
Ich hatte den Wunsch, dass dieses Lied zu Beginn gesungen wird: Lied 250. Dazu möchte ich euch eine Geschichte erzählen, die 58 Jahre alt ist.
Im Jahr 1960 hatten wir hier eine kleine Jugendstunde, und ich gehörte dazu. Ich war gerade 18 Jahre alt. Wir hatten uns vorgenommen, eine Evangelisation zu machen – eine Jugendevangelisation. Das war damals völlig neu. Die älteren Brüder sagten, das geht gar nicht. Aber wie das damals so war: Jugendliche sind meistens etwas forsch, und das ist bis heute gut so. Wir haben es durchgesetzt.
Damals hatten wir von Jugend für Christus den Evangelisten Werner Böcklin eingeladen. Er war in jener Zeit bekannt, sozusagen ein Vorgänger von Billy Graham, zumindest hier in Deutschland.
Wir hatten viel Glauben. Wir mieteten den großen Saal im Haus der Jugend. Wir luden ein, druckten und vervielfältigten Einladungskarten. Wir luden immer wieder ein. In den Wochen davor waren wir jeden Tag in der Fußgängerzone, um Jugendliche einzuladen. Auch in unseren Klassen luden wir ein.
Wir übten Lieder, und für den ersten Abend sollte das Evangelisationslied dieses Lied sein: „O Gott, dir sei Ehre“. Damals stand es noch nicht in unseren Liederbüchern, es war neu. So gehen die Zeiten weiter. Wir übten und übten.
Ihr müsst euch vorstellen, das war ein kleiner Chor. Als ich euch eben singen hörte, dachte ich: So einen Chor hätte ich mir gewünscht. Aber ich muss sagen, wir waren nur zwei im Bass und zwei im Tenor. Wir sangen vierstimmig – das ist ja auch etwas Besonderes.
Ich weiß nicht, wer schon mal im großen Saal im Haus der Jugend gewesen ist. Vorne gibt es eine Bühne, richtig wie im Theater, mit großem Vorhang. Wir als kleiner Chor standen hinter diesem Vorhang und machten noch eine Generalprobe. Unser Chorleiter mühte sich ab, und wir schauten alle auf die Uhr.
Dann ging der Vorhang auf, und wir standen auf der Bühne. Im großen Saal saßen vorne in der zweiten Reihe Jugendliche. Könnt ihr euch vorstellen, was für ein erhebendes Moment das war? Wir waren völlig platt. Wir hatten gedacht, der Saal sei rammelvoll. Wir hatten eingeladen und eingeladen – aber es kamen nur sieben Leute.
Der Dirigent stellte sich vor uns und wollte anfangen. Er sah unsere entsetzten Gesichter, ließ die Hände wieder sinken. Dann kam der Evangelist Werner Böcklin, stellte sich vor unseren kleinen Chor und sagte: „Leute, singt zur Ehre Gottes, nicht nur für die sieben hier, zur Ehre Gottes!“
Ich muss sagen, von daher ist dieses Lied für mich etwas ganz Gravierendes. Übrigens: Wir haben, ich weiß nicht, ob wir wirklich zur Ehre Gottes gesungen haben. Aber Werner Böcklin predigte, als ob der Saal rappelvoll wäre.
Da dachte ich: Was heißt „zur Ehre Gottes“? Manchmal sieht das, was wir tun, völlig erbärmlich aus. Aber es darf zur Ehre Gottes sein. Darüber möchte ich euch heute ein bisschen etwas sagen.
Diejenigen, die öfter dabei sind, haben das also mitbekommen. Wenn die Verbindung nicht stimmt, kann sich jeder erinnern. Wir haben uns vier Vorträge angehört über diese lateinischen Ausdrücke, die fünf Sola der Reformation.
Nun kann der eine oder andere sagen, das Jahr der Reformation sei vorbei, aber die Reformation geht weiter. Die Grundlage der Reformation ist bis heute vorhanden. Ich bin dankbar, dass wir auf diesem Fundament der fünf Sola stehen dürfen – sowohl als Gemeinde als auch jeder Einzelne persönlich.
Auch wenn die zuständigen Herren der evangelischen Kirche zu diesen fünf Sola gesagt haben, dass sie als evangelische Kirche so nicht mehr hinter diesen fünf Sola stehen können, ist das ein Armutszeugnis.
Wir haben uns mit sola scriptura beschäftigt – allein durch die Schrift. Dabei haben wir uns daran erinnert, was es bedeutet, dass wir uns allein auf die Schrift, auf die Bibel, berufen.
