Einführung in die biblische Betrachtung der Engel
Und ihr werdet, falls ihr erwartet habt, dass ich euch irgendwelche Spekulationen vortrage, ganz sicher enttäuscht sein. Wir wollen biblisch denken und zurück zu den Quellen gehen. Das hat unser Herr Jesus uns immer wieder vorgemacht – von ihm können wir lernen.
Anhand von sieben Fragen möchte ich heute Abend einen Beitrag zur biblischen Aufklärung über Engel leisten. Was sagt die Bibel über Engel?
Als Einleitung fragen wir zunächst, was Menschen sich über Engel vorstellen oder wie sie sich Engel denken. Es gibt nämlich eine ganz interessante Entwicklung, die ich euch gleich erzählen werde.
Als zweites müssen wir überlegen, wie wir mit Engeln umgehen sollen und was wir mit ihnen anstellen dürfen, damit wir uns nicht auf falsche Weise mit ihnen beschäftigen.
Drittens fragen wir, wo Engel herkommen, viertens, was sie von uns unterscheidet. Danach schauen wir uns an, welche Ordnungen und Aufgaben sie haben.
Zum Schluss fassen wir alles noch einmal unter der Frage zusammen, welche Einstellung wir zu Engeln haben sollen. Das ist eigentlich das Allerwichtigste, was wir uns von diesem Abend unbedingt merken sollten.
Was wir hier tun, könnte man in theologischen Ausdrücken Dogmatik nennen. Das heißt, wir tragen die einschlägigen Bibelstellen zusammen, die Aussagen über Engel machen, und sortieren sie ein wenig, damit wir uns ein Bild machen können.
Natürlich können wir jetzt keine vollständige Lehre über Engel entwickeln. Wenn ihr das wollt, kauft euch eine Dogmatik und lest sie selbst. Das könnt ihr dann eigenständig machen.
Wir begnügen uns also mit den wichtigsten Aussagen.
Erstens: Was stellen sich Menschen unter Engeln vor?
Vorstellungen und kulturelle Einflüsse auf das Engelbild
1. Was stellen sich Menschen unter Engeln vor?
Es ist so, und das ist zwangsläufig so: Bei bestimmten Begriffen, die wir nennen, entstehen automatisch bestimmte Vorstellungen in unserem Kopf. Wenn ich euch jetzt ein paar Begriffe nenne, werden sofort Bilder in eurem Kopf entstehen – ohne dass ihr es wollt oder verhindern könnt. Zum Beispiel bei den Begriffen Gespenster, Geister, Dämonen, Totengeister, Feen, Kobolde, Zwerge, Teufel, Engel oder Ufos.
Die meisten Leute glauben zwar nicht, dass es so etwas gibt, aber das hält sie nicht davon ab, jede Menge Bücher darüber zu kaufen – ganz abgesehen von den Märchenbüchern, die wir als Kinder gelesen haben. Manche probieren sogar aus, ob es funktioniert, wenn man Geister beschwört. In unserer Zeit, durch gewisse Kinderromane, ist das Thema ohnehin vollständig präsent. Man kann Millionen erreichen, wenn man genügend Bücher verkauft hat.
Es gibt ja kaum einen Menschen, der ganze Filmserien über Engel auf Erden, über Ufos, über Mysterien und Akte X produzieren würde, wenn es nicht eine große Masse von Menschen gäbe, die sich das anschauen. Aber warum sehen sich die Leute das an, wenn sie doch nicht daran glauben? Gibt es vielleicht doch mehr zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit sich träumen lässt?
Ich denke, diese heimliche Frage spielt eine gewisse Rolle. Oder sind es für diese Leute bloß schöne Märchen, so wie die technischen Fiktionen in Raumschiff Enterprise – Märchen, wissenschaftlich verpackt – oder die unendliche Geschichte? Sind es doch bloß Märchen für die Leute? Das wiederum glaube ich nicht. Aber was soll man nun glauben? Welche Wirklichkeiten spielen in unserem Leben eine Rolle – Wirklichkeiten, von denen wir geprägt werden – und welche Dinge sind vielleicht nur ausgedacht? Das muss man sich klar machen.
Die Fragen sind nicht so leicht zu beantworten, wie es scheint. Für die meisten animistischen Völker ist die Existenz von engelähnlichen Wesen eine Selbstverständlichkeit. Animisten glauben an die Beseeltheit der Natur. Sie glauben selbstverständlich, dass es solche Wesen gibt. Engel, Geister, Gespenster und gottähnliche Wesen spielen in ihrer Kultur immer schon eine große Rolle.
Unsere westliche Kultur war jahrhundertelang vom Christentum geprägt. Daher haben die Leute natürlich immer geglaubt, dass es Engel gibt – auch Bösegeister und Dämonen. Das hängt mit unserer Kultur zusammen, aber auch mit der Bibel. Die Bibel redet davon, also hat man auch daran geglaubt, dass es so etwas gibt.
Interessant ist, wie man sich diese Wesen vorgestellt hat. Immer wieder haben Künstler Engel gemalt – in allen möglichen Jahrhunderten. Was haben sie sich dabei gedacht? Gab es vielleicht persönliche Erfahrungen bei den Künstlern? Das können wir natürlich nicht genau beantworten, aber es ist auf jeden Fall interessant, wie Engel im Lauf der Jahrhunderte dargestellt wurden.
Zum Beispiel sind die Engel in den Mosaiken und Bildern der ersten Jahrhunderte alles andere als lieblich und gemütlich. Es sind grandiose, unheimliche Gestalten. Man bekommt den Eindruck von einem übermächtigen Einbruch einer anderen Dimension in unsere Welt. So haben sich die Christen der ersten Jahrhunderte Engel vorgestellt: Hier bricht eine andere Welt in unsere sichtbare Welt hinein.
Auf diesen Bildern sind Engel durchweg männliche Gestalten. Bis hin zu dem Wandbild des berühmten Isenheimer Altars wird der Engel, der vom Himmel herab die Geburt Christi verkündet, mit einem Vollbart ausgestattet – als Zeichen seiner Männlichkeit.
Um die Wende vom fünfzehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert gibt es immer noch Bilder, in denen Engel wirklich „Boten Gottes“ sind, wie sie die Bibel schildert. Sie bringen eine Botschaft von etwas Unerhört Neuem. So versuchen die Maler, das darzustellen.
Gleichzeitig finden wir aber auch Bilder, die Engel zu idyllischen Gestalten verklären und liebliche Mädchen aus ihnen machen. In der Renaissance tauchen dann die Putten auf – diese kleinen Engelfiguren, die zu unendlich wiederholten Dekorationen in kirchlichen Räumen wurden.
Schon bei Raphael bestehen Engel praktisch nur noch aus Kopf und Flügeln – und das war es dann. Erst im neunzehnten Jahrhundert entstanden die sentimentalen Engeldarstellungen, die zwar ganzen Generationen lieb geworden sind, aber fast nichts mehr mit den Engeln der Bibel gemein haben.
Diese Darstellungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass Engel in der Vorstellung der Menschen in den Bereich des Märchens oder des unverbindlichen Spiels abrutschten. Solche Engeldarstellungen gaben Anlass zu bitterem Spott über Christen. So fragte der Naturphilosoph Fechner zum Beispiel die Christen, ob sie denn ewig mit himmlischen Puppen spielen wollten – das müsse doch nun mal gut sein.
