Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Heute sprechen wir über ein Thema, das uns eine Hörerin unseres Podcasts vorgeschlagen hat. Ich lese gleich aus ihrer E-Mail vor:
„Heute hätte ich mal wieder einen Themenvorschlag. Wie macht ihr stille Zeit? Benutzt ihr ein Andachtsbuch, markiert ihr die Bibel farbig, lest ihr parallel verschiedene Übersetzungen? Was macht eine schwerbeschäftigte Mutter mit Kleinkindern usw.?“
Der Begriff „stille Zeit“ sollte den meisten bekannt sein. Er bezeichnet eine Zeit, in der man mit Gott verbringt, die Bibel liest und betet – oft morgens. Da wir so schöne, konkrete Fragen erhalten haben, steigen wir doch gleich hier konkret ein.
Benutzt ihr ein Andachtsbuch? Diese Frage wurde uns gestellt.
Zuerst dachte ich: Wie macht ihr eigentlich eure stille Zeit? Oh je, ich als Vorbild weiß es gar nicht so genau. Trotzdem fand ich die Frage nett und dachte, ich gebe mal weiter, wie ich, Wurm, es mache.
Also, benutzt ihr ein Andachtsbuch? Ich selbst benutze kein Andachtsbuch. Allerdings ist mein Verhältnis zur stillen Zeit sowieso etwas Besonderes, darauf kommen wir gleich noch zurück.
Eine Zeit lang habe ich mittags ein Andachtsbuch benutzt: „Die Kleinode göttlicher Verheißung“ von Surgeon. Dort habe ich immer mal wieder gelesen, später auch Psalmen, einfach als kleine Unterbrechung oder Pause. Heute mache ich das nicht mehr, weil ich diese Mittagspause so nicht mehr habe.
Morgens, wie gesagt, benutze ich kein Andachtsbuch. Benutzt du eins? Für die persönliche stille Zeit verwende ich keines. Eine Zeit lang habe ich ein Buch namens „Licht für den Tag“ genutzt. Das ist eine Zusammenstellung verschiedener Bibelverse zu einem Thema. Das fand ich sehr hilfreich.
Für die Familienandacht hingegen benutzen wir immer wieder Andachtsbücher. Das ist aber eher eine „Hop-on-Hop-off“-Geschichte. Es gibt Zeiten, da machen wir eine Familienandacht mit einem Andachtsbuch, und dann wieder nicht. Jeder macht das dann irgendwie für sich selbst.
Ich glaube, man sollte uns deshalb nicht als große Vorbilder ansehen.
Also die Familienandacht würde ich von der stillen Zeit trennen. Die stille Zeit findet bei uns abends statt, also nach dem Abendessen. Dann wird aus dem Andachtsbuch ein Kapitel vorgelesen. Momentan ist das zum Beispiel ein Text von Wilhelm Busch. Man hat dabei auch schon mal theoretisiert, denn es ist nur eine Seite mit ganz interessanten Gedanken. Und das war es dann auch. Nicht so groß.
Wenn das vorgelesen und besprochen wurde, dürfen diejenigen, die wollen, aufstehen und gehen. Davor essen wir zusammen, und zwar ohne Handy nebenbei. Handys gibt es bei uns beim Essen nicht.
Ich persönlich habe mir angewöhnt, fortlaufend in der Bibel zu lesen. Dabei benutze ich in der Regel immer dieselbe Bibel. So kann ich mir merken, wo auch optisch etwas steht. Zum Beispiel, dass der verlorene Sohn oben links nach Hause kommt und nicht unten rechts. Ein Lehrer von mir hat einmal gesagt: „Kauft euch gleich mehrere Bibeln mit demselben Satzspiegel, denn der ändert sich ja immer wieder. Dann habt ihr nämlich die Optik identisch.“ Das ist praktisch, falls mal eine Bibel kaputtgeht oder verloren wird. Ich fand das einen sehr guten Rat und habe ihn umgesetzt.
Ich versuche, einmal im Jahr die Bibel durchzulesen. Das sind ungefähr drei Kapitel am Tag. Das ist ein gutes Maß. Es gelingt mir nicht immer, aber viele Jahre ist es mir auch gelungen.
