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Führen wohin du nicht willst

07.05.1995Johannes 21,18-19

Ich möchte Sie alle grüßen und freue mich, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben, an diesem Tag des Herrn den Herrn zu preisen. Es ist so schön, dass unsere Kinder beginnen, den Refrain einzustimmen. Er heißt: "Freude steckt an, Freude tut gut, Freude an Gott gibt jeden Tag neuen Mut. Freude steckt an, Freude tut gut, Freude bekommt, wer Gottes Willen tut." Hören Sie einfach ein paarmal zu. Wir singen ihn ein paarmal, und dann können Sie mit einstimmen.

Das mit der Freude gehört zum heutigen Sonntag Jubilate. Ich grüße Sie mit dem Wort: "Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden."

Nachdem wir letzten Sonntag eine Welturaufführung hatten, singen wir diesmal wieder eines der Lieder, die wir schon kennen, wie das erste oder das zweite. Das erste war ein zum ersten Mal gesungenes Lied, worüber wir uns freuen. Aber jetzt singen wir ein bekanntes Lied: "Lobe den Herrn, alle, die ihn ehren", Nr. 347, die Verse eins bis drei und dann sechs bis acht.

Wir haben Grund zum Danken. Wir wollen beten: Lieber Herr, wir haben deine Güte auch in den letzten Tagen wieder so überwältigend erfahren, auch in den ganz alltäglichen Dingen dieser Welt. Wir wollen dich preisen für die Schönheit der Frühlingsblüte, für den Sonnenschein und dafür, dass du uns das Leben schenkst und den Frieden in unserem Land erhalten hast.

Gerade in diesen Tagen können wir nur dir danken, dass du uns Frieden und Freiheit gibst, auch zur Entfaltung unserer ganzen Gaben.

Lobpreis und Dankbarkeit für Gottes Führung

Aber es ist uns jetzt wichtig, dass wir dir zur Ehre leben, dass du zu uns reden kannst und dass unser Leben nicht nutzlos vergeudet wird, sondern ein Lobpreis für dich wird.

Da öffne uns die Ohren, damit wir auf dein Wort hören können. Was uns betrügt, das dürfen wir dir jetzt in der Stille sagen.

Ich traue dir und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht. Amen.

Wir wollen nun gemeinsam den 23. Psalm beten. Ich habe mir überlegt, was heute passend zum Thema "Führen, wohin du nicht willst" wäre. Dabei kam ich auf das Naheliegendste: Wie Gottes Führung in unserem Leben abläuft.

 Psalm 23: Viele werden ihn auch auswendig können.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.
Er erquickt meine Seele, er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.
Dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen.

Nun singen wir das schöne Lied „Wie lieblich ist doch mein...“ (Nr. 370). Wir singen die Verse 1 bis 4, das sind alle, und es passt so schön in den Frühling hinein.

Begegnung mit dem auferstandenen Jesus und die Nachfolge Petrus

 Johannes 21 – Der auferstandene Jesus begegnet Petrus

Vor 14 Tagen hatten wir den Abschnitt behandelt, in dem es um die Bewältigung der Schuld geht. Dabei wurde deutlich, wie zart, feinfühlig und würdevoll Jesus auf Petrus zugeht. Jesus wirkt ganz natürlich und lädt zum Essen ein.

Am letzten Sonntag haben wir darüber gesprochen, worauf es im Verhältnis zu Jesus ankommt: die Frage „Hast du mich lieb?“ – das Liebesverhältnis zu Jesus.

Nun betrachten wir die Verse 18 bis 22. Wieder hören wir eines dieser besonderen Worte, die Jesus durch das „Amen, Amen“ besonders hervorhebt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir zu, Petrus: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.“

Mit diesen Worten zeigt Jesus an, wie Petrus Gott preisen wird – nämlich durch seinen Tod. Nachdem Jesus das gesagt hatte, spricht er zu Petrus: „Folge mir nach.“

Diesen Ruf hat Petrus dreimal gehört. Für Christen ist das ein bedeutendes Wort, das man nicht oft genug hören kann. Es ist die Orientierung und Zielbestimmung des Lebens: „Folge mir nach.“

Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus lieb hatte. Dieser Jünger war auch beim Abendessen an Jesu Brust gelegen und hatte gefragt: „Herr, wer ist der, der dich verrät?“

Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: „Herr, was wird aber mit diesem?“

Jesus antwortete ihm: „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach.“

Herausforderung des Glaubens jenseits menschlicher Schwächen

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass viele Menschen Schwierigkeiten mit dem Erscheinungsbild der Kirchen haben – sei es bei Gesprächen oder beim Zeitungslesen, wenn man genau hinschaut. Dann sagen sie: „Wenn Christen so sind, will ich nichts damit zu tun haben. Ich kann nicht glauben oder ich möchte kein Christ sein.“

Ich möchte Sie heute bitten, sich nicht vom Zerrbild und den Fehlern menschlicher Organisationsformen abhalten zu lassen. Auch Jesus hat damals die Versammlung der Frommen heftig kritisiert. Es geht heute Morgen – und im ganzen Evangelium – immer nur um eine Begegnung mit Jesus. Daraus entsteht Glauben.

Jeder Mensch wird von Jesus gerufen und angesprochen. Alles andere steht nicht im Blickfeld. Welche Veränderung hat das Leben des Petrus bewirkt? Welche Veränderung hat das Leben der anderen Menschen erfahren? Ich kann Ihnen heute Morgen nur ganz schwach andeuten, dass, wenn Sie die größten Energiekräfte dieser Welt nehmen – etwa die gewaltigen Naturgewalten, die Strahlkraft der Sonne oder die Kräfte, die die Planeten auf ihren Bahnen halten –, all das ist schwach im Vergleich zu der Kraft, die Jesus in Ihrem Leben wirken lassen will.

Es ist die Kraft der Auferstehung, die einst Jesus aus dem Grab geholt hat. Sie ist die mächtigste Kraft in dieser Welt. Neulich habe ich irgendwo einen Satz aufgeschnappt – ich weiß gar nicht mehr, wo genau, vielleicht im Radio –, der lautete: „Die Menschen heute warten darauf, dass die Christen ihnen einen neuen Horizont der Hoffnung bieten können.“ Da ist er doch! Es gibt eine Kraft, die größer und gewaltiger ist, als alle Menschen sich je vorstellen können: Jesus, der als auferstandener Herr in das Leben der Menschen hineingreift.

Und was hat er aus Persönlichkeiten gemacht? Wie hat er sie geprägt und gestaltet? Wie hat Jesus Unmögliches in Gang gesetzt? Plötzlich entsteht Hoffnung und Zuversicht. Plötzlich geschieht etwas, das hier erzählt wird: Der auferstandene Jesus führt nach der Auferstehung Gespräche mit seinen Jüngern. Und sie entdecken: „Da, dem müssen wir vertrauen.“ Und wenn wir ihm vertrauen, dann haben wir Anteil an seiner Siegeskraft.

Selbstvertrauen durch die Kraft Jesu

Für uns heute spielt das Selbstvertrauen eine ganz große Rolle. Wir brauchen Selbstvertrauen und wollen unseren Kindern Mut machen, damit auch sie Selbstvertrauen haben. Dieses Selbstvertrauen zeigt sich hier ganz deutlich. Petrus hatte es in einer außergewöhnlichen Form. Er war ein kühner, unerschrockener und mutiger Mann, der vor keinem Einsatz zurückschreckte.

Er betrachtete alles andere als lächerlich. Vor der gewaltigen Kraft Jesu ist jemand in Christus eine neue Schöpfung. Sind sie in dieser Lebensverbindung mit Jesus Christus, dann sind sie an einem Ort, an dem er mit seiner Kraft in ihnen wirken kann.

Jetzt möchte ich es noch einmal betonen: Darum ist es so schön. Heute Morgen sagte jemand zu mir, ihm gefalle es so sehr in unserem Gottesdienst, dass offen über Schwächen gesprochen wird. Genau deshalb können wir unbekümmert über unsere Schwächen reden. Nicht, weil wir sie nicht hassen oder es uns nicht leid tut, dass wir so oft versagen und es weh tut. Aber auch damals haben die Jünger Jesu offen von ihrem Versagen erzählt.

