Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 436: Hochmut und falsche Argumente
Uneinigkeit über Jesus und die gescheiterte Festnahme
Die Zuhörer Jesu sind sich also uneinig darüber, was sie von ihm halten sollen. Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Tempelpolizei, die losgeschickt wurde, um Jesus zu ergreifen.
In Johannes 7,32 heißt es: Die Pharisäer hörten, wie die Volksmenge dies über ihn murmelte, und die Pharisäer sowie die Hohenpriester sandten Diener aus, damit sie ihn griffen.
Die Diener werden geschickt, doch sie tun nicht, was man ihnen aufgetragen hat. In Johannes 7,44 steht: Einige von ihnen wollten ihn ergreifen, aber niemand legte die Hände an ihn.
Warum ergreifen die Diener der Pharisäer und Hohenpriester diesen Rabbi Jesus nicht? In Johannes 7,45-46 wird berichtet: Die Diener kehrten zu den Hohenpriestern und Pharisäern zurück. Diese fragten sie, warum sie Jesus nicht gebracht hätten. Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.
Die besondere Erkenntnis der Diener und die Reaktion der Pharisäer
Lasst uns an dieser Stelle verstehen, warum die Diener so antworten. Es handelt sich bei ihnen nämlich nicht einfach nur um eine Schlägertruppe, die man losgeschickt hat, sondern um Leviten, also um Leute mit theologischer Vorbildung. Sie hatten bestimmt schon vielen Rabbis zugehört.
So stellen sie fest: Dieser Jesus ist anders. Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.
Johannes 7,47-49: Da antworteten ihnen die Pharisäer: „Seid ihr denn auch verführt? Hat wohl jemand von den Obersten an ihn geglaubt oder von den Pharisäern?“ Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht.
Merkt ihr, hier mischt sich Zorn mit Geringschätzung. Die Obersten und die Pharisäer haben für das einfache Volk nur Verachtung übrig. Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht.
Anscheinend haben die Diener auch davon gesprochen, dass sie mit ihrer Begeisterung für diesen jungen Rabbi aus Galiläa nicht alleine sind, dass es da im Volk eine Pro-Jesus-Bewegung gibt. Und das Einzige, was die Pharisäer zu sagen wissen, ist: „Seid ihr jetzt auch schon auf das Niveau der einfachen, unwissenden Leute hinabgestiegen? Hat dieser Jesus euch auch verführt?“
Das scheinbar beste Argument gegen Jesus und die Antwort darauf
Und was ist in diesem Zusammenhang das stärkste Argument gegen Jesus? Ganz einfach: Die Obersten und Pharisäer glauben nicht an ihn. Es ist doch klar: Wenn die Menschen, die über theologisches Wissen verfügen, nicht an Jesus glauben, dann kann an Jesus auch nichts dran sein.
Er mag zwar die Massen beeindrucken und verführen. Aber ist der Unglaube der Obersten und Pharisäer nicht ein klares Indiz dafür, dass Jesus ein Verführer sein muss? Die Antwort lautet natürlich: Nein, das ist er nicht.
Die Klugen und Einflussreichen tun sich oft schwer mit dem Glauben an Jesus. Das ist so normal, dass Paulus davon schreiben kann. In 1. Korinther 1,26-28 heißt es:
„Denn seht eure Berufung, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch sind, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle, sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zu Schanden mache, und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zu Schanden mache, und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache.“
Die Korinther sollen sich in der Gemeinde umschauen: Wer ist dort zum Glauben gekommen? Sind es die Doktoren, die Einflussreichen und Edelleute? Oder sind es die Normalos, die Schwachen, all die, die man gewöhnlich leicht übersieht?
Die Voraussetzung für Gottes Offenbarung und die Gefahr weltlicher Weisheit
Woran liegt es, dass Gott bei Menschen so unterschiedlich ankommt?
Es hängt natürlich damit zusammen, dass Gott sich nur denen offenbaren kann, die bereit sind, sich vor ihm zu demütigen. Das Evangelium ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit, aber nur für diejenigen, die sich selbst nicht für klug und wissend halten.
