Ja, ich freue mich, bei euch zu sein, und keine Themenvorgabe – das ist immer gut. Das bedeutet, ich darf in einer Reihe weitermachen, an die sich vielleicht nicht mehr alle erinnern. Wir stecken in der Apostelgeschichte, ja. Heute kommen wir mindestens mit einer Predigt weiter, und wir sind bei Apostelgeschichte 18.
Ich lese uns den Text vor. Weil der Text so ist, dass man fairerweise sagen muss: „Nichts Neues unter der Sonne“, schnappe ich mir einen Aspekt, auf dem ich ein bisschen herumwippe. Für alle, die sagen, das wird eine böse Sprungbrett-Predigt – ja, genau das ist es heute. Aber ich hoffe, ich bin am Ende gut gesprungen, denn es ist einfach ein schönes Thema. Ein Thema, das euch allen bekannt ist und bei dem ich glaube, dass Wiederholung nie schadet – gerade in den Zeiten, in denen wir gerade unterwegs sind.
Also, Apostelgeschichte 18, die Verse 12 bis 17. Ich lese uns das mal vor.
Einführung in die Predigt und Lesung des Bibeltextes
Wir befinden uns in Korinth, als Gallio Prokonsul von Achaia war, also Mitte des ersten Jahrhunderts. Die Juden traten einmütig gegen Paulus auf, führten ihn vor den Richterstuhl und sagten: „Dieser überredet die Menschen, Gott entgegen dem Gesetz zu verehren.“
Als Paulus den Mund öffnen wollte, sagte Gallio zu den Juden: „Wenn es ein Unrecht oder eine böse Handlung wäre, Juden, so hätte ich euch vernünftigerweise ertragen. Wenn es aber Streitigkeiten über Worte, Namen und das Gesetz sind, das ihr habt, so seht selbst zu. Über diese Dinge will ich nicht Richter sein.“
Er trieb sie vom Richterstuhl weg. Alle aber ergriffen Sostenes, den Vorsteher der Synagoge, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl. Gallio kümmerte sich nicht um dies alles.
Bis dahin also. Auf den ersten Blick scheint dies nur eine weitere Episode aus dem Leben eines verfolgten Apostels zu sein. Nur dass diesmal der Richter, Gallio, die Anklage gar nicht erst annimmt. Das ist für Paulus natürlich sehr vorteilhaft, aber nicht für Sostenes. Dieser bekommt nämlich von seinen eigenen Leuten Prügel dafür.
Die Ablehnung der Anklage durch Gallio und ihre Bedeutung
Frage: Warum lehnt Gallio, der Prokonsul von Achaia, also Griechenland, die Anklage ab?
Ganz einfach: Er sagt, „Ich möchte nicht über innerjüdische Streitigkeiten entscheiden.“ Zitat: Streitfragen über Worte, Namen und das Gesetz. Er möchte sich nicht damit auseinandersetzen und sich nicht einmischen.
Man muss sagen, das ist ein kluger Schachzug – und zwar grundsätzlich. Es ist weise, sich nicht in Streitigkeiten einzumischen, die einen nichts angehen.
Mein Lieblingsvers dazu ist Sprüche 26,17. Dort heißt es: „Wer im Vorübergehen sich über einen Streiter eifert, der ihn nichts angeht, der packt einen Hund bei den Ohren.“
Wenn du also auf der Straße bist und dir jemand mit seinem Dobermann entgegenkommt, würdest du auf die Idee kommen, dem Hund an den Ohren zu ziehen? Nein, sicher nicht.
Genauso sinnlos wäre es, sich in einen Streit einzumischen, der einen nichts angeht. Es kann sogar genauso schlimm ausgehen.
Ein ähnlicher Gedanke steht in 1. Petrus 4,15: „Denn niemand von euch soll leiden als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt.“
Fremde Sachen, die Probleme von anderen, sind nicht deine Probleme.
Ich weiß nicht, ob dich das beruhigt oder entspannt, aber ich möchte es einfach mal sagen: Die Probleme von anderen sind erst einmal nicht deine Probleme.
