Leben als Balanceakt und die Suche nach Orientierung
Lehnen Sie sich zurück, es ist Freitagabend, Sie können morgen ausschlafen. Ich bin kurz vor zwölf fertig! Wir drehen hier ja keine Teller. Ich soll ja ganz in Ruhe aufgefordert werden. Wie soll ich da hektisch werden?
Aber zurück zu Harald. So ist das Leben. Schön dargestellt, schön symbolisch – aber genau so ist es. Es gibt nichts zu heulen und nichts zu ändern daran. Der Balanceakt führt eben gelegentlich zu grenzenlosem Stress. Manchmal werden dann auch die Grenzen überschritten, die Sicherungen brennen durch, und dann kann man etwas ändern.
Gibt es andere Möglichkeiten? So ganz auswahllos sind wir nicht. Heute gibt es durchaus eine Reihe anderer Möglichkeiten. Vor einiger Zeit las ich ein außerordentlich kesses und sehr interessant gestaltetes Buch mit dem Titel „Die Tugend der Orientierungslosigkeit“. Darin schreiben zwei junge Autoren darüber, was man heute braucht, um zu Beginn des dritten Jahrtausends die Herausforderungen zu bewältigen. Sie fragen, welche Menschen und welche Lebenseinstellungen nötig sind, um mit den gegenwärtigen Herausforderungen fertig zu werden.
Ohne das Buch jetzt ausführlich referieren zu können: Es ist ein kluges, freches und sehr herausforderndes Buch. Ich habe mich sehr gefreut, es zu lesen und dabei viel gelernt. Die These lautet ungefähr so: Der Mensch, der wirklich im Heute lebt, ist ein Lebenskünstler. Sie nennen ihn Lebensästhetiker, einen Lebenskünstler, der nur der Baustelle seines eigenen Lebens verpflichtet ist.
Das ist das einzige Ziel: das gute Leben zu gestalten. Was ein gutes Leben ist und wie es gelingen soll, entscheidet allein der Lebenskünstler selbst. Er ist der Architekt, der Baumeister. Übergeordnete Instanzen wie Gesellschaft, Staat, Moral oder Kirchen haben ausgespielt. Es gibt keine übergeordneten oder für größere Gruppen verbindlichen Regeln, wie man das Leben erfolgreich gestalten soll.
Das Konzept „Verpflichtung“ ist in der Theaterszene längst aus. Was heißt hier Verpflichtung gegenüber Familie, Frau, Tochter, Chef oder Eltern? Das entscheidet der Lebenskünstler selbst – mit allem Risiko. Da braucht man nicht herumzujammern. Man kann pleitegehen, Bruch bauen oder erfolgreich sein. Man ist heute Unternehmer, morgen arbeitslos. Heute reich und ernährt sich aus Feinkostläden, morgen sucht man die billigsten Angebote im Discountmarkt. Das ist alles normal. Darüber wird nicht geklagt, das ist das Leben. Keine Rumjammerei, total unabhängig.
Der Lebenskünstler ist die Letztinstanz seines Lebens. Er ist der Chef im Ring, der Napoleon seines Imperiums, er ist Gott.
Nun, in der Diskussion über dieses Buch und auch im Buch selbst wird klar: So eine kesse Philosophie und Lebenseinstellung ist eine Luxusphilosophie. Man kann sie sich gut leisten in einer Gesellschaft, in der es ein soziales Netz gibt, eine letzte Sicherung, die irgendwo noch da ist. Man weiß, wenn es allzu schlimm kommt, stürzt man nicht total ab.
Wenn diese Sicherung nicht mehr vorhanden ist, liest sich das alles nicht mehr so heiter und lebt sich nicht mehr so locker.
Vielleicht haben Sie sich gerade ein bisschen entrüstet im Stuhl zurechtgesetzt und gedacht: Das ist aber rücksichtslos, das ist eine brutale Lebenseinstellung. Ja, mag sein. Ich höre so etwas mit gewisser Sympathie, weil ich denke: Klartext hilft. Da kann man sich wenigstens mit auseinandersetzen. Das ist eine klare Position. Da sagen Leute: Ich bin die letzte Instanz, der Rest interessiert mich nicht.
Natürlich stellt sich die Testfrage: Wie haltet ihr es mit den anderen? Muss man nicht füreinander sorgen? Hat man nicht Verantwortung und Verpflichtung? Die Antwort lautet: Nein, das ist out. Man muss sich nicht aus Verpflichtung um andere kümmern, keine Krankenbesuche machen, weil es Prinzipien gibt oder wegen Nächstenliebe. Man tut das, weil es einem selbst gut tut.
Wenn es vielen solchen Lebenskünstlern gut tut, haben vielleicht viele irgendwann mal die Idee, dass es ihnen selbst guttun könnte, einen kranken Menschen zu besuchen. Vielleicht hat der Kranke dann Glück, und es kommt immer mal jemand vorbei. So funktioniert das.
In der Summe, meinen Sie, ging es ganz gut. Sehr herausfordernd und, glaube ich, nicht ganz lebensfremd für eine ganze Generation, die lernt, so zu leben – sehr pragmatisch und wirklich fertig wird. Keine Übersicht mehr nötig, das ist viel zu anstrengend.
In der Unübersichtlichkeit unserer Zeit baut man das Kunstwerk seines eigenen Lebens, ist nur sich selbst verpflichtet und hofft dabei, dass das Ganze – wie bei einer großen Loveparade – doch ein schönes Gefühl ergibt. Wir mögen uns alle, und irgendwie wollen wir auch gar nicht gegeneinander sein. Hoffentlich geht die Musik gut ab.
