Vom Einsatz für Gott zur Frage nach seinem Willen
Es gibt in unserer Zeit viel Einsatz für die Sache Gottes. Wir sind alle ständig rastlos tätig. Dann beten wir und sagen: Herr, hilf uns und steh uns bei in den Unternehmungen, die uns so herzlich wichtig sind.
Aber es ist ein ganz großer Moment, wenn wir einen Augenblick still werden und sagen: Was willst du, Herr, von mir? Denn er ist doch der Herr, der Chef. Er will der Hirte sein. Die Schafe können ja nicht einfach durch die Gegend rennen und sagen: Zum Hirten, lauf uns hinten drein und pass auf, dass uns nichts passiert. Stattdessen wollen sie sagen: Herr, wohin willst du uns führen?
Deshalb finde ich es so schön, dass Sie heute in der Bibelstunde da sind. Wir wollen auf Gottes Wort hören und erfahren, was uns der Herr zu sagen hat. Lieber Herr, wir wollen dich fragen, was du von uns willst, damit du uns deine Wege weisen kannst.
Es gibt bei uns oft viel rührenden Einsatz, aber oft so wenig Hören darauf, wo du uns senden kannst und wo du uns Verheißung gibst. Auch in der Ratlosigkeit, die uns heute in vielen praktischen Dingen bewegt, wollen wir Weisung von dir haben. Wir bitten dich, dass du uns leitest und führst durch dein Wort. Amen!
Die Führung Gottes im Wüstenzug des Volkes Israel
Ich habe einen Abschnitt aus dem Zweiten Buch Mose, Kapitel 17, ausgewählt. Er handelt vom Zug des Volkes Israel durch die Wüste.
Wissen Sie, wie sie aus Ägypten aufgebrochen sind? Ich habe einmal Leute getroffen, die aus Ägypten kamen und sagten, sie würden nie wieder dorthin zurückkehren. Was hat sie so belastet? Sie erzählten von den Präsentationen an der Cheops-Pyramide oder in den verschiedenen Tempelanlagen Ägyptens. Dort komme der alte ägyptische Geist noch einmal zum Vorschein.
Es war ein ganz verrückter Kult um den Tod. Die großen Pyramiden sind ja nur Gräber – ein Volk ohne Hoffnung auf Ewigkeit. Es ist ein Stück dämonischer Esoterik, das dort noch anklingt. Das belastet einen sehr. Aus dieser Welt hat Gott sein Volk herausgeführt.
Das muss man immer verstehen: Aus Ägypten hast du deinen Sohn gerufen. Dort will Gott etwas Neues in seiner Heilsgeschichte beginnen. Dann führt er sein Volk vierzig Jahre lang durch die Wüste.
Im Zweiten Buch Mose, Kapitel 17, Verse 1 bis 7, heißt es:
Die ganze Gemeinde der Israeliten zog aus der Wüste in Richtung ihrer Tagesreise. Jetzt kommt das, was der Herr ihnen befohlen hatte. Das war der Segensweg durch die Wüste. Sie lagerten sich in Rephidim. Dort hatte das Volk kein Wasser zu trinken.
Sie haderten mit Mose und sprachen: „Gib uns Wasser, damit wir trinken können!“ Mose antwortete ihnen: „Warum hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den Herrn?“
Als das Volk Durst hatte, murrten sie erneut gegen Mose. Sie sagten: „Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, damit wir hier mit unseren Kindern und unserem Vieh vor Durst sterben?“
Mose schrie zum Herrn und sprach: „Was soll ich mit diesem Volk tun? Es fehlt nicht viel, und sie werden mich steinigen.“
Der Herr sprach zu ihm: „Tritt vor das Volk und nimm einige der Ältesten Israels mit dir. Nimm deinen Stab in die Hand, mit dem du den Nil geschlagen hast, und geh hin. Siehe, ich werde dort vor dir auf dem Felsen am Horeb stehen. Dort sollst du den Felsen schlagen, und es wird Wasser herausfließen, damit das Volk trinken kann.“
Mose tat so vor den Augen der Ältesten Israels. Den Ort nannte er Massa und Meriba, weil die Israeliten dort geharrt und den Herrn versucht hatten. Sie hatten gesagt: „Ist der Herr unter uns oder nicht?“
Das Lied vom Felsen und die Realität der Wüstenprobe
Jetzt singen wir noch das Lied „Wir haben einen Felsen“ (371), alle fünf Verse. Es ist ein Lied von Hedwig von Redern. Bei ihr hat das lange Zeit gebraucht.
Sie war vorher eine stille Teilnehmerin in der Gemeinde und sagte: „Ach, ich traue mir das gar nicht zu.“ Das kennen wir ja alle von uns, wenn wir sagen: „Ich weiß gar nicht, ob ich das kann.“ Und dann wollen wir immer hören, dass die anderen sagen: „Doch, du bist gut!“ Bis sie begriffen hat, dass die größte Gabe darin besteht, dass der Herr Jesus sich uns gibt.
Die tollste Chance ist, dass wir schwache Leute sind und der Herr gerade dadurch durch uns viel wirken kann. Wir singen die fünf Verse von „Wir haben einen Fels“.
Es war ein schreckliches Bild, wie die riesige Volksmenge, der ganze lange Trost, dort in der Wüste saß. Erbarmungslos brannte die Sonne nieder, es gab keinen Schatten. Aber noch viel Schlimmeres: Es gab kein Wasser.
Wir haben die Kinder, die hier gequengelt haben: „Mama, ich bin so durstig!“ Und die sagt: „Ich auch.“ Dann beruhigen sie die Kinder, aber das Wunder kommt nicht. Schließlich werden sie unruhig: die Alten, die Kranken, die brauchen jetzt dringend Wasser.
