Einführung: Verantwortung und Berufung in der Gemeinde
Wir haben viel darüber gehört, was Gott für uns getan hat. Wir haben viel davon gesungen – am Kreuz, über den Gott, der uns sieht, und von ihm gehört.
Aber was ist eigentlich deine Verantwortung in der Gemeinde? Und welche Rolle spielen dabei die Ältesten und Pastoren?
Um diese Fragen geht es in unserem heutigen Predigttext aus Epheser 4. Ich möchte gleich vorneweg die Kernbotschaft sagen, damit ihr sie schon mal klar habt und wisst, wie ihr sie später nachlesen könnt. Sie steht nämlich im Gottesdienstblatt.
Bei meinen Gliederungspunkten ist es typischerweise so, dass ich versuche, sie in einem Satz zu formulieren und diesen dann in verschiedene Punkte aufteile. Wenn ihr also nur das Fettgedruckte lest, habt ihr die Kernbotschaft. Dort heißt es:
Der erhöhte Christus hat uns allen Gaben gegeben. Dabei dient die Gabe der Ämter zu unserer Zurüstung, sodass wir alle zur Erbauung der Gemeinde beitragen können – mit dem Ziel der Einheit in der Erkenntnis, eines reifen Glaubens, des Schutzes vor Verführern und der Christusähnlichkeit.
Das ist die Botschaft für heute. Wenn ihr euch nichts anderes merken wollt und denkt: „Ich bin sehr müde und schlafe jetzt bei der Predigt“, was ergeblich sehr gesund sein soll, dann nehmt ihr das zumindest mit und habt wenigstens das. Aber ich hoffe, ihr nehmt mehr mit.
Letzte Woche haben wir diese Predigtserie durch die zweite Hälfte des Epheserbriefs begonnen. Dabei gehen wir durch die Kapitel 4 bis 6. Im Herbst haben wir schon die Kapitel 1 bis 3 betrachtet.
Die Kapitel 1 bis 3 handeln davon, wie Gott uns in Jesus Christus mit sich selbst versöhnt und in seiner Gemeinde, seinem Leib, miteinander vereint hat. Ja, das ist die große Botschaft der ersten drei Kapitel des Epheserbriefs: Gott hat uns in seiner großen Gnade in Christus mit sich selbst versöhnt und uns miteinander vereint.
Die geistliche Einheit als Grundlage unseres Lebens
Jetzt folgt der Aufruf an uns, wie wir basierend auf dem, was Gott für uns getan hat, ganz konkret leben sollen. Es geht darum, wie wir unserer Berufung entsprechend leben können und sollen.
Matthias Mogler hat uns letzte Woche in diesem zweiten Abschnitt eingeführt, indem er auf die ersten sechs Verse von Kapitel 4 eingegangen ist. Dort hat er einen ersten ganz wichtigen Aspekt betont und herausgearbeitet: wir sollen würdig unserer Berufung leben, also angemessen leben. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass wir die geistliche Einheit der Gemeinde wahren.
Die geistliche Einheit der Gemeinde besteht einfach. Das ist nichts, was wir erst herstellen müssen, sondern Gott hat sie geschaffen. Er hat uns allen durch einen Geist in einem Leib zusammengefügt. Er hat uns eine Hoffnung gegeben, zu der wir berufen sind: die Ewigkeit, die Herrlichkeit bei ihm.
Gott hat uns unter einem Herrn versammelt. Er hat uns einen gemeinsamen Glauben gegeben und eine Taufe, die uns daran erinnert und darauf hinweist, was Christus für uns getan hat. Er ist der eine Herr über alles, durch alles und in allem. Das war die Kernbotschaft.
Wir sind also schon in dieser Einigkeit, dieser geistlichen Einheit, und diese sollen wir wahren. Dazu braucht es einfach die richtige Herzenshaltung. Matthias hat das wunderbar herausgearbeitet. Wer die Predigt letzte Woche nicht gehört hat, dem sei das wirklich ans Herz gelegt. Es war sehr, sehr hilfreich, wie er uns gezeigt hat, dass wir in Demut, Sanftmut und mit Geduld einander in Liebe ertragen sollen.
Die Gaben Christi als Grundlage für unseren Dienst
Heute, beginnend mit Vers sieben, kommen wir zu einem weiteren Aspekt dessen, was es bedeutet, entsprechend unserer Berufung zu leben. Dabei werden wir sehen, dass Gott uns durch Jesus Christus Gaben gegeben hat, damit wir uns füreinander einsetzen können und alle im Glauben an Christus weiterwachsen.
Wenn du für dich gleich zu Beginn klären möchtest, ob diese Predigt für dich relevant ist oder ob du bereits fertig bist – also fertig mit dem Tun dessen, was hier gefordert wird, nicht im anderen Sinne – dann stelle dir einfach diese Frage: Setzt du dich mit den dir von Gott gegebenen Gaben so ein, dass du selbst und deine Glaubensgeschwister dadurch Jesus Christus immer ähnlicher werden? Bringst du dich mit deinen Gaben, die Gott dir gegeben hat, in die Gemeinde so ein, dass du selbst und andere Christus immer ähnlicher werden?
