Herzlich willkommen bei der Christusgemeinde Emmending! Ich freue mich, dass wir uns nun das dritte Modell der Endzeitmodelle anschauen können.
Bevor wir in das Modell einsteigen, lesen wir wie gewohnt den Text aus Offenbarung 20, Verse 1 bis 10. Dieser Text ist zentral, wenn es um die Frage des Millenniums, also des tausendjährigen Reiches, geht.
Wer möchte den Text vorlesen?
Hier sehen wir eine Übersicht der vier Endzeitmodelle, die wir uns anschauen werden. So wie wir es bereits beim Amillennialismus und beim Postmillennialismus gemacht haben, schlüpfe ich auch diesmal in die Rolle dieses Modells und erkläre es aus dieser Innenperspektive.
Ich ordne es nicht sofort ein, ob es richtig oder falsch ist, sondern möchte uns dafür sensibilisieren, dass es bei den Fragen der Endzeit unterschiedliche Positionen gibt.
Überblick über die Endzeitmodelle: Amillennialismus und Postmillennialismus
Beim Amillennialismus – wer hat noch eine Idee, was das größte oder ein bedeutendes Merkmal ist? Hat jemand etwas im Kopf? Du hast noch etwas im Sinn?
Der Amillennialismus versteht das Millennium als ein geistliches, tausendjähriges Reich, das bereits jetzt existiert. Man wartet nicht mehr darauf. Christus herrscht vom Himmel her. Nach dieser Zeit wird er wiederkommen. Dann werden verschiedene Ereignisse geschehen: das Gericht, die Auferstehung der Toten, die Entrückung, die Wiederkunft Christi – alles in einem Moment, nach diesem geistlichen tausendjährigen Reich.
Dann haben wir uns den Postmillennialismus angeschaut. Wer hat dazu noch eine Idee, was den Postmillennialismus besonders ausmacht? Alle schauen weg, als wäre es in der Schule, und hoffen, nicht dran genommen zu werden.
Die Postmillennialisten glauben, dass die Gemeinde siegreich sein wird und die Welt christianisiert. So sollen fast alle Menschen auf diesem Planeten Christen werden. Dann bricht das Millennium an. Eine Parallele zum Amillennialismus ist, dass Christus im Himmel herrscht und nicht auf Erden.
Es wird eine großartige Zeit sein, in der alles floriert: wirtschaftlich geht es nur bergauf, Wohlstand und Technologie wachsen immer weiter. Man spricht von millennialischen Zuständen. Erst danach kommt Christus wieder. Es gibt viele Parallelen zum Amillennialismus: die Auferstehung der Gläubigen, die Auferstehung der Ungläubigen, das Gericht, der neue Himmel und die neue Erde.
Diese beiden Modelle, Amillennialismus und Postmillennialismus, sind in unserem breiten Umfeld eher unbekannt und werden nicht so oft vertreten.
Heute werden wir uns den Prämillennialismus anschauen. Dieser hat stärkere Parallelen zu dem, was in Freikirchen oder evangelikalen Kreisen häufig vertreten wird.
Grundzüge des Prämillennialismus: Sieben Hauptpunkte
Bevor wir uns das im Detail anschauen, möchte ich zu Beginn einen Überblick geben. Es gibt sieben Hauptpunkte. Ein Prämillennialist würde vielleicht noch viele weitere erwähnenswerte Punkte nennen. Ich halte es hier jedoch sehr holzschnittartig und versuche, die großen Linien aufzuzeigen, ohne auf jedes Detail einzugehen.
Denn in Wahrheit – und das sage ich jedes Mal – haben die Vertreter dieses Modells auch noch Untergruppierungen. Sie sagen: „Nein, das muss man so sehen“, oder „Nein, das muss man anders verstehen“. In den Detailfragen sind sie sich also oft nicht einig. Aber das sind die großen Linien, die die meisten Prämillennialisten, so nenne ich sie jetzt, als kennzeichnend für ihre Endzeitvorstellung ansehen.
Der erste Punkt ist: Israel ist im gegenwärtigen Zeitalter verworfen, wird sich aber als Nation zu Christus bekehren.
Zweitens: Bevor Christus wiederkommt, findet die große Trübsal statt. Dabei treten der Antichrist auf und es kommt zum Abfall vom Glauben.
Bei seiner Wiederkunft, also bei Christi Wiederkunft, werden die verstorbenen Gläubigen auferstehen. Das ist die erste Auferstehung. Gleichzeitig wird die Gemeinde entrückt. Die Wiederkunft Christi und die Entrückung finden also gleichzeitig statt. Wir schauen uns das gleich noch einmal genauer an.
Christus wird mit der Gemeinde und Israel im Millennium regieren, während der Satan gebunden ist.
Das Millennium endet mit Satans Rebellion. Danach werden alle Ungläubigen von den Toten auferweckt. Das ist die zweite Auferstehung. Anschließend erscheinen alle – sowohl Gläubige als auch Ungläubige, Lebende und Tote – vor dem Weltgericht.
Danach folgen der neue Himmel, die neue Erde und die Ewigkeit.
Beim siebten Punkt sind sich immer alle einig. Das ist das Ende eines jeden Modells, und das ist das Schöne daran: Am Ende sind alle im Haus Gottes. Jeder hat sozusagen seine Wohnung, und es spielt keine Rolle mehr, welches Modell man vorher vertreten hat. Wenigstens darin sind wir uns einig.
Darstellung des Prämillennialismus im Zeitverlauf
Hier haben wir noch einmal diese Skizze näher eingezeichnet. Beim klassischen Prämillennialismus gibt es ebenfalls Abstufungen. Wenn wir uns das nächste Mal den Dispensationalismus anschauen, der auch als posttribulatorischer Prämillennialismus bezeichnet wird, werden wir darauf genauer eingehen. Das sind Fachbegriffe, die wir nicht unbedingt kennen oder vollständig verstehen müssen.
Beim Prämillennialismus kann man sich das so erklären: "Prä" bedeutet "vorher" und "Millennium" ist das tausendjährige Reich. Christus kommt also vor dem tausendjährigen Reich. Beim Amillennialismus und beim Postmillennialismus ist es anders.
Beim Postmillennialismus wird das geistliche Reich hier auf Erden gesehen, und danach kommt Christus wieder. Prämillennialisten sagen hingegen: Nein, Christus kommt vor dem Millennium und wird leibhaftig mit den Gläubigen hier herrschen.