Auch Künstler wie Schnorr von Carolsfeld, die durch manche Bibelausgaben berühmt geworden sind, sind über diese konventionellen Engelbilder nicht hinausgekommen. Diese Bilder erscheinen uns heute kaum noch erträglich, wenn wir sie sehen.
Die Bibel spricht anders von Engeln. Dort sind Engel nicht lieblich, sondern gefährlich heilig. So stellt die Bibel Engel dar. Engel verursachen bei Menschen fast immer tödliches Erschrecken. Man hat nie mit ihnen gespielt. Zuweilen erscheinen sie in solcher Herrlichkeit, dass selbst ein Apostel wie Johannes in Versuchung kam, diese Engel anzubeten.
In der Bibel werden Engel ungefähr 280 Mal erwähnt, also sehr häufig. Ihre Existenz ist eine Selbstverständlichkeit. Gleichzeitig warnt die Bibel davor, dass wir uns zu sehr mit ihnen beschäftigen.
Aus diesem Grund gehört das Thema Engel auch nicht gerade zu meinen Lieblingsthemen. Ich habe mich eigentlich nur dazu aufgerafft, mir ernsthaft Gedanken zu machen und zusammenzutragen, was die Bibel sagt, weil mich irgendeine Jugendgruppe so lange damit genervt hatte.
Schauen wir uns zuerst die Warnungen der Bibel in Bezug auf Engel an, damit wir das Thema immer richtig einordnen können. Das ist jetzt meine zweite Frage: Wie sollen Menschen mit Engeln umgehen?
Umgang mit Engeln aus biblischer Sicht
2. Wie sollen Menschen mit Engeln umgehen?
Wir haben gesehen, dass Engel in den ersten Jahrhunderten im künstlerischen Bereich noch ziemlich biblisch dargestellt wurden. Später wurden sie jedoch immer mehr verkitscht.
Was sagt die Bibel dazu? Ich lese zunächst aus dem zweiten Buch Mose, Kapitel 20, Vers 2:
„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Götterbild machen, auch kein Abbild dessen, was oben im Himmel, was unten auf der Erde oder was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen, denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“
Man soll sich also vor nichts niederwerfen – vor keinem Geschöpf. Dazu gehören auch Engel. Das ist eine ganz deutliche Warnung: Engel dürfen niemals angebetet werden, unter keinen Umständen.
Nehmen wir das Beispiel von Johannes als Warnung. Ich lese aus dem letzten Buch der Bibel, Offenbarung 22, Vers 8:
„Und das ist Johannes sogar zweimal passiert.“ Zweimal wird im Buch der Offenbarung berichtet, dass dieser Jünger, den der Herr lieb hatte und der ihm besonders nahestand und ihn gut verstand, anfing, Engel anzubeten – was ein Irrtum ist.
Johannes schreibt:
„Ich, Johannes, bin der, welcher diese Dinge hörte und sah. Und als ich sie hörte und sah, fiel ich nieder, um anzubeten vor den Füßen des Engels, der mir diese Dinge zeigte. Doch er spricht zu mir: Sieh zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten und derer, welche die Worte dieses Buchs bewahren. Bete Gott an!“
Die heiligen Engel Gottes haben also niemals Anbetung entgegengenommen. Das ist äußerst wichtig zu sehen. Sie haben das scharf abgewiesen. Selbst als Johannes, überwältigt von der himmlischen Herrlichkeit, niederfiel vor dem Engel, wies dieser ihn sofort darauf hin.
Im Kolosserbrief, Kapitel 2, Vers 18, schreibt Paulus an die Geschwister in Kolosse:
„Um des Kampfpreises willen soll euch niemand bringen, der seinen eigenen Willen tut, in scheinbarer Demut und in der Anbetung der Engel, der auf das eingeht, was er in Visionen gesehen hat, grundlos aufgeblasen von der Gesinnung seines Fleisches.“
Hier wird also bestätigt, was wir eben gesagt haben: Die Anbetung von Engeln ist ein Kennzeichen von Irrlehren und falschen Lehren. Engel sind majestätische Gestalten, und man kann leicht in Versuchung kommen. Deshalb schreibt Johannes so ehrlich, dass es ihm selbst passiert ist. Trotzdem betont er ganz deutlich, dass man das nicht tun darf – und das wird in der Offenbarung zweimal erwähnt.
Fazit und Ergebnis dieser Frage: Menschen dürfen von sich aus keinerlei Kontakt zu Engeln aufnehmen. So möchte ich diese zweite Frage zusammenfassen: Wie sollen Menschen mit Engeln umgehen? Grundsätzlich und äußerst wichtig ist, dass Menschen von sich aus keinerlei Kontakt zu Engeln aufnehmen dürfen.
Von der anderen Seite her kann es passieren, aber niemals darf ein Mensch von sich aus Kontakt suchen – egal, was er macht. Natürlich darf er auf keinen Fall Engel anbeten, denn das würde ja auch dazugehören. Das sind typische Kennzeichen von Irrlehren, die bereits in den ersten Jahrhunderten, ja sogar im ersten Jahrhundert, schon vorhanden waren.
Dritte Frage: Woher kommen die Engel und was wird einmal aus ihnen?
Herkunft und Wesen der Engel
3. Woher kommen die Engel und was wird einmal aus ihnen?
Und wir lesen einfach wieder eine ganze Anzahl von Bibelversen. Ich sage sie immer an. Zunächst Psalm 148, Vers 2 und Vers 5. Dort steht: Lobt ihn, also den Gott, lobt ihn alle Engel, lobt ihn alle seine Heerscharen. Sie sollen den Namen des Herrn loben, denn er gebot, und sie wurden geschaffen.
Ganz einfach: Gott – wo kommen die Engel her? Gott hat sie geschaffen, und zwar durch ein Gebot, also durch ein Wort, das er gesprochen hat. Er gebot, und sie wurden geschaffen, genauso wie er die Erde geschaffen hat, durch sein Gebot. Er gebot, und es stand da. So hat Gott es gemacht.
Gott hat also die Engel erschaffen. Sie sind ihm nie gleich, sie sind Wesen, die unter ihm stehen. Hier erinnert ihr euch an die Diskussion über die Trinität in den ersten Jahrhunderten der Christenheit? Wir haben darüber gesprochen am Sonntag, und da war es ja eine ganz entscheidende Sache: wesensgleich mit Gott. Deshalb wird auch in der Schrift das Wort „Sohn“ gebraucht. Der Sohn macht deutlich, dass sie gleich sind. Engel sind niemals Söhne, sie sind nie zu Söhnen erhoben, aber wir schon. Darauf kommen wir noch zurück, also auf diesen Unterschied.
Engel sind geschaffene Wesen. Im Kolosserbrief, Kapitel 1, Vers 16, heißt es: Denn in ihm, also in Christus, ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare, was wir also vor Augen haben, und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte. Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen worden. Also ganz einfache Antwort: Gott hat die Engel durch Christus geschaffen. Durch unseren Herrn hat er die Engel geschaffen und auch letztlich für sich, zu ihm hin.
Hesekiel, der Prophet im Alten Testament, Kapitel 28, Vers 15, ist hier eine etwas gefährliche Stelle. Es ist eigentlich ein Bildwort. Wenn man es auf Engel beziehen will, dann könnte man Folgendes sagen: „Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand.“ Wenn wir das als eine konkrete Aussage über Engel nehmen wollen, könnten wir sagen, Engel wurden durchaus vollkommen geschaffen von Gott.
