Wir wollen uns heute Abend mit dem vierten Buch Mose beschäftigen, wie ihr bereits gesehen habt. Ich möchte mit euch ein kleines bisschen wiederholen. Ihr solltet euch lesetechnisch noch im dritten Buch Mose befinden, oder? Ihr seid noch nicht ganz fertig damit.
Durch Pfingsten und die Brüderrüste hat sich nun ergeben, dass es günstiger ist, heute schon den Einführungsvortrag zum vierten Buch Mose zu halten. Das bedeutet, ihr müsst euch gedanklich mit etwas beschäftigen, das tatsächlich noch ein Stückchen vor euch liegt.
Ich möchte versuchen, mit euch zusammen eine Zeitskala aufzustellen. Gebt mir mal eine Idee: Wann hat Abraham gelebt? Wo würdet ihr ihn ungefähr einordnen? So ungefähr 2000 vor Christus? Das ist eine gute Größe.
Also, Abraham setzen wir auf 2000 vor Christus. Und Mose, wo schickt ihr ihn hin? 1400 vor Christus ist sogar eher realistisch. Die Landnahme, falls ihr das genau wissen wollt, liegt in den 1440ern. Demzufolge passt 1500 vor Christus ziemlich gut für Mose. Also, 1500 vor Christus ist Mose.
Wo packt ihr David hin? Einfach nur, damit wir die Chronologie noch ein bisschen zu Ende führen. Tausend vor Christus. Wenn ihr euch diese drei Namen merkt: Abraham 2000 vor Christus, Mose 1500 vor Christus und David 1000 vor Christus.
Hinter diesen Zeitpunkten gibt es dann nicht mehr so viele wirklich genaue Jahreszahlen. Da muss man schon ziemlich speziell sein. Aber so bekommt man ungefähr einen Eindruck, über welchen Zeitraum wir gerade sprechen.
Das zweite Buch Mose und das vierte Buch Mose gehören zeitlich ziemlich dicht zusammen. Vielleicht schlagen wir das auf – oder ich sage es euch einfach: Das zweite Buch Mose setze ich jetzt mal hier rein und verteile es.
Am Ende des zweiten Buches Mose wird die Stiftshütte errichtet. Das geschieht im ersten Monat des zweiten Jahres nach dem Auszug. Ihr habt also den Auszug, dann das erste Jahr, danach kommt das zweite Jahr, also der dreizehnte Monat.
Im dreizehnten Monat nach dem Auszug wird die Stiftshütte errichtet, und hier endet das zweite Buch Mose. Das heißt, das zweite Buch Mose geht bis zum ersten Monat im zweiten Jahr nach dem Auszug.
Wenn ihr nun im vierten Buch Mose nachschaut, wann es weitergeht, stellt ihr fest, dass die Ereignisse im vierten Buch Mose ebenfalls noch im zweiten Jahr nach dem Auszug stattfinden.
Es heißt dort: "Der Herr redete zu Mose in der Wüste Sinai im Zelt der Begegnung am ersten Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr nach ihrem Auszug" (4. Mose 1,1).
Im ersten Monat wird also die Stiftshütte errichtet, und ich sage mal in unserer Terminologie: am ersten Februar im zweiten Jahr nach dem Auszug beginnen die Ereignisse, die wir im Buch Numeri beziehungsweise im vierten Buch Mose lesen.
Das ist am ersten Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr nach dem Auszug. In diesen wenigen Tagen oder Wochen dazwischen müssen wir uns das dritte Buch Mose vorstellen.
Das ist nicht so schwer, denn ihr merkt: Im dritten Buch Mose gibt es eigentlich recht wenig Handlung. Es sind hauptsächlich Vorschriften. Wir hatten das beim letzten Mal ja auch schon im Überblick behandelt.
Das dritte Buch Mose ist das Buch, bei dem die meisten Leute „abstürzen“. Deswegen mein Wunsch: Wenn ihr Leute kennt, die genau dieses Schicksal erlebt haben, ermutigt sie, weiterzumachen. Das vierte Buch Mose ist ganz anders.
Vierte Mose nimmt den Handlungsstrang genau dort wieder auf, wo Zweite Mose ihn beendet hat. Es geht also weiter. Vierte Mose ist ein Buch, das uns zum Teil mit sehr bekannten Geschichten konfrontiert. Die bekannteste Geschichte, die wir sehen werden, ist die bronzene Schlange, die aufgerichtet werden muss. Diese Geschichte kennen wir auch aus Johannes 3, wo der Herr Jesus sie auf sich bezieht.
Trotzdem, auch wenn Vierte Mose wieder Handlungen beschreibt, werden wir feststellen, dass diese Handlungen den Schwerpunkt bilden. Es ist jedoch nicht die Zeit. Vierte Mose muss noch etwas mehr dazu sagen und deckt einen Zeitraum von wie vielen Jahren ab? Eine Idee? Ja, es sind diese 40 Jahre, beziehungsweise die 38 Jahre, die noch hinzukommen, sodass man insgesamt auf 40 Jahre kommt. Vierte Mose deckt also quasi diesen gesamten Zeitraum ab.
Wenn man Vierte Mose einteilen wollte – und das wollen wir einfach mal versuchen – ergibt sich eine Dreiteilung. Zum einen lernen wir am Anfang von Vierte Mose eine alte Generation kennen. Diese alte Generation ist uns bereits aus Zweite Mose bekannt. Es sind diejenigen, die aus Ägypten ausgezogen sind, die das Goldene Kalb gemacht haben und die dann auch die Stiftshütte errichtet haben. Das ist der Anfang von Vierte Mose.
In der Mitte von Vierte Mose gibt es einen Abschnitt, den ich einmal die Wanderung oder den Übergang nenne – wie auch immer man es nennen möchte. Hier sind tatsächlich die 38 Jahre enthalten. Diese 38 Jahre sind also irgendwo in diesem Teil versteckt, und ich finde, man muss schon etwas genauer lesen, um sie zu finden.
Nach diesen 38 Jahren ist von der alten Generation nichts mehr übrig. Wir treffen dann auf das, was ich logischerweise die neue Generation nenne. So ergibt sich eine Dreiteilung des Buches: Ereignisse, die sich mit der Generation beschäftigen, die unter Mose ausgezogen ist; dann die Zeit, die das Volk in der Wüste verbringt; und schließlich das Ende der alten Generation, also aller, die älter als zwanzig Jahre sind.
