Einführung in das Thema der Gottesverdrängung
Ja, ihr habt das mitbekommen: Wir gehen derzeit im Gemeinschaftsgottesdienst durch den Römerbrief. Momentan studieren wir einen Abschnitt, in dem der Apostel Paulus zeigt, dass wir Menschen den Zorn Gottes verdient haben.
Letzten Sonntag haben wir gehört, dass sogar diejenigen, die das mosaische Gesetz nicht haben, also das Alte Testament nicht kennen, von Gott für ihr Leben zur Verantwortung gezogen werden. Denn was man von Gott erkennen kann, ist auch unter ihnen offenbar, schreibt Paulus. Die Schöpfung, in die wir hineingestellt sind, ist wie ein Theater, wie ein Spiegel für die Gegenwart Gottes.
Obwohl Gott unsichtbar ist und wir ihn nie völlig begreifen können, will er in der Gestalt der sichtbaren Schöpfung wahrgenommen und erkannt werden – und auch geehrt werden. Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit, schreibt der Prophet Jesaja.
Wir Menschen wissen das. Wir können das nicht nur an der Ordnung der Welt ablesen, sondern Gott bezeugt sich uns auch in unserem Gewissen. Wir nehmen uns als Geschöpfe wahr, als Geschöpfe, die vor ihrem Schöpfer und vor anderen Geschöpfen verantwortlich leben sollen.
Natürlich stellt sich eine wichtige Frage, wenn Paulus das so schreibt und das alles so klar ist: Warum beten dann nicht alle Menschen Gott an? Paulus gibt auf diese Frage eine Antwort. Er sagt, wir sind alle so unvernünftig, dass wir unserem Schöpfer keinen Raum geben.
Eigentlich sollten wir ihn ehren, indem wir aus einer tiefen Abhängigkeit von ihm leben. Aber wir unterdrücken die Wahrheit und leben lieber nach unseren eigenen Vorstellungen. Das ist vergleichbar mit einem seelischen Abwehrmechanismus, der uns Entlastung verschaffen soll.
Gott wird verdrängt, Gott wird verleugnet, weil wir nicht wollen, dass Gott Gott ist. Wir möchten die Dinge selbst in die Hand nehmen. Wir meinen, Gott raubt uns die Freiheit, das zu tun, was für uns wichtig ist.
So beschreibt Paulus unseren Stand vor Gott, unseren natürlichen Stand. Er sagt, wir haben uns von Gott entfremdet. Doch am Römerbrief wird deutlich, dass Gott noch nicht seinen ganzen Zorn über die Sünde dieser Welt ausschüttet. Das schiebt er auf den Tag der Heimsuchung, auf das letzte Gericht.
Die Zeichen des göttlichen Gerichts und die Folgen der Gottesverdrängung
Es ist spannend zu lesen, dass Paulus sagt: Moment mal, der Zorn Gottes ist doch schon da. Allerdings nicht so, dass Gott sofort all das Böse richtet, was in dieser Welt geschieht. Stellt euch vor, jeder, der lügt, würde sofort umfallen, so wie in der Apostelgeschichte 5. Ich wüsste nicht, wie viele Leute dann noch herumlaufen würden.
Gott wird eines Tages Gericht halten. Bis dahin richtet er aber immer wieder zeichenhaft. So zeigt Paulus, dass er uns Menschen uns selbst überlässt und unseren eigenen Begierden hinführt.
Der Apostel macht deutlich, dass dort, wo unsere Beziehung zu Gott auf der Vertikalen gestört ist, dies Auswirkungen auf unser Miteinander hat – auf unseren Umgang miteinander und mit der Schöpfung auf der Horizontalen.
Die Folgen der Gottesverdrängung beschreibt Paulus in unserem heutigen Text, der in Römer 1,24-27 steht. In den ausliegenden Bibeln ist das die Seite 174 im hinteren Teil der Bibel, im Neuen Testament.
Ich lese das Wort Gottes, Römer 1,24: „Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben in die Unreinheit, so dass sie ihre Leiber entehren. Sie haben Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen! Darum hat Gott sie dahingegeben in schändliche Leidenschaften, denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr ausgetauscht mit dem wieder natürlichen. Desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.“
Wenn der Mensch seinem Herzen folgt
Ich möchte diesen Text in drei Punkten mit euch betrachten: Erstens, wenn Menschen ihrem Herzen folgen; zweitens, Homosexualität als Ausdruck verdrehten Begehrens; und drittens, dass wir alle Rettung brauchen.
