Ich freue mich, heute Abend unter Ihnen sein zu dürfen. Vielen Dank für die Einladung – das ist für uns immer ein großes Fest.
Wir genießen es sehr, einmal in der Metropole zu sein, auch wenn meine süddeutsche Sprache manchmal schwer zu verstehen ist. Dennoch sind Sie sehr freundlich.
Ganz herzlichen Dank!
Die Realität von Glaubenswachstum und Enttäuschung
Dieses Thema, das ich heute gewählt habe, bewegt mich seit langem. Wir leben in einer Zeit, in der viele Gemeinden stolz Berichte über Wachstum, Größe und Erfolg vorlegen. Wir sind erfolgsorientiert wie in der Wirtschaft und möchten das gerne auch in unserem Glaubensleben zeigen. Das ist eine große Sehnsucht, und wir erleben ja Wunderbares mit unserem Herrn. Darüber kann man viel reden.
Gleichzeitig erleben aber gerade viele junge Christen heute große und schwere Enttäuschungen. Ich habe beobachtet, dass viele junge Prediger kaum wagen, darüber zu sprechen. Ich habe sie getroffen, als sie sagten: „Ich steige aus, ich lege meinen Job jetzt hin. Ich mache nicht mehr weiter mit der Gemeindearbeit“, weil sie den Rückgang und den Frust nicht mehr ertragen konnten. Und das ist heute ein wichtiges Thema: Wie wirst du mit dem Frust deines Lebens eigentlich fertig?
In der Bibel finden wir viele wunderbare Siegesgeschichten. Das begeistert uns immer wieder, wenn wir daran denken, wie Josua die Posaunen blies und mit dem Volk um die stark befestigten Mauern von Jericho zog. Durch den Posaunenschall fielen die Mauern von Jericho. Ja, Gott kann Gewaltiges tun!
Wir erinnern uns auch daran, wie Mose einst am Schilfmeer stand. Hinter ihm waren die Streitwagen der Ägypter, das Volk schrie, rechts und links waren die Wassermauern, da war kein Entkommen mehr. Mose sagte: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ Das begeistert uns ebenso wie die Geschichte von David, der dem Riesen Goliath entgegengetreten ist. Als Goliath sein Lästermaul aufmacht, ruft David ihm entgegen: „Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn.“ Herrlich sind diese Siegesgeschichten.
Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass diese Zeugen des Glaubens ganz tief geführt wurden. Wenn ich oft höre, wie Leute von großem Glauben sprechen, winke ich gern ab und sage: „Wenn dein Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, ist das schon wunderbar – ganz klein, aber ganz fest.“
Wir kennen das aus unserem eigenen Leben: Wie Traurigkeiten kommen und wie große Erschütterungen gerade uns als Glaubensleute treffen. Ich bin einfach dafür, dass man offen über seine Nöte und Anfechtungen im Glauben spricht.
Der Jakobusbrief sagt: Wer Anfechtungen erduldet – und das ist ja schrecklich –, der ist selig. Anfechtungen sind grausam. Mir kommt es oft so vor, als wenn jemand mit dem Fahrrad einen steilen Hügel herunterrast und ihm jemand eine große Holzstange ins Rad wirft. Es gibt einen schrecklichen Sturz. Anfechtungen sind grausam, wenn man zusammenbricht. Ich denke, Sie alle haben so etwas erlebt.
Dann sagt der Jakobusbrief: „Selig ist, wer die Anfechtungen erduldet.“ Ist das Ironie? Nein, denn plötzlich wird in der Tiefe der Not meines Lebens etwas ganz neu entdeckt.
Meine Frau und ich hatten große Freude daran, über die großen Lieder des Glaubens zu sprechen. Wir leiden etwas darunter, dass in der heutigen Zeit viele dieser Lieder zurückgedrängt werden und besonders bei der jungen Generation kaum noch vorhanden sind. In den alten Gesangbüchern gab es eine Rubrik „Kreuz und Leiden“. Wer hat das nicht?
Gerade die Jesusjünger gehen besonders durch schwere Not hindurch. Der Apostel Paulus spricht davon, dass er am Leben verzagt ist, dass er nicht mehr weiterwollte. Und auch Sie haben in Ihrem Leben Stunden gehabt, in denen Sie sagten: „Ich weiß nicht mehr, wie ich da drüberkommen soll.“ Das ist so schwer, und alles, was Sie bisher im Glauben gelernt und entdeckt haben, trägt nicht über diese große Not hinweg.
Deshalb nur ein kleines Beispiel und Bild: Sie können mit einer kleinen Münze die Sonne verdunkeln, wenn Sie sie nur ganz nah vor Ihr Auge halten. Und auf einmal wird alles dunkel vor Ihnen. Deshalb ist es wichtig, gerade in den schweren Stunden die richtige Perspektive zu bekommen für das, was Sie niederdrückt und traurig macht.
Darum ist es so wunderbar, dass Sie hier eine Bibelstunde haben. In diesen Tagen ist das Wort Gottes ja so rar geworden, auch in evangelikalen Gemeinden, in denen es nur noch Events, Gags und allerlei Erscheinungen gibt. Aber das Wort Gottes ist die einzige Kraft, die Sie über die schweren Dunkelheiten Ihres Lebens hinüberträgt. Das Wort Gottes hat nämlich die Kraft des Heiligen Geistes.
Das Wort Gottes ist inspiriert vom Geist Gottes, vom Heiligen Geist. Darum sind wir neu geboren aus Wasser, aus dem Samen des Lebendigen, des Wortes Gottes (1. Petrus 1). Wir sind wiedergeboren aus dem Samen des Wortes Gottes. Das Wort Gottes macht unser Leben neu, und das entdecken wir, so wie es die Israeliten erlebt haben – ausgerechnet in der Stunde, als sie die schrecklich zerstörte Stadt Jerusalem wieder aufbauten.
Es war grausam, wie Jerusalem zerstört war. Als Nehemia um die Stadt herumreiten wollte, ging das kaum mehr, weil die Trümmer unpassierbar waren. Die Feinde wollten alles verhindern. Doch das Volk hat es geschafft. Das ist ein Wunder Gottes, ein unbegreifliches Wunder. Trotz der Nachstellungen der Feinde gelang es ihnen, die Mauer um Jerusalem wieder aufzubauen – mit kümmerlichen Mitteln, die sie hatten.
Dann wird erzählt, wie plötzlich die Mauer fertig war. Sie hatten in der einen Hand die Kelle, in der anderen den Speer. Es war noch nicht viel da, der Tempel war noch nicht wieder aufgebaut. Aber das war nicht das Wichtigste. Wir brauchen keine Tempel. Was hatten sie? Ein holzgestelltes Zimmer, so etwas wie eine Kanzel, in der Esra war. Und dann kam das Entscheidende: Sie hatten das Wort Gottes.
Das Wort Gottes ist das Allerwichtigste, was eine Gemeinde braucht. Auf alles andere kann man verzichten. Gerade die Nehemia-Geschichte macht das so deutlich. Das Wort Gottes redet so, wie es ist, und spricht zu uns. Das ist ja überraschend, wenn viele meinen, das Wort Gottes müsste man an unsere Zeit anpassen oder ähnlichen Unsinn. Das Wort Gottes passt sich nicht an. Es schlägt zu, es trifft.
Ich erinnere mich an einen Vater, dessen Tochter eine schwere, unheilbare Krankheit hatte. Er erzählte den ganzen Jammer, mit Tränen in den Augen und in der Hoffnungslosigkeit. Dann sagte er plötzlich einen Satz. Es war merkwürdig: In diesen letzten Wochen waren ganz besondere Worte in den Losungen des Losungsbüchleins. Ich habe es nochmal nachgeschlagen. Es waren nicht die Worte besonders, sondern das Wort Gottes hat besonders geredet in solchen Lagen. Das war auch Ihre Erfahrung.
Das Wort Gottes ist immer passend und immer aktuell. So war es damals. Und was hat das Wort Gottes bei diesen Leuten ausgelöst? Es war keine „Juhu-Siegesfeier“, obwohl sie viel zum Dank hatten. Sondern das Wort Gottes hat sie zuerst aufgewühlt und zum Weinen gebracht über die Schuld ihres Lebens. Das ist ungewöhnlich.
Noch einmal kurz zusammengefasst: Es war die Verlesung des Gesetzes. Wir haben oft ein gebrochenes Verhältnis dazu. Die Ordnungen Gottes sind ewig, und Gott hat uns gute Wege für unser Leben gewiesen. Wir können aus dem Wort Gottes leben und haben eine gute Orientierung. Wenn wir es wieder lesen, trifft es uns, wie wir schuldig geworden sind vor unserem Herrn.
Das war eine alte Erkenntnis der Reformation, der reformatorischen Väter. Sie sagten, das Wort Gottes kommt immer zuerst, indem es uns erschreckt. Sind wir uns dessen noch bewusst? Die Väter der Erweckungsbewegung sagten, alle Lehre muss durch den Kampf des erschrockenen Gewissens hindurch.
Wir in unserer Selbstsicherheit können das Wort Gottes gar nicht verstehen, wenn wir nicht wieder begreifen, dass wir vor dem heiligen Gott stehen. Gerade in unseren Tagen ist das der Anfang der Erneuerung der Gemeinde: dass wir wieder erschrecken und wach werden über so viel, was wir versäumt haben.
Das ist eine der wichtigsten Aufgaben des Heiligen Geistes: Er überführt die Welt von der Sünde und vom Gericht, so hat Jesus es uns gezeigt (Johannes 14, Johannes 16). Wenn der Tröster kommt, wird er die Welt überführen von der Sünde und vom Gericht – auch uns Christen. Und das ist gut so.
Es ist herrlich, dass Tränen in unserem Glaubensleben nie etwas Furchtbares sind, sondern etwas ganz Wunderbares und Heilsames. In diesen Augenblicken kann der Geist Gottes weiterwirken und das Evangelium so groß machen. Im erschrockenen Gewissen, in der Tiefe des Aufgewühltseins, wo wir erkennen: Was hat Jesus gesagt? Er wird mich verklären, der Geist Gottes wird Jesus uns groß machen.
So haben damals diese Israeliten unter der Verkündigung Esras gehört: „Die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Das gilt auch uns. Es bedeutet, dass der ewige und heilige Gott, Weltenrichter und großer Herr, sich in großer Liebe uns zuwendet, uns sucht und haben will. Das kann man immer nur neu erfahren durch das Erkennen unserer Schuld.
