Einleitung: Die Bedeutung von Sünde und Gottes Haltung dazu
Versöhnung und Friede mit Gott! Vor hundert Jahren sah alles in meiner Heimat, den Vereinigten Staaten, ganz anders aus. Wir hatten einen Präsidenten namens Calvin Coolidge. Er war ein wortkarger Mann, eine edle und sehr seltene Eigenschaft bei Politikern.
Eines Sonntags kam der Präsident von der Kirche nach Hause. Die First Lady Coolidge, eine typische amerikanische Hausfrau, fühlte sich ein wenig abseits und wollte wissen, worüber der Pastor gepredigt hatte. „Worüber predigte der Pastor, Calvin?“ fragte sie. „Sünde“, antwortete er. „Was sagte er dazu?“ „Er ist dagegen.“
Vielleicht können wir es heute Abend dabei belassen: Gott ist gegen Sünde, er war vor hundert Jahren dagegen, und es ist anzunehmen, dass er auch heute noch dagegen ist. Gestern Abend haben wir uns die Zeit genommen, diesen Begriff etwas näher anzuschauen, und wir müssen heute Abend ein wenig fortfahren.
Gestern Abend war die schlechte Nachricht, die traurige Nachricht, die Diagnose unserer globalen, aber auch sehr persönlichen Krankheit. Heute haben wir Gottes Behandlung, die Lösung, die gute Nachricht.
Im Laufe der Jahre geriet der Ausdruck „Sünde“ immer mehr außer Gebrauch. „Sünde“ wirkt heute ziemlich altmodisch. Heutzutage reden die Leute noch von Verbrechen oder von Ungerechtigkeit, doch selten wird die altmodische Sünde erwähnt.
Wir Amerikaner benutzen das Wort zumindest in den Südstaaten, wo ich herkomme. Wenn wir über ein besonders hässliches Mädchen sprechen wollen, sagen wir: „Bah, she is ugly as sin“, also „sie ist so hässlich wie Sünde“. Und die einzige Steigerung dieser Hässlichkeit ist: „Sie ist so hässlich wie hausgemachte Sünde.“ Das ist das Schlimmste, was man sagen kann.
Gerade gestern las ich im Tennis-Magazin, dass es eine Kardinalsünde sei, im Doppel einen Tiefenball kurz zu spielen. Wieder taucht das Wort „Kardinalsünde“ auf, etwas ganz Schlimmes.
Österreichische Politiker prägten den Ausdruck „Umweltsünden“ für umweltfeindliche Brücken, Bauten und Kraftwerke. Hässliche Bauwerke wie das Hotel Europa werden manchmal als „Bausünden“ bezeichnet.
Und Frauen verwenden dieses Wort hin und wieder beim Kaffeekränzchen: „Sabine, möchtest du ein Stück Schokoladentorte?“ – „Ach, das wäre eine schwere Sünde.“ – „Natürlich, danke, bitte.“
Sünde gemäß ihrem modernen Gebrauch zu definieren, ist schwierig – etwa wie Nebel einzufangen. Wie macht man das? Was ist Sünde? Etwas Unbegreifbares. Wir sollten eigentlich dagegen sein, doch wenn es nicht so viel Spaß machen würde, na ja ... aber wir genießen es eben. So etwas kommt den Menschen in den Sinn, wenn sie an diesen Begriff denken.
Die Natur der Sünde und ihre Auswirkungen auf die Beziehung zu Gott
Warum ist Gott eigentlich gegen Sünde? Sünde richtet nicht nur uns selbst zugrunde, sondern auch unsere Mitmenschen. Das ist ein Grund, warum Gott dagegen ist. Gleichzeitig glauben manche Menschen, wenn sie etwas tun, das einem anderen keinen Schaden zufügt, könne es nicht falsch sein. Sie sagen: „Ich mache, was ich will, habe möglichst wenige Regeln und bin möglichst liberal.“ Und was kann man ihnen vorwerfen? Vielleicht gar nichts, denn sie sagen ja, sie täten niemandem etwas zuleide. Doch das ist keine ausreichende Erklärung.
Obwohl unsere Sünden anderen schaden, ist Sünde immer gegen Gott gerichtet. Ich habe heute in meinem Computer nachgesehen und siebenundvierzig Mal gefunden, dass Sünde stets gegen Gott gerichtet ist – ganz deutlich. Zum Beispiel sagt der verlorene Sohn: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.“ Natürlich hat er auch gegen seinen irdischen Vater gesündigt, doch alle Sünden sind letztlich gegen Gott gerichtet. Er empfindet das ganz persönlich.
Sünde entfremdet uns von Gott, wie wir gestern gesehen haben. In unserem Gewissen empfinden wir keine Freimütigkeit mehr. Wir fühlen uns unwohl, zu Gott zu gehen mit unseren Anliegen, wenn wir gesündigt haben. Ich wiederhole, was wir gestern Abend gehört haben: „Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um euch zu retten, sein Ohr ist nicht taub, dass er eure Gebete nicht hört. Aber eure Sünden und Übertretungen haben eine Scheidung gemacht, eine Trennung zwischen euch und Gott.“
Sünde entfremdet uns, und Menschen spielen Verstecken vor Gott, wie wir gestern beim ersten Ehepaar, Adam und Eva, gesehen haben. Schließlich ist Sünde Feindseligkeit gegen Gott, eine Beleidigung. Gott empfindet es als eine Verletzung seines moralischen Maßstabs für das Universum. Dieses Universum ist nicht unpersönlich; es wurde von einem persönlichen und moralischen Gott geschaffen und wird von ihm erhalten.
Wenn wir unsere schriftlichen Unterlagen betrachten, möchte ich gerne den ersten Vers zitieren: Kolosser 1,21: „Ihr wart einst entfremdet und Feinde gegen Gott nach der Gesinnung in den bösen Werken.“ Unsere Werke haben eine Feindschaft gegenüber Gott geschaffen. Ich weiß, dass heute Abend kaum jemand von uns sich als Feind Gottes empfindet. Wer würde schon die Hand heben und sagen: „Ich bin ein Feind Gottes“? Kaum jemand sieht sich in dieser Rolle.