Ich habe eine ganz einfache Rechnung gemacht, mit der ich auch Teenager herausfordern möchte. Wenn du fünfzehn Jahre alt bist und die Bibel einmal jährlich durchliest, hast du sie mit zwanzig Jahren fünfmal gelesen. So weit reicht meine Mathematik noch. Das bedeutet, dass du die Bibel häufiger gelesen hast als viele Christen in ihrem ganzen Leben.
Ich bin ein Fan davon, die Bibel einmal im Jahr komplett durchzulesen. Besonders gerne lese ich sie nach einem chronologischen Bibelleseplan. So kann ich die Ereignisse und die dazugehörigen Psalmen oder historischen Berichte parallel verfolgen. Deshalb bevorzuge ich die chronologische Reihenfolge.
Schon als Abiturient habe ich die Bibel auf Kassette gehört – damals gab es das noch, heute weiß das kaum jemand. Während ich zur Schule gegangen bin, habe ich die Texte mitlaufen lassen. Dabei habe ich gemerkt, wie wertvoll es ist, die Bibel zu hören. Zum Beispiel habe ich bemerkt, dass Paulus am Anfang eines Briefes etwas sagt, das er am Ende wieder aufgreift. Solche Zusammenhänge habe ich so besser verstanden.
Heute nutze ich immer wieder die Hörbibel. Viele Menschen hören die Hörbibel und lesen gleichzeitig mit, weil das die Konzentration fördert.
Vor kurzem hat mich jemand auf eine wirklich tolle Internetseite hingewiesen: bibelreadingplangenerator.com. Dort kann man sich seinen eigenen Bibelleseplan erstellen. Du kannst angeben, wie viele Tage du zum Lesen hast und was du in dieser Zeit lesen möchtest.
Ich glaube, die Seite arbeitet sogar mit einzelnen Worten, nicht nur mit Kapiteln, und teilt dir dann auf, welche Kapitel du wann lesen sollst. Außerdem kannst du angeben, an welchen Tagen du keine Zeit hast.
Auf jeden Fall lohnt es sich, bei bibelreadingplangenerator.com vorbeizuschauen. Ich fand das richtig gut.
Für mich ist bei der stillen Zeit vor allem wichtig, dass sie kein Selbstzweck ist. Es geht nicht darum, möglichst viele Kapitel zu lesen, sondern darum, Jesus besser kennenzulernen. Wenn ich Jesus tiefer kennenlernen möchte, muss ich Gottes Wort lesen, denn es spricht von ihm. Dabei gibt es keine Abkürzung.
Eine Frage, die sich für mich stellt, ist: Wie sollte man die Bibel lesen? Ich benutze kein Andachtsbuch, wie bereits gesagt. Warum nicht? Meine stille Zeit mache ich morgens, aber ich trenne sie vom Bibelstudium. Abends studiere ich die Bibel oft sehr lange und ausführlich.
Deshalb sage ich mir, dass ich morgens nicht die ganze Bibel durchlesen muss. Das mache ich abends, und zwar deutlich mehr und länger, als ich morgens Zeit habe. Morgens konzentriere ich mich darauf, Gott zu begegnen.
Eine stille Zeit besteht aus verschiedenen Bestandteilen. Das Bibellesen ist nur einer davon. Weitere sind die Begegnung mit Gott, das Gebet, Stille und die Vorbereitung auf den Tag. Ich finde es am Morgen immer gut, sich auf den Tag vorzubereiten und die Dinge, die einen bewegen, bewusst wahrzunehmen.
Die Woche hatte ich einen Fall, bei dem ich in meiner stillen Zeit nicht viel zustande gebracht habe. Ich war innerlich so aufgewühlt, dass ich die ganze Zeit damit beschäftigt war, meine Gedanken und Emotionen halbwegs zu ordnen. Immer wieder habe ich zu Gott gesagt: Du siehst, was jetzt kommt. Da ärgere ich mich über dies, da ist das schlecht, und dort ist jenes. So habe ich viel Zeit gebraucht, um überhaupt wieder einigermaßen in die richtige Richtung zu kommen.