Dann gehen sie zu Mose und sagen: „Halt mal, wir brauchen Wasser!“ Es wird ja immer wieder heute betont, auch bei den Evangelikalen: Wir müssen mehr tun, um die Weltnöte zu lindern. Ich sage, das ist richtig.
Es sind 1,3 Milliarden Menschen, die nie in ihrem Leben ein Glas sauberes Wasser trinken können. Ich habe das mal im Südsudan miterlebt, als unsere Mitarbeiterin so einen Bodendeckel Schmutzwasser brachte und sagte: „Das Einzige, was wir zum Zähneputzen haben.“ Da sage ich: „Danke, dann verzichte ich darauf.“ Da holt man sich ja den Tod aus diesem schrecklichen Wasser.
Aber wissen Sie, es ist auch so: Wir haben viel getan in unserer Arbeit, um die Nöte zu lindern. Beim Wasser ist es ganz schlimm. Wir haben die Brunnenbohrungen im Tschad aufgegeben, weil das Grundwasser auf 180 Meter abgesunken war.
Wollen wir das noch weiter treiben? Es ist eben kein Wasser da. Die Bohrungen sind schädlich, weil das Grundwasser immer weiter absinkt.
Die bleibende Not des Herzens und der Glaube in der Krise
Sie werden merken, es ist ja toll, wenn wir ganz zuversichtlich sind: Wir wollen Armut abschaffen, wir wollen Krankheiten beseitigen. Hoffentlich tun wir alles, was wir können. Aber wir werden immer wieder feststellen, dass die Krankheiten nie ganz verschwinden und die Armut nie ganz aufhört. Das Elend der Welt ist eine Not, die uns bedrängt.
Deshalb erzählt uns die Bibel, dass es eine Not gibt, die noch schlimmer ist als Durst nach Wasser. Und das ist, wenn man mit Gott im Streit liegt. Wenn man mit Gott hadert und gegen ihn murrt – das tun wir alle unser ganzes Leben lang.
Wir murren über Gott: Warum hat er mir diesen Körper gegeben? Warum bin ich nicht so begabt wie die Sportler? Warum bin ich nicht größer oder gesünder? Warum hat Gott mich an diesen Ort gestellt? Junge Leute ärgern sich: Warum haben sie so blöde Eltern? Kann man Gott überhaupt hadern? Über alles in der Lebensführung, warum fällt mir so vieles so schwer?
Mir ist neulich erst bewusst geworden: Es ist ja toll, wie viele Leute zum Glauben finden. Es fehlt eigentlich gar nicht daran, dass die Evangelisation nicht fruchtet. Ganz schlimm ist vielmehr, dass viele, die einmal einen Anfang mit Jesus gemacht haben, wieder abfallen. Und das passiert immer wieder wegen der Lebensschwierigkeiten.
Wir haben eine sehr hohe Verlustrate in unseren christlichen Gruppen und Gemeinschaften. Denken Sie mal nach: Wie viele waren einst im Jugendkreis dabei, die heute irgendwo in der Gottlosigkeit untergegangen sind? Die einmal einen fröhlichen Anfang mit Jesus gemacht haben und dann gescheitert sind. Oder die ihr Herz verloren haben – in die Weltprobleme, ins Geld, in eine falsche Eheverbindung oder aus anderen Gründen. Sie sind hinausgespült.
Und da steht, dass man auf dem Glaubensweg ausrutschen, stolpern oder fallen kann. Deshalb ist es gut, dass wir unser Schwergewicht auf Evangelisation legen. Aber wir sollten genauso stark darauf achten, denen nachzugehen, die in ihrem Glauben in Krisen sind.
Wir sollten Hausbesuche machen, andere aufsuchen und fragen: „Wie steht es mit dir? Du darfst doch nicht abhängen.“ Es muss uns Sorge machen, wo sie heute sind. Denn man kann im Glauben ausrutschen, stolpern oder fallen.
Die Warnung aus der Geschichte des Wüstenzugs
Paulus hat die Geschichte vom Wüstenzug in 2. Mose 17 noch einmal aufgegriffen. Sie sind ja Bibelkenner und werden sich an 1. Korinther 10 erinnern. Dort sagt Paulus: „Das ist uns zur Warnung geschrieben, damit uns nicht das Gleiche passiert.“
Ja, wir sind heute nicht in der Wüste. Die Krise kann in deinem Job liegen, oder es kann eine schwere Krankheit sein. Vielleicht ist der Tod eines geliebten Menschen die Krise, die dich dazu bringt, mit Gott zu hadern und gegen ihn zu murren – was auch immer es ist.
Dann schreibt Paulus den schweren Satz: „An denen allen hatte Gott kein Gefallen.“ Was bedeutet das, wenn Gott keinen Gefallen hat? Er ließ sie in der Wüste sterben, sie gingen verloren und wurden nicht errettet.
Und doch waren sie aus Ägypten ausgezogen. Es war ein großer Schritt. Sie hatten das Passah gefeiert. Dann kamen sie ans Schilfmeer – eine Schlucht mit Felswänden rechts und links. Vor ihnen das Wasser, kein Boot, kein Floß. Wie sollten sie da hinüberkommen?
Hinter ihnen tauchten plötzlich die Ägypter mit ihren Roschen und Streitwagen auf. Das Volk verzweifelte und wollte lieber zurück nach Ägypten. Was kann das bedeuten? Schon jetzt bereuten sie ihren Glaubensweg. Sie dachten: „Ach, wären wir doch damals nicht aus Ägypten ausgezogen, hätten uns nicht für Jesus entschieden.“
So ungefähr muss man sich das vorstellen: Lieber wieder zurück, Knechte sein, für den Ägypter im Konzentrationslager schuften mit harter Arbeit. Aber den Weg nicht weitergehen wollen.