Doch Gottes Gebote bewusst zu übertreten ist sozusagen, den Schöpfer ins Schienbein zu treten, ihm einen Fusstritt zu geben – eine feindselige Provokation. Römer 3,23 sagt: „Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und erreichen die Herrlichkeit Gottes nicht.“
Was ist in diesem Zusammenhang mit „Herrlichkeit“ gemeint? Die Herrlichkeit Gottes ist das Sichtbarwerden seines Charakters. Hier ist sie ein herrlicher Maßstab für unser Leben. Wir erreichen nicht den Maßstab, den Gott für unser Leben offenbart hat. Unsere Worte, Taten und Herzenshaltungen reichen nicht an seinen herrlichen Maßstab heran.
Gestern haben wir Gottes Maßstab im Gesetz gesehen. Heute Abend werden wir noch einmal über diesen Maßstab nachdenken. Eigentlich werden wir sehen, dass er in einer Person verkörpert ist: in Jesus Christus. Jesus war einzigartig Gott und zeigt uns in Menschengestalt, wie wir verstehen und begreifen können, wie Gott ist und zugleich, wie der Mensch sein soll.
Die menschliche Haltung zur Sünde und Gottes Urteil
Manche Menschen sagen: „Na ja, alle haben gesündigt. Ich bin eben ein Mensch, es ist menschlich zu sündigen.“ Wenn sie das zugeben oder lesen, „Ich habe Fehler“, meinen sie damit oft: „Ich bin nur ein Mensch.“
Das erinnert mich an einen alten, etwas eigenwilligen Freund von mir. Er starb mit etwa 85 Jahren. Seine Ausrede für alles war stets, dass er nur ein Mensch sei. Wenn er Kaffee verschüttete oder seiner Tochter etwas Unüberlegtes sagte, sagte er: „Ich bin nur ein Mensch.“ Wenn er das falsche Kleidungsstück anzog und irgendwie aus dem Haus ging und etwas anstellte, meinte er: „Na ja, ich bin nur ein Mensch.“ Einmal machte der Hund auf den Teppichboden, und er sagte: „Lass den Hund in Ruhe, er ist nur ein Mensch.“
So kann „Ich bin nur ein Mensch“ eine Standardantwort auf alle unsere Fehler sein. Man könnte fragen: Was erwartest du überhaupt von mir? Ich bin ein Mensch.
Aber wer wird uns richten? Laut der Heiligen Schrift ist es nicht Gott, der Vater. Jesus sagt im Johannes-Evangelium, dass das ganze Gericht dem Sohn übertragen wurde, damit die Menschen den Sohn beim Gericht mit göttlichen Ehren verehren. Stellt euch das vor: Alle Nazi-Kriegsverbrecher werden von einem Juden gerichtet, und alle Menschen von einem Menschen.
Heute Abend sehen wir ihn in einer anderen Rolle – als denjenigen, der uns zeigt, wie Gott ist. Gott ist zunächst einmal wahrhaftig. Dort wollen wir beginnen.
Die Bibel nennt zwei große Begriffe, die Gottes Wesen beschreiben: Gott ist Licht und Gott ist Liebe. Wenn die Bibel sagt, dass Gott Licht ist, stehen seine moralischen Eigenschaften im Vordergrund: Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Treue und Heiligkeit.
Wenn die Bibel sagt, Gott ist Liebe, dann ist das reine Licht der Liebe gemeint. Diese Liebe kann sich in verschiedenen Formen zeigen: Liebe für ein unwürdiges Objekt ist Gnade, Liebe für ein schwaches Objekt ist Erbarmen.
Die Eigenschaften Gottes in Jesus Christus
Gott ist wahrhaftig. Einmal haben die Juden Jesus in der Öffentlichkeit gefragt und herausgefordert: „Und wer bist du eigentlich?“ Sie wollten hören, ob er in der Öffentlichkeit den Anspruch erhebt, Messias zu sein. Er sagte interessanterweise: „Ich bin durchaus das, was ich sage.“
Die Einheitsübersetzung, die ich gerne lese, weist darauf hin, dass seine Worte oft nicht richtig übersetzt werden und dadurch keinen Sinn ergeben. In der Fußnote steht, dass er eben durchaus das meinte, was er sagte. Anders gesagt: Seine Ansprüche sind wahr, aber das ist nicht das, was er wörtlich sagte. Er meinte eben durchaus das, was er auch sagte.
Ist es nicht so, dass wir häufig mit unseren Lippen und Füßen voraus sind? Dass wir reden, schöner als wir sind? Dass wir Dinge sagen, die eigentlich nicht wahr sind, sondern das, was wir wollen, dass die Leute über uns denken? Alles wird ein bisschen verschönert. Ich erkenne das bei mir. Bevor ich an Jesus Christus zu glauben begann, als junger Erwachsener, habe ich glatt gelogen und ganze Geschichten zusammengebastelt.
Aber trotzdem, nachdem ich Christ geworden bin, ertappe ich mich dabei, eine Sache auf eine günstige Art und Weise zu schildern. Herr Jesus tat das nie. Er war reine Wahrhaftigkeit. Er sagte genau das, was er war: die Wahrheit. Die Wahrheit in die Tat umgesetzt ist Gerechtigkeit. Er sagte: „Alles, was ich sage, ist wahr.“ Und er meinte damit seine Urteile, die er über Menschen oder über einen Tatbestand fällt. Er war immer fair, immer gerecht, immer ausgewogen in seinen Urteilen.
Ist es nicht wahr, liebe Zuhörer, dass wir anderen Menschen oft falsche Motive unterschieben? Wir meinen, Handlungen zu verstehen, die wir gar nicht verstehen können, ohne Rücksprache. Dadurch sind wir ungerecht, manchmal willkürlich ungerecht in unserem Umgang mit Menschen.
Jesus, Gott, ist treu. Er stand vor einem Gericht, angeklagt als politischer Aufrührer gegen den römischen Kaiser. Pilatus fragte den Herrn Jesus über sein Reich, und Jesus sagte: „Ich bin für die Wahrheit in dieser Welt gekommen.“ Pilatus antwortete: „Was ist Wahrheit?“
Darüber haben Leute gepredigt, geredet und philosophiert – eine gute philosophische Frage. Pilatus stellte sie, doch er war kein Philosoph, sondern ein ziemlich brutaler Despot. Er wollte wissen, als er über Politik redete: Was hat Wahrheit, was hat Treue mit Politik zu tun? Relativ wenig.
Wenn du nach Italien reist, siehst du auf Amtsgebäuden „Veritas“ und „Justitia“. Das bedeutet italienisch „Gerechtigkeit“ und „Wahrhaftigkeit“. Aber Jesus sagt: „Ich bin in diese Welt gekommen, mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Er ist gekommen um der Treue willen.