Danach wächst eine neue Generation heran. Diese neue Generation macht sich auf und beginnt eigentlich die Aufgabe, die die alte Generation erfüllen sollte, auch umzusetzen, nämlich die Landnahme in Angriff zu nehmen.
Meine Idee war nun, die Kapitel entsprechend zuzuordnen: Die alte Generation möchte ich mir in den Kapiteln 1 bis 14 anschauen. Die Zeit des Übergangs – ob es sich wirklich um eine Wanderung handelt, müssen wir dann noch klären – umfasst etwa die Kapitel 15 bis 20. Alles, was die neue Generation betrifft, findet sich in den Kapiteln 21 bis 36.
Jetzt merkt ihr schon: 14 Kapitel für die alte Generation, und dabei reden wir letztlich über einen Zeitraum von nur wenigen Wochen. Dann sechs Kapitel für 38 Jahre – das ist nicht ganz ausgewogen. Und die neue Generation umfasst von Kapitel 21 bis 36 sechzehn Kapitel, was ebenfalls eher einen Zeitraum von wenigen Wochen abdeckt.
Im Vordergrund stehen in diesem Buch also vor allem Ereignisse. Diese Einteilung soll uns das verdeutlichen.
Das Buch zu überschreiben wollte man manchmal mit einem Bibelvers, an dem man sich einen Merkvers einprägt. Ich möchte euch einen zeigen aus Römer 11,22.
Römer 11,22 lautet im ersten Teil: „Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes.“ Die Güte und die Strenge – das sind die beiden Aspekte, die ihr auch im 4. Buch Mose wiederfindet.
Sieh dir also Römer 11,22 an: die Güte und Strenge Gottes. Auf der einen Seite werden wir die Strenge Gottes erleben, besonders im Hinblick auf die alte Generation. Diese Generation ist ungläubig, sie ist ungehorsam, und sie wird das Land nicht erobern.
Aber bedeutet das, dass die Verheißung dadurch aufgehoben wird? Macht Gott sein Versprechen rückgängig? Nein, das tut er nicht.
Deshalb finden wir oft in der Bibel, dass Strenge mit Güte gepaart ist. Es gibt eine neue Generation, die immer noch unter dem Schutz Gottes steht, unter der Versorgung Gottes lebt und auch mit den Zielen Gottes ausgestattet ist.
Die Güte und die Strenge Gottes lernen wir im 4. Buch Mose kennen. Zudem vermittelt dieses Buch meiner Meinung nach eine ganze Reihe guter geistlicher Prinzipien, die man in wenigen anderen Büchern so schön findet.
Ich möchte an dieser Stelle noch zwei Warnungen mitgeben. Die erste Warnung stammt aus dem 1. Korintherbrief. Dieser Brief erinnert uns daran, wie wertvoll es ist, sich mit den Büchern des Alten Testaments zu beschäftigen. Dort finden sich viele gute Vorbilder, und es macht wirklich Sinn, tief über diese Geschichten nachzudenken. Es ist keine Zeitverschwendung.
Manch einer könnte denken: Was bringt es mir, wenn ich jetzt weiß, dass zwischen dem Ende des 2. Mose und dem Anfang des 4. Mose nur ein paar Wochen liegen? Das ist doch eigentlich egal. Es mag sein, dass dieser Fakt als solcher unwichtig ist. Aber was auf alle Fälle wichtig ist, ist, dass ihr versteht, an welchen Stellen das Volk Gottes in der Wüste gescheitert ist – damit wir nicht auch daran scheitern.
Eine Gefahr lesen wir in 1. Korinther 10,12. Es ist die Gefahr des Hochmuts, in die man hineinrutschen kann. Dort heißt es: „Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle.“ Und warum sagt Paulus das? Im Vers davor steht: „Alles dies aber“ – und da wird Bezug genommen auf Geschichten, unter anderem aus dem 4. Buch Mose – „alles dies aber widerfuhr jenen“, das heißt den Israeliten, „als Vorbild und ist geschrieben worden zur Ermahnung für uns, über die das Ende der Zeitalter gekommen ist.“
Das bedeutet, die Geschichte der Israeliten ist nicht nur reine Geschichte, sondern Lehrgeschichte für uns. Daraus folgt: „Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle.“ Sind wir wirklich solche, die das, was die Israeliten durchgemacht haben, nutzen und nicht aus reiner Überheblichkeit in dieselben Fehler tappen?
Die zweite Warnung finden wir im Hebräerbrief. Auch dieser Brief nimmt Bezug auf das 4. Buch Mose, und zwar im 3. Kapitel. Er beantwortet die Frage, warum die erste Generation nicht ins verheißene Land hineingekommen ist.
Wer ein bisschen Bibelkenntnis hat, weiß: Es wurden Kundschafter ausgesandt, die zurückgekehrt sind. Die Kundschafter berichteten etwas über das Land, und das klang erst einmal nicht schlecht. Aber es gab Probleme und Schwierigkeiten. Irgendwie schafften sie es nicht, Gott so weit zu vertrauen, dass ihr Glaube größer war als die Schwierigkeiten.
Das ist genau der Schluss, den der Hebräerbrief in Kapitel 3, Vers 19 zieht: Sie konnten wegen ihres Unglaubens nicht hineingehen. Weil wir dieses Vorbild im Alten Testament haben – Menschen, die irgendwie schon zum Volk Gottes gehören, aber von ihrem Glauben her eigentlich Ungläubige sind – gibt es auch hier eine Warnung in Vers 12: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei im Abfall vom lebendigen Gott.“
Dieses böse Herz des Unglaubens kann man offenbar entdecken. Denn wenn die Aufforderung lautet, „seht zu, dass das nicht bei irgendjemandem so ist“, kann man sich fragen: Woran merke ich das? Wisst ihr, woran man das merkt? Man erkennt es daran, wie jemand mit Schwierigkeiten umgeht.
Das böse Herz des Unglaubens führte bei den Israeliten dazu, dass sie in ihrer geistlichen Entwicklung nicht bereit waren, den nächsten Schritt zu gehen. Sie hatten Angst davor. Ihr Glaube hat ihnen das nicht gebracht. Warum? Weil sie keinen wirklichen Glauben hatten.
Ich denke, es gibt viele Leute, die in der Gemeinde mitlaufen. Sie singen die gleichen Lieder wie wir, machen keine dummen Bemerkungen im Hauskreis und sind im Großen und Ganzen ganz liebe Leute. Doch man ist sich nicht sicher, ob diese Menschen wirklich dazugehören oder nicht.