Das zweite Thema war solus Christus – allein durch Jesus Christus. Er ist der Mittelpunkt der Schrift, der Mittelpunkt unseres Glaubens und der Mittelpunkt der Errettung. In der ersten Stunde hatten wir uns besonders damit beschäftigt, dass er es vollbracht hat.
Das dritte Thema war sola gratia – allein durch die Gnade. Jeder, der errettet ist, weiß, dass es nicht seine Anstrengung oder sein Verdienst ist, sondern allein die Gnade Gottes.
Das vierte Thema war sola fide – allein durch den Glauben. Es ist wichtig, dass jeder diesen Glauben persönlich vollzogen hat und weiß: Wer glaubt, wird gerettet. Wer an den Herrn Jesus glaubt, der für uns, für dich und für mich persönlich gestorben ist, wird gerettet.
Und heute wollen wir uns das fünfte von diesen fünf Sola ansehen: Soli Deo Gloria – allein zur Ehre Gottes.
Für Martin Luther, dessen Predigten und Anstöße viele Menschen in Deutschland zur Umkehr gebracht haben und sie neu über das Evangelium nachdenken ließen, stand dieser Grundsatz über seinem Leben. Er wollte alles zur Ehre Gottes tun.
Ich möchte mit einem kurzen Text aus der Offenbarung beginnen, an dem wir sehen können, dass die Ehre Gottes in alle Ewigkeit bestehen wird. In Offenbarung Kapitel 4 wird uns die erste Anbetung im Himmel geschildert.
Das Zentrale dort ist, warum Gott geehrt wird: Gott als Schöpfer und das Staunen über die Schöpfung. Es heißt in Vers 11: „Du bist würdig, unser Herr und Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“
Im nächsten Kapitel geht es um die Errettung. Am Ende des Kapitels steht es dann ähnlich in Vers 13: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm, den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Die vier lebendigen Wesen sprachen „Amen“, und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Was bedeutet es, einem Menschen Ehre zu erweisen?
In der Regel ist es so, dass bei einer Hochzeit, wenn das Brautpaar den Raum betritt, alle Anwesenden aufstehen. Ich frage mich zwar, warum genau, aber es ist eine Gewohnheit, die dazugehört. Man möchte dem Brautpaar dadurch seine Ehrerbietung zeigen. Wahrscheinlich würde man das auch bei anderen Menschen tun – nicht bei allen, aber wenn eine hochgestellte Persönlichkeit den Raum betritt, stehen die anderen auf. Das ist eine Höflichkeitsformel.
Stell dir vor, der Herr Jesus käme hier herein. Was würden wir tun? Ich glaube, wir würden nicht einfach nur aufstehen, sondern uns niederknien. In der Bibel gab es das früher immer wieder: Man beugte sich vor Gott. Selbst Menschen, die den Herrn Jesus während seiner Zeit als Messias erkannt hatten, warfen sich vor ihm nieder. Damit akzeptierten sie: Du bist über uns.
Wir wollen uns mit drei Fragen beschäftigen:
Einmal, was ist das Ziel Gottes für dein Leben?
Dann, wie können wir Gott mit ganzem Herzen ehren?
Und schließlich ein Beispiel dafür, wie wir Gott ehren können.
Ich möchte mit einer Aussage beginnen, die der Herr Jesus in Matthäus 22 macht. Dort spricht er mit einem Pharisäer, der ihn fragt, was das größte Gebot sei. Der Herr Jesus antwortet und zitiert dabei einen Satz aus 5. Mose 6, Vers 5:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Verstand!“
Obwohl in diesem Gebot nicht direkt das Wort „ehren“ verwendet wird, drückt es doch aus, wie wir Gott gegenübertreten sollen. Jesus sagt, das ist das wichtigste Gebot überhaupt. Wir sollen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und ganzem Verstand.
Dabei merken wir: Im Grunde schaffen wir das nicht. Wenn ich an den Alltag denke, frage ich mich oft, wodurch ehre ich Gott eigentlich? Die Frage wird schwierig, wenn Gott das in unser persönliches Leben hinein sagt.
Ihr kennt sicher das andere Gebot aus den Zehn Geboten: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Was heißt das konkret? Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der man die Eltern siezt. In manchen russlanddeutschen Gemeinden ist es heute noch üblich, die Eltern mit „Sie“ anzureden. Aber ich bin der Überzeugung, dass alle Gläubigen sich duzen können, denn wenn wir den Herrn Jesus duzen, dann können wir uns auch untereinander duzen.