Ich habe das dann auch so angenommen und mir gesagt: Nein, dann wird halt kein ganzer Text gelesen. Ich habe meinen Psalm nur kurz angelesen, und das war es dann auch. Das hat mich zur Ruhe gebracht, vor Gott. Denn ich finde, das ist wichtiger, als ein Kapitel zu lesen, das nur durchrauscht, ohne dass mein Herz dabei mitkommt.
Das Bibellesen mache ich abends, also das richtige Lesen oder Studium. Hier am Morgen will ich mich auf den Tag einstimmen, Gott begegnen und beten. Das darf dann mal kürzer oder mal länger sein. Wenn die Gedanken wirr sind, dann sind sie eben wirr. Das ist dann Thema Nummer eins an dem Tag.
Bei einem anderen Thema spreche ich einen Vers an. Ich habe letztens etwas gelesen, da haben mich zwei Dinge angesprochen. Das ist dann mein Thema für eine ganze Weile geworden – immer noch. Ich denke, man muss nicht jeden Tag einen neuen Vers haben. Manchmal mache ich das so ähnlich wie Joshua, der gesagt hat: „Kaue die Bibel durch.“ Das ist, glaube ich, das Original.
Ich kaue dann auf manchen Versen mehrere Tage oder Wochen herum, wenn Gott mir gezeigt hat, dass das jetzt ein Thema ist. Dann erinnere ich mich immer wieder daran. Früher hatten die Menschen ja keine eigenen Bibeln. Sie haben die Texte auswendig gelernt und oft daran gedacht.
Für mich habe ich nicht den Anspruch, eine Maschine zu sein, die möglichst viele Verse oder Kapitel „abarbeitet“. Vielmehr will ich Gott begegnen oder dass er mir begegnen kann. Das ist eigentlich, denke ich, der Hauptzweck. Und das nimmt dann auch den Stress weg.
Ja, das stimmt, manche Leute machen sich dabei Stress. Ich selbst mache mir daraus eigentlich keinen Stress.
Allerdings ist es so, dass man über die Verse nicht so intensiv nachdenkt, wenn man drei Kapitel am Tag liest. Manche Dinge sind mir zwar vertraut, und mir fallen bestimmte Dinge wieder auf. Aber es ist ein wichtiger Punkt, den du nennst: Wenn ich merke, dass ich das nur des Bibelleseplans wegen mache, liege ich wahrscheinlich falsch. Dann muss ich vielleicht einen Gang zurückschalten und den Schwerpunkt eher auf den Inhalt und, wie du sagst, auf die Begegnung mit dem Herrn legen.
Bei mir kommt das Ganze aus einer besonderen Situation. Wir hatten achtzehn Jahre lang Jonas, ein schwer behindertes Kind. Die Nächte waren oft nicht gut, denn wir hatten praktisch achtzehn Jahre lang ein Baby. Es konnte durchaus sein, dass mehrmals in der Nacht etwas war, er krank war oder Ähnliches. Dann bist du morgens nicht fit und froh, wenn du überhaupt aus dem Bett kommst.
Deshalb mache ich mir morgens auch keinen Stress und sage nicht: „Jetzt muss ich hier eine Stunde stille Zeit machen.“ Manchmal wird die Zeit zum Schlafen bis zum letzten Moment genutzt, dann geht man zur Arbeit und versucht, die stille Zeit irgendwann im Laufe des Tages nachzuholen.
Das heißt, diese Regelmäßigkeit war bei mir fast zwanzig Jahre lang nicht möglich. Deshalb musste ich mir überlegen, was die wichtigen Bestandteile der stillen Zeit sind und worum es dabei eigentlich geht.
Und deswegen kam ich vom normalen Ablauf des Lesens etwas ab. Das könnte genauso für die Frage gelten, die ja auch gestellt wurde: Was macht eine Mutter mit kleinen Kindern oder eine stark beschäftigte Person, wenn sie eine schlechte Nacht hatte?
Ich würde sagen, dann sollte man vielleicht einfach schlafen. Das ist oft besser. Und sich stattdessen mittags Zeit nehmen.
Ich fand es immer witzig, dass eine Mutter, die mehrere Kinder hatte, ein Tuch über den Kopf warf, darunter die Bibel las und damit allen Kindern klar machte, dass sie jetzt nicht gestört werden durfte.