Sie waren so begeistert, hingerissen und fasziniert von der neuen Kraft Jesu, der sie vertrauten und deren Kraft sie erlebt hatten. Dann zogen sie hinaus in die Welt. Und was durften sie bewirken? Das Evangelium ist die einzige neue Kraft in dieser Welt, die wirklich etwas verändern und bewirken kann.

Wo sind Menschen, die Jesus vertrauen, die das erleben und entdecken? Gerade Petrus war eine solche Gestalt. Er war ein einfacher Fischer, der plötzlich zum Schifforganisator der Urchristlichen Gemeinde wurde. Ein Mann, dem man als Leiter grenzenlos vertraute, der anerkannt war und ein Evangelist mit besonderen Gaben. An einem Tag durfte er Tausende zum Glauben führen.

Warum? Dieser schwache Versager war es, weil Jesus, der Auferstandene, in seinem Leben wirksam war. Jesus muss in unserem Leben Raum gewinnen. Er will bei uns Eingang finden und uns zu Persönlichkeiten machen.

Drei Aspekte der Lebensveränderung durch Jesus

Was bedeutet es, dass Jesus Christus in uns wohnt, dass wir ihm vertrauen, dass er unser Herr ist und dass wir ihm gehören?

Im Folgenden möchte ich an drei Punkten aufzeigen, wie sich das ganz konkret auswirkt.

Nie mehr allein

Das erste „Nie mehr allein, nie mehr allein“ – das sagt Jesus im Vers 18 zu Petrus. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Du hast dein Leben selbst in die Hand genommen.

Übrigens ist das keine Frage des Alters. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass ältere Menschen oft noch sturer sind als junge. Ich kenne Menschen, die in den letzten Jahren ihres Lebens mit großer Ruhe sagen: „Ich möchte mein Leben selbst meistern. Ich brauche keinen Heiland, dem ich mich anvertrauen und von dem ich mich führen lassen muss. Ich kann alles allein.“ Und sie handeln so, als wüssten sie genau, wie es richtig ist.

Das war der Weg des Petrus. Jesus sagt aber, wenn er ins Leben der Glaubenden tritt, wird an dieser Stelle etwas verändert: Nie mehr allein. Das ist das Bezeichnende. Petrus wird zu einem Felsen, an dem Wellen und Sturm sich brechen können. Er wird so fest, wenn der Moment kommt, in dem ich nicht mehr selbst mein Leben führen will, sondern ganz allein gehorsam auf Jesus vertraue. Ich erkenne seine Autorität in meinem Leben an.

„Sei Jesus, du sollst mein Chef sein. Ich möchte in großen und kleinen Dingen bedingungslos dir vertrauen und dir gehorsam sein.“ Für manche ist das schwierig. Sie fragen: Wie ist das mit der Bekehrung? Muss es ein bestimmtes Datum sein, das man nennen kann?

Verfolgen wir das bei Petrus. Bei ihm war es ein klares Datum, obwohl das bei jedem anders sein kann. Doch irgendwann muss man sich entscheiden: Will ich mein Leben selbst führen oder ein gehorsamer Jünger Jesu sein, der ihm nachfolgt?

Bei Petrus war das ein entscheidender Punkt, als er sich vor Jesus auf den Boden warf und sagte: „Herr, gehe vor mir hinaus.“ Jesus erwiderte: „Nein, komm, ich möchte dich zu einem Menschenfischer machen.“ Petrus folgt Jesus nach.

Auch in der Nachfolge gibt es viele Gefährdungen und Versuchungen. Petrus plant immer wieder ohne Jesus und an ihm vorbei. Was ist das? Ein rührender Eifer, muss man sagen. Man gewinnt Petrus, und man sieht sich in diesem Spiegelbild immer wieder selbst.

Ein Mann, der für Jesus Großes schaffen will, der vorwärtsstürzt und hineinschlägt und sagt: „Herr, du kannst dich auf mich verlassen.“ Er will Jesus sogar bevormunden: „Herr, das darf dir doch nicht passieren, dass du sterben musst. Ich werde vor dich treten und dich verteidigen.“

Wie lange hat er gebraucht, bis er merkte, dass er in jedem Augenblick von der Stärke, Güte und Gnade seines Herrn lebt? Das ist die Hauptnot der Christen, die ihren Weg gehen. Die Hauptnot von Gemeinden und Kirchen. Wir hängen allein von Jesus ab, nicht von uns selbst. Er ist der Entscheidende, der uns führt. Und ich möchte mich ganz ihm anvertrauen und ihm gehorchen.