Ich möchte Ihnen als Motto mitgeben: So zerbrechlich ist unser Glaube. Beim Lesen vieler Biografien gesegneter Menschen, die Großes gewirkt haben, ist mir immer wieder Ludwig Hofacker besonders wichtig gewesen. Er war ein Erweckungsprediger, der nur kurz wirkte, körperlich krank und zerbrochen war. Er hat sich oft gewehrt und gesagt, er könne es nicht mehr hören, wie immer vom Glauben gesprochen wird – was unser Glaube kann.
Vor Kurzem fiel mir ein Blatt in die Hände, auf dem vom mutigen Glauben der Märtyrer einer Hilfsorganisation berichtet wurde. Das hat mich erregt. Das stimmt nicht! Das ist kein mutiger Glaube, wenn Sie wüssten, wie zerschlagen diese Märtyrer sind. Wie sie nicht mehr aus und ein wissen, auch die Sorge um ihre Familien, das Leid, das sie ihnen bedeuten, die Schande, die sie ertragen müssen.
Was wir heute hören von denen, die von ISIS und Boko Haram in Nordnigeria erschlagen werden: 2014 sind in Nordnigeria mehr Menschen ums Leben gekommen als durch ISIS. Und diese Menschen sind zerbrochen. Bei den 21 koptischen Märtyrern, denen an der libyschen Küste der Hals abgeschnitten wurde, haben die Terroristen ein Video aufgenommen. Man sollte es nicht ansehen, aber wir sind dankbar, dass die koptischen Christen es analysiert und uns die Bilder gegeben haben.
Bei der Vorstandssitzung der Hilfsaktion Märtyrerkirche am Bodensee sah ich ein Bild eines dieser Märtyrer. Ich wollte nur dieses Bild aufhängen: kein strahlendes Gesicht, sondern ein so fester Blick eines Menschen wenige Sekunden vor dem Tod. Das schenkt der Herr. Das haben sie nicht aus sich heraus. Und im Video war nur ein Ruf hörbar: „Jesus, mein Heiland!“
Seien Sie gewiss: Das ist christliche Art, dass der Geist Gottes uns den Durchblick schenkt. Von unserem Glauben bleibt nicht viel Kraftvolles übrig, aber in dieser letzten Schwachheit bleibt das. Das war Ludwig Hofacker so wichtig. Er sagte: „Mein Glaube zerfällt.“ Er hatte einen geisteskranken Bruder im Haushalt, war selbst körperlich leidend und sagte, er könne sich nur an Jesus hängen, der auch die beiden Verbrecher am Kreuz selig macht.
„Ich bin so einer, der durch Jesus gerettet werden will.“ Sehen Sie, das ist in den schweren Stunden unseres Lebens immer der Anker, wenn wir sagen: „Ich kann gar nicht mehr glauben, ich weiß nicht, wie es geht, aber ich weiß, dass die Hand von Jesus mich nicht loslässt.“ Das ist das Große meines Glaubens.
Mein Glaubensunterpfand ist, was er selbst verheißt: Dass nichts aus seiner starken Hand je und je entrissen wird. Was er verspricht, bricht er nicht. Ich verlasse mich auf sein Wort, und das ist mein Trost.
Das müssen Sie wissen für die schwachen Stunden, auch wenn Sie Kranke besuchen und Trauernde trösten. Sagen Sie ihnen das: Es wird immer wieder gewaltig, wie das Wort Gottes in solchen Stunden redet.
Ich war oft in Situationen, etwa bei Beerdigungen von kleinen Kindern, wo ich am Grab kaum stark genug bin. Wie ist das heute bei krebskranken Kindern mit eineinhalb Jahren, deren Mutter es nicht annehmen kann, dass das Kind weggenommen wurde – gläubige Christen. Dann sagen Sie nur: „Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Und auf einmal wird ein Mensch ruhig.
Das können Sie nicht machen, das macht Jesus. Das ist die Freude am Herrn. Es ist nicht ein Gefühl von Freude und Fröhlichkeit, sondern ein Trost, der ewig greift.
Ich sage das besonders zu Ihnen, die Sie in Ihrem Leben schwere Lasten tragen, mit denen Sie noch nicht fertig sind. Ob Krankheitsnöte, Probleme mit Kindern und Enkeln, Eheprobleme, Enttäuschungen, Schmähungen, Lügen und Schande – lesen Sie das Wort Gottes. Auf einmal fangen Sie an, Psalmen auswendig zu lernen.
Dietrich Bonhoeffer hat gesagt: Wenn die Christenheit wieder merkt, was ihr in den Psalmen geschenkt ist, wird sie eine ganz neue Tiefe bekommen. Da wird gerungen. Menschen, die im Sumpf zu ertrinken scheinen, haben plötzlich festen Boden unter den Füßen. Sie verstehen nicht alles, aber sie wissen, was Jesus sagt: „Das gilt mir, und darauf kann ich mich verlassen.“ Das ist für mein Leben so wichtig.
Ich möchte Ihnen noch ein Zitat von Ludwig Hofacker vorlesen: „Sie überschätzen mich sehr. Aus Ihrem Brief geht hervor, dass Sie mich für einen rechten Liebhaber Jesu halten, mit Erfahrung ausgerüstet. Aber dem ist nicht so. Wenn man so wie ich drei Monate auf dem Sofa sitzt, Leib und Seele geschwächt, und mich mein geisteskranker Bruder, der fortwährend tobt, belastet, dann bekommt man ganz andere Gedanken als im Missionshaus, umgeben von Brüdern auf der Höhe des göttlichen Wortes.
Ich versichere Ihnen, dass ich mich zum Trost den ganzen Wüsten darüber an nichts anderes halten konnte als an die überfließende Gnade Jesu. Ich halte mich an den, der die Gottlosen gerecht macht, die Schwerverbrecher, Lumpen, Mörder, Lästerer – mit denen will auch ich selig werden.“
Weiter sagt er: „Ich kann nicht mehr von mir sagen. Mein Glaube ist noch sehr klein, schwach und wankend. Ich würde, denke ich, durch eine kleine Anfechtung zerbrochen werden. Es ist wörtlich bei mir so, wie das Lied sagt, ein Hillerlied: ‚Herr, ich glaube. Hilf mir Schwachen, lass mich ja nicht verzagen. Nur du kannst mich stärker machen, wenn mich Not und Sünd anficht. Wenn die Hölle gegen mich ihren Rachen aufsperrt...‘“
Er sagt weiter: „So würde ich zu schwach sein, doch Gott lässt mich nicht über mein Vermögen versucht werden.“
„Die Freude am Herrn ist unsere Stärke.“ Wir haben einen Heiler, der die Gottlosen gerecht macht. So erleben wir das immer wieder in unserem Glaubensleben wunderbar. Wir freuen uns, wenn wir Höhenwege gehen können, aber wir wissen, dass der Herr auch für uns tiefe Wege bereit hat. Diese Wege dienen dazu, dass wir ganz neu seine Gnade erkennen.
Das betrifft auch unsere eigene Sündhaftigkeit. In vielen Gemeinden, gerade auch in evangelikalen, ist es heute nicht mehr üblich, von der Sünde zu sprechen. Einer der verbreitetsten evangelikalen christlichen Zeitschriften schrieb: „Ich möchte die Menschen nicht schlechtreden, darum schreibe ich nicht von der Sünde.“
Nein, die Sünde ist eine grausame Realität im Leben eines jeden Christen. Aber das Herrliche ist, dass wir einen Zufluchtsort haben, jeden Tag, mittendrin und am Abend, wo wir alles vor Gott ausbreiten dürfen: jedes unnütze Wort, das wir geredet haben, jede Spannung, die uns bewegt, jeden bösen Gedanken, jedes Hasswort, alles, was in unserem Herzen war.
Mir kommt es manchmal so vor, wie Jesus es schilderte: Unser Herz ähnelt einer Jauchegrube, aus der das Ganze aufsteigt. Wir dürfen unser Leben heiligen und reinigen unter unserem Herrn Jesus. Darum ist die Freude am Herrn so herrlich.
Deshalb dürfen Sie essen, das Fette, auch wenn es ungesund ist. Sie dürfen sich freuen, Freude festmachen und fröhlich sein vor Ihrem Gott.
In unseren Tagen spielt das eine große Rolle, auch durch den Einfluss der Psychologie. Wir versuchen immer wieder, unser Ich zu stärken, weil wir oft zu wenig Selbstvertrauen haben. Selbstannahme ist wichtig, Selbstverwirklichung brauchen wir.
Darum ist es wichtig, dass uns andere aufrichten. Sie müssen das tun: die jungen Leute, Jugendlichen und Kinder loben und ermuntern, ihnen sagen: „Siehst du, du siehst schön aus, du machst das gut, es gelingt dir.“ Aber es steht schon im Psalm 84: „Wohl denen, die dich für ihre Stärke halten.“ Das ist bei uns Christen etwas ganz Besonderes.
Uns macht es keine Not mehr, wenn wir unsere Schwächen, unsere Not, unser Versagen und Nichtkönnen sehen. Wir halten dich, den lebendigen Herrn, für unsere Stärke. Du bist unsere Stärke, unsere Zuversicht und unsere Hoffnung.
Wir wissen das gerade in Erschütterungen. Die größte Segenstunde meines Lebens war, als ich als junger Pfarrer im Schwarzwald anfing. Ein Freund sagte: „Du warst Jugendpfarrer in Stuttgart? Toll, jetzt kommen wir in den Schwarzwald!“ Es war ganz schwierig. Ich habe mich zwölfmal beworben, bis ich eine Stelle bekam. Ich war voller Begeisterung, wollte die Jugendarbeit aufbauen. Wir hatten ein tolles Programm. Nach einem halben Jahr kam niemand mehr.
Ich habe abends den Raum aufgeschlossen. Kennen Sie dieses Gefühl? Sie haben gebetet, gehen hin – damals gab es noch kein Fernsehen, kein Pokalspiel oder ähnliches. Ich wartete zehn, fünfzehn Minuten, aber es kam niemand. Das sind Pleiten.
Pleiten und Zerbrechen haben im Glaubensleben eine tiefe Bedeutung. Wissen Sie, dass Jesus uns zerbrechen kann, bis wir uns wieder ausstrecken nach ihm? Das ist ein Thema, über das kaum gesprochen wird, aber es ist herrlich.
Viele kommen in eine Krise des Selbstvertrauens, die zerbrochen wird – berufliche Krisen, Scheitern, Misserfolg mit Kindern. Man sagt, wir brauchen ein gesundes Selbstbewusstsein. Was ist das gesunde Selbstbewusstsein, wenn man seine Schwäche sieht?