Darum geht es, und wir wollen das in drei großen Abschnitten betrachten. In den Versen 8 bis 10 wollen wir zunächst sehen, wo diese Gaben herkommen. Wir erkennen, dass der erhöhte Christus, der in den Himmel aufgefahren ist, uns Gaben gegeben hat. Der Fokus liegt dabei auf dem Geber der Gaben.
Dann kommen die Verse 11 und 12a, also die erste Hälfte von Vers 12. Dort werden wir ganz konkret auf bestimmte Gaben schauen, nämlich auf die Gabe der Ältesten oder auch anderer Amtsträger, die Gott dazu gebrauchen möchte, den ganzen Leib, die ganze Gemeinde, auszurüsten. Wir wollen also darüber nachdenken, wozu eigentlich Pastoren und Älteste gut sind.
Schließlich kommen in den Versen 12b bis 16, dem längsten Abschnitt nicht nur des Textes, sondern auch der Predigt, die konkrete Frage, wozu er uns nun mit unseren Gaben ganz konkret gebrauchen will.
Die Herkunft der Gaben: Der erhöhte Christus schenkt Gaben
Also erst einmal die Verse sieben bis zehn. Hier lesen wir davon, dass der Herr jedem Christen Gaben geschenkt hat. Ich lese uns die Verse sieben bis zehn vor: Epheser 4,7-10:
"Einem jeden aber von uns ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe Christi. Darum heißt es: Er ist aufgefahren zur Höhe und hat Gefangene mit sich geführt und hat den Menschen Gaben gegeben. Dass er aber aufgefahren ist, was heißt das anderes, als dass er auch hinabgefahren ist in die Tiefen der Erde? Der hinabgefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, damit er alles erfülle."
Wenn wir hier gleich zu Beginn lesen, dass einem jeden von uns, von uns Christen, von denen in der Gemeinde, Gnade gegeben ist, dann geht es hier nicht um die Gnade, von der wir in den ersten Kapiteln gelesen haben. In gewisser Weise haben wir in den ersten Kapiteln und vor allem in der ersten Hälfte von Kapitel zwei gelesen, dass Gott uns alle begnadigt hat. "Aus Gnade seid ihr selig geworden." Also Gott hat uns begnadigt.
Das heißt, wir bekommen nicht die Strafe, die wir verdient hätten, sondern wir empfangen seine Vergebung. Das ist Gnade. Wir sind beschenkt mit Vergebung. Diese Gnade hat der erste Teil herausgearbeitet. Hier geht es jetzt darum, dass wir mit der Vergebung, mit der Begnadigung, auch noch Gnadengaben empfangen – Charismata. Und diese stehen jetzt im Zentrum des ganzen Predigtabschnitts heute.
Wir haben also alle mindestens eine Gabe empfangen. Hier wird jetzt nichts weiter gesagt über diese verschiedenen Gaben im ganzen Predigttext. Ich will deswegen auch gar nicht so viel dazu sagen. Das finden wir in anderen Texten, und die werden wir dann zu gegebener Zeit anschauen.
Aber klar ist, dass wir manchmal in dem Moment, wo wir von Gott begnadigt werden, ganz neue Gaben empfangen. Das heißt, Gott gibt uns Dinge, Fähigkeiten, die wir bisher überhaupt nicht hatten. Er verändert uns total. Das können praktische Dinge sein, wie die Gabe der Gastfreundschaft oder auch die Gabe der Lehre. Manche hatten das vorher nicht. In der Bekehrung wirkt Gott in ihnen etwas, sodass sie komplett verändert sind und jetzt Gaben empfangen, die sie zuvor nicht hatten.
Aber oft ist es auch so, dass Gott uns schon mit der Geburt quasi bestimmte Gaben gegeben hat, die er durch seinen Heiligen Geist nun heiligt und freisetzt, sodass sie zu Gnadengaben werden – Gaben, durch die andere auch Gnade empfangen.
Das heißt, du musst nicht denken, wenn du vorher schon ganz gut lehren konntest, dann kann Lehre in der Gemeinde nicht mehr deine Gabe als Christ sein. Nein. Ich würde behaupten, dass ich schon als Nicht-Christ – und ich war immerhin 26 Jahre lang Nicht-Christ – gut lehren und Leute motivieren konnte. Ich habe gerade diese Woche meinen 25. Geburtstag als Christ gefeiert. In diesen 26 Jahren davor konnte ich schon ganz gut lehren und motivieren. Das habe ich auf ganz andere Weise getan: Ich war Schülersprecher, Fußballtrainer, Mannschaftskapitän und immer irgendwie Leiter, der Leute mitgerissen hat und ihnen etwas beibringen konnte. Das lag mir immer schon.