Interessant ist, dass diese Treue zu den Verheißungen Gottes ihn sein Leben kostete. Er starb nach göttlichen Verheißungen für unsere Sünden. Er war treu bis ans Ende. Er war heilig.
Das Interessante an Jesus Christus ist, dass er das attraktivste Leben führte, das ein Mensch je bekleidet hat, nicht wahr? Kannst du dir vorstellen, einen perfekten Menschen als den Herrn Jesus? Er zieht uns dadurch an, zugleich stößt er uns wie ein Magnet ab.
Wenn man sein Leben sieht, wenn man seine Worte liest, erkennt man, dass Gott uns durchschaut, und wir werden abgestoßen. Das ist eine Heiligkeit, absolut rein, absolut abgesondert von allen Fehlverhalten und Unreinheit. Und wir – wissen wir das? Das haben wir gestern Abend gehört – pflegen in Gedankenwelten und verschiedenen Bereichen Unreinheit in unserem Leben.
„Na ja, soll es nicht Ehebruch sein?“ Das passiert nicht nur im Bett, sondern auch in der Gedankenwelt, sagt Jesus. Reinheit und Aufrichtigkeit – hättest du es gern, wenn wir oben auf der Burg eine riesige Leinwand hätten? Wir bräuchten keine, sie wurde ja entfernt. Stell dir vor, man würde deine schlimmsten Gedanken für die ganze Armee, italienische Touristen und Verkaufsleute in Salzburg projizieren. Hättest du das gern? Ich nicht.
Jesus ist absolut rein in all seinen Wegen, und wir nicht. Aber Gott ist Liebe. Jesus verkörperte diese Eigenschaft wie kein Mensch, der je auf dieser Erde lebte. Er sagte: „Größere Liebe kann man nicht haben, als dass man sein Leben lässt für seine Freunde. Und ihr seid meine Freunde.“
Er hat freiwillig sein Leben gelassen und furchtbare Qualen gelitten, weil er Menschen, auch dich und mich, geliebt hat. Ich muss ehrlich sagen, das gibt mir sehr viel Kraft in meinem Leben, auch in dunklen Zeiten, wenn ich weiß, wie ich von Jesus geliebt werde.
Wenn man darüber nachdenkt, wie er im Neuen Testament mit Menschen umgeht und sich schließlich für sie hingibt, verkörpert Jesus Liebe. Und wir? So oft verstehen wir unter Liebe nichts anderes als die Erfüllung unserer Bedürfnisse – getarnter Egoismus, manchmal, nicht immer. Aber eine Mischung davon haben wir in unserem Leben, nicht wahr?
Nicht so der Herr Jesus, nicht Gott. Jesus war barmherzig, Gott ist barmherzig. Überlegt euch mal die Aussatzkrankheit im Neuen Testament: eine furchtbare Krankheit, unheilbar. Leute sitzen herum in Fetzen, ihre Glieder verrotten, sie stinken, sie sind unrein.
Ein Aussätziger bittet Jesus: „Willst du mich reinigen?“ Und Jesus, der zu anderen Anlässen über große Entfernungen und auch Zeit geheilt hat, geht zu ihm hin, nimmt ihn in die Arme und sagt: „Ja, ich will. Sei gereinigt.“
Warum nahm er ihn in die Arme? Weil der Mann nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychologische Krankheit hatte. Könnt ihr euch vorstellen, jahrelang musstest du deine Anwesenheit im Dorf ankündigen mit den Worten: „Unrein, ich bin unrein“, damit alle die Chance haben, vor dir zu fliehen? Und Jesus nimmt ihn in die Arme.
Ich denke gerne an den Herrn Jesus, wie der blinde Bartimäus in seinen Fetzen am Straßenrand saß. Jesus geht vorbei, unterwegs nach Jerusalem, und die Leute, die Apostel mit ihren Heiligenscheinen und allem, meinen: „Der ist unterwegs zum wichtigen Termin in Jerusalem, hat keine Zeit, mit diesem Blinden zu reden.“
Aber der blinde Bettler schrie: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ – „Sei still, du Bettler!“ – „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ schrie er mit lauter Stimme. Die Bibel sagt, als Jesus seine Stimme hörte, stand er still und fragte: „Was willst du?“ „Ich will sehen.“ Er gab ihm sein Augenlicht.
Ein König, der Sohn Davids, unterwegs durch diese Welt, stoppt bei dem Ruf eines blinden Bettlers. Oh, was für ein einzigartiger König war er! Und als der Bettler seine Augen öffnete, muss es eine Enttäuschung gewesen sein, den Sohn Davids vor sich zu haben: Wo ist deine Krone? Wo ist dein Mercedes? Ein armer Jude, unterwegs an einem heißen Sommertag, staubig und dreckig.
Seht ihr Gottes Charakter? Und unsere Menschen machen ihn anders, nicht wahr? Er hat damit ein Dilemma: Wenn er gerecht ist, dann muss er uns richten, denn er ist der Maßstab seines Universums. Wenn er heilig ist, kann er mit uns überhaupt nichts zu tun haben. Die Bibel sagt: „Meine Augen sind zu rein, Unreinheit anzuschauen und zu dulden.“
Er ist gezwungen, von seinem Wesen her, uns zu richten – aber er liebt uns. Seht ihr, er hasst unsere Sünde, aber er liebt uns als Sünder. Und dann hat er ein großes Dilemma: Was wird er tun?
Möchte jemand sich vorstellen, unsere Anne Christine, zehn Jahre alt – oder warte, elf Jahre alt –, ein ganz liebes, flottes Mädchen? Okay, ich liebe sie wirklich, Papas Tochter. Stellt euch vor, sie lernt einen jungen Mann kennen, der ihr Liebe verspricht, aber eigentlich Sex will. Sie mag den schlechten Tausch, wird von ihm abhängig, verkauft ihren Körper, um seine und ihre Drogen zu kaufen.
Und dann, eines Tages, um drei Uhr in der Früh, bekomme ich einen Anruf aus Linz: „Komm, sie haben meine Tochter gefunden in einer Toilettenkabine. Sie hatte sich den goldenen Schuss gegeben – Drogenüberdosis.“
Sag mir, was meinst du, empfindet dann mein Vaterherz? All meine Liebe für meine Tochter verwandelt sich in Hass für das Milieu, das sie von mir nahm auf so grausame Art und Weise.
Gott liebt Sünder. Gott hasst Sünde. Und du kannst nicht lieben, ohne zu hassen. Du kannst nicht lieben, ohne zu verabscheuen, was das Objekt deiner Liebe zugrunde richtet. Gottes Dilemma.