Ja, manchmal sind wir Lastenträger, Friedensstifter oder vielleicht auch Mülleimer, in die Leute sich auskotzen können. Aber überleg dir gut, wie tief du dich in fremde Probleme hineinziehen lässt.
Wenn du merkst, dass du jemand bist, der sich viel zu schnell hineinziehen lässt, wenn du in dir den Anspruch verspürst, die Probleme der Welt zu retten – oder zumindest die Probleme all derer, die mit dir in einem Hauskreis sind –, dann darf ich dich von hier aus ein bisschen warnen.
Überleg dir gut, was du tust, vor allem wenn es darum geht, dass zwei sich streiten.
Wenn wir als Dritte uns einmischen, müssen wir sehr vorsichtig sein, damit wir nicht gebissen werden oder am Ende die Prügel dafür kassieren. Das kann ganz leicht passieren.
Gallio wusste das. Er wusste, dass er in der Sache nur verlieren kann. Deshalb sagte er: „Ihr wollt euch streiten? Wisst ihr was, da mache ich besser nicht mit.“
Er lehnt dankend ab.
Jesu Haltung zu Streitigkeiten und ihre Bedeutung
Jetzt könnte man sagen: Ja, das war halt der Gallio. Jesus ist in einer ganz ähnlichen Situation. In Lukas 12,13-15 heißt es: Einer aus der Volksmenge sprach zu ihm: „Lehrer, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teilt.“ Es geht also um Erbstreitigkeiten.
Da kommt jemand und versucht, Jesus in diesen Streit hineinzuziehen. Und was macht der Herr Jesus? Er antwortet: „Mensch, wer hat mich als Richter oder Erbteiler über euch eingesetzt?“ Mit anderen Worten: „Ey, ganz ehrlich, lass mich mit deinem Problem in Ruhe. Das interessiert mich nicht die Bohne.“
Der Clou ist, dass Jesus nicht dabei stehen bleibt. Stattdessen folgt eine ganz ernste Warnung. In Vers 15 sagt er: „Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht.“ Wahnsinn!
Also seht ihr, der Herr Jesus winkt genauso freundlich ab wie Gallio. Und er tut das, weil er etwas weiß: Streitigkeiten entspringen wahrscheinlich fast immer einer bösen Haltung.
Ich weiß, das klingt in unseren Ohren vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ist euch mal aufgefallen, wie negativ die Bibel über Streit spricht? Ich meine mit den Begriffen Streit und Zank in meiner Predigt heute nicht eine Diskussion mit dem Ziel, sich zu verstehen. Ich meine das, was wir landläufig mit diesen Begriffen verbinden: einen Kampf mit Worten, bei dem ich zuerst einmal meine eigene Meinung im Blick habe.
Eine Auseinandersetzung, die nicht zurückschreckt vor populistischen Vereinfachungen, Angriffen auf die Person, plumpen Übertreibungen oder Unwahrhaftigkeiten. Das ist für mich ein Streit. Und wo es so zwischen Menschen zur Sache geht, ist so ein Streit uns Christen verboten. Das dürfen wir nie vergessen, gerade in einer Zeit, die sich langsam auf eine komische Weise aufschaukelt.
In 2. Timotheus 2,24-25 heißt es ganz klar, wie wir uns verhalten sollen: Ein Knecht des Herrn – und für alle Frauen gilt das genauso, als Mägde des Herrn – soll nicht streiten. Sondern er soll gegen alle mild sein, lehrfähig und duldsam. Die Widersacher soll er in Sanftmut zurechtweisen, damit sie Gott vielleicht zur Buße kommen und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Ich will das deutlich sagen: Man erkennt echte Christen daran, wie sie streiten. Sie tun es nämlich nicht. Ihr Umgang miteinander ist geprägt von einem Maß an Sanftmut und Milde und in letzter Konsequenz von Liebe. So kommt immer mehr in ihrem Charakter ihr eigener Herr zum Ausdruck.
Die biblische Kritik am Streit und seine Ursachen
Frage: Warum ist die Bibel so vehement gegen Streit und Zank?