Hier sehen wir das Gemeindezeitalter, wie es eingezeichnet ist. Dort befinden sich auch die Prämillennialisten gemeinsam mit den Postmillennialisten, Amillennialisten und Dispensationalisten. Nach dem Gemeindezeitalter passiert dann ziemlich viel: Christus kommt wieder, es erfolgt die Entrückung der Gläubigen – also die Vereinigung zwischen Christus und den Gläubigen – sowie die Auferstehung der Gläubigen. Danach beginnt die Epoche des Millenniums, die wir uns noch genauer anschauen werden. Erst danach folgt die endgültige Auferstehung der Gläubigen, das Gericht und schließlich der ewige Zustand.
Was bedeutet noch einmal das "T" in dieser Skizze? Es steht für Trübsal. Das Gemeindezeitalter wird mit der großen Trübsal beendet, danach kommt Christus wieder, und dann beginnt diese glorreiche Zeit.
Das "T" ist deshalb dort gekennzeichnet, weil beim Amillennialismus das Gemeindezeitalter permanent von Trübsal durchdrungen ist. Auch das Millennium ist beim Amillennialisten von Trübsal geprägt. Beim Amillennialismus gibt es die Vorstellung, dass Positives und Negatives gleichermaßen wachsen. Es verläuft wellenförmig: Erweckungen und Verfolgungen geschehen gleichzeitig. Licht nimmt zu, aber auch Finsternis.
Bei den Prämillennialisten, wo wir uns jetzt befinden, wird es in dieser Zeit Verfolgung geben – die große Trübsal. Dann kommt Christus wieder, wir werden zu ihm entrückt und befinden uns im Millennium. Einige Prämillennialisten sagen, dass dieses Millennium auf einer erneuerten Erde stattfindet. Was genau das bedeutet, werde ich gleich noch erklären.
Gute Frage, danke dafür und danke für eure Unterstützung. Das "T" bedeutet also Trübsal – gut zu wissen. Ich schreibe es dazu, damit ich es beim nächsten Mal parat habe. Schaut euch die Skizze an – ihr kennt meine Grafiken besser als ich.
Diskussion um die Entrückung und die große Trübsal
Das Gemeindezeitalter endet mit der großen Trübsal. Die Gemeinde muss diese Zeit vollständig durchleben. Im Dispensationalismus, der in den meisten Gemeinden verbreitet ist, spricht man vom Gemeindezeitalter.
Dazu gehört die Vorstellung einer heimlichen Entrückung. Dabei werden die Christen vor der Trübsal bewahrt und müssen diese Zeit nicht durchlaufen. Das ist ein großer Streitpunkt unter den Endzeitmodellen. Die Frage lautet: Hat Gott uns bestimmt, die Trübsal zu durchleben, oder will er uns davor bewahren?
Wenn wir uns in zwei Wochen – so Gott will und wir leben – wiedersehen, werde ich darauf eingehen. Ich habe das Thema schon letztes Jahr angesprochen, als wir damit begonnen haben. Kurz darauf kam Corona, und vieles wurde anders.
Zunächst ein paar grundlegende Fakten: Wie steht es um den Prämillennialismus? Woher kommt er, und wo liegen seine Ursprünge?
Historische Wurzeln des Prämillennialismus bei den Kirchenvätern
Der Prämillennialismus wurde schon sehr früh von den Kirchenvätern vertreten. Das ist interessant, weil die Kirchenväter eine Epoche in der Kirchengeschichte darstellen – und zwar die ganz am Anfang. Die Kirchenväter kamen direkt nach den Aposteln. Sie sind sozusagen diejenigen, die nach den Aposteln viel geschrieben haben. In ihrer Literatur können wir nachlesen, was sie in den Kirchen etabliert haben.
Es ist deshalb für uns interessant zu wissen, dass dieses Modell von vielen Kirchenvätern vertreten wurde. Da die Kirchenväter direkt nach den Aposteln lebten, kannten sie auch noch einige Apostel persönlich. Sie waren also Augenzeugen von Augenzeugen. Sie saßen bei den Aposteln und hörten, was diese erzählten. So sind sie die direkten Überlieferer der apostolischen Lehre.
Wenn man in kontroverse Debatten gerät, fragt man oft: Wie ist das gemeint? Was haben die Kirchenväter geschrieben? Dabei muss man natürlich aufpassen, denn ihre Schriften sind keine inspirierte Schrift. Außerdem sind sich die Kirchenväter nicht in allem einig. Das muss man wissen. Am Ende geht es immer darum, was die Bibel sagt.
Ein Beispiel ist der sogenannte Papias, den man sich nicht unbedingt merken muss. Er lebte ungefähr von 65 bis 140 nach Christus. Johannes, der Jünger, starb etwa um das Jahr 100. Papias kannte diesen Jünger persönlich. Papias berichtet, dass Jesus sich offenbar zu einem irdischen Millennium, einem irdischen Königreich, bekannt habe. In seinen Schriften überliefert Papias scheinbar Gleichnisse von Jesus, in denen Jesus von einer irdischen Regierung gesprochen haben soll.
Papias schreibt von Gleichnissen, die wir in der Bibel nicht finden, die aber Jesus wohl gesagt haben soll. Das ist interessant. Ist es möglich, dass er Dinge aufgeschrieben hat, die Jesus nicht gesagt hat? Was würde man dazu sagen? Wenn man so gefragt wird, weiß man nicht, ob man Ja oder Nein sagen soll. Es ist möglich.
Johannes sagt selbst, dass es so viele Geschichten über Jesus gibt, dass wir gar nicht alles aufschreiben könnten. Die Bibliothek dieser Welt würde es nicht fassen. Das ist eine spannende Aussage. Sie gibt uns auch einen Eindruck von der Ewigkeit.
Jesus sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Ein Amillennialist würde dazu sagen: Ganz genau, das stimmt. Ein Prämillennialist würde aber sagen: Jetzt passt mal auf, was noch kommt. Es kann durchaus sein, dass die Kirchenväter Dinge überliefern, die wirklich auf Jesus zurückzuführen sind. Aber das kann niemals die Grundlage für unseren Glauben sein.
Wir sind Sola Scriptura-Christen, also glauben wir allein an die Heilige Schrift – nicht an Traditionen oder menschliche Überlieferungen. Dort haben wir keine Sicherheit und keine Garantie, dass es wirklich aus Jesu Mund stammt. Deshalb müssen wir immer in die Bibel schauen und prüfen, ob das, was die Kirchenväter gesagt haben, damit übereinstimmt.