Petrus sprüht vor Aktivität und Vitalität. Er ist begeistert, was er alles machen kann. Doch das ist nichts, nutzlos. Das muss uns zum Nachdenken bringen. Die Fülle der Aufgaben, die wir haben, ist gar nicht das, was Jesus will. Er sagt: „Komm, ich bin in deinem Leben da.“

Wir hatten gestern die Trauung von Tobias Ehret, der aus unserer Gemeinde stammt und Vikar ist. Es war schön, in der Trauung nochmal zu hören, dass das, was wir vollbringen, eine Frucht sein soll. Nicht das, was wir machen, sondern das wächst aus der Gemeinschaft mit Jesus heraus – aus Glauben und Liebe. Das ist es, was Bestand hat und unser Leben groß macht.

Sind wir überhaupt bereit, darauf zu achten? Lass dich vom Herrn führen! Da steht ein Wort: „Du wandeltest, wohin du wolltest.“ Da denke ich immer an den Hans Dampf in allen Gassen. Du warst immer vorne dran, keine Feier ohne dich.

Vielleicht wirst du mal klug und weise und merkst, dass nicht das Viele das Wichtigste ist. Nicht das Klagen über Überarbeitung, sondern nur das eine, was heute Not tut.

Ich möchte das all denen sagen, die sagen: „Ich habe nicht mehr meine Jugendkraft, ich bin angeschlagen in meiner Gesundheit.“ Jetzt kann die fruchtbare Zeit deines Lebens beginnen. Je mehr du dich an Jesus klammerst und sagst: „Du musst mich führen, auch dorthin, wo ich nicht hinwill, um keinen Preis der Welt“, desto mehr wird das wahr.

In meinem Glaubensleben kenne ich das Pendel zwischen zwei Extremen. Auf der einen Seite ungeheure Vitalität: „Jetzt müssen wir alles machen.“ Wenn wir dann merken, dass wir nicht weiterkommen und gegen Betonsäulen stoßen, ziehen wir den Kopf ein und sagen: „Es hat alles keinen Wert mehr.“ Dann fallen wir in die Depression.

Wir sind losgerannt in eigener Feuerkraft, und jetzt fallen wir in die Tiefen. „Es hat alles keinen Wert, wir bringen nichts fertig.“ Bis wir endlich zur Besinnung kommen und sagen: „Jetzt wäre doch das eine nötig: dass ich ganz schlicht auf Jesus traue, ihm folge und gehorsam bin. Was kann er jetzt aus mir machen?“

Ein anderer wird dich binden, gürten und führen, auch dorthin, wo du nicht hinwillst. Darum sind die Augenblicke, in denen du wie vor den Kopf gestoßen bist, ganz heilsame Momente. Jesus will dir neu zeigen: „Ich will dich führen. Ich will aus deinem Leben etwas Neues machen.“

Also: Nie mehr allein, nie mehr allein. Vertraue auf Jesus! Ohne ihn bist du nichts, nur mit ihm bist du etwas, wenn er dir vorangeht. Nie mehr nach dem eigenen Kopf – das ist jetzt das Nächste.

Nie mehr nach dem eigenen Kopf

Nie mehr nach dem eigenen Kopf handeln. Ich habe nichts gegen unser Denken, und wir freuen uns darüber und benutzen es ja auch gerne – wir sind schließlich alle kluge Leute. Doch unser Verstand hat große Schwierigkeiten, die Pläne Gottes zu ergründen. Das ist die Herausforderung.

Deshalb sagt Jesus: Nie sollst du nach deinem eigenen Kopf gehen, sondern dorthin, wo du nicht willst, will ich dich führen. Das Thema der Führung interessiert alle Christen brennend. Man muss sich gründlich damit beschäftigen: Wie führt uns Gott?