Springen wir wieder ins Neue Testament, Matthäus 22. Der Herr Jesus sagt das in einer Auseinandersetzung mit einer Frage, einer Fangfrage, die ihm die Sadduzäer gestellt hatten. Er sagt das auch von den Menschen in der Auferstehung. Matthäus 22, Vers 30: „Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel.“
Also: Engel sind nicht verheiratet. Das heißt, Engel sind keine Rasse wie die Menschen, die man in unterschiedliche Rassen einteilen könnte – Menschen, die ja alle letztlich von Adam und Eva abstammen. Engel haben nicht die Fähigkeit der Vermehrung. Wenn man nicht heiratet, so ist das hier einfach in Analogie gesagt, dann bedeutet das wahrscheinlich, dass sie alle individuell von Gott erschaffen wurden, jeder Engel einzeln.
Im Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 22, heißt es: „Ihr seid gekommen zum Berg Zion.“ So redet der Verfasser des Hebräerbriefes die Gläubigen an. „Ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Myriaden von Engeln, einer Festversammlung …“ Es gibt Myriaden von Engeln. Myriaden ist eine Zahl im Griechischen, wörtlich Zehntausende. Und Zehntausend war die größte Zahl in der griechischen Sprache. Wenn dort also Zehntausende steht, die größte Zahl, mit einem Multiplikator, dann ist das praktisch unzählbar. Ich erinnere mich noch, wie wir als Kinder uns oft mit Zahlen übertrumpfen wollten. Wir lernten erst mal bis Tausend und erfuhren dann, dass es Millionen gibt, und Million mal Million mal Million oder so. So haben wir dann gesagt, um einfach auszudrücken, was man nicht ausdrücken kann. So machen es die Griechen auch: Myriaden von Engeln, das heißt praktisch unzählbar.
Im Lukas-Evangelium, Kapitel 2, Vers 13, steht in der Weihnachtsgeschichte: „Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: ‚Heere sei Gott in der Höhe‘ usw.“ Vers 15: „Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg in den Himmel auffuhren, dass die Hirten zueinander sagten: ‚Lasst uns doch hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die geschehen ist und die der Herr uns kundgetan hat.‘“
Das heißt, nach dieser Aussage wohnen Engel natürlich im Himmel, wobei Himmel nicht den Wolkenhimmel meint oder den Sternenhimmel, sondern irgendwie die unsichtbare Welt. Die Engel sind also da, wo auch Gott ist. Sie haben jederzeit Zutritt zu Gott, aber auch jederzeit Zutritt zu den Menschen. Auf einmal, mitten in der Nacht, die Hirten waren da draußen bei Bethlehem, und auf einmal steht einer da. Die Hirten hatten Angst, sie mussten immer sagen: „Fürchtet euch nicht.“ Und dann waren die Engel wieder weg bei Gott.
Engel haben jederzeit Zugang zu den Menschen, aber auch zum Thron Gottes.
Eine weitere sehr interessante Stelle aus dem Alten Testament – wir müssen ganz hin und her springen – ist im Buch Hiob, Kapitel 4, Vers 18: „Siehe, selbst also ist von Gott ausgesagt: Selbst seinen Knechten vertraut er nicht, und seinen Engeln legt er Irrtum zur Last.“ Das heißt, Engel sind nicht unfehlbar. Gott allein ist unfehlbar, Engel nicht. Sogar noch schlimmer: Engel können sogar sündigen.
Im 2. Petrusbrief, Kapitel 2, Vers 4, und in ähnlicher Weise im Judasbrief, finden wir dazu Aussagen. 2. Petrus 2, Vers 4: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes hielt und zur Aufbewahrung für das Gericht überlieferte …“ Gott hat Engel, die gesündigt haben. Das ist zunächst mal eine Aussage darüber, dass Engel sündigen können. Sie werden verwahrt, festgehalten, und er lässt sie nicht mehr agieren.
Im Judasbrief, Kapitel 1, Vers 6, heißt es: „Und Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrten, sondern ihre eigene Behausung verließen, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt.“ Es gibt also einen Teil der Engel, die jetzt schon praktisch gerichtet oder verurteilt sind. Wie heißt diese erste Haft? Untersuchungshaft. Ja, sie sind praktisch in Untersuchungshaft, aber mit schweren Fesseln verwahrt. Sie können sich nicht rühren, sie können nichts mehr machen. Sie haben keine Freiheiten mehr, bis das Gericht kommt.
Es gab Engel, die sich der Rebellion Satans angeschlossen haben und deshalb für ihre Sünde persönlich verantwortlich sind. Einige von ihnen sind jetzt schon gefangen, wie die Stellen deutlich machen.
Es gibt eine unheimliche Stelle im Matthäusevangelium, Kapitel 25, Vers 41, da geht es um das Gericht, um diese Scheidung: „Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: ‚Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.‘“ Das heißt, andere ungehorsame Engel, die mit dem Teufel rebelliert und gesündigt haben, werden gerichtet und kommen dann in die Hölle.
Eine Nebenbemerkung hierzu: Ich hoffe sehr, ihr glaubt nicht diesen Schwachsinn über die Hölle, der so im allgemeinen Volksaberglauben verbreitet ist. Der Teufel ist doch nicht der Chef der Hölle. Der Teufel ist noch gar nicht in der Hölle, er kommt erst hinein. Und dann schürt er nicht das Feuer, sondern dann wird er leiden und in alle Ewigkeit gequält werden – und seine Engel mit ihm.
Die Hölle ist ursprünglich von Gott als Strafort geschaffen worden, nur für den Teufel und seine Engel. Aber es gibt eine Zeit, oder nach diesem Gericht werden auch Menschen daran teilhaben, das sagt uns ja auch dieser Vers. Also diese Engel werden ein schlimmes, schreckliches Strafgericht erleiden – diese ungehorsamen Engel, die gesündigt haben.
Eine ganz eigenartige Aussage steht im 1. Korintherbrief, Kapitel 6, Vers 3. Paulus sagt den Korinthern, die so streitsüchtig waren und so unheimlich gern Prozesse beobachtet haben und selber vom Zaun gebrochen haben – sie waren Experten im Gerichtswesen – und sich auch selbst gestritten und vor Gericht gezogen haben: „Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“ Wie viel mehr werden dann die Gläubigen dazu ausersehen sein, einmal Engel zu richten, über Engel zu Gericht zu sitzen.
Das ist eine fast unfassbare Aussage.
Ich komme zu meiner vierten Frage: Was unterscheidet nun Engel von Menschen?
Wesen und Eigenschaften der Engel im Vergleich zum Menschen
4. Was unterscheidet Engel von Menschen?
Wir hatten also drittens gefragt: Wo kommen die Engel her und was wird einmal aus ihnen? Mindestens haben wir bei den Ungehorsamen eine klare Definition gefunden.
Was unterscheidet Engel von Menschen? Dazu möchte ich einige Auskünfte geben.
Zunächst besitzen Engel ebenfalls die Merkmale einer Person (1. Korinther 4,1).
4.1 Engel besitzen Merkmale einer Person
Engel sind also, wie wir Menschen auch, Persönlichkeiten. Ich möchte das anhand von Bibelstellen belegen.
Zunächst lese ich aus Epheser 3,10: Paulus sagt dort unter anderem, dass jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt – das sind auch Engel – durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes zu erkennen gegeben werde. Das bedeutet, die Engel sollen die Weisheit Gottes erkennen, die sich hier durch uns offenbart.
Das heißt, bezogen auf die Engel: Sie müssen so viel Verstand haben, dass sie das begreifen können. Sie besitzen also Intelligenz, also Merkmale einer Persönlichkeit.