Die Ernsthaftigkeit der Sünde und das Opfer Jesu
Wenn wir alle gesündigt haben – ja, wie ernst ist dann meine Sünde? Alle haben gesündigt? Nun ja, ich bin zumindest nicht allein, denn alle haben gesündigt. Aber wie ernst ist es, dass ich gesündigt habe?
Ich möchte darauf hinweisen, dass ein bewusster Akt der Rebellion das Paradies für die Menschheit verloren hat. Wir haben gestern Abend gelernt, dass der Lohn der Sünde der Tod ist. Die Trennung von Gott – Sünde trennt uns von Gott – das ist der geistliche Tod.
Ungläubige erleben den Tod auf zwei Arten. Weil die Menschheit in Sünde gefallen ist, sterben Menschen körperlich. Nicht unbedingt wegen ihrer eigenen Sünde, sondern weil die Sünde in die Menschheit eingedrungen ist. Und der Lohn der Sünde ist der Tod.
An dem Tag, an dem Adam sündigte, starb er geistlich. Später starb er auch körperlich. Wenn ein Mensch körperlich stirbt, während er von Gott entfernt ist, ohne Beziehung zu Gott, dann verpasst er die Beziehung mit Gott für alle Ewigkeit.
Manchmal sagt man, ja, die Hölle ist hier auf Erden – zumindest eine Vorstufe davon. Ein Leben ohne Beziehung zu Gott kann wirklich höllisch sein.
Wenn ich aber an die Ernsthaftigkeit der Sünde denke, dann denke ich nicht nur an die Folgen und Konsequenzen, getrennt von Gott zu sein, entfremdet von Gott. Ich denke auch an das, was die Sünde dem Herrn Jesus angetan hat.
Den, der die Sünde nicht kannte, der niemals Sünde erfahren hat, hat Gott zu einem Sündopfer gemacht, sagt die Bibel. Meine Sünde hat Jesus zum Sündopfer gemacht.
Ich habe viel über das Sündopfer nachgedacht – 4. Mose Kapitel, 3. Mose Kapitel 4. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie das gewesen sein muss. Früher, während meiner Studienzeit, habe ich auch Tiere geschlachtet. Es war damals eine günstige Quelle für Fleisch für eine kleine Familie.
Wenn ich an den Sünder denke, der einen Jahrling nimmt – einen Jungstier ohne Fehl und ohne Flecken, das Beste von der Herde, so voller Leben, ein Jahr alt – dann denke ich an Kälber im Frühling. Ich habe einen Freund, einen Bauern in Sankt Weiden. Wenn er im Frühling die Kälber auslässt, war ich einmal dabei und habe gesehen, wie sie herum springen. Eines musste er gleich abstecken, weil es sich ein Bein gebrochen hatte. Es war so begeistert, so voller Leben.
Der Sünder legte seine Hand auf den Kopf des Opfertiers, sozusagen als Zeichen, dass er sich mit dem Tier bekannt hat, und bekannte seine Sünde. Dann tötete der Sünder das Tier eigenhändig.
An dieser Stelle verwendet die Bibel verschiedene Worte für das Töten, aber hier wird ein Wort verwendet, das nicht „schlachten“ bedeutet, sondern einfach „töten“. Es erinnert mich an zwei Teenager, die mit Papas Gewehr unterwegs sind – ein schöner Tag, Spaß im Wald und auf den Wiesen – und dann passiert ein Unfall. Der ältere Teenager, ein Vierzehnjähriger, kommt zurück zum Onkel und sagt: „Robert, ich habe ihn getötet.“ Das ist das Wort, das die Bibel benutzt – ein junges Leben ohne Fehl, ohne Flecken, voller Leben.
O lieber Zürcher, komm mit mir außerhalb Jerusalems Tore und geh mit mir nach Golgota. Sei ein junger Mann, jung, ohne Fehl und ohne Flecken, so voller Leben, vorbildlich und vollkommen.
Den, der die Sünde nicht kannte, den eingeborenen, einzigartigen Sohn Gottes, machte Gott zu einem Sündopfer. Er musste sterben, so jung, so voller Leben, so schuldlos und vorbildlich.
Warum? Es waren deine Sünden und meine. Wir töteten ihn dort.
Er sagt: „Nein, nein, nicht meine Sünden, das waren die Juden.“ Nein, wenn deine Sünden nicht verantwortlich sind für den Tod des Herrn Jesus, dann ist sein Tod nicht verantwortlich für deine Sünden – und sie bleiben an dir haften.
Sieh die Nägel in seinen Händen und denke an deine Handlungen. Sieh die Nägel in seinen Füßen und denke an deinen Lebenswandel. Die mit dem Speer durchbohrte Seite, sein Herz durchbohrt – ich denke an meinen Eigenwillen. Sieh die Stirn, mit Dornen gekrönt, und denke an deine unwürdigen Gedanken.
Deswegen musste er sterben, so voller Leben, ohne Fehl und ohne Flecken. So ernst ist unsere Sünde. So groß war Gottes Liebe für den Sünder.
Die Botschaft der Versöhnung und das Geschenk des Heils
In unseren Unterlagen haben wir einen Text aus Römer Kapitel 5, den wir jetzt gemeinsam lesen wollen. Ich hatte keine Zeit, die etwas ulkige Übersetzung, die mein Computer ausspuckt, zu korrigieren oder in die Sprache der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu übertragen. Daher bitte ich um Nachsicht bei der Ausdrucksweise.
Paulus spricht hier über Menschen, die durch den Glauben gerechtfertigt wurden (Vers 1). Diese Menschen haben Frieden mit Gott, und sie wissen es. Sie freuen sich mit großer Zuversicht auf die Herrlichkeit Gottes. Sie wissen, dass sie in den Himmel kommen (Vers 2). Diese Zuversicht begleitet sie im Leben, selbst wenn es ihnen körperlich, beruflich oder auf andere Weise nicht gut geht.
Warum ist das so? Vers 5 erklärt es: „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist.“ Der Heilige Geist überzeugt wahre Christen von der Liebe Gottes für sie. Hören wir nun seine Argumentation: Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.
Was bedeutet „kraftlos“ in diesem Kontext? Es heißt, dass wir uns selbst nicht retten konnten. Gestern haben wir die Zehn Gebote vorgestellt, und viele von euch haben wahrscheinlich erkannt, dass ihr sie nicht gehalten habt und auch nicht haltet. Versucht doch einmal, im nächsten Monat vollständig nach den Zehn Geboten zu leben – und zwar in ihrem wahren Sinn, in ihrem innerlichen Sinn, wie Jesus sie in der Bergpredigt auslegt. Besser gesagt: Lest die Bergpredigt jeden Tag für den nächsten Monat und lebt danach.