Da sagt jemand: „Wenn ich es nur genau wüsste – soll ich jetzt ins Altenheim, soll ich in meiner Wohnung bleiben, soll ich diesen heiraten oder einen anderen? Wenn mir Gott nur ein ganz klares Zeichen geben würde.“ Manche zerbrechen sich den Kopf: „Soll ich in meinem Beruf bleiben oder in die Mission gehen?“ Und dann heißt es oft: „Da gibt es eben keine klare Führung.“

Woran erkennt man das? Das ist richtig. Es gibt auch eine innere Führung. Ich erlebe oft, dass man plötzlich den Eindruck hat, man sollte da anrufen. Später merkt man: Das war Gott gegeben, eine innere Eingebung. Das macht Gott. Nur ist das riskant.

Warum ist es riskant? Weil sich das leicht mit unseren eigenen Wünschen und natürlichen Gefühlen verwechseln kann. Es ist schwer zu unterscheiden, was Eingaben Gottes sind und was unser Fleisch einfach nur etwas wünscht. Kennen Sie das auch? Da gerät man plötzlich in Probleme, und manche sagen: „Da hat Gott mich so geführt“, während man denkt: „Oh, das kam doch von deinem schlechten Herzen und nicht von Gott.“

Deshalb ist ein Kennzeichen der Führung: Wenn Gott uns Wege zeigt, die uns nicht passen, und wir dennoch den Eindruck haben, dass es von Gott kommt, dann ist es wirklich von Gott. Es geht ja nicht nach unserem Gefühl. So wie bei Petrus – das ist von Gott.

Jetzt müssen wir lernen, gerade auch Leiden, unbequeme Dinge, Misserfolge oder Pannen in unserem Leben zu akzeptieren und zu sagen: „Du, da hat uns der Herr geführt.“ Man kann sie ertragen, so wie wir es oft tun – zuerst vielleicht zähneknirschend und murrend: „Warum legst du mir das auf?“ Und dann geschieht das größte aller Wunder: Man kann sagen: „Herr, es sind Wege, die du mich führst, gerade die schweren und unbequemen Dinge.“

Ich habe heute darauf verzichtet, doch ich habe mir extra noch ein paar Geschichten angelesen. Da, wo man manchmal gar nicht mehr darüber reden kann – Menschen in der größten Not, die eine Mutter oder ein Kind verlieren – und trotzdem sagen: „Das ist von Gott. Ungeachtet dessen führt Gott mich diesen Weg, und jetzt darf ich seine Herrlichkeit sehen.“ Und das möchte er wunderbar an mir verherrlichen. Es sind seine Wege.

Ich will das nicht bloß ertragen und leiden dulden, sondern ich möchte erkennen, wie er mich auf diesem Weg segnet. Helmut Goldwitz hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Führen wohin du nicht willst“. Darin erzählt er von seinen grausamen Erlebnissen in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Viele von Ihnen haben dieses Büchlein sicher gelesen.

Er schreibt darin auch, dass er nie in seinem Leben so häufig, gerade in den dunklen Augenblicken, den Eindruck hatte: So ist mir Gott noch nie begegnet wie dort in diesen Tiefen. Darum führt uns der Herr diesen Weg.

Ich finde es ganz entscheidend wichtig, dass ausgerechnet im Johannesevangelium nach der Auferstehung Jesu steht, dass er seinen Lieblingsjünger führt – wohin du nicht willst. Denn Petrus, der andere Lieblingsjünger – Jesus hat ja keine Lieblinge, sondern einen seiner wichtigsten Vertrauensleute – wird so geführt, dass sie keine Wunder erleben, sondern durch Not und Leiden.

Er soll mit seinem Leben einen Lobpreis darstellen, einen Choral auf zwei Füßen, wie ich früher einmal gesagt habe. Ich würde Gott viel lieber mit Zimbeln und Orgelklang preisen – so wäre es uns allen lieber. Aber Gott sagt: Warte mal, ich möchte das in dein Alltagsleben hineinbringen. Darum führe ich dich so schwierig.

Ich hoffe, dass jetzt in diesem Gottesdienst bei Ihnen ein Aha-Erlebnis stattfindet: „Jetzt begreife ich, warum sich diese Dinge bei mir nicht gelöst haben, warum es eine Wunde ohne Ende gibt.“ Weil Gott sich gerade darin vor Ihnen verherrlichen will.