Aber ich sage: Setze diese Leute in Schwierigkeiten, in Situationen, in denen Glaube wirklich gefragt ist, und du merkst sofort, ob sie echt sind oder nicht. Für diejenigen, die die Petrus-Reihe in der Langwitzer Straße gehört haben: Das ist 1. Petrus 1,6-7. Echter Glaube wird durch Leiden und Druck bewährt. Und das ist unsere Freude.
Du kommst aus dem Leiden heraus und sagst: Ja, ich habe wirklich durchgehalten. Warum habe ich durchgehalten? Es war ja unglaublich schwer. Stimmt, Gott hat mir die Kraft gegeben. Wenn Gott mir die Kraft gegeben hat und ich Gott nicht losgelassen habe, dann habe ich ja richtigen Glauben. Wahnsinn, ich bin wirklich gläubig. Super, gut, dass ich das endlich weiß.
Und das ist die Sache, die wir am allermeisten brauchen – auch wenn es sich ein bisschen platt anhört: die klare Gewissheit, dass mein Glaube echt ist. Wenn ich das nicht weiß, dann hole ich das bitte nach.
Okay, jetzt schauen wir uns das 4. Buch Mose etwas genauer an. Ich habe hier eine kleine Unterteilung vorbereitet.
Wir werden beziehungsweise ihr werdet im 4. Buch Mose lesen. In der ersten Rubrik, die die alte Generation betrifft, gibt es eine Dreiteilung. Zunächst findet eine Zählung statt. Dabei wird einiges gezählt, das werdet ihr gleich sehen.
Der nächste Punkt ist die Belehrung. Und im letzten Teil dieser Rubrik begleiten wir die Reise Richtung Kanaan. Zu dieser Reise gehört auch die Geschichte der Kundschafter beziehungsweise die weniger schöne Seite dieser Geschichte.
Im dritten Teil, wenn dann die neue Generation angesprochen wird, gibt es ebenfalls wieder eine Reise. Diese müssen sie antreten, weil sie an ihrem bisherigen Ort stecken geblieben sind. Als nächstes folgt wieder eine Zählung, und das Buch schließt dann mit einer Belehrung im weitesten Sinne ab.
Natürlich könnt ihr, wenn ihr wollt, auch andere und vielleicht schönere Unterteilungen finden. Diese hier ist nicht inspiriert, sondern lediglich ein Versuch, die drei Teile etwas besser zu gliedern.
Nun lasst uns gemeinsam durch dieses Buch springen. Aufschlagen: 4. Mose!
Was ich mit euch machen möchte, ist Folgendes: Ich möchte jetzt einfach die Kapitel durchgehen und euch ein paar Punkte nennen, auf die ihr achten könnt, wenn ihr sie lest. So bekommt ihr einen Eindruck davon, was auf euch zukommt.
Das Buch Vierte Mose beginnt mit der Zählung der kampffähigen Männer. Die Kapitel 1 bis 4 beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Thema Zählung und Organisation. Das ist logisch, denn die Israeliten waren im Grunde genommen eine Art Armee – zumindest teilweise. Deshalb war es wichtig zu wissen, wie stark sie eigentlich waren und was sie bewegen konnten.
Wenn wir in Kapitel 1, Verse 2 und 3 lesen, heißt es: „Nehmt die Summe der ganzen Gemeinde der Söhne Israel auf nach ihren Sippen, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, alles Männliche nach ihren Köpfen, von zwanzig Jahren an und darüber, jeden, der mit dem Heer auszieht in Israel, die sollt ihr mustern nach ihren Heeresverwendungen.“ Das war die Aufgabe dieser Zählung.
Die Leviten stellen eine Ausnahme dar. Sie werden zwar auch gezählt, aber nicht wie die Soldaten. Ihre Zählung ist etwas eigenartig und steht in Verbindung mit ihrem besonderen Dienst. Ihr werdet später lesen, wie das Lager der Israeliten aufgebaut war. Dabei habt ihr im Rahmen der Fragen die Möglichkeit, zu sehen, wie die Stämme um die Stiftshütte gruppiert waren. So könnt ihr nachvollziehen, wo die einzelnen Stämme lagerten.
Aus den ersten Kapiteln lassen sich vielleicht zwei allgemeine Wahrheiten ableiten, die auch für uns heute gelten. Wir lernen nämlich drei Arten von Israeliten kennen – genauer gesagt, drei Funktionen von Israeliten. Das sind zum einen die Kämpfer, also die Soldaten, die gezählt werden. Dann gibt es die Priester, die herausgehoben werden. Und schließlich die Leviten, die ebenfalls gezählt werden, aber auf eine andere Weise.
Das zeigt sehr schön, dass im Volk Israel – und das gilt vielleicht auch für uns heute – drei große Gruppen von Aufgabenträgern vertreten waren. Das sind die Soldaten, die Priester und die Leviten. Übertragen bedeutet das: Es gibt diejenigen, die kämpfen, diejenigen, die anbeten, und diejenigen, die im Heiligtum dienen.
Wenn man sich fragt, was die eigene Aufgabe als Christ in dieser Welt ist, und einen Blick ins Neue Testament wirft, stellt man fest: Ja, es gibt Beschreibungen, in denen der Christ als Kämpfer oder Soldat dargestellt wird, der sich in dieser Welt durchschlägt. Außerdem sehen wir unsere Funktion als diejenigen, die Anbetung praktizieren – wie Priester, die Gott nahen. Und schließlich erkennen wir, dass wir Dienste zu erledigen haben, ähnlich wie die Leviten; wir sind Diener Gottes.
Vielleicht lernt man noch etwas anderes. Nehmen wir an, du hast einen Vater – das hat jeder – und dieser Vater ist Rubeniter, also gehört zum Stamm Ruben. Wenn die Rubeniter hier als Stamm oben stehen, dann war es so, dass du als Rubeniter geboren wurdest und deshalb innerhalb des Stammes eine bestimmte Lage zur Stiftshütte hattest. Du konntest dich nicht irgendwo hinlagern, sondern musstest dein Zelt an einer bestimmten Stelle aufschlagen.
