Lieber Herr, es ist ein herrlicher Tag heute. Wir freuen uns an dem strahlenden Sonnenlicht und an der wunderschönen Welt, die uns umgibt. Und doch ist manchmal so viel Leid da, so viel Not.
Gib uns den freien Blick des Glaubens, damit wir Dich erkennen können, Dir dienen und dass über allem aus unserem Mund das Danklied erschallt. Wir haben so viel Dir zu danken: für Deine wunderbaren Führungen in unserem Leben, für Deine Hilfe bis heute, für alle Güte, die Du uns schenkst und am meisten dafür, dass Du uns lieb hast und niemanden loslässt. Amen.
Dann ist es tatsächlich so, dass wir heute einen einzelnen Bibelabend haben. Danach folgen die zwei anderen thematischen Abende, dann kommt die Sommerpause mit einer Gesprächsrunde. Ich habe gedacht, es ist sicher nicht klug, jetzt mit dem ersten Johannesbrief anzufangen, den ich eigentlich zugrunde legen wollte.
Am Sonntag waren wir in einem Kreis von Mitarbeitern zusammengesessen. Dabei bin ich wieder darauf gestoßen, dass viele von Ihnen von einer Frage umgetrieben sind. Diese Frage hatten wir erst neulich in unserem Bibeltraining behandelt, als wir im Korintherbrief waren: Wie ist das mit dem Heiligen Geist und mit dem Zungenreden?
Ich habe gedacht, ich will Ihnen heute Abend einfach ein paar biblische Leitlinien zusammentragen, und zwar viel umfassender als nur an einem einzelnen Punkt einer biblischen Aussage zu kleben. Wir sollen wieder neu Freude bekommen an dem Werk des Geistes Gottes, der unter uns ist.
Einführung in das Thema des Heiligen Geistes und Zungenredens
Ich habe vorhin noch einmal so eine nette Schrift in der Hand gehabt, in der das Werk des Heiligen Geistes so wunderbar aufgezeichnet ist.
Ich habe zwei Hauskreisleitern davon ein Exemplar gegeben und gesagt, ich wünsche mir, dass ihr das einmal in den Hauskreisen zugrunde legt. Ich habe mindestens 100 Exemplare davon, das Büchlein kostet im Buchhandel einiges Geld. Ich würde es kostenlos für die Hauskreise zur Verfügung stellen.
Das ist ein ganzes Karton, den wir aufgekauft haben, obwohl das Buch noch regulär erhältlich ist. Herr Henssler hat uns dafür einen Sonderpreis eingeräumt, weil ich mir immer vorgestellt habe, dass wir damit ein Stück Schulung machen können.
Glaubensschulung – das sind auch Themen wie: Was ist der Mensch? Was glauben wir von Gott? Was ist unsere Lehre von der Gemeinde? Vielleicht ist das wieder ein Anstoß. Es gibt auch ein ganz nettes Heftlein, das man wahrscheinlich nicht an einem Abend fertig bearbeiten kann.
Was ist wirklich der Geist Gottes? Was sind seine Wirkungen? Wie erkennt man seine Gnadengaben? So wird das heute Abend leider etwas verkürzt sein.
Die Verheißung des Heiligen Geistes im Alten Testament
Aber zuerst noch einmal die Erinnerung: Schon im Alten Testament ist die größte Ankündigung, dass Gott Menschen verwandeln wird, indem er ihnen ein neues Herz gibt.
Darin liegt die Hauptnot in uns. Nicht die Weltnöte außen sind die großen Probleme, sondern die Frage, wie unser steinernes Herz verwandelt werden kann.
Dann folgt die große Ankündigung: Gott sagt, er will seinen Geist in uns geben. Er will solche Menschen aus uns machen, die in seinen Geboten wandeln, seine Rechte halten und danach handeln.
Was ist der Geist Gottes? Daraus kann leicht das Missverständnis entstehen, dass es sich nur um eine Kraft handelt, die Gott schenkt. Doch aus all den biblischen Worten wird immer wieder klar, dass dies nichts anderes bedeutet, als dass Jesus Christus selbst Wohnung in den Menschen nimmt.
Die Väter haben schon früh betont, dass es keine Konkurrenz zwischen Gott, dem Vater, und Jesus Christus mit seinem Geist gibt. Wir können auch nicht einmal die Eigenschaften trennen.
Wir können nur in Dankbarkeit und Anbetung sagen: Christus ist bei mir, Gottes Geist wirkt in mir, der Vater hat mich lieb und lässt mich nicht los. Ich bin in den Armen des Vaters geborgen, wie der verlorene Sohn, der heimkehrt zum Vater.
Gebet und Anbetung im Geist
Deshalb noch einmal ganz deutlich für alle, die beunruhigt sind und sich fragen, ob es falsch war, bisher immer zu Gott dem Vater zu beten, und ob sie jetzt zum Heiligen Geist beten müssen:
Wir wissen, dass der Apostel Paulus zu Jesus gebetet hat. Er sagt: „Ich habe zum Herrn gefleht.“ Dürfen Sie also Jesus anbeten? Ja, das ist erlaubt. Es gibt Lieder, in denen wir auch den Geist der Wahrheit bitten, zu uns zu kommen. Das ist zwar ungewöhnlich, aber nicht verboten. Normalerweise beten wir durch Jesus zum Vater oder direkt zu Jesus Christus.
Wir erinnern uns daran, dass Jesus im Gespräch mit Nikodemus als Hauptpunkt der Erneuerung genannt hat, dass niemand das Reich Gottes sehen kann, wenn er nicht von neuem geboren wird – und zwar durch Wasser und Geist (Johannes 3,5). Was hat Jesus damit gemeint? Mit „Geist“ ist klar der Heilige Geist gemeint. Beim „Wasser“ bin ich überzeugt, dass Jesus nicht die Taufe im christlichen Sinne meinte.