Ich will dich führen. Es sind nicht böse Umstände, sondern ich führe dich auch durch diese schwierige Zeit, damit du mich loben und preisen kannst – auch unter Tränen, auch unter Schmerzen.

Blumhardt hat einmal gesagt: Wir würden unseren Kindern das Lied beibringen „Ich bin ein Schäflein Jesu“, aber wir würden ihnen nicht sagen, dass man Wolle lassen müsse für den Heiland. Aber wollen wir heute begreifen: Der Herr ist nicht bloß da, um uns zu beschenken, sondern er will auch etwas von uns.

Das Lob soll aus unserem Munde kommen – gerade dort, wo er uns auch schwere Wege führt.

Persönliche Umkehr als Weg der Führung

Jetzt möchte ich doch noch ein Erlebnis erzählen. Sie können ja selbst einmal in den Biografien nachdenken, die Sie kennen, von einem jungen Mann in den USA. Dieser junge Mann bekam die Verantwortung für ein Heim elternloser Kinder.

Wie es dort oft so ist, bekam er in diesem Amt Schwierigkeiten mit dem Verwaltungsrat. Es ging um ganz ärgerliche Dinge, insbesondere um die finanziellen Mittel, die nötig waren für den Unterhalt des Hauses und die Versorgung mit Lebensmitteln. Der Vorstand kürzte die Mittel. Er regte sich furchtbar auf und sagte, diese Querköpfe, diese verkeilten Leute. Er ärgerte sich so sehr, dass er kündigte.

In seiner Bitterkeit wurde er seelisch krank. Er ging nach England und saß in einer stillen Stunde in einer Kapelle vor dem Kreuz Jesu. Plötzlich begriff er: Dieses Kreuz Jesu zeigt mir die Liebe Gottes in meinem Leben. Ich muss mich ändern, nicht die verkeilten Querköpfe in unserem Vorstand. Ich muss mich ändern.

Es war Frank Buchmann, der Mann, der unendlich vielen Menschen in allen Nationen und Völkern zur Versöhnung und zu einem Neuanfang ihres Lebens in der moralischen Aufrichtung geholfen hat. Es ist nicht gewaltig, wenn ein Mensch plötzlich merkt: Ich bin da falsch. Vielmehr muss ich merken, dass das ein Weg Gottes mit mir ist. Dass ich in der Erziehung Gottes bin und dass Gott mich segnen will.

Das war auf einmal so befreiend. Er sagte es allen, die in diesen Spannungen, auch in den großen politischen Auseinandersetzungen unserer Welt, oft in Bitterkeit, Frustration und Hass bleiben, dass Gott neu macht – nicht nach deinem Kopf, sondern nach den Wegen Gottes geht es.

Einzigartigkeit des individuellen Weges

Und nie mehr mit anderen vergleichen – das ist das Dritte: nie mehr allein, nie mehr nach deinem eigenen Kopf leben, nie mehr mit anderen vergleichen. Kaum hat Jesus das zu Petrus gesagt, fragt dieser: „Aber was ist dann mit Johannes?“ Johannes schreibt das ja immer, weil er das Evangelium in dieser schönen Chiffre verfasst, als der Jünger, den Jesus lieb hatte.

Wenn das schon beim Petrus so war, wie viel mehr gilt das dann für uns? Bei mir ist es so, und bei Ihnen wahrscheinlich nicht anders, dass Sie sich fragen: Warum müssen andere nicht leiden? Warum geht es dem neben mir so gut, und ich habe es so schwer? Wir vergleichen uns ständig und halten Gott das vor. Wir neiden den anderen.

Und wie hart ist die Seelsorge Jesu! Das finden Sie kaum an anderer Stelle im Evangelium so deutlich wie hier. „Was geht das dich an?“ Lassen Sie sich von Jesus zurechtweisen! Wie oft ist es eine Not, dass man bitter wird und Gott vorhält, warum er einen so schwere Wege führen lässt. Aber Jesus sagt: „Was geht das dich an?“

Ein anderes Mal hat Jesus zu Petrus gesagt: „Weg, Satan!“ Er meinte damit, dass Petrus immer wieder dachte, er könnte den Herrn belehren und beraten. Das braucht Jesus nicht. Er will nicht, dass wir ihm dazwischenfunken. „Lass das! Meine Wege sind grundverschieden.“ Du brauchst dich nicht mit anderen zu vergleichen. Du brauchst auch niemandem nachzueifern und musst nicht in die Fußstapfen eines anderen treten.