Auch 1. Petrus 1,12 zeigt das: Den Propheten wurde offenbart, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch dienten, im Blick auf das, was euch jetzt verkündigt worden ist durch die, welche euch das Evangelium im Heiligen Geist verkündet haben, der vom Himmel gesandt ist. Engel begehren, in diese Dinge hineinzuschauen.
Engel sind also sogar ein bisschen neugierig. Sie möchten etwas wissen, sie wollen das unfassbare Geheimnis der Erlösung ergründen, weil sie selbst keine Ahnung davon haben. Wenn Engel jedoch gesündigt haben, sind sie für immer verloren. Für sie gibt es keine Erlösung, die gibt es nur für Menschen. Dennoch wollen sie dieses Geheimnis gern erforschen, können es aber nicht. Das ist aber durchaus ein Zeichen von Intelligenz. Engel haben also Intelligenz.
Zweitens besitzen Engel Merkmale einer Person. Das zeigt auch Judas 9: Michael, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und um den Leib Moses rang, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: „Der Herr schelte dich!“
Der Erzengel Michael wagte es also nicht, den Teufel zu beschimpfen. Er zeigte eine Art Scheu, Zurückhaltung, vielleicht sogar Gefühle. Und Gefühle haben Engel tatsächlich auch.
Diese wunderschöne Stelle aus Lukas 15,10 sagt: „So sage ich euch, es freut sich ein Engel Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“ Die Engel freuen sich also mit. Sie haben Gefühle, Respekt und wissen sehr wohl, Dinge zu unterscheiden. Engel sind also Personen, sind Persönlichkeiten.
Weiter heißt es im Hebräerbrief 1,6: „Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.“
Das bedeutet, den Engeln wird etwas befohlen, was sie tun sollen.
Im 2. Petrusbrief 2,4 steht: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes hielt und zur Aufbewahrung für das Gericht überlieferte.“
Engel, die gesündigt hatten – das zeigt, dass Engel sündigen können. Sie werden also auch aufgefordert, den Sohn zu ehren, und sie können dem Befehl Gottes widersprechen. Das heißt, Engel sind zu einem Willensentschluss fähig. Sie können sich entscheiden, dieses oder jenes zu tun.
Schließlich die Stelle aus Offenbarung 22,9: „Er spricht zu mir: Sie tue es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten und derer, welche die Worte dieses Buches bewahren.“
Dieser Engel, der sogenannte Deute-Engel, war den Propheten oft zur Seite gestellt, um ihnen die Dinge zu erklären, die sie gesehen hatten. Er sagt hier also: „Sie tue es nicht! Ich bin auch nur ein Diener, der Gott dient.“
Der Engel hat ein gewisses Selbstbewusstsein. Er weiß, was er ist. Er weiß: „Ich bin Diener Gottes, des Allerhöchsten.“ Er kennt seine Stellung und hat ein geistliches Selbstbewusstsein. Paulus hat das auch, wir Menschen haben das auch – und dürfen es hoffentlich auch haben. Aber das haben die Engel eben auch.
Engel sind geistige Wesen, die keinen materiellen Leib besitzen.
4.2 Engel sind geistige Wesen ohne materiellen Leib
Das sagt die Schrift deutlich: Engel sind geistige Wesen, die keinen materiellen Leib besitzen. Im Hebräerbrief heißt es dazu in Kapitel 1, Vers 7: „Und von den Engeln spricht er zwar, dass er seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme.“
Im gleichen Brief, Hebräer 1, Vers 14, steht: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen?“ Das bedeutet also, dass Engel keine Nahrung benötigen. Sie können sich unabhängig von der Materie im ganzen Universum fortbewegen.
Als dienstbare Geister sind sie nicht an Materie gebunden. Sie sind wie der Mensch, der einen Sturm oder eine Feuerflamme sieht – sie sind in dieser Hinsicht keine Materie. Diese Bilder werden nur verwendet, damit Menschen sich überhaupt etwas vorstellen können.
4.3 Überlegenheit der Engel gegenüber Menschen
Wie unterscheiden sich Menschen von Engeln? Engel sind den Menschen überlegen, das ist wahr. In Matthäus 28, Vers 2, der Auferstehungsgeschichte unseres Herrn, heißt es: „Und siehe, da geschah ein großes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Ansehen aber war wie der Blitz, und sein Kleid weiß wie Schnee.“
Wenn man unsichtbare Dinge zeigen oder plausibel machen will, muss man Bilder verwenden, zum Beispiel wie Feuer, wie Winde oder wie den Blitz. So wird es auch hier beschrieben.
Im Markus-Evangelium, Kapitel 16, Vers 5, steht: „Und als sie in die Gruft eintraten, sahen sie einen jungen Mann zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand, und sie entsetzten sich.“
Engel sind den Menschen also in gewisser Weise überlegen. Sie können majestätisch erscheinen, aber dennoch wie ein Mensch, wie ein Mann wirken, der sich auf den Stein setzt und ausruhen will. Doch ihre Erscheinung ist so furchterregend, dass die Wächter zu Tode erschrocken sind. Als die Frauen ins Grab kamen, erschien der Engel als junger Mann – nicht als junge Frau. Das ist keine Diskriminierung, sondern so wird es in der Bibel immer dargestellt.
Im Hebräerbrief, Kapitel 2, Vers 7, wird von unserem Herrn Jesus gesagt: „Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt. Mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt.“ Das bedeutet, die Engel sind den Menschen in gewisser Hinsicht überlegen. Als unser Herr Mensch wurde, erniedrigte er sich für eine Zeit unter die Engel.
Daraus könnte man schließen: Ja, der Herr wurde Mensch wie wir, also sind die Engel den Menschen doch ein Stück überlegen, besonders in ihrer Kraft und Herrlichkeit. Wir sehen das gleich noch in Daniel 6, Vers 23.
Zunächst noch eine einfach verständliche Sache: Daniel 6, Vers 23: „Mein Gott hat seinen Engel gesandt“, sagt Daniel, „und er hat den Rachen der Löwen verschlossen, so dass sie mich nicht verletzten, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde, und auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen.“
Das war der 80- oder 83-jährige Daniel in der Löwengrube. Vergesst bitte die Bilder aus Kinderbibeln, die Daniel als 14-Jährigen zeigen. Man kann sich also ausrechnen, dass er 80 oder sogar 83 Jahre alt war. Auch im Alter ist man vor Versuchungen nicht gefeit.
Hier wird nicht beschrieben, dass der Engel sichtbar war, aber die Löwen hielten den Rachen geschlossen. Das war für Daniel sehr gut.
In der Apostelgeschichte 12, Vers 7, steht etwas ganz anderes: „Und siehe, ein Engel des Herrn stand da, und ein Licht leuchtete im Kerker. Er schlug Petrus an die Seite, weckte ihn und sagte: ‚Steh schnell auf!‘ Und die Ketten fielen ihm von den Händen.“
Hier merken wir: Engel sind den Menschen wirklich überlegen. Sie können auch materiell erscheinen. Der Engel kann einem ordentlich einen Stoß versetzen, um jemanden zu wecken. Da ist nicht einfach nur Luft, wenn der Engel zuschlägt. Petrus hat es gemerkt, ist aufgewacht, und die Ketten fielen herunter.
Wir können uns das ruhig so vorstellen. Es ist ein Stück biblisches Denken, das ernst zu nehmen ist. Engel sind den Menschen also an Kraft überlegen. Kaum ein Mensch könnte einem Löwen das Maul eine ganze Nacht lang verschließen, und die Ketten fallen einfach so ab – das kann ein Mensch auch nicht.