Was macht man also mit kleinen Kindern? Man bringt ihnen so oft wie möglich bei, dass sie diese Zeit respektieren. Irgendwann akzeptieren sie es dann. In diesem Fall war es die Mittagszeit.
Wenn das Baby zum Beispiel schläft und man ungestört ist, kann man einige Arbeiten vielleicht nach hinten schieben.
Vielleicht kann man auch mal einen einzelnen Vers auf einen Zettel schreiben, zum Beispiel auf ein Post-it, und diesen irgendwo anpinnen. Wenn man dann immer wieder vorbeiläuft, kann man darauf schauen.
Das ist, wie du sagst: Es gibt Verse, an denen man länger kaut. Es muss nicht immer die Menge sein.
Es stellte sich noch die Frage, ob man die Bibel farbig markiert oder parallel verschiedene Übersetzungen liest.
Ich persönlich markiere in meiner Hauptbibel nichts farbig, weil mich das ablenkt. Allerdings habe ich eine Prophetiebibel, die ist voller Farben. Dort verwende ich ein spezielles Farb- und Symbolsystem, das sehr ausgearbeitet ist. So sehe ich immer sofort, was gerade los ist.
Gerade sehe ich hier eine aufgeschlagene Seite, auf der ich versehentlich in meiner unbefleckten Bibel etwas eingemalt habe. Ich hatte vergessen, welche Bibel ich gerade in der Hand habe. Da ich auch sehr stark visuell denke, würde mich das ablenken.
Verschiedene Übersetzungen lese ich normalerweise nicht parallel. Ich habe sie aber nebeneinander, wenn ich stille Zeit oder Bibelstudium mache. Für das Bibellesen nutze ich verschiedene Bibeln.
Mein Farbsystem ist relativ simpel: Blau steht für das Wesen Gottes, also alles, was mit Gott zu tun hat. Braun symbolisiert das Sündige, das eher Ruhige. Rot steht für Erlösung und den Weg zum Heil. Grün benutze ich für geistliches Wachstum, zum Beispiel bei Gebet oder wenn Menschen sich aktiv einsetzen. Orange markiert bei mir Verheißungen oder Ähnliches, die Gott gibt. In deiner Prophetiebibel ist Orange vermutlich Zorn Gottes, bei mir ist es genau das Gegenteil. Gelb verwende ich für Sonstiges, da ich das System nicht noch weiter verfeinert habe. Alles, was wichtig erscheint, wird gelb markiert.
Natürlich passiert es, dass man mit der Zeit weniger unterstreicht, wenn man die Bibel öfter liest. Manche Verse bleiben einem aber wichtig, und die würde ich auch in einer neuen Bibel wieder unterstreichen. Manchmal schreibe ich auch Notizen an den Rand, das mache ich aber eher selten.
Hast du Platz für Notizen in deiner Bibel? Ich schreibe meistens recht klein oder manchmal ein Datum, wann ich ein Wort besonders erlebt habe. Das kommt aber nur selten vor.
Ich lese die revidierte Elberfelder, das ist einfach meine Bibel. Wenn ich Texte auslege, schaue ich oft noch in anderen Bibeln nach. Meistens nutze ich ein Bibelprogramm, in dem die Bibelverse nebeneinander stehen. Besonders gern sehe ich mir die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) an, weil sie mehr auf Auslegung ausgelegt ist. So kann ich besser verstehen, wie bestimmte Passagen interpretiert werden.
Ich meine, du sagst, du sitzt am Abend dann da und schaust dir die Texte nochmal intensiver an. Das ist für dich dann Bibelstudium.
Das mache ich auch, wenn ich eine Predigt vorbereite. Dabei kopiere ich mir oft die Seiten und male dann in diesen Kopien herum. Ich versuche auch, Beziehungen zwischen den einzelnen Texten grafisch darzustellen.
Das würde ich aber niemals direkt in der Bibel machen, denn das ist eine spezielle Ausarbeitung für die Predigt. Diese Markierungen müssen nicht dauerhaft sein.
Manchmal finde ich es spannend zu sehen: Ah, der Autor stellt hier eine Frage, und dort erklärt er sie. Dann kann ich einmal rüberziehen und so weiter. Das ist dann eher für die Predigt, genau.