Du hattest auch innerhalb des gesamten Gefüges eine bestimmte Aufgabe. Man könnte fragen: Warum ist das so wichtig? Die Antwort lautet: Weil die Aufgabe, die du hattest, dir schon bei deiner Geburt zugewiesen wurde. Du bist als Levit geboren worden, sagen wir, oder gehörst einem anderen Stamm an. Mit deiner Geburt hattest du eine bestimmte Aufgabe, und diese Aufgabe war für alle sichtbar. Sie zeigte sich in deinem Verhältnis zur Stiftshütte.
Gott hat dich mit deiner Geburt an einen bestimmten Platz innerhalb der Volksgemeinschaft gestellt. Dort hattest du eine bestimmte Aufgabe. Und heute ist das nicht anders. Du wirst wiedergeboren, und Gott gibt dir eine bestimmte Gabe oder vielleicht mehrere. Er setzt dich an eine bestimmte Position.
Er fragt dich nicht: „Was hättest du gern?“ Es ist nicht so, dass du nach der Bekehrung einen Traum hast und Gott fragt, ob du lieber Prophet oder Lehrer sein möchtest oder Lust hast zu tapezieren. Stattdessen entwickelt sich die Gabe allmählich.
Wenn wir in unserem Leben das Zentrum behalten – hier war es die Stiftshütte, in unserem Leben ist es Jesus – und uns entsprechend diesem Zentrum ausrichten lassen, nehmen wir genau die Position innerhalb der Gemeinde ein, die uns zusteht. So können wir auch effektiv sein.
Auch damals war es so: Wenn ein Rubeniter gesagt hätte, „Ich mag kein Rubeniter sein, ich möchte woanders wohnen“, und wenn er bei einem Signal nicht aufgestanden wäre, sondern sitzengeblieben wäre und erst losgezogen wäre, wenn die anderen loszogen, dann wäre ein heilloses Durcheinander entstanden.
Gott mag Ordnung. Deshalb hat jeder seine spezifischen Aufgaben, die immer in einer bestimmten Beziehung zum Lagerplatz und damit zum Zentrum stehen. Unser Zentrum ist der Herr Jesus. Du hast deine Aufgabe im Blick auf dieses Zentrum erhalten. Du solltest sie dann auch ordentlich ausüben.
Zählung
Vielleicht kann man noch viel mehr herausholen.
Belehrung
Belehrung Kapitel fünf bis Kapitel zehn, Vers zehn. Du hast jetzt ein Lager mit ungefähr, na ja, so vielleicht zwei Millionen Leuten. Vielleicht sind es auch zweieinhalb. Jetzt haben wir es geordnet, wo jeder wohnt oder lagert, wie das zu funktionieren hat, wenn sich alles in Bewegung setzt. Und jetzt zeigt uns der Teil der Belehrung, wie es im Lager zugehen soll. Wie machen wir das eigentlich so untereinander? Was ist denn da wichtig?
Das Prinzip, das alles überlagert, lesen wir in Kapitel 5, Vers 3: "Sowohl Mann als auch Frau sollt ihr hinausschicken, vor das Lager sollt ihr sie hinausschicken, damit sie nicht ihr Lager unrein machen, in deren Mitte ich wohne." Das Lager muss rein sein, weil Gott in der Mitte des Lagers wohnt.
Kapitel 5 zeigt uns dann drei weitere wichtige Prinzipien auf – drei vielleicht geistliche Charakterzüge, die wichtig sind. Das ist einmal die Wichtigkeit von Reinheit, am Beispiel vom Aussatz zum Beispiel, dann aber auch die Wichtigkeit von Treue gegen Gott und die Wichtigkeit von Wahrheit. Reinheit, Treue, Wahrheit.
Aha, Gott ist in deiner Mitte, und du möchtest ein Leben führen, das auf Gott hin ausgerichtet ist? Ja, wie wäre es, wenn wir an den drei Punkten anfangen würden zu überlegen: Ist mein Leben ein Leben in der Reinheit? Ist es ein Leben in der Treue gegen Gott? Und ist es ein Leben in der Wahrheit? Das sind Prinzipien, die hier drinstecken und die an diesem Kapitel 5 einfach betont werden.
Allgemein betont Kapitel 5 etwas, und das unterscheidet es dann von Kapitel 6: Es betont die Trennung der ganzen Gemeinde von dem, was verunreinigt. Auch im Neuen Testament finden wir diesen Gedanken, dass die Gemeinde Gottes heilig sein soll, rein sein soll.
Kapitel 6, überschrieben mit "Gesetz des Abgesonderten", betont nicht die Abwendung der ganzen Gemeinde von dem Unreinen, sondern vielmehr die persönliche Hinwendung zu Gott. Niemand musste ein Nazireer werden. Nazireer nannte man diese Leute, die besondere Gelübde auf sich genommen hatten. Aber es gab die Möglichkeit, dass man es werden konnte. Also wollte man sich nicht nur allgemein von dem Schlechten zurückziehen, sondern man wollte Gott besonders nahe sein und sagte: So, und jetzt möchte ich gern etwas Besonderes machen. Und das ist Kapitel 6, der Nazireer.
Kapitel 7 – ihr werdet, ich hoffe, nicht verfluchen, aber ihr werdet euch zumindest überlegen, ob ihr nicht Teile der Verse auslasst – denn in Kapitel 7 geht es um die freiwilligen Opfer der Stammesfürsten. Zwölfmal kommen die Fürsten und bringen zwölfmal exakt dasselbe Opfer.
Die "Hoffnung für alle" hat das einfach zusammengesetzt. Da steht es dann nur einmal da, und der Name der Fürsten ist noch dabei. Die Elberfelder macht das nicht, und das ist auch gut. Denn auch wenn es ein bisschen langatmig ist, immer wieder die gleichen Geschenke zu lesen, kann man sich doch fragen: Was soll denn das?
Ich denke, es ist Folgendes: Diese Leute, die hier kommen, bringen ohne dass sie von irgendjemandem gezwungen werden, also spontan, freiwillig diese Opfer dar. Und wenn Gott sich die Mühe macht, in seinem Wort das wirklich so haarklein aufschreiben zu lassen, dann denke ich, dass wir daraus ableiten dürfen, dass Gott an jedem einzelnen Opfer ganz persönlich interessiert ist und auch jedes einzelne Opfer persönlich wertet.
Wir würden sagen, wir machen so eine Pauschal-Dankeschön. Ich weiß nicht, ob ihr das auch so gemacht habt: Bei der Hochzeit kriegt man so viel geschenkt, und irgendwann hat man schon fast keine Lust mehr, immer diese Dankeskärtchen zu verschreiben. Mir ging es ja auch gern so – pauschal in der Gemeinde am Sonntagmorgen: "Ich bedanke mich ganz herzlich für alles."