Das war also ein kurzer Überblick über den Ursprung dieses Modells und woher es kommt.
Gemeinsamer Anfang: Das erste Kommen Jesu und der Anbruch des Reiches Gottes
Für die Prämillennialisten ist das erste Kommen Jesu die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen. Jesus wurde angekündigt, und sein Dienst markierte auch den Anbruch des Reiches Gottes. Das Reich Gottes ist also angebrochen, und damit stimmen die Prämillennialisten zunächst mit den Amillennialisten und Postmillennialisten überein.
Bisher sind sich alle einig, wie Jesus gekommen ist. Für die Amillennialisten ist das Anbrechen des Reiches Gottes ein Zeichen dafür, dass Jesus gekommen ist. Sie sehen im Anbruch des Reiches Gottes bereits den Beginn des Millenniums, zumindest durch das vollendete Werk Christi.
Für die Prämillennialisten hingegen ist der Beginn des Millenniums nicht das bloße Anbrechen des Reiches Gottes, in dem wir jetzt sozusagen leben, sondern die Vollendung des Reiches Gottes.
Die Amillennialisten sagen: Das Reich Gottes ist angebrochen, und damit beginnt das Millennium. Die Prämillennialisten hingegen entgegnen: Nein, das Millennium ist von einer besonderen Art. Wir werden eine Segnung erfahren, die weit über das hinausgeht, was mit Jesu erstem Kommen gekommen ist.
Es wird nicht einfach nur das fortgesetzt, was angebrochen ist. Vielmehr werden wir ein Vielfaches mehr an Segnungen genießen als das, was mit Jesu erster Ankunft gekommen ist. Dafür muss er wiederkommen, damit dieses Millennium in Übermaß kommt.
Unterschiedliche Schwerpunkte der Endzeitmodelle vor der Wiederkunft Christi
Die Diskussion über Amillennialismus und Postmillennialismus konzentriert sich insbesondere auf die Ereignisse vor der Wiederkunft Christi. Das habt ihr vielleicht schon ein wenig im Kopf.
Es geht dabei um Mission, um die Christianisierung dieser Welt und um das Millennium vor der Wiederkunft Christi. Dieser Aspekt steht jedoch nicht im Fokus der Prämillennialisten.
In der Grafik sieht man deutlich, dass sich die Ereignisse vor allem bei der Wiederkunft Christi häufen. Das ist das Spannende für die Prämillennialisten.
Merkmale des Gemeindezeitalters und die Rolle Israels im Prämillennialismus
Wichtige Merkmale für den Prämillennialisten
Obwohl es nicht sein Hauptfokus ist, hat der Prämillennialist dennoch etwas zu sagen zu den wichtigen Merkmalen dieser Zeit. Das Gemeindezeitalter, wie es in der Grafik genannt wird, ist eine Zeit der Gemeinde und gleichzeitig eine Zeit der Mission. Darin sind sich zunächst alle einig: Es ist eine Missionszeit. Insofern können auch alle Endzeitvertreter sagen, dass sie bis zu diesem Punkt einen gemeinsamen Auftrag haben. Wir machen alle das Gleiche – wir erzählen von Jesus. So ist das eine.
Das jetzige Zeitalter ist eine Zeit der Gemeinde und Mission, etwas, was wir in dem Überblick schon gehört haben und was für den Prämillennialisten sehr wichtig ist. Israel wird sich im Laufe der Zeit oder im Zusammenhang mit dem tausendjährigen Reich zu Gott bekehren. Dazu lesen wir Römer 11,25-26: „Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet. Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird. Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Retter kommen, er wird die Gottlosigkeit von Jakob abwenden.“
Die Betonung liegt hier auf „so wird ganz Israel gerettet werden“. Der Prämillennialist will das sehen und glaubt das zutiefst: Die ganze Nation wird errettet, Juden werden sich in Massen zu Christus bekehren. Das ist wichtig zu erwähnen, weil die Amillennialisten zu einem weiten Teil diese Hoffnung nicht teilen. Es gibt auch dort unterschiedliche Lager, die diese Passagen anders deuten. Einige sagen, Israel vom Blute her sei nicht mehr so interessant, sondern es komme darauf an, ob man mit dem wahren Israeliten verbunden ist, der das wahre Israel ist, nämlich Jesus Christus. Darauf komme es an, und wir bildeten das wahre Israel als Gläubige ab.
Der Prämillennialist sagt dagegen: Nein, Römer 11 ist nicht vergeistlich zu verstehen, sondern eine wörtliche Prophezeiung, und wir warten auf diese Erfüllung. Das ist deswegen wichtig, weil einige Amillennialisten denken: „Na ja, wer glaubt denn an sowas?“ Einige Reformatoren, wie Luther, haben an den Amillennialismus geglaubt, und daran muss man erst mal vorbeikommen. Aber die Prämillennialisten gehen hier erst mal vom Wortsinn aus und sagen, Israel wird sich bekehren.
Die Postmillennialisten, die wir uns letztes Mal angeschaut haben, sagen ebenfalls, dass die Bekehrung Israels geschehen wird. Das bedeutet: Von vier Modellen haben wir drei, in denen Israel eine sehr zentrale Rolle spielt. Beim Amillennialismus hat Israel die schwächste Rolle. Aber auch dort gibt es Vertreter, die sagen, was die anderen drei machen, ist auch nicht schlecht, und vielleicht ist es doch eine weltliche Erfüllung. Aber mal so richtig hart getrennt: Drei von vier sehen in Israel einen wichtigen Player in der Endzeitgeschichte.
Bei den Prämillennialisten ist die Bekehrung Israels eine feste Sache, aber sie gehen nicht davon aus, dass Israel als politische Nation eine Blütezeit erlebt. Das ist für sie nicht wichtig, wie Israel politisch aufgestellt ist. Sondern es geht um die Bekehrung Israels. Auch wichtig: Die Prämillennialisten glauben nicht daran, dass Israel zu alttestamentlichen Gottesdienstformen zurückkehrt.
Genau, diese ganze Frage des dritten Tempels ist bei den Prämillennialisten außen vor. Das ist etwas, was den Dispensationalismus sehr stark kennzeichnet. Der dritte Tempel mit den ganzen Opferritualen, die dann wieder eingesetzt werden – viele Christen, die aus dem dispensationalistischen Lager kommen, warten genau darauf. Sie freuen sich über Artikel, in denen Pläne für einen dritten Tempel erwähnt werden, und beobachten ganz genau das politische Geschehen in Israel. Kommen die Juden an die Oberhand? Für den Prämillennialisten ist das nicht wichtig, genauso wenig wie für Postmillennialisten und Amillennialisten.