Man weiß etwas von der Macht Satans in dieser Welt und im eigenen Leben. Wir werden bekämpft bis aufs Blut. Der Fürst dieser Welt versucht immer wieder, uns auszuhebeln. Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Das drückt uns nieder, aber es darf uns nicht niederdrücken.
Darum ist es so wichtig zu wissen: Einer hat alle Macht – unser Herr Jesus. Er hat Macht über alle Reiche dieser Welt.
Dann kann man wieder einstimmen in das Lob, das viele vor uns gesungen haben, wie Philipp Friedrich Hiller, dessen Pfarrer ein schweres Schicksal hatte. Er konnte nicht mehr reden, nur noch krächzen. Unter vier Augen konnte man ihn vielleicht noch verstehen. Damals gab es keine Rente oder Pensionierung für ihn als Prediger des Evangeliums.
Und doch schenkte er uns zwei Jahrgänge mit je 350 Liedern. Welche Lieder! „Jesus Christus herrscht als König, ich auch auf der tiefsten Stufen.“ Ich darf einstimmen in dieses große Gotteslob. Wie hat Gott diesen Mann gebraucht – das war unverständlich.
Ich war mein Leben lang verbunden mit der Mission. Es war für mich schmerzvoll, denn ich wollte immer zur Mission gehen, aber Gott führte mich anders, wie einen blinden Gaul. Am Ende meines Lebens merke ich, dass ich doch viel mit der Mission zu tun hatte. Gottes Wege sind wunderbar.
Mich beeindruckt, wie man in der Mission immer nur Selbstverleugnung lernen kann. Wir haben Spezialisten ausgeschickt: Ärzte, Professoren, Hebammen, Handwerker. Wir haben sie trainiert für die schwersten Situationen aus Kambodscha, Nordkorea, China, Afrika, Mosambik.
Aber nach vier Wochen sagten viele: „Wir hören auf, wir schaffen das nicht.“ Es war schwer zu sagen: „Jetzt müsst ihr durchhalten.“
Interessant ist, dass die großen Missionssiege oft über den Gräbern ihrer Streiter erfruchtet wurden. Wie viele Großmütter haben nie erlebt, dass die Gebete für ihre Enkel erhört wurden. Aber sie wurden erhört nach ihrem Tod. Da ist viel Segen herausgekommen.
Sie dürfen das wissen, auch wenn wir es nicht sehen oder verstehen, denn unser Herr tut es selbst und hat es versprochen.
Wenn Sie sich die Briefe ansehen, wie der Apostel Paulus in Griechenland angefangen hat zu wirken, in der Gemeinde von Korinth, die ihm viel Not machte, das Schlimmste: Sie hat ihm jede Ehre abgesprochen. Sie sagten, Paulus sei ein Schwätzer, schwach, ohne Erfolg. Nur seine Briefe seien gut.
Sein Äußeres war wahrscheinlich kümmerlich, fast abschreckend. Das war nicht leicht. Paulus gibt ihnen zurück: „Wenn ich eure Gemeinde in Korinth ansehe, sind nicht viele Weise, nicht viele Edle berufen. Was verachtet ist vor der Welt, hat Gott erwählt.“
Gott arbeitet mit ganz schwachen Mitteln. Das ist groß. Die großen Aufbrüche, die wir heute in der Weltmission erleben, sind Aufbrüche, wie wir sie noch nie geahnt haben.
Auch die letzten 40 Jahre waren die größten Aufbrüche, die man sich vorstellen kann. Das Evangelium ist vorgestoßen, gerade wo unsere großen kirchlichen Missionswerke die Arbeit eingestellt haben, sind viele neue kleine Missionswerke entstanden.
Gerade wo der Islam sich im Islamismus so stark erhebt und seine blutigste Seite zeigt, sind noch nie so viele Muslime zu Jesus gekommen wie heute. Das ist bewegend – Tausende.
In Teheran lassen sich jeden Monat fünf Muslime taufen. Wenn man mit ihnen spricht, sagen sie: „Ihr wisst doch, was im Koran steht – man muss euch töten, wenn ihr abfallt vom Glauben.“ Und sie antworten: „Das macht nichts, wir haben Jesus. Sollen sie uns den Kopf abschlagen?“
Gibt es einen größeren Sieg des Glaubens als dieses Zeugnis für unsere glaubenslose Christenheit im Westen, die so erfolgsorientiert ist?
Paulus sagte fröhlich, dass er im Kettendienst tot sei und eingesperrt werde. Er hat nie gegen Gott gemurrt, sondern nur gesagt: „Wenn ich nur an den Gefängnisbeamten mich erweisen kann und das Evangelium wenigstens fruchtet.“
Das hat Gott getan. Er sagt: „Betet!“ Das ist das Größte – durch Gebet können wir viel bewegen und Türen öffnen.
Diese 21 Männer, die in Libyen ermordet wurden, die koptischen Christen – elf von ihnen kamen aus der Arbeit von Meggi Gopram, einem Stephanus-Werk, einem wunderbaren Evangelisationswerk in Kairo, wo sie Jesus gefunden hatten.
Sie waren in Libyen unterwegs, um für ihre Familien Geld zu verdienen. Es war wunderbar, dass wir für alle diese Familien eine Kuh zur Verfügung stellen durften. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass wir hinter ihnen stehen und ihre Last tragen.
Besonders die kleinen Kinder, die ihren Vater verloren haben, aber mit dem Ruf „Jesus, mein Heiland“ gestorben sind, sind uns wichtig.
Auch wenn uns heftiger Widerstand entgegenschlägt – das ist heute noch nicht so, aber ich fürchte, wir stehen an der Schwelle zu sehr unruhigen Zeiten in Europa. Ich fürchte, wir werden schreckliche Zeiten des Terrors und der Angst erleben.
Sind unsere Gemeinden darauf vorbereitet, wenn die Feindschaft so groß wird?
Darum fürchten wir uns nicht. Bei den Missionen gibt es ein Prinzip: Noch nie ist ein entführter Missionar ausgelöst worden. Das hat es nie gegeben.
Sie wissen von den Opfern im Jemen, von den Bibelschülerinnen. Es ist ein fester Grundsatz: Wenn wir anfangen, Missionare bei Entführungen auszulösen, ist kein Missionar mehr sicher.
Das einzige Mittel ist, dass Christen sagen: „Nein, mich braucht ihr nicht auszulösen. Ich stehe in der Hand meines Herrn.“
Das ist für unsere Zeit sehr wichtig. Es gibt nur eine Antwort auf diesen Terror: „Ich bin in Jesus geborgen, komme, was da komme.“
Das gilt nicht nur für den Terror von politischen Extremisten, sondern auch für die Todesmacht, der Sie in den nächsten Tagen begegnen, wenn Sie am Grab stehen und hindurchblicken und sagen: „Wir sehen die Herrlichkeit der neuen Welt!“
„Weil du uns zu klein bist, gehen wir durch Jesu Leiden in die Ewigkeit.“
Was ist das, wenn wir im Leben die Lasten tragen, die der Herr uns aufgelegt hat, und wir hindurchgehen dürfen?
Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn wir schwere Anfechtungen erdulden müssen. Trotzdem dürfen Sie den Sieg von Jesus überwältigend erleben.
In den schwachen Stunden wollen wir die Reihen schließen. Sie müssen wissen, wen Sie anrufen dürfen und sagen: „Du, du musst jetzt für mich beten und mir am Telefon ein Wort sagen. Ich bin in großer Depression, ich brauche deine Fürsprache und deinen Zuspruch.“
Wunderbar, dass man das auch am Telefon tun kann.
Bevor Jesus in unserer Welt wirkte, kam es zu dieser denkwürdigen Begegnung mit Satan. Da sagte Satan: „Gibt es einen Teufel? Ja, und wie!“
Er triumphierte vor Jesus und sagte: „Die ganze Welt gehört mir. Du kannst von mir niederfallen, dann kriegst du von mir, ich kann dir etwas schenken. Du tust es ja so schwer, Nachfolger zu sammeln.“
Jesus schleuderte ihm nur das Wort Gottes entgegen. Das ist die einzige Waffe, vor der Satan sich fürchtet. Der Teufel wich von ihm eine Zeit lang.
Das ist so wichtig in den schwachen Stunden: Wir sagen, ich brauche den Sieg von Jesus, und er birgt mich in der Not. Das ist so schön: „In seiner Hütte zur bösen Zeit“ (Psalm 27). So ein herrlicher Trost: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“
Sie müssen wissen: Es wird alles gut, weil ich in den Händen von Jesus bin. Er deckt uns mit Gnade wie mit einem Schild (Psalm 5). Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und du wirst Zuversicht haben unter seinen Flügeln (Psalm 92).
Das ist wunderbar für uns in den schwachen Stunden, auch wenn wir oft schwache Leute sind.
Ich habe in der Gebetsgemeinschaft mit Blick auf einen Straßeneinsatz erlebt, wie schwer das ist. Wir haben das selbst oft in der Königstraße in Stuttgart gemacht.
Es ist so dumm: Ich kann in einer Versammlung schön reden, aber auf der Straße ist es schrecklich, wenn alle stören, wenn Betrunkene kommen und die Leute nichts wissen wollen. Man fühlt sich blamiert.
Meine Frau hatte einen Jugendkomiker dabei, und die jungen Leute sagten oft: „Hoffentlich kommt keiner aus meiner Klasse vorbei.“ Nachher sagten sie: „Oh, das war gut, da kam einer, und er hat gesehen, dass ich dazugehöre.“
Wir hatten ein neues Klavier dabei. Ich betete immer: „Herr, lass doch regnen, dann kann man nicht gehen. Das tut dem Klavier nicht gut, wenn Regen drauffällt.“ Aber der Herr war treu, es hat nicht geregnet, und wir sind immer beglückt heimgegangen.
Das ist merkwürdig. Wir sind mit schlotternden Knien losgezogen. Ich kann mir nicht vorstellen, einen Straßeneinsatz anders zu machen, als indem ich sage: „Herr, jetzt bist du dran.“
Du hast Verheißungen gegeben, dass deine Kraft sich in unserer Schwachheit vollendet. Das ist eine große Zukunft und Zuversicht für uns.
Noch ein paar Zitate von Paulus, wenn man das so anschaut, im 2. Timotheusbrief an den jungen Timotheus. Er schreibt: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Angst, sondern der Kraft, der Liebe und der Zucht.“
Timotheus war schwach, hatte Magenprobleme und war nicht stabil.
