Herzlich willkommen zum Wortreich Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen, diskutieren und philosophieren wir über die christlichen Themen, die dich heute beschäftigen.
Viel Freude beim Zuhören der heutigen Folge!
Herzlich willkommen zurück zum zweiten Teil oder zum ersten Thema, das wir heute behandeln.
In der Einleitung der ersten Episode habe ich bereits erwähnt, dass es drei große Strömungen gibt, die ich als sehr, sehr ungesund empfinde, wenn sie ins Extreme abgleiten. Diese drei Strömungen sind das Hypercharismatische, das Extremliberale und das gesetzlich-konservative biblische Lager. Letzteres ist oft dadurch geprägt, dass Menschengebote hinzukommen und es dadurch sehr ungesund wird.
Was diese drei Strömungen gemeinsam haben – und das ist das Thema, über das wir jetzt sprechen wollen – ist das Thema Fleisch. Alle drei zeigen ein fleischliches Verhalten.
Zum Beispiel gibt es extrem charismatische Gemeinden, in denen alle in Zungen reden können oder wo es nur noch um bildhafte Eindrücke geht. Die Bibel tritt dabei oft in den Hintergrund. Man findet dort auch das „Name it and claim it“-Prinzip, wie es im amerikanischen Englisch genannt wird. Das alles ist fleischliches Verhalten, bei dem es letztlich immer um das eigene Erleben geht: Ich will etwas spüren oder erleben.
Ähnlich sieht es im liberalen Lager aus, wo Selbstverwirklichung im Vordergrund steht. Dort heißt es oft: „Ich habe meine kompletten Freiheiten.“ Man sagt: „Ich bin nicht mehr ein Knecht Christi, nicht mehr Christus untergeordnet, sondern Jesus hat mich frei gemacht, und deswegen kann ich jetzt alles tun.“
Ich habe sogar einmal jemanden auf einem Einsatz getroffen, der zwei Frauen hatte und sagte: „Ich liebe Jesus, weil ich zwei Frauen habe.“ Diese Person hat wirklich nichts verstanden.
Auch das extreme gesetzlich-konservative Verhalten ist letztlich fleischlich. Darüber wollen wir sprechen.
Das Thema „Fleisch“ wird meiner Meinung nach in Gemeinden sehr unterbetont. Es wird kaum aufgezeigt, was Fleisch eigentlich bedeutet. Dem wollen wir heute ein wenig auf den Grund gehen.
Markus, was würdest du sagen – was ist das Fleisch? Das ist echt krass. Ich meine, wir Christen sind ja manchmal auch ein bisschen komisch. Wenn ich das jetzt jeden anderen fragen würde, dann denke ich eigentlich an etwas ganz anderes. Ich denke an so einen richtig schön heißen Grill und an ein richtig schönes Stück Rinderfilet, das ich da drauflege, ganz frisch. Dann zischt es, dann brutzelt es, und ich bereite mir das richtig zu und freue mich auf den ersten Bissen. Für mich ist Fleisch also etwas, das total positiv besetzt ist.
Aber natürlich meinen wir etwas anderes, das ist klar. Ich glaube, es ist wichtig, darüber zu sprechen, weil es eines dieser Dinge ist, die uns als Christen im Leben unheimlich hemmen. Es behindert uns wahrscheinlich sogar häufiger, als wir selbst merken oder uns lieb ist. Auch die Bibel sagt sehr viel darüber. Paulus selbst – das habe ich vorher nachgelesen – schreibt über 90 Mal über das Fleisch in seinen Briefen. Das ist richtig viel.
In der Bibel hat „Fleisch“ verschiedene Bedeutungen. Manchmal sind Dinge, die fleischlich gemeint sind oder angesprochen werden, tatsächlich einfach körperliche Dinge. Darüber reden wir hier aber eigentlich nicht so sehr, auch wenn das wichtig ist.
Das andere, glaube ich, kann man sich am besten vorstellen. Fast jeder kennt die berühmte Rede von Jesus mit Nikodemus, die so in Johannes 3 steht. Jeder weiß: Du musst von neuem geboren werden, du musst ein neuer Mensch werden. So stelle ich mir vor, wenn wir ein neuer Mensch geworden sind, haben wir ja nicht einen neuen Körper bekommen. Es ist immer noch derselbe. Von außen würdest du das gar nicht anders wahrnehmen.