Hier haben wir also eine andere Aufteilung: Drei von vier Modellen haben eine völlig andere Sichtweise auf die Gottesdienstform, die in diesem Millennium herrscht. Diese fokussiert sich auf Christus und nicht auf alttestamentliche Gottesdienststrukturen. Denn was soll da für ein Opfer noch gebracht werden, das notwendig wäre? Wir werden uns dieser Frage widmen, wenn wir den Dispensationalismus im Detail anschauen.
Aktuell, wie wir es auch hier gelesen haben, ist Israel verstockt. Ich markiere das mal anders: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren. Also aktuell ist Israel als Volk Gottes verloren. Wichtig ist hier: Die Gemeinde hat den Platz als das wahre Israel eingenommen, und das ist spannend. Drei von vier Modellen sagen, dass die Gemeinde jetzt in diesem Augenblick das wahre Israel ist.
Allein der Dispensationalismus kommt und sagt: Nein, Gemeinde und Israel sind völlig getrennt, das hat gar nichts miteinander zu tun. Aber drei von vier großen Endzeitmodellen sagen: Wie kommt ihr auf diese Idee? Tatsächlich ist dieser Gedanke in der Kirchengeschichte ein recht junger Gedanke, dass Israel und Gemeinde so krass voneinander getrennt werden. Die Gemeinde hat den Platz des wahren Israels, sie sind die Nachkommen Abrahams, die Verheißungen gelten uns. Dennoch sagen sie, obwohl die Gemeinde das wahre Israel ist, ist Israel als Nation nicht unwichtig, denn sie hat die Verheißung, dass sie zu Christus kommen wird, nach Römer 11.
Die Trennung zwischen Israel und Gemeinde muss man hier sehen. Ich als Prämillennialist – ja, ich mache jetzt mal den Prämillennialisten – sage: Es war immer wirklich ein Prämillennialist. Das werde ich erst am Ende auflösen. Und dann kommt Corona 2.0. Die Trennung zwischen Israel und Gemeinde kennt die frühe Kirche nicht. Das ist nicht bekannt. Und wenn die frühe Kirche diese Trennung nicht kannte, warum sollten wir sie in unser Endzeitmodell aufnehmen?
Das Einzige, was der Prämillennialist akzeptieren kann, ist die hohe Stellung Israels, dass sie bekehrt werden und Teil dieser vollen Gottesgemeinschaft werden!
Das war das Verhältnis von Israel und Gemeinde unmittelbar vor der Wiederkunft. Wir sind immer noch im Gemeindezeitalter, wir sind immer noch in diesem Sektor. Unmittelbar vor der Wiederkunft geschieht die große Trübsal, das dicke Teder, das Auftreten des Antichristen und der Abfall vom Glauben.
Hier ist wichtig festzuhalten: Der Prämillennialist sagt, Gott bewahrt die Gläubigen durch die Trübsal, nicht vor der Trübsal, sondern durch die Trübsal. Auch hier gibt es eine starke Parallele zum Amillennialismus und eine ganz krasse Differenzierung zum Dispensationalismus.
Der Dispensationalismus lebt von dem Gedanken Entrückung, Entrückung, Entrückung – vor dem Zorn, der da kommt. „Wir sind nicht dafür bestimmt.“ Das ist lebenselixierter Dispensationalismus. Der wacht morgens auf mit Gedanken an die Entrückung und schläft ein mit Entrückung.
Ich habe gerade heute ein Heft gelesen, da stand die Entrückung – so ein Arbeitsbuch. Da bin ich mal gespannt, was so im Klappentext steht. Und dort steht gleich zu Beginn: „Die Entrückung ist das nächste Ereignis der Endzeitgeschichte.“ Wenn du das liest und diese vier Einheiten hier bei uns kennst, dann weißt du sofort: Die Autoren sind Dispys. Wenn du das aber nicht weißt, diese Differenzierung nicht kennst, denkst du vielleicht, der wird es schon richtig haben. Hat er es richtig? Vielleicht bin ich auch ein Dispi. Werden wir noch sehen.
Also: Gott bewahrt die Gläubigen durch die Trübsal, und es gibt keine heimliche Entrückung der Gläubigen. Nichts, nichts mit heimlicher Entrückung. Die Entrückung ist etwas, das bei der Wiederkunft geschieht. Wie ich schon oft gesagt habe und wie es bei vielen Modellen der Fall ist: Die Entrückung und die Wiederkunft sind zwei Seiten derselben Medaille.
Die Entrückung und die Wiederkunft sind eins. Christus kommt zu uns, wir kommen zu ihm. Das soll im Prinzip verdeutlichen, dass es um die Vereinigung geht, die stattfindet.
Wenn ihr mich fragt, wie das physikalisch funktioniert, wie jemand kommt, wie er kommen kann und wir zu ihm hingehen – wo sind wir dann? Sind wir dann irgendwie 30 Meter über dem Erdboden oder keine Ahnung? Weiß ich nicht. Ich habe auch noch keinen Prämillennialisten gesehen, auch keinen Amillennialisten oder Postmillennialisten, die das genau erklären könnten. Sie glauben alle, dass Wiederkunft und Entrückung eins sind.
Ihr seht wieder: Drei gegen eins. Es ist immer interessant, diese Verlagerung. Ich habe nie jemanden gesehen, der diese Frage diskutiert hat. Ich glaube auch nicht, dass es sehr sinnvoll ist, diese Fragen zu diskutieren. Das sind geistliche Texte, die man physikalisch nicht letztendlich auflösen kann.
Wenn Christus wiederkommt, und ihn alle sehen – wie denn? Es gab interessante Zeichnungen in der Kirchengeschichte, bei denen die Erdkugel nicht nach außen gewölbt ist, sondern nach innen. Die Menschen gucken quasi nach oben und dann nach Amerika. Wisst ihr, was ich meine? Dann kommt Christus in der Mitte wieder, und alle können ihn sehen.
Kennt ihr nicht diese Diskussion? Was ist, wenn ein Erdarbeiter irgendwo einen Tunnel gräbt und Christus kommt wieder – dann sieht er ihn ja gar nicht. Einige sagen: Nein, das geht jetzt mit der Technik, du merkst eine Nachricht, und zack, es ist überall. Das heißt, einige sehen ihn leibhaftlich, andere nur bei WhatsApp oder so.