Wir starten mit dem ersten Punkt: Wenn der Mensch seinem Herzen folgt. Ich weiß nicht, ob ihr das bemerkt habt, aber wir haben seit einigen Wochen unten im Foyer ein Display stehen. Darauf wird in die Stadt hinein zum Beispiel auf Veranstaltungen hingewiesen, die wir als Gemeinde anbieten. Ab und zu ist auch ein kleiner geistlicher Impuls dabei. Lange Zeit stand dort der Spruch: „Folgt nicht eurem Herzen.“
Das ist ein interessanter Gedankensstoß, der heutzutage sehr provokativ wirkt. Überall hört man das Gegenteil: „Höre auf dein Herz“, „Folge deinem Herzen“. Das wird in Liedern gesungen, in Filmen vermittelt, und ihr glaubt gar nicht, wie oft ich das schon in Seelsorgegesprächen gehört habe. Menschen sagen: „Ich weiß, dass das, was ich tun will, Gott nicht möchte, aber ich habe da so eine tiefe Sehnsucht in meinem Herzen. Ich muss diese Sehnsucht wichtiger nehmen als das, was Gottes Wort sagt.“
Nicht immer muss das, was unser Herz uns sagt, falsch sein. Aber wir sollten auch nicht überrascht sein, wenn unser Herz uns verführt. König David hat ernsthaft darum gebetet, dass Gott sein Herz rein macht, weil er wusste, dass sein Herz von Natur aus unrein ist. Die Bibel fordert uns ständig auf, unser Herz zu prüfen. Wir müssen täglich unser Herz wieder auf Kurs bringen, indem wir es mit Gottes Wort füllen und unserem eigenen Herzen Gottes Wort sagen. So bleibt unser Herz, die Schaltzentrale unseres Lebens, wirklich auf Kurs.
Paulus gibt uns in unserem Abschnitt ein anschauliches Beispiel dafür, was passiert, wenn Menschen ihren selbstsüchtigen Herzensbegierden nachgeben und sich selbst überlassen bleiben. Es gibt ein Ursache-Wirkung-Prinzip: Menschen können ohne Gott leben und tun, was sie wollen. Aber es rächt sich. Vers 27 sagt ausdrücklich: Sie müssen die Rechnung für ihre Verirrungen bezahlen. Sie schaden sich selbst.
Ich bekomme mit, wie auch bei uns in der Gemeinde über die große Frage diskutiert wird: Haben wir Menschen eigentlich einen freien Willen? Das ist eine der Topfragen, vor allem in christlichen Kreisen. Vielleicht hilft uns dieser Text, das etwas tiefer zu verstehen.
Nach Paulus hat der Mensch die Freiheit, seinen eigenen Begierden nachzugehen. Er kann anhand dessen entscheiden, was er will. Der Punkt ist aber: Sein Begehren ist in gewisser Weise gefangen im eigenen Horizont des Herzens.
Ich will das an einem Bild erklären, weil es ein bisschen kompliziert ist: Stell dir vor, du bist auf einem Schiff und kannst dich frei bewegen. Du kannst tun, was dein Herz begehrt. Das Problem ist, es ist ein Piratenschiff. Auch wenn du dich auf dem Deck frei bewegen kannst und Entscheidungen triffst, wirst du den Kurs des Schiffes nicht ändern, weil jemand anderes am Steuerrad steht.
Du kannst deinem Herzen frei folgen, aber dein Herz will natürlicherweise nicht das, was Gott gefällt. Paulus sagt, dein Herz ist verfinstert und versperrt sich dem Wirken des Heiligen Geistes. Ohne den Geist Gottes kannst du gar nicht erkennen, was Gott von dir möchte.
Deshalb will Gott in unser Leben eingreifen. Schon das Alte Testament sagt, dass Gott uns ein neues Herz schenken will. Ein Herz, das für das Wirken des Heiligen Geistes empfänglich ist und unser Leben auf Gott ausrichtet.
Homosexualität als Ausdruck verdrehten Begehrens
Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Homosexualität als Ausdruck von Begehren.