Aber wenn etwas Neues geboren wurde, ein neuer Mensch da ist, ist trotzdem noch etwas Altes da. Du wirst ja nicht eins zu eins ausgetauscht. Das, glaube ich, ist dieser alte, geistlich gesehen gestorbene Mensch, der aber immer noch ganz viel von der Person ausmacht, die vor mir sitzt. Wenn ich dich ansehe, sehe ich äußerlich immer noch viel von dem, der du vielleicht als Kind oder Jugendlicher warst.
Trotzdem ist etwas Neues passiert. Gott hat etwas in dir wachgemacht. Der Geist Gottes darf dich leiten und benutzen. Du sagst Dinge, die Gott dir eingibt, die du tun kannst. Es gibt total gute Sachen, die Gott durch dein Leben tut. Aber selbst du bist noch in der Lage, Dinge richtig in den Sand zu setzen, Gedanken zu denken, die unrein sind. Du kannst auch aus der Haut fahren, vielleicht manchmal. Selbst wenn wir das lernen – es ist ja auch ein Reifungsprozess – ist da noch ganz viel übrig.
Das, glaube ich, ist das Fleisch, das die Bibel meint. Und es ist unser Kampf, damit umzugehen. Wir sind ein neuer Mensch geworden, wie die Bibel sagt, oder wie Jesus wirklich sagt: Wir müssen von neuem geboren sein. Wenn wir das sind, ist trotzdem noch etwas in uns zurückgeblieben, mit dem wir kämpfen. Diese sündige Natur, der alte Mensch.
Ich glaube, Luther hat mal gesagt, der alte Adam müsse täglich neu ersäuft werden – also dieser alte Mensch, der ohne Jesus einfach noch in der Zielverfehlung lebt.
Ich finde, das Thema kann man nicht zu gering machen. Häufig höre ich, dass Leute eine falsche Vorstellung haben. Sie denken ein bisschen an Engelchen und Teufelchen: Auf der einen Schulter ist das Engelchen, auf der anderen das Teufelchen. Und ich als Mensch bin jetzt so hin- und hergerissen. Mal höre ich auf Satan, mal höre ich auf Gott. Man denkt schnell: Ich bin ein Spielball, ich selbst kann nichts dafür, ich werde hin- und hergerissen von meinen Süchten. Ich bin unschuldig.
Aber wenn man das sieht, ist der Gegenspieler von Jesus klar Satan. Aber der eigentliche Gegenspieler im Geistlichen ist das Fleisch. Nicht ich bin hin- und hergerissen, sondern ich selbst – ich, großgeschrieben, wenn es um mich geht – ich widerstrebe dem Geist. Ich bin das Fleisch, letztlich das große Ich.
Es ist wichtig, das zu unterscheiden: Eigentlich ist das Fleisch schon tot. Wenn wir zum Beispiel in Galater 5 schauen – ich habe das hier gerade aufgeschrieben – sieht man diesen großen Gegensatz. In Galater 5,19 heißt es: „Offenbar sind aber die Werke des Fleisches.“ Diese sind gegenübergestellt in Vers 22, der Frucht des Geistes.
Eigentlich würde man denken, die Frucht des Geistes sind die Werke Satans oder so, würden viele denken. Aber nein, es ist die Frucht. Ich glaube, das hilft total zu verstehen, was wir mit Fleisch meinen, wenn wir den Gegensatz anschauen. Das ist, wie du schon sagst, der Geist, also das Leben im Geist.
Krass finde ich, dass es auch sehr fleischliche Christen geben kann. Es ist nicht so, dass man sagen kann, das Fleisch ist der alte Mensch, und wenn wir unser Leben Jesus gegeben haben, ist er quasi tot. Auf der einen Seite stimmt das. Trotzdem kann es uns noch sehr stark steuern.
Es gibt so viele Menschen – leider auch viele Christen –, die noch aus diesem alten Leben heraus leben. Sie leben nicht im Geist, sondern aus dem eigenen Fleisch. Weil ich das so gut kenne und in einer Gemeinde groß geworden bin, in der man es mir nicht vorleben konnte, nicht erklären konnte und mich nicht dahin begleitet hat, wurde unheimlich viel, glaube ich jetzt im Rückblick, aus dem Fleisch versucht zu tun.
Du kannst auch gute, hehre Ziele haben und versuchen, sie im Fleisch zu erreichen. Deswegen ist es so verbreitet, dass ganze Gemeinden fleischlich leben und arbeiten.