Aber diese Gaben hat Gott durch den Heiligen Geist in meiner Bekehrung geheiligt, sodass ich jetzt nicht mehr Leuten zeige, wie man vielleicht ein bisschen besser kicken kann oder irgendwelche anderen Dinge macht, sondern hoffentlich Menschen aus dem Wort Gottes zurüste.
Also habe nicht den Eindruck, du müsstest jetzt etwas ganz Neues haben nach deiner Bekehrung, damit es wirklich eine Geistesgabe ist. Ich hoffe, das ist klar.
Wie gesagt, hier geht es nicht viel weiter darum, deswegen will ich nicht mehr dazu sagen.
Die Bedeutung von Psalm 68 für die Gaben
In Vers 11 werden wir noch kurz auf einige spezifische Gaben eingehen. Zunächst geht es jedoch darum, woher die Gaben kommen. Dazu zitiert Paulus in Vers 8 aus Psalm 68.
In diesem Psalm wird Gott als großer Krieger beschrieben, der einen erfolgreichen Krieg geführt hat. Nun kehrt er in seine Heimat zurück, nachdem er den Feind besiegt, gefangen genommen und Beute gemacht hat. Diese Beute teilt er nun unter seinem Volk auf. Dieses Bild wird hier verwendet und entspricht dem, was Psalm 68 beschreibt.
Paulus zeigt uns, dass dieser Psalm wirklich von Jesus Christus handelt. Er ist der große Kriegsherr, der die große Schlacht gewonnen hat und nun in seine Heimat zurückkehrt. Seine Heimat ist die Höhe, denn er ist zur Höhe aufgefahren. Er kehrt also zu seinem himmlischen Vater, zu Gott, zurück.
Dann lesen wir, dass er Gefangene mit sich geführt hat. Die Ausleger sind sich nicht ganz einig, um wen es sich dabei handelt. Einige meinen, es sei der Teufel, der nun gefangen und gebunden ist – in einem gewissen Rahmen. Seit Himmelfahrt und Pfingsten breitet sich das Evangelium nämlich nicht mehr nur in Israel aus, sondern bis zu den Enden der Erde.
Andere sehen in den Gefangenen Menschen, die Jesus für sich gewonnen hat. Es sind also Menschen, die jetzt gläubig sind. Beides sind letztlich Konsequenzen seines siegreichen Kampfes.
Es ist klar, dass Jesus durch seinen Sieg am Kreuz den Feind besiegt hat und dadurch Menschen für sich gewinnt. Für den Fortgang der Predigt ist es nicht entscheidend, diese Frage abschließend zu klären. Der Fokus in diesem Zitat aus Psalm 68 liegt auf dem ersten und letzten Teil: Er ist zur Höhe aufgefahren – also seine Himmelfahrt und Erhöhung – und vor allem auf dem zweiten Teil: Er hat den Menschen Gaben gegeben.
Das ist wirklich das Entscheidende. Nach seiner Himmelfahrt hat Jesus, zehn Tage später, vom Vater Gaben gesandt – den Geist Gottes. Durch ihn werden Menschen begabt. Die Bibel zeigt in aller Klarheit, dass seit diesem Tag Menschen durch den Geist erfüllt und befähigt sind, Dinge für Gott zu tun.
Paulus erinnert uns also daran, dass dies Christus getan hat – der erhöhte Christus – indem er aus Psalm 68 zitiert.
Die Erniedrigung und Erhöhung Christi als Grundlage der Gaben
In den Versen 9 und 10 lenkt Paulus unseren Blick noch stärker auf den Geber der Gaben. Er sagt: Der, der aufgefahren ist, ist zuvor erniedrigt worden. Damit erinnert er uns daran, dass Christus sich erst erniedrigt hat, bevor er uns Gaben gegeben hat und erhöht wurde.
Er ist zu uns Menschen gekommen, war uns gleich und hat sich noch weiter erniedrigt. Nicht nur hat er die himmlische Gegenwart und die Herrlichkeit beim Vater verlassen, um in diese sündige, gefallene Welt zu kommen – in aller Niedrigkeit, als Baby geboren und unter ärmlichen Umständen –, sondern er hat sich noch weiter erniedrigt bis hin zum Tod am Kreuz. So sehr hat er sich erniedrigt!
Paulus ist es wichtig, dass wir das im Blick haben, bevor wir weiter über Gaben nachdenken. Er betont noch einmal, dass der, der herabgekommen ist und sich erniedrigt hat, auch der Aufgefahrene ist. Er ist aufgefahren über alle Himmel, damit er alles erfülle.
Hier erhalten wir nicht nur einen Blick auf Jesus Christus, der sich für uns erniedrigt, gedemütigt, gelitten und gestorben ist, sondern auch auf den Herrn aller Herren und König aller Könige, der über alle Himmel aufgefahren ist. Das sollten wir bedenken: Diesen Geber der Gaben sollten wir klar im Blick haben, mit allem, was er für uns getan hat, wenn wir über die Gaben nachdenken.