Der Amillennialist, der Postmillennialist und ich denke auch der Prämillennialist würden sagen: Das ist nicht der Kern unserer Debatte. Wir wissen einfach nur, dass wir vereinigt werden. Die Bibel beschreibt es so: Er kommt wieder, und wir kommen zu ihm.
Die Wiederkunft Christi erfolgt einmalig, keine versteckte Wiederkunft, wie bei den Dispensationalisten. Ja, Jesus kommt, aber niemand hat ihn gesehen? Nein, Jesus kommt einmal wieder, und das reicht auch. Er kommt sichtbar wieder nach der Trübsal, nicht vor der Trübsal, sondern nach der Trübsal.
Das war jetzt das Gemeindezeitalter. Das ist aber nicht der große Fokus des Prämillennialisten. Viel interessanter für ihn ist, wie das Millennium aussieht, was das Millennium kennzeichnet, insbesondere im Vergleich zu den Amillennialisten und Postmillennialisten. Diese sagen: Ja, ja, wir sind im Millennium, Christus regiert auch, aber halt nicht bei uns, sondern vom Himmel her. Dort ist er eingesetzt, und dort soll er auch bleiben für das Millennium. Wir warten, dass er wiederkommt.
Die Prämillennialisten sagen: Nein, da versteht ihr etwas gehörig falsch. Christus wird nach seiner Wiederkunft in leiblicher Gegenwart tausend Jahre lang auf Erden regieren und damit das Reich Gottes vollenden.
Christus kommt, vollendet das Reich, tausend Jahre Regentschaft – buchstäblich oder symbolisch, das wird sehr unterschiedlich gesehen. Einige sagen, es sind genau tausend Jahre, andere sagen, es ist einfach eine lange Zeit. Das findest du eigentlich bei jedem Modell, außer beim Amillennialismus. Dieser sagt, mit Christi erster Ankunft hat das tausendjährige Reich begonnen, und wir sind jetzt im Jahr 2021.
Es gibt keinen Prämillennialisten, der heute lebt und sagt, das wird tausend Jahre dauern, ansonsten wären wir schon tausend einundzwanzig Jahre drüber. Ihr versteht den Gedanken? Ob das symbolisch oder buchstäblich ist, ist nicht so relevant, das kann man so oder so deuten. Bei den Prämillennialisten sind sie sich nicht einig.
Das Millennium als Segenszeit für Gemeinde und Israel
Was besonders interessant ist: In dieser Millenniumsphase – ich zeichne das mal im Vergleich zu den Dispensationalisten auf, das wird beim nächsten Mal wichtig sein – verstehen die Premillennialisten das Millennium als eine Segenszeit für die leidende Gemeinde und das erlöste Israel. Ich schreibe das hier nochmal hin: Gemeinde und ganz wichtig, Israel.
Der Dispensationalismus kommt gar nicht auf die Idee, dass die Gemeinde überhaupt noch irgendeine Funktion auf der Erde hat, weil sie ja schon heimlich entrückt ist. Vielleicht kennt ihr das aus Filmen: Jemand fährt mit dem Bus, und plötzlich – was passiert, wenn der Busfahrer Christ ist und nicht der Passagier? Zack, weg, Unglück, Turbulenzen, Chaos.
Und da sagen die Premillennialisten: Das ist doch kein Witz! Nein, Christus kommt wieder, und wir werden als Gemeinde gemeinsam mit Israel – dem wahren Israel und Volk Gottes – im Millennium zusammenherrschen. Es gibt nicht zwei unterschiedliche Wege für Juden und Heiden. Warum baut ihr wieder eine Mauer auf, die doch in Christus zerrissen ist? Alles ist eins in Christus.
Das führt zu heißen Debatten. Vor allem die Dispensationalisten werden allergisch und können das gar nicht ertragen. Aber die Premillennialisten sagen: Doch, das müsst ihr ertragen. Also: Die leidende Gemeinde, die natürlich nicht mehr leidet, sondern die durchleidende Gemeinde, die dann in einer Segenszeit hier auf Erden kommt, herrscht gemeinsam mit Israel.
Wie sieht dieses Herrschen aus? Das ist von Modell zu Modell unterschiedlich. Im Amillennialismus – vielleicht habt ihr das noch im Hinterkopf – bezieht sich das Herrschen darauf, dass das Millennium schon jetzt stattfindet. Laut den Amillennialisten herrschen die verstorbenen Seelen, die bei Christus sind. Das nennen die Amillennialisten die erste Auferstehung, quasi eine Auferstehung in Anführungszeichen, das erste Lebendigwerden bei Christus. Sie herrschen gemeinsam mit ihm vom Himmel her.
Das ist für viele andere nicht so zufriedenstellend, weil es ihnen zu spirituell und übergeistlich ist. Wie sieht das Herrschen im Millennium bei den Premillennialisten aus? Die Premillennialisten sind an dieser Stelle sehr zaghaft in der Beschreibung und lassen es eigentlich recht offen – aus folgendem Grund: Sie sagen, diese Epoche, dieses Millennium, ist ausschließlich eine Offenbarung im Neuen Testament. Bis zur Offenbarung 20 gab es keinen klaren Hinweis darauf, was im Millennium geschieht. Das ist eine exklusive Lehre ganz am Ende des Neuen Testaments.
Der Dispensationalist sagt: Du bist ganz schön schwach in deiner Auslegung des Millenniums. Wir haben natürlich viele Hinweise, weil wir ins Alte Testament schauen. Dort finden wir Hinweise auf das Millennium, das tausendjährige Reich, das Friedensreich des Messias. Dort gibt es einige Hinweise darauf, wie es im Millennium aussehen wird und wie wir dort herrschen werden.
Die Premillennialisten sind da nicht völlig abgeneigt. Sie sehen Differenzen, sind aber vorsichtiger darin, was sie in den alttestamentlichen Texten wirklich auf das Millennium beziehen und was vielleicht doch in die Ewigkeit verlegt werden muss. Ist der Gedanke nachvollziehbar?
Es ist so, dass bei prophetischen Texten im Alten Testament oft etwas angekündigt wird. Als Neutestamentler liest du das und sagst: Hier wird irgendwie über das erste Kommen Christi gesprochen, aber auch über das zweite Kommen – alles in einem Zug.
Könnt ihr euch an die Pfingstpredigt von Petrus erinnern? Wie er sagt, dass der Geist ausgegossen wird, dann sichtbare Zeichen im Himmel geschehen und so weiter, Chaos und Endzeitapokalyptik? Zu Pfingsten ist der Geist ausgegossen worden, ja, aber diese apokalyptischen Zeichen fehlen.