Weißt du, was du entdecken wirst? Du bist kraftlos; du schaffst es nicht vollständig. Als wir kraftlos waren und uns selbst nicht retten konnten, ist Christus zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. „Gottlose“ heißt nichts anderes als ein Mensch, der nicht nach Gott fragt und nicht bewusst nach seinen Prinzipien lebt. Ein solcher Mensch kann in vieler Hinsicht vorbildlich sein. Aber wenn er nicht bewusst nach Gott fragt und ihm gefallen will, ist er gemäß der Bibel gottlos.
Einmal gab es eine Frau, die sehr selbstgerecht war. Sie meinte, sie sei wie ein Hahn, der oben auf dem Misthaufen geistlich stolzierte. Sie war so gerecht und glaubte, Jesus nicht zu brauchen. Ein Prediger nahm einen Zettel, schrieb „Gottlos“ darauf und wollte ihn an ihr Kleid heften. „Das lasse ich mir nicht gefallen“, sagte sie. Er entgegnete: „Schauen Sie mal diesen Vers an: Christus ist für Gottlose gestorben. Bist du nicht gottlos, dann sind sie für dich nicht gestorben.“
Vers 7 und 8 zeigen den Kontrast zwischen einer extremen Form menschlicher Liebe und der Liebe Gottes. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben. Stell dir vor, ein Mensch, der sein Recht schafft, ein Mensch, der niemals etwas Falsches tut. Man fühlt sich fast ein bisschen komisch in seiner Gegenwart, weil er zu perfekt ist. Kennt ihr einen solchen Menschen? Würdest du dein Leben für ihn geben? Ich nicht.
Für einen Gütigen aber möchte vielleicht jemand sein Leben wagen – einen Menschen, der so lebenswürdig ist. Hin und wieder findet man jemanden, der für so einen sein Leben geben würde. Das ist extreme menschliche Liebe.
Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Jetzt sehen wir: Wir waren nicht nur kraftlos und losgelöst von Gott, sondern auch Sünder. Gott erweist – und das ist in der Gegenwartsform geschrieben – gegenwärtig seine Liebe für uns. Nicht dadurch, dass es uns heute gut geht, sondern dadurch, dass Christus für uns, als wir Sünder waren, gestorben ist.
Vers 10 sagt: „Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes.“ Interessant ist, dass Sünder sich zu Feinden Gottes machen. Er ist nicht unser Feind, versteht mich nicht falsch, aber durch unsere Sünde machen wir uns selbst zu seinen Feinden. Gott scheute sich nicht, die Friedensinitiative zu ergreifen und seinen Sohn für unsere Sünden zu geben, damit wir uns mit Gott versöhnen können und eine gerechte Grundlage dafür haben.
Warum ist die Grundlage wichtig? Gottes Gesetz sagt, dass wir gesündigt haben und dass der Lohn der Sünde der Tod ist. Eine gerechte Handhabung verlangt unsere Bestrafung – geistlich an einem Tag, körperlich und danach der ewige Tod. Aber Jesus nahm unsere Strafe vollständig auf sich. Er erfüllte die Rechtsforderungen des Gesetzes und starb für alle unsere Sünden.
Auf der Rückseite findet ihr ein Kapitel aus dem Alten Testament. Es ist das einzige Kapitel von Jesaja, das nie in der Synagoge gelesen wird. Die Juden lesen das ganze Alte Testament im Jahr in einem bestimmten Rhythmus. An einem Samstag im März kommt dieser Teil von Jesaja, Kapitel 52, und dann Kapitel 54, dran. Obwohl es in jeder ihrer Bibeln steht, wird dieses Kapitel nicht gelesen. Vielleicht interessiert es dich, warum.
Deshalb habe ich es ausgedruckt. Es zeigt deutlicher als jede andere Stelle in der ganzen Bibel, dass Jesus der verheißene Messias ist. Am rechten Seitenrand habe ich einige Hinweise notiert, wie diese Prophezeiungen in Raum und Zeit in Jesus Christus erfüllt wurden.
Ich möchte ein paar Stellen lesen. Vers 4: „Fürwahr hat er, der Messias, unser Leiden getragen und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen.“ Der Messias heilte die Krankheiten der Juden. Und wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Sie meinten, er sei bei seiner Kreuzigung zu Recht bestraft worden.
Doch hier ist die Bedeutung der Kreuzigung: „Um unsere Übertretungen willen ist er verwundet, um unsere Missetaten willen zerschlagen, die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm.“ (Vers 5) Wir alle irrten umher wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen eigenen Weg. Wir lebten nach unserem Dafürhalten, und der Herr hat ihn treffen lassen unter aller Ungerechtigkeit.
In den nächsten Versen wird beschrieben, wie er stumm bleibt wie ein Lamm vor seinem Richter – beim Gericht vor Pilatus und Herodes. Vers 8b fragt: „Wer wird sein Geschlecht aussprechen?“ Das heißt: „Schreib ihn kinderlos.“ Für die Juden war das eine Tragödie, heute ist es ein Lebensstil, den Menschen zum Teil wählen.
33 Jahre alt stirbt er, ohne Frau und ohne Kinder. „Schreib ihn kinderlos, denn er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebendigen wegen der Übertretung meines Volkes.“ Die Strafe hat ihn getroffen. Sein Grab wurde bei Gesetzlosen bestimmt, normalerweise hätte er kein richtiges Begräbnis bekommen, als Verbrecher. Doch bei einem Reichen war er in seinem Tod. Der Ratsherr Joseph von Arimathia bat Pilatus um seinen Leichnam und begrub ihn in seinem eigenen Grab oder Gruft.
Warum beachtet man sein makelloses Leben? Weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund war. Was war der Sinn seines Todes? „Doch der Herr gefiel es, ihn zu zerschlagen.“ Das ist ein geheimnisvoller Satz. Man wird in der Weltmenschheitsgeschichte oder Literatur kaum einen Satz finden, der sagt, dass es Gott gefiel, seinen geliebten Sohn zu zerschlagen.