Aber was bedeutet es innerlich, einen anderen zu ehren? Was heißt es, einen anderen Menschen zu ehren?
Das heißt: Ich muss ihn akzeptieren, ich muss ihn achten, ich muss ihn anerkennen. Das bedeutet natürlich auch, ich muss ihn kennen und ihm gehorchen. Dazu muss ich wissen, was er will. Ich muss ihn lieben.
Vielleicht sagst du: „Aber das fällt mir schwer, meine Eltern zu lieben.“ Und wenn du deinen Chef ehren sollst, wird es noch schwieriger, oder?
Doch Liebe ist nach der Bibel keine Gefühlssache, sondern eine Willensentscheidung. Das finden wir zum Beispiel immer wieder in den Psalmen: „Ich will dich lieben, meine Stärke.“
Wir sagen ja oft: „Mal sehen, wie mein Bauchgefühl ist.“ Oder: „Wie ist das, wenn du verliebt bist in jemanden?“ In der Regel ist das eine Gefühlssache.
Und was ist, wenn du gerade dabei bist – meine Frau und ich werden in diesem Jahr fünfzig Jahre verheiratet sein – da gibt es Zeiten, da ist deine Liebe nicht auf dem Höhepunkt, sondern eher auf Kühlschranktemperatur.
Wie bekomme ich diese Liebe wieder? Ich kann nicht einfach sagen: „Schatz, gib mir meine erste Liebe zurück!“ Dann wirst du wahrscheinlich antworten: „Geh mal für mich einkaufen“ oder „Bring mir ein paar Blumen mit.“
Aber wie bekomme ich die erste Liebe wirklich zurück?
Die Bibel sagt das in Offenbarung 2, im Sendschreiben an Ephesus:
„Ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlassen hast.“ Damit ist die Liebe zum Herrn Jesus gemeint.
Dort steht nicht: Bitte Gott darum, dir die erste Liebe wiederzugeben, sondern: „Tu Buße und tue die ersten Werke.“
Das heißt, wenn ich die erste Liebe wiederhaben will, dann ist das eine Willensentscheidung, die nicht vom anderen abhängt, sondern von mir.
So ist es auch, wenn wir einen Menschen ehren: Wir sollen ihn lieben und ihn groß machen, ihn verherrlichen, wie die Bibel es sagt.
Diese Dinge werden von uns nicht nur gegenüber Menschen erwartet, sondern auch gegenüber Gott.
Das ist das erste Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Verstand.
Wenn ich diesen Vers lese und sehe, wie der Herr Jesus das betont, dass das das Wichtigste in unserem Leben ist, dann muss ich sagen: Ich muss kapitulieren. Ich schaffe es nicht.
Und doch ist es immer wieder ein Versuch. Ich darf mit meinem Unvermögen zu ihm kommen, ihn um Vergebung bitten.
Vielleicht helfen solche Lieder wie „Oh Gott, dir sei Ehre“, damit wir uns immer wieder daran erinnern.
In etlichen Liedern aus unserem Liederbuch kommt dieses Thema vor. Ich habe drei Zitate mitgebracht, die das verdeutlichen.
Spötchen hat es ganz kurz gefasst: „Gottes Ehre unser Ziel.“ Luther hingegen hat etwas ausführlicher formuliert. Er sagte: „Befrage und erforsche dein eigenes Herz genau, dann wirst du wohlfinden, ob es allein an Gott hängt oder nicht.“
Der Bibellehrer Alfred Gips bringt es so auf den Punkt: „Anbetung ist die wichtigste und schönste Tätigkeit eines Gotteskindes hier auf Erden und im Himmel.“
Wir Menschen neigen eigentlich, und ich muss sagen, bei mir ist das häufig auch so, dazu, uns zu überlegen: Werde ich geehrt? Was muss ich tun, damit andere mich akzeptieren?
Psalm 115,1 sagt: „Nicht uns, nicht uns, Herr, sondern deinem Namen gib Ehre, denn du bist gnädig und treu.“
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Gerade eben in der Pause haben einige das Mikrofon hier bei mir gesehen und gesagt: „Ach, du predigst? Dann wünsche ich dir Gottes Segen.“ Ich muss sagen, das habe ich nötig. Manchmal denke ich, vielleicht sollten wir uns eher sagen: „Ich wünsche dir, dass die Predigt zur Ehre Gottes ist.“
Und wisst ihr, selbst wenn nur sieben da sind oder nur drei – das ist mir von dem Erlebnis damals im Haus der Jugend bis heute wichtig geblieben. Wenn ich irgendwo eingeladen werde, möchte ich predigen, egal ob es drei Zuhörer sind, nur einer oder tausend.
