Kämpft gegen Verschwörungen!

Jürg Birnstiel
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Serie | 6 Teile

Kämpft für den Glauben!

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Einleitende Gedanken

Der Bau einer widerstandsfähigen Mauer um Jerusalem war, eine unvorstellbar grosse Herausforderung. In fast atemberaubender Geschwindigkeit wurde die Mauer fertig, nämlich innert 52 Tagen! Das löste in den umliegenden Völkern einen grossen Schock aus. Als die feindlichen Völker rings um uns her das hörten, bekamen sie es mit der Angst zu tun. Aller Hochmut war ihnen vergangen, weil sie einsehen mussten, dass unser Gott es war, der dieses Werk vollbracht hatte. (Nehemia 6, 16) In unserem Abschnitt, den wir heute betrachten, war die Mauer praktisch fertig. Wie wir gehört haben, berichtete Nehemia: Sanballat, Tobija und der Araber Geschem sowie unsere übrigen Feinde erfuhren, dass ich den Mauerbau vollendet hatte und keine Lücken mehr in der Mauer waren. Allerdings hatten wir die Torflügel noch nicht eingesetzt. (Nehemia 6, 1) Die Mauer war geschlossen, jetzt fehlten einzig noch die Torflügel. Nun mussten sich die Feinde Israels etwas einfallen lassen, wenn sie verhindern wollten, dass die Juden sich schützen konnten. Sie hatten tatsächlich noch einiges an Angriffsstrategien auf Lager. Zwei davon werden wir heute betrachten, eine weitere werden wir nächsten Sonntag anschauen.

Ich lass mich nicht ablenken! (V.1-4)

Alle Versuche Nehemia vom Bau der Mauer abzuhalten waren fehlgeschlagen. Weder Spott noch Gewalt, konnten die Mauer verhindern. Nun, da die Stadt praktisch befestigt war, mussten sie von einem militärischen Angriff absehen. Eine andere Strategie musste her: sie luden Nehemia zu einem Treffen in das über 30 Kilometer entfernte Ono Tal ein. Nehemia berichtete: Genau zu dieser Zeit schickten Sanballat und Geschem mir einen Boten mit der Einladung, sie in Kefirim im Ono-Tal zu treffen. (Nehemia 6, 2) Für Nehemia hätte das schon sehr verlockend sein können. Schliesslich hatte er gegen jeden Widerstand gekämpft und jetzt, wo die Mauer praktisch fertig war, wird er von den führenden Männern der umliegenden Länder zu einer Konferenz eingeladen. Heute würde man von einem Gipfeltreffen sprechen. Plötzlich scheint es, dass sie ihn ernst nehmen würden. Dadurch bekam er eine gewisse Anerkennung als Führer des Volkes Israel. Zudem fand dieses Treffen wegen Israel statt – welch eine Ehre! Endlich wird er nicht mehr belächelt, sondern man nimmt ihn ernst und anerkennt ihn als Volksführer. Aber Nehemia liess sich durch diese Einladungen nicht blenden. Mag es noch so freundlich und ehrenhaft scheinen, er glaubte nicht an eine Gesinnungsänderung seiner Feinde. Er glaubte nicht, dass sie ernsthaft an einer friedlichen Lösung interessiert waren. Also sagte er seine Teilnahme an diesem Gipfeltreffen ab, er erklärte das so: Weil sie aber Böses gegen mich im Schilde führten, liess ich ihnen durch Boten sagen: »Ich habe eine grosse Aufgabe zu bewältigen und kann unmöglich kommen. Meine Arbeit würde liegenbleiben, wenn ich sie verliesse, um euch zu treffen.« (Nehemia 6, 2-3) Solange die Mauer nicht fertig war, wollte er keine Zeit mit einer Verhandlung verschwenden. Nicht, dass er Angst vor dem Tod gehabt hätte, aber wenn sie ihn ermordet hätten, dann wäre Israel erneut den umliegenden Völker ausgeliefert gewesen, die sie schonungslos ausgebeutet und gedemütigt hätten. Viermal schickten sie mir dieselbe Einladung, und jedesmal schickte ich ihnen dieselbe Antwort. (Nehemia 6, 4) Nehemia blieb bei seiner Entscheidung, denn in Wirklichkeit war es kein Gipfeltreffen mit gleichberechtigten Partnern, sondern es war einfach eine raffinierte Verschwörung. Nehemia liess sich nicht irritieren. Er machte etwas, was bei uns oft verpönt ist, aber das Leben fordert es manchmal von uns: Er misstraute ihnen. Selbst Gott forderte Jeremia zu Misstrauen auf, denn manchmal ist das Überlebenswichtig. Er sagte ihm: Denn auch deine Brüder, alle deine Verwandten, haben dich fallenlassen und haben voll eingestimmt in das Geschrei gegen dich. Sei vorsichtig, wenn sie dir freundlich kommen! (Jeremia 12, 6) Luther übersetzte das so: Darum traue du ihnen nicht, wenn sie auch freundlich mit dir reden. (Jeremia 12, 6)