Jesus hat mit jedem Menschen eine eigene Lebensführung. Er verteilt die Gaben verschieden. Es ist der größte Irrtum unserer Zeit zu denken, alle Menschen seien gleich. Die Menschen sind grundverschieden, sie haben nur gleiche Rechte. Das gilt in unserer Gesellschaft, aber von Gott sind wir grundverschieden ausgestattet: mit Gaben, Fähigkeiten, Gesundheit und Lebensweise – alles ist verschieden.

Da brauchen Sie sich nicht aufzulehnen oder zu hadern, auch wenn Sie sagen: „Ich trage eine tödliche Krankheit in mir.“ Der Herr will Großes durch Sie tun. Was geht es dich an, dich mit anderen zu vergleichen? Und was hat dieser Petrus in den wenigen Jahren, die der Herr noch für ihn vorgesehen hatte, werden dürfen? Was für ein Märtyrer wurde er, was hat er in Rom gewirkt?

Man müsste jetzt miteinander die beiden Petrusbriefe lesen und sehen, wie er anderen deutlich machen konnte: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein Volk zum Eigentum, das die großen Wundertaten Gottes verkündigen soll, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ Da war er so erfüllt: „Jesus ist die Kraft meines Lebens. Von ihm her kann ich neu denken. Das gibt meinem Leben Strahlkraft und Weite.“

Auch wenn ich nur noch Stunden auf Erden zähle, ist es nicht wichtig, solange ich mit Jesus verbunden bin und er mein Leben gebrauchen kann. Jesus hat auch nie versucht, Petrus mit einem Trostwort zu beruhigen, etwa so: „Armer, armer Petrus, du musst zwar als Märtyrer sterben, aber es kann auch ganz schön sein.“ Solche Trostworte, die wir manchmal meinen, sind oft klebrig und dumm und helfen nicht wirklich.

Jeder Weg mit dem Herrn ist ein großer Weg, ein Segensweg. Einmal haben die Jünger gesagt: „Herr, was kriegen wir eigentlich dafür? Hoffentlich stimmt am Ende der Lohn.“ Und Jesus hat gesagt: „Der wird überwältigend sein, wenn ich einmal vor meinem Angesicht stehe, ihn sehen darf und bei ihm bin, und mich nichts mehr von ihm trennen kann.“

Darum ist kein Weg ein Opfer, auch nicht der Weg des Petrus, sondern ein Weg, auf dem man überwältigend die Kraft und die Macht Jesu erlebt. Und dazu ruft er uns: „Folge mir nach!“ Amen.

Abschluss mit Lobpreis und Fürbitte

Einer ist, an dem wir hängen 221

Das ist auch ein schönes Bild für den Glauben: sich so an Jesus Christus hinzuhängen. Wir singen die ersten beiden Verse und dann den fünften, den letzten Vers 221.

Wir wollen beten:

Lieber Herr, du rührst auch bei uns an diese Wunden, wo wir vor dir versagt haben, wo wir immer wieder in die alten Fehler zurückgefallen sind und wo wir übel getan haben, wo wir gesündigt haben gegen dein Wort. Herr, verzeih uns unsere Selbstgefälligkeit, unsere Einbildung, unseren Hochmut und unseren Stolz, aber auch die Gefühle des Selbstmitleids, der Bitterkeit und des Hasses.

Du rührst immer wieder an die Wunden, weil du uns beschenken willst. Du willst in unserer Schwachheit mächtig wirken. Und du willst uns zu Persönlichkeiten machen, die das Salz der Erde sind. Du möchtest uns gebrauchen, auch mit unseren Aufgaben und Beziehungen, jeden Tag dort, wo wir stehen.