Macht Gott nicht. Gott bringt jeden einzelnen Punkt, damit wir sehen: Aha, du hast wirklich Interesse an jedem einzelnen kleinen Opfer. Ja, würde Gott sagen: Ich habe Interesse an jedem einzelnen kleinen Opfer, und ich werde nichts übersehen, und ich werde auch nichts pauschal zusammenfassen. Braucht euch keine Sorge machen. Du kannst immer wieder auch im Kleinen kommen und mir ein Opfer bringen. Das ist alles in Ordnung, das sehe ich alles.
Aber es kommt noch etwas dazu. Vielleicht werdet ihr euch fragen, wozu eigentlich diese Opfer? Die Stiftshütte ist doch schon Ende 2. Mose aufgerichtet. Warum kommen jetzt die Fürsten? Wir können das ja mal gerade vorlesen, was sie so bringen:
"Sie brachten ihre Gabe vor den Herrn: sechs Planwagen und zwölf Rinder, einen Wagen für zwei Fürsten und einen Rind für einen. Und sie brachten sie vor die Wohnung." Und dann, weiter hinten, wird dann aufgeführt, was jeder bringt und seine Gabe. Das ist jetzt irgendein Fürst. Wahr! Eine silberne Schüssel, hundertdreißig Schekel ihr Gewicht, eine silberne Sprengschale, siebzig Schekel, nach dem Schekelgewicht des Heiligtums, beide voller Weizengras gemengt mit Öl zum Speisopfer, eine Schale, zehn Schekel Gold voller Räucherwerk, ein Jugendstier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer und zum Heilsopfer, zwei Widder, fünf Widder, fünf Böcke, fünf einjährige Lämmer – das war die Gabe nach Schons des Sohnes Aminadabs."
Aha, also was sie bringen, ist diese Gabe. Und dann gibt es dazu noch das, was ich vorhin vorgelesen habe: Je zwei Fürsten geben also einen Planwagen mit Rindern davor.
Ja, wozu bitte noch mehr Schalen und noch mehr dieser Planwagen? Ja, was soll das? War die Stiftshütte vielleicht nicht ganz richtig? Ja, hatten die so gebaut, und dann war es so eine Bauruine? Und dann haben die Fürsten gesehen: Wir müssen hier etwas machen, das kann nicht so bleiben, wir müssen ein bisschen aufhelfen?
Nein, die Stiftshütte war fix und fertig. Aber ich denke, auch wenn alles Notwendige da ist, kann man sich schon die Frage stellen, ob im Reich Gottes nicht manches Mal Platz bleibt für ein paar zusätzliche Gaben.
Das stimmt, die Stiftshütte hätte funktioniert, und die Leviten hätten die Stiftshütte auch problemlos transportieren können. Aber meint ihr, so ein Levit war nicht froh, als er plötzlich so einen Planwagen hatte und dachte: Ach, eigentlich ist das eine feine Sache. Ich dachte, ich muss diese ganzen goldenen Schüsseln jetzt hier und die ganzen Riegel und die Bretter jetzt hier so schultern, und ich dachte, da geht es ganz schön auf den Rücken. Und das ist ja freundlich, jetzt habe ich hier so einen Wagen, da schmeiß ich die hinten drauf, und da brauche ich nur die Rinder ziehen. Das ist ja toll.
Also auf der einen Seite ist die Stiftshütte fertig gewesen, und sie hätte funktioniert. Oder drücken wir es anders aus: Die Gemeinde, in der wir sind, sie funktioniert, es fehlt nichts. Aber auf der anderen Seite ist noch Bedarf oder Raum – nicht Bedarf, vielleicht Raum – für ein paar zusätzliche Gaben.
Ich mache ein paar Beispiele jetzt mehr aus unserer Gemeinde. Man kann Gottesdienst machen ohne solche Aufnahmesysteme, ohne Verstärkeranlagen, und man kann Gottesdienst sehr einfach halten. Aber ich habe es persönlich sehr schätzen gelernt, dass es doch eine ganze Reihe Geschwister unter uns gab, die der Meinung waren, es ist noch Raum da für ein paar zusätzliche Anschaffungen.
Und es schadet nichts, wenn man im hinteren Bereich die Lautsprecher zuschalten kann, um ein bisschen besser zu hören. Natürlich geht es auch, dass der Prediger sich hier vorne die Lunge rausschreit. Logisch, es funktioniert für eine Dreiviertelstunde Predigt.
Aber irgendwie ist es doch nett, wenn man hinten ein bisschen nachregulieren kann, oder? Es ist nicht nötig, der Gottesdienst funktioniert ohne, aber er ist einfach nett.
Und ich denke, manch einer, der im Dienst des Herrn arbeitet, wäre froh, wenn seine Gemeinde überlegen würde, ob nicht noch Raum für ein paar zusätzliche Gaben ist. Natürlich kann es sein, dass der Missionar, den er ausgesandt hat, irgendwie lebt.
Meint ihr nicht, dass manches Mal ein Extra-Päckchen auch seinen Dienst freudiger machen würde?
Also ich denke, im Reich Gottes ist an vielen Stellen Raum für ein paar zusätzliche Gaben, die das Leben erleichtern, die nicht nötig sind. Aber nehmen wir dieses Beispiel von den Fürsten ruhig mal ernst und überlegen: Die hier haben freiwillig und spontan den Dienst am Heiligtum unterstützt. Und Gott wichtigte das so, dass er – ich möchte nicht sagen, dieses langweilige Kapitel einfügt, aber doch dieses schwer zu lesende Kapitel einfügt – vielleicht, um uns mit der Nase draufzustupfen.
Kapitel 8 lesen wir vom Leuchter und dann von der Weihe der Leviten. Vielleicht ist der Vers 7 noch ganz interessant. Bei dieser Weihe heißt es: "Und so sollst du mit ihnen, das sind die Leviten, tun, um sie zu reinigen: Sprenge Entsündigungswasser auf sie, und sie sollen das Schermesser über ihren ganzen Körper gehen lassen und ihre Kleider waschen und sich reinigen."
Also es ist eine zweifache Reinigung, die hier vorgestellt wird. Einmal von außen, dieses Entsündigungswasser, das man auf sie draufsprengt. Das machen sie nicht selber, das macht ein anderer. Und das andere ist, dass sie selber sich reinigen, indem sie ihre Haare abrasieren.