Ich trenne auch strikt zwischen einem Dienst und meiner persönlichen stillen Zeit. Wenn ich mich für einen Dienst vorbereite, rede ich im Kopf teilweise schon mit, also ich präge mir ein, wie ich das Thema darstellen will.
Das finde ich für meine eigene stille Zeit nicht gut, denn da bin ich ja, um selbst Gott zu begegnen und nicht, um anderen etwas zu geben. Diese beiden Bereiche trenne ich also sehr klar.
Ich achte darauf, dass ich morgens Zeit zum Gebet finde. Das habe ich ja in einer Folge mal beschrieben. Oft bete ich das Vaterunser. An dem Vers, bei dem ich hängenbleibe, bleibe ich dann auch bewusst hängen.
Was ich in letzter Zeit angefangen habe, ist, einen Psalm zu beten. Dabei lege ich den Fokus auf Anbetung. Ich lese mir den Psalm durch und bete ihn. Das bedeutet, ich nehme die Worte des Psalmisten auf und bete sie mit, soweit ich mitgehen kann.
Wir haben 150 Psalmen und 30 Tage im Monat. Wenn heute beispielsweise der zehnte Tag wäre, würde ich Psalm 10 beten. Alternativ könnte ich auch Psalm 40, Psalm 70, Psalm 110 oder Psalm 140 wählen. Die Psalmen sind so aufgeteilt, dass man an den 30 Tagen eines Monats die 140 Psalmen durchbeten kann. Am 31. Tag kann man dann Psalm 119 nehmen, weil dieser Psalm sehr lang ist.
Das heißt, immer an dem Tag, an dem ich gerade bin, überlege ich, welchen Psalm ich bete: Psalm 10, 40, 70, 110 oder 140. Da man einige Psalmen schon kennt, entscheide ich manchmal, welchen von den fünf ich heute nehme. Es gibt ja auch Klagepsalmen und andere Arten von Psalmen dazwischen. Deshalb kann ich wechseln und habe an jedem Tag fünf Psalmen zur Auswahl.
Ich schaue also immer, welcher Tag gerade ist, und entscheide dann, ob der Psalm passt. Ich möchte Gott begegnen und kein Bibelstudium machen. Wenn ein Psalm zu weit weg ist von dem, was ich gerade denke und fühle, gehe ich zum nächsten über.
Manche Psalmen kennt man gut, zum Beispiel Psalm 23, 22, 1 oder 51. Da weiß man ungefähr, worum es geht. Dann entscheide ich, ob ich heute eher einen anderen Psalm nehme oder mal etwas Neues bete. Dabei lege ich, wie gesagt, den Fokus auf Anbetung – Gott mit den Worten anzubeten, die die Bibel mir gibt.
Das finde ich besonders interessant. Es hat eine andere Kraft, weil man weiß, dass man im Willen Gottes betet. Man betet praktisch die Bibel nach. Man spricht also das nach, was Gott gesagt hat. Das ist mir bewusst geworden, und ich glaube, deshalb sind die Psalmen eine sehr gute Grundlage fürs Gebet.
Manchmal arbeite ich auch ein bestimmtes Bibelbuch privat durch. Dann lese ich morgens eine Weile daraus, zum Beispiel aus Esra. Oder wenn mich am Abend zuvor ein Text besonders berührt hat, denke ich ein paar Tage darüber nach, ohne den Text ständig neu lesen zu müssen. Es geht dann eher darum, das Gelesene zu verarbeiten.
So mache ich das. Aber das kann auch gefährlich sein. Wenn man keinen festen Ablauf hat – Gebet, Anbetung, Bibelbuch – und nicht nah beim Herrn ist, kann das schnell schiefgehen.
Also von daher ist es ja auch: Wie machen wir stille Zeit? Man muss schauen, ob das für einen selbst auch passt. Es gibt ja nicht die eine biblische stille Zeit, und alles andere geht dann nicht.
Die Vorgehensweise ist natürlich anfälliger, andererseits finde ich es auch gut, weil man relativ schnell merkt, ob man nah beim Herrn ist oder nicht. Wenn es nicht läuft, merkt man: „Oh, läuft irgendwas nicht?“ Es ist also anfälliger, aber das zeigt dir auch schneller, wo du stehst. Das finde ich nicht schlecht.