Im Alten Testament dachte man, das sei alles ein Ereignis. Im Neuen Testament heißt es: Nein, erst das eine, dann das andere. Das ist gar nicht so einfach auseinanderzuhalten. Deshalb sagen die Premillennialisten: Da machen wir uns die Finger nicht schmutzig, da verbrennen wir uns nicht die Finger. Wir können das nicht ganz genau auseinanderdividieren.
Deswegen lassen sie das vage. Aber sie wissen: Wir, die Gemeinde, werden mit Israel im Millennium herrschen. Wie genau? Keine Ahnung.
Gibt es bisher Verständnisschwierigkeiten?
Vereinigung der Gläubigen mit Christus im Millennium
Also, wo sind die Gläubigen, die mit Christus regieren? Mit der Wiederkunft Christi bricht das Millennium an, und gleichzeitig mit der Wiederkunft auferstehen die Gläubigen. Das wäre auch mein nächster Punkt gewesen – du bist gut.
Christi Wiederkunft, die Entrückung und die erste Auferstehung der Gläubigen geschehen gleichzeitig. Dann sind alle jemals Gläubigen gemeinsam mit Christus im Millennium vereint. Sie sind nicht im Himmel, sondern zusammen mit Christus auf der Erde.
Ein Prämillennialist oder Dispensationalist könnte vielleicht sagen: Wie, Christus kommt auf die Erde, und wir sind dann im Himmel, während Christus nicht da ist? Das klingt doch merkwürdig. Unser Ziel ist es doch, bei Christus zu sein. Wir kommen, und er geht? Das ist nicht sehr einladend. Kein guter Gastgeber würde sagen: „Schön, dass du da bist, jetzt lasse ich dich mal allein.“ Das klingt natürlich sehr salopp, aber tatsächlich sind die Gläubigen gemeinsam mit Christus.
Wo Christus ist, sind die Gläubigen. Alle sind auferstanden – das ist die erste Auferstehung für die Prämillennialisten. Somit wird auf Erden im Millennium regiert und geherrscht. Die Entrückung der Gläubigen und die Wiederkunft Christi geschehen gemeinsam, und sie werden vereint. Dann sind sie zusammen im Millennium.
Ob sie zuerst in der Luft Hochzeit feiern und danach... ich weiß es nicht. Mich würde das wirklich interessieren, aber bisher habe ich dazu nichts gefunden. Es soll einfach nur beschreiben, dass wir zu ihm kommen, er zu uns, und gemeinsam vereint im Millennium herrschen und regieren.
Wie gesagt: Christi Wiederkunft, Entrückung und erste Auferstehung der Gläubigen finden gleichzeitig statt – wohl bemerkt der Gläubigen – und zwar in dieser Zeit, im Millennium.
Auferstehung der Gläubigen und die Natur des Leibes im Millennium
Gibt es auch Ungläubige? Der Premillennialismus sagt, dass sich viele Ungläubige bekehren werden, aber nicht alle. Es werden viele, viele, viele sein. Ein ganz wichtiger Faktor ist hier für den Premillennialismus: Alle Gläubigen erhalten unsterbliche Auferstehungsleiber im Millennium.
Wir gehen durch die Trübsal, Christus kommt wieder, wir werden miteinander vereinigt, das Millennium wird errichtet und wir bekommen hier auf Erden nichts für die Ewigkeit, sondern hier auf Erden einen erneuerten Leib, der niemals stirbt. Im Millennium gibt es also keinen Tod, sondern ganz neue Leiber.
Das lesen wir in 1. Korinther 15,22-23: "Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden, jede aber in seiner eigenen Ordnung, der Erstling Christus, danach die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft."
Der Amillennialist würde sagen: "Ja, ganz genau, wenn die Wiederkunft Christi kommt, dann beginnt auch gleich die Ewigkeit. Deswegen haben wir damit überhaupt keine Probleme, wenn wir in der Ewigkeit einen neuen Leib haben, der nicht stirbt."
Der Premillennialist sagt hingegen: "Nein, nein, nein, wenn Christus wiederkommt, dann hat er hier erst einmal noch tausend Jahre zu regieren. Wenn er angekommen ist, dann bekommen wir einen neuen Leib."
In 1. Korinther 15,50 sagt Paulus einige Verse weiter: "Dies aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können, auch die Vergänglichkeit nicht die Unvergänglichkeit erbt."
Das macht es ja gerade aus, dass wir dort nicht sterben werden und dann schon Auferstehungsleiber haben.
An dieser Stelle werden einige Kritiker sagen, dass in diesem Reich, wenn alle Gläubigen einen Auferstehungsleib haben – und das werden wir gleich noch sehen, wenn es gegen Ende geht und der Kampf mit dem Jüngsten Gericht und all den Dingen beginnt –, viele sich von Christus abwenden werden.
So würde ein Kritiker, zum Beispiel ein Amillennialist, sagen: "Wenn der Auferstehungsleib im Millennium gegeben wird, kannst du dich dann von Christus abkehren, wenn der Satan wieder freigelassen wird? Gibst du dann deinen Auferstehungsleib wieder ab und hast wieder einen sterblichen Leib?"
Versteht ihr? Entweder hast du einen Auferstehungsleib, der nie wieder stirbt, und dann ist alles richtig. Oder du hast noch tausend Jahre so einen Auferstehungsleib und hängst dich dann an den Satan – da würden Amillennialisten sagen: "Leute, das ist so unlogisch, was ihr da gerade aufbaut." Aber jeder hat seine Argumente auf seiner Seite und sagt: "Christus kommt wieder, dann gibt es einen Auferstehungsleib, und der ist dann meiner."
Ein weiterer Einwand an dieser Stelle ist: Wie können sterbliche und unsterbliche Menschen koexistieren, also miteinander leben? Man muss sich ja vorstellen, eine Mischbevölkerung von Ewiglebenden und auf der anderen Seite solchen, die wie Fliegen sterben. Was ist das für eine Vorstellung? Wo findest du so etwas in der Schrift?
Denn die anderen bekommen ja keinen neuen Leib, nur die Gläubigen. Zeig mir eine Textpassage!
Das ist dann ein bisschen schwierig für die Premillennialisten, aber sie sind ja nicht doof. Sie haben Offenbarung 20,4 auf ihrer Seite, warum sie darauf beharren, dass sie einen Auferstehungsleib haben.
Offenbarung 20,4 sagt: "Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben. Ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten. Sie wurden lebendig und herrschten mit Christus tausend Jahre."