Es ist schade, dass Jesus nie etwas Genaues über die Taufe gesagt hat, wie man sie durchführen soll. Wären diese Details bekannt, könnten die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Kirchen endlich beigelegt werden. Das „Wasser“ meint wahrscheinlich das alttestamentliche Reinigungswasser, also etwa die Taufe Johannes des Täufers. Es steht für das Abwaschen, das alte Leben reinigen. Wenn Menschen den Geist Gottes Raum geben, werden sie neu geboren.
Darum möchte ich noch einmal betonen: Lassen Sie die großen Fanatiker, die ihre Tauflehre so verkörpern und darauf schwören. Ich bin toleranter im Verständnis der Tauflehre. Wichtig ist die Reinigung des Lebens und die Aufnahme des Geistes Gottes.
Aktuelle Herausforderungen und Störungen beim Thema Zungenreden
In diesen Tagen werden sie immer wieder bedrängt. Es war ja sehr erregend bei der Evangelisation auf dem Schillerplatz, wie manche Leute dort den Bus besetzt haben. Unser Michael, der den Bus gefahren hat, berichtete, dass die Roten hineingekommen sind und den Menschen, die wir gerade zu Jesus führen wollten, ins Wort gefallen sind. Sie sagten, sie müssten Zungen reden, sonst wäre gar nichts los.
Erst da haben wir gemerkt, wie sehr das wirklich Unruhe stiftet. Deshalb stellt sich die Frage: Wo kommt eigentlich das Zungenreden in der Bibel vor, im Neuen Testament? Hat Jesus einmal davon gesprochen? Nirgendwo.
Wir finden das Zungenreden dreimal in der Apostelgeschichte und auch im Korintherbrief. In all den anderen Gemeinden wird es überhaupt nie erwähnt. Das ist ein ganz wichtiges Indiz für uns, dass es nicht diesen hohen Stellenwert haben kann. Sonst hätte Paulus ja allen Gemeinden gesagt, wie weit sie damit seien. Er hätte gefragt, ob es jeder schon hat und ob er es auch erlangt hat.
Sie wissen ja, wie das normalerweise läuft. Wir hatten da einen, der im Gottesdienst auftrat und später sagte: „Halten Sie den Mund, Sie können ja gar nicht Zungen reden.“ Schon das Wort ist sehr schwierig. Ich rede ja immer mit meiner Zunge. Wie sollte ich sonst reden? Ich kann ja nicht mit den Ohren sprechen.
Wenn man einfach nüchtern darüber nachdenkt, ist das doch klar. Trotzdem sind die Leute alle so schnell perplex bei diesem Thema.
Vorkommen und Bedeutung des Zungenredens in der Apostelgeschichte
Es kommt also in der Apostelgeschichte vor und auch im Korintherbrief. In allen anderen Gemeinden jedoch nicht. Es steht in ihrer Konkordanz, natürlich, dass alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei (Philipper 2,11). Noch einmal wird es in einem Brief erwähnt, aber wo genau? Im Epheserbrief.
Aber genau in dieser ganz normalen Bedeutung, dass Zungenreden im engen Sinn, wie es die Pfingstler verstehen, kommt nur in der Apostelgeschichte und im Korintherbrief vor. Das ist ganz wichtig.
Wenn wir die Stellen in der Apostelgeschichte einmal anschauen, dann ist es zuerst Apostelgeschichte 2, die Pfingstgeschichte, Vers 4: „Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab, auszusprechen.“
Man weiß dann, dass sie alle, Vers 8, „wir hören denn jeder seine eigene Muttersprache“. Es war also nicht das, was die Pfingstler heute tun – ein unverständliches Lallen. Stattdessen war es ein Hören in einer Sprache der Parther, Meder, Elamiter, Mesopotamier, Judäer, Kappadokier, Pontier, Asiaten, Phrygier, Pamphylier, Ägypter, Libyer und Römer, Griechen. Ein verständliches Reden, das verstanden wurde. Von einem unverständlichen Lallen ist nichts zu finden. Oder Spinnen, so steht es hier.
Das nächste Mal haben wir es beim Cornelius, in Apostelgeschichte 10. Ein römischer Hauptmann sucht Gott. Er hat eine Vision von Engeln und kommt zum Glauben an Jesus Christus. Am Ende heißt es in Vers 46: „Sie hörten, dass sie in Zungenreden Gott hochpriesen.“
Es wird also nicht erwähnt, dass es vorher bei der Heilung des Lahmen oder an anderen Stellen vorkam. Dort erscheint es wieder.
Das dritte Mal passiert es in Apostelgeschichte 19, einer Stelle, die sehr häufig erwähnt wird. In Ephesus, einer kleinen asiatischen Stadt, einer Weltstadt, kommt Paulus an. Dort gab es eine Gemeinde, die nur die Reinigungstaufe des Johannes kannte, diese Bußtaufe, aber überhaupt nichts darüber wusste, dass der Geist Gottes in Menschen wohnen will, dass Christus in den Menschen Wohnung nimmt.
Paulus sagt ihnen dies, und dann kommt der Geist Gottes auf sie. Vers 6: „Und sie redeten in Zungen und Weissagung.“
Das ist auch nie die Situation von uns, dass sie sagen können, sie hätten noch nie etwas vom Heiligen Geist gehört. Das haben sie nämlich gesagt. Vers 2: „Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“
Ich hoffe, dass Sie so viel schon gehört haben am Pfingstfest, dass es einen Heiligen Geist gibt und auch schon manche Lieder gesungen haben wie „O heiliger Geist, kehr bei uns ein“ und ein paar andere. Wir singen auch nachher noch eins. Die anderen Stellen alle nicht.