Die Rolle Gottes als letzte Instanz im Leben
Ich finde, das ist eine Position, mit der man sich auseinandersetzen kann. Menschen sagen ganz deutlich: Ich bin die letzte Instanz. Sie spielen also die Rolle Gottes. Es gibt niemanden mehr, den sie darüber anerkennen – weder einen wirklichen Gott noch Institutionen, die sich anmaßen, Autorität über ihr Leben auszuüben.
Ich komme mit solchen herausfordernden Positionen eigentlich ganz gut zurecht, weil in der Bibel ähnlich Klartext geredet wird. Ich möchte Ihnen dazu einen Text aus den Psalmen vorlesen. Psalm 53 enthält den gleichen Text, der auch schon in Psalm 14 steht. Und – ich sage das zur Warnung vorweg – so frech, wie dieser Text ist, so herausfordernd und nahezu beleidigend für manche, wird er sogar im Neuen Testament wörtlich zitiert. Also, aller guten Dinge sind drei.
Der Text heißt: „Die Dummköpfe sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott. Sie taugen nichts, ihr Freveln ist ein Gräuel. Da ist keiner, der Gutes tut.“
Gott schaut vom Himmel auf die Menschen, um zu sehen, ob jemand klug ist und nach Gott fragt. Aber sie sind alle abgefallen, allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, nicht einer.
Da hört der Spaß doch auf, oder? Das ist Klartext. Gott sucht Leute, die klug sind. Und Klugheit wird in der Bibel so definiert: Menschen, die nach Gott fragen.
Ich kann verstehen, dass da manchem der Kamm schwillt und sagt, das sei die typische Intoleranz. Ich sage: Okay, lasst uns Klartext reden über die Grundlagen unseres Lebens, über die letzten Orientierungen. Wer hat den Bauplan für unser Leben? Wonach will ich mich richten? Was ist gelingendes Leben – für mich selbst und für uns gemeinsam in unseren Gesellschaften? Wie kann es gelingen?
Es lohnt sich, über diese Frage des gelingenden Lebens Klartext zu reden. Wo klare Positionen sind, auch wenn sie scharf sind, da kann man sich wirklich auseinandersetzen.
Wenn Sie denken, das wären Grenzüberschreitungen, möchte ich Ihnen Mut machen – zum scharfen Denken, zum fröhlichen Florettfechten. Es geht nicht um Rechthaberei, sondern um Klärung.
Deshalb stelle ich die Frage jetzt so: Was bedeutet das eigentlich in unserem Leben, wenn wir von Gott reden? Viele brauchen diesen Ausdruck. Aber was schließt er eigentlich ein? Was meinen wir, wenn wir von Gott sprechen? Vielleicht können uns einige Fragen zur Klärung helfen.
Jeder sucht nach einer Richtung. Wer zeigt, wo es hingeht? Ist Gott das? Wir brauchen Kraft zum Leben. Der müsste ins Fitnessstudio, der braucht halt das. Da gibt es Anerkennung. Das sind die vier Aspekte unseres Lebens, die unendlich wichtig sind.
Wir alle suchen nach Anerkennung. Das ist kein Luxus. Kein Mensch kann leben ohne Selbstwertgefühl. Deshalb suchen wir, so verschieden wir auch sind, nach Anerkennung. Wer uns diese Anerkennung wirklich gibt, der ist für uns wichtig. Er spielt für uns die Rolle Gottes.
Wir alle müssen jeden Tag, ja in jeder Stunde, fragen: Was soll ich jetzt tun? Wir haben keine Wahl. Diese Frage kann keinen Augenblick unbeantwortet bleiben, weil die Zeit einfach weitergeht.
In diesen Sekunden müssen wir alle entscheiden. Jetzt spiele ich ein riskantes Spiel. Alle entscheiden, was sie tun. Ich wünsche mir natürlich, Sie bleiben noch einen Augenblick sitzen, aber das ist Ihre Entscheidung. Sie könnten ja auch aufstehen und weggehen oder sagen: Der spinnt, dem höre ich nicht zu.
Aber vor einer Sekunde haben Sie so oder so entschieden: Sie sind noch sitzen geblieben. Über Übertragungsorte kann ich das nicht so genau erkennen, bei Ihnen ist es ein bisschen dunkel. Und das können Sie nicht mehr ungeschehen machen für den Teil, der zurückliegt.
Das heißt, wir müssen in unserem Leben an jedem Tag tatsächlich entscheiden, was wir tun. Und wenn wir nichts tun, haben wir auch entschieden, dass wir anderes eben nicht tun.
Wer sagt mir aber, was ich tun soll? Wer zeigt mir die Richtung meines Lebens? Weiß ich das selber? Sagen mir das andere? Kommt das aus dem Gefühl? Stimme ich das mit der Mehrheit ab? Oder was ist es oder wer oder was mir sagt, was ich tun soll? Wo die Richtung hingeht? Das ist für mich Gott, die letzte Instanz.
Und dann braucht jeder von uns Kraft zum Leben. Es gibt Hindernisse zu überwinden. Woher beziehe ich diese Kraft? Diese Quelle der Kraft, die ich suche, ist Gott für mich. Das können ganz verschiedene Dinge sein, woher ich sie beziehe – das ist Gott.