Dann bedrängten sie Mose. Doch er sagte nur: „Nicht ihr, der Herr wird für euch streiten.“
Wisst ihr, das ist im Glaubensleben das Geheimnis: Nie hat Gott von uns verlangt, dass wir die Krisen selbst lösen. Der Volksmund dichtet Gott oft an: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.“ Aber das steht nicht in der Bibel.
In der Bibel steht: „Du wirst erleben, der Herr wird für dich streiten, und du wirst still sein.“ Tretet nur hin und schaut zu! Seht, was der Herr heute an euch tun wird – er wird das Heil tun.
Das dürfen Sie in allen Krisen Ihres Lebens wissen. Ich weiß auch nicht, wie Gott das löst, aber tretet nur hin!
Gottes Führung verstehen – ein persönlicher Blick
Wir haben jetzt Jahresanfang. Ich mache immer etwa einmal im Jahr eine Bibellese durch, und dabei bin ich gerade wieder an die Stelle vom Wüstenzug gekommen. Dabei habe ich mir das Wort „majestätisch“ notiert. Wie Mose zu diesem verzweifelnden Volk sagt: „Zieht hin, aber mitten ins Wasser!“ Dann geht man mutig darauf zu, und die Fluten teilen sich. Die Ägypter versuchen es auch, doch sie ertrinken. Die Bibel verwendet dafür das herrliche Wort.
Dann stehen sie auf der anderen Seite, und Mirjam holt die Pauken heraus. Sie singen Gott ihre Loblieder. Das sind Loblieder über erlebte Wunder. Der Herr bahnt einen Weg in den Sackgassen unseres Lebens, wenn wir nicht mehr weiterwissen und nicht wissen, wie das alles gehen soll.
Aber wenig später, in Mara, war es wieder so, dass sie verzweifelt waren. Und dann, in 2. Mose 17,16, klagen sie Gott erneut, weil sie nichts zu essen haben. Doch jetzt sind wir bei Kapitel 17. Dort klagen sie Gott.
Mein erster Punkt: Ich möchte das ein wenig ordnen, damit wir einige Leitgedanken mitnehmen können. Keiner kann Gottes Führung wirklich verstehen.
In der letzten Woche wurde ich gebeten, bei einem Glaubenskurs einen Abend zu übernehmen. Zufälligerweise war das Thema die Führung Gottes. Es ist ja ein interessantes Thema, das uns alle bewegt: Wie kann man Gottes Führung erkennen?
Ich habe das Vorbereitungsmaterial des Glaubenskurses angeschaut und war ein wenig entsetzt. Dort stand, dass man Gottes Führung durch Träume erkennt. Ich muss gestehen, ich habe in meinem Leben noch nie Gottes Führung in Träumen entdeckt. Ich hoffe auch, dass hier niemand ist, der morgens beim Frühstück seine wirren Träume analysiert, um herauszufinden, was davon von Gott stammt.
Dann stand dort, man erkenne Gottes Führung durch Propheten. Doch was wir in den letzten Jahren an prophetischen Worten erhalten haben, war oft so viel Unsinn, dass ich sagen möchte: Gott sei Dank will ich mich nicht auf dieses Zeug verlassen. Die Bibel meint mit Propheten etwas ganz anderes. Wenn das Wort Gottes mir so zugesagt wird, dass es in mein Leben hineinspricht und meine Situation betrifft, dann meint die Bibel damit Prophetie.
Ich habe den Abend gerne genutzt, um den Leuten zu erklären: Das Tollste ist, dass wir Gottes Führung aus der Bibel verstehen können. Schaut mal, wie Gott seine Leute im Wüstenzug führt!
Wir machen das ja gern. Zum Beispiel sind wir im November umgezogen, nach Stuttgart, und haben eine wunderschöne kleine Wohnung gefunden. Wir haben uns verkleinert. Da sagen wir gern: „Da hat uns Gott geführt.“ Aber wir sagen das immer nur, wenn es uns passt und wenn es uns gefällt.
Verstehen Sie, das war Gottes Führung, als ich meine Frau gefunden habe – das war Gottes Führung. Das sagen wir immer gern, wenn wir einen großen Erfolg hatten, das war Gottes Führung, wenn es gelungen ist. Aber die Bibel zeigt ein ganz anderes Bild.
Wie war es bei Josef, als er als Sklave nach Ägypten verkauft wurde? War das Gottes Führung? Ja, offenbar. Und als er ins Haus von Potiphar kam und die Frau Potiphars nach ihm griff? Gott ließ das geschehen. Und dann war Josef unschuldig im Gefängnis – auch das war Gottes Führung.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Gottes Führung auch dann geschieht, wenn wir sie nicht verstehen? Das ist sehr wichtig. Wenn Sie gebetet haben: „Herr, führe mich! Ich will mich nicht mehr selbst führen, du sollst als Hirte mich regieren!“
Ich habe oft in meinem Leben aufbegehrt, aber später musste ich Buße tun. Als mein Weg nach Stuttgart führte, sagte ich: „Das ist nicht der Weg Gottes.“ Doch ich blieb dort dreißig Jahre, und das war der herrlichste Weg Gottes.