Gemeinsame Merkmale der Zungenreden-Erscheinungen und ihre Bedeutung
Was allen drei Fällen gemeinsam ist, steht nicht ausdrücklich da. Es wird auch nichts von unverständlichem Reden erwähnt. Wenn man jedoch weiß, wie sehr die Juden darauf Wert legen, Gott nur in hebräischer Sprache anzubeten, wird vieles klar.
Für gläubige Juden ist es schon eine Gotteslästerung, wenn die Bibel ins Griechische oder Deutsche übersetzt wird. Sie wissen, dass die Juden auch in Stuttgart ihren Gottesdienst in der Synagoge ausschließlich auf Hebräisch abhalten. Dadurch wurde die Sprache über Jahrtausende hinweg bewahrt.
Einen Sünder gibt es nur bei den Reformjuden. Bei den Liberalen mag es das vielleicht geben, aber das weiß ich nicht genau. Die hebräische Sprache muss es sein. Am Pfingstfest hat der Heilige Geist diese Leute darauf hingewiesen, dass Gott in allen Sprachen angebetet werden wird.
Man muss wissen, dass im Griechischen „Zunge“ und „Sprache“ dasselbe bedeutet, nämlich „Glossa“. Man kann sowohl mit „Zunge“ als auch mit „Sprache“ übersetzen. Der Übersetzer muss überlegen, was eigentlich gemeint ist. Deshalb ist das Wort „Zungenreden“ so schwierig zu verstehen.
Jetzt wird klar, warum das beim Kornelius geschah. Die Juden hatten immer gedacht: Kann der Kornelius wirklich zur Gemeinde gehören? Er ist doch ein Römer, und Römer gelten als unrein. Sie gehören nicht zum auserwählten Volk. Doch dann zeigt Gott ihnen, dass auch in der römischen Sprache Gott gelobt wird. Plötzlich reden die Juden auch in römischer Sprache. Sie sprechen in dieser Sprache – das ist ein Zeichen der Mission.
In allen drei Fällen findet diese Erscheinung genau dort statt, wo das Evangelium in die Heidenwelt überspringt. Ich behaupte, das ist das Gemeinsame an allen drei Situationen. An anderen Stellen kommt das überhaupt nicht vor.
Ich kann diesem Phänomen nicht den Stellenwert beimessen, den manche ihm geben. Es steht aber nirgendwo, dass das Gesagte übersetzt worden wäre. Offenbar haben die anderen sofort verstanden, dass es sich um andere Sprachen handelte.
Das Zungenreden im 1. Korintherbrief
Und nun kommen wir zu dem einen Kapitel, das sich mit dem Zungenreden auseinandersetzt. Nur dieses eine Kapitel. In Korinth muss es eine wichtige Rolle gespielt haben.
Wir hatten ja erlebt, wie wir den Korintherbrief durchgegangen sind. Es ist 1. Korinther 14, in dem die Korinther sich sehr mit solchen extremen Dingen beschäftigt haben. Sie suchten immer etwas Besonderes. Sie waren schwärmerisch veranlagt, um es heute so zu sagen. Sie schwebten immer ein wenig über dem Boden, waren nicht nüchtern, sondern suchten das überirdische Erleben.
Sie haben dieses Phänomen, das Gott gewirkt hat, benutzt. Aber in Korinth war es plötzlich nicht mehr verständlich. Dort wurde es plötzlich zu einem Lallen. Die Bibelausleger haben es bis heute noch nicht geklärt und sind sich nicht ganz einig.
Die einen sagen, es gibt zwei Leitungen des Redens, aber das leuchtet mir auch nicht ein. Ist es nicht so, dass es eigentlich nur dort möglich ist? Warum sollte Gott das nicht wirken können? Gott wirkt ja manchmal ganz merkwürdig.
Ich traf eine ganz nüchterne Frau, die vom Sterben ihres Mannes erzählte. Sie sagte, in dem Augenblick, in dem er gestorben ist, habe sie einen großen Donner gehört. Und sie glaubt, dass Gott zu Menschen reden kann. Warum denn nicht?
Es war meine eigene Mutter, die das erzählt hat. Es gibt also tatsächlich Dinge, die Gott tut, bei denen der Einzelne sie so empfindet. Das sind seine persönlichen Geheimnisse, die man erlebt. Über solche Dinge will man kaum mit anderen reden.
Die Rolle des Zungenredens im Gottesdienst von Korinth
In Korinth war es so, dass sie mit dem Zungenreden den Gottesdienst begannen. Vor allem war es ein lautes Reden, ähnlich wie man es manchmal in Versammlungen sieht. Das kann einen fast an ein Hippiekonzert erinnern, mit erhobenen Händen, Klatschen und geschlossenen Augen.
Paulus hat dazu einige klare Linien gezogen. Wenn man das einmal liest, erkennt man, dass er diese Gabe des Zungenredens sehr stark zurückdrängt. Ich möchte das jetzt noch einmal mit Ihnen durchgehen und auf einige wichtige Punkte hinweisen.
Zuerst schauen wir noch einmal in den ersten Korintherbrief, Kapitel 12, Verse 29 und 30. Paulus sagt dort, es war ja auch schön, dass dieser Text am Sonntag im Predigttext war. Deshalb hat es mich gereizt, das im Bibeltraining systematisch mit Ihnen durchzugehen.
Wir sind ein Leib und gehören alle zusammen. Gott hat verschiedenen Menschen unterschiedliche Gaben gegeben. Paulus betont im zwölften Kapitel, dass jeder andere Gaben hat. Er fragt ausdrücklich: Sind sie alle Apostel? Nein. Sind sie alle Propheten? Nein. Muss man immer dazudenken: Sind sie alle Lehrer? Nein. Sind sie alle Wundertäter? Nein. Haben sie alle die Gabe, zu heilen? Nein.