Das Wichtigste ist vielleicht die Sicherheit. Wir können ohne ein gewisses Maß an Sicherheit und Geborgenheit nicht leben. Es ist wie die Anerkennung. Denken Sie an das Bild, wo die große Hand die kleine, schwächere Hand hält – Sicherheit, ich bin geborgen.
Wer gibt mir solche Sicherheit? Jeder braucht sie. Wir suchen Menschen, die uns solche Geborgenheit geben. Wenn wir sie nicht mehr haben, suchen wir nach Stoffen, die uns Sicherheit geben. Manche suchen sie in Drogen oder im Alkohol.
Geld verspricht viel Sicherheit. Geld ist übrigens das Mittel, das am besten die Fragen beantwortet, die wir alle stellen müssen und alle dauernd stellen. Da unterscheiden wir uns überhaupt nicht.
Geld scheint diese Fragen am besten zu beantworten, denn Geld verspricht, wenn man ausreichend davon hat, eine Menge Sicherheit. Und vor allem verspricht es Anerkennung: „Hast du was, dann bist du was.“
Das sind eigentlich die beiden wichtigsten Dinge. Daraus wächst die Kraft, und dann findet man vielleicht auch eine Richtung.
Also, ich wollte Ihnen deutlich machen: Auch wenn Sie den Ausdruck „Gott“ nie in den Mund genommen haben, außer wenn er so gedankenlos von Atheisten gesagt wird – „ach Gott, ach Gott“ oder „mein Gott“ – und es ist ja unerhört, wie viele Leute, die nicht an Gott glauben, ihn dauernd im Munde führen.
Selbst wenn Sie den Ausdruck nie in den Mund genommen haben, haben Sie einen Gott oder mehrere. Sie haben etwas oder irgendwen oder mehrere, die für Sie genau das sind, was Gott ist: Sicherheit, Quelle der Anerkennung, der Kraft und Orientierung.
Und jetzt ist es nämlich nicht die Frage, ob Sie an Gott glauben oder nicht. Das ist ein grobes Missverständnis. Das ist überhaupt nicht die Frage. Jeder hat seinen Gott oder seine Götter.
Die Frage zwischen uns ist nur: Wer ist Gott? Das heißt, hält diese Quelle, was sie verspricht? Gibt es die Sicherheit von dem, woher ich sie erwarte? Gibt es eine tragfähige, dauerhafte, krisenfeste Anerkennung von dort, wo ich sie beziehe? Eine Kraftquelle, die nicht versiegt? Die Orientierung – stimmt sie? Führt sie mich zum Ziel?
Wer ist Gott? Das ist die eigentliche Frage.
Die Suche nach Gott in einer unübersichtlichen Welt
Das Leben nach der Beantwortung dieser Fragen – das treibt uns um. Es ist wie eine Jagd, so ähnlich wie das Drehen von Tellern, die ständig in Bewegung gehalten werden müssen. Dabei gibt es verschiedene Lebensphilosophien. Es müssen nicht unbedingt die Teller sein, die Harald gedreht hat, aber das Prinzip ist ähnlich.
Diese Jagd macht uns atemlos. Dann zieht man einen Schlips an, wie es viele tun. Dieser hält alles zusammen und sieht wunderbar dekorativ aus. Doch plötzlich wird der Schlips zur Schlinge. Wenn man rennt – sei es hundert Meter oder tausend Meter – und dabei einen zugebundenen Schlips trägt, wird es eng. So ist der Schlips zum Symbol geworden: etwas, das eigentlich zieren soll und Zusammenhalt signalisiert, erwürgt uns.
Wir vertrauen auf Menschen und auf Dinge, und wir hängen uns an ihnen auf. Wir haben uns an sie gehängt – an Stoffe, an Geld, auch an Menschen. Man wird hörig, wird missbraucht und am Ende weggeschmissen. Das ist bitter.
Ich weiß nicht, ob Ihnen das gefällt, aber deshalb spricht die Bibel in einem solchen frechen Ton und nennt diese Dinge Götzen. Götzen sind Gottheiten, die wir selbst gewählt haben. Am Ende werden sie zum Strick, der uns erwürgt. Wir suchen an ihnen Halt, doch statt Halt zu finden, hängen wir uns an ihnen auf. Diese selbstgesuchten, heiß geliebten, freiwillig gesuchten Götter haben eine mörderische Wirkung.
Deshalb ist die Bibel so kritisch. Wer ist Gott? Das ist die Grundfrage unseres Lebens. Ich habe im Laufe der Woche schon einmal darauf Bezug genommen, dass im vergangenen Jahr eine Umfrage, veröffentlicht in einer großen deutschen Wochenzeitung, über Religion in Deutschland ergab, dass 65 Prozent der Deutschen irgendwie an Gott glauben.
In dem Bericht heißt es wörtlich: „Jeder zimmert sich seinen Glauben selber zusammen.“ Zwölf Prozent davon glauben an Gott im Sinne dessen, was die Bibel darüber sagt. Sonst hat jeder seine eigene Vorstellung: ein höheres Wesen, was auch immer das sein mag – eine kosmische Kraft, ein universales Prinzip, ein Schöpfer oder auch mehrere Götter und Gottheiten. Naturkräfte sind heute sehr in Mode und werden als Gottheiten verehrt.
Ich habe mich gefragt: Warum glauben so viele Menschen an Gott, ohne genau zu wissen, wer er ist und wo er ist? Denn das gehört beides zusammen. Ja, wir glauben an Gott, aber wer ist er? Wo ist er?