Was bedeutet das, dass sie lebendig wurden? Das Wort, das wir hier finden, ist im Verb und in der Verbform identisch mit Offenbarung 2,8: "Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, Christus, der tot war und wieder lebendig wurde."
Deswegen würde ein Premillennialist sagen: Auf diese Frage kann ich vielleicht keine hinreichende Antwort geben, wie das ist mit sterbenden Menschen und ewig lebenden Menschen und wenn jemand am Ende seinen erneuerten Leib wieder abgeben muss. Ich habe da keine Antwort darauf.
Aber meine Bibel sagt mir, dass wir lebendig sein werden. Dieses Lebendigsein ist genau das gleiche, was Jesus erlebt hat. Jesus hat einen neuen Leib erlebt, und deswegen ist das meine Hoffnung: Das Millennium beginnt, und ein neuer Leib ist da.
Denn es wäre kein Millennium, es wäre kein Friedensreich, wenn wir wieder durch Tod und Krankheit gehen müssten. Auch die Hoffnung auf die Auferstehung tritt ein: Christus ist...
Die Bindung Satans und die erneuerte Erde im Millennium
Weiterhin kennzeichnet dieses Millennium Folgendes: Wir wollen ja heute noch das EM-Spiel sehen. Wer schaut das EM-Spiel noch? So wenige? Dann mache ich es länger. Ich will nicht gucken, aber ich muss gucken, sonst bleibe ich für ewig hier. Keine Sorge, es ist kein tausendjähriges Seminar.
Ein weiteres Element in diesem Millennium ist, dass Satan gebunden ist und keinerlei Einfluss hat. Wie man sich vielleicht schon vorstellen kann bei diesem Friedensreich: Wenn schon Verstehensleiber verteilt werden, dann bitte auch den Satan in den Kerker einsperren. Offenbarung 20,2: „Und ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und band ihn tausend Jahre, warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm.“
Das finde ich richtig gut. Da würde der Premier sagen: Ihr Amillennialisten sagt ja, das ist ja alles jetzt schon. Der Satan ist jetzt schon gebunden. Und da sagt der Premier: Weißt du was? Ja, klar, er kann das Evangelium nicht stoppen in seiner Ausbreitung, liebe Amillennialisten, eins null für euch. Aber jetzt machen wir mal ein paar Tore: Er band ihn, er warf ihn in den Abgrund, er schloss zu, er versiegelte über ihm. Vier zu eins, mein Freund.
Hier zeige ich dir: Diese Sprache soll eine absolute Endgültigkeit zum Ausdruck bringen und nicht einfach nur einen Teilbereich signalisieren, wo Satan keinen Zugriff mehr auf uns Christen hat, dass er irgendwie gegen die Ausbreitung des Evangeliums einfach nicht mehr ankommen könnte. Nein, die Wirksamkeit des Satans ist nicht für allemal, aber jetzt erst mal für tausend Jahre komplett hinfällig. Wir haben Ruhe von dem.
Das ist die starke Überzeugung des Prämillennialisten und gleicht auch der von den Dispensationalisten. Einige atmen vielleicht auch schon gerade auf: Ja genau, endlich nicht so eine leichte Gebundenheitstheorie wie bei den Amillennialisten.
Reinhold hat vorhin gefragt: Wir gehen noch mal kurz in die Grafik zurück. Was soll denn eigentlich das da unten, die erneuerte Erde? In den anderen Grafiken haben wir – hier guck mal – beim Amillennialismus da unten, sieht man das? Nein, sieht man nicht. Genau, neuer Himmel, neue Erde. Neuer Himmel, neue Erde. Dispensationalismus mit neuer Himmel, neue Erde. Nur bei den alten Prämillennialisten haben wir die erneuerte Erde.
Was ist das? Ich kann nicht so viele Detailinfos dazu geben. Was ich weiß, ist, dass es einige Prämillennialisten gibt, die schon im Millennium diese neue Erde und den neuen Himmel realisiert sehen. Also das ist auch schon vorweggenommen, das Millennium ist quasi der Beginn von neuem Himmel und neuer Erde. Und da unterscheiden sich die Prämillennialisten sehr.
Einige sind dafür, das wird schon so glorreich sein, eigentlich ist es schon sozusagen das Finale. Und da sagen natürlich viele Kritiker: Wie um Himmels Willen kann man quasi schon im Himmel sein – um das mal als Synonym zu gebrauchen? Wie kann man im Himmel sein, und dann wird aber noch mal der Satan losgelassen? Nein, das passt nicht.
Aber einige Prämillennialisten sind so stark in diesem Millenniumsgedanken, was da schon realisiert wird, dass sie auch von der erneuerten Erde sprechen. Das ist vielleicht der Gedanke, so viel kann ich vielleicht sagen, über den Prämillennialisten, den ich am allerwenigsten nachvollziehen kann in diesem Modell. Das verstehe ich nicht.
Gut, ich möchte zum Schluss kommen und muss es auch, ansonsten werde ich gelb-rot gezeigt.
Das Ende des Millenniums: Satans Rebellion und das Jüngste Gericht
Wir kommen zum Abschluss, und jetzt geht es um diese Endphase: das Jüngste Gericht. Das Millennium endet mit Satans Rebellion, wie in Offenbarung 20,3 beschrieben.
Wir haben eben gerade den Vier-zu-eins-Sieg gegen die Amillennialisten gewonnen. Dort heißt es, dass Satan gebunden, in den Abgrund geworfen, verschlossen und versiegelt wurde, damit er die Nationen nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach dieser Zeit muss er für kurze Zeit losgelassen werden. Das markiert das Ende des Millenniums.
Satan wird also noch einmal auf die Menschheit losgelassen. Viele Ungläubige, die sich nur äußerlich der Herrschaft Christi untergeordnet haben, schließen sich in dieser Rebellion Satan an. Man kann sich das so vorstellen: Für die Prämillennialisten sind zwar viele bekehrt und leben in diesen Segnungen, doch es gibt auch viel Fassade und Scheinkristentum. Wenn Satan dann kommt und mit seiner Attacke gegen Christus beginnt, werden viele abfallen und ihr wahres Gesicht zeigen. Sie sind eigentlich gegen die Herrschaft Christi und werden sich Satan anschließen. Das ist die Überzeugung.
Wenn wir noch einmal zurückgehen, könnte ein Kritiker, etwa ein Amillennialist, fragen: Wie soll das gehen mit einem erneuerten Leib? Das ist doch schon recht endgültig. Wie kann man dann von einer Rebellion sprechen?