Richtig. Bei mir ist es auch so: Es ist hilfreich, dass ich mir manche Dinge wirklich bewusst einbaue, zum Beispiel beim Gebet. Ich habe so etwas, was man in der modernen Welt Habit Tracker nennt, also dass man sagt, es gibt eine gewisse Zeit, die ich im Gebet verbringen möchte.
Da steht man natürlich in der Gefahr, um des Betens Willen zu beten. Aber mir hilft es wirklich, zur Ruhe zu kommen und zu sagen: Ich will diese Zeit mit dem Herrn verbringen, und ich will nicht, dass das untergeht. Deswegen setze ich solche Dinge einfach ein.
Was mich mal eine Zeit lang wirklich beschäftigt hat, war für mich gut: Es gibt ein weltliches Buch, das heißt „Das Sechs-Minuten-Tagebuch“ – drei Minuten am Morgen, drei Minuten am Abend. Dort habe ich Fragen modifiziert und teilweise auch stehen lassen.
Zum Beispiel gibt es die Frage: „Ich bin dankbar für ...“ Super, so in den Tag zu starten. Oder: „Was würde den Tag heute zu einem wunderbaren Tag machen?“ Ich hätte gedacht, das sei eine Abendfrage, aber nein, das ist morgens. Die morgendlichen Fragen waren also: Ich bin dankbar für ...; Was würde den Tag zu einem wunderbaren Tag machen?; und dann habe ich mir selbst die Frage gestellt: Was fasziniert mich an Jesus?
Abends gab es Fragen wie: Was habe ich für jemanden Gutes getan? Das war ganz cool, weil ich wusste, die Frage kommt am Abend. Ich wollte jemanden zu etwas einladen, und als er mich fragte, warum, war ich ein bisschen unsicher, weil ich an diese Frage gedacht hatte. Dann hat er mich eingeladen, und ich dachte: Schade, er kann die Frage heute Abend nicht beantworten.
Außerdem gab es abends die Fragen: Was hätte ich besser machen können? Und: Welche schönen Dinge habe ich heute erlebt? Ich dachte, okay, es ist ein weltliches Buch, aber ich kann es ja trotzdem mit einem christlichen Fokus nutzen.
Das fand ich wirklich hilfreich, weil ich nicht der Tagebuchschreiber bin, der viel schreibt, sondern lieber auf kurze Fragen antwortet. Man kann sich auch eigene Fragen ausdenken, um die stille Zeit konkret zu machen.
Ich mache oft auch Sachen am Abend, zum Beispiel reflektiere ich über mein Leben, denke über bestimmte Themen nach und gehe sie näher durch. Das mache ich abends, aber das ist nicht Teil meiner stillen Zeit.
Abends höre ich mir durchaus auch mal Predigten oder Podcasts zu bestimmten Themen an oder lese bestimmte Bücher. Ich weiß, abends ist man oft müde und kann das nicht mehr so gut, das ist manchmal der Fall, wenn der Tag zu hart war.
Also ich... Hast du Sachen, die du abends machst oder zu bestimmten Tageszeiten? Ich bin natürlich jemand, der sich über den Tag mit Themen beschäftigt. Für mich gibt es kein festes Abendprogramm.
Im Moment besteht mein Abendprogramm darin, ein wenig Hebräisch zu lernen. Das hilft mir, um manches besser zu verstehen. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte, aber ich bin schon eine ganze Weile kontinuierlich dabei.
Ich brauche das allerdings nicht zum Einschlafen. Meine Frau sagt immer, dass ich sofort schlafe, sobald mein Kopf das Kissen berührt. Das heißt, ich brauche wirklich nichts, um beim Lesen müde zu werden. Wahrscheinlich würde mir das Buch dann aus der Hand fallen. Also habe ich kein spezielles Abendprogramm.
Haben wir noch etwas zum Thema stille Zeit? Wir haben jetzt unsere eher lockere und nicht ganz so strukturierte Herangehensweise vorgestellt. Auf den ersten Blick sieht das vielleicht so aus, aber letztendlich haben wir schon Strukturen. Allerdings keine klassischen, wie mit einem Gebetsbuch, sondern eher eine freiere Form.
