, du bekommst auf alle Fälle eine Flasche Meißner Wein, damit du als Stuttgarter mal siehst, was wirklich Wein als sächsischer Wein ist. Und Peter Hane bekommt von mir in der Schachtel Hallorenkugeln. Die sind rund und schön, und nach zwanzig Minuten sind die immer weg.
Ich habe nichts mitgebracht, aber ich habe dafür zwei Tafeln Schokolade geschenkt bekommen. Das ist ja selten, dass man gleich zwei Tafeln auf einmal bekommt. Das war von Peter Hane eine prophetische Handlung, denn ich habe heute meinen Hochzeitstag.
Da muss ich aber noch fragen, was ich mitbringen soll. Jetzt habe ich also etwas, das ich mitbringen kann. Die zweite Tafel esse ich dann alleine. Ich meine, ich bin ja damals auch geheiratet worden, also brauche ich auch eine Stärkung.
Die Bedeutung des Ausreiseantrags als Metapher für die himmlische Heimat
Vor über zwanzig Jahren, in den finstersten Zeiten des DDR-Sozialismus, gab es einige Begriffe, die nicht beliebt waren. Zwei davon waren das Wort Ausreise und Ausreiseantrag. Wenn man diese Worte aussprach, wurden sofort alle nervös.
Mir hatte die Stasi schon in den 70er Jahren eine Ausreise angeboten, und das wussten alle Jugendlichen. Ich hatte damals gesagt: Nein, ich bleibe hier. Das wussten sie auch.
In dieser Situation begann ich einmal eine Predigt mit folgenden Worten: „Mein Antrag auf Ausreise ist gestellt, und ich nenne euch jetzt die Gründe.“
Der erste Grund: Es gibt hier zu vieles, was mir nicht gefällt und womit ich nicht einverstanden bin. Ich gebe ganz offen zu, meine eigentliche Heimat ist nicht hier, sondern drüben.
Der zweite Grund: Ich bekomme jetzt schon vieles von drüben geschickt, was mir beweist, dass es dort viel besser ist als hier. Das nehme ich als eine Art Vorgeschmack und Vorschuss.
Der dritte Grund ist: Mein bester Freund ist dort, und er hat einen steinreichen Vater. In dessen Haus ist eine Wohnung für mich frei. Bis zu meinem Ausreisetermin – das kann ja mal schnell gehen – will ich hier unter den gegebenen Bedingungen meine Arbeit tun. Jedenfalls läuft der Antrag, und es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann ich nach drüben gehe.
Bis zu diesem Punkt wurden die Gesichter meiner lieben Zuhörer immer länger, enttäuschter und versteinter. Sie dachten natürlich, wenn ich von „drüben“ spreche, meine ich den Westen.
Ihre Mienen erhellten sich wieder, als ich ihnen erklärte, dass ich mit „drüben“ nicht den Westen meine, sondern den Himmel. So wie die Bibel sagt: Unsere Heimat ist im Himmel.
Die Hoffnung auf das ewige Leben und die Gewissheit der Erlösung
Oder darüber möchte ich heute sprechen, wie es im zweiten Korintherbrief steht, Kapitel 5, Vers 8: „Ich habe Lust, auszuwandern und bei dem Herrn einzuwandern.“
Jesus, mein bester Freund, hat mich schon lange zu sich eingeladen. Als Unterpfand und Vorschuss hat er mir seinen Heiligen Geist gegeben. So steht es hier: „Als Pfand gab er uns den Heiligen Geist.“ Das ist die Kraft, durch die ich hier lebe.
Er hat den vollen Preis für meine Erlösung bezahlt. Er hat schwer dafür geblutet, um mich hier herauszuholen. Er hat meine Freiheit erkauft – nicht mit Gold oder Silber oder Devisen, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut.
Er hat einen Weg, um mich über die Grenze des Todes in den Himmel zu bringen. Das ist die Auferstehung der Toten. Und er hat gesagt: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen, und ich werde eine für euch bereit machen.“
Er hat meinen Namen dort ins Hausbuch eingetragen, ins Buch des Lebens. Auch für dich ist noch ein Platz im Buch des Lebens frei. Nimm Jesus an, und dann ist dein Fall in den allerbesten Händen. Dann klappt das mit deiner Übersiedlung.
Nur über den Zeitpunkt deiner Übersiedlung, also deines Todes, kann ich dir nichts Genaues sagen. Vielleicht bist du heute Abend dran, wenn du wie so Irre mit dem Auto losfährst. Vielleicht hast du – und das wünsche ich dir – noch ein paar Jährchen Zeit. Aber eines Tages ist deine Zeit abgelaufen.