Als Beispiel für Leidenschaften, die Gott entehrt, nennt Paulus die Sexualität. Er hätte hier auch andere Dinge anführen können, und das tut er gelegentlich in anderen Lasterkatalogen. Dort spricht er von Habgier, Diebstahl oder Streitsucht. Doch hier stellt er die Sexualität in den Vordergrund. Wer die Predigtserie über den ersten Korintherbrief verfolgt hat, weiß auch, warum das so ist.
Was wir mit unserem Leib tun, sagt etwas darüber aus, was wir lieben. Die Korinther waren der Meinung, unsere Seele gehört zu Gott, wir sind ja Kinder Gottes, also könnten wir mit dem Leib machen, was wir möchten. Paulus sagt dagegen: Nein, ihr habt etwas falsch verstanden. Leib und Seele gehören zusammen. Ihr wisst doch, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist. Wenn ihr Menschen seid, die mit dem Heiligen Geist beschenkt sind, dann lebt bitte auch so, wie es der Heiligkeit Gottes entspricht.
Paulus führt hier nicht nur die allgemeine Sexualität an, sondern spricht ganz konkret davon, dass Männer und Frauen den natürlichen Verkehr gegen den unnatürlichen vertauscht haben. Die lateinische Bibel verwendet an dieser Stelle den Ausdruck contra naturam. Es geht also um ein Verhalten, das sich gegen die Ordnung wendet, die Gott der Natur gegeben hat. Es geht um gleichgeschlechtlichen Verkehr.
Fast zweitausend Jahre lang gab es keine Diskussion darüber, ob hier von Homosexualität die Rede ist oder nicht. Paulus bringt eine Überzeugung zum Ausdruck, die den Juden in der Antike längst vertraut war und als selbstverständlich galt. Nach dieser traditionellen Sichtweise ist die Sexualität in der Ehe zwischen Mann und Frau verortet. Es geht um einen Liebesbund zwischen einem Mann und einer Frau. Diese Gemeinschaft ist der Ort, wo Sexualität hingehört, und sie soll offen sein für die Zeugung von Nachwuchs. Demnach ist Homosexualität nicht mit dem Willen Gottes vereinbar.
Doch genau diese Sichtweise lehnen heute viele Bibelausleger ab. Nicht, weil sich die Bibel verändert hat oder weil wir neue Erkenntnisse zur Auslegung gewonnen hätten. Die Ursache liegt anderswo: Sie hat mit einem gesellschaftlichen Druck zu tun, der in den letzten Jahrzehnten entstanden ist. Die Regenbogenkultur möchte nicht nur toleriert werden – dazu sind wir bereit –, sondern erwartet, dass wir sie akzeptieren und aktiv mitverbreiten. Sie wartet darauf, dass wir die Bibeltexte, die Homosexualität als Sünde thematisieren, umdeuten.
Deshalb haben einige moderne Bibelausleger eine Unterscheidung eingeführt zwischen „guter“ und „schlechter“ Homosexualität. Die Homosexualität, die Paulus hier problematisiert, sei eine, die mit Gewalt zu tun habe. Es gehe um ein Machtgefälle, um Abhängigkeiten, vielleicht auch um sexuellen Missbrauch zwischen Herrn und Sklaven. Darüber hinaus gäbe es aber eine „gute“ Homosexualität, die auf Freiwilligkeit beruhe. Sie wird zwar in der Bibel nicht ausdrücklich genannt, aber wenn man genau hinschaut, sei sie das, was dem Willen Gottes entspreche oder was Gott zumindest dulde.
Der inzwischen verstorbene nordelbische Bischof Ulrich Wilkens hat genau diese Position vertreten. In einem bekannten großen Römerbrief-Kommentar, der 1978 erschienen ist, schrieb er in einer Fußnote, dass man die Aussage des Paulus heute so nicht mehr annehmen könne.
Am Ende seiner Amtszeit als Bischof wurde Ulrich Wilkens schwer krank. Er bekam eine heimtückische Krebserkrankung – Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wer sich auskennt, weiß, dass die Prognosen dafür sehr schlecht sind. Doch wie durch ein Wunder wurde Ulrich Wilkens geheilt. Gott hat ihn durch die Krankheit aus einem geistlichen Schlaf herausgeweckt.