Warum? Er hat ihn leiden lassen, weil er sein Leben als Schuldopfer hingeben wollte. Das ist der Zweck der Kreuzigung: ein Opfer für unsere Sünden, unsere Schuld. So wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern. Anders gesagt: Obwohl er keine körperlichen Kinder hatte, wird er in der Auferstehung die Frucht vieler Kinder Gottes sehen.
Vers 11: „Von der Mühsal aus seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht, wie vielen zur Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.“ Der Messias als Sündenträger.
Vers 12b: „Dafür, dass er seine Seele oder sein Leben ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden war.“ Es war an dem Tag drei Kreuze. Er war bei Übertretern beigezählt, trug aber die Sünde und Fehler und tat Fürbitte für die Übertreter: „Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.“
Eine einzigartige Stelle. Kein Wunder, dass sie im jüdischen Gottesdienst nicht gelesen wird. Sie wurde sieben Jahrhunderte vor Jesu Geburt geschrieben, im achten Jahrhundert vor Christus.
Ich möchte hier auf den Sinn der Kreuzigung hinweisen: Gott gefiel es, ihn zu zerschlagen, wenn er sein Leben als Schuldopfer darbringen würde. Früher nahm man das Opfertier, der Sünder legte seine Hände auf den Kopf, bekannte seine Sünde, schlachtete das Tier und opferte es vor Gott.
So war es bei Jesus, dem Lamm Gottes. Nicht ein Opfertier, dargebracht von einem Sünder, sondern Gottes Lamm, das unsere Sünden und Schuld tilgen soll, um Frieden mit Gott zu schaffen. Petrus sagte: „Jesus Christus ist gestorben, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe.“ Das war der Sinn der Kreuzigung: Er starb, um uns zu Gott zu führen.
Jetzt steht nichts mehr im Weg, dass wir uns mit Gott versöhnen können. Als Jesus am Kreuz starb, waren seine vorletzten Worte: „Es ist vollbracht.“ Im Griechischen ist das ein einfaches Wort, das „vollbracht“, „vollendet“ oder „getan“ bedeutet. Man findet dieses Wort auch auf alten Urkunden, zum Beispiel bei bezahlten Rechnungen.
Am Kreuz zahlte Jesus Christus als Gottes Opferlamm mit seinem teuren Blut für alle unsere Sünden. Er räumte alles aus dem Weg, was uns an einer Beziehung mit Gott hindert. Das war notwendig, denn ein heiliger und rechtschaffener Gott kann sich nicht ewig mit Menschen verbinden, die nicht eingesehen haben, dass Sünde schlecht ist.
Stell dir vor, du kommst in den Himmel, und da oben ist jeder da. Du musst aufpassen, wo du deine goldene Krone hinlegst, vielleicht wird sie gestohlen. Die Menschen, die im Himmel sein werden, sind solche, die erkannt haben: Sünde, so will ich nicht leben. Sie sagen: „Mir ist es lieber, zu Gott zu kommen und eine Beziehung mit ihm zu haben. Ich möchte die Freude genießen, die eine persönliche Beziehung mit ihm bringt.“
Wir haben in den vorigen Abenden darüber gesprochen, wie Gott uns Dinge wie Sex, Liebe, Speisen und Trank gegeben hat – für unsere Freude. Wein war seine Idee. Jesus war auf einer Hochzeit, und Hochzeiten dauerten damals tagelang. Als der Wein ausging, ließen die Leute etwa sechshundert Liter Wasser schöpfen, und Jesus verwandelte es in sechshundert Liter erlesenen Wein für das Brautpaar.
Das ist ein tolles Hochzeitsgeschenk, oder? Kannst du dir vorstellen, wie viel Geld das war? Ein so erlesener Wein, dass der Speisemeister sagte: „Sachsenbräutigam, du Dodel, du! Jetzt, wo die Leute beschwipst sind, bringst du das gute Zeug heraus. Das ist guter Wein.“
So ist Gott. Er möchte uns nichts vorenthalten. Er möchte, dass wir das Leben genießen – aber in Gemeinschaft mit ihm und im Rahmen seiner Prinzipien. Und das bietet er uns an. Einziges Hindernis ist unsere Einstellung zur Sünde und unsere Haltung zu Gott.
Der Weg zur Errettung: Glaube und Gnade
Was muss ich tun, um gerettet zu werden?
Diese Frage stellte ein Kerkermeister Paulus, nur wenige Stunden nachdem er mit einer Peitsche seinen Rücken gepeinigt hatte. Tief erschüttert von der Größe Gottes, die sich in einem Erdbeben offenbarte, flehte er Paulus an: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“
Paulus antwortete ganz einfach: Halte die zehn Gebote, gehe sonntags in die Kirche, beichte, lasse dich taufen, nimm die Kommunion – hat er das gesagt? Nein. Er sagte: Verlass dich auf den Herrn Jesus Christus, und du wirst errettet werden.
Wow, das ist einfach, oder? Warum sagte Paulus das? Hatte er nicht Angst, dass der Kerkermeister nun denkt: „Ich bin jetzt gerettet, also kann ich leben, wie ich will?“ Warum hat Paulus nicht gesagt: „Ja, aber die zehn Gebote, Kirchenbesuch und so weiter sind wichtig“? Weil sonst Paulus selbst der Heiland wäre. Jesus ist der Heiland. Am Kreuz rief Jesus: „Es ist vollbracht.“ Muss ich das Heil jetzt noch einmal bezahlen? Das kann ich nicht.
Einmal war ich in einem Wirtshaus in Lofa. Wir wollten für unser Essen bezahlen. Ich musste schnell weg, wo der Kaiser auch zu Fuß gegangen war. Als ich zurückkam, waren meine Freunde schon draußen vor der Tür. Ich fand den Ober und bezahlte für mein Essen. Draußen sagte Siegfried: „Wir warten schon auf dich, wir müssen los.“ Ich antwortete: „Ja, ich musste zahlen, entschuldige.“ Er erwiderte: „Du musst nicht zahlen, ich habe für dich bezahlt.“
Daraufhin führte ich ein kleines Gespräch mit dem Ober: „Wie würdest du dich fühlen, wenn du zweimal zahlen müsstest?“ Jesus hat bezahlt. Du kannst dein Heil nicht selbst bezahlen. Du musst dich auf ihn verlassen, dass er, der Retter, dich heil macht und rettet.
Ich habe ein paar Bibelverse dazu aufgeschrieben, vielleicht schauen wir sie uns an. Wie erhält man Errettung und Vergebung von Gott?