Wir sehen das oft gar nicht, aber wichtig ist, dass wir Gott bitten: „Herr, lass nicht zu, dass die Leute mit mir kegeln, sondern ich möchte, dass du auch durch alle Wirrnisse böser Menschen deine Geschichte machst – wie bei Josef oder beim Wüstenzug.“
Wie heißt es am Anfang, als sie ausgezogen sind und der Herr sie einen Umweg machen ließ? Jakob Kröger hat ein wunderbares Büchlein geschrieben, das jeder lesen sollte: „Verhüllte Segenswege“. Es ist im Moment nicht mehr erhältlich, aber der Verlag legt solche Bücher immer wieder neu auf, im CLV Verlag.
„Verhüllte Segenswege“ zeigt, wie man meint, jetzt sei alles kaputt. Doch das war der Segensweg Gottes durch die Wüste. Das Volk Israel hat nie so viel Herrlichkeit Gottes erlebt wie auf dem Wüstenzug. Das war das Geheimnis.
Gott lenkte sie herum und schickte sie von einer Not zur nächsten, von einer Not zur nächsten. Wie heißt es hier, wie der Herr ihnen befahl? Er befahl ihnen, sich in der glutheißen Wüste zu lagern.
Vertrauen und Gehorsam als Grundlage der Führung
Als ich das erste Mal in Afrika war, war das in der Zeit des schrecklichen Diktators Idi Amin. Ich hatte furchtbare Angst im Land. Als Mitmissionar musste man kurz darauf das Land wieder verlassen.
Ich war psychosomatisch krank, weil alle Nachrichten, die im Radio kamen, immer Schreckensmeldungen gegen die Weißen waren. Es waren damals noch etwa 200 Engländer im Land. Diese wurden jeden Tag im Radio verhöhnt.
Zu dieser Zeit fand eine große Glaubenskonferenz statt. Dort traf ich ein englisches Teepflanzerehepaar mit dem schönen Namen Wilson – allerdings nicht von dem Tee, den man trinkt. Die Frau des Paares weinte sich an einem Abend aus, als wir bereits unter der afrikanischen Nacht standen.
Sie erzählte, dass in der Nacht zuvor Militärhubschrauber über ihr Haus geflogen seien. Sie dachten, jetzt sei alles aus, sie würden verhaftet, mitgenommen und wahrscheinlich erschossen. Sie konnten nicht verstehen, warum sie das Land als Flüchtlinge verlassen mussten und alles zurücklassen sollten.
Auf die Frage, was sie denn halte, antwortete sie, dass es das Lied sei, das vorher beim Mann am Klavier gespielt wurde. Es war ein Lied, das bei der Abendandacht mit den leidenden Menschen auf der großen Glaubenskonferenz gesungen wurde. Manche kennen es vielleicht: „Trust Nob“ – Vertrauen und Gehorsam.
Viele verwechseln das und haben nie begriffen, was damit gemeint ist. Das kann man leicht im Neuen Testament zeigen. An der Bibelschule lernt das jeder schnell: Glauben schließt Vertrauen ein und immer auch Gehorsam. Wenn kein Gehorsam da ist, stimmt es mit dem Vertrauen nicht.
Gottes Führung erfordert von mir, dass ich Gott vertrauen kann, aber auch, dass ich gehorsam seine Wege gehe. Ich erlebe Wunder erst, wenn ich im Gehorsam losziehe, ohne vorher etwas zu sehen. Erst glauben, dann die Erfahrung machen – nicht umgekehrt. Das Gefühl folgt nach, es geht nicht voraus.
So war es auch hier. Sie sitzen in der glutheißen Wüste. Das soll erst einmal zum Anfang reichen. Keiner kann Gottes Wege wirklich verstehen und begreift, was Führung Gottes im Leben bedeutet.
Die Prüfung und Demut als Weg zur Herzensänderung
Aber jetzt kommt der zweite Teil, die Frage. Ich möchte noch einmal so gliedern, damit wir uns besser ordnen können, was in so einem Bibeltext drinsteckt: Warum tut das eigentlich Gott?
Warum tut das Gott? Es liegt ja irgendwie auf der Hand, dass Gott uns nicht foppen will. Aber wir beten ja im Vaterunser: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Und Martin Luther ergänzt im großen Katechismus: Gott versucht niemand zum Bösen. Was ist also los?
Gott lässt uns diese Welt so erleben, wie sie ist. Es ist eine unheimliche Welt, eine Welt, in der der Fürst dieser Welt regiert, wo Leiden und Krankheiten sind. Christen sind dem nicht entnommen, auch wenn manche Christen andere Meinungen vertreten. Sie wissen, die biblische Linie ist anders. Selbst in Römer 8 spricht Paulus von den Leiden dieser Zeit, durch die wir gehen.
Zu dieser Welt gehört das Leiden, und Gott hat seine Kinder jetzt noch nicht entnommen, sondern führt sie mitten durch das Leiden.
Aber Sie kennen doch den TÜV, das ist der Albtraum eines jeden Autofahrers. Deshalb lasse ich mein Auto immer in der Werkstatt überprüfen, auch beim TÜV. Man braucht ja diese Hauptuntersuchung, damit geprüft wird: Gibt es verdeckte Roststellen? Gibt es Bruchstellen? Funktionieren die Bremsen noch? Kann man das Auto noch einmal zwei Jahre auf die Straße lassen oder ist es reif zum Verschrotten?
In Ihrem Glaubensleben ist Gott brennend daran interessiert zu prüfen, ob das noch hält. Und da müssen Sie durch manche Bewährungsprobe hindurch.
Wenn Sie jetzt Ihre Bibel dabei haben, schlagen Sie mal 5. Mose auf, das wunderbare Buch am Ende der Wüstenzeit. 5. Mose 8 sagt, warum das nötig ist. In 5. Mose 8, Vers 2 steht: „Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat.“ Warum diese Führung durch die Wüste, diese vierzig Jahre in der Wüste? Warum hat Gott das gemacht? Damit er endlich an unser Herz kommt.