Was wir hier beim Mauerbau sehen, ist eine typische Entwicklung, die sich ständig wiederholt. Da fängt z.B. jemand in einem Ort mit einer Freikirche an. Zuerst spotten die Leute, das würde nie gelingen. Doch die Gemeinde macht weiter, Gottesdienste und Evangelisationen werden durchgeführt. Die Gemeinde beginnt langsam zu wachsen. Nun werden der Gemeinde und deren Verantwortlichen Hindernisse in den Weg gelegt. Wenn sie einen Saal für eine Evangelisation suchen, ist man nicht bereit, ihnen einen Saal zu vermieten. Trotzdem machen sie weiter und die Gemeinde wächst. Schliesslich erreicht die Gemeinde eine ansehnliche Grösse. Sie wird sogar zu einem wirtschaftlichen Faktor in dem Ort. Statt die Gemeinde offen zu bekämpfen, beginnt man die Verantwortlichen scheinbar zu respektieren. Man lädt sie ein und möchte mit ihnen einen gemeinsamen Konsens vereinbaren. Sie sollen z.B. die anderen Kirchen anerkennen, dann würden sie auch unsere Kirche anerkennen. Sie sollen sagen, wir glauben eigentlich alles dasselbe, nur die Methoden unterscheiden sich. Sie sollen das Versprechen abgeben, keine Christen abzuwerben, sondern sie in die ursprünglichen Kirchen zurückzuschicken usw. Nach einer anstrengenden Schlacht, die man gewonnen hat, ist die Versuchung gross, für ein bisschen Ehrerbietungen wieder alles preiszugeben, für das man gekämpft hat. Die Antwort des Nehemia war klar und eindeutig: Wir verhandeln nicht. Entweder respektiert ihr, wer wir sind, oder ihr lasst es bleiben.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Jeremia 12, 6; Micha 7, 5-6

Ich lass mich nicht einschüchtern! (V.5-9)

Das konnten sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Hatte Freundlichkeit und Ehre keinen Erfolg, dann senkten sie ihr Niveau und eröffneten eine Schlammschlacht. Sie versuchten Nehemia mit Verleumdungen einzuschüchtern: Sanballat gab nicht auf. Das fünfte Mal schickte er einen seiner Diener mit einem unversiegelten Brief. (Nehemia 6, 5) Also, jeder konnte lesen, was darin stand, das war sehr effektiv, denn so wurde das Gerücht effizient verbreitet. Darin stand: »Wie Geschem mir bestätigt hat, geht unter den Leuten das Gerücht um, dass du mit den Juden einen Aufstand vorbereitest und dass ihr zu diesem Zweck auch die Mauer wieder aufbaut. Man erzählt sich auch, du wolltest ihr König werden. (Nehemia 6, 6) Man erzählt sich! Wer ist dieser man”? Das ist ganz typisch. Ich höre auch immer wieder von diesem man”. Warum kann man nicht einfach sagen, wer was erzählt? Also, man erzählt noch: Du sollst Propheten bestellt haben, die den Auftrag haben, überall in Jerusalem auszurufen: ‘Juda hat wieder einen König!’ Es wird nicht ausbleiben, dass solche Gerüchte dem König zu Ohren kommen. Komm also zu mir, damit wir miteinander über alles reden können.« (Nehemia 6, 7) Das ist ungeheuerlich, was Sanballat dem Nehemia unterstellt. Er droht offen mit dem persischen König, der über ein solches Gerücht gar nicht glücklich sein wird. Wenn der persische König diesem Gerücht Glauben schenken würde, wäre es um Nehemia geschehen, er wäre ein toter Mann. Schon viele Menschen mussten aufgrund solcher Gerüchte sterben, oder waren Zeit ihres Lebens gezeichnet und geächtet. Die zuerst freundliche und ehrenvolle Einladung zu einem Gipfeltreffen, verwandelte sich in eine offene Drohung. Sanballat sagte: Wenn Du nicht sofort kommst, dann wird der König vernehmen, dass Du einen Aufstand planst und dann ist es um Dich geschehen. Es bleibt Dir keine andere Möglichkeit, als sofort zu diesem Treffen zu kommen. Sanballat war sich sicher, dass Nehemia sofort sein Pferd besteigen wird und zu diesem Treffen kommen würde. Er würde nur schon deshalb kommen, um ihnen zu beteuern, dass das nie seine Absicht war. Doch Sanballat – wenn er diese Hoffnung hatte – täuschte sich sehr. Nehemia blieb in Jerusalem, er schickte ihm lediglich eine klare Botschaft: »Was du schreibst, ist völlig aus der Luft gegriffen. Du hast dir das alles selbst ausgedacht.« (Nehemia 6, 8)