Ohne Jesu Erniedrigung, sein Sterben für Sünder wie dich und mich, und ohne sein Überwinden des Todes und sein Auffahren in den Himmel hätten wir nicht nur keine Gaben, wir wären noch komplett verloren. So sagt uns Epheser 2,1 deutlich: Wir wären noch tot durch unsere Übertretungen und Sünden.
Ich hoffe, dir ist das klar: Du bist von Jesus Christus teuer erkauft und nun beschenkt mit Gaben. Das Wissen darum, was er für dich getan hat, sollte nun prägen, wie du mit dem umgehst, was er dir gegeben hat.
Die Ämter als konkrete Gaben des erhöhten Christus
Das bringt uns zu Vers 11. Hier sehen wir, dass Paulus in gewisser Weise etwas einschiebt. Er verweist darauf, dass es einige konkrete Gaben gibt, die mit bestimmten Ämtern zusammenhängen. Diese Ämter hat der erhöhte Christus eingesetzt.
Wir lesen von Aposteln, Propheten, Evangelisten und Hirtenlehrern. Auf den ersten Blick erscheint das ganz einfach, ist aber doch ein wenig kompliziert.
Die Apostel sind klar: Es sind die von Gott eingesetzten Männer, die als seine Botschafter das Evangelium verkündigt und niedergeschrieben haben. Die apostolische Lehre bildet das Fundament der Gemeinde, das Neue Testament.
Bei den Propheten ist es etwas schwieriger. Zunächst denken wir natürlich an die alttestamentlichen Propheten. Das erscheint auch sinnvoll, wenn wir zum Beispiel in Epheser 2,20 hören, dass Apostel und Propheten das Fundament der Gemeinde sind, mit Jesus Christus als Eckstein.
Aber in Epheser 3,5 erwähnt Paulus nochmals Apostel und Propheten und sagt, dass diese das ihnen vormals verborgene Geheimnis Christi durch den Geist offenbart bekommen haben. Das lässt vermuten, dass es sich hier um neutestamentliche Propheten handelt. Also um Menschen, die die apostolische Lehre weitergetragen haben, bis der Kanon des Neuen Testaments abgeschlossen war.
Ähnlich ist die Frage bei den Evangelisten. Viele sind schnell dabei und sagen: Apostel und Propheten, also alte Ämter, und dann Evangelisten und Hirtenlehrer, das sind wohl Evangelisten als Missionare. Das kann sein, ist aber nicht ganz klar.
Im Neuen Testament hören wir tatsächlich nie von einem weitergehenden Amt des Evangelisten. Wir lesen von der Gabe des Evangelisierens, die manche Menschen haben, und vom allgemeinen Auftrag, dass wir alle evangelisieren sollen. Aber als Evangelisten werden nur zwei Personen beschrieben: Philippus in der Apostelgeschichte und Timotheus, wie Paulus im 2. Timotheusbrief anspricht.
Deshalb gehen manche Ausleger davon aus, dass das Amt des Evangelisten, ähnlich wie das der Propheten, ein neutestamentliches Amt war, das es nur für eine gewisse Zeit gab. Neben den Aposteln gab es demnach solche, die die apostolische Lehre weitergetragen haben, und andere, die sie an Orte brachten, wo das Evangelium noch nicht bekannt war.
Wie dem auch sei, klar ist, dass das vierte Amt, das Paulus hier erwähnt – die Hirtenlehrer – heute noch existiert. Dieses Amt steht im Fortgang wirklich im Zentrum dessen, was weiterkommt.
Manchmal wird dieses Amt als Zweiämter beschrieben, aber schon die Grammatik legt nahe, dass es sich um ein Amt handelt: Einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangelisten und einige als Hirten und Lehrer.
Außerdem sehen wir immer dort, wo die Bibel beschreibt, was Hirten tun sollen, dass sie lehren sollen. Im 1. Petrusbrief 5,1-4 wird beschrieben, was Älteste tun sollen. Sie werden als Hirten beschrieben, die lehren. Ähnlich lesen wir in Apostelgeschichte 20 und in 1. Timotheus 3,2, wo bei den Anforderungen an Älteste, Bischöfe oder Pastoren steht, dass sie die Gabe der Lehre haben müssen.
Hirten müssen also lehren.
Kurz zusammengefasst: Wahrscheinlich sind die ersten drei Ämter wirklich das Fundament, auf dem die Gemeinde steht. Das Fundament bildet die Grundlage.
Beim Evangelisten können wir noch etwas überlegen. Vielleicht gibt es dieses Amt auch heute noch. Auf jeden Fall haben wir Missionare, und vielleicht sind damit Evangelisten gemeint.
Das vierte Amt ist eindeutig das, was es heute noch gibt: die Hirtenlehrer. Die Bibel greift das auf und beschreibt bei den beiden Ämtern, die in der Gemeinde fortbestehen, die Hirtenlehrer, auch Bischöfe, Älteste oder Pastoren genannt. Pastor ist einfach ein anderes Wort für Hirte.