Es geht nicht in erster Linie um die Menschen, um die Zuhörer. Es geht immer in erster Linie um Gott, dass er geehrt wird.
Wir können uns vielleicht fragen: Wie könnten wir Gott von ganzem Herzen dienen und ehren? Ich habe einige Punkte zusammengetragen, die mir dabei wichtig geworden sind.
Einmal können wir Gott durch unseren Glauben ehren. Paulus schreibt im Römerbrief Kapitel 4 über Abraham. Dort heißt es, Abraham wurde im Glauben gestärkt, weil er Gott die Ehre gab. Wir könnten uns fragen: Abraham, wie hast du denn Gott geehrt? Was hat Abraham getan, damit Gott geehrt wird?
Wenn wir uns das Leben von Abraham anschauen, merken wir, dass es nicht immer einwandfrei war. In manchen Dingen gleichen wir ihm. Doch das, was im Neuen Testament an ihm hervorgehoben wird – sowohl im Römerbrief Kapitel 4 als auch im Hebräerbrief Kapitel 11 – ist, dass er geglaubt hat. Er hat geglaubt, obwohl alles dagegen sprach. Der Hebräerbrief macht das sehr deutlich: Obwohl Abraham und seine Frau alt waren, glaubte er trotzdem, dass Gott ihm einen Nachkommen schenken wird.
Die Frage ist: Wie steht es um unseren Glauben? Vertrauen wir Gott? Durch unseren Glauben ehren wir ihn.
Wir ehren Gott auch durch unser Tun. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief Kapitel 10, im Epheserbrief und im Kolosserbrief Kapitel 3, dass wir alles zur Ehre Gottes tun sollen. Was immer ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn. Das bedeutet, dass du nicht nur für deinen Chef in der Firma arbeitest, nicht nur zuhause für deinen Mann oder deine Kinder, nicht nur in der Schule für den Lehrer. Unsere Arbeit soll so sein, als ob Jesus unser Chef wäre.
Wenn ich mich als Christ bekenne, kann ich am Arbeitsplatz nicht schludern oder nachlässig sein. Ich muss mir immer bewusst machen: Stell dir vor, der Herr Jesus hätte dir den Auftrag gegeben. Wenn du zu Hause die Wohnung sauber machst oder das Essen kochst, dann tust du das nicht in erster Linie, weil dein Mann es verdient hat. Wenn es so ist, ist das vielleicht doppelt gut. Aber vor allem tust du es, weil Jesus da ist und du durch dein Arbeiten ihm dienst.
Durch mein alltägliches Arbeiten ehre ich Gott. So ist die christliche Arbeitsmoral im ehemals christlichen Abendland geprägt worden. Heute ist das leider nicht mehr so, denn viele Christen sagen: Ich arbeite nicht für meinen Chef, ich arbeite für den Herrn Jesus.
Wir können Gott auch durch unser Bekenntnis ehren. In Philipper 2,11 heißt es: Am Ende soll jede Zunge bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist – zur Ehre Gottes, des Vaters. Wenn ich in meinem Leben, durch mein Verhalten, mein Tun oder mein Reden bekenne, dass ich zu Jesus gehöre, dann ehrt das Gott.
Auch unser Verhalten ist wichtig. 1. Petrus 2,12 fordert uns auf, einen guten Wandel zu führen. Die Menschen in unserer Umgebung sollen durch unsere wortlose Predigt gewonnen werden. Es gab einmal eine Bewegung, die sagte: Predige nicht, sondern lebe. Damit meinten sie, du musst nicht unbedingt Evangelist sein oder deinen Mund aufmachen. Wenn du wirklich als Christ lebst, bekennst du das Evangelium.
Friedel Pfeifer, der damalige Leiter der Gefährdetenhilfe Scheideweg, hat es einmal so gesagt: Nimm einen Ungläubigen in deiner Familie auf, lebe dein Christsein vor, und innerhalb von sechs bis acht Wochen wird er gläubig – oder er geht weg. Da ist wirklich etwas dran. Lebe den Menschen in deiner Umgebung dein Christsein vor!
Wir ehren Gott auch durch unsere Anbetung. Anbetung ist nicht nur sonntags morgens in der ersten Stunde. Anbetung begleitet uns von Montagmorgen bis Sonntagabend.