Wie? Wenig später steht da: „Deine Kleider sind nicht zerrissen, deine Füße sind nicht geschwollen.“ Diese vierzig Jahre. Es war für Gott hoffentlich leicht, dass die Kleider nicht zerrissen sind und die Füße nicht verletzt waren.
Gott kann alle Wunder tun. Aber Gott hat ein Problem mit seinem Volk, dem Volk Israel, dem Augapfel Gottes, dem Gottesvolk. Und Gott hat ein großes Problem mit den Frommen, mit seinem Gottesvolk. Das Herz ist zugesperrt.
Das Herz ist das allergrößte Problem auf der Welt. Wir meinen ja immer, das Problem seien die Politiker, die Ungerechtigkeit oder die Strukturen. Wir reden uns das ja immer schön. Nur die Bibel enthüllt uns das. Schon auf der ersten Seite der Bibel ist das Herz trotzig und verzagt.
Da denke ich: Ja, aber wir sind doch fromme Leute. Liebe Freunde, es ist eine Heuchelei bei uns. Da singen wir tolle Lieder, und heute können wir die frömmsten Lieder singen. Wir werfen uns in den Staub vor dir, oh Herr, und doch ist unser Herz fern von Gott.
Da sagt Gott: „Tu von mir das Geblär deiner Lieder, ich möchte dein Herz.“ Gott interessiert sich immer für das Herz seiner Leute.
Als wir verlobt waren, war das so schön, bis man sich so versteht. Und auch das ist ja immer noch schwierig, man kommt aus verschiedenen Horizonten. Bis man so seinen Weg kennt, habe ich oft zu meiner Frau gesagt: „Du kennst ja meines Herzens Bodensatz, du weißt, wie es in meinem Herzen aussieht, du weißt, wie das dir gehört.“
Und Gott will das auch: mein Herz, er will meine Liebe haben.
Wie heißt es? „Aber ihr Herz ist fern von mir.“ Man kann sich für Gott ereifern, man kann ein Fanatiker sein für Gott, aber das Herz ist nicht dabei.
Und wenn es nicht um das Herz geht – jetzt möchte ich Ihnen doch sagen, dass wir alles in so einer frommen Sprache keineswegs machen. Das ist nicht gemeint mit herzlichen Grüßen, herzlicher Teilnahme, herzlichem Segen. Mit dem Herzlich und Lieb und so meint Gott nicht das echte Herz, das sich ihm zuneigt, das sich Gott von Herzen lieb hat.
Auch in den schweren Wegführungen, auch wenn ich seine Wege nicht verstehe, wenn seine Gedanken höher sind als meine Gedanken, dass ich ihm das Herz gebe.
Und Gott sagt da in 5. Mose 8: Er demütigte dich. Er sagt zu Mose: Gott hat dich gedemütigt und versucht, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht, ob du es gerne tust.
Sie werden mir nicht ein Beispiel einer Sünde nennen können, die einem Menschen ehrlich Befriedigung gibt. Glauben Sie doch nicht, dass ein Ehebruch einen Menschen glücklich macht, eine Notlüge oder unrechtes Gut in ihrem Besitz.
Trotzdem haben wir so Schwierigkeiten, die Weisung Gottes zu akzeptieren. Sie ist doch so eindeutig und klar, dass wir sie von Herzen gern haben sollten.
„Gott führte dich durch die Wüste, damit kundwürde: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Nicht die Frage: Hauptsache geschehen, sondern der Mensch lebt vom Wort Gottes.
Liebst du Gottes Weisung in deinem Leben? Dieses Wort Gottes spricht zu deinem Herzen, das ist doch wunderbar.
Und das Herz will Gott verändern, und das Herz will er erneuern.
Die Notwendigkeit der Herzenserneuerung und die Herausforderung des Glaubenslebens
Da will ich es noch einmal versuchen mit dem Begriff. Ich hoffe, ich kann es klar machen. Seit 40 Jahren leide ich unter einem Wort, das ein Lieblingswort bei den Evangelikalen ist: das Wort „Außenstehende“. Keine Evangelisation, bei der nicht gesagt wird, dass die Außenstehenden dran sind.
Ich muss Ihnen gestehen: Ob das pro Christ war oder eine andere Evangelisation – ich habe immer gern drin gesessen, und jedes Wort des Evangelisten war für mich. Ich weiß nicht, ob man das immer so trennen kann: Wir haben es, und die anderen haben es noch nicht.
Mir geht es wie dem Volk Israel. Ich brauche dauernd die Zurechtweisung. Ich brauche auch in jeder Bibelstunde den evangelistischen Aufruf, dass ich mich wieder neu anschließe und neu dem Herrn Jesus ausliebe, mein Herz ihm schenke. Denn die Liebe erkaltet doch immer. Das wird Routine, und dann wird alles so oberflächlich.
Und wenn man da so sagt: „Die sind jetzt draußen“ – nein, das sind suchende Freunde, ja sicher. Die laden wir ein. Aber wir selbst wollen hören und nicht als die Macher bei solchen Veranstaltungen herumrennen, die gar nicht zuhören. Das brauchen wir.
Ich weiß noch, wie es bei der Evangelisation in Frankenland war, wo ich dabei war und auch das mit Jesus festgemacht habe als junger Kerl mit sechzehn Jahren. Ein toller Pfarrer hat acht Jahre dafür gebetet, dass die Evangelisation kommt. Dann war diese große Kirche in dem fränkischen Ort proppevoll. Abends sind wir immer noch zusammengekommen zur Gebetsgemeinschaft im Mitarbeiterteam.