Diakone werden hier nicht erwähnt. Sie sind wahrscheinlich in der nächsten Kategorie mit dabei oder ganz sicher in der nächsten Kategorie.
Das heißt, die Hirtenlehrer sind Menschen wie ich, wie unsere Ältesten, wie unsere Pastoren hier in der Gemeinde. Sie haben eine konkrete Funktion und ein konkretes Amt bekommen.
Im weiteren Verlauf lesen wir, was genau ihre Verantwortung ist.
Die Aufgabe der Ältesten und Pastoren: Zurüstung der Heiligen
Gott hat sie eingesetzt, Christus hat sie eingesetzt, damit – Vers 12 – die Heiligen zum Werk des Dienstes zugerüstet werden.
Wenn ich hier vorne als Pastor predige, als Hirtenlehrer, dann bin ich nicht einfach ein Solist, der ein Konzert gibt. Ihr seid nicht nur Zuschauer, die beurteilen, ob es ihnen gefällt. Es geht nicht darum, dass ihr anschließend sagt: „Heute hat er ganz gut gespielt“ oder „Die Predigt war gut“, oder auch: „Das hat mir heute nicht so gefallen, er war ein bisschen neben der Spur, er muss noch üben.“ Darum geht es nicht.
Vielleicht ist das bessere Bild, dass ich in gewisser Weise der Dirigent bin und ihr alle Teil eines großen Orchesters. Jeder hat von Gott ein Instrument bekommen und soll es einsetzen, damit das Ganze davon profitiert. Macht dieses Bild ein bisschen Sinn? Zuerst hatte ich eine Sportanalogie, aber dann dachte ich, ich probiere es mal mit Musik, auch wenn ich davon keine Ahnung habe. Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit sagen will.
Das heißt: Mein Job, der Job eines Predigers, ist nicht, eine gute Performance abzuliefern, damit das Publikum sich daran erfreut. Die Verantwortung desjenigen, der das Wort Gottes verkündet, als Hirtenlehrer, ist es, euch, die Glaubenden, die Heiligen, so zuzurüsten, dass ihr alle euch mit den euch von Gott gegebenen Gaben zum Wohle der Gemeinde einsetzen könnt.
Es gibt vielleicht eine Ausnahme, denn ich spreche hier von euch, den Gläubigen, den Heiligen. Wenn du heute hier bist und noch nicht wirklich sagen kannst: „Ich bin gläubig“, wenn du Zweifel hast, ob du wirklich gläubig bist oder ob du ein Heiliger bist, dann hast du vielleicht auch noch gar keine Gabe empfangen. Das heißt: Ich kann dich noch nicht so zurüsten, dass du jetzt deine Gabe einbringst. Versuch also nicht, ohne erst zum Glauben gekommen zu sein, schon zu dienen.
Das ist der Grund, warum wir in der Gemeinde eigentlich wollen, dass die, die dienen, wirklich eindeutig bekehrt und gläubig sind, am besten Teil der Gemeinde. Erst heilig sein und dann dienen – das ist das Bild, das wir hier sehen.
Meine Aufgabe dir gegenüber, wenn du noch nicht ganz klar entschieden bist, ist es, dir das Evangelium so zu verkündigen, dass du ein Heiliger wirst. Klar ist: Keiner von uns ist heilig im engeren Sinne. Wir sind alle noch Sünder, und das trifft auch auf dich zu, egal wer du bist.
Ja, du denkst, redest und tust nicht immer das, was Gott gefällt. Gott ist vollkommen gut, er ist heilig, er ist perfekt, und wir sind es eben nicht. Deshalb können wir vor diesem Gott, der uns geschaffen hat, um ihn zu reflektieren und abzubilden – denn wir sind in seinem Abbild geschaffen –, nicht bestehen. Wir machen das nicht gut, weil wir eben nicht so heilig sind, wie er heilig ist.
Oft wollen wir das auch nicht, und wir rebellieren gegen ihn. Das gefällt Gott nicht, und deswegen stehen wir alle unter Gottes gerechtem Gericht.
Aber Gott will uns nicht einfach richten. Gott ist ein Gott der Gnade. Deshalb hat er seinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt, damit Jesus Christus für uns das heilige Leben lebt, das wir nicht gelebt haben. Er starb den Tod, den wir verdient gehabt hätten, weil wir nicht heilig sind.
Was du zuallererst verstehen musst, ist genau das, was Jesus Christus getan hat, damit du heilig sein kannst. Nicht im Sinne davon, dass du nie wieder etwas Falsches tust oder sagst – das tun wir alle –, sondern im Sinne davon, dass du durch den Glauben zu Jesus Christus gehörst, er dein Herr ist. Wenn Gott dich anschaut, sieht er Jesus Christus, der für dich perfekt gelebt hat. Er sieht sein perfektes Leben auf dich gelegt und deine Schuld auf ihn gelegt, sodass du heilig vor Gott stehst – allein durch den Glauben.