Solange ich mein Denken über mich selbst und die Welt für unantastbar halte und niemandem erlaube, mir zu sagen, dass ich Rettung nötig habe, kann ich nicht gerettet werden.
Tatsächlich sorgt weltliche Weisheit oft dafür, dass ich die Weisheit Gottes nicht verstehe und deshalb verloren gehe. Ein gutes Beispiel dafür sind die Obersten und die Pharisäer.
Einwände der Gegner Jesu und Nikodemus’ Forderung nach Fairness
Das sind dann auch vernünftige und wohlmeinende Einwände, die plötzlich ohne Belang sind. In Johannes 7,50-51 spricht Nikodemus, der früher zu Jesus gekommen war und einer von ihnen war, zu den Anwesenden: „Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es vorher von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut?“
Wir kennen Nikodemus von einem Gespräch, das er mit Jesus geführt hat. Ob er zu diesem Zeitpunkt schon ein Jünger Jesu ist, vielleicht ein geheimer Anhänger wie Joseph von Arimathäa, wissen wir nicht. Es kann sein. Allerdings ist sein Beitrag hier kein klares Bekenntnis zu Jesus. Er fordert eigentlich nur Fairness. Was er verlangt, ist zunächst nur eine öffentliche Anhörung.
Damit steht natürlich für den Leser die Frage im Raum: Warum gab es diese Anhörung eigentlich noch nicht? Was führen die Obersten und die Pharisäer im Schilde, wenn sie Jesus verurteilen, ihn aber nicht vorher befragt und von ihm selbst die Antworten auf die Vorwürfe gehört haben, die man ihm macht?
Ist es nicht ironisch, dass gerade die Männer, die sich als die großen Gesetzeskenner ausgeben, sich selbst nicht an das Gesetz halten? Übrigens ist das genau der Vorwurf, den Jesus ihnen macht, wenn er etwas früher sagt: „Und keiner von euch tut das Gesetz.“
Was fordert das Gesetz? Ganz einfach: Das Gesetz verlangt, dass man sich eine Streitsache anhört und einen Vorwurf genau untersucht, damit ein gerechtes Urteil gefällt werden kann. Aber genau dazu sind die Gegner Jesu nicht bereit.
Die Ablehnung Jesu wegen seiner Herkunft und die falsche Argumentation
Warum? Weil sie nicht bereit sind, die Fakten zu prüfen.
In Johannes 7,52-53 heißt es: Sie antworteten und sprachen zu ihm: „Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche nach und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht.“ Dann ging jeder in sein Haus.
„Bist du etwa auch aus Galiläa? Wohnst du auch hinter dem Mond? Forsche nach und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht.“ So einfach ist das. Jesus ist aus Galiläa, und deshalb könne er kein Prophet und noch weniger der Messias sein.
Wisst ihr, was an dieser Argumentation besonders schräg ist? Sie ist nicht einmal wahr.
So heißt es über Jerobeam II. in 2. Könige 14,25: „Er stellte das Gebiet Israels wieder her, vom Zugang nach Hamath bis an das Meer der Ebene, nach dem Wort des Herrn, des Gottes Israels, das er geredet hatte durch seinen Knecht Jona, den Sohn des Amittai, den Propheten, der von Gat-Hefer war.“
Jona ist also aus Gat-Hefer. Die Ortschaft Gat-Hefer liegt circa fünf Kilometer nordöstlich von Nazareth, also in Galiläa.
Das heißt genau: Der Prophet, der wie kein anderer ein Bild für Tod und Auferstehung abgibt, der Prophet, der für Buße und Neuanfang steht, genau der kommt aus Galiläa.
Anregung zum Nachdenken über Glaubensentwicklung in Gemeinden
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, warum heute in Freikirchen oft nur wenige einfache Menschen zum Glauben kommen und woran das liegen könnte.
Das war es für heute.
Schreibe doch zwei ermutigende SMS an Geschwister aus deiner Gemeinde, deren Dienst du sehr schätzt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.