Eines Tages kam der Evangelist mit der fröhlichen Nachricht: Der Pfarrer hat sich auch noch mal bekehrt. Verstehen Sie? Manchmal brauchen wir das, dass wir uns wieder aus manchen Verstrickungen lösen. Natürlich ist es eine Sache, dass ich das heil erkenne, aber ich merke, dass es eine Sache ist, die immer wieder erfrischt und erneuert werden muss – in der Buße, in der Umkehr. Denn der Herr will mal ein Herz.
Gerade wir, die wir gläubige Leute sind, tun uns so schwer. Es gibt ja noch eine Stelle in der Bibel, die auf diese Wüstenwanderung anspielt. Die kennen Sie auch sehr gut und auswendig: Hebräer 4. Dort heißt es, dass die Leute nicht zur Ruhe gekommen sind, nicht in das verheißene Land eingegangen sind, weil sie abgefallen sind. Weil sie mit Gott über ihre Lebensschwierigkeiten gemeckert haben.
Ich verstehe das ja gut. Wer sich Durst vorstellen kann und die ganzen Proben und Leiden, die die Leute durchgemacht haben, versteht das sehr gut. Alles verständlich. Aber sie haben das Ziel nicht erreicht. Und da heißt es im Hebräerbrief: „Heute, so ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht.“ Ja, Verstockung – das hat doch der Pharao gemacht, genau!
Hören Sie auf das Wort. Jetzt ist es uns noch mal wichtig. Ich kann die Führungen Gottes nur aus dem Wort verstehen. Ich kann Gottes Führung nur aus der Bibel verstehen. Überall die Bibel lesen. In der Bibelstunde wird Ihnen plötzlich klar werden: Ja, das ist der Weg Gottes bei mir. Genau jetzt verstehe ich es aus dem Wort Gottes.
Darum ist es so wichtig. Gott hat uns diesen Weg geführt, auch schwierige Wege, damit Gott mich demütigt. Was ist denn das? Ich habe heute Morgen noch Zinzendorf gelesen, wo er sagt: Die größte Not bei jedem Christen ist, dass er es mit der Demut nicht will. Sondern es gefällt jedem, stolz zu sein, was er alles kann, wie fromm er ist und was er alles schon macht. Dabei sind wir alle elende Sünder vor unserem Gott.
Gott hat es eigentlich so gut gemacht, sagt Zinzendorf. Er hat uns aus Staub und Asche geschaffen, und wir zerfallen im Sterben wieder zu Staub und Asche. Eigentlich sollten wir uns gar nicht so groß machen. Aber Gott will uns demütigen.
Ich habe einen Freund, Weinbauer in der Pfalz, den Hermann Hofsches, der immer ein Wort von Bodelschwing erwähnt. Das ist so toll. Ich habe es heute Morgen noch einmal, als ich in Nonne Misch war, aufgeschrieben: Wenn das Herz nicht durch die Gnade gedemütigt, arm und klein gemacht wird, wird es frech, stolz und groß. Und da kann der Herr durch uns nicht arbeiten. Er kann nur mit Leuten arbeiten, die ihr Herz öffnen und sagen: Herr Jesus, ich brauche dich, ich kann ohne dich nichts, ich bin verloren ohne dich. So haben wir doch einmal die Gnade angenommen. Und das bleibt bis in unsere Todesstunde.
Sie können nicht einmal der Sünde widerstehen aus eigener Kraft, ohne den Geist Gottes, der Sie wunderbar befiehlt, wenn die Gnade Sie nicht schützt. Unser ganzer Kampf um Heiligung und alles ist aus eigener Kraft nicht zu führen. Bis an die Todesstunde bleiben wir arme, schwache Leute, die wie Kinder sich an den Rocksaum der Mutter hängen und sagen: Heil an dich, ich brauche dich.
Das ist das Herrliche, warum Gott uns auch durch diese Tiefen führt. Wissen Sie, warum auch Christen immer wieder in den Abgrund ihrer eigenen Sündhaftigkeit hineinblicken müssen? Damit sie an sich selbst verzweifeln. Gott sei Lob und Dank. Aber das muss nicht bloß sein. Sondern wenn sie nur daran denken: Was hätte ich alles für den Herrn wirken können, wenn ich ihm mehr gegeben hätte, wenn ich ihn treuer, inniger geliebt hätte? Was hätte er mit meinem Leben machen können, wenn ich gehorsamer seinen Weisungen gefolgt wäre?
Ja, wie sagt Paulus denn im Römerbrief? Wie die Sünde in deinem Leben geherrscht hat, so soll jetzt die Gnade in deinem Leben herrschen. Jetzt will er etwas Neues aus dir machen. Gott will doch in seinen Kindern der mächtig wirksame, tätige Heiland sein.
Darum ist es so wichtig, dass wir das erkennen. Ich darf es bloß noch der Vollständigkeit halber erwähnen. Es wäre eine zweite Bibelstunde, dass Paulus im 1. Korintherbrief bei der Wüstenwanderung ja vier Dinge aufzählt. Vielleicht hilft es Ihnen ein Stückchen zur Selbstprüfung.
Er sagt, was war denn in Massa und Meribah los? Was war die Sünde des Volkes? Vier Gruppensünden:
Das Begehren deines Herzens, das immer abseits von Gott irgendein Wellnessglück sucht, das doch von Gott hier nicht gegeben ist.
Der Götzendienst, das Zweite.