Da haben wir schon fast eine Tugend daraus gemacht: Das könne man doch gar nicht wissen. Man weiß im Grunde nichts Genaues. Es ist eine nebelhafte Vorstellung, aber irgendwie glauben wir daran. Warum eigentlich? Was macht das eigentlich für einen Sinn?
Paulus in Athen: Die Begegnung mit dem unbekannten Gott
Ich möchte Sie mit nach Athen nehmen und Ihnen eine Geschichte erzählen, die dieser gewaltigen Kulturmetropole Europas passiert ist. Noch heute sind die Ruinen des alten Athen sehenswert, und viele Menschen fahren dorthin. Es ist wirklich eine große Schönheit.
Es muss ein großer Glanz gewesen sein: Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war Athen die Kulturmetropole des Römischen Reiches. Das Römische Reich hatte damals bereits einen Hauch von Globalisierung begonnen. Viele Nationengrenzen waren weggefallen, Kulturkreise rückten zusammen. Ein Austausch der wahren Werte, der Gedanken, der Religionen, der Ideologien und der Kulturen fand statt. Es war eine ganz reiche Zeit, ganz ähnlich wie unsere heutige Zeit in Europa.
Aber wie in solchen Zeiten, in denen Grenzen wegfallen und grenzenloser Austausch möglich wird, sind die Menschen auch verunsichert. Alles wird unübersichtlich. Deshalb sucht man irgendwo wieder nach festem Halt, nach Schutzmauern. In solchen Zeiten sind Lebenshilfeangebote sehr gefragt – damals wie heute.
Schauen Sie sich die Zeitungen an: Zeitungen mit hohen Auflagen sind heute fast ausschließlich von vorne bis hinten mit Lebenshilfeangeboten gefüllt. Ein Chefredakteur einer großen deutschen Zeitung sagte mir vor einiger Zeit, das sei das Einzige, was Auflage mache. Die Leute brauchen von der Erziehung bis zur Ernährung und zu allen Kleinigkeiten lauter Beratung. Das Leben ist so kompliziert und unübersichtlich geworden, dass wir Consultants und Ratgeber brauchen. Das ist der boomende Beruf überhaupt! Wir brauchen Orientierung, Hilfe und Beratung.
So war es damals auch: Lebenshilfeangebote boomten. Paulus, ein Jude, der eine Erfahrung mit Jesus von Nazareth, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, gemacht hatte, die sein Leben total umgedreht hat, war radikal kritisch gegenüber dem christlichen Glauben und den Menschen, die sich an Jesus Christus orientierten. Er gestaltete sein Leben in entschlossener Gegnerschaft dazu.
Dann begegnete er der Wirklichkeit des Auferstandenen in einer Weise, dass sein ganzes Denken total umgekrempelt wurde. Der gekreuzigte Jesus ist der allmächtige, ewige Gott in Person. Die Liebe Gottes ist im gekreuzigten und auferstandenen Jesus erkennbar und erfahrbar. Paulus sagt: "Ihm will ich gehören, und er verwandelt mein Leben."
Dann nimmt eine unglaubliche Dynamik in seinem Leben Raum. Er ist es, der diese Botschaft von Jesus als Erster wirklich weit nach Europa hineinträgt. Er kommt nach Athen, und in der Zentrale von Athen, auf der Agora, dem Marktplatz, da sind die Menschen. Dort sieht man, was alles an Religion und Lebenshilfe läuft.
Die Menschen sind Philosophen, sie diskutieren. Paulus studiert das als gebildeter Mann, einer der gebildetsten Männer der Antike. Er mischt sich in die Diskussion ein und bringt Jesus ins Gespräch. Er findet neugieriges Interesse, wie das in aufgeschlossenen Gesellschaften wie damals in Athen und heute in Europa üblich ist. Menschen sind neugierig und fragen besonders nach dem, was neu ist, ob es die Möglichkeit für ein erfülltes Leben bieten könnte.
Natürlich gibt es auch viel Kritik, ob das geht oder nicht. Schließlich sagen sie: „Wir müssen das mal im Zusammenhang hören und wollen das beurteilen.“ Hier bist du schließlich in Athen. Dann zerren sie ihn auf den sogenannten Areopag. Das war früher der oberste Gerichtshof in Athen, zur damaligen Zeit etwa wie die Akademie der Wissenschaften. Dort versammeln sich die Gelehrten, um zu beurteilen, ob das, was Paulus vorträgt, stichhaltig ist und ernst genommen werden kann.
Dann tritt Paulus dort auf und gibt Rechenschaft – hochinteressant. Er macht ein Kompliment, eine Verbeugung vor der Kultur Athens. Er sagt: „Ich habe das alles gesehen, auch die Ehrfurcht und Verehrung der Gottheiten, die bei euch sich ausdrückt. Das kommt mir vor, als wäre es wie heute.“
Selten ist eine Zeit so religiös gewesen wie unsere. Es boomt in Sachen Religion in Europa. Jeder hat seine eigene Religion, und es gibt tausend Angebote wie im Supermarkt. Das war auch in Athen damals so.
Dann sagt er, er sei durch die Stadt gegangen, habe die Tempel und Altäre gesehen, die Namen der Gottheiten studiert und die Philosophien durchdacht. Er habe einen Altar gefunden, auf dem stand: „Dem unbekannten Gott.“
Er sagt: „Ich bin gekommen, um euch zu sagen, was ihr unwissend verehrt.“ Das ist typisch. Religion bleibt oft unklar, die letzten Fragen und Gewissheiten fehlen. Weil man nie genau weiß, haben ehrliche Sucher eine Verehrung für das Unbekannte gelassen – dem unbekannten Gott. Man will das unbekannte Schicksal irgendwie beschwächen, denn man kann ja nie wissen, was passiert. Vielleicht trifft es einen unvorbereitet.