In Matthäus 24, Vers 36 steht: „Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater allein.“
Es scheint so zu sein, dass die Engel uns an Weisheit überlegen sind. Sie haben Intelligenz und können Entscheidungen treffen, wie wir schon gesagt haben. Wahrscheinlich sind sie uns auch an Weisheit überlegen. Aber Engel sind nicht allwissend. Hier steht nämlich, dass sie etwas nicht wissen – etwas, was auch wir nicht wissen. Das hat Gott sich allein vorbehalten. Das sagte der Herr allerdings, als er auf der Erde war. Darauf will ich jetzt nicht weiter eingehen.
In Lukas 2, Vers 9, der Weihnachtsgeschichte, heißt es: „Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht. Und der Engel sprach zu ihnen: ‚Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird.‘“
Kapitel 28 des Matthäusevangeliums haben wir schon gelesen, die Auferstehung des Herrn. Aber aus Furcht vor diesem Engel, der wie ein Blitz vom Himmel kam, bebten die Wächter und wurden wie tot.
Matthäus 28, Vers 5: „Der Engel aber begann und sprach zu den Frauen, die schon da waren: ‚Fürchtet euch nicht, denn ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.‘“
Engel erscheinen also immer bei den Menschen als mächtige Wesen, die durch ihre bloße Erscheinung Furcht und Schrecken verursachen.
Darf ich es mal ganz rabiat sagen: Schmeißt eure Weihnachtsengel weg! Solche lächerlichen Figuren gab es nie.
Im Hebräerbrief, Kapitel 2, Vers 14, wird von unserem Herrn Jesus gesagt: „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt, um durch den Tod den zu vernichten, der die Macht des Todes hat.“
Das ist eine harte Aussage, die für uns unheimlich positiv klingt, aber für die Engel ist sie hart. Er nimmt sich doch wohl nicht der Engel an. Sollte sich Gott vielleicht um die Engel kümmern? Das macht er nämlich nicht.
Hier geht es weiter: Ich lese noch einmal Vers 16, Hebräer 2: „Denn er nimmt sich doch wohl nicht der Engel an, sondern der Nachkommenschaft Abrahams nimmt er sich an.“
Daraus kann man wohl schließen, dass Engel nicht erlöst werden, wenn sie gefallen sind, Menschen aber sehr wohl.
Fünftens, meine fünfte Frage: Welche Ordnungen gibt es unter den Engeln?
Hierarchien und besondere Engelgestalten
5. Welche Ordnungen gibt es unter den Engeln?
Es gibt verschiedene Bezeichnungen für Engel in der Bibel, und sie scheinen eine hierarchische Ordnung anzudeuten. Dabei werden Begriffe wie Throne, Herrschaften, Regierende, Autoritäten, Weltherrscher und Kräfte genannt.
Allerdings wird diese Hierarchie in der Bibel nur angedeutet und nicht ausführlich erklärt. So werden beispielsweise Cherubim und Seraphim erwähnt (vgl. 5,1).
5.1 Cherubim und Seraphim
Das sind vermutlich die höchsten Engelwesen, die es gibt. Sie besitzen eine unbeschreibliche Kraft und Schönheit und umgeben unmittelbar den Thron Gottes. Man kann sie selbst kaum beschreiben. Die Propheten versuchen es natürlich, weil sie solche Wesen gesehen haben. Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen finden wir in der Schrift.
Zunächst treten sie schon im dritten Kapitel des ersten Buches Mose nach dem Sündenfall auf. In 1. Mose 3,24 heißt es: „Und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des zuckenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.“ Hier werden sie zum ersten Mal in der Bibel erwähnt.
Im Psalm 80,2 steht: „Du Hirte Israels, der du Josef leitest wie eine Herde, höre doch, der du thronst über den Cherubim, strahle hervor!“ Das ist die erste Andeutung, dass Gott über den Cherubim thront. Am deutlichsten wird dies im Propheten Hesekiel beschrieben.
In Hesekiel 1,4 finden wir eine eigenartige Beschreibung: „Und ich sah, und siehe, ein Sturmwind kam von Norden her, eine große Wolke und ein Feuer, das hin und her zuckte, und Glanz war rings um sie her. Aus der Mitte des Feuers strahlte es wie der Anblick von glänzendem Metall, und aus seiner Mitte erschien die Gestalt von vier lebenden Wesen.“
So sahen sie aus: Sie hatten die Gestalt eines Menschen, aber jedes hatte vier Gesichter und vier Flügel. Ihre Beine waren gerade, und die Fußsohlen waren wie die eines Kalbes, funkelnd wie blanke Bronze. Unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten waren Menschenhände.
Die vier hatten jeweils vier Gesichter und Flügel. Ihre Flügel berührten sich, einer mit dem anderen. Sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen, sondern gingen geradeaus. Die Gesichter waren wie folgt: ein menschliches Gesicht, ein Löwen-, ein Stier- und ein Adlergesicht.
Die Flügel waren nach oben ausgespannt. Jedes Wesen hatte zwei Flügel, die sich berührten, und zwei, die ihren Leib bedeckten. Sie gingen geradeaus, wohin der Geist gehen wollte, und wandten sich nicht um.
In der Mitte zwischen den lebenden Wesen war ein Schein wie von brennenden Feuerkohlen, wie der Schein von Fackeln, die hin und her fuhren. Das Feuer hatte einen Glanz, und aus dem Feuer fuhren Blitze hervor. Die lebenden Wesen liefen hin und her, so dass es aussah wie Blitze.
Kann man sich das vorstellen? Ich habe es in einer modernen Übersetzung vorgelesen, aber es ist für uns kaum fassbar. Es scheint widersprüchlich zu sein, doch der arme Prophet muss beschreiben, was er sieht, obwohl er es eigentlich nicht beschreiben kann. Die Wirklichkeit sprengt sein Fassungsvermögen.
Diese Wesen werden später als Cherubim beschrieben (Hesekiel 10). Sie ähneln sehr den vier lebenden Wesen, die uns in der Offenbarung vor dem Thron Gottes begegnen. Sie wiederum ähneln den bei Jesaja beschriebenen Seraphim. Cherubim, Seraphim – vermutlich sind immer dieselben Wesen gemeint, also die vier lebendigen Wesen, die in der Offenbarung, bei Hesekiel und wohl auch bei Jesaja beschrieben werden.
Aus Hesekiel 28 möchte ich noch etwas vorlesen, Vers 13: „Du warst in Eden, dem Garten Gottes. Aus Edelsteinen jeder Art war deine Decke: Karneol, Topas und Jaspis, Türkis, Onyx und Jade, Saphir, Rubin und Smaragd. Arbeit in Gold war deine Decke, und deine Perlen waren an dir. Am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht. Du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du umher. Vollkommen warst du in deinen Wegen, von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand.“
„Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstoß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub aus der Mitte der feurigen Steine.“
Das ist einer der Texte, die nach Ansicht mancher Ausleger den Fall Satans beschreiben. Wenn das so ist, können wir es nicht sicher entscheiden, weil formal hier der König von Tyrus beschrieben wird. Aber wenn dieser Text wirklich den Fall Satans meint, dann gehörte Satan ursprünglich zu den Cherubim, also zu den allerhöchsten Engelwesen, die es gibt.
In 5,2 wird der Erzengel Michael erwähnt.