Das Wort „Nein“ steht zwar nicht explizit, aber genau das will Paulus provozieren. Reden sie alle in Zungen? Nein. Es gibt solche und solche.
Er sagt zuerst einmal den Korinthern: Passt auf, nicht jeder redet in Zungen! Und das, was falsch ist – und das müssen Sie mit Nachdruck zurückweisen – ist, wenn Menschen auf ihrer Sonderlehre beharren. Da merken Sie schnell, dass man mit solchen Leuten nicht viel diskutieren kann. Aber probieren Sie es.
Wer sagt: Jeder, der wiedergeboren ist, muss in Zungen reden, der redet unbiblisch. Er widerspricht dem ersten Korintherbrief Kapitel 12. Dagegen sollen Sie gewappnet sein.
Die Bedeutung der Liebe und anderer Geistesgaben
Reden Sie in allen Zungen? Nein, das tun Sie nicht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Paulus als die größte Geistesgabe die Liebe nennt.
Heute Abend wird oft übersehen, dass Paulus bei den Geistesgaben nicht nur vom Zungenreden spricht. Er erwähnt eine Vielzahl von Geistesgaben, die man kaum alle aufzählen kann. So spricht er vom Charisma des Dienens, von der Gnadengabe des Dienens und von der Gnadengabe der Leitung. Wir werden nachher noch einige weitere Gaben entdecken.
Es sind alles Gaben, die Gott wirkt. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, wird er plötzlich befähigt. Die Frage ist dann: Wo liegen meine Gaben? Wenn Gott mein Herz umwandelt, was kann ich alles tun?
Ich bin tief traurig darüber, dass es heute möglich ist, Bibelgemeinden zu verwirren und sie in solche Sondererlebnisse hineinzutreiben. Dabei gibt es so viele Aufgaben, die Vielfalt der Wirkungsweisen Gottes in unserer Welt darzustellen. Das beginnt in unseren Familien, an unseren Arbeitsplätzen und dort, wo wir mit unseren Nachbarn zusammenkommen. Gerade da, wo Paulus von der Liebe spricht.
Paulus spricht im Kapitel über das Zungenreden und will damit anfangen. Doch dann sagt er: Strebt nach der Liebe! Jetzt geht es gleich wieder los: Liebe, Liebe, Liebe – das ist eigentlich das Wichtigste. Wenn ein Mensch lieben kann, dann ist der Geist Gottes da.
Das haben Sie doch auch gelernt, was alle meine Konfirmanden lernen müssen: Was die Frucht des Heiligen Geistes ist. Dazu gehören Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut und Keuschheit. Sie haben eine Bibelstelle auswendig gelernt, das ist toll. Es ist sehr wichtig, die ganze Aufzählung zu kennen, die den Werken des Fleisches gegenübergestellt wird.
Nun sagt Paulus natürlich auch: Bemüht euch um die Gaben des Geistes. Also doch, ja genau! Liebe, Freude, Friede, Geduld – das sind Paulus’ Worte. Freundlichkeit, Güte – hier hebt er eine weitere Gabe hervor, bezeichnenderweise nicht das Zungenreden. Gerade in dem Kapitel, wo es um das Thema geht, sagt er, dass man am meisten nach der Gabe der prophetischen Rede streben soll.
Aha, prophetisch – das ist also jemand, der die Wahrheit sagt, der ankündigt, wie die Welt untergeht. Sie kennen doch diese Propheten, die zum Beispiel den Weltuntergang am 19. Mai 1989 vorhersagten? Nein, prophetische Rede war, wie unser lieber Immanuel Reis meisterhaft gesagt hat, etwas anderes.
Der Prophet Nathan ging zu David und sagte: „Das ist nicht recht, was du da gemacht hast.“ Er stellte ihm den Ehebruch unter die Augen – das ist prophetische Rede. Es geht nicht um wilde Prognosen. Jesus selbst sagt, dass er nicht einmal den Tag der Wiederkunft kennt. Wie soll es dann ein Prophet auf Erden wissen?
Was ist das für eine Neugier? Werfen Sie doch diese Blättchen weg, sie haben nichts mit der Bibel zu tun. Prophetische Rede stellt die Sünde ins Auge. Und, liebe Freunde, das ist das Schlimme an den vielen gegenwärtigen Diskussionen: Wir vergessen darüber, dass die Hauptauseinandersetzung mit der Sünde läuft.
Mir tut es weh, wenn uns immer wieder Filme vorgespielt werden, die das zeigen. Wir haben das zum ersten Mal in einem Hotel in Israel gesehen, als ein Fernsehprediger vor der ganzen Gemeinde seinen Ehebruch bekannte. Dann zeigten sie noch Szenen der Verzückung und Ekstase. Er stand dort weinend – es war ein Schauspiel. Die jüdischen Christen sagten: „Das war furchtbar, wir sind wieder so bloßgestellt worden.“
Wir müssen wissen: Dort liegt der Kampf. Der Teufel will uns durch die Sünde zu Fall bringen – in allen Variationen. Nur der Herr Jesus kann uns durch seinen Geist bewahren. Und das ist eine Gnadengabe: wenn wir durch seine Gnade bis zum Ende bewahrt werden.
Es geht nicht um Kunststücke auf dem Trapez oder Zirkusnummern, bei denen man Kunststücke auf dem Seil macht. Prophetische Rede ist etwas anderes.
Die Funktion des Zungenredens im Vergleich zur prophetischen Rede
Paulus sagt im Vers 2 sehr einschränkend: Wer Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott. Nicht für Menschen.
Ich bin entsetzt, als ich kürzlich eine Kassette geschenkt bekam, auf der Tausende von Menschen miteinander in Zungen reden. Es mag unsere Welt beeindrucken, die nach übersinnlichen Erfahrungen sucht. Bibelfreunde darf das jedoch nicht beeindrucken, denn Paulus war dagegen. Er sagt hier am Korintherort höchstens drei, nacheinander, aber nie miteinander.