Die unausweichliche Realität des Todes und die Notwendigkeit der Auseinandersetzung
Wenn die Frage lautet: Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Hast du schon einmal der Tatsache ins Auge gesehen, dass ein Tag kommen wird, an dem es dich nicht mehr gibt? Da bist du einfach weg!
In hundert Jahren wird keiner von uns mehr hier sein, die jetzt gerade sitzen. Vielleicht gibt es irgendwo einen Stein, auf dem dein Name steht. Die Menschen, die daran vorbeigehen, kennen dich aber überhaupt nicht.
Ein Freund von mir hat sich das einmal vorgestellt. Er sagte, vielleicht nimmt eines Tages ein Müllarbeiter auf einer Müllkippe ein altes, vergilbtes Foto von mir in die Hand. Er kennt mich nicht und wirft das Foto einfach wieder weg. Ja, so ist das mit uns. Am Ende bleibt vielleicht nur ein vergilbtes Foto übrig, und derjenige, der es in die Hand nimmt, wirft es weg, weil er dich nicht kennt.
Viele junge Menschen weigern sich, an den Tod zu denken. Besonders junge Leute glauben oft, der Tod ginge sie nichts an – eben weil sie jung sind. Ich kann über diese Naivität nur staunen. Es erstaunt mich, wie manche junge Leute so schlaff und mutlos sind, dass sie keinen Mumm haben, sich ernsthaft mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen.
Viele leben nach dem Motto: „Ich wollte, ich wäre ein Teppich, dann könnte ich morgens liegen bleiben.“ Hast du schon einmal daran gedacht, dass du eines Morgens liegen bleibst – aber nicht, weil du ein Teppich bist, sondern weil du tot bist?
Und woher weißt du, dass das nicht schon morgen passieren kann? Woher willst du wissen, ob es erst in 50 Jahren geschieht?
Die Lebensgier als Ausdruck der Todesangst
Gehörst du auch zu denen, die sagen: „Ich will erst mal leben, erst mal das Leben genießen. An Tod und was dann kommt, denke ich später.“
Da kommst du mir vor wie ein Autofahrer, der sagt: „Erst mal Gas geben, gelenkt wird später.“ Angenehme Reise wünsche ich dir.
Da ist schon mancher, der unter 50 war, über den Jordan gefahren, weil er über hundert gefahren ist. Und außerdem stimmt das ja gar nicht, dass du nicht an den Tod denkst.
Na, und wie du an den Tod denkst: Warum bist du so versessen darauf, das Leben mit Vollgas zu genießen? Weil du weißt, dass es ein Ende hat. Warum bist du denn so scharf darauf, alles mitzunehmen? Na, weil du weißt, irgendwann ist Schluss.
Warum machst du dir so viele Sorgen, wenn du nicht „in“ bist? Vierzehn, immer noch ungeküsst, fünfzehn, immer noch keine Freundin, sechzehn, immer noch Jungfrau, sechzig, immer noch keine Weltreise.
Ja, warum hast du denn solche Angst, du könntest irgendwas verpassen? Weil du ganz genau weißt, dass dein Leben begrenzt ist und daher deine Gier, noch möglichst viel zu erleben und mitzukriegen.
Gerade wenn du sagst: „An den Tod denke ich nicht, ich will erst mein Leben genießen“, gerade das ist der Beweis, dass du an den Tod denkst.
Deine Lebensgier ist der Beweis deiner Angst vor dem Tode.
Die Vergänglichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit des Abschieds
Gerade in den schönsten Stunden erleben wir es am allerschmerzlichsten: Der Countdown läuft, und wir können die Zeit nicht anhalten.
Ich werde nie den Abend vergessen, als ich mein erstes Konzert mit Louis Armstrong, diesem großen Trompeter, erlebt habe. Früher hörten wir ihn nur im Radio, denn es gab keine Platten. Dann schlich ich mich eines Tages nach Westberlin. Damals war ich noch Joe Carroll, und Armstrong war noch voll in Form.
Ich saß dort und konnte kaum fassen, dass ich diesen Mann, den ich bisher nur wie eine Legende über das Radio kannte, lebendig vor mir stehen, spielen, sehen und hören konnte. Das war so unwahrscheinlich und traumhaft schön. Ich war einfach selig und hatte nur einen einzigen Wunsch: dass dieses Konzert niemals aufhören sollte.