Nehemia liess sich durch diese perfide Verschwörung nicht von seinem Auftrag ablenken, er liess sich nicht einschüchtern. Einschüchterung ist eine gängige Methode, mit der der Widersacher Gottes kämpft: Verleumdungen verbreiten, um so das Volk Gottes in Verruf zu bringen. Das war damals so, und das wird immer so sein. Ein sehr eindrückliches Beispiel möchte ich aus dem 3. n. Chr. berichten. Es stammt aus einer Schrift von Minucius Felix, ein Streitgespräch über das Christentum, darin äussert sich Caecilius über das Verhalten der Christen, wie es ihm zu Ohren gekommen sei, folgendermassen: Hört man doch, dass sie den Kopf eines gemeinen Tieres, eines Esels, aus, ich weiss nicht was für einem Wahn heraus, als heiligen Gegenstand verehren. Ein Kult, so recht angemessen, so recht gemacht für dieses ganze Unwesen! Andere wieder berichten, dass sie die Genitalien ihres Oberpriesters anbeten, also symbolisch die Zeugungskraft ihres Schöpfers verehren. Das mag vielleicht ein falscher Verdacht sein, immerhin passt er gut zu ihren nächtlichen Geheimriten. Und wenn es heisst, im Mittelpunkt ihrer Zeremonien stehe ein für seine Verbrechen mit dem Tode bestrafter Mensch samt den Kreuzeshölzern, dann wird damit diesen verlorenen, verbrecherischen Menschen eben das als Heiligtum zugeschrieben, was zu ihnen passt: sie verehren, was ihnen selbst gebührt. Und dann erst, was man sich über ihre Initiationsriten erzählt! Verabscheuungswürdig ist es und nur zu bekannt. Um die ahnungslosen Initianden zu täuschen, bedeckt man ein Kind mit Teig und legt es dem vor, der in ihre Mysterien eingeweiht wird. Der Meophyt lässt sich, durch die Teighüllte getäuscht, zu Stichen verleiten, bei denen er nichts Arges vermutet, und tötet so das Kind mit Wunden, die dem Auge verborgen bleiben. Das Blut dieses Kindes - welch furchtbarer Frevel! - lecken sie gierig auf und reissen sich noch um die zerstückelten Glieder. Das also ist das Opfer, mit dem sie sich verbrüdern, durch die Mitwisserschaft an diesem Verbrechen verbürgen sie sich gegenseitig Stillschweigen. M. Minucius Felix: Oktavius, 9,3-5. Das sind ganz schlimme Vorwürfe gegen Christen. Wir können uns glücklich schätzen, dass uns solche schlimmen Sachen noch nicht vorgeworfen werden. Doch wird über eine Freikirche schnell einmal gemutmasst, dass die Leute, die solche Kirchen besuchen dem Leiter hörig seien. Sie würden nicht mehr selbständig denken können. Alle seien gleichgeschaltet und man dürfe keine eigene und schon gar nicht eine andere Meinung haben usw. Das kann sehr an uns nagen. Wir können dann gut verstehen, wie sich der Psalmschreiber fühlte, als er schrieb: Mir ist, als wäre ich umringt von Löwen, die gierig sind auf Menschenfleisch. Ihre Zähne sind spitz wie Speere und Pfeile, ihre Zungen scharf wie geschliffene Schwerter. (Psalm 57, 5) Die Gefahr, die in solchen Verleumdungen steckt, liegt darin, dass wir unseren Glauben verschweigen, weil wir die Verleumdungen nicht ertragen. Wir sagen dann nicht mehr, was wir glauben und um was es im Evangelium geht. Wir sprechen nicht mehr vom Gericht Gottes, weil wir die Menschen nicht schockieren wollen, wir wollen nicht, dass sie denken, wir seien verrückt oder wir würden Menschen unter Druck setzen. Verleumdungen bringen uns in Gefahr den Widersachern entgegenzukommen, indem wir ihnen versichern, dass der Weg mit Jesus einer von vielen Wegen sei. Sie sollen ja nicht denken, dass wir einseitig, dumm oder gar leichtgläubig seien.