Wenn du dazu noch Fragen hast, dann komm gerne auf mich zu. Lass uns reden. Das ist das Wichtigste, was du verstehen kannst. Das ist die grundlegende Gnade, die wir alle brauchen.
Wenn du das erkannt hast, dann kommst du weiter unter Gottes Wort – nicht, um dich immer wieder neu zu bekehren, sondern um zugerüstet zu werden. So kannst du mit deinen Gaben besser dienen.
Die Bedeutung der Predigt als Zurüstung
Lieber Christ, hörst du wirklich auf die Verkündigung der Hürdenlehre? Nicht darauf, ob meine Rhetorik gut war, ob ich meine Sätze richtig vollendet habe oder ob ich am Satzende laut genug war. Auch nicht, ob das heute irgendwie total ermutigend war.
Hörst du mit dem Verlangen: Rüste mich zu! Du bist hier nicht in einer Veranstaltung, bei der du später sagen kannst: Jetzt habe ich wieder ein gutes Gefühl. Du bist hier in einem Bootcamp, in einem Trainingslager, um zugerüstet zu werden. Das sagt uns Gottes Wort: zugerüstet werden zum Werk des Dienstes.
Das bringt uns zum dritten Punkt. Denn in Versen 12b bis 16 erklärt uns Paulus, mit welchem Ziel wir nun dienen sollen, also das Werk des Dienstes ausüben sollen.
Ziele des Dienstes: Einheit, Reife und Schutz
So heißt es in der zweiten Hälfte von Vers 12: Dadurch, also durch das Werk des Dienstes, soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen – zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi.
Damit wir nicht mehr unmündig sind und uns nicht von jedem Wind der Lehre bewegen und umhertreiben lassen, durch das trügerische Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.
Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und in allen Stücken zu dem hinwachsen, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus ist der ganze Leib zusammengefügt und ein Glied hängt am anderen durch alle Gelenke. Dadurch unterstützt jedes Glied das andere nach dem Maß seiner Kraft und bewirkt, dass der Leib wächst und sich selbst in der Liebe aufbaut.
Wir sehen hier gleich zu Beginn und ganz am Ende des Abschnitts eine sehr allgemeine Aufgabe, die den Text umrahmt: Nämlich, dass der Leib Christi erbaut wird, dass der Leib wächst und sich selbst in der Liebe aufbaut.
Zwischen diesen beiden allgemeinen Aussagen lesen wir dann vier konkrete Ziele, für die der Herr uns mit den uns gegebenen Gaben gebrauchen möchte. Auf diese möchte ich jetzt noch eingehen.
Ich möchte gleich vorneweg sagen – und das wiederhole ich noch einmal – der vierte Punkt, zu dem wir dann kommen, hat mich lange überlegen lassen, ob er nicht eigentlich ein eigener, einzelner Punkt der ganzen Predigt sein sollte.
Der vierte Punkt ist wirklich wichtig und gibt uns nochmals ganz bedeutende Hinweise. Dazu später mehr.
Ich habe die Ausführungen jetzt in vier Unterpunkte gegliedert, aber wie gesagt: Der vierte Unterpunkt könnte gut auch ein ganz eigener, vierter Punkt der Predigt sein.
Ziel 1: Einheit des Glaubens und Erkenntnis des Sohnes Gottes
Das erste Ziel der Erbauung und zugleich in gewisser Weise das Endziel, dem wir uns einsetzen sollen, ist die vollkommene Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle diesen Zielpunkt erreichen: die Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes.
Während die Einigkeit im Geist grundlegend gegeben ist – einfach da ist, weil Gott uns in seinen Leib hineingerufen hat –, ist die Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes nicht von vornherein gegeben.
Matthias Mogler hat letzte Woche sehr hilfreich zum Begriff „eine Taufe“ erklärt, dass wir Christen uns grundsätzlich einig sind, dass es eine Taufe gibt und dass diese Taufe etwas abbildet von Jesu Sterben und seiner Auferstehung, von der Notwendigkeit, reingewaschen zu werden, und von der Sünde.
Er hat aber auch deutlich gemacht, dass wir dabei noch sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, was genau die Taufe ist, wann genau getauft werden sollte und wie genau getauft werden sollte. Wir wissen also, dass es theologische Unterschiede gibt. Wir haben noch keine Einheit des Glaubens in diesem Sinne.
Aber es ist klar: Eines Tages, nämlich wenn wir beim Herrn ankommen, werden wir definitiv eine Einheit des Glaubens haben. Vor dem Thron Gottes werden wir keine Taufdiskussion mehr führen. Wir werden nicht mehr fragen: Wie ist das jetzt genau mit der Erwählung oder dem tausendjährigen Reich? Das wird alles keine Rolle mehr spielen, und wir werden es alle miteinander wissen.
In gewisser Weise haben wir letzte Woche schon gehört, was wir erst einmal tun sollen: Wir sollen in Demut, Sanftmut und mit Geduld diese Unterschiede in Liebe ertragen. Gleichzeitig sollen wir uns damit nicht zufrieden geben.