Mich hat sehr bewegt, wie eine Frau, mit der Erika in Kontakt ist, erzählte: Sie war neulich im Krankenhaus, völlig frustriert und es ging ihr schlecht. Dann wurde eine Mitpatientin in ihr Zimmer geschoben. Sie konnte an dem Schild sehen, dass die Frau fünfzig Jahre alt war. Am nächsten Morgen, als sie wach wurde, setzte sich die alte Dame in ihrem Bett auf und sagte: Gelobt sei Jesus Christus! Das hat die Frau beschämt, weil diese 95-jährige Frau, die viel Schlimmeres erlebt hat als sie, den Morgen mit diesem Lob beginnt.
Ich weiß nicht, wie andere morgens wach werden. Viele brauchen erst die erste Tasse Kaffee. Aber ich glaube, wenn jemand den Tag so beginnt, ist das etwas Besonderes. Ich kenne einen Bruder, der als Erstes, sobald er seine Füße aus dem Bett setzt, sagt: Herr Jesus, ich danke dir, dass du mich erlöst hast.
Wir können Gott auch durch unsere Heiligung ehren, indem wir uns bemühen, so zu leben, wie er es möchte. „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Natürlich schaffen wir das nicht aus eigener Kraft, wir brauchen seine Hilfe.
Außerdem können wir Gott ehren, indem wir ihn immer mehr erkennen. Wir erkennen Gott mehr und mehr, indem wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen. Paulus sagt: „Die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden wir verwandelt.“ Das geschieht nicht dadurch, dass du dir Programme machst, was du alles in dieser Woche durchführen willst. Je mehr du dich mit ihm beschäftigst, desto mehr wird er dich verändern.
Das heißt, ich werde seine Heiligkeit erkennen, seine Barmherzigkeit, seine Vergebung und seine Vaterschaft.
Mich hat es bewegt: Vor vierzehn Tagen habe ich einen älteren Mann in der Forensik in Langenfeld besucht. Er ist durch Schriften von Heuckelbach zum Glauben gekommen und hatte darum gebeten, Kontakt zu jemandem zu bekommen, der mit ihm sprechen könnte. So riefen sie mich an, und ich habe ihn besucht.
Bis jetzt hat er mir nicht erzählt, warum er dort ist. Das möchte ich auch gar nicht wissen. Er sitzt seit einundzwanzig Jahren dort. Er liest seine Bibel, und als wir das letzte Mal zusammen waren, sagte er: „Ich habe eine Frage. Ich habe gelesen, wie Jesus gestorben ist. Das ist furchtbar, grausam und brutal. Warum hat Gott ihn allein gelassen? Gott hätte doch eingreifen und seinen Sohn retten können. Was muss das für ein Vater gewesen sein, dass sein Sohn so brutal stirbt? Warum hat Gott ihn nicht davor bewahrt?“
Ich fragte ihn: „Was wäre passiert, wenn Gott seinen Sohn bewahrt hätte?“ Er antwortete: „Dann könnte er mir nicht meine Sünden vergeben, aber er hätte keinen anderen Weg finden können.“
Dann habe ich mit ihm Johannes 3,16 aufgeschlagen: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Er schaute mich an und sagte: „Das ist Wahnsinn, Eberhard. Das heißt doch, dass Gott mich, einen Verbrecher, mehr liebt als seinen Sohn.“ Er war tief bewegt und sagte: „Das kann doch nur zur Folge haben, dass ich aus Dankbarkeit für ihn lebe.“
Natürlich fragt man sich, wie so etwas in einer Forensik passieren kann. Wie kann jemand in der Forensik oder im Gefängnis zur Ehre Gottes leben? Ich habe mich mit ihm darüber unterhalten, wie das in seinem täglichen Leben dort möglich ist, Gott durch sein Leben zu ehren.
Er kam selbst auf verschiedene Dinge: Gott zu ehren ist nicht abhängig von meiner Situation, sondern von meiner Beziehung zu Gott. Dadurch, dass wir Gott mehr und mehr erkennen, führt das dazu, dass wir ihm danken, ihn ehren, verherrlichen, lieben, anbeten und loben. Wir leben zu seiner Ehre und warten auf sein Kommen.
Ich glaube, das kann jeder Einzelne von uns tun – und das können wir auch gemeinsam tun.
Epheser 1 beginnt mit den Worten: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus gesegnet.