Eine Antwort, die wir bereits bei dem Herrn Jesus gesehen haben, lautet: Hinter Streit und Zank steckt nichts Gutes.
Wir schauen uns einmal den „Blumenstrauß“ der bösen Herzen an, die hinter Streit stehen. Hier einige Beispiele aus den Sprüchen:
In Sprüche 30,33 heißt es: „Denn das Pressen der Milch bringt Butter hervor.“ Ich weiß nicht, ob ihr schon einmal einen Butterstampfer benutzt habt, dann wisst ihr, worum es hierbei geht. Das Pressen der Nase bringt Blut hervor, das wissen wir auch. Und das Pressen des Zorns bringt Streit hervor. Wenn du also Streit hast, dann ist das eigentlich Zorn, auf den man herumgedrückt hat.
In Sprüche 28,25 steht: „Der Habgierige erregt Streit, wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gesättigt.“ Merkt ihr, hinter Streit steckt Habgier oder ein Mangel an Gottvertrauen – auch nichts Gutes.
Oder Sprüche 13,10, den mag ich ganz besonders. Ich mag immer Verse, die mich betreffen. Also: „Durch Übermut oder Hochmut gibt es nur Zank, bei denen aber, die sich raten lassen, Weisheit.“ Das heißt, Zank entsteht durch Übermut, Hochmut und einen Mangel an Korrekturfähigkeit. Das Ergebnis ist Streit.
In Sprüche 16,28 heißt es: „Ein Mann der Falschheit lässt dem Zank freien Lauf, und ein Verleumder entzweit Vertraute.“ Merkt ihr, hinter Streit steckt in der Bibel eigentlich immer etwas Falsches, etwas Böses. Das sind verleumderische Menschen, die sagen: „Hey, Streit ist eine tolle Sache!“
Vielleicht noch ein letzter Vers, um euch den „Blumenstrauß“ zu zeigen. Sprüche 10,12: „Hass erregt Zänkereien, aber Liebe deckt alle Vergehen zu.“
Wow! Auf der einen Seite Liebe, die Gott imitiert und sich um ein friedliches Miteinander bemüht, und auf der anderen Seite Hass, der zum Streit führt. In diesem Vers wird ganz deutlich: Zank ist der falsche Umgang mit den Fehlern eines anderen.
Egal, ob mir das passt oder nicht – vielleicht gibt es einige, die innerlich denken: Macht der das jetzt nicht zu negativ? Konfrontiert mit den Fehlern meiner Ehefrau, der Geschwister hier in der Gemeinde oder meiner Nachbarn, muss ich mich tatsächlich entscheiden. Entscheide ich mich für den Streit, dann entscheide ich mich dafür, den anderen nicht zu lieben. Ich bin in letzter Konsequenz motiviert von Abneigung, davon, dass ich ihn nicht so radikal lieben will, wie Gott es sich vorstellt und wie Gott ihn liebt. Und das würde in letzter Konsequenz sowohl mir als auch der Gesellschaft guttun.
Nochmal zu den Versen, die ich euch eben gezeigt habe: Merkt ihr, wie böse das Herz eines Menschen ist, der sagt, Streit sei doch eigentlich etwas ganz Cooles? Ich will es euch noch einmal aufzählen: Es sind Dinge wie Zorn, Habgier, ein Mangel an Gottvertrauen, Hochmut, Falschheit oder Hass, die uns im Innersten motivieren, wenn wir dem Streit nachgeben.
Deshalb verwundert es auch nicht, wenn wir im Neuen Testament davon lesen. Galater 5 nennt die Frucht des Fleisches. Wie viele Aspekte davon haben irgendwie mit Streitereien zu tun? Dort steht explizit Streit, aber auch Zornausbrüche und Zwistigkeiten.
Immer wieder merken wir bei den Werken des Fleisches: Dieses Gegeneinandersein ist absolut typisch für das Unbekehrtsein. Und umgekehrt sollte dasselbe gelten: Wenn du sagst, ich bin Christ, dann solltest du jemand sein, mit dem man sich einfach nicht gut streiten kann. Und zwar einfach, weil du es nicht tust. Du solltest dafür bekannt sein, dass es keinen Spaß macht, sich mit dir zu streiten.