Doch die ganze Zeit wusste ich, gerade weil es so schön war, immer daran zu denken, dass in zwei Stunden, in eineinhalb Stunden, in einer Stunde alles vorbei sein würde. Und so war es ja auch. Nach der letzten Zugabe fiel der Vorhang, das Licht ging aus, und ich musste hinaus in die Finsternis einer fremden Stadt.
Zum Glück hatte ich dort einen Freund, der mir eine Wohnung vorbereitet und ein Zimmer verschafft hatte.
Mein Freund, ich frage dich: Wohin gehst du, wenn die Vorstellung, die du dir vom Leben gemacht hast, zu Ende ist? Wenn der Vorhang fällt, wenn der Vorhang deines Lebens fällt, wenn du abtreten musst, hinaus in die Finsternis der Nacht des Todes? Hast du dann einen Freund, der für dich eine Wohnung vorbereitet hat, wenn du hier deine Zelte abbrechen musst?
Das Leben als Zelt und die Vorbereitung auf das Sterben
Der Apostel Paulus schreibt hier im Korintherbrief: „Wir wissen, wenn das Zelt, in dem wir leben – nämlich unser Körper – abgebrochen wird, hat Gott eine andere Wohnung im Himmel für uns bereit.“
Hier wird unser Leben mit einem Zelt verglichen. Die Erde ist der Campingplatz, wir sind die Touristen. Jeder von uns versucht natürlich, sich das Leben, den Aufenthalt auf dem Zeltplatz, so gemütlich wie möglich zu machen. Das ist auch unser gutes Recht.
Wir sollen aber nicht vergessen, dass es eines Tages sehr ungemütlich wird, wenn der Herbststurm kommt und einen Zeltblock nach dem anderen aus dem Boden reißt, bis dann der ganze Laden zusammenklappt.
Was sind das für Pflöcke, mit denen du dein Lebenszelt festgemacht hast? Worauf verlässt du dich, woran hältst du dich fest? Deine Gesundheit – die geht irgendwann mal flöten. Dein Geld – nicht eine einzige Stunde Leben kannst du dir dafür kaufen. Deine Beziehung – vielleicht hast du sogar eine Beziehung zum Chefarzt. Gut, der kann dir vielleicht ein Bett verschaffen, aber dein Leben kann er dir nicht retten. Deine Schönheit – die vergeht ebenfalls.
Was machst du, wenn du alt wirst? Nun, du siehst alt aus. Wenn die Frauen verblühen, verduften die Männer. Dann hat es keinen Sinn mehr, in den Schönheitssalon zu rennen. Treffen sich zwei Frauen auf der Straße und begrüßen sich, sagt die eine: „Hallo, Hallöchen, wie geht’s?“ Die andere antwortet: „Ach, mir geht’s gut, ich komme gerade aus dem Schönheitssalon.“ „Na und?“, sagt die erste, „warum bist du nicht dran gekommen?“
So, wie dir im Laufe deines Lebens ein Zahn nach dem anderen gezogen wird, bis du nur noch mit dem Gebiss klapperst, so werden alle diese Pflöcke, auf die du dich verlässt, einer nach dem anderen ausgezogen. Und dann klappst du ab.
Wenn du dein Leben dann nicht an Jesus festgebunden hast, wird es für dich, sagt die Bibel, nur noch Heulen und Zähneklappern geben. Deshalb ist es für dich wichtig, lebenswichtig sogar, dass du deine falschen Bindungen und vor allem dein unverbindliches Christentum aufgibst und dein Leben fest an Jesus bindest.
Die Geschichte vom Pferd und die Bedeutung der Bekehrung
In Texas erzählt man die Geschichte von einem Mann, der jeden Abend sein Pferd vor einer Kneipe angebunden hat.
Eines Morgens kommt der Kneipenwirt heraus und sieht, dass das Pferd nicht mehr vor der Kneipe angebunden ist, sondern gegenüber an der Kirche. Da sieht er den Besitzer des Pferdes die Dorfstraße herunterkommen und sagt: „Hey, Mister, was ist denn los? Warum haben Sie Ihr Pferd da drüben angebunden?“
Der Mann antwortet: „Gestern Abend wurde ich in dieser Kirche bekehrt, und seitdem habe ich die Pfähle gewechselt.“
Verstehst du? Das heißt, Bekehrung bedeutet, die Pfähle zu wechseln, an die du früher angebunden gewesen bist.