Er hat uns vor Grundlegung der Welt auserwählt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe. Außerdem hat er uns vorherbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst. Dies geschah nach dem Wohlgefallen seines Willens zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns im Geliebten begnadigt hat.
In ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt. Wir sind vorherbestimmt nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt. Das geschieht, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit sind, die wir zuvor schon auf Christus gehofft haben.
Ich habe so überlegt: Was wäre ein Beispiel? Ihr wisst, ich bin musikalisch ein Bachfan, und das Leben von Johann Sebastian Bach hat mich sehr berührt. Er ist überliefert, und auf den Notenblättern von Johann Sebastian Bach kann man das bis heute lesen.
Jede neue Komposition begann er, bevor er die erste Note schrieb, indem er oben drüber schrieb: „J.J. – Jesus Juve, Herr, hilf!“ So hat er jede Komposition angefangen. Über jeder Komposition steht also „J.J.“, Jesus, hilf! Und wenn er die Komposition fertig hatte, schrieb er unten drunter – und das kann man hier auf dem Notenblatt unten sehen – „Soli Deo Gloria“, allein zur Ehre Gottes.
Er hat also nicht für die Kirche oder für die Zuhörer komponiert, sondern für Gott. Interessanterweise hat er das auch über seine weltlichen Kantaten geschrieben und darunter notiert – also nicht nur für Fromme.
Johann Sebastian Bach wurde einmal vom damaligen König Friedrich dem Großen eingeladen. Im Kammerorchester Friedrichs des Großen war ein Sohn von Johann Sebastian Bach, Friedrich Emanuel Bach, angestellt. Dieser hatte wohl vor dem König von seinem Vater geschwärmt. Friedrich der Große lud Johann Sebastian Bach zu sich ein, bat ihn, etwas zu spielen, und machte ihm dann ein Angebot. Er sagte: „Herr Bach, ich stelle Sie auf Lebenszeit ein.“ Er nannte einen immensen Jahresgehaltsbetrag.
Johann Sebastian Bach verbeugte sich vor dem König und sagte: „Majestät, besten Dank, ich lehne das Angebot ab. Ich stehe in einem höheren Dienst.“ Ihm war bewusst, dass das, was er als Kantor in Leipzig tat, mehr wert war als Chefmusiker beim großen König. Er wusste: „Ich arbeite für Gott.“ Das ist für mich ein Symbol.
Jeder, der die Kompositionen von Bach kennt, weiß, dass das nicht einfach nur Musik ist, die man sich so anhört. Früher gab es die Kantaten auf Langspielplatten, und da lag immer ein Blatt bei, auf dem einzelne Passagen erklärt wurden. Manche Dinge hört man gar nicht bewusst, aber die Kompositionen von Bach haben eine Struktur, die man beim Hören nicht immer wahrnimmt. Er hat Dinge hineingelegt.
Häufig hat er bestimmte Taktfolgen so angelegt, dass man, wenn man die Buchstaben der Noten liest, Worte herausfindet, die zur Ehre Gottes sind. Die Anzahl der Takte bedeutete für ihn bestimmte Psalmen und Verse. Im Grunde machte er mit seinen Kantaten Predigten, die man nicht hörte, sondern nur in der Partitur entdecken konnte. Man merkt: Er hat tatsächlich „Soli Deo Gloria“ – zur Ehre Gottes – komponiert.
Ich bin kein Musiker, und du wahrscheinlich auch nicht in der Weise wie Bach. Aber wie kann das bei dir passieren? Wie kann dein Leben zur Ehre Gottes sein?
Mir ist wichtig geworden, einmal den Vers aus 1. Korinther 10,31 zu nennen: „Tut alles zur Ehre Gottes.“ Oder das, was ich schon erwähnt habe, Kolosser 3,12-17:
„Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut. Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat, wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr. Zu diesem allen aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Christi regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid, in einem Leib, und seid dankbar. Das Wort Christi wohne reichlich in euch in aller Weisheit. Lehrt und ermahnt euch gegenseitig mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern. Singt Gott in euren Herzen in Gnade. Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, tut alles im Namen des Herrn Jesus und sagt Gott dem Vater Dank durch ihn.“
Nehmen wir das vielleicht so in die nächste Woche, in die nächste Zeit mit: Gib Gott allein die Ehre in deinem Leben und in der Gemeinde. Denn der Sinn deines Lebens ist, zur Ehre Gottes zu leben. Amen.
Vielen Dank an Eberhard Platte, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Bücher und CDs können günstig erworben werden auf der Homepage von Eberhard Platte und in jeder Buchhandlung.