Wenn die Heiden lügen, betrügen, Ehe brechen und abtreiben – und das für sie typisch ist, weil sie unbekehrt sind – dann sollte für uns typisch sein: Wir streiten nicht.
Umgang mit Streit im christlichen Leben
Also, ist das nicht schön? Ich meine, das war jetzt alles Bibel. Es wird also schwer sein, da biblisch zu sagen: Jürgen, du hast nicht Recht. Aber ein bisschen Streit gibt es ja doch in unserem Leben, vermute ich zumindest.
Wie gehen wir also richtig mit Streit um? Ich bringe euch mal meinen Lieblingsvers. Das ist so ein „Pain in the ass“-Vers, so einer, bei dem du denkst, den möchte ich eigentlich gar nicht in der Bibel haben – besonders für alle Männer. Das ist ein typischer Männervers: Sprüche 20,3. Ehre ist es dem Mann – klar, auch der Frau –, aber hört ihn als Männer bitte: Ich glaube, wir brauchen ihn ein bisschen mehr.
Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzulassen, jeder Narr aber fängt Streit an.
Das heißt, wenn du von Natur aus so ein Streithandler bist – und es gibt solche Leute, und leider spreche ich da aus persönlicher Erfahrung –, wenn du der Typ mit der kurzen Lunte bist, der sich ganz leicht aufregt, der ganz schnell auf hundertachtzig ist und sich dann nicht mehr beherrschen kann, dann lern bitte all die Verse auswendig, die ich heute vorgestellt habe. Aber die wichtigste Regel dabei ist: Tu es nicht!
Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzulassen. Tu es einfach nicht! Streite nicht, tu es nicht!
So wie Paulus es in Römer 6 formuliert: Römer 6,13: Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit.
Ich mag diesen Vers, weil der Mensch hier so vorgestellt wird, als hätte er Glieder – also Nase, Ohren und das, was da drinnen steckt und spricht, oben auch so denkt. Paulus sagt: Das mit der Sünde ist relativ einfach. Immer wenn du Lust auf Sünde hast, dann musst du einfach nur dafür sorgen, dass alles an dir, was diese Sünde tun will, nicht mitmacht.
Ich dachte mir: Coole Idee! Stell dir vor, du fühlst diesen inneren Druck. Ich rede jetzt zu allen Streithandlern, die wissen, worum es geht. Es gibt auch unter uns die, die sich nie gestritten haben und jetzt nicht wissen, worüber ich predige. Aber alle anderen kennen diesen Moment, wo du in einer Situation stehst und innerlich schon leicht unter Druck bist. Du merkst, jemand hat da noch ein bisschen nachgelegt, und der Druck steigt weiter. Du müsstest jetzt eigentlich was sagen, und du weißt genau: Wenn ich das sage, kippt die Stimmung, und die hält auch keiner mehr auf.
Kennt ihr solche Abende, wo man weiß: Wenn ich jetzt noch was sage, ist der Abend gelaufen? Falls du das nicht kennst, ich beneide dich darum. Ich kenne solche Abende.
Und du weißt, der nächste Satz – irgendwas in dir sagt dir, es ist gut, das zu sagen, aber der Heilige Geist schreit in dir: Nein, du Adl! Also, wenn du in diesem Moment bist, dann sagt der Text hier: Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit.
Stell dir vor, du würdest in diesem Moment zu deinem Mund sagen: Stopp, Mund! Das, was da gesagt werden soll, führt nur zum Streit, und nur Narren fangen Streit an. Also: Befehl an die Stimmbänder – da kommt nichts raus! Befehl an die Zunge – du bewegst dich nicht! Befehl an die Lippen – ihr macht nicht mit! Jetzt wird hier einfach mal nichts gesagt. Das wäre das, was hier steht.