Das zeigt aber auch unser Problem: Wir versuchen uns zu schützen und wissen doch letzten Endes nicht, wo ein wirklicher Schutz für unser Leben ist. Wir suchen Sicherheit und können sie nicht finden.
Dann sagt Paulus: „Ich möchte euch verkünden: Gott ist der Schöpfer. Er hat Himmel und Erde gemacht.“ Weil er der Schöpfer des Weltalls ist, wohnt er natürlich nicht in Häusern und lässt sich nicht von Menschen bedienen. Er ist nicht Teil seiner Schöpfung, genauso wenig wie der Schreiner ein Stück von seinem Stuhl ist.
Damit wird plötzlich deutlich, dass alles, was wir Menschen machen und uns über Gott ausdenken, nie wirklich Gott sein kann. Es ist unser Produkt. Es kann nicht der Schöpfer und Herr sein, an dem wir uns festhalten können. Es ist wie sich an den eigenen Haaren festzuhalten.
Dann sagt Paulus weiter: „Der Schöpfer hat Menschen geschaffen und jedem das Leben und den Atem gegeben.“ Und dann kommt ein interessanter Satz: „Er hat festgesetzt, wie lange die Erde bestehen soll und in welchen Grenzen die Menschen leben sollen, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl fühlen und finden können.“
Wirklich, Gott ist nicht fern von einem jeden unter uns, denn in ihm leben, existieren und sind wir.
Paulus sagt, Gott hat uns Menschen geschaffen und uns Grenzen gegeben, damit wir Gott suchen. Das ist ein äußerst interessanter Zusammenhang. Unser menschliches Leben ist ein begrenztes Leben, und die Grenzerfahrungen – räumlich und zeitlich – spielen eine enorme Rolle.
Ob es nun so ist, dass ich sage: „Ich möchte das noch schaffen, aber die Zeit läuft mir weg“, oder ob ich ans Ende meines Lebens komme und denke: „Jetzt ist es bald vorbei, was bedeutet das eigentlich?“ Zeitliche Begrenzung.
Überall dort, wo wir Grenzen spüren, kommen Fragen auf, und wir fangen an zu suchen. Weil solche Fragen und Grenzen zum Menschsein gehören, kommen diese Fragen in uns hoch.
Bei Katastrophen ist das besonders so. Haben Sie noch die schrecklichen Bilder von Eschede vor Augen? Man sitzt in einem sicheren ICE, schwebt mit 250 Stundenkilometern über die Bahn dahin, und dann plötzlich gibt es viele Tote. Ein Helfer, erschüttert neben den Leichen – plötzlich werden Abgründe aufgerissen.
Wie viele Katastrophen haben wir in den letzten zwölf Monaten in der Welt erlebt? Wie viele Zehntausende Tote durch Naturkatastrophen und Gewalt? Wie viel Leid in Familien, im Sterben von lieben Menschen, die uns nahestehen?
Immer wenn solche Grenzen kommen, brechen die Fragen auf: Was ist der Sinn? Wo ist die Kraft? Wie soll ich noch leben können? Man ist so niedergeschlagen, so zerrissen.
Warum fragen wir eigentlich nicht früher? Warum fragen wir nicht nach den Grundlagen unseres Lebens, solange wir stark und gesund sind?
Dann tun alle so, als müssten die Voraussetzungen ewig so bleiben. Solange wir Geld haben, meinen wir, wir hätten immer Geld. Solange wir gesund sind, denken wir, wir wären immer gesund. Solange wir jung sind, meinen wir, wir müssten immer so sein.
So bescheuert kann doch niemand sein, dass er sich nicht an fünf Fingern ausrechnen kann, dass das morgen weg sein kann oder in drei Jahren. Eigentlich hätte jeder vernünftigerweise die Chance, in ruhigen, stabilen Zeiten darüber nachzudenken: Wer ist eigentlich mein Gott? Wer ist die Quelle meiner Sicherheit? Wer ist letzten Endes meine Anerkennung? Wer gibt mir Orientierung für mein Leben? Wird das in der Krise halten?
Muss man es erst darauf ankommen lassen, dass man gedankenlos und selbstvergessen durchs Leben geht, dann ins Elend stürzt, der Boden unter den Füßen weggerissen wird und die Trümmer einem um die Ohren fliegen?
Aber so ist es. Es gibt nur wenige Ausnahmen, und ich flehe Sie an: Widerlegen Sie mich an diesem Abend! So ruhig, wie Sie jetzt hier sitzen, so schön, wie so ein Abend miteinander ist, und ich wünsche Ihnen, Sie wären in Situationen – auch innerlich, familiär, beruflich –, in denen Sie wirklich in Gelassenheit und Stabilität leben können.
Bitte nutzen Sie dann die Gelegenheit, die Frage nach Gott zu stellen: Was trägt? Was gibt Orientierung? Was gibt Anerkennung?
Dann kann man mit ruhigem Blut und kühlem Kopf darüber nachdenken, und wir können einander helfen. Aber wir können es ja nicht ändern: Menschen fragen erst in Krisen, wenn ihnen die Brocken um die Ohren fliegen, und sagen dann: „Was trägt jetzt?“
So sagt Paulus: Gott hat uns zu begrenzten Menschen gemacht, damit wir suchen. Das gehört zu unserem Menschsein. Begrenztheit gehört zu uns. Seien Sie sich dessen bewusst, verdrängen Sie das nicht. Es macht keinen Sinn, das alles zu vergessen und so zu tun, als lebten wir ewig und stabil.