Paulus schreibt: „In meiner letzten Verhandlung verließen sie mich alle.“ Wo waren die Christen? Sie verließen Paulus. Es war ein öffentlicher Prozess im Römerreich, und die Christen waren nicht da. Vielleicht beteten sie zuhause, aber es ist wichtig, dass man sagt: „Ich bleibe bei dir und gehe mit dir auf diesen schweren Weg.“
Paulus kann die Enttäuschung über die Mitchristen weglegen. Dann kommt der Herr und bekräftigt das Wort. Das ist wunderbar: Im Gerichtssaal wird das Evangelium groß.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem Leben dieses Wunder immer wieder neu erfahren: „Der Herr war da!“
Sie werden ins Krankenhaus eingeliefert und fragen: „Warum das jetzt noch?“ Und plötzlich merken Sie: „Ich kann dem, der bei mir im Zimmer liegt, zum Segen sein.“ Der Herr benutzt Sie.
Am Ende sagen Sie: „Das hat der Herr merkwürdig gemacht, wie er mich auf diesem Weg gebraucht hat.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihren schwachen Stunden den klaren Blick auf unseren Herrn Jesus nicht verlieren, sondern die Freude am Herrn haben.
„Bekümmert euch nicht, bekümmert euch nicht, die Freude am Herrn ist eure Stärke.“
Von unseren Schwächen wollen wir jetzt nicht mehr reden. Der Herr hat uns erwählt, weil wir schwach sind, aber er hat viel vor mit seiner Stärke. Er will uns gebrauchen und zum Segen setzen. Er will in unserem Leben durch uns hindurch viel wirken.
Es ist heute sicher das schlimmste Missverständnis, dass wir meinen, wir müssten etwas für Gott tun und vergessen, dass Gott bei uns etwas tun will. Das sind die großen Taten. Seine großen Taten will er an unserem Leben wirken. Er will der Anfänger und Vollender sein.
Er hat viel vor und will, dass wir Traurigkeiten, Depressionen, Enttäuschungen und Versagen unter die Füße bekommen und mit vielen diese Lieder und das Lob einstimmen können:
„So weine ich, wenn ich weine, doch noch mit Loben.“
Das Loben gehört zu solchen Prüfungen. Man kann den Kummer sich vom Herzen singen. Nur Jesus freut mich – dort wird es klingen, auch Philipp Friedrich Hiller.
Es ist wunderbar, wenn man das immer wieder entdecken kann: Ich darf mich freuen und meine Bekümmernisse in der Freude an meinem Herrn überwinden.
Ich möchte mit Ihnen beten:
Wir danken dir, Herr, dass wir uns vor dir nicht genieren brauchen wegen unserer Schwächen. Du weißt alles und kommst als Heiland in unser Leben.
Du willst der Anfang und Vollender unseres Glaubens, unserer Heiligung und Erlösung sein.
Herr, vergib uns, wenn wir oft zu sehr auf uns selbst geblickt und uns nur mit uns beschäftigt haben.
Wir wollen auf dich blicken und uns freuen, dass du den Sieg errungen hast und alles auch bei uns wunderbar zu Ende bringst.
Wir bitten dich für alle, die in schweren Anfechtungen sind. Hilf ihnen, dass wir ihnen das Wort so sagen können, dass es durch deinen Heiligen Geist bekräftigt wird und in ihre Seele dringt.
Hilf uns, Seelsorge zu üben, Vertrauen zueinander zu haben und einander zu helfen.
Danke für diese wunderbare Gemeinschaft, auch hier in dieser Gemeinde, die du gestiftet hast.
Wir bitten dich auch für die Einsätze und den Gottesdienst am Sonntag, dass du groß wirst und selbst zu den Menschen redest.
Das dürfen wir bitten. Amen.
Die Bedeutung der Perspektive in schweren Zeiten
Und deshalb nur ein kleines Beispiel und ein Bild: Sie können mit einer kleinen Münze die Sonne verdunkeln, wenn Sie sie ganz nah vor Ihr Auge halten. Auf einmal wird vor Ihnen alles dunkel.
Deshalb ist es wichtig, gerade in schweren Stunden die richtige Perspektive für das zu bekommen, was Sie niederdrückt und traurig macht. Darum ist es so wunderbar, dass Sie hier eine Bibelstunde haben.
In diesen Tagen ist das Wort Gottes ja so rar geworden, auch in evangelikalen Gemeinden, wo es viele Events, Gags und allerlei tolle Erscheinungen gibt. Aber das Wort Gottes ist die einzige Kraft, die Sie über die schweren Dunkelheiten Ihres Lebens hinüberträgt. Denn das Wort Gottes hat eine Kraft, nämlich die Kraft des Heiligen Geistes.
Das Wort Gottes ist inspiriert vom Geist Gottes, vom Heiligen Geist. Darum sind wir neu geboren aus Wasser, aus dem Samen des Lebendigen, des Wortes Gottes (1. Petrus 1). Wir sind wiedergeboren aus dem Samen des Wortes Gottes. Das Wort Gottes macht unser Leben neu.
Das entdecken wir genauso, wie es die Israeliten erlebt haben – ausgerechnet in der Stunde, als sie die schrecklich zerstörte Stadt Jerusalem wieder aufbauten. Es war grausam: Als Nehemia um die Stadt herumreiten wollte, ging das kaum mehr, weil die Trümmer unpassierbar waren. Die Feinde wollten alles verhindern.
Doch dann schaffte es das Volk, die Mauer um Jerusalem wieder aufzubauen. Das ist ein Wunder Gottes, ein unbegreifliches Wunder. Trotz der Nachstellungen der Feinde gelang es ihnen, mit den kümmerlichen Mitteln, die sie hatten, die Mauer wiederherzustellen.
Dann wird erzählt, wie plötzlich die Mauer fertig ist. Sie hatten in der einen Hand die Kelle, in der anderen den Speer. Es war noch nicht viel da, der Tempel war noch nicht wieder aufgebaut, aber das ist uns auch nicht das Wichtigste. Wir brauchen keine Tempel.
Die Kraft des Wortes Gottes in der Gemeinde
Was hatten sie? Sie hatten ein holzgestelltes Zimmer, das war so eine Kanzel, in der Esra war. Und dann kommt das Entscheidende: Sie hatten das Wort Gottes.
Das Wort Gottes ist das Allerwichtigste, was eine Gemeinde braucht. Auf alles andere kann man verzichten. Gerade die Hämiergeschichte macht das so deutlich. Das Wort Gottes redet so, wie es ist, und spricht direkt zu uns. Das ist ja überraschend, denn viele meinen, das Wort Gottes müsse man an unsere Zeit anpassen – was Unsinn ist. Das Wort Gottes passt sich nicht an, es schlägt zu, es trifft.
Ein Beispiel: Dein Vater, dessen Tochter eine schwere unheilbare Krankheit hatte, erzählte den ganzen Jammer. Tränen standen ihm in den Augen, in seiner Hoffnungslosigkeit. Dann sagte er plötzlich einen Satz. Aber es war ganz merkwürdig: In diesen letzten Wochen waren ganz besondere Worte in den Losungen des Losungsbüchleins. Ich habe es nochmal nachgeschlagen. Es waren nicht die Worte an sich besonders, sondern das Wort Gottes hat in solchen Lagen besonders geredet. Und das war auch seine Erfahrung.
Das Wort Gottes ist immer passend und immer aktuell. So war es damals. Was hat das Wort Gottes bei diesen Leuten ausgelöst? Es war keine Juhu-Siegesfeier – „Toll, wir haben es geschafft!“ –, obwohl sie viel zum Dank hatten. Das Wort Gottes hat sie zuerst aufgewühlt und zum Weinen gebracht über die Schuld ihres Lebens. Das ist ganz ungewöhnlich.
Deshalb noch einmal kurz zusammengefasst: Es war die Verlesung des Gesetzes. Wir haben ja oft so ein gebrochenes Verhältnis dazu. Die Ordnungen Gottes sind ewig. Gott hat uns gute Wege für unser Leben gewiesen. Wir können aus dem Wort Gottes leben und haben so eine gute Orientierung. Wenn wir es dann wieder lesen, trifft es uns, wie wir schuldig geworden sind an unserem Herrn.
Es war eine alte Erkenntnis der Reformation, der reformatorischen Väter, dass das Wort Gottes immer zuerst kommt, indem es uns erschreckt. Ist uns das noch bewusst? Die Väter der Erweckungsbewegung sagten: Alle Lehre muss durch den Kampf des erschrockenen Gewissens hindurchgehen.
Wir in unserer Selbstsicherheit können das Wort Gottes gar nicht verstehen, wenn wir nicht wieder begreifen, dass wir vor dem heiligen Gott stehen. Gerade in unseren Tagen ist das der Anfang der Erneuerung der Gemeinde: Dass wir wieder erschrecken und wach werden über so viel, was wir versäumt haben.
Die Rolle des Heiligen Geistes und der Tränen im Glaubensleben
Das ist eine der wichtigsten Aufgaben des Heiligen Geistes: Er überführt die Welt von der Sünde und vom Gericht. So hat es Jesus uns gezeigt. In Johannes 14 und Johannes 16 heißt es, dass der Tröster kommen wird und die Welt von der Sünde und vom Gericht überführen wird – auch uns Christen. Und das ist gut so.
Es ist wunderbar, dass die Tränen in unserem Glaubensleben niemals etwas Furchtbares sind, sondern etwas ganz Heilsames. In diesen Momenten kann der Geist Gottes weiterwirken. Er kann das Evangelium in unserem erschrockenen Gewissen groß machen, in der Tiefe des Aufgewühltseins, wo wir erkennen, was Jesus gesagt hat. Er wird uns verklären. Der Geist Gottes wird Jesus für uns groß machen.
So haben damals schon die Israeliten unter der Verkündigung des Esra gehört: „Die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Das gilt auch uns. Was gilt ihnen denn? Es gilt ihnen, dass der ewige Gott, der heilige Gott und Weltenrichter sich in großer Liebe zu uns wendet, uns sucht und uns haben will. Dieses Erleben kann man immer nur neu erfahren, wenn man seine eigene Schuld erkennt.
Die Zerbrechlichkeit des Glaubens als Lebensrealität
Ich möchte Ihnen einfach als ein Motto mitgeben: So zerbrechlich ist unser Glaube.