Du fühlst den Druck, und dann: Stellt auch nicht eure Glieder – das ist eine Entscheidung, eine Entscheidung, vor die Gott dich stellt, weil er dich befreit hat zu dieser Entscheidung.
Im entscheidenden Moment, wo die Sünde kommt und ganz laut anklopft, kannst du sagen: Nee, da machen meine Stimmbänder, meine Lippen und meine Zunge nicht mit.
Es ist ganz wichtig, dass wir das verstehen: Wir sind befreit dazu, Nein zu sagen.
Sprüche 17,14: Wie einer, der Wasser entfesselt, so ist der Anfang eines Streits. Bevor also der Rechtsstreit oder der Streit losbricht: Lass ab! Das ist deine Chance, bevor es losgeht, etwas zu machen.
Streit lohnt sich nicht. Und das sage ich als jemand, der jahrelang genau das dachte: Nein, Streit lohnt sich nicht.
Jetzt kann einer sagen: Ja, aber heißt es nicht, Gewitter reinigt die Luft? Braucht man nicht manchmal einen Streit, um Dampf abzulassen?
Ehrliche Antwort, wirklich ganz ehrlich und mit viel Erfahrung, vor allem wenn es um Streit unter Eheleuten geht: Nein, Streit reinigt nie das Verhältnis zu meinem Partner, sondern vergiftet es.
An anderer Stelle, in Sprüche 18,19, werden Streitigkeiten mit dem Riegel einer Burg verglichen. Zank verschließt das Herz.
Und das ist ja auch irgendwie logisch: Warum sollte ich mein Herz in einer Beziehung für jemanden öffnen, der bereit ist, mit Worten darauf einzuprügeln? Ist doch logisch.
Streit macht Beziehungen ungenießbar. Da ist nichts mit Reinigung.
„Streit ist nichts weiter als ein heidnischer Egotrip.“
Sprüche 21,9: Und wir können schmunzeln über den Vers, aber ich finde ihn nicht wirklich zum Schmunzeln: Besser auf dem Dach in einer Ecke wohnen als mit einer zänkischen Frau ein gemeinsames Haus.
Amen! Nein, es macht keinen Spaß, mit einer zänkischen Frau zusammenzuleben, die ständig auf meinen Schwächen herumhackt, an allem etwas auszusetzen hat, die nicht loben kann und auch nicht mal still sein kann.
Und jetzt übertragen wir das mal auf den Mann – das steht nicht da, aber ja: Es macht auch keinen Spaß, mit einem Mann zusammenzuleben, der aufgehört hat, Komplimente zu machen, der bitter wird, sich zurückzieht, grummelt und dann losschreit.
Versteht ihr? Das ist alles nicht das, was Gott sich im Leben für Beziehung vorstellt.
Praktische Regeln im Umgang mit Streit
Und deswegen gilt Regel Nummer eins beim Thema Streit: Bevor der Streit so richtig losgeht, lass ab. Nimm alles in deiner Macht Stehende zusammen und sag Stopp. Kontere die Lüge, es sei irgendetwas Gutes daran, sich zu streiten. Nein, das ist es nicht.
Regel Nummer eins lautet also: Bevor der Streit richtig losgeht, lass ab.
Regel Nummer zwei möchte ich gleich mit einem Vers beginnen: Sprüche 22,10. Ich werde euch das Skript bei frogwords.de hochladen. Ja, es sind viel zu viele Bibelstellen, aber es lohnt sich, die ein oder andere noch einmal nachzuschlagen. Sobald ich zuhause bin und daran denke, spätestens morgen früh, stelle ich es euch bei Frogwords auf die Webseite. Dort gibt es für eure Gemeinde eine Liste mit den Apostelgeschichte-Predigten, und ihr findet es dort.
Sprüche 22,10 sagt: Treibe den Spötter fort, so zieht der Zank mit hinaus, und Streiten und Schimpfen hören auf.
Das klappt nicht immer, aber manchmal schon. Nämlich dann, wenn man sich trennt oder den Kontakt zu Leuten reduziert, die einem nicht guttun. Warum tun sie einem nicht gut? Weil sie dafür bekannt sind, durch ihr Verhalten Streit und Zank zu provozieren.