Als Christ kann ich ganz fleischlich leben. Ich kann versuchen, Früchte des Geistes wie Freude oder Selbstkontrolle fleischlich zu erreichen. Ich werde aber feststellen, dass ich irgendwann scheitern werde.
Menschen, die das nicht akzeptieren wollen, werden letztlich falsch. Sie zeigen nach außen eine aufgesetzte Freundlichkeit, sind innen aber immer zorniger und wütender. Oder sie wirken nach außen selbstkontrolliert, sind innen aber in einer unglaublichen Spannung, die sie nicht aufrechterhalten können. Dann passiert wahrscheinlich irgendetwas, und irgendwann zerplatzt diese Illusion.
Deshalb ist das eine große Not für uns als Christen. Wir müssen lernen, was Jesus uns in der Bibel als Möglichkeiten gibt, mit diesem Fleisch umzugehen. Vielleicht erinnern wir uns ans letzte Jahr: Wir können immer darüber reden, wie wir das Schlechte bekämpfen oder wo die Grenzen sind. Noch besser ist es aber, zu fragen: Wie können wir wirklich im Geist leben? Was ist das positive Ziel, das Jesus uns vorlebt?
Ja, gerade wenn wir bei der Stelle in Galater 5 bleiben, steht dort im Vers 16: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen.“ Man kann also das Fleisch sogar fleischlich bekämpfen.
Genau, und selbst das bringt nichts. Das ist so, als würde man Feuer mit Feuer bekämpfen.
Ganz genau. Anstatt sich Gesetze und Grenzen aufzuerlegen, die man dann immer wieder übertritt, ist eigentlich genau das Gegenteil gefragt: dass man einfach mit reinem Herzen zu Gott kommt und im Geist lebt.
Aber das ist ja ein relativ abstraktes Thema. Ich glaube, es ist ganz hilfreich, das einfach mal herunterzubrechen. Was bedeutet das ganz praktisch? Vielleicht auch im Alltag, wo wir Beispiele finden, in denen wir Dinge fleischlich sehen.
An dieser Stelle werden natürlich schon einige Dinge genannt: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit. Bei den ersten Dingen denkt man vielleicht noch: „Boah, das sind ja riesige Dinge, das habe ich ja nicht gemacht.“ Aber ich meine, diese Überführung, die haben wir, glaube ich, auch schon erlebt. Jesus sagt ja auch ganz klar zum Beispiel, dass Ehebruch schon anfängt, wenn man eine Frau lüsternd ansieht. Dann hat man im Herzen Ehebruch begangen. Da ist man schon voll drin, man hat es übertreten.
Ich glaube aber auch, dass wir fast täglich erleben, wie dieses Fleisch hochkommen will und in unserem Leben wieder lebendig wird. Mir geht das auch so. Ich kann zum Beispiel durch meine Instagram-Seite scrollen, sehe Sponsored Ads und entdecke ein cooles Videospiel, das beworben wird. So ein Survival-Game oder eine Kriegssimulation. Früher war das eine der Sachen, mit denen ich gekämpft habe, weil sie unheimlich viel Raum in meinem Leben eingenommen haben.
Dann denke ich: „Sieht schon cool aus, würde ich voll gerne mal ausprobieren oder installieren.“ Dabei merke ich, dass dieser Gedanke selbst jetzt noch nicht sündig ist. Aber ich weiß, wie das Macht über mein Leben gewinnen kann.
Dann kann ich auch merken: „Okay, eine andere Herangehensweise ist, zu fragen: Was sagt dir dein Verstand? Was passiert, Markus, wenn du das machst?“ Du weißt, du wirst die nächsten Stunden oder vielleicht auch Tage oder Wochen damit verbringen und dich immer wieder damit beschäftigen. Gibt es nichts Besseres, womit du diese Zeit verbringen könntest?