Er nutzte die verbleibenden dreißig Jahre, um seine eigenen Bücher im Blick auf die Bibelauslegung zu korrigieren. Er gab eine Neuauflage seines Kommentars heraus und löschte die Fußnote, in der er gesagt hatte, dass man die Aussage Paulus’ heute nicht mehr so sehen könne. In einem offenen Brief erklärte er, warum er das getan hat.
Er schreibt dort: Genau die Sexualakte, die in Römer 1,26 beschrieben werden, sind es, die in der ganzen Bibel als Gräuel beziehungsweise als Schande verurteilt werden. Das ist der biblische Befund. Die Gesamtheit des biblischen Zeugnisses zählt praktizierte Homosexualität ohne Ausnahme zu den Verhaltensweisen, in denen die Abkehr des Menschen von Gott zum Ausdruck kommt.
Die Notwendigkeit der Rettung für alle Menschen
Und damit kommen wir zum letzten Punkt: Wir alle brauchen Rettung. Die Bibel beschreibt die Macht der Sünde als so groß und stark, dass wir allein nicht daraus herauskommen. Paulus geht an manchen Stellen sogar so weit, dass er sagt, er werde von der Sünde regiert und tue genau das Gegenteil von dem, was er will.
Dabei steht die Art der Tat-Sünden nicht im Vordergrund. Die Bibel sagt uns in letzter Diagnose, dass das Sündersein das eigentliche Problem ist – nicht nur die einzelne Sünde. Diese ist natürlich auch ein Problem, aber die Bibel schaut tiefer. Sie diagnostiziert, dass dahinter ein viel größeres Problem steckt: eine gestörte Beziehung zu Gott.
Wir haben uns von Gott abgewandt. Wir sündigen, weil wir von Gott wegleben. Und egal wie sehr wir uns abstrampeln, wir kommen aus diesem Dilemma aus eigener Kraft nicht heraus. Wir können versuchen, uns auf dem Piratenschiff gut zu benehmen. Solange aber der Piratenkapitän das Sagen hat, fahren wir in die falsche Richtung – letztlich dem Untergang entgegen.
Was wir brauchen, ist, dass jemand von außen eingreift und das Steuerrad in die Hand nimmt.
Vielleicht kennt ihr die Geschichte von zwei Mäusen, die in ein großes Glas mit Sahne gefallen sind – leckere, süße Sahne. Die Frage ist, wie die Mäuse wieder herauskommen. Die eine Maus strampelt nur ein bisschen und stirbt. Die andere Maus gibt nicht auf, strampelt immer weiter ganz heftig. Aus der Sahne wird Butter, und irgendwann kann sie aus dem Glas herauskrabbeln und überlebt.
Das ist eine schöne Geschichte. Aber als Bild für die Sünde passt eher ein Moorgebiet im Wald. Wenn du im Moor erst einmal bis zur Brust versunken bist, hast du eigentlich keine Chance, da wieder herauszukommen. Strampeln verschlimmert deine Situation. Du gehst zwar nicht ganz unter, weil du Auftrieb hast, aber wenn dir niemand hilft, unterkühlt dein Körper, und du wirst dort jämmerlich erfrieren.
Die Rettung im Moor muss von außen kommen – genauso wie die Rettung für unser Sündersein von außen kommen muss.
Und die gute Nachricht ist: Gott hat genau das getan. Er hat seinen Sohn gesandt, damit er uns aus unserer Verlorenheit herausrettet. Gott hat Christus, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt. So heißt es im 2. Korinther 5.
Ich mache jetzt mal einen ganz großen Sprung und gehe noch einmal zurück in den 1. Korintherbrief, mit dem wir uns ja in den morgendlichen Gottesdiensten lange beschäftigt haben. Ich möchte einen Abschnitt vorlesen aus Kapitel 6, Vers 9:
1. Korinther 6,9: „Macht euch nichts vor: Keiner, der ein unmoralisches Leben führt, Götzen anbetet, die Ehe bricht, homosexuelle Beziehungen eingeht, stiehlt, geldgierig ist, trinkt, Verleumdungen verbreitet oder andere beraubt, wird an Gottes Reich teilhaben.“
Paulus schreibt hier an die Geschwister in Korinth, die Gemeinde war in einer schwierigen Situation – das haben wir jetzt wirklich verstanden. Sie hatten allerlei Probleme. Es gab Leute, die die Ehe gebrochen hatten, Diebe gehörten zur Gemeinde, also ehemalige Diebe, und Leute, die in homosexuellen Beziehungen gelebt hatten.