Biblische Kennzeichen: Prüft! Wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott. Paulus hat nichts dagegen, dass sie in ihrer stillen Zeit Zungen reden. Wenn es sie erbaut, dürfen sie unverständlich lallen in der Freude an Gott. Niemand versteht sie, vielmehr reden sie im Geist von Geheimnissen.
Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zur Tröstung. Das war für Paulus wichtig: Trostworte sprechen, zum Gehorsam rufen, Seelsorge treiben, predigen. Ganz klar: Das ist wichtiger.
In Vers 4 heißt es: Während Zungenrede sich selbst erbaut, erbaut derjenige, der prophetisch redet, die Gemeinde. Paulus macht nun eine Einschränkung: Das Zungenreden kann dort, wo es geübt wird, nur der privaten Erbauung dienen, nie der Gemeinde.
Bezeichnenderweise war es Korinth, vielleicht waren die Leute dort besonders anfällig, suchten so etwas und hatten es von irgendwoher bekommen. Sie müssen wissen, dass es in allen Religionen der Welt Zungenrede gibt. Es gibt ekstatisches Reden, sogar im Islam. Vielleicht war es durch die Religionen nach Korinth gekommen, und sie brachten es nun zu Gottes Ehre dar.
Und nun sagt Paulus in Vers 5: „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet.“ Dieser Satz wird oft zitiert. Paulus kannte das Zungenreden, ja, selbstverständlich, es war für ihn selbst wichtig. Er wusste, was bei Cornelius geschehen war, er hatte es selbst in Ephesus erlebt. Für ihn war das ein großes Ereignis.
Aber er fügt gleich hinzu: „Aber noch viel mehr, dass ihr ins Gewissen der Leute reden könnt.“ Drastischer kann man es kaum sagen. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet – sogar so sagt er es noch. Es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut wird.
Man muss sich nur fragen: Welchen Sinn hat es, wenn jemand anfängt und hier eine Zungenrede macht, dieses unverständliche Lallen? Sie haben ja vielleicht schon die Laute gehört. Wir hatten den Fall, dass in der Stiftskirche jemand eine Zungenrede hielt und anschließend übersetzte.
Dann bin ich zu ein paar Leuten gegangen und habe gefragt, ob sie nicht jemanden finden könnten, der das übersetzt. Sie sagten, nach dem Tonband könne man das nicht tun. Jede Auslegung sei anders. Es gibt also keine wörtliche Übertragung der Zungenrede, sondern jeder legt sie anders aus.
Dann möchte ich immer sagen: Was nützt das dann? Dann können ja alle gleich in deutscher Sprache reden. Warum den Umweg über das Zungenreden, wenn es keine Übersetzung gibt? Das haben mir alle versichert, die ich hier gefragt habe – Leute, die das Zungenreden in Stuttgart praktizierten.
Die Bedeutung der Gemeindeerbauung im Gottesdienst
Paulus bringt nun einen neuen Gedanken ein, den auch unser Bruder Reischer am Sonntag sehr klar herausgestellt hat. Dieser Gedanke steht hier im Mittelpunkt. Wichtig ist, dass die Gemeinde erbaut wird, das heißt, die Gemeinde ist eine Baustelle. Sie soll im Glauben wachsen und belastbar werden. Das ist notwendig und wichtig.
Im sechsten Vers lesen wir: „Nun aber, liebe Brüder, wenn ich zu euch käme und in Zungen redete, was würde ich euch nützen?“ Was bringt es, wenn ich nicht mit euch in Worten der Offenbarung, der Erkenntnis, der Prophetie oder der Lehre rede? Das sind alles Geistesgaben.
Gehen wir sie einmal durch: Worte der Offenbarung bedeuten, den Menschen etwas zu erklären, Gottes Gedanken zu zeigen und zu verkünden. Die Erkenntnis hilft den Menschen, zu glauben und das Wort zu verstehen. Prophetie hatten wir bereits erwähnt. Dann gibt es noch die Lehre. Wir sind sehr dankbar, dass Rolf Brun und Gerhard Ellermann nach dem Gottesdienst in den Kursen immer wieder denen, die zum Glauben gekommen sind, zeigen, was unser christlicher Glaube wirklich nach der Bibel bedeutet. Die Lehre soll so vermittelt werden, dass man sie verstehen kann und nicht durcheinanderkommt.
Paulus sagt hier im vierzehnten Kapitel an Beispielen, dass das Gesagte verständlich sein muss. Bitte nichts Unverständliches im Gottesdienst! Das weist er klar zurück. Für den modernen Menschen, der schon lange nicht mehr an Wunder glaubt, mag das vielleicht einen Schauer über den Rücken jagen. Aber ich finde das genauso schlimm wie früher das Bemühen, alles mit dem Verstand erklären zu wollen. Wenn heute schon jemand stillsteht, sobald etwas Übersinnliches passiert, ist das bedenklich. Es gibt vieles Okkulte unter dem Himmel, aber auch das Zungenreden ist eine Wirkung des Heiligen Geistes – das haben wir erkannt.
Apollos will nicht, dass das Zungenreden im Gottesdienst nur deshalb unverständlich bleibt. Das, was im Gottesdienst gesagt wird, muss deutlich, klar und verständlich sein. In Vers 12 heißt es: „Trachtet danach, dass ihr die Gemeinde erbaut.“ Also nichts Unverständliches, nicht nur für euch selbst, sondern damit auch der andere etwas mitnimmt.
Schaut doch, dass der Nebenmann etwas versteht. Helft ihm dabei und redet verständlich mit ihm. Es muss etwas herauskommen, eine Frucht. Dazu brauche ich meinen Verstand, ich muss es kapieren. Es muss begreifbar sein. Ich kann nicht einfach im Gottesdienst herumsitzen und etwas feiern, ohne darauf zu achten, dass der Nebenmann mitkommt. Kümmere dich um deinen Nebenmann und trage dazu bei, dass er das begreifen kann.