5.2 Der Erzengel Michael
Judas haben wir schon gelesen, Judas 1, Vers 9: Michael, der Erzengel, wagte es nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen. Neben diesen Cherubim, die unbenannt bleiben, und den Seraphinen werden uns einzelne Engel erwähnt, die scheinbar einen sehr hohen Rang haben – ganz mächtige Engel. Einer von ihnen ist Michael, offensichtlich auch ein sehr kriegerisches Wesen.
Michael hat immerhin mit dem Teufel gestritten – wenn der Teufel ein Cherub war –, also ernsthaft mit ihm gerungen, allerdings ihn nicht beschimpft. Übrigens, als Nebenbemerkung: Man sollte sehr vorsichtig sein. Es gibt manchmal Gruppen von Christen, die bei Dämonenaustreibungen den Teufel regelrecht beschimpfen. Diese Praxis halte ich für unbiblisch. Man beruft sich dabei auf Martin Luther, aber auf die Schrift kann man sich damit nicht berufen. Das ist sehr gefährlich.
Auch Satan ist eine Macht, die man nicht lästern darf; das steht uns nicht zu. Die Bibel verlangt, dass wir Autoritäten achten – nicht, dass wir ihnen unterwürfige Furcht entgegenbringen –, sondern sie so behandeln, wie Gott es will.
Von Michael lesen wir noch etwas in Daniel 10. Das ist eine sehr geheimnisvolle Geschichte, die uns einen kleinen Einblick in Phänomene gibt, die unter Umständen bis heute wirksam sind. Daniel 10, Vers 13: Da sagt der Engel zu Daniel, der einen Engel hatte, der ihm diese Visionen erklärte – es war wohl Gabriel –, Folgendes: „Aber der Fürst des Königreiches Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen. Siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien. Doch will ich dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist. Und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beistand, außer Michael, eurem Fürsten.“
Es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, dem Teufel, und seinen Engeln. Das steht in Offenbarung 12, Vers 7: „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache kämpfte und seine Engel.“ Der Engel sagt hier „euer Engel“, also meint wohl der Engel, der für Israel eine bestimmte Funktion hat. Er scheint ein sehr kämpferisches Wesen zu sein – eine sehr kriegerische Gestalt.
Weiter zum Engel Gabriel: Er wird auch bei Daniel schon früher erwähnt, weswegen man annimmt, dass in Daniel 10, was ich gerade zitiert habe, er gemeint ist. Daniel 8, Vers 16: „Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulai, die rief und sprach: Gabriel, lass diesem das Geschehene verstehen, das Gesehene verstehen.“ Vers 21: „Und während ich noch redete im Gebet, da zur Zeit des Abendopfers, rührte mich der Mann Gabriel an, den ich am Anfang im Gesicht gesehen hatte, als ich ganz ermattet war.“
Lukas 1, Vers 26: „Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiläa mit Namen Nazareth gesandt.“ Michael war offensichtlich der Kriegerische, Gabriel gibt eher den Eindruck eines Boten Gottes. Obwohl auch Gabriel in Daniel 10 kämpferisch war und sagte, er konnte nicht so schnell kommen – deshalb wurde Daniels Gebet erst eine ganze Weile später erhört. Es vergingen einige Tage.
Das sind Andeutungen, ich will nicht weiter spekulieren. Aber offensichtlich bewirken unsere Gebete etwas im Himmel, und es gibt auch Antworten.
Sechstens: Welche Aufgaben haben Engel? Nach den Berichten der Bibel haben sie vielerlei Aufgaben und Dienste zu erfüllen. Sie dienen unserem Herrn, zum Beispiel nach der Versuchung durch Satan. Da steht, dass Engel ihm dienten und ihn stärkten im Kampf. In Gethsemane, bei Jesu dreimaligem Gebet, das jeweils eine Stunde währte, standen sie bereit, ihn zu schützen. Sie waren bei seiner Himmelfahrt gegenwärtig und verkündeten auch seine Wiederkunft.
Einige Aufgaben will ich herausheben:
6.1 Ihre Aufgaben gegenüber Gott
Jesaja 6, Vers 3: „Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Herrscher der Heerscharen; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!“
Offenbarung 5, Vers 11: „Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron her und um die lebendigen Wesen und um die Ältesten; und ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Sie sprachen mit lauter Stimme: ‚Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Lobpreis zu empfangen!‘“
Die Aufgabe der Engel ist eindeutig: Sie beten Gott an. Das gehört zu ihren vornehmsten Aufgaben.
Weiter eine sehr interessante Stelle: Offenbarung 7, Vers 2: „Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte. Und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gegeben war, der Erde und dem Meer Schaden zuzufügen, und sagte: ‚Schadet nicht der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.‘“
Es scheint so zu sein, als ob Engel im Auftrag Gottes auch Naturkräfte kontrollieren und loslassen können – vielleicht auch Katastrophen.
Wieder zurück zu Daniel, noch einmal die Stelle Daniel 10: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen.“ So lange hat es gedauert, bis Gabriel wahrscheinlich zu Daniel kommen konnte. „Siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“
Das ist eine ungeheuer interessante Geschichte. Ich bin dabei, das in der Bibel ein wenig aufzuarbeiten: Was passiert, wenn ein Mensch betet? Was passiert zu dieser Zeit, die hier definitiv genannt ist? Was passiert bei den Königen von Persien? Das ist sehr interessant.
Weiter heißt es in Vers 20: „Dann wird der Fürst von Griechenland kommen.“ Und dann sagt er von Michael: „Euer Fürst.“ Es könnte also sein, dass Engel im Auftrag Gottes ganze Völker kontrollieren. Es gibt offensichtlich einen göttlichen Engel für Israel. Aber es gibt auch einen Fürsten, der diesem Engel entgegenstand – wahrscheinlich satanische Engel über Griechenland, Persien und eventuell auch über Deutschland. Die Schrift deutet das nur an, und wir wollen nicht weiter spekulieren.
6.2 Ihre Aufgaben im Leben von Menschen
Wir haben gesehen, Engel sind manchmal damit beauftragt, Menschen Botschaften zu überbringen. Das haben wir ja schon gelesen. Engel freuen sich auch über die Erlösung. Das ist klar. Sie tun aber noch viel mehr.
Nun einige interessante Stellen:
Hebräer 1, Vers 14: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen?“ Das gilt generell für alle wiedergeborenen Christen, die das Heil erben sollen – also die Gläubigen. Engel dienen den Gläubigen, das ist sicher.
Apostelgeschichte 27, Vers 23: Paulus sagt: „Denn ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, stand in jener Nacht bei mir und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser gestellt werden. Siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren.“ Paulus ermutigt die Männer: „Habt guten Mut, denn ich vertraue Gott, dass es so sein wird, wie zu mir geredet worden ist.“ Engel können Gläubige ermutigen. Paulus erfährt diese Ermutigung in höchster Lebensgefahr, als das Schiff fast unterging.
Matthäus 18, Vers 10: Der Herr Jesus sagt: „Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, ihre Engel in den Himmeln schauen allezeit das Angesicht meines Vaters, der in den Himmeln ist.“ Offenbar gibt es so etwas wie einen Schutzengel – zumindest für die Kinder, die Kleinen. Diese Kleinen, sonst eigentlich nur Gläubige, so wird jedenfalls gesagt.
Psalm 34, Vers 8: „Der Engel des Herrn lagert sich um die, die ihn fürchten, und er befreit sie.“
Psalm 91, Vers 11: „Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf allen deinen Wegen. Sie tragen dich auf Händen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“ Ursprünglich weist das auf den Dienst der Bewahrung hin. Der Engel des Herrn im Alten Testament ist höchstwahrscheinlich der Herr Jesus selbst. Satan benutzt diese Stelle jedoch, um unseren Herrn in Versuchung zu führen – das ist eine andere Geschichte.
