Die nächsten vier Wochen sind sehr vollgepackt. Deshalb gibt es wieder kurze Vorträge.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Die Herausforderung falscher Lehrer und ihre Motive
Und dann wird er ganz, ganz streng, wenn er sagt, dass man denen den Mund stopfen muss. Das heißt, man muss wirklich einen Riegel vorschieben und dafür sorgen, dass sie nicht weitermachen können. Warum? Weil sie ganze Häuser umkehren.
Mit Häusern sind hier Familien gemeint. Und das Umkehren bedeutet, sie von der christlichen Lehre abzubringen und hin zu einer jüdischen Variante zu führen, die aber überhaupt nichts mehr mit dem eigentlichen Glauben zu tun hat.
Warum tun diese Aufsässigen, diese hohlen Schwätzer und Betrüger das? Sie lehren aus schändlichem Gewinnswillen, also aus dem Wunsch nach Profit, etwas, was sich nicht geziemt. Genau diese Leute sagen: „Ich lehre etwas, aber ich tue es nicht zum Wohl derer, die ich belehre. Es geht mir eigentlich nur um meinen Geldbeutel.“ Sie lehren also aus dem Willen zum Verdienst.
Das ist ein Punkt, bei dem man ganz, ganz vorsichtig sein muss. Paulus ist an dieser Stelle bereit, auf Bezahlung zu verzichten. Er will nicht, dass in den Gemeinden, in denen er predigt, der Eindruck entsteht, er sei genau so einer.
Er sagt: „Wir dienen nicht als Prediger um des Geldes willen.“ Er weiß nicht, was ihm für diesen Dienst gegeben wird. Er wird es auch nie erfahren, weil die Bezahlung auf ein Konto läuft, auf das er keinen Zugriff hat. Er hat keinen blassen Schimmer, was da reingeht. Er will es auch nicht wissen.
Warum? Weil er keinen Dienst annehmen möchte, der nur um des Geldes willen geschieht. Wenn er wüsste, wie viel er bekommt, könnte man sagen: „Oh, wenn mich die Gemeinde wieder einlädt, gibt das richtig Geld.“ Und wenn er wüsste, dass eine andere Gemeinde nicht so viel zahlt, würde er vielleicht überlegen, ob er noch warten soll, ob sich vielleicht eine andere Gemeinde meldet, bei der er sich besser verkaufen kann.
Das möchte er nicht.
Die Haltung zu Geld und Dienst am Glauben
Es ist ganz wichtig, an dieser Stelle vorsichtig zu sein bei Menschen, bei denen man den Eindruck hat, sie dienen nur, um etwas dafür zu bekommen. Die erste Frage, die sie stellen, lautet oft: „Was kriege ich dafür?“
Ich würde so jemanden nicht nehmen, selbst wenn er eine gute Reputation hätte. Denn ich denke, das ist der falsche Ansatz. Lehrer sollten in Bezug auf Geld wirklich entspannt sein. Wenn ich nicht mehr daran glauben kann, dass Gott mich versorgt, dann habe ich ein ganz anderes Problem. Versteht ihr? Dann stimmt in meinem Glauben an einer ganz anderen Stelle etwas nicht mehr.
Es gibt also Leute, die predigen, aber sie tun es nur wegen des Geldes. Paulus sagt dazu: Das ist eigentlich gar nicht so verwunderlich. Denn in Vers 12 heißt es, dass einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt hat...
Hier ist „Prophet“ nicht im biblischen Sinn gemeint, sondern so, wie der Begriff auch außerbiblisch verwendet wird. Jeder Philosoph, jeder Reinigungspriester und jeder Seher in der griechischen Welt wurde als Prophet bezeichnet. Und so einen haben wir hier: Epimenides.
Paulus nimmt Bezug auf das Paradox des Epimenides. Dieser hat gesagt: „Kreter sind immer Lügner.“
Man muss wissen, dass hier ein Kreter über Kreter spricht. Das ist das Paradox des Epimenides. Epimenides, selbst ein Kreter, sagt über die Kreter: „Alle Kreter sind Lügner, und alle von Kretern aufgestellten Behauptungen sind Lügen.“
Deshalb ist es ein Paradoxon, wenn ein Kreter so etwas über sich selbst sagt. Das ist lustig. Paulus sagt, das ist nicht nur lustig, sondern wahr: Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere und faule Bäuche.
Falls ihr euch gefragt habt, warum ich den Titusbrief mit „Das Einmaleins des Glaubens für Gangster und Faulpelze“ überschrieben habe – hierher kommt das.
Die kulturelle Prägung und ihre Herausforderungen im Glauben
Das ist die Beschreibung der kretischen Natur: Inselstaat, Stadtstaaten bekannt. Wirklich, die Kreter waren bekannt für Dinge wie Piraterie, Egoismus, Kriege zwischen den Städten und ganz grobschlächtige religiöse Riten. Es war eine ganz raue, gefährliche Insel, wirklich genau das: Lügner, wilde Tiere und nur so viel arbeiten, wie irgendwie nötig – also so wenig wie möglich. Ja, faule Bäuche.
So, und jetzt kommst du aus so einem Hintergrund und bekehrst dich. Das ist nicht einfach, von heute auf morgen so ein Erbe abzuschütteln.
Vers 13: Dieses Zeugnis ist wahr. An dieser Stelle kann man ja mal überlegen: Was bringt ihr denn für ein Erbe mit aus dem Allgäu? Vielleicht würde man euch nicht als Lügner, wilde Tiere und faule Bäuche bezeichnen, aber überlegt mal, was euch geprägt hat. Wo merkt ihr an der Stelle, da... Na ja, ich muss ja immer schmunzeln, wenn ich über euch nachdenke – so über den Süden von Deutschland, so dieses „Schaffe, schaffe, Häusle baue“.