Da möchten wir dich jetzt bitten, dass dieser Glaube bei uns, dieses Verbundensein mit dir, immer stärker wird und immer mächtiger. Nimm du Besitz von uns und wirke in unseren Händen, in unseren Füßen, in unseren Gedanken und in unserer Zunge. Ja, Herr, dass wir ein Lobchoral werden für dich, dass das Lob Gottes nicht verstummen kann.

Wir denken jetzt ganz besonders an die, die du durch schweres Leiden führst. Wir denken an die Kranken, die Pflegebedürftigen und die Alten. Dass sie lernen, sich in deine Hände fallen zu lassen, von deiner Gnade zu leben und sich zu freuen, dass du sie nicht loslässt. Dass alles an dir vorübergeht und dass das ein Segensweg ist, auch wenn es uns so gegen den Strich unseres Denkens geht.

Dass das deine Führungen sind, du führst uns auf rechter Straße, gerade dann, wenn es uns unbequem wird. Vielen Dank, Herr, dass wir das so lernen dürfen. Mach es uns ganz konkret bewusst, heute und morgen, auch in den ganzen Schwierigkeiten, über die wir uns ärgern, dass du da deine ganze Herrlichkeit vor uns offenbaren willst und uns segnest.

Lasst uns gemeinsam beten:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Nehmen Sie noch einmal Platz. Sie brauchen jetzt diesen blauen Veranstaltungszettel.

Nächsten Sonntag gibt es wieder eine Chance. Da müssen Sie natürlich so hell sein und sagen: „Da bringe ich meine Nachbarin mit.“ Das ist ja so eine Sache mit den Kindern, dazu Näheres im Notizzettel.

Dann auch die anderen Veranstaltungen: Am Konfirmationstag in 14 Tagen sind die Familien immer etwas dankbar, wenn sie auf den zweiten Gottesdienst ausweichen können.

Diese Veranstaltung „Juden für Jesus“: Manche sagen, man dürfe Juden nicht missionieren, aber dürfen messianische Juden Juden missionieren? Ich meine doch, in der Meinungsfreiheit muss das möglich sein. Amerikanische Juden ziehen das ganze Jahr über durch die Städte Nordamerikas und verkünden von Jesus. Jetzt haben sie eine große Tour durch Osteuropa, aber auch durch westeuropäische Länder. Näheres dazu finden Sie in diesen Blättern, die Sie mitnehmen können.

Jetzt möchte ich noch einmal auf ProChrist hinweisen. Da liegen auch noch die Programme hinten aus. CVM-Haus abends um halb acht Uhr, nicht wie im Notizzettel steht um acht Uhr, sondern um halb acht.

Ganz besonders auch die Veranstaltung, die dann von Montag bis Samstag um 15 Uhr im Haus der Eidlinger Schwestern ganz nah bei uns in der Danninger Straße 48 sein wird. Nachmittags um fünf Uhr ist auch eine günstige Zeit, die manche vielleicht lieber nutzen als den Abend. Da liegen auch hinten noch die Zettel, damit man informiert ist.

Konfirmandenanmeldungen liegen noch hinten aus, Waldheimanmeldungen auch noch, wer die noch braucht. Freizeitanmeldungen der jungen Leute ebenfalls. Auch jetzt eine Freizeit, die sein wird. Wann ist die noch mal? Frieda? Der andere Freizeit im Donautal, wann? Himmelfahrt war das, richtig. Wunderschön, da waren wir hier am Missionstag, schön.

Das Opfer heute ist von der Kirchenleitung für die Ökumene bestimmt. Getauft wird im Taufgottesdienst um Viertel vor zwölf Nikola Bianca Wagenbrenner aus der Blankensteinstraße 9.

Bestattet wurde in der vergangenen Woche Mattel Mende, geb. Gaivitz, 82 Jahre. Sie gehörte zur Familie Hufendigoster, Neuenstraße 171.

Wir hörten das Wort: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Und nun will Jesus mit ihnen gehen. Sie müssen sich auch bewusst machen, was das heißt in den Schwierigkeiten, Nöten und Ängsten. Er geht mit ihnen, er legt die Hände auf sie und segnet sie. Er will in seiner unbegrenzten Auferstehungskraft große Dinge in ihrer Schwachheit tun.

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.