Römer 2,8-10 sagt: „Denn aus Gnade seid ihr errettet.“ Gnade braucht eine Erklärung. Gnade bedeutet unverdiente Gunst. Per Definition kann man Gnade nicht verdienen. Ein Mensch wird begnadigt, obwohl er das Gegenteil durch seine Untat verdient hat. Gnade ist die Urquelle der Errettung – Gottes Liebe, Rettungsliebe für uns, seine Gnade. Gott ergriff die Initiative: „Aus Gnade seid ihr errettet.“
Der nächste Satzteil sagt: „Mittels des Glaubens.“ Wir empfangen die Gnade Gottes durch den Glauben. Glaube ist nichts anderes als die leere Hand, die wir Gott entgegenstrecken, um seine Rettung anzunehmen. Die Bibel benutzt den Begriff Glauben oft synonym mit dem Annehmen von Jesus als Heiland. „Aus Gnade seid ihr errettet, wie mittels des Glaubens.“
Passt auf: Glauben ist nicht das gleiche wie „Ich glaube, es wird regnen“ oder „Ich weiß es nicht“. In der Zürcher Zeitung stand eine Anzeige: „Beschaffen Sie sich den Vorteil, weniger glauben und mehr wissen zu können.“ Wissen, nicht wissen oder unsicher sein, ist Glauben oder eine extreme Form davon. Glauben kann auch heißen: „Obwohl ich weiß, es ist nicht so, glaube ich es trotzdem.“ Das ist hier nicht gemeint.
Glauben ist Vertrauen. Glauben ist das Vertrauen, das meine Frau mir schenkt in unserer Beziehung. Ich glaube wirklich nicht, dass sie mich betrügt, wenn ich für eine Woche in einem anderen Land bin. Es ist ein Vertrauen, das aus Erfahrung erwächst. Unsere Tochter Sarah ist so ein Gläubiger. Es ist ganz interessant: Wir waren einmal spazieren. Sie ging auf eine Böschung neben dem Bach, die über zwei Meter hoch war. Plötzlich sagte sie: „Papa!“ und sprang in meine Arme. Sie hat an mich geglaubt. Ich selbst hatte nicht an mich geglaubt. Ich war sehr erstaunt, dass ich sie auffangen konnte, bevor sie auf den Asphalt fiel. Ihre Erfahrung mit mir ließ sie sich mir anvertrauen.
So werden wir errettet, wenn wir überzeugt sind, dass das Werk Christi am Kreuz ausreichend war. Wenn wir überzeugt sind, dass Christus, der uns verspricht: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben“, die Wahrheit sagt. Dann wird man gerettet.
„Denn aus Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; nicht aus euch, denn das ist Gottes Gabe.“ Du kannst Errettung und Vergebung nicht selbst produzieren. Gottes Gabe ist es. Was muss man tun, um eine Gabe zu erhalten? Man muss sie annehmen.
Das ist manchmal schwierig in Mitteleuropa. Früher hatten wir Nachbarn, die jedes Jahr nach Griechenland in Urlaub fuhren. Meine Frau backte ihnen Kekse. Die Tochter kam zurück und brachte eine große Schokoladentafel mit. Es war ein Tauschgeschäft. Im nächsten Jahr backte meine Frau wieder Kekse, die Tochter kam zurück und brachte 50 Schilling mit, weil sie keine Schokolade gefunden hatten. Sie ließen sich nichts schenken. Manche Menschen sind so mit Gott. Sie lassen sich nicht beschenken und werden deshalb auch nicht in den Himmel kommen. Ewiges Leben, eine Beziehung mit Gott, ist ein Geschenk, das man im Glauben annehmen darf. Es ist nicht aus Werken.
Ich denke an einen Missionar in Indien, der versuchte, unter Perltauchern an der Küste zu arbeiten. Er lernte einen alten Perlentaucher kennen, einen sehr großen Mann. Der Mann sagte immer wieder: „Das klingt gut, aber ich muss mich anstrengen. Ich muss fasten, gute Werke tun, meine Seele waschen, zum Ganges gehen, um mich zu reinigen.“ Er konnte nicht einfach durch Glauben an Jesus Christus gerettet werden.
Der Missionar versuchte ihm immer wieder einzureden, dass Errettung eine Gabe von Gott ist, die man im Glauben empfängt. Dann starb der Sohn des Perlentauchers. Er hatte eine wunderschöne Perle gefunden, war aber beim Versuch, sie an die Oberfläche zu bringen, im Boot ums Leben gekommen.
Der alte Mann wollte zum Ganges gehen, sich waschen und dort sterben. Er verabschiedete sich vom Missionar und gab ihm die Perle, weil er ihn als seinen besten Freund betrachtete. Der Missionar sagte: „Ich nehme sie nicht an, ich gebe dir hundert Dollar dafür.“ Der Mann antwortete: „Ich nehme kein Geld. Mein Sohn hat für die Perle mit seinem Leben bezahlt.“ Der Missionar bot 150 Dollar, dann 200, schließlich 1000 Dollar an. Der Mann wurde wütend: „Mein Sohn hat mit seinem Leben bezahlt, und du willst dich kaufen? Das geht nicht!“
Der Missionar lächelte und sagte: „Verstehst du nicht? Gott gab seinen einzigartigen Sohn am Kreuz für dich. Meinst du, du kannst durch Fasten, Beten und religiöse Übungen das Heil von Gott erkaufen? Es ist nicht so billig, dass du das könntest.“
Errettung ist nicht aus Werken, sondern ein Geschenk, damit niemand sich rühme. Wenn ich das Heil aus eigener Kraft verdienen könnte, könnte ich mich danach rühmen und sagen: „Ah ja, Jesus, das ist toll, wir haben es geschafft. Du bist für mich gestorben, und ich war ein braver Kerl.“ Solchen Lärm wird Gott nie hören.
Wir sind nicht aus Werken gerettet. Das heißt nicht, dass Werke unwichtig sind. Beachte Vers 10: „Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“
Das ist wunderbar. Wir sind nicht aus Werken gerettet, sondern zu Werken. Das ist sehr wichtig im christlichen Leben.
Wenn wir durch religiöse Leistungen, gute Werke, gehorsame Zehn Gebote, Kirchenbesuch und so weiter gerettet wären, dann wäre Rettung eine Leistung, die wir erbringen. Wir hätten immer Angst, wenn wir die Leistung nicht richtig bringen, wären wir nicht gerettet. Wir könnten nicht sicher sein, ob wir von Gott angenommen sind, und würden zu Sklaven.