Ich glaube, das Fleisch ist in dem Moment dieser Wunsch zu sagen: „Ach, das will ich jetzt.“ Oder: „Das wäre jetzt etwas, das mir in dem Moment etwas gibt, auf das ich Lust habe.“ Aber dann ist es wichtig, das zu prüfen. Nicht im Sinne von: „Was sagt das Gesetz Gottes, was ich jetzt machen soll?“, sondern tatsächlich innezuhalten, Jesus zu fragen und einfach in dem Moment zu sagen: „Jesus, ist das jetzt das Beste für mich? An diesem Tag, in diesen nächsten Tagen, verbringe ich Zeit mit dir? Ist das etwas Schönes?“
Dann merkt man: „Nee, das hat in dem Moment überhaupt keinen Raum.“ Und dann zieht es einen auch nicht mehr an. Man erkennt, dass diese Lust, die das Fleisch geweckt hat, nicht durch viel Selbstdisziplin gebannt oder eingegrenzt wurde. Sondern in dem Moment, in dem ich Zeit mit Jesus verbringen will, mich auf ihn konzentriere und mir klar mache, dass er bei mir ist und mit mir Zeit verbringen will, hat das Fleisch keinen Platz.
Es ist ganz natürlich, dass man dann sagt: „Nee, das will ich eigentlich gar nicht mehr.“ Und tatsächlich ist diese Lust darauf weg. So hilft Gott uns, damit umzugehen. Er hilft uns, es letztlich mit etwas Besserem zu ersetzen, nämlich in ihm zu sein in dem Moment.
Ja, absolut. Ich glaube, eine Gefahr besteht darin, dass wir versuchen, auch gute geistliche Sachen im Fleisch zu machen.
Das ist ja eine der Sachen, die Paulus im Galaterbrief relativ am Anfang anspricht. Er sagt ihnen: „Ihr wollt das, was ihr im Geist angefangen habt, im Fleisch vollenden.“ Ihr habt im Geist angefangen, aber im Fleisch wollt ihr es jetzt beenden. Dort, wo vorher Gnade war und Jesus euch alles gegeben hat, wollt ihr jetzt wieder das Selbst in die Hand nehmen.
Bei den Galatern ging es darum, dass sie ihre Errettung durch Beschneidung suchten, also wieder zum jüdischen Volk zurückkehren wollten. Sie versuchten, die Errettung fleischlich zu erreichen, indem sie selbst die Kontrolle übernehmen wollten.
Das ist vielleicht das Praktische: Das Fleisch ist immer das großgeschriebene Ich. Dort, wo es um mich geht, damit es mir gut geht, wo ich mich selbst verwirkliche. Überall dort, wo es um meine Ehre geht und nicht um Gottes Ehre.
Ein Beispiel bei mir war im November oder Dezember. Ich habe mit ein paar Leuten geredet, die meinten: „Eigentlich muss man doch rausgehen und Leute direkt evangelisieren, mit ihnen über Jesus sprechen. Das ist voll wichtig.“ Das habe ich aus verschiedenen Ecken gehört und dachte: „Ja, komm, dann gründen wir halt mal eine Outreach-Gruppe.“
Dann haben wir das einfach mal gemacht. Wir haben uns ins kalte Wasser geworfen. Es war total anstrengend für mich, wirklich gedanklich dabei zu sein. Auf der einen Seite weißt du: „Boah, das wäre jetzt so wichtig, rauszugehen und zu evangelisieren. Das ist eine gute Sache, nichts Falsches.“ Aber das Fleischliche darin war letztlich, dass ich mein Gewissen beruhigen wollte. So nach dem Motto: „Ich will vor Leuten gut dastehen, guck mal, der Jojo macht das wirklich ganz konsequent.“
Da wollte ich etwas Gutes im Fleisch tun, und es war anstrengend.
Ich glaube, genau das ist wichtig: Dass wir uns klarmachen, dass die gleiche Handlung geistlich oder fleischlich sein kann. Es ist ja klar, eine Outreach-Gruppe zu gründen und rauszugehen, ist nichts Falsches. Es ist absolut richtig.
Aber wir merken, dass Gott die tieferen Motive in uns sieht, und die können das manchmal kaputtmachen. Warum wollt ihr das jetzt tun?
Das, was persönlich bei dir abläuft, spielt sich auch in Gemeinden oder Missionswerken ab. Eine Gemeinde kann sagen: „Wir haben das noch nicht, wir sollten das mal machen, das sieht gut aus, das brauchen wir.“ Klar, wir wollen Jesu Auftrag nachfolgen und das tun. Aber manchmal ist das oberflächlich, und dahinter liegen andere Motive.
Dann gilt: Was nicht in Christus passiert, segnet er auch nicht. Es können so gute Dinge in der Bibel stehen, und wir denken, wir machen das jetzt – und trotzdem sind wir nicht in ihm dabei.