Es heißt nicht: Na ja, du denkst so, ich denke so, passt schon. Haben wir uns alle lieb, piep piep piep. Nein, hier heißt es, das Ziel ist, dass wir uns einbringen zum Werk des Dienstes mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat, um den Leib zu erbauen, bis wir zur Einheit des Glaubens gelangen.
Das ist die Zielrichtung. Wir sollen uns also nicht einfach zufrieden geben, sondern ganz praktisch darum bemühen, die apostolische Lehre immer besser zu verstehen, sodass wir mehr Einheit bekommen – wahre Einheit.
Meine Aufgabe ist es deswegen, die Gemeinde aus dem Wort Gottes zu lehren. Wenn ich anfange, persönliche Meinungen zu haben, dann soll man mich vom Hof schicken. Ich soll euch mit der apostolischen Lehre ausrüsten, damit ihr einander helfen könnt, weiter zu wachsen in der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes.
Das heißt aber nicht, dass alles, was ich sage, immer richtig ist und deswegen Gesetz. Ein Weg, wie ihr hier zugerüstet werdet, ist, dass ihr anfangt, vielleicht sogar kritischer zu hinterfragen, was ich sage.
Ich habe gerade diese Woche Berichte bekommen, dass in Hauskreisen intensiv darüber diskutiert wurde, ob das, was ich sage, jetzt eine neue und falsche Lehre ist. Wow, super, herzlichen Glückwunsch! Ganz ehrlich, ich finde das gut. Ich finde das richtig gut. Ganz im Ernst.
Denn das zeigt mir, dass ihr so zugerüstet seid, dass ihr die Bibel aufmacht und inzwischen so viel Klarheit darüber habt, dass die Bibel die Wahrheit ist. Ihr habt auch so viel grundsätzliches Bibelverständnis und ein solches Verlangen, Gottes Wort besser zu verstehen, dass ihr nicht nur zugerüstet worden seid, sondern auch anfangt, kritisch zu hinterfragen.
Und das ist genau das Ziel. Dann reden wir darüber, und hoffentlich werden wir weiter wachsen in der Erkenntnis. Das wird die Einheit stärken.
Ein kritisches Hinterfragen zerstört nicht die Einheit, solange wir das in Demut, Sanftmut und Liebe tun. Es ist gut und richtig.
So führen wir die Diskussion weiter – in den Hauskreisen, in der Bibelstunde. Wir haben gerade jetzt am Donnerstag eine Bibelstundenserie durch das Buch Richter begonnen. Herzliche Einladung! Auch das ist ein super Ort, um Fragen zu stellen.
Nicht nur bei der Predigt, wo man zuhören muss und vielleicht mitschreiben darf, sondern hier darf man Fragen stellen. Donnerstag, 19.00 Uhr – eine super Gelegenheit.
Hauskreise, aber auch Zweierschaften, Mentoring und Seelsorge sind weitere Orte, an denen wir einander Wahrheit zusprechen, um in der Erkenntnis des Sohnes Gottes zu wachsen.
Oder ganz einfach geistliche Gespräche, die wir führen können – mit den Kindern beim Mittagessen, mit unserem WG-Mitbewohner oder in welchen Situationen auch immer sich solche Möglichkeiten ergeben, vielleicht beim Kaffee nachher noch unten im Foyer.
Das erste große Ziel ist, dass wir so zugerüstet werden, dass wir einander erbauen und immer mehr zur Erkenntnis gelangen. Wir sollen in einer Einheit wachsen, die beruht auf der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes.
Ziel 2: Geistliche Reife und Wachstum zum vollendeten Mann
Das Zweite hängt wirklich ganz eng damit zusammen, nämlich dass das vielleicht davor liegende Ziel grundsätzlich ist, dass wir zu einem reifen Glauben gelangen. Das sehen wir im Fortgang von Vers 13 und dann zu Beginn von Vers 14. Ziel ist, dass wir zum vollendeten Mann gelangen, heißt es hier bei Luther. Man könnte auch sagen: zu einem reifen Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, damit wir nicht mehr unmündig sind.
Wir haben also den Kontrast: Wir sollen nicht mehr wie unmündige Kinder sein, sondern wie reife Männer oder gerne auch wie reife Frauen werden. Dazu braucht es Zurüstung, sicherlich mehr als nur die Predigt am Sonntag. Es braucht ein persönliches geistliches Leben. Außerdem braucht es, dass wir uns gegenseitig stärken und einander helfen, weiter zu wachsen.
Ich möchte das deutlich sagen: Das ist auch wiederum ein Zielpunkt – hinzuwachsen von Unmündigkeit zu Mündigkeit. Es ist völlig okay, wenn du erst einmal unmündig bist. Wir werden alle nicht nur biologisch, sondern auch geistlich als Babys geboren. So ist das. Babys sind nicht mündig. Dann wachsen wir ein bisschen und werden zu Kindern und Teenagern. Diese wachsen in ihrer Mündigkeit, sind aber noch nicht vollkommen mündig. Das Ziel ist, weiter zu wachsen. Und das ist der Auftrag hier.