Drittens Unzucht. Es ist gut, dass wir es erwähnen, weil manche sagen, das sei alles in der Bibel nicht so klar gesagt, was in der Ehe und vor der Ehe laufen soll. Doch steht ganz klar dran: Sie sind an Gott gescheitert um der Unzucht willen.
Und dann das Murren, das Hadern mit Gott.
Wenn Gott uns demütigt und unser Herz aufdeckt – unser sündiges Herz –, dann tut er das, weil er uns doch zu sich zieht. Und das ist doch schon im Alten Bund so: Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.
Sofern der Morgen vom Abend getrennt ist, Ost und West, sofern lässt er unsere Missetat von uns. Er will doch alles wegtun. Er will doch alles in des Meeres Tiefe versinken lassen.
Wir haben einst die Chorität in Boom gehört. Das war ihre Botschaft: Versenkt in des Meeres Tiefe deine Schuld. Aber du musst doch sehen, das ist das Problem! Es ist ja ganz schön, wenn Christen sich mit den Weltproblemen abgeben. Aber das größte Problem ist das gottlose Herz, das verstockte Herz, am allerschlimmsten von frommen Menschen mit vielen frommen Worten.
Aber das Herz – das wollen wir wieder neu ausliefern.
Wir haben keine Gerechtigkeit vor Gott, sondern sie ist wie ein unflätiges Kleid. Wir haben nur die eine Gerechtigkeit durch das Blut seines Sohnes, wo Jesus meine Schuld bezahlt hat. Es gibt keine andere. Keiner kann vor Gott bestehen als nur durch das Blut von Jesus.
Also, das war der zweite Punkt. Jetzt haben wir noch einen dritten. Toll, dass Sie so viel Zeit haben und noch zuhören. Ich bin immer so komisch, dass ich dann dazwischen nicht mehr singen lasse, aber ich denke, Sie können noch mitziehen.
Wir hatten die Führung Gottes verstehen, warum Gott uns in diese Proben hineinführt. Noch das Letzte: Dann steht mitten in der Wüste der lebendige Gott.
Der lebendige Gott als Fels und Quelle des Lebens
Wo war er denn? Ich habe ihn nicht gesehen. Sie haben ihn auch nicht gesehen. Gott sagt: Da ist ein Felsbrocken – ach, einer dieser vielen Felsbrocken.
Es gibt schöne Berichte von Pilgern, die schon vor Jahrhunderten dort waren und den Felsen gesucht haben. Sie fanden einen Stein, aus dem 24 Öffnungen herausgingen. Das sei sicher der Fels gewesen, der im Sonnenlicht rötlich geleuchtet habe.
Mich interessiert der Stein nicht, auch wenn man ihn heute zeigen würde. Ich brauche kein Bibelmuseum, in dem man so einen Stein sucht. Paulus hat es noch einmal geklärt und im 1. Korinther 10,4 gesagt: Wer den ganzen Wüstenschzug mitmachte – das waren die Israeliten – hat es nicht erkannt. Es war Christus, der geistliche Fels.
Das hat mit dem Felsen eine große Bedeutung. Heute heißt der Wochenspruch: „Sei mir ein starker Fels“ aus Psalm 31,2. Es ist kein gewöhnlicher Fels, sondern der Gott, der für die Israeliten immer wichtig war. Da steht man auf festem Grund.
Paulus sagte, dass das Entscheidende ist, dass Jesus auch schon im Alten Bund unsichtbar da war. Er war in den großen Lebenskrisen des murrenden Volkes gegenwärtig und wollte ihnen seine Gaben geben.
Es ist doch kein Zufall, dass Jesus am Laubhüttenfest mitten im Tempel, mitten in der Versammlung, als der Tempelkult zu Ende war, hineinruft: „Wer jetzt noch nicht befriedigt ist, wer immer noch sucht und dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Wer an mich glaubt, dem werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Inneren fließen (Johannes 7,37-38).
Gott wirkt Wunder und gibt Wasser. Sie erleben die Wunder Gottes ja überwältigend. Schauen Sie auf Ihr Leben: Was für Wunder haben Sie erlebt? Das kann ein Menschenhirn kaum fassen, was Gott Unglaubliches getan hat.
Aber das größte Wunder ist, dass Christus uns das neue, lebendige Wasser gibt. Was ist denn dieses Wasser? In Johannes 7 sagt Jesus von seinem Geist, vom Heiligen Geist, der denen gegeben wird, die danach dürsten.
Was bewirkt der Heilige Geist? Er schenkt als Erstes ein neues Herz. Da sind wir wieder beim Thema Neugeburt – neugeboren aus Wasser und Geist. Gott sagt: „Ich will euch ein solches Herz geben, dass ihr mit Lust meine Gebote haltet, in meinen Geboten wandelt, meine Rechte achtet und danach handelt“ (Jeremia 31,33; Hesekiel 36,26-27).
Überall im Alten Bund gibt es diese Ankündigung. Der Geist Gottes kann das nur bewirken. Gott selbst, Christus, der in dir Wohnung nimmt, muss an der Stelle deines verstockten Herzens dich erneuern. Und heute gibt er diesen Geist in Fülle.
Wir sind ja nur Flüsse, wie wir sie aus der Heimat kennen – kleine Bächlein wie der Rinzal oder der Neckar. Ich will ja nicht von der Enz reden. Aber wenn wir in Belem den Amazonas sehen oder den Rio de la Plata mit seiner riesigen Mündung oder den Ganges, das sind Ströme.
Und das Wort „Strom“ gebraucht Jesus. Er will Ströme seines Geistes geben. Das größte Wunder, das der Heilige Geist wirkt, ist nicht, dass ein Zahnschmerz verschwindet oder Rheuma leichter wird – auch das ist ein Geschenk. Das größte Wunder ist, wenn er mein verstocktes Herz erneuert und ihm ähnlich macht.