Dann sagt Paulus: „Ihr könnt euch wirklich trauen, die Fragen zu stellen und zu suchen, denn Gott ist da.“ Gott ist da. Er ist nicht erst da, wenn Sie an ihn glauben.
Auf einen Gott, der nur existiert, wenn Sie an ihn glauben, könnten wir verzichten. Der wäre nur unsere Einbildung, unser eigenes Produkt.
Paulus sagt: Er ist nicht fern von einem jeden unter uns. In ihm leben, existieren und sind wir. Tatsächlich ist Gott in jedem Molekül gegenwärtig und uns näher als unsere Haut.
Er ist der Herr des Universums, ob es uns passt oder nicht.
Das schafft aber noch nicht die Gewissheit und Geborgenheit, dass ich in Gott zu Hause sein kann. Ich weiß nicht, wie er zu mir steht. Ist er mein Freund, mein Feind? Bin ich ihm egal? Hat er etwas mit mir vor? Was hat er mit mir zu tun?
Paulus sagt: Ja, Gott ist da, und er hat uns die Begrenzungen unseres Lebens gegeben, damit wir wirklich die Fragen stellen und suchen.
Es lohnt sich, die Fragen zu stellen, weil Gott von sich aus die Grenze überschritten hat. Er hat gesprochen und Antwort gegeben, bevor wir noch gefragt haben.
Dann sagt Paulus zu den Leuten, die vor dem Gerichtshof sitzen: Ich kann mir gut vorstellen, dass viele von Ihnen hier in dieser wunderbaren Halle sitzen und mir zuhören, um zu beurteilen, ob das, was ich sage, stichhaltig ist.
Paulus sagt damals: „Ihr sollt wissen, Gott hat die Grenze überschritten. Er hat einen Menschen erwählt, der die Schlüsselfigur für die ganze Welt werden soll. Er wird am Ende die Welt beurteilen, ob das Leben gelungen ist.“
Jesus Christus ist durch die Auferweckung vom Tod zur Schlüsselfigur für die Weltgeschichte und für jeden Einzelnen gemacht worden.
Viele dachten, mit der Kreuzigung sei Jesus erledigt, widerlegt durch den Tod, wie das beim Tod so ist. Aber Gott hat ihn auferweckt vom Tod und gesagt: „Er ist es.“ In seinem Sterben am Kreuz war kein Schwächeanfall, sondern der Kraftakt der Allmacht Gottes in seiner Liebe, die uns sucht.
Paulus sagt: Er bietet jetzt diesen Mann Jesus, den Auferstandenen, an. Er wird Richter sein am Ende der Zeit, damit jeder umkehrt und ihm vertraut.
Man soll sein Leben voll Vertrauen an dieser Schlüsselperson festmachen und dadurch verbunden sein mit dem ewigen Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Dieser Gott gibt uns Sicherheit, die unerschütterlich ist.
Er gibt uns Anerkennung, sodass wir wissen: Ich bin jemand. Er gibt uns Orientierung zum Leben und zeigt, was richtig und wichtig ist. Er stützt und trägt uns in der Schwachheit.
Die Einladung gilt allen. Man darf umkehren. Paulus sagt: Umkehr ist nötig – eine wirklich 180-Grad-Lebenswende!
In der Vergangenheit hat man gesagt: „Ich bin mein eigener Boss und entscheide, wie mein Leben läuft. Sonst läuft es gar nicht.“ Umkehr heißt: Jesus ist der Herr. Er ist die Schlüsselfigur.
Von ihm erwartet man die Heilung des Lebens, die Vergebung der Schuld, die uns von Gott trennt, und von ihm erwartet man die Kraft und die Wegweisung. Er ist der Herr.
Paulus sagt: Gott hat uns diese Schlüsselperson angeboten. Er wird am Ende der Zeit die Schlüsselfigur sein. Alle werden das eines Tages feststellen und ihre Knie vor Jesus beugen – als dem Richter aller Welt.
Aber er ist heute schon da als diese Schlüsselperson. Seine Hand ist ausgestreckt – die durchbohrte Hand vom Kreuz, das Qualitätszeichen der Liebe Gottes. Er stirbt für uns und lässt sich auf das Ja-Wort seiner Liebe am Kreuz festnageln. Gott bestätigt das in der Auferweckung und sagt: „Er ist es. Kehrt um, glaubt ihm, macht euer Leben fest an ihm.“
Reaktionen auf die Botschaft und Einladung zur Umkehr
Was passiert? Was geschieht in Athen? Als die Menschen dort von der Auferstehung der Toten hörten, begannen einige, darüber zu spotten. Sie lachten laut. „Hast du schon einmal jemanden auferstehen sehen?“ fragten sie. Die Griechen fanden das sowieso lächerlich. Sie sagten: „Wenn wir diesen Leib erst einmal los sind, kann die Seele endlich frei sein und davonflattern. Dann ist der göttliche Geist ewig.“
Sie hielten es für albern, an eine Auferstehung zu glauben. So ist es oft in Europa: Die Wahrheit scheint nur ein blasser Gedanke zu sein. Doch Gott ist ein Gott der Geschichte. Er hat Himmel und Erde geschaffen und auch einen Leib. Bei ihm geht es handfest zu, nicht mit abstrakten, tintenblütigen Gedanken. Das heißt auf Lateinisch „abstrakt“, also weggezogen von der Wirklichkeit. Gott handelt konkret, das heißt zusammengewachsen, richtig, fest im Leben verwurzelt.