Meine Frage an dich ist: Hast du die Pfähle gewechselt? Bist du bekehrt? Hast du dein Leben an Jesus festgebunden, der sogar den Tod überwunden hat?
Bei Jesus hast du einen festen Halt im Leben und auch im Sterben.
Die Realität des Sterbens und die Furcht davor
Denn auch wenn du dein Leben an Jesus bindest, musst du sterben. Auch wenn du an Jesus glaubst, wirst du sterben. Wir alle sind Sterbende, und wir alle haben unsere Furcht vor dem Sterben.
Ich wurde einmal mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht, weil mein Herz versagte. Es ging um Leben und Tod. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich mich vor dem Tod fürchte und wie sehr ich das Leben liebe – meine Frau, meine Kinder und meinen Beruf.
Gott hat mir damals das Leben noch einmal geschenkt. Und ich sage euch: In jener Nacht, als ich nach der Operation an all den Schläuchen hing und begriff, dass ich überlebt habe und lebe, da habe ich gebetet, gedankt und gepriesen. Ich habe sogar in Gedanken gepredigt, so wie ein Weltmeister. Schade, dass es keine Tonbandgeräte gab – diese Predigt würde ich gerne noch einmal hören oder halten.
Damals hatte ich keineswegs, wie der Apostel Paulus hier schreibt, Lust, abzuscheiden und zu sterben. Aber inzwischen verstehe ich, wie das gemeint ist. Es gibt Tage und Situationen, da kann man die Lust am Leben verlieren.
Ein Freund von mir, der eine schwere Krise durchgemacht hat, schrieb mir einmal in einem Brief: „Manchmal denke ich, mein Leben war eigentlich genug. Lang genug war es, voll genug, schwer genug, schön genug. Gott sei Dank, möchte ich sagen, das letzte Mal ausatmen und dann finito im Herrn.“
Ja, Freunde, auch wir Christen werden manchmal vom Leben so sehr gebeutelt, dass wir den Kanal voll haben. Dann gibt es nur noch einen einzigen Halt, und der heißt Jesus – unsere einzige Hoffnung.
Trotzdem ist das Sterben hart, ganz egal, ob wir Hoffnung haben und wissen, was uns danach erwartet. Ein alter Mann sagte einmal unter Schmerzen: „Ich weiß, wohin ich gehe.“ Er wusste, dass vor ihm die Auferstehung lag und dass er in Gottes Ewigkeit ging. Aber davor lag erst noch die Qual des Sterbens.
Die ernste Bedeutung des Todes und des Gerichts
Ich möchte dich bitten, das Problem des Todes nicht mit der oberflächlichen Bemerkung zu verharmlosen: „Irgendwann muss man eben sterben.“ Was heißt hier „man muss sterben“? Nein, du – verstehst du – du musst einmal sterben.
Deshalb ist die entscheidende Frage: Wie wirst du sterben? Im Frieden mit Gott, und das ist ein seliges Sterben? Oder mit einer unvergebenen Schuld? Dann ist es ein elendes Sterben.
Und was heißt hier, sterben sei normal? Wenn das normal wäre, müsste sich doch kein Mensch davor fürchten. Normal ist es, dass du dir abends, wenn du schlafen gehst, deine Kleidung ausziehst und sie über den Stuhl hängst.
Unnormal ist es, wenn dir jemand deine Kleidung Stück für Stück wegnimmt, bis du nackt im Freien stehst. So war es oft im Konzentrationslager. Die Holländerin Corrie ten Boom hat in ihrer Biografie geschrieben, dass sie das im KZ Ravensbrück mehrmals erleben musste. Diesen Appell ohne Kleidung.
Sie schrieb: „Das ist schlimmer als irgendetwas, das wir bisher erlitten haben. Nie in unserem Leben haben wir uns so kalt, so erniedrigt, so elend gefühlt wie damals.“ Vor nichts hat sich Corrie ten Boom so gefürchtet wie vor diesem Unbekleidetsein.
Mit diesem Gefühl vergleicht der Apostel Paulus hier das Sterbenmüssen und die Todesangst. Er sagt, er möchte nicht sozusagen nackt vor Gott dastehen müssen. Denn so schreibt er hier: Wir müssen ja alle zum Appell vor Christus erscheinen, wenn er Gericht hält.