Mir war es interessant, beim Lesen vieler Biografien gesegneter Menschen, die Großes gewirkt haben, immer wieder auf Ludwig Hofacker zu stoßen. Dieser Erweckungsprediger war bei uns sehr wichtig. Ich war dreißig Jahre in der Kirche, die viel später erst entstand und nach ihm benannt wurde – die Ludwig-Hofacker-Kirche in Stuttgart. Hofacker wirkte nur ganz kurz in seinem Leben und war ein körperliches Wrack, so krank und zerbrochen.
Er hat sich sehr gewehrt und gesagt: „Ich kann es gar nicht mehr hören, dass man immer so vom Glauben redet und davon, was unser Glaube kann.“
In diesen Tagen fiel mir ein Blatt in die Hände, das vom mutigen Glauben der Märtyrer einer unserer Hilfsorganisationen sprach. Das hat mich erregt, denn das stimmt nicht. Das ist kein mutiger Glaube, wenn man wüsste, wie zerschlagen Märtyrer sind. Wie sie nicht mehr ein- und ausgehen können, auch die Sorge um die Familien, das Leid, das sie für ihre Familien bedeuten, die Schande, die sie ertragen müssen.
Das, was wir jetzt von denen hören, die von ISIS und Boko Haram in Nordnigeria erschlagen werden: Sie müssen wissen, dass in Nordnigeria im Jahr 2014 mehr Menschen ums Leben kamen als durch ISIS getötet wurden. Und was das jedes Mal bedeutet, sind zerbrochene Menschen.
Bei den 21 koptischen Märtyrern, denen an der libyschen Küste der Hals abgeschnitten wurde, haben die ISIS-Terroristen ein Video gemacht. Schauen Sie sich so ein Video nie an. Aber wir sind dankbar, dass die koptischen Christen uns das Video analysiert und erklärt haben. Sie haben uns die Bilder mitgegeben, und am Samstag werde ich in der Vorstandssitzung der Hilfsaktion Märtyrerkirche am Bodensee ein Bild eines dieser Märtyrer sehen.
Ich wollte, dass nur dieses Bild aufgehängt wird: Ein solches nicht strahlendes Gesicht – das stimmt doch nicht. Aber ein so fester Blick eines Menschen, wenige Sekunden bevor er in die Ewigkeit geht – das schenkt der Herr. Das haben sie nicht aus sich selbst heraus.
Und wissen Sie, was in diesem Video noch hörbar war? Nur ein Ruf: „Jesus, mein Heiland!“
Das ist die Art von Christen, die der Geist Gottes noch mit Durchblick ausstattet. Von unserem Glauben bleibt nicht viel Kraftvolles übrig, sondern in dieser letzten Schwachheit bleibt genau das.
Das war Ludwig Hofacker so wichtig, und er sagte: „Mein Glaube zerfällt.“
Er hatte noch einen geisteskranken Bruder im Haushalt, war nicht verheiratet und selbst körperlich leidend mit schweren Schmerzen. Er sagte: „Ich kann mich nur immer an Jesus hinhängen, der solche Leute wie die beiden Verbrecher am Kreuz selig macht.“
„Ich bin so einer, der durch Jesus gerettet werden will.“
Sehen Sie, das ist in den schweren Stunden unseres Lebens immer wieder der Anker, wo wir sagen: „Ich kann gar nicht mehr glauben, und ich weiß gar nicht, wie es geht. Aber ich weiß, dass die Hand von Jesus mich nicht loslässt.“ Das ist das Große meines Glaubens.
Und das Unterpfand meines Glaubens ist das, was er selbst verheißen hat: Dass nichts aus seiner starken Hand je und je entrissen wird. Was er verspricht, das bricht er nicht.
Ich verlasse mich auf sein Wort, und das ist mein Trost.
Das müssen Sie wissen für die schwachen Stunden, auch wenn Sie Kranke besuchen und Trauernde trösten, dass Sie ihnen genau das sagen. Es wird immer wieder gewaltig, wie das Wort Gottes in solchen Stunden redet.
Trost und Freude in schweren Lebenslagen
Ich war oft in Situationen, gerade bei Beerdigungen, bei denen kleine Kinder beerdigt werden. Dabei merke ich, dass ich selbst nicht kräftig genug bin, um das am Grab durchzustehen. Heute sind es oft krebskranke Kinder, die etwa anderthalb Jahre alt sind, und die Mutter, die es nicht annehmen kann, dass das Kind weggenommen wurde. Diese Mütter sind gläubige Christen.
Dann sagen sie nur: „Aber Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Und plötzlich wird ein Mensch ruhig. Das können sie nicht machen, das macht Jesus. Das ist die Freude am Herrn. Diese Freude ist nicht einfach ein Gefühl von Fröhlichkeit, sondern ein Trost, der ewig greift.
Ich sage das jetzt besonders zu Ihnen. Vielleicht sagen Sie: „Ich habe in meinem Leben ganz schwere Lasten, mit denen ich noch nicht fertig bin, die ich noch nicht unter die Füße bekommen habe.“ Ob es Krankheitsnöte sind, Probleme mit Kindern und Enkeln, Eheprobleme, schwere Enttäuschungen, Schmähungen, Lügen oder Schande, unter denen Sie leben müssen – lesen Sie das Wort Gottes.
Auf einmal fangen Sie an, Psalmen auswendig zu lernen. Dietrich Bonhoeffer hat gesagt: „Wenn die Christenheit wieder merkt, was ihr in den Psalmen geschenkt ist, dann wird sie eine ganz neue Tiefe bekommen.“ Da wird gerungen. Menschen, die im Sumpf zu ertrinken scheinen, haben plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen. Sie verstehen vielleicht nichts von dem, was es ist, aber sie wissen, was Jesus sagt: „Das gilt mir, und darauf kann ich mich verlassen.“ Das ist für das Leben so wichtig.
Ich darf Ihnen dazu noch ein Zitat von Ludwig Hofacher vorlesen: „Sie überschätzen mich sehr. Aus Ihrem Brief geht hervor, dass Sie mich für einen rechten Liebhaber Jesu halten, mit Erfahrung ausgerüstet. Aber dem ist nicht so. Wenn man so wie ich jetzt drei Monate auf dem Sofa sitzt, leib und Seele geschwächt, und mich mein geisteskranker Bruder, der fortwährend tobt, quält, dann bekommt man ganz andere Gedanken als im Missionshaus, umgeben von Brüdern auf der Höhe des göttlichen Wortes.“
Er fährt fort: „Ich versichere Ihnen, dass ich mich zum Trost den ganzen Widrigkeiten gegenüber an nichts anderes halten konnte als an die überfließende Gnade Jesu. Ich halte mich an den, der die Gottlosen gerecht macht – die Schwerverbrecher, die Lumpen, die Mörder, die Lästerer. Mit denen will auch ich selig werden.“
Dann sagt er weiter: „Mehr kann ich von mir nicht sagen. Mein Glaube ist noch sehr klein, schwach und wankend. Ich würde, denke ich, durch eine kleine Anfechtung zerbrochen werden. Es ist wörtlich bei mir so, wie das Lied sagt, ein Hillerlied: ‚Herr, ich glaube. Hilf mir Schwachen, lass mich ja nicht verzagen. Nur du kannst mich stärker machen, wenn mich Not und Sünd anficht. Wenn die Hölle gegen mich ihren Rachen aufsperrte, so würde ich zu schwach sein. Doch Gott lässt mich nicht versucht werden über mein Vermögen.‘“
Die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Wir haben einen Heiler, der die Gottlosen gerecht macht. So erleben wir das immer wieder ganz wunderbar in unserem Glaubensleben. Wir freuen uns, wenn wir Höhenwege gehen können. Aber wir wissen auch, dass der Herr für uns tiefe Wege bereit hält. Diese Wege dienen dazu, dass wir ganz neu seine Gnade erkennen. Das betrifft auch unsere eigene Sündhaftigkeit.
Die Realität der Sünde und die Kraft der Heiligung
Es ist heute in vielen Gemeinden, besonders auch bei den Evangelikalen, nicht mehr üblich, von der Sünde zu sprechen. Einer der beiden verbreitetsten christlichen evangelikalen Zeitschriften schreibt der Schriftleiter: „Ich möchte die Menschen nicht schlechtreden, deshalb schreibe ich nicht von der Sünde.“
Doch die Sünde ist eine grausame Realität im Leben eines jeden Christen. Das Herrliche daran ist, dass wir einen Zufluchtsort haben – jeden Tag, mitten im Alltag und am Abend – wo wir vor Gott alles ausbreiten dürfen. Jedes unnütze Wort, das wir gesprochen haben, jede Spannung, die uns bewegt, jeder böse Gedanke, jedes Hasswort und alles, was in unserem Herzen verborgen war, dürfen wir vor Gott bringen.
Manchmal kommt es mir so vor, wie Jesus es beschrieben hat: Unser Herz ähnelt einer Jauchegrube, aus der all das Böse aufsteigt. Doch wir dürfen unser Leben heiligen und reinigen unter unserem Herrn Jesus. Deshalb ist das so herrlich, wie die Freude im Herrn.
Darum dürft ihr essen, das Fette, auch wenn es ganz ungesund ist. Ihr dürft euch freuen und eure Freude festmachen. Ihr dürft fröhlich sein vor eurem Gott.
Die Bedeutung eines gesunden Selbstbewusstseins im Glauben
In unseren Tagen spielt das eine ganz große Rolle. Das liegt am großen Einfluss der Psychologie, der dazu führt, dass wir immer wieder versuchen, unser Ich zu stärken. Wir wissen ja, dass viele viel zu wenig Selbstvertrauen haben. Selbstannahme ist ganz wichtig, und Selbstverwirklichung brauchen wir.
Darum ist es so wichtig, dass uns andere aufrichten. Sie müssen das auch tun, indem sie die jungen Leute, die Jugendlichen und die Kinder loben und ermuntern. Andere sagen zum Beispiel: „Siehst du, du siehst schön aus, du machst das gut, und es gelingt dir.“
Schon im Psalm 84 heißt es: Wohl denen, die dich für ihre Stärke halten. Das ist für uns Christen etwas ganz Besonderes. Uns macht es keine Not mehr, wenn wir an uns unsere Schwächen, unsere Not, unser Versagen und unser Nichtkönnen sehen. Wir halten dich, den lebendigen Herrn, für unsere Stärke. Du bist unsere Stärke, unsere Zuversicht und unsere Hoffnung.