Aber Paulus sagt: „Hey, das ist Vergangenheit! Ihr gehörtet mal dazu. Der Schmutz eurer Verfehlungen ist von euch abgewaschen. Ihr gehört jetzt zu Gottes heiligem Volk. Ihr seid von aller Schuld freigesprochen – und zwar durch den Namen von Jesus Christus, dem Herrn, und durch den Geist unseres Gottes.“
Habt ihr genau zugehört? Paulus schreibt hier an angefochtene Heilige. Christus ist in euer Leben gekommen. Er hat euch vergeben. Ihr seid jetzt Träger des Geistes. Ihr könnt gar nicht mehr so leben wie früher. Das alte Leben ist Vergangenheit. Gott hat etwas Neues gemacht. Ihr habt ein neues Leben geschenkt bekommen, und ihr lebt jetzt wirklich in eine andere Richtung.
Appelle an verschiedene Gruppen von Hörern
An dieser Stelle drei kurze Appelle.
Mein erster Appell richtet sich an jene, die Jesus noch nicht persönlich kennen. Solange Jesus nicht das Steuerrad deines Lebens übernimmt, kannst du kämpfen, wie du willst – letztlich wirst du immer in die falsche Richtung fahren. Du brauchst eine Umkehr. Du brauchst eine Beziehung zu Gott, und Jesus allein ist derjenige, der diese Brücke bauen kann, der die Beziehung zu Gott herstellen kann.
Er möchte das. Er lädt dich dazu ein und sagt zu dir: „Komm zu mir, der du mühselig und beladen bist, ich will dich erquicken.“ Höre auf diese Einladung. Jesus ist gekommen, um dich aus dieser Gottabgewandtheit herauszuretten und in eine lebendige Beziehung mit dem Vater zu bringen. Das ist die wichtigste Frage deines Lebens. Wenn du da Klärungsbedarf hast, sprich gerne Matthias, mich oder andere hier in der Gemeinde an. Du darfst das nicht aufschieben.
Mein zweiter Appell richtet sich an Jesus-Jünger. Wenn du als Kind Gottes mit Sünde kämpfst, dann fliehe zu Jesus. Gott ruft dir zu: Die Macht der Sünde ist gebrochen. Stell dich nicht mehr der Sünde zur Verfügung. Lass dich in keinem Bereich des Lebens mehr zum Werkzeug des Unrechts machen. Denke daran, dass du ohne Christus tot warst. Er ist in dein Leben hineingekommen, hat dir neues Leben gegeben und dir seinen Geist geschenkt, der dich dazu befähigt, seinen Willen anzunehmen und zu leben.
Schließlich noch ein Appell an jene Jesus-Jünger, denen es gerade richtig gut geht und die ein bisschen hochmütig auf die herunterschauen, die gerade wahnsinnig zu kämpfen haben. Die merken, dass ihnen gerade der Teppich unter den Füßen weggezogen wird und sie nicht so richtig wissen, wie es weitergehen soll. Wir sind so schnell dabei, auf andere herabzusehen und uns dabei besser zu fühlen.
Der Galaterbrief sagt: „Brüder und Schwestern, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm zu Recht, aber mit einem sanftmütigen Geist.“ Und weiter: „Und ihr, die ihr geistlich seid, achtet auf euch selbst, dass ihr nicht auch versucht werdet.“ (Galater 6,1)
Ich kenne Gemeinden, die mit bewundernswerter Sorgfalt am biblischen Gebot festhalten, aber die Augen vor den Nöten und Kämpfen sexuell angefochtener Geschwister verschließen. Wenn wir mit Gesten der Selbstverständlichkeit sexuelle Reinheit einfordern, entsteht schnell der Eindruck, als hätten Christen in diesem Bereich keine Kämpfe – als wäre ich der Einzige, der dort seine Nöte hat.
Das Thema ist ohnehin schambesetzt. So kann sich schnell eine pharisäische Gesinnung einnisten, ein doppelter Standard. Vordergründig ist alles geklärt, aber hinter dem Vorhang des Lebens sieht es ganz anders aus. Wir brauchen eine andere Kultur – eine Kultur, die von Gnade und Gebot geprägt ist. Das ist eine evangeliumsgemäße Kultur.