Gerade in Vers 15 sagt Paulus, dass wir den Geist Gottes in unserem Gottesdienst brauchen, den Heiligen Geist, aber der Verstand soll dabei nicht abgeschaltet werden. Er soll mit einbezogen sein – mit Geist und Verstand. „Ich will Psalmen singen im Heiligen Geist, aber doch auch im Verstand.“ Ich möchte nicht so singen wie jemand, der geistig nicht bei der Sache ist.
Das kann man auch in einigen Büchern lesen, in denen steht, dass man beim Zungenreden einfach irgendetwas machen soll, wie ein Kind lallen, und das sei Zungenreden. Halt, Paulus schätzt den Verstand viel höher ein. Ich darf sogar beim Beten meinen Verstand benutzen. Nicht, dass ich vorher an der Universität studiert haben muss, sondern ich darf den Verstand, den Gott mir gegeben hat, nutzen, um Gott zu preisen.
Beim Singen und Bibellesen steht ausdrücklich in Vers 15, dass der Verstand beteiligt sein soll. Die Fragen, die damals in der korinthischen Gemeinde aufkamen, sind genauso wie bei uns heute.
Ein schwieriger Satz ist: „Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle.“ Meint Paulus hier wirklich, dass er mehr in Sprachen redet? War er nicht der Völkermissionar, der in den Ländern überall in der Sprache der Menschen sprach? Dieses Zungenreden möchte ich hier anführen. Vielleicht hat er in seiner stillen Zeit, in den Nächten, viel in Zungen geredet.
Jedenfalls sagt er dann in Vers 19: „In der Gemeinde, im Gottesdienst, will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstand reden als zehntausend Worte in Zungen.“ Klarer kann man es nicht sagen. Das ist das einzige Kapitel in der Bibel, das sich ausführlich mit dem Zungenreden beschäftigt. Paulus möchte damit deutlich machen, dass das Reden so sein soll, dass andere dadurch unterwiesen werden.
Die Zungenrede als Zeichen für Ungläubige
Jetzt kommt etwas Schwieriges. Nächster Punkt: Wir machen noch ein Stückchen weiter, weil wir das Kapitel abschließen sollten. Zweiundzwanzig war nett. Meine Tochter Johanna kam am Sonntag und sagte, sie habe eigentlich noch eine Frage nach der Predigt. Warum steht dann der Satz da: „Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen“?
Denn Paulus hat die ganze Zeit gesagt, das darfst du in deinem Stillen tun. Dann wäre doch die Zungenrede ein Zeichen für die Gläubigen und nicht für die Ungläubigen. Paulus hat gerade umhergehört, kommen Sie mit – schon ist es schwierig. Paulus sagt: Es ist nicht für die Draußen. Doch, es ist für die Draußen, nicht für die Drinnen. Ja, dann müssen wir doch draußen vor den Ungläubigen Zungen reden, wenn das ein Zeichen für sie ist.
Jetzt muss ich Ihnen etwas erklären. Sie verstehen die Bibel nur aus der Bibel. Es gibt im Alten Testament noch einen Hinweis auf die Zungenrede, und ausdrücklich wird das in der Pfingstpredigt bei Petrus erwähnt. Das ist Jesaja 28. Da schreiben Sie sich das auf, das lesen wir jetzt nicht mehr, die Zeit drängt.
Dort sagt Gott: Ich möchte mit Israel eines Tages unverständlich reden. Da werde ich mein Wort der Offenbarung sagen und keiner der Gläubigen in Israel versteht es. Aber die anderen verstehen es. Die hören bloß „Zaflat Zaf, Zaflat Zaf, Kaflat Kaf, Kaflat Kaf“, so steht es in Jesaja 28. Und sie sagen: „Die sind ja alle besoffen, wie Worte vom Wein.“ Jawohl, ich will zu euch so reden, und ihr versteht es nicht mehr. Und die Heiden verstehen es.
Genau das ist der Hinweis auf die Pfingstpredigt. Darum sagt Paulus wieder das Gleiche, was wir schon gemerkt haben: Die Zungenrede hat ihre Bedeutung für die Heidenmission. Gott benutzt sie, um die Sprachen der anderen zu erreichen. Und wenn er die Gläubigen meint, dann natürlich in Folge von Jesaja 28 Israel. Israel versteht es nicht, die Römer verstehen es, die Griechen, die Germanen – alle haben es angenommen. Ihr versteht es nicht.
Heute gibt es in Israel kaum Gläubige, vielleicht 300 im ganzen Land. Israel ist verschlossen. Die Reiseführer, die wir immer haben, kennen sich besser im Neuen Testament aus als ich. Aber sie haben einen Hass, wenn es um Jesus, den Gottessohn, geht. Eine Ehrfurcht vor Jesus, aber dass er der Offenbarer und der Heiland sein soll, das regt den Spott an.
Das meint Paulus, wenn er sagt, das Zungenreden war da, um die Ungläubigen zu überführen. Aber nicht in dem Sinn, dass ich jetzt Zungenrede nehme und den Ungläubigen vorsitze. Denn das sagt er ja gerade nicht. Er sagt: Macht das bitte nicht im Gottesdienst. Wenn ein Ungläubiger in euren Gottesdienst käme und da redet einer in Zungen, und er versteht überhaupt nicht, dass sie da bloß vorne lallen – das wäre scheußlich.
Genau das steht hier. Das will er also gerade nicht. Sie verstehen diesen Vers 22 nur aus diesem Wort Jesaja 28. Das müssen Sie in Ruhe noch einmal durchlesen, um es zu verstehen. Das ist ja auch im Vers 21 angegeben als Verweisstelle. Es steht im Gesetz geschrieben, das ist Jesaja 28, Verse 11 und 12.