Hier ist der Spötter gemeint, jemand, der sich ständig über andere Leute lustig machen muss. An anderer Stelle wird der Verleumder, der ständig Leute diffamiert, in die gleiche Kategorie eingeordnet.
Bitte versteht das: Streit hat viel mit Menschen zu tun, die Streit wollen.
Deshalb merkt euch das gut: Wenn eine Situation ständig weiter Richtung Streit eskaliert, also wenn ihr das mitbekommt – da ist eine Situation, die fängt ein bisschen grummelig an und wird immer grummeliger, bis sie schließlich in Streit ausartet – dann steckt dahinter ein Mensch, der streiten will. Nicht ein Thema, das nach Streit verlangt.
Darf ich das noch einmal sagen? Hinter einem Streit steckt immer ein Mensch, der streiten will. Fast nie ist es ein Thema, das wirklich Streit verlangt. Es gibt vielleicht drei Ausnahmen, aber fast immer steckt ein Mensch dahinter, der Streit sucht.
Ich weiß nicht, ob ihr euch an den Ehekurs erinnert, den Bärbel und ich mal gemacht haben. Dort haben wir am dritten Abend etwas zum Thema Konflikte lösen gesagt. Ein Tipp war: Wenn es konfliktreiche Themen gibt – das war bezogen auf die Ehe, aber das gilt auch für Freundschaften oder Gemeindeprobleme – dann braucht es dafür den richtigen Zeitpunkt.
Es ist wieder der Dummkopf, der denkt, man müsse Probleme sofort ansprechen, sobald sie auftauchen. Nein, nein!
Sprüche 12,16 sagt: Der Narr zeigt seinen Unmut noch am selben Tag.
Vielleicht kann ich es nicht vermeiden, dass ich mich über eine Sache aufrege. Aber ich kann dafür sorgen, dass ich nicht am selben Tag, während ich noch innerlich gräulich und aufgeregt bin, darüber rede.
Versteht ihr? Wenn es konfliktträchtige Themen gibt, lagert sie bitte aus!
Manchmal kann man sich nicht von den Menschen trennen, die Streit provozieren, aber man kann sich von den falschen Zeitpunkten trennen, an denen es einfach nicht passt.
Die Welt geht definitiv nicht unter, wenn wir unseren Unmut erst einmal runterschlucken.
Wenn wir überlegen: Wie kann diese Situation, in der ich mich innerlich so angegriffen fühle, dazu beitragen, dass ich Sanftmut, Geduld und Demut lerne? Da steckt eine Menge Positives drin. Darüber könnte ich erst einmal nachdenken, den Mund halten und auf diese Weise das lernen, was wir als Christen lernen müssen: unser altes Ego zu kreuzigen.
Wir haben das als junges Ehepaar eingeführt: Ehebesprechungen. Wir haben gesagt, wenn es Themen gibt, die kritisch sind und über die wir reden wollen – wir wollen nichts unter den Teppich kehren, das wäre keine Lösung –, dann machen wir das nur ab und zu. Alle zwei bis drei Monate ist der Abend, an dem man sagt: So, jetzt legen wir alle Probleme auf den Tisch.
Es ist erstaunlich, wie viele der Probleme, die mich im Moment ihres Auftretens so aufgeregt haben, nach zwei Monaten kaum noch Gewicht haben. Man steht dann da und denkt: Habe ich mich wirklich so darüber geärgert, dass du da zum Beispiel schräg eingeparkt hast? Das macht ja gar keinen Sinn.
Versteht ihr, diese Erfahrung zu sammeln, wie leicht konfliktträchtige Themen rückblickend an Bedeutung verlieren, ist total gut. Außerdem führt dieses bewusste, spätere Reden über Probleme dazu, dass man nicht grundlos streitet.
Jeder, der verheiratet ist, weiß, wie das passieren kann: Man streitet sich und versucht danach herauszufinden, warum. Dann stellt man fest, dass man am Anfang nur aneinander vorbeigeredet hat – völlig grundlos.