Ich habe Menschen erlebt, die frustriert mit Jesus waren, weil sie alles Richtige machen wollten, und es hat nichts geklappt.
Man muss sagen: Da ist trotzdem der gleiche Fehler drin. Der Fehler ist vielschichtig. Dieses fleischliche Ich kann ganz unterschiedlich aussehen.
Es kann aus dem Geltungsdrang entstehen. Es kann sein, dass ich denke, ich muss etwas tun, um Jesus etwas zurückzugeben. Vordergründig könnte Dankbarkeit stehen, aber dahinter steckt das Gefühl: „Ich kann nicht ertragen, dass ich das einfach so von dir bekomme, Jesus. Ich muss etwas dafür tun.“
Oder es kann ein pharisäerhaftes Motiv sein: „Ich muss etwas tun, damit die Leute es sehen.“
Das ist wirklich trickreich. Das Fleisch ist etwas, das ganz tief im Verborgenen in uns sein kann – leider auch bei Christen oft noch sehr lebendig. Es kann einen richtig frustrieren.
Deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, unseren Blick darauf zu richten, wie Jesus in uns Gestalt annehmen möchte und wie er das kann. Dann werden wir den Kontrast stärker sehen.
So wie du gesagt hast, gibt es letztlich zwei Lebensweisen: Das Leben im Fleisch, das dem großen Ich, dem egoistischen Ich dient und damit dem Teufel. Und das Leben, das Jesus dient.
Wir reden hier wirklich von zwei großen Gegensätzen wie Licht und Dunkelheit.
Ich glaube, wir können erkennen, wenn Jesus wirklich in uns wirkt und Gestalt annimmt, dann werden wir Dinge tun, die wirklich anders sind.
Wie würdest du das sehen? Wie sollten wir denn dann damit umgehen?
Zunächst fallen mir gerade drei Bibelstellen ein. Zum einen Hebräer 4,12 und Hebräer 5,14. Dort heißt es, dass das Wort Gottes schärfer ist als jedes zweischneidige Schwert. Es kann trennen und scheiden, weil es so scharf ist – Seele und Geist, Fleisch und Knochen, Mark und Bein, so wie es in alten Übersetzungen genau richtig heißt. Daraus erkennt man, dass wir Gottes Wort brauchen. Wir müssen unsere Sinne immer wieder schärfen lassen. Das Schwert muss geschliffen werden, damit wir wirklich unterscheiden können, was uns selbst dient und was Christus dient.
Das ist nichts, was ein neugeborener Christ von Anfang an hat. Es hat mit Reife zu tun, dass man reift und später, wie in Hebräer 5,14 beschrieben, die feste Speise für die Gereiften ist, deren Sinne durch Übung geschult sind zur Unterscheidung des Guten und des Bösen. Es geht also darum, zu unterscheiden.
Und da finde ich genau den Punkt, den du gesagt hast. Wir unterscheiden häufig auf einer sachlichen Ebene: Sollte ich als Christ einem Obdachlosen fünfzig Euro geben oder nicht? Dann ordnen wir das ein und sagen: „Das ist jetzt gut.“ Oder jemand gibt einfach auf der Straße einem Obdachlosen fünfzig Euro, und wir ordnen das ein: „Gut, ist das jetzt gut?“ Die Antwort ist: Nein, wir können das nicht so einfach sagen, ob es gut oder schlecht ist. Es kann sein, dass die Person...
Wir müssen die Motive prüfen. Das ist das richtige Wort. Wir müssen ehrlich vor Gott kommen, denn das Motiv ist letztendlich das, was vor Gott ausschlaggebend ist. Ich kann einem Obdachlosen 50 Euro geben und mit einem 50-Euro-Schein wedelnd durch die Straße rennen und sagen: „Guck mal, ich gebe den jetzt.“ So, wie man es häufig sieht, zum Beispiel bei Facebook: Mark Zuckerberg hat wieder so und so viel Millionen Euro gespendet. Komischerweise wissen das immer alle, es wird nie wirklich geheim gemacht. Das sind oft fragwürdige Motive.
Oder ich kann es wirklich aus einem reinen Herzen machen, weil ich den Obdachlosen wirklich liebe und ihm etwas Gutes tun möchte. Das ist es, was mir das sagt.