Und wisst ihr, wie im Neuen Testament Reinigung funktioniert von Christen? In der gleichen Weise.
Ein Christ ist auch im doppelten Sinne gereinigt. Es ist einmal wie hier eine Reinigung von außen – eine göttliche Seite. Das Blut Jesu Christi reinigt uns, ohne dass wir da etwas tun können, von aller Schuld. Es ist die äußere Seite.
Aber es gibt dieses andere hier, und das finde ich ein ganz tolles Bild, dass wir selber auch zu unserer Reinigung beitragen. Es gibt nicht nur eine göttliche, sondern auch eine menschliche Seite der Reinigung.
Wir trennen uns nämlich bewusst von dem Bösen. Wir wollen nämlich damit gar nichts mehr zu tun haben.
Und jetzt gehe ich mal auf dieses Bild ein: Wir wollen uns sogar trennen von den bösen Dingen, die so sehr mit unserem Wesen verbunden sind, dass wir manchmal meinen, sie gehören zu uns wie die Haare an unserem Körper, wo man manchmal schon denkt: Also das Verhalten, das bin einfach ich, da kann ich nicht aus meiner Haut.
Und Gott sagt: Ich will es trotzdem nicht, schneid den Zopf ab! Und du denkst, aber das ist so eng an mir dran, wie meine Haare.
Ja, das stimmt, sowas gibt es.
Und trotzdem sind wir gehalten, schneid es ab, trenn dich von den Dingen, die einfach keinen Raum haben sollen. Das ist Reinigung. Äußerlich durch das Blut Christi und dann durch die bewusste Trennung von allem bösen Verhalten und Denken.
Kapitel neun ist schön. Gott bereitet die Israeliten vor und ordnet sie. Er zeigt ihnen, worauf es ankommt. In Kapitel neun hilft er ihnen, indem er zwei Dinge zeigt, die jeder Wanderer braucht. Man kann das vielleicht ein wenig verallgemeinern und sagen: Wir ziehen auch durch diese Welt, und wir brauchen das auch.
Da ist zum einen das Passa und zum anderen die Wolken- und Feuersäule. Wenn wir, wie die Israeliten, unseren Weg zu Ende führen wollen, dann sind es diese zwei Dinge, die wir brauchen. Einmal den Blick zurück. Bei uns ist das das Brotbrechen. Hier ist es das Passa, das Wissen darum, dass wir wirklich erlöst sind. Du kannst nicht mit Gott durch diese Welt wandern, wenn du diesen Blick nicht hast. Es ist der Blick zurück. Es ist gut, diesen Blick regelmäßig zu tun und zu wissen: Ich bin erlöst, ich habe Gemeinschaft.
Ich denke, dass sich das am meisten durch das Brotbrechen ausdrückt. Aber das ist nur die eine Seite. Wandern oder Wanderung heißt nicht nur zurückzublicken: „Ach, damals, wisst ihr noch, da war alles so schön, da ist die Gemeinde entstanden, und da hatten wir so eine innige Gemeinschaft. Wisst ihr noch? Da hatten wir Ziele, und wir waren draußen am Büchertisch, auch im Winter. Ach, das war so toll, erinnerst du dich noch?“ Nein, das ist nur die eine Seite, der Blick zurück.
Es muss immer auch einen Blick nach vorne geben. Wenn dieser Blick nach vorne fehlt, dann bist du stehen geblieben oder drehst dich im Kreis. Das wäre furchtbar.
Diese Seite der Wanderung betont, dass hier etwas mit Wolken- und Feuersäule beschrieben wird. Gott führt die Israeliten am Tag durch eine Wolkensäule, weil es hell war und man etwas Dunkles brauchte. In der Nacht, wenn es dunkel war, brauchte man etwas Helles, nämlich eine Feuersäule.
Aber was ist so besonders daran, dass das hier extra erwähnt wird? In 4. Mose 9,23 heißt es: „Nach dem Befehl des Herrn lagerten sie, und nach dem Befehl des Herrn brachen sie auf. Sie verrichteten den Dienst des Herrn nach dem Befehl des Herrn durch Mose.“ Immer wieder geht es in diesem Abschnitt darum, dass die Israeliten das taten, was Gott ihnen gesagt hatte.
Aber was heißt das? Das heißt, dass die Israeliten eigentlich gar nicht genau wussten, wohin es ging. Du hast diese Säule da stehen, und morgens, wenn du aufwachst, kommst du aus dem Zelt und sagst: „Na, schauen wir, ob sie noch da steht.“ Ja, sie ist noch da, alles gut, wunderbar, heute bleiben wir hier. Der Tag vergeht.
Und eines Morgens kommst du raus, schaust wie selbstverständlich nach der Säule, und – ups – sie ist weg. Nein, sie ist ein bisschen höher gekommen. Aha, es geht los. „Los, kommt, packt!“ Und alle packen. Du siehst schon ringsum, du bist vielleicht ein Spätaufsteher, aber alle sind schon dabei. Die Hälfte der Zelte ist schon eingeräumt, und es geht los.
Du denkst dir: „Da bin ich mal gespannt, wohin das geht.“ Die Säule läuft los, und das ganze Lager setzt sich in Bewegung. Ich weiß nicht, wie viele Stunden das gedauert hat, aber es muss gigantisch gewesen sein. Das Lager bewegt sich, und du tappst hinterher in deiner Ordnung.
Irgendwann bleibt die Feuer- oder Wolkensäule einfach stehen, zack, und die Leviten kommen und bauen die Stiftshütte auf. Du schaust, wo Norden, Süden, Osten und Westen sind, baust dein Zelt auf und weißt: Jetzt bin ich hier. Du wusstest nicht, wohin es morgen geht, du wusstest nicht, ob ihr hier ein Stück bleiben würdet.
Diese Art von Führung ist ausgesprochen unangenehm: nicht genau zu wissen, wohin es morgen geht. Wenn ihr mich fragt, würde ich gerne den nächsten Zehnjahresplan von Gott haben. „Vater im Himmel, was hast du die nächsten zehn Jahre mit uns vor, damit wir uns ein bisschen darauf vorbereiten können?“ Das hätte ich gerne.