Man kann darüber lachen, man kann aber auch darüber nachdenken und überlegen: Wo ist in meinem Herzen etwas von dieser Mentalität drin? Warum denke ich vielleicht, dass die Menschen nicht so gut sind? Warum glaube ich, eine bestimmte Position im Beruf erreichen zu müssen? Warum ticke ich, wie ich ticke?
Setzt euch da ruhig mal zusammen. Ihr müsst nicht Lügner, wilde Tiere und faule Bäuche sein, um ein Problem mit dem Evangelium zu bekommen und irgendwann festzustellen: Ich habe mich mit meinem Leben ein Stück verrannt. Weil ich zu sehr einfach das weitergemacht habe, was mir mein Umfeld, meine Eltern mitgegeben haben.
Und es ist vielleicht ein wenig schwerer, das loszuwerden als das, was man jeden Tag in seinem Umfeld sieht und wo die Eltern auch sagen: „Mach mal so, ja, mach das mal genau so, so ist richtig.“ Und du merkst dir: Nee, irgendwie passt das nicht mehr. Doch, doch, das macht man so. Wer auch immer dieser Mann ist, der dann immer alles macht.
Aber man ist dann halt dran. Dieses Zeugnis ist wahr, und jetzt kommt der Vers, wo ich dachte, den werde ich auswendig lernen.
Die Notwendigkeit der strengen Zurechtweisung zur Glaubensstärkung
Dieses Zeugnis ist wahr. Aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben. Dieses Wort „weise sie streng zurecht“ ist ein starker Begriff. Es geht wirklich darum, Leuten den Mund zu stopfen und dafür zu sorgen, dass sie argumentativ kein Bein mehr auf den Boden bekommen.
Warum „weise sie“? Die Frage ist, wer „sie“ eigentlich ist. An dieser Stelle findet im Text eine Ausweitung des Subjekts statt. Vorher ging es ganz klar um die Irrlehre. Wir werden aber gleich lesen, dass die Irrlehrer nicht gläubig sind. Hier geht es darum, dass „sie“ im Glauben gesund sein sollen.
Das bedeutet, dass hier gar nicht mehr primär die Irrlehrer im Blick sind, sondern wer? Genau, die Leute, zu denen Titus spricht – die Häuser, die er „umdreht“. Diese sind nun im Fokus, also die Anhängerschaft der Irrlehrer, die den falschen Lehren auf den Leim gegangen sind.
Wir merken, hier ist eine Entwicklung in der Gemeinde im Gange. Eine Irrlehre breitet sich langsam aus. Titus soll jetzt hingehen und die Leute, die davon infiziert sind, streng zurechtweisen, damit sie im Glauben gesund bleiben.
Das bedeutet: In einer Gemeinde, wenn du als Hirte, Aufseher oder Ältester zu tun hast, kann der Moment kommen, an dem du zu den Leuten gehst und sagst: „Wir haben jetzt ein richtiges Problem. Wir müssen sehr ernst miteinander reden. Das, was du gerade tust, zerstört deinen Glauben.“
Wenn du diesen Weg weitergehst, wirst du irgendwann – in zehn oder fünfzehn Jahren oder irgendwann – nicht mehr dabei sein. Das wird dich kaputtmachen. Deshalb, weil es dich kaputtmachen wird, werde ich jetzt etwas tun, das mir das Herz bricht. Aber ich werde dich streng zurechtweisen.
Ich werde dir ganz deutlich sagen, dass du dich entscheiden musst. So kann es nicht weitergehen.
Persönliche Reflexion und praktische Anwendung der Zurechtweisung
Und ich habe gedacht: Okay, der Vers hat mich sehr angesprochen. Er hat mich angesprochen, weil ich merke, dass das genau das ist, worüber ich als Ältester immer am meisten gezuckt habe – dieses Strengsein mit Leuten.
Ich kann für Leute wochen-, monatelang oder sogar jahrelang beten, das ist überhaupt kein Problem. Ich kann auch Predigten halten, in denen ihre Probleme vorkommen. Aber hingehen und jemanden streng zurechtweisen? Da dachte ich mir: Hm, da musst du noch einmal drüber nachdenken.
Das ist ja nicht nur eine Aufgabe der Ältesten, sondern wir können das auch aus dem ersten Thessalonicherbrief ableiten. In 1. Thessalonicher 5,11 heißt es: „Deshalb ermahnt einander und erbaut einer den anderen.“ Also: Ermahnt einander.
Ich muss also nicht darauf warten, dass die Ältesten kommen. Wenn mein bester Freund oder meine liebste Freundin in Gefahr ist, dann kann es sein, dass ich gemeint bin, hinzugehen und sie zurechtzuweisen.
Warum weise ich zurecht? Weil Glaube, rettender Glaube, eine Funktion von guter Lehre ist. Wenn du deine Glaubensinhalte verlierst, wenn Irrlehre hereinkommt, wenn zum Beispiel jüdisches Denken hineinspielt, bei dem du plötzlich meinst, du müsstest irgendwelche Gebote halten oder erst Jude werden, um gerettet zu werden, dann bist du nicht nur mitten im Galaterbrief.
Dann stehst du an einer Wegscheide, an der ein guter Freund eingreifen muss und sagen muss: „Hör sofort damit auf, das macht dich kaputt.“
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.