Gerade in den Erschütterungen wissen wir das. Das war die größte Segenstunde meines Lebens, als ich als junger Pfarrer im Schwarzwald anfing. Damals sagte ein Freund zu mir: „Du warst doch mal Jugendpfarrer in Stuttgart, mein Nachfolger und junger Mensch, das wird toll, jetzt kommt ihr in den Schwarzwald.“ Es war ganz schwierig. Ich habe mich zwölfmal beworben, bis ich eine Stelle bekam. Ich war voller Begeisterung und wollte die Jugendarbeit dort aufbauen. Wir hatten ein tolles Programm gemacht, aber nach einem halben Jahr kam niemand mehr. Abends habe ich den Raum aufgeschlossen. Kennen Sie diese Gefühle? Sie haben gebetet und sind hingegangen. Damals gab es noch kein Fernsehen, keine Pokalspiele oder ähnliches. Ich habe zehn, fünfzehn Minuten gewartet, aber es kam niemand. Das waren Pleiten.
Die Pleiten und das Zerbrechen haben im Glaubensleben eine ganz tiefe Bedeutung. Wissen Sie, dass Jesus uns zerbrechen kann, bis wir uns wieder nach ihm ausstrecken? Das ist ein Thema, von dem kaum geredet wird, aber es ist so herrlich. Viele kommen in eine Krise des Selbstvertrauens, die zerbrochen wird: berufliche Krisen, Scheitern, Misserfolg mit Kindern. Man sagt, wir brauchen ein gesundes Selbstbewusstsein. Aber was ist das gesunde Selbstbewusstsein, wenn man selbst sieht, wie schwach man ist? Und wenn man etwas von der Macht Satans in dieser Welt und in seinem Leben weiß? Dass wir bis aufs Blut bekämpft werden und der Fürst dieser Welt immer wieder versucht, uns auszuhebeln? Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
Das drückt uns nieder, aber es darf uns nicht niederdrücken. Darum ist es so wichtig, dass wir wissen: Einer hat alle Macht – nur unser Herr Jesus hat sie. Er hat Macht über alle Reiche dieser Welt. Dann kann man wieder einstimmen in das Lob, das so viele vor uns gesungen haben, wie Philipp Friedrich Hiller, dessen Pfarrerexistenz das schwerste Schicksal hatte. Er konnte nicht mehr reden, nur noch krächzen. Unter vier Augen konnte man ihn vielleicht noch verstehen. Damals gab es keine Rente und keine Pensionierung für ihn – und das für einen Prediger des Evangeliums.
Doch er schenkte uns zwei Jahrgänge zweimal dreihundertfünfzig Mal Lieder, und was für welche Lieder: „Jesus Christus herrscht als König, ich auch auf der tiefsten Stufen.“ Ich darf damit einstimmen in dieses große Gotteslob. Wie hat Gott diesen Mann benutzt – das war unverständlich. Ich war mein Leben lang sehr verbunden mit ihm. Es war für mich eigentlich schmerzvoll, denn ich wollte immer in die Mission gehen, aber Gott führte mich anders, als ich wollte. Er hat mich wie einen blinden Gaul geführt. Am Ende meines Lebens merke ich, dass ich doch viel mit der Mission zusammengekommen bin. Die Wege Gottes sind wunderbar.
Mich hat immer wieder beeindruckt, wie man in der Mission nur Selbstverleugnung lernen kann. Wir haben Spezialisten ausgeschickt: beste Ärzte, Professoren, Hebammen und Handwerker. Wir haben sie trainiert, wie man in den schwersten Situationen in Kambodscha, Nordkorea, China, Afrika und Mosambik hilft. Doch nach vier Wochen sagten sie: „Wir hören auf, wir schaffen das nicht.“ Das war schwer zu sagen, „Jetzt müsst ihr durchhalten.“
Es ist interessant, dass viele große Missionssiege oft über den Gräbern ihrer Streiter erfruchtet sind. Wie viele Großmütter haben nie erlebt, dass die Gebete für ihre Enkel erhört wurden – doch sie wurden erhört nach ihrem Tod. Da ist viel Segen herausgekommen. Sie dürfen das wissen, auch wenn wir es nicht sehen oder verstehen, denn unser Herr tut es selbst und hat es versprochen.
Wenn Sie sich die Briefe ansehen, wie der Apostel Paulus in Griechenland wirkte, besonders in der Gemeinde von Korinth, die ihm viel Not bereitete, werden Sie sehen, dass sie ihm jede Ehre abgeschnitten hat. Sie sagten, Paulus sei ein Schwätzer, schwach, könne nichts leisten und habe keinen Erfolg. Nur seine Briefe seien gut, aber sonst wurde ihm in der Gegenwart alles abgesprochen. Seine Erscheinung muss sehr kümmerlich und fast abschreckend gewesen sein. Das war nicht leicht.
Paulus gibt ihnen zurück: Wenn ich eure Gemeinde in Korinth ansehe, sind nicht viele Weise oder Edle berufen. Was verachtet ist vor der Welt, das hat Gott erwählt. In der Gemeinde arbeitet Gott mit ganz schwachen Mitteln. Das ist für mich so groß.
Die großen Aufbrüche, die wir heute auch in der Weltmission erleben, sind Aufbrüche, wie wir sie noch nie geahnt haben. Auch die letzten 40 Jahre waren die größten Aufbrüche, die man sich vorstellen kann. Das Evangelium ist vorgestoßen, gerade wo unsere großen kirchlichen Missionswerke ihre Arbeit eingestellt haben, sind lauter neue kleine Missionswerke entstanden.
Wir hätten es verstehen können, dass ausgerechnet, wo der Islam sich im Islamismus noch einmal so erhebt und seine blutigste Seite zeigt, noch nie so viele Muslime zu Jesus gekommen sind wie in diesen Tagen. Das ist bewegend: Tausende! In Teheran lassen sich jeden Monat fünf Muslime taufen. Und wenn man mit ihnen spricht, sagen sie: „Ihr wisst doch, was im Koran steht, dass man euch töten muss, wenn ihr vom Glauben abfallt.“ Doch sie sagen: „Das macht nichts, wir haben Jesus. Sollen sie uns den Kopf abschneiden?“
Gibt es einen größeren Sieg des Glaubens als dieses Zeugnis für unsere glaubenslose Christenheit im Westen, die so erfolgsorientiert ist? Wir meinen immer, es sei nötig – wie Paulus fröhlich sagt –, dass er in Ketten liegt, eingesperrt wird, aber nie gegen Gott murrt. Er sagt nur: „Wenn ich mich nur am Gefängnisbeamten erweisen kann und das Evangelium wenigstens fruchtet.“ Das war so bescheiden. Und Gott hat es getan.
Er sagt: „Betet!“ Und das ist das Größte, dass wir durch das Gebet so viel bewegen und Türen öffnen können. Ja, diese 21 Männer, die in Libyen ermordet wurden, diese koptischen Christen – elf von ihnen kamen aus der Arbeit von Meggi Gopram, diesem Stephanus-Werk, einem wunderschönen Evangelisationswerk in Kairo, wo sie Jesus gefunden hatten. Sie waren in Libyen unterwegs, um für ihre Familien Geld zu verdienen.
Es war wunderbar, dass wir für alle diese Familien jetzt eine Kuh zur Verfügung stellen durften. Wir konnten ihnen zeigen, dass wir hinter ihnen stehen und ihre Last tragen. Lassen wir die kleinen Kinder nicht vergessen, die ihren Vater verloren haben, aber mit dem Ruf „Jesus mein Heiland“ gestorben sind. Das ist für uns wichtig, auch wenn uns heftiger Widerstand entgegenschlägt.
Das ist heute noch nicht so, aber ich fürchte, wir stehen an der Schwelle zu sehr unruhigen Zeiten, auch in Europa. Ich fürchte, dass wir schreckliche Zeiten des Terrors und der Angst erleben werden. Sind unsere Gemeinden überhaupt darauf vorbereitet, wenn die Feindschaft so groß sein wird? Darum fürchten wir uns nicht.
Bei den Missionen gibt es ein Prinzip: Noch nie ist ein Missionar, der entführt wurde, ausgetauscht worden. Das hat es noch nie gegeben. Sie kennen auch die Opfer im Jemen, diese Bibelschülerinnen. Es ist ein fester Grundsatz: Wenn wir anfangen, Missionare bei einer Entführung auszutauschen, dann ist kein Missionar mehr sicher. Das einzige Mittel ist, dass Christen sagen: „Nein, mich braucht ihr nicht auszulösen. Ich stehe in der Hand meines Herrn.“
Das ist für unsere Zeit sehr wichtig: Es gibt nur eine Antwort auf diesen Terror – wir sagen: „Ich bin in Jesus geborgen, komme, was da komme.“ Das gilt nicht nur für den Terror, der von politischen Ultras ausgeht, sondern auch für die Todesmacht, der Sie in den nächsten Tagen begegnen werden, wenn Sie am Grab stehen und hindurchblicken und sagen: „Wir sehen die Herrlichkeit der neuen Welt!“
„Weil du uns zu klein bist, gehen wir durch Jesu Leiden hin in die Ewigkeit.“ Was ist das, wenn wir im Leben die Lasten tragen, die der Herr uns auferlegt hat, und wir dann hindurchgehen dürfen? Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn wir auch in unseren Zeiten schwere Anfechtungen erdulden müssen. Trotzdem dürfen Sie den Sieg von Jesus in einer ganz überwältigenden Weise erleben.
In den schwachen Stunden wollen wir einfach die Reihen schließen. Sie müssen wissen, wen Sie anrufen dürfen und sagen: „Du, du musst jetzt für mich beten und mir am Telefon ein Wort sagen. Ich bin in großen Depressionen. Ich brauche deine Fürsprache und deinen Zuspruch.“ Wunderbar, dass man das auch am Telefon tun kann.
Bevor Jesus in unserer Welt wirkte, kam es zu dieser denkwürdigen Begegnung mit Satan. Da gibt es Leute, die fragen: Gibt es einen Teufel? Ja, und wie! Satan triumphiert vor Jesus und sagt: „Die ganze Welt gehört mir. Du kannst von mir niederfallen. Dann kriegst du was von mir, ich kann dir etwas schenken. Du tust es ja so schwer, den Nachfolger zu sammeln.“
Jesus hat ihm nur das Wort Gottes entgegengeschleudert, und das ist die einzige Waffe, vor der Satan sich fürchtet. Der Teufel wich von ihm eine Zeit lang.
Das ist so wichtig in den schwachen Stunden, dass wir sagen: „Ich brauche den Sieg von Jesus, und er birgt mich in der Not.“ Das ist so schön in seiner Hütte zur bösen Zeit. Psalm 27 ist so ein herrlicher Trost: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich denn fürchten?“ Sie müssen es wissen: Es wird alles gut, weil ich in den Händen von Jesus bin.