Und wenn ihr wissen wollt, wo ich am häufigsten versagt habe, dann ist es in der Vorhersage von Dingen, die Gott mit uns vorhat. Einmal, das darf ich gar nicht sagen, habe ich am hölzernen See versucht, ein bisschen in die Zukunft zu schauen, wo Gott vielleicht neue Gemeinden aufbauen wird, wo wir mitarbeiten können. Nichts davon ist eingetreten, absolut nichts.
Gott macht, was er will. Gott wirkt, wie er will. Gott ist souverän. Und Gott führt uns, wie er will. Ob wir wollen oder nicht, er macht es trotzdem.
Die Wolken- und Feuersäule sind Führung für die Augen. In Kapitel zehn, den ersten zehn Versen, die ich hier zur Belehrung mit herangezogen habe, ist das Führung für das Ohr. Ab 4. Mose 10,11 heißt es bei mir als Überschrift: „Aufbruch vom Sinai.“ Da beginnt die Reise, die das Volk an die Grenze von Kanaan bringen wird.
Schauen wir uns an, wie begeistert Mose ist. Ihr habt all diese Vorbereitung, und dann geht es los. 4. Mose 10,11: „Es geschah im zweiten Jahr, im zweiten Monat, am zwanzigsten Tag des Monats, da erhob sich die Wolke von der Wohnung des Zeugnisses.“ Das ist der Moment, in dem man sagt: „Es ist so weit, es geht los!“
All die Vorbereitung und Anspannung lösen sich ein Stück weit. Alle packen endlich ein und sagen: „Bald haben wir es geschafft, es ist nicht mehr weit.“ Mose schaut dem zu. In 4. Mose 10,35 heißt es: „Und es geschah, wenn die Lade aufbrach, sagte Mose: Steh auf, Herr, dass deine Feinde sich zerstreuen und deine Hasser vor dir fliehen! Und wenn sie ruhte, sagte er: Kehre zurück, Herr, zu der großen Menge der Tausendschaften Israels.“
Mose ist begeistert und sieht das immer wieder. Er kann sich wahrscheinlich gar nicht sattsehen an diesem Anblick: wie in einer geordneten Struktur mit der Stiftshütte in der Mitte dieses Volk durch die Wüste zieht. Nicht geführt von einem Militärstrategen, nicht geführt von Leuten, die die Wüste gut kannten, keine Pfadfinder, sondern geführt von einer Wolken- oder Feuersäule.
Ist das nicht gigantisch?
Und dann kommt Kapitel elf. Eben noch herrscht Begeisterung. Vielleicht habt ihr jetzt so einen Monumentalfilm vor Augen, mit einem Sinfonieorchester im Hintergrund, das die ganze Stimmung erzeugt, die man braucht. Überall sind Menschenmassen, die dahinziehen, und man denkt: Wahnsinn, jetzt ist es so weit.
Dann folgt ein Schnitt, und man denkt: Ich bin im falschen Film.
Kapitel elf, Vers eins: Es geschah, dass das Volk sich in Klagen erging. Sie fragten sich, wo die denn herkommen. Das war böse in den Ohren des Herrn. Das Volk zeichnet sich von nun an durch ein Fehlverhalten nach dem anderen aus.
Es beginnt damit, dass ganz allgemein Klagen aufkommen. Dann sind sie unzufrieden mit dem Essen und verlangen Fleisch. Wenn wir das Prinzip verfolgen, klagen sie zuerst Gott grundlos an. Dann finden sie einen Grund. Gott gibt ihnen Fleisch zu essen. Das heißt, sie erfahren Gottes Güte.
Meint ihr, sie seien bereit, jetzt Buße zu tun? Meint ihr, sie seien bereit zu sagen: Okay, das war ein Fehler, wir haben hier gemurrt, es tut uns wirklich leid, wir haben dir etwas unterstellt, was nicht so war? Überhaupt nicht.
Gott muss widerstrafen.
Der nächste Punkt ist, dass sie sich in Kapitel zwölf gegen die Führung auflehnen, die Gott eingesetzt hat. Erst klagen sie, dann kommen speziellere Klagen, dann arbeiten sie gegen die Führung. Am Ende ist es eine offene Rebellion gegen Gott und seine Führung.
Wir sind in Kapitel dreizehn, einem Kapitel, in dem zwölf Kundschafter ausgesandt werden, um das verheißene Land zu erkunden. Wir lernen, wie Menschen mit Schwierigkeiten umgehen können – das hatte ich eingangs schon erwähnt.
Zehn der Kundschafter sehen das Land, und Interessantes passiert: Sie geben Gott Recht, sie bestätigen, dass Gott wahrhaftig ist. In Vers 27 sagen sie: „Wir sind in das Land gekommen, wohin du uns gesandt hast, und wirklich, es fließt von Milch und Honig über, und das ist seine Frucht.“ Sie sagen also: Ja, Gott hat Recht, das ist ein großartiges Land.
Aber in Vers 28 heißt es: „Allerdings ist das Volk stark, das in dem Land wohnt, und die Städte sind befestigt und sehr groß. Auch die Söhne Enak, das sind Riesen, haben wir dort gesehen.“
Wie gehen sie also mit Schwierigkeiten um? Zehn der zwölf Kundschafter stellen die Schwierigkeit zwischen sich und Gott. Gott hat etwas verheißen, das ist richtig, aber die Schwierigkeit ist so groß, dass sie Gott nicht mehr sehen können.
Zwei dagegen, nämlich Kaleb und Josua, stellen Gott zwischen sich und die Schwierigkeit. Sie schauen auf Gott. Natürlich bleibt die Schwierigkeit genauso groß. Es ist kein leichtes Unterfangen, Kanaan einzunehmen. Aber sie sind bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen, weil sie Gott mehr Glauben schenken und mehr Vertrauen entgegenbringen, als sie die Schwierigkeiten als schwer empfinden.
Die Folge davon, dass zehn Kundschafter dieses Bild von den Schwierigkeiten zeichnen, ist offene Rebellion. Lesen wir dazu Kapitel 14, Verse 1-4:
„Da erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und schrie, und das Volk weinte in jener Nacht. Alle Söhne Israel murrten gegen Mose und gegen Aaron. Die ganze Gemeinde sagte zu ihnen: ‚Wären wir doch im Land Ägypten gestorben oder in dieser Wüste! Wozu bringt uns der Herr in dieses Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und kleinen Kinder zur Beute werden? Wäre es nicht besser für uns, nach Ägypten zurückzukehren?‘ Und sie sagten einer zum anderen: ‚Lasst uns einen Haupt über uns setzen und nach Ägypten zurückkehren!‘“
Könnt ihr euch das vorstellen? An der Grenze zum verheißenden Land, mit der sicheren Gewissheit, dass bisher alles richtig gewesen ist. Gerade noch haben sie die Führung und Versorgung Gottes über Tage und Wochen erlebt. Und dennoch entscheiden sie sich zur Umkehr: „Nein, wir wollen nicht, das ist uns einfach zu viel.“
Das ist Rebellion, und Gott straft.