Die Wahrheit Gottes zeigt sich im gekreuzigten Jesus. Gott bestätigt ihn, indem er ihn aus dem Grab auferweckt und verwandelt – hinein in die Wirklichkeit, die für unsere Augen unsichtbar ist, aber die Wirklichkeit des Schöpfers. Weil Gott Jesus auferweckt hat und den Tod besiegt, ist Jesus allein derjenige, der uns Halt geben kann. Er überschreitet die Grenze zwischen Leben und Tod.
Wenn diese Nachricht uns erreicht – ich erlaube mir zu sagen, sie erreicht uns heute Abend – dann stellt sich die Frage: Was tun wir damit? Wollen wir uns gegenüber Gott abgrenzen? Sie haben es mit einem Gott zu tun, der die Grenze überschritten hat, der Mensch geworden ist und uns nahekommt.
Die natürliche menschliche Reaktion ist oft Flucht. Von Natur aus wollen wir lieber im Trüben fischen, in einem Nebel, in dem ein höheres Wesen uns im Alltag nicht stört. Nachts sind alle Katzen grau. Wir sind auf der Flucht. Ein Gott, den wir selbst erfunden haben, passt uns besser. Er stört uns nicht bei unseren Geschäften. Wir suchen Bestätigungen, und die finden wir am liebsten bei unseren selbstgemachten Einbildungen.
Wenn es Gewissheit gibt, wenn Gott Wirklichkeit ist, dann könnte diese Wirklichkeit so sein, dass sie nicht in unseren Kram passt. Deshalb schrecken wir zurück, so wie man zurückschrickt, wenn im Dunkeln plötzlich das Licht angeht. Das empfinden wir schmerzhaft, weil plötzlich alles aufgedeckt wird, was vorher gnädig verborgen schien.
Wie empfinden Sie das? Wollen Sie sich gegenüber dem Licht von Jesus abgrenzen und ausgrenzen? Ich habe Sorge, dass das heute Abend die Reaktion einiger sein könnte. Sie sagen: „Nein, das kommt mir zu nah, das will ich nicht. Lieber etwas Unklarheit, lieber etwas Nebel.“
Was geschah in Athen? Spott. Spott ist das beliebteste Mittel, sich zu schützen. Es sieht stark aus, und die anderen zucken zusammen, wenn jemand Spott über sie ergießt. In der Regel ist Spott eine notdürftige Abdeckung innerer Unsicherheit. Wenn einem kein vernünftiges Argument einfällt, das man respektvoll vortragen kann, dann macht man spöttische Bemerkungen.
Insofern entlarvt sich der Spötter selbst. Er ist selten so stark, wie er nach außen wirkt. Es waren ja die Intellektuellen versammelt. Ab dem Abitur ist Spott das beliebteste Mittel, Dinge, die einem zu nahe kommen, vom Leib zu halten, indem man Witze darüber macht. So war es in Athen, und manchmal habe ich gedacht: Das ist Europas Masche bis heute. Sie lachen sich kaputt.
Dann sagten andere: „Wir wollen dich ein andermal weiter darüber hören.“ Also: „Wir sind hochinteressiert. Das war sehr interessant, was du gesagt hast. So habe ich es noch nie gehört. Da müssen wir später noch mal drüber reden.“ Das klingt vernünftig, denn wichtige Dinge sollte man nicht überstürzen. Das wäre wirklich das Schlechteste.
Deshalb machen wir sieben Abende, damit man gründlich nachdenken kann. Vielleicht haben Sie ja auch nicht erst jetzt angefangen, darüber nachzudenken. Aber Sie wissen selbst: Sie müssen mit sich klarkommen, ob das ein Ausdruck soliden Denkens ist oder nur eine Ausrede, um sich die Dinge vom Leib zu halten und auf die lange Bank zu schieben.
Denn die Verbindlichkeit, die Schritte der Klärung im Leben, sind notwendig. Jeder wird ahnen: Wenn ich mit Gott in Berührung komme, kann ich das nicht nur in einer Diskussion im Kopf abfeiern. Das hat Wirkung. Die Liebe hat immer eine verändernde Wirkung auf unser Leben.
Da stellt sich die kritische Frage: Will ich wirklich zulassen, dass die Orientierung meines Lebens verändert wird? Dass diese Kraft von Gott hineinkommt? Ich weiß oft nicht, wohin das führen wird. Informieren Sie sich! Die Bibel ist voller Informationen darüber, was Gott mit uns vorhat. Sie können es gut wissen, wenn Sie sie lesen.
Aber leider gibt es – damals in Athen und ich befürchte auch heute in Europa – Menschen, die sagen: „Hochinteressant, später.“ Und dann heißt es hier: Einige Männer schlossen sich Paulus an und glaubten an Jesus. Unter ihnen war auch Dionysius, ein Mitglied des Rates, also des Stadtparlaments, und eine Frau namens Damaris sowie andere mit ihnen.
Damaris war sicherlich eine Unternehmerin, eine bekannte Frau in Athen. Sie hielt sich auf der Agora, dem Marktplatz, bei Paulus auf und zeigte, dass sie sich für Jesus öffnete. Da begannen die Leute zu tuscheln. Namen von Senatoren oder so zu nennen, möchte ich hier nicht tun. Das kennt man in Bremen zu gut, und sonst nicht.