Viele religiöse Menschen in diesem Land dienen Gott aus Angst und sind Sklaven ihrer Kirche oder ihrer Vorstellung von Gott. Sie meinen, wenn sie gut genug sind und den Prinzipien und Riten entsprechen, werden sie vielleicht gerettet.
Es ist umgekehrt: Wenn ein Mensch einsieht, dass er gegen Gott gesündigt hat, Vergebung braucht und Jesus das Notwendige zur Vergebung getan hat, und wenn wir nur seinem Wort glauben und ihm vertrauen, werden wir gerettet.
Den Rest unseres Lebens verbringen wir dann in Dankbarkeit und Liebe – nicht in Angst und Unsicherheit, sondern in Freude, weil wir wissen, dass Gott uns angenommen hat.
Ich habe erzählt, wie mein Sohn mit seinem kleinen Traktor unterwegs war. Die Räder quietschten, weil sie Öl oder Schmier brauchten. Ich rief aus dem Fenster: „Joshua!“ Er antwortete mit seinem herzlichen Pongauer Dialekt: „Was?“ Ich sagte: „Ich habe dich furchtbar lieb, du Kerl!“ Er antwortete: „Oh.“ Wieder quietschte der Traktor. Ich konnte nicht arbeiten im Büro. Ich rief: „Joshua!“ Er sagte: „Papa, ich habe dich furchtbar lieb.“ Kurz darauf sagte er: „Papa, wenn ich alt bin wie du, möchte ich genau wie du Gott gehorchen, Gott dienen und ein gläubiger Jäger sein.“
Seht ihr, die Geborgenheit einer Beziehung mit dem Vater – sei er jüdischer oder himmlischer Vater – ist die Voraussetzung für eine gesunde Beziehung zu Gott. Wir dienen Gott aus Dankbarkeit und Liebe, weil wir nicht aus Werken, sondern zu guten Werken gerettet sind.
Eine weitere Stelle macht das noch deutlicher:
Gott errettete uns nicht aus Werken, die wir in Gerechtigkeit vollbracht hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit. In Vers 7 heißt es: „Er hat uns durch Gnade gerechtfertigt.“
Ich bin sehr begeistert von Johannes 20. Ich möchte einen Vers vorlesen, der auf eurem Blatt steht:
„Als es nun Abend war, an jenem Tag, dem ersten der Woche, und die Türen, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus und stand in ihrer Mitte und sprach zu ihnen: ‚Friede euch!‘“
Der Herr Jesus am Tag seiner Auferstehung sagte: „Friede euch!“
Als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sprach wiederum zu ihnen: „Friede euch!“
Wie kann ich Frieden mit Gott haben? Heute Abend zeigt er uns seine Hände und seine durchbohrte Seite, sein vergossenes Blut für meine Sünde. Das ist das, was mich von Gott trennte – die Entfremdung zwischen mir und meinem Gott.
Er streckt die Hände entgegen, zeigt uns seine durchbohrte Seite und sagt: „Friede euch!“ Gott ist nicht unser Feind. Er hat das Nötigste getan, und jetzt sind wir an der Reihe.
Die Einladung zur Versöhnung mit Gott
Ich erinnere mich an eine Geschichte, eine wahre Begegnung, vermutlich aus den Zwanzigerjahren im Mittelwesten der USA. Es gab einen Hausbrand, und wie durch ein Wunder überlebte ein Kind im Obergeschoss. Die Leute versuchten verzweifelt, es herauszuholen, doch wegen der Flammen war das unmöglich. Dann kam ein fremder Mann, drängte sich durch die Menschenmenge, kletterte an einem Abwasserrohr bis ins Obergeschoss, wickelte den Jungen ein und trug ihn irgendwie hinunter. Danach verschwand er.
Man hielt eine Dorfversammlung ab. Der Arzt, der kinderlos mit seiner Frau war, sagte, er würde den Jungen gerne adoptieren. Der Automechaniker meinte, er brauche einen Lehrling und würde ihn adoptieren, damit der Junge sein Handwerk lernen könne. Es wurde diskutiert, als plötzlich die Tür hinten im Schulhaus aufging und der Fremde hereinkam. Seine Hände und sein Gesicht waren furchtbar verbrannt. Im Saal wurde es still. Er streckte dem Jungen seine verbrannten Hände entgegen, und der Junge lief in seine Arme. Der Fremde sagte, er wolle zu ihm gehen, und so adoptierte er ihn.
Ich glaube, das ist es, was wir in diesem Vers lesen. Unser Retter streckt uns die Hände entgegen und sagt: Komm! Gott ist gerecht. Er wird seine Gerechtigkeit und Heiligkeit nicht außer Kraft setzen, nur um dich zu lieben. Er liebt dich so sehr, dass er einen Weg erfunden hat, dich trotz deines Hasses und deiner Sünden zu retten. Gott selbst kam als Mensch auf unseren Planeten, starb stellvertretend für unsere Sünden und streckt uns jetzt seine Hände entgegen.
Ich möchte mit einem Bibelvers abschließen, der auf eurem Zettel steht. Paulus schreibt über sich, Timotheus und Silvanus, drei Mitarbeiter, die an die Korinther schrieben. Durch Christus hat Gott uns – Paulus, Timotheus, Silvanus und ich glaube auch Fred – sich selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben.
„Lass mich das erklären“, sagt Paulus. „Nämlich hier ist der Dienst der Versöhnung: Da Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnt hat, ohne ihnen ihre Übertretungen anzurechnen, hat er uns das Wort der Versöhnung anvertraut.“ Unsere Sünden trennten uns von Gott und trennen manche auch heute noch von ihm. Doch Gott war in Christus dabei, die Welt mit sich zu versöhnen, ohne ihnen ihre Übertretungen anzurechnen, als Christus für uns am Kreuz starb. Und uns hat er das Wort der Versöhnung anvertraut.
So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte: Wir bitten an Christi statt, lasst euch mit Gott versöhnen. Den, der die Sünde nicht kannte, hat Gott für uns zum Sündopfer gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit erlangen.
Und so stehe ich heute Abend hier, verhältnismäßig gut angezogen, mit frisch geputzten Zähnen und gekämmtem Haar, und gebe mein Bestes, um dir an Christi Statt zu sagen – genau wie Gott eines Tages plädierte, als er in Christus am Kreuz mit ausgestreckten Armen war: Komm, lasst euch versöhnen.
Ich glaube, dass der Geist Christi, dass Gott auch heute Abend durch mich plädiert. Ich bitte dich: Lass dich mit Gott versöhnen.
(2. Korinther 5,18-21)