Ich lese mal die Verse 22, 23 und 34:
„Alle Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, und mich nun zehnmal geprüft und nicht gehört haben auf meine Stimme, werden das Land nicht sehen, das ich ihren Vätern zugeschworen habe.“
Und Vers 34:
„Nach der Zahl der Tage, die ihr das Land ausgekundschaftet habt, vierzig Tage, je einen Tag für ein Jahr, sollt ihr vierzig Jahre lang eure Sünden tragen und erkennen, was es heißt, wenn ich mich abwende.“
Gott wartet auf den Tod einer ganzen Generation.
Jemand hat einmal gesagt – das finde ich ganz schön – es dauerte 40 Stunden, um Israel aus Ägypten herauszuholen, aber es brauchte 40 Jahre, um Ägypten aus Israel herauszubringen.
Es ist eine Sache, ein Volk aus einem Land herauszubringen, aber eine ganz andere, Glauben und Vertrauen im Herzen eines Volkes zu verankern.
Zu dem Übergang möchte ich noch eine Frage stellen, mit der ich dann für heute abschließe. Ich frage mich, wie viele Christen sich vielleicht in einer ganz ähnlichen Lage befinden. Es sind Menschen, die schon wirklich eine Befreiung durch Gott erlebt haben und in ihrem persönlichen Glaubensleben Erfahrungen mit Gott gemacht haben. Vielleicht sind das gar nicht wenige.
Manch einer hat eine schwierige Vergangenheit hinter sich und ist aus mancherlei Problemen herausgekommen. Eine Zeit lang ist er mit Gott gegangen. Unter der Führung Gottes hat er wirklich Fortschritte gemacht. Doch nun kommen diese Menschen an einen Punkt, an dem plötzlich andere Motive in ihrem Kopf auftauchen.
Dieses Volk ist ganz allmählich weggerutscht. Deshalb vorhin diese Linie: Allgemein klagen sie über Gott, und dann kommen Bedürfnisse hoch, wie zum Beispiel: „Ja, so etwas hätte ich auch gern, wie damals, als wir mehr Fleisch gegessen haben.“ Irgendwie passt mir dieses Manna nicht mehr.
So gibt es Christen, bei denen Gedanken auftauchen wie: „Früher war alles besser. Damals hatte ich noch das und jenes, bevor ich gläubig wurde. Eigentlich vermisse ich das jetzt ein bisschen. Damals hatte ich noch viel mehr freie Zeit.“ Man lässt das gar nicht so an die Oberfläche kommen, aber innerlich brodelt es ein wenig.
Man macht Gott Vorwürfe, erst im Verhalten und dann immer mehr. Man fängt an zu murren über die Art und Weise, wie Gott mit einem umgeht. Warum steckt Gott mich jetzt in diese Situation? Ich möchte ja gar nicht so sein.
Irgendwann kommt Gott und möchte mit dir in deinem geistlichen Leben einen Schritt weitergehen. Doch dieser Schritt setzt Glauben voraus. Er bedeutet nicht mehr: „Na ja, ich lebe einen weiteren Tag.“ Sondern Gott klopft an und sagt: „Wie wäre es, wenn ich da etwas für dich hätte?“
Bei einem reichen Jüngling war es so: „Was hältst du davon, wenn du dein Geld weggibst und mir nachfolgst?“ Bei einem anderen mag es heißen: „Was hältst du davon, in deiner Karriere so einen kleinen Bruch zu machen?“ Für mich gäbe es noch ein paar Dinge, die in der Gemeinde erledigt werden müssten. Ein Dritter würde sagen: „Was hältst du davon, ledig zu bleiben? Ich brauche dich so, wie du jetzt bist.“
Du merkst, Gott stellt dir ganz persönliche Fragen. Vielleicht hättest du auf diese Fragen ein klares Ja gehabt. Doch in den Wochen und Monaten zuvor hast du innerlich mit Gott gehadert, warst unzufrieden, hast deine Sünde nicht bekannt und bist immer weiter von Gott weggerutscht – wie diese Israeliten.
Als du dann mit Gottes Anspruch und den Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, konfrontiert wirst, sagst du: „Nee, will ich nicht.“ Oft sind es genau diese Menschen, die nicht nur Nein sagen, sondern ganz wegrutschen – bis zu dem Punkt, an dem sie fast nichts mehr mit dem Christentum zu tun haben wollen und sich abwenden.
Wo stehen wir an dieser Stelle? Es mag nicht immer so krass sein, dass sich jeder von Gott gleich abwendet. Aber kann es sein, dass wir in unserem Leben an einer bestimmten Stelle dichtgemacht haben, obwohl Gott angeklopft hat? Dass wir nicht bereit waren, den nächsten Schritt zu gehen, weil uns die Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten zu groß waren?
Das Problem ist: Wenn das so ist, kannst du die nächsten 38 Jahre in der Wüste bleiben, ohne einen Millimeter weiterzukommen. Denn Führung heißt, hinter Gott herzulaufen. Wenn ich aber sage: „Gott, dein Weg interessiert mich nicht,“ dann passiert uns dasselbe wie den Israeliten hier.
Sie erkennen am Ende von Kapitel 14, dass sie wohl einen Fehler gemacht haben. Sie meinen: „Na ja, dann probieren wir das nochmal auf eigene Faust.“ Aber Gott hatte gesagt, dass er das gar nicht will, dass sie es noch einmal versuchen.
Die, die ungehorsam waren, sind jetzt noch einmal ungehorsam. Da kamen die Amalekiter und die Kanaaniter, die auf jenem Gebirge wohnten, herab zu den Soldaten, schlugen sie und versprengten sie bis nach Horma. Da riss gar nichts.
Lasst uns überlegen, ob wir Menschen sind oder vielleicht solchen Menschen helfen können, die versprengt sind, weil sie an bestimmten Schritten im Leben nicht weitergegangen sind, obwohl sie hätten weitergehen sollen.
Okay, bis dahin!
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