Er deckt uns mit Gnade wie mit einem Schild (Psalm 5). Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuversicht wirst du haben unter seinen Flügeln (Psalm 92). Das ist so wunderbar für uns in den schwachen Stunden, auch wenn wir oft schwache Leute sind.
In der Gebetsgemeinschaft, mit Blick auf den Straßeneinsatz – ich habe das hier zweimal miterlebt, und wir haben es selbst immer wieder in der Königstraße in Stuttgart gemacht – ist das so dumm: Ich kann so schön in einer Versammlung reden, aber auf der Straße ist es schrecklich, wenn alle stören, wenn Betrunkene kommen und die Leute nichts wissen wollen. Man fühlt sich blamiert.
Meine Frau hat den Jugendkomiker, und das war toll für die jungen Leute. Aber sie sagten immer: „Hoffentlich kommt keiner von meiner Klasse vorbei.“ Nachher sagten sie: „Oh, das war gut, da kam einer, und dann hat er gesehen, dass ich dazugehöre.“ Wir hatten ein neues Klavier dabei, und ich habe immer gebetet: „Herr, lass doch regnen, denn dann kann man nicht gehen, und das tut dem Klavier nicht gut, wenn Regen drauffällt.“ Aber der Herr war treu, es hat nicht geregnet, und wir sind immer ganz beglückt nach Hause gegangen.
Das ist merkwürdig – wir sind mit schlotternden Gliedern losgezogen. Ich kann mir das nie anders vorstellen und will nie anders einen Straßeneinsatz machen, als dass ich sage: „Herr, jetzt bist du dran.“ Du hast Verheißungen gegeben, dass deine Kraft sich in unserer Schwachheit vollendet. Das ist eine große Zukunft und eine große Zuversicht für uns.
Noch ein paar Zitate von Paulus, wenn man das so betrachtet, im 2. Timotheusbrief an seinen jungen Timotheus. Er sagt: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Angst, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht.
Timotheus war schwach, er konnte nicht richtig essen, hatte Magenprobleme und war nicht stabil genug. Paulus schreibt: „In meiner letzten Verhandlung verließen sie mich alle.“ Denken Sie mal: Wo waren denn die Christen? Sie verließen ihn alle. Es war ein öffentlicher Prozess im Römerreich, und die Christen waren nicht da. Vielleicht haben sie zuhause für Paulus gebetet, aber es ist wichtig zu sagen: „Ich bleibe bei dir und gehe mit dir auf diesen schweren Weg.“ Paulus konnte die Enttäuschung über die Mitchristen weglegen und sagt dann: „Der Herr aber stand mir bei und bekräftigte das Wort.“
Das ist wunderbar, dass plötzlich im Gerichtssaal das Evangelium von Jesus groß wird. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Wunder in Ihrem Leben immer wieder neu erfahren. Der Herr war da!
Sie werden ins Krankenhaus eingeliefert und fragen: „Warum das jetzt noch?“ Und auf einmal merken Sie: „Ich kann dem, der bei mir im Zimmer liegt, zum Segen sein, und der Herr benutzt mich.“ Am Ende müssen Sie sagen, wenn Sie wieder heimkommen: „Das hat der Herr aber merkwürdig gemacht, wie er mich gebraucht hat auf diesem Weg.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihren schwachen Stunden den klaren Blick auf unseren Herrn Jesus nicht verlieren, sondern die Freude am Herrn haben. „Bekümmert euch nicht, bekümmert euch nicht, die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Von unseren Schwächen wollen wir jetzt gar nicht mehr reden.
Der Herr hat uns erwählt, weil wir so schwach sind, aber er hat viel vor mit seiner Stärke. Er will Sie gebrauchen und zum Segen setzen. Er will in Ihrem Leben durch Sie hindurch ganz viel wirken.
Es ist in diesen Tagen sicher das schlimmste Missverständnis, dass wir immer meinen, wir müssten etwas für Gott tun, und dabei vergessen, dass Gott der Herr bei uns etwas tun will. Und das sind die großen Taten. Seine großen Taten will er an unserem Leben wirken. Er will der Anfänger und Vollender sein und hat viel vor. Er will auch, dass Sie Traurigkeiten, Depressionen, Enttäuschungen und Versagen unter die Füße kriegen und dann mit so vielen diese Lieder und dieses Lob mitsingen können:
„So weine ich, wenn ich weine, doch noch mit Loben.“ Das Loben schickt sich zu solchen Proben. Man kann den Kummer sich vom Herzen singen, nur Jesus freut mich, dort wird es klingen – auch Philipp Friedrich Hiller.
Das ist wunderbar, wenn man das immer wieder entdecken kann: Ich darf mich freuen und meine Bekümmernisse in der Freude an meinem Herrn überwinden.
Ich möchte noch beten: Wir danken dir, Herr, dass wir uns vor dir nicht genieren müssen wegen unserer Schwachheiten. Du weißt ja alles, darum kommst du als der Heiland in unser Leben. Du willst der Anfang und der Vollender sein unseres Glaubens, unserer Heiligung und unserer Erlösung.
Herr, verzeih uns, wenn wir immer wieder so auf uns geblickt und uns nur mit uns beschäftigt haben. Wir wollen auf dich blicken und uns freuen, dass du den Sieg errungen hast und alles auch bei uns wunderbar zu Ende bringst.
Wir bitten dich jetzt für alle unter uns, die in schweren Anfechtungen sind, dass du ihnen hilfst. Lass uns ihnen das Wort sagen können, damit es durch deinen Heiligen Geist bekräftigt wird und in die Seele dringt. Lass uns Seelsorge üben, Vertrauen zueinander haben und einander helfen.
Danke für diese wunderbare Gemeinschaft, auch hier in dieser Gemeinde, die du gestiftet hast. Wir bitten dich auch für diese Einsätze und für den Gottesdienst am Sonntag, dass du groß wirst und selbst zum Menschen redest. Das dürfen wir bitten.
Die Herausforderung der Mission und das Wachstum trotz Widrigkeiten
Aber es hat mich immer wieder beeindruckt, wie man in der Mission immer nur Selbstverleugnung lernen kann. Wir haben ja Spezialisten ausgeschickt, beste Ärzte und Professoren, aber auch Hebammen und Handwerker. Wir haben sie trainiert, wie man das alles tut, für diese schwersten Situationen aus Kambodscha, einer sogar nach Nordkorea und in China, und wo das überall war in Afrika, in Mosambik.
Aber nach vier Wochen haben sie gesagt: Wir hören auf, wir schaffen das nicht. Das war ganz schwer zu sagen. Jetzt müsst ihr durchhalten.
Es ist ja ganz interessant, dass all die großen Missionssiege oft über den Gräbern ihrer Streiter erfruchtet worden sind. Wie viele Großmütter haben nie mehr erlebt, dass die Gebete für ihre Enkel erhört wurden. Aber sie sind erhört worden nach ihrem Tod. Da ist ganz viel Segen herausgekommen. Sie dürfen das wissen, auch wenn wir es nicht sehen und wenn wir es nicht verstehen, weil unser Herr das selber tut und versprochen hat.
Wenn Sie sich noch einmal die Briefe ansehen, wie der Apostel Paulus in Griechenland angefangen hat zu wirken, in der Gemeinde von Korinth, die einem ja viel Not gemacht hat, und das Schlimmste: Sie hat ihm jede Ehre abgeschnitten. Sie hat gesagt, Paulus wäre ein Schwätzer. Stellen Sie sich mal vor! Sie sagen, er sei schwach, er könne nichts leisten und er hätte keinen Erfolg. Nur seine Briefe wären gut, aber sonst haben sie ihm in der Gegenwart alles abgesprochen. Es müsste aus seiner Erscheinung sehr kümmerlich gewesen sein, fast abschreckend, und das war ja nicht ganz leicht.
Paulus gibt es ihnen zurück und sagt: Wenn ich eure Gemeinde in Korinth ansehe, nicht viel Weise, nicht viel Edle sind berufen. Was verachtet ist vor der Welt, das hat Gott erwählt. Aber es bleibt in der Gemeinde so, dass Gott arbeitet mit ganz schwachen Mitteln.
Und das ist mir so groß, dass die großen Aufbrüche, die wir heute auch in der Weltmission erleben, Aufbrüche sind, wie wir es noch nie geahnt haben. Auch die letzten 40 Jahre waren ja die größten Aufbrüche, die man sich denken kann. Das Evangelium ist vorgestoßen, gerade wo unsere großen kirchlichen Missionszwerge die Arbeit völlig eingestellt haben, sind lauter neue kleine Missionszwerge entstanden.
Bis hin, wir hätten das verstehen können, dass ausgerechnet, wo der Islam sich im Islamismus noch einmal so erhebt und seine blutigste Seite zeigt, noch nie so viele Muslime zu Jesus gekommen sind wie in diesen Tagen. Das ist ja so bewegend: Tausende! In Teheran sind es jeden Monat fünf Muslime, die sich taufen lassen. Und wenn man mit denen spricht, sagen sie: Ihr wisst doch, was im Koran steht, dass man euch töten muss, wenn ihr abfallt vom Glauben. Und das macht doch nichts, wir haben doch Jesus. Sollen sie uns den Kopf runterschneiden?
Gibt es denn solch einen Sieg des Glaubens als ein Zeugnis für unsere glaubenslose Christenheit im Westen, die wir so erfolgsorientiert sind, dass wir immer meinen, es sei nötig? Wie sagt das Paulus fröhlich, dass er in Kettendienst tot war und eingesperrt wurde? Er hat nie gemurrt gegen Gott. Er hat nur gesagt: Wenn ich nur an dem Gefängnisbeamten mich erweisen kann und dass da das Evangelium wenigstens fruchtete – war so bescheiden. Und das hat Gott getan.
Und er sagt: Betet! Und das ist das Größte, dass wir durchs Gebet so viel bewegen können und die Türen öffnen können.
Zeugnis von Glauben und Standhaftigkeit in Verfolgung
Ja, diese 21 Männer, die dort in Libyen ermordet wurden, waren koptische Christen. Elf von ihnen kamen aus der Arbeit von Meggi Gopram, diesem Stephanus-Werk, einem wunderschönen Evangelisationswerk in Kairo, wo sie Jesus gefunden haben. Sie waren in Libyen unterwegs, um für ihre Familien Geld zu verdienen.