Stellen Sie sich vor, stadtbekannte Politiker würden plötzlich hinstehen und sagen: „Ganz anders als bisher will ich umkehren und Jesus folgen.“ Dionysius, Areopagit, Spitzenpolitiker von Athen – unerhört! Menschen, die plötzlich spürten: Es ist nicht wert, dass ich mein Prestige im Schaufenster ausstelle. Das Leben ist zu kostbar. Ich bin der Wahrheit begegnet, und die Wahrheit ruft zur Umkehr. Festmachen an dem lebendigen Gott, der sich in Jesus offenbart hat.
Nun, offen zu sein – in Athen waren es wenige. Wir wissen nicht einmal, ob damals in Athen eine Gruppe entstand, die eine Gemeinde bildete. Es war an anderen Orten anders, etwa in Jerusalem, als zum ersten Mal dieselbe Botschaft kam: Umkehr, Festmachen an Jesus.
Hier hat Gott seine Hand ausgestreckt, und in einer Versammlung kamen drei Menschen zum Glauben an Jesus Christus. So verschieden ist es, wie die Stunde reif ist, ob Menschen sich öffnen: Athen, Jerusalem, Korinth, Bremen, Budapest, Warschau, Zürich, Paris, Lyon, wo auch immer.
Was wird heute Abend sein, wenn Sie sich zurücklehnen und sagen: „Nur mal langsam“? Oder lassen Sie die Liebe Gottes, lassen Sie den auferstandenen Jesus an Ihr Gewissen klopfen?
Vielleicht haben Sie noch die Pantomime von Carlos Martinus im Blick, diesen innerlich zerrissenen Menschen mit zwei unkoordinierten Teilen, die völlig gegensätzlich waren und sich bekämpften. Durch das Kreuz von Jesus wurde ein zerrissener Mensch zu einer Einheit, und das Herz schlug.
So sehe ich es jetzt vor mir: Menschen, die innerlich kämpfen, deren Sehnsucht sie zieht, aber Widerstand und Rücksichtnahme auf „wer weiß was“ sie zurückhalten. Es ist ein Kampf in ihnen, und Gott ruft sie: „Komm! Ich habe dich schon immer geliebt. Ich habe dich geschaffen. Du bist ein kostbarer Gedanke. Du bist deinen eigenen Weg gegangen. Gott ist dir nachgelaufen, bis in den Tod am Kreuz, um dich aus der Tiefe zu holen, dir deine Sünden zu vergeben und zu sagen: Komm! Du bist geschaffen, Gottes geliebtes Kind zu sein.
Entfremde dich nicht von ihm. Verliere dein Leben nicht, verspiel es nicht. Kehr heim, kehr um, mach dein Leben fest an ihm.“ Das ist die Stunde heute.
Einladung zum Glauben und zur Lebenswende
Und so lade ich Sie ein: Die ersten Christen in den ersten Jahrhunderten haben das begriffen. Sie fragten sich: Was ist jetzt unser Leben? Dann sagten sie: Jesus Christus ist der Sohn Gottes, die Schlüsselfigur. Er hat unser Leben gerettet, er ist derjenige, der es geheilt hat. Er ist der Heiler, der Heiland.
Dann nahmen sie die Buchstaben dieser Worte – Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter – stellten sie hintereinander und lasen in der griechischen Sprache das Wort Ichthys. Das bedeutet Fisch. Dieses Wort ritzten sie in die Wände, in die Mauern der Katakomben in Rom als Erkennungszeichen.
Das ist unser Leben: Jesus Christus, Gottes Sohn, ist der Retter meines Lebens. Längst bevor das Kreuz das Erkennungszeichen der Christen war, war es in den ersten Jahrhunderten der Fisch. Deshalb haben wir uns gedacht, das soll heute Abend unser Treffpunkt sein.
Ich möchte diejenigen unter Ihnen, die sagen: „Ich habe mir das überlegt, ich habe das gehört, ich möchte die Einladung von Jesus annehmen, ich möchte Kontakt mit ihm machen, ich möchte Vergebung von ihm empfangen, ich möchte ihm folgen“, bitten aufzustehen und hier nach vorne zu kommen. Treffpunkt ist der Fisch hier vorne.
Wenn Sie kommen, sagen Sie damit: Jesus, ich möchte mein Leben dir öffnen. Sie können mich bitten, das mit Ihnen zu beten. Ich werde es Ihnen vorsprechen, und Sie dürfen es, wenn Sie wollen, laut nachsprechen als Ihr persönliches Gebet:
Jesus, ich habe Deine Einladung gehört, ich öffne Dir mein Leben. Ich danke Dir für die Liebe, ich bitte Dich um Vergebung für meine Sünde, und Du sollst der Herr meines Lebens sein. Dir will ich folgen.
Das ist ein Anfang, nur ein Anfang, ein erster Schritt. Aber daraus kann ein Weg werden. Sie werden spüren, wie er Sie an der Hand nimmt, wie er in Gemeinschaft mit Ihnen lebt, wie er Ihnen sein Wort schenkt, wie seine Kraft Sie innerlich verändert und wie die Liebe von Gott in Ihnen brennt und Ihr Leben wärmt.
Es wird eine neue Bewegung in Ihrem Leben sein. Lebendige Fische schwimmen gegen den Strom – auch das ist ein schöner Gedanke, der immer mit dem Fisch verbunden ist: Jesus Christus, Gottes Sohn und Retter.