Das Gebot zeigt uns unsere Übertretungen und treibt uns zum Kreuz. Die Gnade macht uns Mut, uns mit unseren Sünden ins Licht zu bewegen und Vergebung gerne zu suchen und in Anspruch zu nehmen.
Ganz konkret brauchen wir Brüder und Schwestern, die Angefochtene in ihren Kämpfen begleiten, die ihre Lasten in Beichte und Fürbitte mittragen. Gemeinschaft und echte Freundschaft gehören ebenfalls dazu. Viele Angefochtene leben isoliert und einsam, und eine solche Einsamkeit ist schmerzhaft. Sie treibt manchmal in Verzweiflung oder auch in das sexuelle Abenteuer.
Eine Gemeinde, in der Gemeinschaft ernst genommen wird, kann hier wunderbar unterstützen.
Zusammenfassung und Schlussgedanken
Ich fasse zusammen: Wir haben uns heute mit den Folgen der Gottesverdrängung beschäftigt. Paulus zeigt gleich zu Beginn seines Römerbriefes, dass die Abkehr von Gott Auswirkungen auf unser Miteinander hat.
Gottes Gericht, das große Gericht, ist auf die Zukunft beschränkt. Doch schon jetzt kann Gott zeichenhaft Gericht üben. Gericht erleben wir auch dort, wo sich Gottes Zorn gegen die Sünde richtet, sodass wir die Folgen der Sünde selbst tragen müssen.
Wenn wir Menschen uns selbst überlassen sind, wenden wir uns von dem ab, was Gott will. Wir leben nach unseren eigenen Begehren und entwürdigen unsere Leiber. All das ist eine Folge der Gottabgewandtheit. Damit ist bewiesen, dass die ganze Welt vor Gott schuldig ist.
Wir können uns nicht dadurch retten, dass wir versuchen, Gutes zu tun. Aber es gibt Hoffnung. Gott hat eingegriffen und eine andere Gerechtigkeit offenbart. Es gibt also nicht nur die richtende Gerechtigkeit Gottes, sondern auch die freundliche, die sich erbarmende Gerechtigkeit.
Gott hat seinen Sohn gesandt. Er nahm die Sünde – deine und meine Sünde – auf sich und sühnte sie am Kreuz. Jesus wurde durch den Vater auferweckt. Jetzt lädt er als gekreuzigter und auferstandener König dazu ein, ihm zu vertrauen und ihm nachzufolgen.
Allein denen, die im Glauben an ihn sind, wird seine Gerechtigkeit zugerechnet. Sie stehen nicht mehr unter dem Gericht oder unter dem Zorn Gottes, sondern sie haben das ewige Leben. Dieses ewige Leben beginnt schon hier und jetzt.
Ich kann nicht verstehen, wie manche Leute denken, das Evangelium sei ein Ticket. Sie meinen, sie könnten vielleicht 50 Jahre so leben, wie sie möchten, und hätten trotzdem das Ticket für den Himmel. Wenn man aber verstanden hat, was das Evangelium ist, dann beginnt man jetzt, Jesus zu lieben und das zu tun, was er möchte.
Man lebt so, dass sich der Vater daran freut. Die Beziehung zum Vater ist durch Jesus wiederhergestellt. Die Kraft des Evangeliums rettet und verändert. Amen.
Schlussgebet
Ich bete noch mit uns.
Unser himmlischer Vater, wir danken dir so sehr für dein wunderbares Evangelium. Wo sollen wir Zuflucht finden, wenn nicht bei dir, unserem barmherzigen Gott? So, wie du Israel nachgegangen bist, hast du auch uns gesucht, hast uns gerettet und in deine Gemeinde eingefügt.
Du hast unsere Schuld vergeben und uns mit der Gerechtigkeit deines Sohnes eingekleidet. So dürfen wir mit dir, dem heiligen Gott, innige Gemeinschaft haben und unter deiner Herrschaft leben. Was für ein Tausch!
O Herr, schenke, dass wir nicht bei uns selbst stehenbleiben. Du hast deinen Geist gesandt, damit er unser Leben auf dich und dein Reich ausrichtet.
Lass uns in dieser neuen Woche erleben, dass dein Geist uns die Kraft gibt, dir in den ganz konkreten Herausforderungen unseres Lebens zu vertrauen.
Amen.