Das führt letztlich zu Psalm 139: „Prüfe mich, Gott, prüfe mein Herz und sehe, wie ich es meine.“ David betet dort, dass er seine eigenen Motive oft gar nicht kennt. Wir sind ja auch nicht so weit, dass wir sie immer sofort erkennen. Aber wir brauchen die Bibel, die uns schärft, und das Gebet, in dem wir mit reinem Herzen zu Gott kommen und er uns im Gebet zeigt, wie es wirklich in unserem Herzen aussieht. „Erkenne, prüfe du mich, Gott, zeig du mir das auf.“
Ich glaube, Motive sind unheimlich vielschichtig. Es gibt klar zu identifizierende sündige Motive, die der Person selbst meist auch klar sind. Aber da liegen auch tiefere Dinge, die vielleicht aus Verletzungen heraus passieren. Man merkt, dass man in einer gewissen Weise handelt, weil man eine Not hat, einen Mangel, weil einem Annahme fehlt.
Deshalb passen auch die Dinge, die du am Anfang erwähnt hast, wenn du gesagt hast, dass es immer gleich das Fleischliche oder Sündige ist, wenn es um Verwirklichung geht. Es gibt auch die Komponente, dass Verletzungen, Schmerzen oder Not da sind, die Jesus heilen möchte. Diese sind aber oft verborgen, und wir wollen nicht, dass sie offenbar werden, weil es uns wehtut, an diesen Punkt zu kommen. Darüber legen wir dann ein Verhalten, das das Vermeiden unterstützt.
Diese Vermeidung führt letztlich zu vielen darüberliegenden Motiven, die in fleischliche Handlungen münden. Deshalb passt auch das alte Wort vom Wort Gottes, das tiefer schneidet. Es geht ans Eingemachte, an die Innereien, an Mark und Bein.
Deswegen ist es auch so schwierig und sollte nicht immer so sein, dass wir Dinge klar benennen, aber nicht im Sinne von Verurteilung. Wir sollten nicht sagen: „Oh Mensch, du bist so fleischlich und noch so unreif.“ Denn diese Motive gehen wirklich tief. Da kann so viel dahinter liegen.
Eine Sache möchte ich noch erwähnen, die einen Schritt zurückgeht zum Erkennen der Motive: Sind meine Motive lauter oder nicht? Das ist mir noch so klar im Kopf, weil du es mir mal gesagt hast. Du hast meine Predigt gehalten – nicht persönlich an mich gerichtet, aber sie hat mich angesprochen. Es war komisch, dir eine persönliche Predigt zu halten.
Woran man tatsächlich sehen kann, was in dem Moment das Motiv ist, ist folgender Test, den du vorgeschlagen hast: Frag dich, wie es dir gehen würde, wenn Jesus jetzt einfach zur Tür hereinkommt. Würde er dich kalt erwischen? Wäre deine Reaktion, dass du dich schämst oder dich erwischt fühlst? Oder würdest du dein Herz erwärmen und in ehrlicher Freude Tränen vergießen und sagen: „Wow, wie schön, dass du da bist!“?
Das ist ein guter Test, den du für dich vielleicht anwenden kannst. Bei dem, was du machst – ob es biblisch ist, etwas zu geben, etwas zu teilen oder deine Outreach-Gruppe zu gründen – ist es etwas, wo du Jesus absolut willkommen heißen kannst? Oder hast du so ein „Autsch“-Gefühl, bei dem du merkst, dass es dir gerade nicht gut geht, wenn er kommt?
Das war ein guter Test, der mir zumindest in dem Moment geholfen hat. Immer wenn du so etwas merkst, erkennst du, dass irgendwo Motivlagen falsch sind. Und du kannst das als Segen Gottes sehen, dass er dich überführt. Dieses Empfinden ist letztlich das Wirken des Heiligen Geistes, der dich überführen will.
Dann solltest du nicht wegrennen, sondern sagen: „Okay, danke, dass du mir das gezeigt hast.“ Wir müssen uns dann zur Buße führen und Gott sagen: „Da ist was falsch.“ Denn wenn ich so auf dich reagiere, wo du doch eigentlich mein guter Vater, mein Helfer und mein Freund in der Not bist, dann stimmt etwas nicht.
Dann müssen wir ihn bitten, das frei zu legen, was tatsächlich an falschen Motiven in uns steckt.