Deshalb gibt es einen kleinen Widerspruch zwischen Vers 22 und 23. Da sagt nämlich gerade Paulus: Pass auf, die Ungläubigen verstehen es ja gar nicht. Nur muss die eingeweihte Gemeinde – und das dürfte er nie machen – wenn die Gemeinde an einem Ort zusammenkommt und alle reden Zungen, es käme aber ein Unkundiger oder Ungläubiger hinein, würden sie nicht sagen, es sei von Sinnen. Biete das nicht an.
Wenn aber alle prophetisch reden und es kommen Ungläubige, die aus dem Hauskreis, dann machen die also keine Gedankenakrobatik. Passen Sie immer im Hauskreis auch auf, dass Sie prophetisch reden, dass Sie vom Kampf und Ringen mit der Sünde reden. Dann kommen Ungläubige herein. Der wird überführt von dem, was Sie ganz schlicht von Ihrem Leben reden.
Der würde von allen Geprüften, von allen überführt, was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar – und er würde niederfallen auf sein Angesicht. Auch interessant: Es gibt in der Bibel nie das Phänomen, dass Gläubige rückwärts fallen, wie es einige Heilungsevangelisten gegenwärtig praktizieren. Es gibt immer nur, dass sie auf ihr Angesicht fallen.
Nur einmal gibt es das Rücklingsfallen in Jesaja 28, bei denen, die nicht verstehen und im Gericht Gottes fallen. Ich möchte auf die Äußerlichkeit nicht so viel Wert legen, aber man sollte schon ein wenig darauf achten, dass das keine biblischen Dinge sind, die hier ablaufen.
Er würde niederfallen auf sein Angesicht, nicht auf seinen Rücken, Gott anbeten und bekennen, dass wahrhaft der Herr Gott ist. Möge der Herr uns dies immer wieder schenken in unseren Hauskreisen, dass wir dieses Wort der Prophetie haben und durch den Geist Gottes die Menschen überführen können.
Wir sind so dankbar, dass das beim Stadtgespräch Jesus geschehen ist. Dass Leute, die gekommen sind, die mit ihrem Leben und mit den Menschen und mit Gott im Streit liegen und gekommen sind, um zu stören, zum Glauben an Jesus fanden, überführt wurden durch das Wort – Wirkung des Geistes Gottes heute.
Ordnung im Gottesdienst beim Zungenreden
Und nun sagt Paulus im Vers 26, er will also jetzt nicht alles abhandeln, obwohl er eindeutig erklärt hat, welchen Stellenwert das Zungenreden in der Gemeinde hat.
Es ist gut, wenn ein Gottesdienst gefeiert wird. Ihr dürft alles tun. Wenn nun jemand gerade die Gabe hat, Zungen zu reden – und nur das –, dann soll er auch seine Zungenrede mitbringen. Aber lasst es zur Erbauung geschehen, höchstens drei.
Vers 27: Wenn jemand Zungen reden will, dann höchstens drei und einer nach dem anderen. Und jemand soll es auslegen. Das ist völlig klar in der Bibel geordnet.
Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde. Das ist eindeutig. Wenn es nicht übertragen wird, ist es nutzlos. Lasst es dann bleiben.
Dann will jemand angeben und sich vor der Gemeinde aufspielen.
Warnung vor Überheblichkeit und falschen Lehren
Vers 36 ist mir noch wichtig. Vers 36: Da sagt Paulus: Ist das Wort Gottes von euch ausgegangen oder ist es allein zu euch gekommen?
Schade, wir haben jetzt nur einige Stellen herausgepickt, aber wenn Sie den Text lesen, habe ich nichts ausgelassen. Am Ende bringt Paulus einen Gedanken, der mir noch ganz wichtig ist. Er fragt sie: Habt ihr eigentlich als Erste das Wort Gottes entdeckt in Korinth?
Offenbar herrschte in Korinth eine große Spannung zwischen Paulus und den Korinthern. Die Korinther stellten sich in vielem über den Apostel. Sie sagten: Paulus, wir haben viel mehr gefunden. Es war immer so, dass die Menge sagte: Wir haben ganz neue Erkenntnisse, wir machen Dinge, die du gar nicht kennst, wir sind auf ganz großen Höhenflügen.
Da sagt Paulus einmal: Stopp! Ihr habt das Evangelium durch mich bekommen. Von euch ist es nicht ausgegangen. Ihr seid nicht die Erfinder des Evangeliums.
Das muss uns heute eigentlich zu denken geben: Kann es sein, dass es im zwanzigsten Jahrhundert neue Dinge gibt, von denen Martin Luther noch nichts wusste, von denen Fritz von Bodelschwing noch nichts wusste, von denen Philipp Jakob Spener nichts wusste und von denen Paul Gerhard noch nichts wusste? Wären wir dann alle unvollkommene Christen gewesen?
Ist es heute wirklich so, dass erst die Fülle des Evangeliums und des Glaubens jetzt kommt? Das kann doch nicht sein. Sagen wir mal, Paulus hat das Zungenreden nicht als unbiblisch bezeichnet. Ich habe auch heute Abend gesagt, dass es nicht sein dürfte, aber er hat seinen Gebrauch sehr weit zurückgedrängt.
In den anderen Briefen lesen wir nichts darüber: Im Römerbrief lesen wir nichts, im Epheserbrief nichts, im Philipperbrief nichts, im Petrusbrief nichts, im Thessalonicherbrief nichts. Aber wir lesen sehr viel vom Ringen mit den dunklen Mächten und vom Vertrauen auf Jesus.
Hier hat Paulus gesagt: Ihr Korinther, passt mal auf, dass ihr die Gewichte nicht verschiebt. Von euch ist das Evangelium nicht ausgegangen.