Epheser 3, Vers 10: „Damit jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt werde.“
1. Korinther 11, Vers 10: „Darum soll eine Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen.“ Diese letzte Stelle ist sehr dunkel; man weiß nicht genau, was sie bedeutet. Aber es scheint so zu sein, dass Engel das Leben der Gläubigen beobachten und Gott dafür loben.
1. Timotheus 5, Vers 21: Paulus schreibt an Timotheus: „Ich bezeuge ernst und eindringlich vor Gott und Christus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteile befolgst und nichts nach Gunst tust.“ Es scheint so zu sein, als ob es eine Gruppe von auserwählten Engeln gibt, die besonders das Leben der Ältesten in der Gemeinde beobachten, also derer, die Verantwortung tragen. Timotheus war nicht im eigentlichen Sinn Ältester, sondern Missionar in der Gemeinde. Aber wenn Paulus ihn so beschwört, scheint Gott ihm offenbart zu haben, dass Engel, die Dienste tun und Verantwortung tragen in der Gemeinde, besonders beachtet werden.
Hebräer 11, Vers 28: „Durch Glauben hat er das Passa gefeiert und die Blutsbestreichung ausgeführt, damit der Verderber der Erstgeburt sie nicht antastete.“ Das ist ein Rückblick auf die Geschichte Israels beim Auszug aus Ägypten. Der Verderber steht hier für eine dämonische Macht.
Apostelgeschichte 12, Vers 22: „Das Volk aber rief Herodes zu: ‚Es ist die Stimme Gottes und nicht die eines Menschen!‘ Sogleich aber schlug ihn ein Engel des Herrn dafür, dass er nicht Gott die Ehre gab, und von Würmern zerfressen verschied er.“ Das heißt, Engel vollstrecken das Gericht Gottes an Menschen. Das tun Engel.
Sie dienen den Gläubigen, beobachten sie, freuen sich, wenn jemand Buße tut, aber sie vollstrecken auch das Gericht.
Wir sind beim letzten Punkt angelangt. Es ist ja der letzte Abend, ich fahre dann weg. Ist mir egal, ich habe Überstunden bei euch gemacht. Aber wir haben es wirklich gleich geschafft, ich tröste euch.
Welche Einstellung sollen wir zu den Engeln haben? Das ist mein letzter Punkt. Ich will es ganz einfach sagen: Wir wollen dankbar sein für den Dienst der Engel. Wir wollen Gott loben, dass es sie gibt. Aber wir wollen niemals versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten – niemals! Das wäre ein ganz heidnisches Denken. Die Heiden und Magier tun das, sie versuchen, die Kräfte der himmlischen Welt zu beeinflussen. Das dürfen wir nicht. Dazu haben wir niemals das Recht bekommen.
Engel sind Gottesboten, die Gott benutzt – manchmal, um uns zu helfen, manchmal, um uns zu bewahren, und manchmal, um uns zu strafen. Das sind Boten in der Hand Gottes, auch wenn wir einmal Engel richten werden. Das wird aber nicht jetzt geschehen, sondern dann, wenn wir den ganzen Durchblick haben.
Also niemals versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten, unter keinen Umständen. Aber wir dürfen dankbar sein, dass es sie gibt, und über die Weisheit Gottes staunen, was er damit gemacht hat. Wahre Engel Gottes würden das immer ablehnen. Wenn wir versuchen, mit ihnen in Kontakt zu kommen, kommen wir zu den Falschen – das ist mit Sicherheit so.
Immer, wenn Menschen das versucht haben, landeten sie bei Dämonen oder bei Engeln Satans. Denn Satan giert nach Anbetung wie niemand sonst. Das hat er ja selbst dem Herrn Jesus gesagt: „Alles gebe ich dir, wenn du niederfällst und mich anbetest.“ Es ist gefährlich, so etwas zu tun.
Ich lese noch zum Schluss den letzten Bibelvers, Judas 1,9, der sehr wichtig ist: „Michael, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! Diese aber – und da meint er solche unvernünftigen Menschen – lästern alles, was sie nicht kennen, und verderben sich darin wie die unvernünftigen Tiere.“
Wir respektieren Engel als von Gott eingesetzte oder von Gott zugelassene Autoritäten und lästern sie nicht. Aber wir beten sie unter keinen Umständen an. Andernfalls folgen wir ihrem Beispiel: in hingebungsvollem Dienst für den Herrn, in der Anbetung Gottes, im Dienst für andere Geschöpfe und im Gehorsam gegenüber Gott.
Aufgaben der Engel
6. Welche Aufgaben haben Engel?
Nach den Berichten der Bibel haben Engel vielerlei Aufgaben und Dienste zu erfüllen. Sie dienen unserem Herrn. Zum Beispiel nach der Versuchung durch Satan – da heißt es, Engel dienten ihm und stärkten ihn im Kampf.
In Gethsemane, während seines dreimaligen Gebets, das jeweils eine Stunde dauerte, standen sie bereit, ihn zu schützen. Sie waren auch bei seiner Himmelfahrt gegenwärtig und verkündeten seine Wiederkunft.
Einige Aufgaben der Engel möchte ich besonders hervorheben. Zunächst ihre Aufgaben gegenüber Gott.
6.1 Ihre Aufgaben gegenüber Gott
Jesaja 6,3: Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Herr der Herrscher! Die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!
Offenbarung 5,11: Und ich sah und hörte die Stimme vieler Engel rings um den Thron, um die lebendigen Wesen und um die Ältesten. Ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Sie sprachen mit lauter Stimme: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht, Reichtum, Herrlichkeit, Weisheit, Stärke, Ehre und Lobpreis.“
Die Aufgabe der Engel ist eindeutig: Sie beten Gott an. Das gehört zu ihren vornehmsten Aufgaben – sie beten Gott an.
Weiter eine sehr interessante Stelle: Offenbarung 7,2: Und ich sah einen anderen Engel vom Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte. Er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gegeben war, der Erde und dem Meer Schaden zuzufügen, und sagte: „Schadet nicht der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.“
Es scheint so zu sein, als ob Engel im Auftrag Gottes auch Naturkräfte kontrollieren und sie auch freisetzen können – vielleicht sogar Katastrophen.
Wieder zurück zu Daniel, noch einmal die Stelle Daniel 10: Hier wird ein Fürst erwähnt, der etwas ganz anderes ist. Ich möchte es betonen: „Jetzt aber stand mir der Fürst des Königreichs Persien einundzwanzig Tage lang entgegen.“ So lange hat es also gedauert, bis Gabriel wahrscheinlich zu Daniel kommen konnte. Dann kam Michael, einer der ersten Fürsten, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.
Das ist eine ungeheuer interessante Geschichte. Ich bin dabei, das mal ein bisschen aufzuarbeiten: Was passiert, wenn ein Mensch betet? Was passiert da in der Geschichte? Was geschieht zu dieser Zeit, die hier definitiv genannt wird? Was passiert bei den Königen von Persien? Das ist sehr interessant.
Dann wird weiter in Vers 20 gesagt: „Dann wird der Fürst von Griechenland kommen.“ Und dann wird von Michael gesprochen, „eurem Fürsten“. Es könnte also sein, dass Engel im Auftrag Gottes ganze Völker kontrollieren.