Absolut, das ist wirklich ein riesiges Thema und keineswegs unwichtig. Genau darin liegt auch die Schwierigkeit. Wie du sagst, gibt es oft vielschichtige Motive. Wenn wir noch einmal zu dem Beispiel mit dem Obdachlosen und den fünfzig Euro zurückkehren: Es muss nicht nur darum gehen, dass ich es mache, um anderen etwas zu zeigen. Es kann auch eine gute Komponente darin stecken.
Jesus möchte uns aber auch die schlechten Motive aufzeigen, damit wir diese wirklich bereinigen und aus unserem Leben entfernen. Ich glaube, das Spannende ist, dass der Dienst Christi und sein Wirken in der Welt letztlich nicht von unseren Taten oder Werken abhängt. Er kann viel mehr und viel größer wirken – und das tut er auch. Gott bewirkt Dinge in dieser Welt, die nicht in unserer Hand liegen.
Das nimmt auch etwas Druck weg. Es geht nicht darum, dass ich jetzt ganz viel für Jesus tun muss oder dass ich etwas verpasse, wenn ich nicht schnell genug wachse. Viel wichtiger ist zu verstehen, dass es darauf ankommt, dass Jesus in diesem Moment in mir wirkt. Dass er Reinigung vollbringt, dass er tiefer geht und wir ihn an die nächste Hautschicht der Zwiebel lassen. Er arbeitet weiter in uns, nimmt das Alte heraus und ersetzt es durch Leben im Geist.
Das ist eigentlich das Ziel, der ganze Gedanke dahinter. Wenn wir sehen, wie kurz unser Leben hier auf der Erde letztlich ist – vielleicht haben wir noch 50, 60 oder auch nur zehn Jahre vor uns – dann ist genau das das, was Jesus jetzt mit dir machen will. Natürlich haben wir auch eine Berufung, seinen Auftrag zu erfüllen und Menschen von Jesus zu erzählen. Aber das kann er tausendmal besser, wenn er bereits an dir gearbeitet und dich gereinigt hat.
Dann können wir uns darauf konzentrieren. Es ist keine Zeitverschwendung, Gott zu bitten, tiefer zu gehen und uns unsere Motive aufzuzeigen. Viele Christen lehnen das einfach ab und sagen: „Okay, dann nehmen wir uns das nächste große Projekt vor, gründen die nächste Gruppe oder missionieren die nächste Person.“
Gott kann aber nicht effektiv in dir wirken, wenn er eigentlich Dinge reinigen möchte. Absolut. Und wenn er diese Dinge gereinigt hat, wirkt er umso mächtiger und segnet es umso stärker.
Um das alles ein bisschen zusammenzufassen: Wir haben gesehen, dass es wichtig ist, das Fleisch ein Stück weit zu definieren. Dabei geht es um Dinge wie Verletzlichkeit oder Hyperaktivität – also das, was ich selbst mache, obwohl ich eigentlich für Christus handeln möchte. Das Ich steht dabei oft noch an erster Stelle.
Wichtiger ist jedoch, dass wir wirklich Jesus erlauben, uns die Dinge aufzuzeigen. Wir sollten unsere Motive von Gott prüfen lassen und dabei vorsichtig sein, nicht unser eigener Doktor zu werden. Manchmal sind Geschwister sehr wichtig, weil sie uns zeigen können, wo der Balken in unserem Auge ist. Wenn sie uns das aufzeigen, sollten wir das zulassen.
Ein kleiner Test: Wenn jemand zu dir sagt, du hast etwas falsch gemacht, und dann fragt, ob er dir Feedback geben darf – und du fühlst dich sofort angegriffen oder verteidigst dich automatisch, dann ist das schon eine Reaktion des Fleisches. Du bist sofort angespannt und denkst, der will mir etwas sagen oder mich vergleichen.
Jesus hingegen hat genau das Gegenteil getan. Er hat sich selbst hingegeben, sich verletzlich gemacht, nicht auf seine Rechte bestanden und sich nicht verteidigt, sondern geschwiegen.
Ganz praktisch heißt das: Wir sollten uns im Gebet von Gott Dinge aufzeigen lassen und unser Gewissen durch die Bibel schärfen. Dann kommen wir zum Thema Buße, was ein sehr interessantes Thema ist. Dafür brauchen wir wahrscheinlich noch einen weiteren Termin. Aber es wäre folgerichtig, jetzt weiterzugehen.
Absolut. Dann machen wir hier mal einen Cut und freuen uns auf das nächste Mal mit euch. Ciao!
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