Mit dem Tod ist nicht alles aus. Danach kommt das Gericht, die große Enthüllung, bei der alle Masken fallen – auch alle frommen Masken. Es gibt keine Täuschung mehr, keine Selbsttäuschung, keine Lüge, keine Illusion. Nur noch nackte Tatsachen.
Du, dein Leben und das, was du daraus gemacht hast, werden offenbart. Aufgrund dieser Fakten wirst du beurteilt. Deshalb ist es keineswegs gleichgültig, wie du dein Leben auf dieser Welt verbringst.
Diese Welt ist nicht unsere Heimat, sondern ein Zeltplatz mit beschränkter Aufenthaltsgenehmigung. Wir sind hier als Touristen auf der Durchreise – und zwar nicht auf einer vergnüglichen Ferienreise, sondern auf einer Dienstreise.
Am Ende müssen wir uns vor unserem Herrn verantworten, der uns auf diese Reise geschickt hat. In der Bibel steht: „Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und danach kommt das Gericht.“ (Hebräer 9,27)
Die theologische Kontroverse um das Leben nach dem Tod
Die Frau Sölle
Ich wollte eigentlich eine boshafte Bemerkung machen, aber ich bin ja nicht bloß hierher gekommen, um anderen Leuten den Platz wegzunehmen. Ich wollte auch für mich etwas lernen. Dabei habe ich beim Vollmer gelernt, dass man über seine theologischen Gegner nichts Böses sagen soll.
Die Frau Sölle hat behauptet, die Frage, ob es Leben nach dem Tod gibt, sei eine komische Sektenfrage. Das ist komisch. Für Christen wie Bonhoeffer und Luther, die ganz bestimmt keiner Sekte angehört haben, war das gerade die wichtigste Frage.
Bonhoeffer hat gesagt, in diesem Leben ist nur eins wichtig: nämlich wie der Mensch im letzten Gericht bestehen kann. Und genau das hielt Luther für die wichtigste Frage: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? Das heißt, wie schaffe ich es, mit meinem schuldhaften Leben eines Tages vor dem rettenden Gott zu bestehen?
Die Antwort lautet: Das kriegst du hin mit Jesus. Er hat am Kreuz mit seinem Blut die Eintrittskarte in den Himmel bezahlt. Nimm sein Angebot an, nimm seine Vergebung an, vertraue ihm dein Leben an, und du hast das ewige Leben, das auch der Tod nicht zerstören kann.
Wenn du nicht an Jesus glaubst, dann gehst du zum Teufel. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten: Erlösung oder Verlorenheit. Entweder sagt Jesus im Gericht zu dir – und das ist der Satz, den er selbst angekündigt hat und den ich so unendlich liebe und den ich mal aus dem Mund von Jesus hören möchte – entweder sagt er: „Kommt her zu mir, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist.“ Oder er sagt: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten!“
Willst du das vielleicht mal hören? Oder wirst du das vielleicht mal hören müssen? Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Und du hast die Wahl, du musst dich entscheiden. Jesus wird deine Entscheidung akzeptieren.
Wenn du in dieser Zeit deines Lebens nicht konsequent mit Jesus leben willst, wird er dich auch nicht zwingen, mit ihm deine Ewigkeit zu verbringen. Und die Ewigkeit, vergiss das nicht, die liegt ja noch vor dir.
Er bietet es dir an, dass du deine Ewigkeit mit ihm verbringen darfst. Er lädt dich dazu ein. Aber bilde dir nicht ein, du würdest in den Himmel kommen mit deinem bisschen Humanismus oder weil du so ein guter Mensch bist und der liebe Gott dich schon nehmen wird.
Es gibt keinen lieben Gott. Es gibt nur einen heiligen Gott, der die Sünde unbarmherzig bestraft und der barmherzigerweise dieses Strafgericht nicht an uns, den Schuldigen, sondern an seinem Sohn Jesus, den Unschuldigen, vollzieht.
Fasse das, wer will. Ich fasse es nicht. Aber ich glaube es, und davon lebe ich.
Es gibt keinen Menschen, der nur gut ist. Es gibt nur Sünder, die vor dem heiligen Gott schuldig sind. Und vor diesem heiligen Gott kann nur der bestehen, der an Jesus glaubt, der sich von Jesus seine Sünde vergeben lässt und der sich klar für ihn entschieden hat.