Dieses größte Wunder brauchen wir. Jetzt wissen Sie, was wir heute aus dem Wort über diesen Wüstenzug geschöpft haben. Es ist ja nicht hineingelesen, sondern Gott sagt: „Da will ich an dir arbeiten, über die Ärgernisse deines Lebens und deiner Lebensführung, über das, was dich heute an Kümmernissen bewegt. Ich will dir ein neues Herz geben.“
Das tut der Herr so wunderbar und vollkommen. Wir werden immer wieder darauf stoßen, wie wir rutschen, fallen und stolpern – auch in unserem Glaubensweg. Aber der Heiland ist auch der barmherzige Samariter, der uns wieder die Wunden verbindet und uns auf die Füße stellt.
Ein Engländer, der auch Prediger war, hat über Epheser 2 entdeckt, dass das Blut Jesu entscheidend ist. Daraufhin hat er das Lied gedichtet: „Fels des Heils, geöffnet.“ Wir gehen nicht zurück auf diesen Felsen, aber im Neuen Bund wird er noch viel herrlicher.
Dort heißt es: „Da ich denn nichts bringen kann, schmiege ich mich an dein Kreuz, nackt und bloß. Oh, gleite mich doch hilflos, erbarme dich doch! Dem, was dein Gesetz spricht, kann mein Werk nicht genügen. Ich mag ringen, wie ich will, fließen auch der Tränen viel – ich kann mein Leben nicht selbst erneuern.“
Wo eine Bibelstunde ist, wo das Evangelium gepredigt wird, brauche ich immer wieder diesen Zuspruch: Jesus will dein gottloses, sündiges Herz heilen. Und das ist die Lebensbotschaft bis zu meiner Todesstunde.
Jetzt, da ich noch lebe im Licht, wenn mein Auge im Tode bricht, wenn ich durchs finstere Tal gehe, wenn ich vor dem Richter stehe – Fels des Heils, geöffnet.
Der Herr will Ihnen diese herrliche Gabe geben. Er will Sie erquicken, ausrüsten und stark machen, damit von Ihrem Leib Ströme lebendigen Wassers fließen. Der Geist Gottes soll aus Ihrem Leben hinausfließen.
Ich will Wasserströme in der Wüste gießen. Ich bin überzeugt: Wenn wir in unseren Gemeinschaften und Gruppen wieder ganz neu mit Jesus leben, erst dann kann eine wachsende Gemeinde entstehen. Vorher nicht. Vorher sind wir eine schwindsüchtige Gemeinde.
Erst wenn die Gläubigen wieder sagen: „Das brauchen wir! Ohne Jesus können wir nichts, aber mit ihm können wir ganz viel.“
Gebet und Ermutigung zum Vertrauen auf Gottes Führung
Wir wollen beten. Herr, wir danken dir, dass du uns nachgehst und uns demütigst. Du selbst warst von Herzen demütig.
Wir wollen nicht mehr prahlen und auch nicht von unseren Erfolgen reden. Stattdessen wollen wir immer an der Wunde stehen, dass unsere Herzen oft so fern von dir sind. Oft verspüren wir eine Unlust zum Beten und zum Hören auf dein Wort. Unsere Gedanken schweifen immer wieder ab und bleiben an ganz irdischen, auch an schmutzigen Dingen hängen. Herr, du musst uns von Grund auf erneuern. Wir brauchen das.
Dann wollen wir, dass deine Lebensströme weiterfließen – in unserer Wüste, in der wir leben, zu Menschen, die Durst nach dir haben. Wir möchten dich bitten, dass du uns immer wieder Erneuerung schenkst und uns nach deinem Bild umgestaltest.
Wir wollen dir danken für dieses Wort heute auf dem Weg. Noch mehr danken wir dir aber dafür, dass du niemanden hinausstößt, der zu dir kommt. Keiner ist zu schmutzig, zu verloren, zu ungeehrt, zu untreu oder zu sündig. Du willst einen Triumph der Gnade bei jedem machen – in deiner großen Liebe und Barmherzigkeit.
Ganz herzlichen Dank, lieber Heiland Jesus Christus! Amen!
Jetzt singen wir noch das Lied von Philipp Spitta: „Ich stehe in meines Herrn Hand und will drin stehen bleiben.“ Das ist auch wichtig, weil viele von Ihnen durch die schweren Dinge bewegt sind, die auf Ihnen lasten – gerade auch durch schwere Lebensführungen.
Das dürfen Sie wissen: Was Sie auch drückt, auch im Blick auf Ihren eigenen zerfallenden Leib und die schweren Krankheiten, die auf Ihnen liegen – Sie sind in der Hand Gottes, und er wird seinen Weg zu Ende gehen. Am Ende wird das große Staunen und Danken sein.
In dem schönen Buch von Jakob Kröger „Verhüllte Segenswege“ schließt er mit dem Bild der Insel Jalta, wo er auf der Krim war. Er sagt, dort sieht man eine Straße, die dreißig Kilometer lang ist und sich den Berg hinaufwindet. Der Luftweg wäre nur fünf Kilometer.
So werden wir in der Ewigkeit einmal zurückblicken auf unser Leben und sagen: Herr, wir haben nicht geahnt, wie herrlich du uns über diese Kurven unseres Lebens geführt hast. Aber es war deine herrliche Vaterhand, und du hast uns mit einem Angesicht geleitet und gesegnet.
Wir singen nun die drei Verse von „Ich stehe meines Herrn“ (Lied 375).