Das vermeidet man so, und man streitet sich nicht über Nebensächlichkeiten.
Deshalb: Wenn du sagst, hier ist ein Thema, wir müssen darüber reden, suche bitte den richtigen Zeitpunkt.
Vermeide Streit und streite nicht immer und überall, in jeder Beziehung.
Sieh Streit als etwas, das nie zwischen dir und deinem Nächsten stehen darf.
Ich habe das schon ein paarmal gesagt, und ich sage es gerne immer wieder: Wenn das der Streit ist, dann darf er nicht zwischen uns stehen. Wir müssen nebeneinander vor dem Streit stehen und sagen: So, das ist das Thema, lass uns das Thema lösen.
Diesen Blick müssen wir gewinnen.
Der Teufel wird alles tun, damit wir diesen Blick nicht bekommen.
Wir müssen Streit begreifen als einen Angriff des Bösen auf unser Miteinander, gerade auch in der Gemeinde, auf die gottgegebene Einheit, die Gott uns als Geschwister geschenkt hat.
Da ist nichts Gutes dran, wenn dieser Streit zwischen uns eskaliert.
Es gilt, diesen Angriff abzuwehren.
Deshalb muss das aus unserem Leben raus, was uns Richtung Streit triggert.
Epheser 4,31 sagt: Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.
Heiligung im Umgang mit Streit – Ein persönlicher Erfahrungsbericht
Ich möchte zum Schluss Folgendes sagen: Ich spreche hier zu euch, und ich spreche zu echten Christen. Das, was ich heute predige, soll keine Selbsthilfepredigt eines Lebenscoaches sein. Darum geht es überhaupt nicht. Ich rede zu Menschen, die heilig leben wollen, weil sie einem heiligen Gott folgen, der sie zu einem heiligen Leben berufen hat.
Es geht mir nicht darum, dass du einfach nur besser wirst. Es geht mir nicht darum, dass du besser wirst, sondern ich möchte, dass du anders wirst. Ich will, dass wir in uns eine Sehnsucht nach Christus-Ebenbildlichkeit entwickeln. Und das ist der Grund, warum Gott uns seinen Geist gegeben hat: Einen Geist der Kraft, der uns in jeder Situation die Unterstützung schenkt, die wir brauchen, um Jesu Liebe zu leben.
Und um das auch klar zu sagen: Wenn es mal nicht klappt, heißt das nicht, dass alles verloren ist. Hey, who cares? Gnade, Vergebung, Bekennen, fertig – einfach weitermachen.
Wir reden heute über Heiligung. Dabei darf man immer zwei Dinge nicht vergessen. Erstens: Heiligung ist wichtig, wir müssen uns anstrengen. Der Hebräerbrief sagt: "Jagt der Heiligung nach." Zweitens – und das ist vielleicht sogar noch wichtiger – Heiligung geschieht immer Schritt für Schritt. Du hast den Prozess der Veränderung nicht vollständig in der Hand.
Ja, natürlich wünschen wir uns alle, schon so heilig zu sein wie der Herr Jesus. Aber das sind wir noch nicht. Und es ist uns nicht gegeben, diesen Prozess willkürlich zu beschleunigen. Wir können einfach dranbleiben und abwarten, bis Gott – warum auch immer – an den Stellen, an denen wir gerade arbeiten, den Durchbruch schenkt.
Deshalb: Erstens ist es wichtig, sich anzustrengen, zweitens gib nicht auf.
Zum Schluss noch ein Gedanke aus der Praxis eines ehemals jähzornigen Menschen. Ich habe wirklich Erfahrung mit Streit – deutlich mehr, als mir lieb ist und mehr, als meine Familie gebraucht hat. Ich kenne den Prozess der Heiligung im Bereich Streit sehr gut.