Die Motivation zur Evangelisation und das Ziel des Lebens
Und deshalb schreibt der Apostel Paulus hier am Schluss: „Weil wir denn wissen, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir, Menschen zu gewinnen.“
Verstehst du? Ich weiß es, weil ich aus der Bibel weiß, dass es furchtbar ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Deswegen möchte ich dich für Jesus gewinnen, damit du Jesus als den Erlöser deines Lebens annimmst. Das ist der Sinn deines Lebens, das ist der Zweck deines Aufenthaltes auf diesem Planeten. Noch einfacher ausgedrückt: Du bist auf der Erde, um in den Himmel zu kommen.
Und der Himmel, so hat es der Korintherbrief einmal gesagt, ist der vorbereitete Platz für vorbereitete Menschen.
Ich wollte heute nicht mehr sagen, als dir Folgendes mitzuteilen: Erstens, Jesus hat für dich einen Platz vorbereitet in seinem Reich. Und zweitens, bereite du dich darauf vor, zu diesem Platz hinzukommen.
Das tragische Beispiel von Bert Brecht und die Hoffnung des Glaubens
In der DDR lebte ein Mann, der an einem der schönsten Plätze wohnte, die es damals in unserem Land gab. Er hatte einen der höchsten Plätze auf der Skala der Prominenten. Auf seinem Fachgebiet, Literatur und Theater, stand er sogar auf Platz Nummer eins.
Doch eines hatte er nicht bedacht: Er hatte keinen Platz im Himmel vorbestellt. Am Ende seines Lebens sagte dieser Mann einmal: „Ich gestehe“ – und jetzt folgt der Satz, den heute früh Peter Hane oder jemand anderes schon wörtlich von einem anderen zitiert hat: „Ich gestehe, ich habe keine Hoffnung. Ich sehe, wenn die Irrtümer verbraucht sind, sitzt uns als letzter Gesellschafter das Nichts gegenüber.“
Wisst ihr, von wem diese nihilistische Äußerung stammt? Sie stammt von Bert Brecht, einem geistvollen Menschen, der auf der Höhe seiner Zeit lebte. Er war einer der bekanntesten und bedeutendsten Dichter der deutschen Sprache unserer Zeit.
Ist das nicht tragisch, wenn ein Mann, der solche Erfolge hatte, der es so weit gebracht hat und der ja auch nicht dumm gewesen ist, am Ende seines Lebens feststellen muss: „Ich habe keine Hoffnung!“?
Nicht alle alten DDR-Bürger sind so aus dem Leben gegangen und haben so leer am Ende dagestanden wie Bert Brecht.
Der friedvolle Tod des Vaters und die Gewissheit der Liebe Gottes
Als mein Vater weit über achtzig Jahre alt war, habe ich ihn oft besucht. Eines Ostersonntagsabends kam ich zu ihm und betrat sein Zimmer. Dort lag er in seinem Bett. Es war klar, dass dies sein letzter Tag war.
Ich setzte mich an sein Bett und verbrachte die letzten Stunden seines Lebens mit ihm. Dann kam ein Moment, den ich schwer beschreiben kann. Es war, als ob der Tod selbst ins Zimmer trat. Man spürt einfach, dass es jetzt so weit ist. Der Vater stirbt. Was mache ich jetzt?
Ich griff nach der Bibel, aus der er gelebt hatte und aus der er so vielen Menschen gelehrt hatte. Laut las ich ihm den Text vor, mit dem wir heute, ohne dass ich es wusste, den Tag begonnen hatten. Wir hatten ihn heute schon zusammen laut gelesen.
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Römer 8,38-39).
Als ich diesen Triumphgesang der Liebe vorlas, ist mein Vater gestorben. Er ist nicht ins Nichts gegangen, sondern in die Arme von Jesus. So ist er gestorben, und so möchte ich auch einmal sterben.
Egal, ob ich in meinem Bett sterbe oder eines Tages an die Wand gestellt und erschossen werde – ich weiß, ich falle in die Arme von Jesus.
Schlussgebet um Erkenntnis und festen Glauben
Lasst uns beten! Jesus, lieber Herr, lieber Heiland, du unser guter Gott, danke, dass wir uns in deine Hände fallen lassen können – auch in der Stunde, vor der wir uns so fürchten. Danke, dass du uns eine Hoffnung gibst, die weiter reicht als dieses Leben.
Wir wollen dich dafür preisen. Ich möchte dich jetzt bitten, Jesus, dass du denen unter uns, die das noch nicht begriffen oder erfahren haben und dich noch nicht fest im Herzen tragen, klar machst, wer du bist. Gib bitte, dass niemand von dieser Konferenz nach Hause geht, ohne dich im Herzen zu haben.
Amen.