Ich hatte vorhin keine Antwort darauf gefunden, aber in Offenbarung 20 sehen wir, dass Satan losgelassen wird und viele hinter sich herzieht. Es kommt zu einem großen Kampf. Die Offenbarung beschreibt auch, dass Christus siegen wird. Für den Prämillennialismus geschieht nach Christi Sieg die zweite Auferstehung.
Vielleicht schauen wir noch einmal kurz zur Grafik. Genau hier geschieht die zweite Auferstehung, und zwar die Auferstehung der Ungläubigen. Die Ungläubigen sind bis dahin im Totenreich verschlossen. Kurz vor dem Jüngsten Gericht, nachdem Christus Satan endgültig besiegt hat, werden auch die Ungläubigen zum Jüngsten Gericht auferstehen. Dann wird das Weltgericht gehalten – sowohl über Ungläubige als auch über Gläubige. Das ist der Moment des Gerichts.
Die Amillennialisten und die Postmillennialisten, das hatten wir uns beim letzten Mal angeschaut, sagen, es gibt keine zweite Auferstehung, sondern nur die eine. Es ist interessant, dass Offenbarung 20 tatsächlich von der ersten Auferstehung spricht, aber nie von der zweiten.
Der Prämillennialist sagt jedoch: Wenn es eine erste Auferstehung gibt, muss es auch eine zweite geben. Sonst hätte Johannes nicht von einer ersten sprechen müssen. Das ist eine logische Schlussfolgerung: Wenn es etwas Erstes gibt, muss auch etwas folgen. Deshalb sehen die Prämillennialisten die zweite Auferstehung, und zwar die der Ungläubigen.
Kritik an der zeitlichen Trennung von Wiederkunft und Gericht
An dieser Stelle, und das ist auch mein letzter Punkt, bevor es mit dem Anpfiff weitergeht, gibt es einen großen Einwand. Die Wiederkunft Christi und das Gericht werden hier sehr stark voneinander getrennt dargestellt. Zwischen diesen Ereignissen liegen tausend Jahre und eine ganze Menge weiterer Geschehnisse. Christus kommt wieder, dann geschieht sehr viel: die erste Auferstehung, das Millennium, das Herrschen, danach die zweite Auferstehung und schließlich das Gericht.
Dagegen gibt es einen deutlichen Einwand, insbesondere von den Amillennialisten und Postmillennialisten. Sie fragen: Wie kommt ihr um Himmels Willen auf diese Trennung? Warum trennt ihr diese Dinge so künstlich? Das Neue Testament lehrt doch, dass diese Ereignisse unbedingt zusammengehören. Das möchte ich kurz mit euch anschauen.
Matthäus 25,31 sagt: Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen. Vor ihm werden alle Nationen versammelt, und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Wie das Spiel ausgeht, wissen wir: Die Böcke landen an einem anderen Ort als die Schafe. Aber ich komme wieder. Und wenn ich wiederkomme, dann werde ich Gericht halten.
Nicht: Ich komme wieder, dann herrsche ich tausend Jahre, und danach richten wir. Nein, mit meiner Wiederkunft ist auch das Gericht verbunden. Das ist das Gleiche, was Paulus sagt. Dennoch wird das immer noch von Kritikern bestritten.
2. Thessalonicher 1,6-10 beschreibt es so: So gewiss ist bei Gott, gerecht es denen mit Bedrängnis zu vergelten, die euch bedrängen, und euch, die ihr bedrängt werdet, mit Ruhe zusammen mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht. Er übt Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen. Sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke. Wenn er kommt, wird er an jenem Tag in seinem Heiligen verherrlicht und von allen bewundert, die geglaubt haben, denn unser Zeugnis an euch ist geglaubt worden.
Ich komme. Und wenn ich komme, gibt es zweierlei: Vergeltung und Ruhe. Nicht irgendwie getrennt. Meine Verherrlichung wird sofort Platz nehmen in den Gläubigen, aber auch Schimpf und Schande über diejenigen bringen, die nicht mit mir gehen.
Das ist ein großer Einwand gegen diese Trennung. Doch auch hier sagen die Premillennialisten: Das, was Jesus sagt, ist richtig. Aber – und das hatte ich vorhin schon erwähnt – so wie in der alttestamentlichen Prophetie manchmal Dinge zusammen genannt werden, können sie dennoch, wenn sie realisiert werden, in Etappen erfüllt werden.
Zum Beispiel sieht man im Alten Testament, dass auch Heiden zu Gott kommen. Aber wie hätte jemand durch das Lesen des Alten Testaments ahnen können, dass es ein Gemeindezeitalter geben wird, in dem wir jetzt leben? Dass Gemeinden gegründet werden, dass es Älteste und Diakone gibt, eine Gemeindeordnung, Charismen und Geistesgaben? Diese Dinge gibt es im Alten Testament nicht. Es wird nur angedeutet, dass etwas passieren wird. Aber dass dieses Zeitalter über zweitausend Jahre andauert und im Verhältnis zur gesamten biblischen Erzählzeit eine lange Phase einnimmt, hätte man nicht gedacht.
Deshalb kann ich als Premillennialist diese Texte nehmen und sagen: Ja, es liest sich wie eins. Dennoch sehen wir in der Offenbarung, dem allerletzten Buch des Neuen Testaments, dass hier ein wichtiger Gedanke platziert wird. Dort ist eine Friedenszeit von tausend Jahren zwischengeschaltet.
Das ist der Premillennialist, der sich daraus windet und sagt: Hättest du das wohl gern? Hast mich nicht in der Tasche, ich kriege das hin.
Ich wiederhole das noch einmal: Der Premillennialist könnte sagen – um ein Bild zu verwenden – die Propheten sehen die Spitzen der Berge, aber nicht die Täler. Wir aber sehen in dieser Prophezeiung auch die Täler und bekommen so ein vollkommeneres Bild. Ja, das ist ein sehr schöner Vergleich, finde ich, unter uns Premillennialisten.
Abschluss: Ewiger Zustand und Einigkeit der Modelle
Abschließend folgt – wer weiß, man weiß es manchmal selbst nicht, oder? – die Neuschaffung von Himmel und Erde im ewigen Zustand.
Das befindet sich hier zum Schluss. Wie bereits am Anfang gesagt, sitzen dann der Amel mit dem Prämel, mit dem Posten und auch mit dem Dispi zusammen und trinken einen Dreh in der Herrlichkeit Christi.