Nehemia liess sich nicht Einschüchtern. Er macht einfach weiter und seine Erklärung zu dieser schlimmen Verleumdung: So versuchten sie alle, uns Angst einzujagen, in der Hoffnung, dass wir die Arbeit abbrechen würden. Ich aber sagte mir: »Jetzt erst recht!« (Nehemia 6, 9) Jetzt erst recht! Wir sollten uns von solchen Verleumdungen nicht einschüchtern lassen. Petrus schrieb in seinem Brief: Euer Leben mitten unter den Menschen, die Gott nicht kennen, muss einwandfrei sein. Wenn sie euch alles mögliche Böse nachsagen, sollen sie eure guten Taten sehen und von ihren eigenen Augen eines Besseren belehrt werden. Vielleicht kommen sie dann zur Besinnung und preisen Gott für ihre Rettung am Tag seines Gerichts. (1. Petrus 2, 12) Wie Nehemia, sollen wir trotzdem unbeirrt weitermachen. Egal, was die Leute sagen, denn wenn wir ein reines Gewissen haben, was soll uns dann hindern. Wir müssen uns damit abfinden, dass wir in unserem Leben solche Situationen ertragen müssen. Petrus schrieb später noch: Wenn Gott es anders beschlossen hat und es auf sie keinen Eindruck macht, ist es auf jeden Fall besser, für gute Taten zu leiden als für schlechte. (1. Petrus 3, 17) Paulus musste oft dagegen kämpfen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Wie Nehemia machte er weiter. Den Thessalonichern erzählte er von einer solchen Situation: Kurz zuvor in Philippi, hatten wir noch viel zu leiden gehabt; ihr wisst, dass wir beschimpft und misshandelt worden waren. Aber unser Gott schenkte uns neuen Mut, und obwohl wir auch in Thessalonich auf heftigen Widerstand stiessen, konnten wir euch sein Evangelium frei und offen verkündigen. 1. Thessalonicher 2, 2. Im Blick auf Gott, fand Paulus wieder den Mut, das Evangelium zu verkündigen. Gott schenkte ihm den Mut dazu. Das war sowieso die Blickrichtung des Paulus. Er machte sich immer wieder bewusst, dass er vor Gott steht und es für ihn kein wichtigeres Urteil gibt, als das Urteil Gottes über sein Tun. So schrieb er den Galatern: Will ich jetzt wieder Menschen beschwatzen - oder gar Gott selbst? Oder rede ich etwa Menschen nach dem Mund? Ich gehöre Christus und diene ihm - wie kann ich da noch den Beifall der Menschen suchen! (Galater 1, 10) Nehemia lebte mit dieser Sicht. Er wusste, dass er diesen Auftrag für Gott erfüllen musste und er liess sich dadurch nicht abhalte. Im Gegenteil: »Jetzt erst recht!« (Nehemia 6, 9)

Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 27, 3; Psalm 57, 5; Jeremia 9, 7; Galater 1, 10; 1. Thessalonicher 2, 2; 1. Petrus 2, 12; 1. Petrus 3, 17

Schlussgedanke

Kämpft gegen Verschwörungen. Solange wir in dieser Welt leben und Jesus dienen, werden wir mit Verschwörungen konfrontiert sein. Nehemia liess sich nicht täuschen. Er durchschaute ihr Vorhaben. Er liess sich auch durch eine nette und ehrenvolle Einladung nicht täuschen. Er wusste wie durchtrieben Menschen handeln können. Wie es im Psalm heisst: Süss wie Sahne sind seine Worte, aber sein Herz denkt nur an Krieg. Glatt wie Öl fliesst seine Rede, doch jedes Wort ist ein spitzer Dolch. (Psalm 55, 22) Und wie wir in solchen Situationen reagieren sollen? Wie kämpfen wir gegen die Verschwörung? Wir machen einfach weiter, wir lassen uns weder ablenken noch einschüchtern. Wir folgen dem Rat im Psalm 55: »Wirf deine Last ab, übergib sie dem HERRN; er selber wird sich um dich kümmern! Niemals lässt er die im Stich, die ihm die Treue halten.« (Psalm 55, 23) Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 55, 22-23

Amen