Wer klarere Strukturen braucht, ist damit völlig in Ordnung. Das sollte man auch so machen. Zum Beispiel bei einer Mutter mit Kindern, wie in der Frage erwähnt: Wenn der Tag sofort stressig beginnt, kann es manchmal gut sein, einfach zwei Seiten aus einem Andachtsbuch zu lesen, dann zu beten und das Thema abzuhaken. Denn oft liegen dann schon wieder viele Dinge vor einem.
Wenn man morgens gleich organisieren muss, ist eine einfache, schnelle Form vielleicht genau das Richtige. Ich glaube, man muss einfach schauen, wie die eigene Lebenssituation ist. Wichtig ist, Gott zu begegnen, Zeit der Stille zu haben und sich auf den Tag vorbereiten zu können. Das finde ich immer gut.
Außerdem ist es wichtig, auch mal zu reflektieren, Bibelstudium zu betreiben und nachzudenken. Das organisieren wir eben eher freier.
Was ich noch mache, ist, dass ich, wenn ich zur Arbeit laufe – das mache ich bewusst, denn ich könnte ja auch fahren – in der Regel laufe ich. Diese Zeit nutze ich fürs Gebet. Ich kann beim Laufen einfach viel besser beten als beim Sitzen. Das ist einfach so.
Dabei baue ich manchmal bestimmte Elemente ein, zum Beispiel eine Gebetsuhr. Das bedeutet, ich nehme mir jeweils fünf Minuten für ein Thema, wie Anbetung, Fürbitte, Schuldbekenntnis oder etwas Ähnliches. Deshalb die Uhr.
Allerdings nutze ich die Gebetsuhr nicht beim Laufen, sondern zu anderen Zeiten. Beim Laufen selbst habe ich manchmal, wie du sagst, das Vaterunser oder die Ich-bin-Worte, also Aussagen darüber, was ich in Christus habe. Ich mache mir solche Dinge bewusst, weil sie mir wichtig sind. Sonst bin ich schnell bei mir selbst, anstatt zu sagen: Herr, ich möchte meinen Fokus auf dich setzen.
Beim Laufen, besonders auf dem Rückweg, höre ich manchmal Podcasts. Das hilft mir, über das eine oder andere nachzudenken. Manchmal brauche ich die Zeit aber auch einfach, um abzuschalten und zu reflektieren. Wenn ich dann zuhause ankomme und ein bisschen nachgedacht habe, ist das für mich schon sehr gut.
Mir geht es ähnlich: Ich höre gern Podcasts beim Laufen. Deshalb schaue ich mir vorher immer die Längen der Podcasts an, sowohl für den Hin- als auch für den Rückweg. Ich überlege, welcher Podcast mich heute interessiert, und sortiere mir in meinem Programm schon mal, was ich anhören möchte.
Es gibt aber auch Tage, an denen ich das nicht mache. Dann brauche ich meine Ruhe, höre einfach nur den Vögeln zu oder den Hunden, die immer vorbeikommen, oder was auch immer gerade da ist. Oder ich habe innere Dinge, die mich beschäftigen, und bete dann dafür.
Ich entscheide das spontan, wenn ich loslaufe. Dann sage ich mir zum Beispiel: „Nein, jetzt höre ich nichts.“ Denn wenn ich gerade etwas in meiner Seele habe, über das ich beten sollte, möchte ich lieber das tun, anstatt mich mit Informationen und Input zu überladen – auch wenn es gute geistliche Dinge sind. Ich möchte mich nicht „zumüllen“, sozusagen.
Heutzutage gibt es solche Möglichkeiten, Podcasts oder die Bibel zu hören, was es früher nicht gab. Das ist ein großer Unterschied. Diese Möglichkeit nutze ich gerne und finde, man sollte sie auch nutzen.
Gut, dann haben wir jetzt alle Fragen besprochen, oder? Ja, ich denke auch. Vielen Dank für die detaillierten Fragen. Das macht es uns immer einfacher, wirklich auf die Themen einzugehen, die auch für die Hörer von Interesse sind.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für eure persönliche stille Zeit mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und beim Bibellesen immer wieder eine persönliche Begegnung mit Gott.