Es war wunderbar, dass wir für alle diese Familien jetzt eine Kuh zur Verfügung stellen durften. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass wir hinter ihnen stehen und ihre Last mittragen. Besonders die kleinen Kinder, die ihren Vater verloren haben, tragen diese Schwere. Doch sie sind mit dem Ruf „Jesus, mein Heiland“ gestorben. Das ist für uns von großer Bedeutung, auch wenn uns heftiger Widerstand entgegenschlägt.
Das ist heute zwar noch nicht so spürbar, aber ich fürchte, wir stehen an der Schwelle zu sehr unruhigen Zeiten, auch in Europa. Ich befürchte, dass wir schreckliche Zeiten des Terrors und der Angst erleben werden. Sind unsere Gemeinden überhaupt darauf vorbereitet, wenn die Feindschaft so groß sein wird? Darum fürchten wir uns nicht.
Bei den Missionen gibt es ein Prinzip: Noch nie ist ein Missionar, der entführt wurde, ausgetauscht worden. Das hat es bisher nicht gegeben. Sie kennen sicher auch die Opfer im Jemen, diese Bibelschülerinnen. Es ist ein fester Grundsatz, dass Missionare nicht ausgelöst werden. Wenn man damit anfängt, ist kein Missionar mehr sicher.
Das einzige Mittel ist, dass Christen sagen: „Nein, mich braucht ihr nicht auszulösen, ich stehe in der Hand meines Herrn.“ Das ist heute besonders wichtig. Es gibt nur eine Antwort auf diesen Terror: Wir sagen, ich bin in Jesus geborgen, komme, was da komme.
Das gilt nicht nur für den Terror, der von politischen Extremisten ausgeht, sondern auch für die Todesmacht, der Sie in den nächsten Tagen wieder begegnen, wenn Sie miteinander am Grab stehen. Dann können Sie hindurchblicken und sagen: „Wir sehen die Herrlichkeit der neuen Welt!“
„Well, du bist uns zu klein, wir gehen durch Jesu Leiden hin in die Ewigkeit.“ Was bedeutet das, wenn wir im Leben die Lasten tragen, die der Herr uns auflegt, und wir sie dann hindurchgehen dürfen? Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn wir auch in unseren Zeiten schwere Anfechtungen erdulden müssen. Trotzdem dürfen wir den Sieg von Jesus auf eine ganz überwältigende Weise erleben.
In den schwachen Stunden wollen wir einfach die Reihen schließen. Die Menschen müssen wissen, wen sie anrufen dürfen, und sagen: „Du, du musst jetzt für mich beten und mir am Telefon ein Wort sagen. Ich bin in großen Depressionen. Ich brauche deine Fürsprache und deinen Zuspruch.“
Es ist wunderbar, dass man das heute auch am Telefon tun kann.
Die Kraft des Wortes gegen Versuchung und Angst
Bevor Jesus zu wirken begann und in unsere Welt kam, gab es diese denkwürdige Begegnung mit Satan. Natürlich gibt es Leute, die fragen: Gibt es einen Teufel? Ja, es gibt ihn.
Satan triumphiert vor Jesus und sagt: „Die ganze Welt gehört mir. Du kannst von mir niederfallen, dann bekommst du etwas von mir. Ich kann dir etwas schenken.“ Er macht es schwer, Nachfolger zu sammeln. Doch Jesus entgegnet ihm nur das Wort Gottes. Das ist die einzige Waffe, vor der Satan sich fürchtet.
Der Teufel wich von ihm eine Zeit lang. Das ist so wichtig, gerade in den schwachen Stunden, wenn wir sagen: „Ich brauche diesen Sieg von Jesus.“ Er birgt uns in der Not. Es ist so schön, in seiner Hütte zur bösen Zeit Schutz zu finden.
Psalm 27 gibt uns einen herrlichen Trost: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich denn fürchten?“ Das sollten Sie wissen. Es wird alles gut, weil wir in den Händen von Jesus sind.
Er deckt uns mit Gnade wie mit einem Schild, so heißt es in Psalm 5. „Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuversicht wirst du haben unter seinen Flügeln“, lesen wir in Psalm 92.
Das ist so wunderbar für uns in den schwachen Stunden, auch wenn wir oft schwache Menschen sind.
Ermutigung im Dienst trotz Widerständen
Sie hat in der Gebetsgemeinschaft mit Blick auf diesen Straßeneinsatz gesagt: „Ich habe das hier schon zweimal miterlebt, und wir haben es selbst immer wieder in der Königstraße in Stuttgart gemacht. Das ist so schwierig. Ich kann in einer solchen Versammlung sehr schön reden, aber auf der Straße ist es schrecklich, wenn alle stören, wenn Leute betrunken kommen und niemand etwas wissen will. Sie kennen das ja, wie das so ist, und man fühlt sich selbst sehr blamiert.“
Meine Frau hatte den Jugendkomiker dabei, und das war toll für die jungen Leute. Sie haben aber immer gesagt: „Hoffentlich kommt keiner aus meiner Klasse vorbei.“ Nachher sagten sie: „Oh, das war gut, da kam einer, und dann hat er gesehen, dass ich dazugehöre.“
Wir hatten ein neues Klavier dabei, und ich habe immer gebetet: „Herr, lass doch regnen, denn dann können die Leute nicht weggehen. Das tut dem Klavier nicht gut, wenn Regen darauffällt.“ Aber der Herr war treu, es hat nicht geregnet.
Wir sind immer ganz beglückt heimgegangen. Das ist ganz merkwürdig, denn wir sind mit schlotternden Knien losgezogen. Ich kann mir nicht vorstellen, einen Straßeneinsatz anders zu machen, als mit dem Vertrauen: „Herr, jetzt bist du dran.“
Du hast Verheißungen gegeben, dass deine Kraft sich in unserer Schwachheit vollendet. Das ist eine große Zukunft und eine große Zuversicht für uns.
Die Ermutigung des Paulus an Timotheus
Noch ein paar Zitate von Paulus, wenn man das so betrachtet, aus dem zweiten Timotheusbrief. Er schreibt an seinen jungen Timotheus und sagt: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Angst, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht.
Timotheus war ja schwach. Er konnte nicht einmal richtig essen, so wie ich. Er hatte schon ein Problem mit seinem Magen und war deshalb nicht stabil genug. Paulus schreibt ihm: In meiner letzten Verhandlung verließen sie mich alle. Denken Sie mal nach: Wo waren denn die Christen alle? Sie verließen mich alle. Es war ein öffentlicher Prozess im Römischen Reich, an dem man teilnehmen durfte. Die Christen aber waren nicht da. Vielleicht haben sie zu Hause für Paulus gebetet, doch es ist auch wichtig zu sagen: „Ich bleibe bei dir und gehe diesen schweren Weg mit dir.“
Sie verließen mich alle, sagt Paulus. Aber es sei ihnen nicht zugerechnet. Paulus kann die Enttäuschung über die Mitchristen weglegen. Und dann kommt der Herr: „Aber er stand mir bei und bekräftigte das Wort.“ Das ist wunderbar, dass plötzlich im Gerichtssaal das Evangelium von Jesus groß wird. Ich wünsche, dass Sie in Ihrem Leben dieses Wunder immer wieder neu erfahren.
Der Herr war da! Sie werden ins Krankenhaus eingeliefert und fragen sich: Warum jetzt noch das? Und plötzlich merken Sie, dass Sie dem, der bei Ihnen im Zimmer liegt, zum Segen sein können. Der Herr benutzt Sie. Am Ende müssen Sie sagen, wenn Sie wieder heimkommen: „Das hat der Herr aber merkwürdig gemacht, wie er mich gebraucht hat auf diesem Weg.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihren schwachen Stunden diesen klaren Blick auf unseren Herrn Jesus nicht verlieren, sondern die Freude am Herrn haben. „Bekümmert euch nicht, bekümmert euch nicht, die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Von unseren Schwächen wollen wir jetzt gar nicht mehr reden.
Der Herr hat uns ja erwählt, weil wir so schwach sind. Aber er hat so viel vor mit seiner Stärke. Er will Sie gebrauchen und zum Segen einsetzen. Er will in Ihrem Leben durch Sie hindurch ganz viel wirken.
Es ist in diesen Tagen sicher das schlimmste Missverständnis, dass wir immer meinen, wir müssten etwas für Gott machen. Dabei vergessen wir, dass Gott der Herr bei uns etwas machen will. Und das sind die großen Taten. Seine großen Taten will er an unserem Leben wirken. Da will er der Anfänger und Vollender sein. Er hat ganz viel vor.
Er will auch, dass Sie die Traurigkeiten, die Depressionen, die Enttäuschungen und das Versagen unter die Füße kriegen. Dann können Sie mit so vielen diese Lieder und dieses Lob mit einstimmen: „So weine ich, wenn ich weine, doch noch mit Loben.“ Das Loben schickt sich zu solchen Proben. Man kann den Kummer sich vom Herzen singen. Nur Jesus freut mich – dort wird es klingen. Auch Philipp Friedrich Hiller hat das gesagt.
Und das ist so wunderbar, wenn man das immer wieder entdecken kann: Ich darf mich freuen und meine Bekümmernisse in der Freude an meinem Herrn überwinden.
Schlussgebet und Bitte um Gottes Beistand
Ich möchte noch mit Ihnen beten.
Wir danken dir, Herr, dass wir uns vor dir nicht genieren müssen, auch wenn wir unsere Schwachheiten offenbaren. Du weißt ja alles. Darum kommst du als der Heiland in unser Leben. Du willst der Anfang und der Vollender sein – unseres Glaubens, unserer Heiligung und unserer Erlösung.
Herr, verzeih uns, wenn wir immer wieder so auf uns selbst geblickt und uns nur mit uns beschäftigt haben. Wir wollen auf dich schauen und uns freuen, dass du den Sieg errungen hast. Wir vertrauen darauf, dass du auch bei uns alles wunderbar zu Ende bringst.
Wir bitten dich jetzt für alle unter uns, die in schweren Anfechtungen sind. Hilf ihnen, und lass uns ihnen das Wort so sagen, dass es durch deinen Heiligen Geist bekräftigt wird und tief in ihre Seele dringt.
Lass uns Seelsorge üben, damit wir zueinander Vertrauen haben und einander helfen können. Danke für diese wunderbare Gemeinschaft, auch hier in dieser Gemeinde, die du gestiftet hast.
Dafür dürfen wir dich jetzt auch noch einmal bitten: segne die Einsätze und den Gottesdienst am Sonntag. Lass dich groß werden und selbst zu den Menschen reden. Das dürfen wir in deinem Namen bitten.