Das ist auch meine Frage heute: Auch wenn Bewegungen aus den USA kommen, auch wenn man überall in der Welt sagt, das Evangelium sei von dort ausgegangen – ist das wirklich so? Das ist immer eine Frage, auch im Zusammenhang mit den Vätern und Müttern im Glauben, an die wir uns wieder orientieren sollen.
Wir wollen keine orthodoxen Leute sein, die bloß stur ihre Lehre im Kopf haben. Wir brauchen heute Erweckung und Neubelebung. Dabei wollen wir sehr deutlich darauf achten, dass wir nichts hinzufügen.
Warnung vor falschen Wundergläubigkeiten und Ermutigung zum Glauben
Es ist interessant, dass Jesus in seiner Warnrede über die Zukunft davon spricht, dass die meiste Verführung durch Wundertäter geschieht. Das steht in Matthäus 24. Er sagt, dass diese Menschen Wunder und Zeichen tun werden. Das bedeutet nicht, dass wir keine Wunder erleben dürfen. Aber es steht doch klar da, dass die schlimmste Zerstörung der Gemeinde von Leuten ausgeht, die Wunder wirken.
Es ist ganz paradox: Wir wollen doch Wunder erleben, und tatsächlich erleben wir auch Wunder. Es war für uns sehr schwer, als das kleinste Kind von Konrad Eisslach an Hirnhautentzündung erkrankte – gerade an dem Tag, an dem beim Stadtgespräch Jesus das Thema des Abends war: „Jesus der Heiland, akut Hirnhautentzündung.“ Wir wissen sehr wohl um die Macht der Gebete und die Wunder Gottes. Aber wir wissen auch, dass Wunder und Zeichen sowie die Fixierung darauf die Zerstörung der Gemeinde bedeuten können.
Ich habe mich lange gefragt, ob ich Ihnen heute Abend so etwas mitgeben darf, weil es ja nicht unbedingt erbaulich ist und sich fast zu sehr mit einem Phänomen beschäftigt. Aber ich habe gemerkt, dass viele von Ihnen davon bewegt sind. Manche sind auch aus unserem Bibeltraining in Gemeinden gegangen, in denen solche Dinge praktiziert werden. Wir hoffen, dass diese Menschen dort gesegnet sind, aber wir hoffen auch, dass sie nicht an diesen Phänomenen hängenbleiben. Denn das wäre falsch. Vielmehr sollen sie in die ganze Weite des Wortes und der Christusgemeinschaft hineinwachsen. Das ist das Werk des Geistes.
Ich konnte Ihnen heute nicht alles sagen, was der Heilige Geist alles tut: dass er uns Jesus als Herrn groß macht, das Kyrios, dass er uns das Wort der Bibel auslegt, dass er für uns betet und uns mit unaussprechlichem Seufzen vertritt. All das wird in Römer 8 über die Wirkungen des Geistes Gottes gesagt. Und das dürfen Sie jetzt nicht auf der Strecke lassen.
Der Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Dadurch habe ich Heilsgewissheit und lebe nicht dauernd in Angst. Keiner hier im Saal sollte sein, der nicht gewiss ist, dass er den Heiligen Geist hat. Jesus hat uns angeboten, dass er uns die Fülle des Geistes gibt.
Wir wehren uns nur dagegen, dass ein spezielles Phänomen aus dem großen Feld der Gaben Gottes für sich allein genommen wird. Paulus sagt dazu im Vers 39: „Wehrt nicht der Zungenrede.“ Paulus wollte kein Gegner dieser Gabe sein. Er hat sie in Korinth eingeordnet und sagt: Nehmt sie an.
In diesem biblischen Sinn brechen wir hier ab. Lasst alles ehrbar und ordentlich zugehen. Es soll Leben in der Gemeinde sein, aber es soll auch wieder eine Ordnung geben.
Schlussgedanken und Ermutigung zum Glauben
Ich hoffe, dass es Ihnen einfach mal wieder geholfen hat, wenn Sie sagen: „Ach, ich habe es gar nicht gewusst, dass es so klar in der Bibel steht.“ Obwohl wir das neulich in der Bibelstunde hatten, als wir den ganzen Korintherbrief durchgegangen sind – da war ja die Offenbarung wieder dazwischen – ist es doch ungeheuer hilfreich, wenn man sich einmal Zeit nimmt und sagt: „Jetzt gucken wir mal in der Bibel, was wirklich da steht.“ Und dann wollen wir das umsetzen.
Ich hoffe, dass das, was wir heute Abend gesagt haben, nicht dazu führt, dass Sie sagen: „Wir wollen lieber das Thema des Heiligen Geistes aussparen.“ Nein, der Heilige Geist ist lebensnotwendig. „Wenn jemand dürstet, komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Das sprach Jesus von dem Geist.
Möge der Herr Ihnen das schenken, dass er Ihr Leben umwandelt, dass er Sie gewiss macht, dass er Sie zu vielen Taten befähigt und dass Sie ihn preisen und loben können. Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir den Herrn loben – mit unserem Verstand, auch mit unserem Gefühl.
Es mag dann manchmal so sein, dass wir Dinge erleben, die, wie Paulus einmal sagt, den Menschen außerhalb des Leibes und innerhalb des Leibes betreffen. Da hat der Herr seine Führungen. Aber wir wollen aufpassen, dass die Gemeinde nicht zum Mittelpunkt gesetzt wird.
In der Gemeinde soll das Wort verständlich und prophetisch gelehrt werden, damit Menschen überführt werden und zum Glauben kommen. Die größte Gnadengabe ist nicht das Reden in Zungen, sondern die größte Gnadengabe ist Jesus Christus, der am Kreuz für meine Sünden starb. Das ist die größte Gnadengabe.