Wenn ich auf die letzten dreißig Jahre in der Schule Gottes zurückblicke, muss ich schmunzeln. Ich muss schmunzeln, weil bei mir viele Bibelstellen aus Sprüche 20,3 wirklich lebendig wurden. Dort heißt es: "Es ist eine Ehre für den Mann, vom Streit abzulassen." Ich dachte oft: Wie kann das sein? Warum muss das in der Bibel stehen? Immer wieder habe ich gestritten, bin dann zu meiner Familie gegangen und habe gesagt: "Bitte vergebt mir, ich habe mich nicht im Griff gehabt, bin ausgerastet, tut mir leid." Das ging Jahr um Jahr so.
Ich hatte all diese Bibelstellen im Kopf und habe sogar schon gepredigt, dass Streit falsch ist. Du bist also in so einem Prozess drin, und das hat ungefähr 15 Jahre Gebet, Bekenntnis, Auswendiglernen von Bibelversen und Nachdenken gebraucht. Dann kam der Punkt, an dem das Thema plötzlich erledigt war.
Ich habe gemerkt: An dieser Stelle bin ich gesund. Ich sage das bewusst so. Solange ich noch streiten muss, bin ich noch nicht frei. Wer noch streiten muss, ist immer noch gebunden an die Ungerechtigkeit des Streits; er ist ein Sklave der Ungerechtigkeit.
Und jetzt kommt das Interessante: In dem Moment, in dem ich dachte, ich hätte es geschafft, kam Gott und sagte zu mir: "Jürgen, wusstest du, dass es beim Thema Streit noch eine zweite Klasse gibt?" Ja, es gibt die erste Klasse – du hörst auf damit – aber ich habe hier einen neuen Vers für dich.
Dann kam Jakobus 5,9: "Seufzt nicht gegeneinander, Brüder." Ich dachte mir: Nein, ich habe gerade geschafft, nicht mehr unter der Decke zu hängen und zu explodieren. Und jetzt sagt Gott: "So, das haben wir, aber schau mal in dein Herz. Wenn du ganz ehrlich bist: Vielleicht streitest du nicht mehr, aber dieses innere Seufzen – wollen wir da vielleicht mal ran?"
Ich muss schmunzeln, weil du denkst, du bist fertig – nein, werden wir nie. Gottes Geist wird, wenn du an einer Stelle bist, einfach sagen: "Hey, hier geht es weiter!" Ich habe den Eindruck, dass das jetzt die nächsten 15 Jahre so weitergeht.
Ich begreife inzwischen Folgendes und möchte damit schließen: Jede Situation, die ich persönlich nervig finde, stellt mich vor eine Entscheidung. Ich kann in der Situation innerlich seufzen und mich ärgern. Auf dem Weg hierher hat mir zum Beispiel ein BMW, der mich unbedingt überholen musste, mit einem kleinen Steinchen mal wieder einen Steinschlag in die Scheibe gemacht. Das ist so eine typische Situation.
Du kannst dich ärgern – wieder ein Steinschlag-Schaden, super. Aber du musst das nicht tun. Jede Situation, die du als nervig empfindest, stellt dich vor eine Entscheidung: Entweder innerlich seufzen, dich ärgern, vielleicht sogar wütend werden – oder, und diesen letzten Punkt nimm wenigstens mit – du siehst die Situation selbst als ein Geschenk Gottes an dich und deinen kranken Charakter.
Das nächste Mal, wenn du innerlich brummelig wirst und dich ärgerst, weil etwas nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, überlege doch mal: Könnte dieser nervige Moment Gottes Geschenk an mich und meinen kranken Charakter sein?
Nervige Situationen als Gottes Geschenk an mich, weil er es gut mit mir meint und nicht will, dass ich so bleibe, wie ich bin. Er will, dass ich Stück für Stück gesunde. Ich darf immer mehr werden wie Jesus – immer liebevoller, immer sanftmütiger, aber auch entspannter.
Und wenn es dann mal hart auf hart kommt, darf ich mehr daran interessiert sein, Einheit und Frieden zu fördern, als auf meiner Meinung zu bestehen. Ich darf – und das ist das Evangelium – Mensch werden, wie Gott es ursprünglich gedacht hat.
Das wünsche ich uns von ganzem Herzen auch für dieses Jahr. Amen.