Es gibt offensichtlich einen göttlichen Engel für Israel. Aber es gibt auch einen Fürsten, der diesem Engel entgegenstand – wahrscheinlich ein satanischer Engel über Griechenland und einer über Persien, vermutlich ebenfalls ein satanischer Engel. Ob es einen solchen Fürsten über Deutschland gibt, weiß ich nicht. Die Schrift deutet das nur an, und wir wollen nicht weiter spekulieren.
Sechs zwei: Ihre Aufgaben im Leben von Menschen.
6.2 Ihre Aufgaben im Leben von Menschen
Wir haben gesehen, dass Engel manchmal damit beauftragt sind, Menschen Botschaften zu überbringen. Das haben wir ja schon gelesen. Außerdem haben wir bereits erfahren, dass Engel sich über die Erlösung freuen. Das ist auch klar.
Engel tun aber noch viel mehr. Nun möchte ich einige interessante Stellen vorlesen, die ihren Dienst an uns beschreiben.
Welchen Dienst tun sie uns? In Hebräer 1,14 heißt es: Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen? Das gilt generell für alle wiedergeborenen Christen, die das Heil, die ewige Rettung, erben sollen. Das sind die Gläubigen. Das bedeutet, Engel dienen den Gläubigen, das ist sicher.
In Apostelgeschichte 27,23 sagt Paulus: „Denn ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, stand in dieser Nacht bei mir und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden. Und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren.“ Paulus ermutigt daraufhin die Männer: „Seid guten Mutes, ihr Männer, denn ich vertraue Gott, dass es so sein wird, wie zu mir geredet worden ist.“ Engel können also Gläubige ermutigen. Paulus erfährt hier diese Ermutigung in höchster Lebensgefahr. Das ganze Schiff stand dabei kurz davor abzusaufen. Manchmal retten Engel die Gläubigen sogar in Gefahr.
Matthäus 18,10 sagt der Herr Jesus: „Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet. Denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.“ Ihre Engel verachten nicht eines dieser Kleinen. Offenbar gibt es so etwas wie einen Schutzengel, zumindest für die Kinder, die Kleinen. Diese Kleinen sind sonst eigentlich nur für Gläubige. So wird es jedenfalls gesagt.
Psalm 34,8 berichtet: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie.“
Psalm 91,11 sagt: „Denn er bietet seine Engel für dich auf, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen. Auf den Händen tragen sie dich, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“
Ursprünglich weist diese Stelle auf den Dienst der Bewahrung hin, wobei der Engel des Herrn im Alten Testament höchstwahrscheinlich der Herr Jesus selbst ist. Allerdings benutzt Satan diese Stelle, um unseren Herrn in Versuchung zu führen – das ist eine andere Geschichte.
Epheser 3,10 sagt: „Damit jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes zu erkennen gegeben werde.“
Oder 1. Korinther 11,10: „Darum soll eine Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen.“ Die letzte Stelle ist sehr dunkel. Man weiß letztlich nicht genau, was sie bedeutet. Es scheint jedoch so zu sein, dass Engel das Leben der Gläubigen beobachten und Gott dafür loben. Das scheint sicher zu sein.
In 1. Timotheus 5,21 schreibt Paulus an Timotheus: „Ich bezeuge ernst und eindringlich vor Gott und Christus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteile befolgst und nichts nach Gunst tun sollst.“
Es scheint also eine Gruppe von auserwählten Engeln zu geben. Paulus fordert Timotheus auf, gerecht zu handeln. Es sieht so aus, als ob Engel besonders das Leben der Ältesten in der Gemeinde beobachten, also derer, die Verantwortung tragen. Timotheus war zwar nicht im eigentlichen Sinn ein Ältester, sondern eher Missionar in dieser Gemeinde. Doch wenn Paulus ihn so beschwört – „Ich beschwöre dich vor den auserwählten Engeln“ – scheint es, als hätte Gott ihm offenbart, dass Engel diejenigen, die Dienste tun und Verantwortung tragen in der Gemeinde, besonders beachten oder beobachten.
Hebräer 11,28 berichtet: „Durch Glauben hat er das Passa gefeiert und die Blutsbestreichung ausgeführt, damit der Verderber der Erstgeburt sie nicht antastete.“ Das ist ein Rückblick auf die Geschichte Israels beim Auszug aus Ägypten.
Der Verderber steht hier. In Apostelgeschichte 12,22 heißt es: „Das Volk aber rief dem Herodes zu: ‚Eine Gottesstimme und nicht eines Menschen!‘ Sogleich aber schlug ihn ein Engel des Herrn dafür, dass er nicht Gott die Ehre gab, und von Würmern zerfressen verschied er.“
Das bedeutet, Engel vollstrecken das Gericht Gottes an Menschen.
Engel dienen den Gläubigen, sie beobachten sie und freuen sich, wenn jemand Buße tut. Aber sie vollstrecken auch das Gericht.
Wir sind nun beim letzten Punkt angelangt. Entschuldigung, es ist ja der letzte Abend. Ich fahre dann weg. Ist mir egal, ich habe halt Überstunden gemacht bei euch. Aber wir haben es wirklich gleich geschafft, ich tröste euch.
Welche Einstellung sollen wir zu den Engeln haben?
Die richtige Haltung gegenüber Engeln
7. Welche Einstellung sollen wir haben zu den Engeln?
Das ist mein letzter Punkt. Ich möchte es ganz einfach so sagen: Liebe Geschwister, wir sollten dankbar sein für den Dienst der Engel. Wir wollen Gott dafür loben, dass es sie gibt. Aber wir dürfen niemals versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten – niemals! Das wäre ein ganz heidnisches Denken.
Die Heiden tun das, die Magier tun das. Sie versuchen, die Kräfte der himmlischen Welt zu beeinflussen. Das dürfen wir nicht tun, denn dazu haben wir niemals das Recht bekommen. Engel sind Gottesboten, die Gott benutzt – manchmal, um uns zu helfen, manchmal, um uns zu bewahren, und manchmal auch, um uns zu strafen. Sie sind Boten in der Hand Gottes, auch wenn wir eines Tages Engel richten werden.
Das wird aber nicht jetzt geschehen, sondern erst dann, wenn wir den ganzen Durchblick bekommen haben. Also: Niemals versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten – unter keinen Umständen! Aber wir dürfen dankbar sein, dass es sie gibt, und über die Weisheit Gottes staunen, die sich darin zeigt.
Wahre Engel Gottes würden es immer ablehnen, dass wir mit ihnen in Kontakt treten. Wenn wir es dennoch versuchen, kommen wir zu den Falschen – das ist sicher so. Immer wenn Menschen das versucht haben, landeten sie bei Dämonen oder bei den Engeln Satans. Denn Satan giert nach Anbetung wie niemand sonst. Das hat er selbst dem Herrn Jesus gesagt: „All dies will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Es ist gefährlich, so etwas zu tun. Zum Schluss möchte ich noch einen wichtigen Bibelvers vorlesen: Judas 1,9:
„Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Streit um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! Diese aber, und da meint er solche unvernünftigen Menschen, lästern alles, was sie nicht kennen. Alles aber, was sie von Natur aus wie unvernünftige Tiere verstehen, darin verderben sie sich.“
Wir respektieren Engel als von Gott eingesetzte oder auch von Gott zugelassene Autoritäten und lästern sie nicht. Aber wir beten sie unter keinen Umständen an. Sonst folgen wir ihrem Beispiel.
Lasst uns in hingebungsvollem Dienst für den Herrn leben, in der Anbetung Gottes, im Dienst für andere Geschöpfe und im Gehorsam gegenüber Gott.