Von daher ist es gar kein Problem, wenn du hier sitzt und sagst: Ich bin eher noch ein Kind im Glauben. Das ist vielleicht einfach zwangsläufig so. Tragisch wird es nur, wenn du schon jahrelang Christ bist und immer noch ein Babychrist bist. Oder wenn du irgendwann sagst: Ich bin jetzt genug gewachsen, das reicht, ich gehe jetzt geistlich in Rente oder habe die geistliche Pubertät hinter mir gelassen, ich bin jetzt groß genug. Siehst du, das ist tragisch, weil es noch so viel zu lernen gibt – hin zum vollen Maß der Fülle Christi.
Und die Fülle Christi ist herrlich, sie ist wunderbar. Wir wollen sie mehr erkennen. Darum sollen wir uns danach ausstrecken und uns darum bemühen. Von daher möchte ich ganz bewusst diejenigen unter uns herausfordern, die vielleicht etwas träge geworden sind. Das kommt im geistlichen Leben vor, das passiert uns allen immer mal wieder, dass unser Anliegen, geistig zu wachsen, vielleicht ein bisschen nachgelassen hat. Deshalb schreibt Paulus diesen Brief.
Solche Menschen gab es ja auch in Ephesus. Was tut er? Erst einmal erinnert er diese Geschwister an das, was Christus für sie getan hat. Und daran möchte ich dich noch einmal erinnern: Bedenke, dass Christus, bevor er dir Gaben gegeben hat, sich komplett für dich hingegeben hat. Er hat die Herrlichkeit beim Vater eingetauscht für ein Leben voller Leiden und Widerstand. Er hat sich ans Kreuz schlagen lassen und gelitten wie nie zuvor ein Mensch gelitten hat – nicht nur physisch, sondern indem er die Sünden der Welt trug.
Das hat er alles für dich getan. Und dann hat er dir Gaben gegeben – Gaben, weil er möchte, dass sein Leib auferbaut wird. Weil er möchte, dass wir einander jetzt helfen, weiter zu wachsen, hin zu seiner Herrlichkeit. Willst du deinem Retter und Herrn sagen: „Nee, passt schon, ich bin genug gewachsen, das reicht eigentlich jetzt“? Echt, das gefällt deinem Herrn nicht. Dafür hat er dich nicht begabt. „Na, die anderen sind mir zu blöd, die kriegen meine Gaben nicht.“
Echt, wenn der Herr so über uns gedacht hätte – und er hätte jedes Recht gehabt –, aber er hat sich gegeben. Für Sünder wie dich und mich. Er sagt: „Ich habe dir Gaben gegeben zur Erbauung meines Leibes.“ Und siehst du, wenn du dich da zurückziehst, wenn du lau wirst, dann verpasst du wirklich etwas. Du verpasst diese Fülle Christi, von der wir immer wieder hören, dass sie die Erfüllung ist.
Wir haben alle mögliche Sehnsüchte in unserem Leben. Aber jeder, der schon mal dem einen oder anderen nachgejagt ist, weiß: Das, was der Prediger sagt, ist ein Haschen nach Wind. Es bringt nichts. Denn die wirkliche Erfüllung – so sind wir gemacht – finden wir im Schauen auf Christus. Wenn wir ihn mehr und mehr erkennen, werden unsere Herzen erfüllt mit einer Freude, die nicht nachlässt, die ewig bleibt.
Deswegen lasst euch ermutigen: Strebt diesem Wachstum nach, dem vollendeten Mann, der geistlichen Reife. Ich möchte bewusst auch die Teenager hier unter uns ansprechen, die Jugendlichen. Schaut, es ist okay, dass ihr noch Jugendliche seid, das ist ganz normal. Super, dass ihr hier seid, super, dass ihr euch zurüsten lasst – das ist hervorragend.
Ich möchte euch ermutigen: Macht das weiter, bleibt dran, strebt danach, weiter zu wachsen. Sucht euch reifere Christen, die von Gott begabt sind und euch helfen können, weiter zu reifen und zu wachsen, sodass ihr mehr und mehr in der Mündigkeit, im reifen Glauben wachst. Eure Eltern sind sicherlich die wichtigsten Menschen dafür, aber ich sehe auch als Vater von zwei Teenagern, dass eine Zeit kommt, in der die Eltern vielleicht nicht mehr die entscheidendsten Menschen dafür sind.
Gerade deswegen bieten wir hier in der Gemeinde ganz viele verschiedene Kinder-, Teenager- und Jugendgruppen an. Dort sind von Gott begabte Mitarbeiter, die euch dabei helfen wollen, einen reiferen, erwachseneren Glauben zu bekommen. Die erste Frage, die ihr dann stellen solltet, ist nicht: „Ist das die coolste Gruppe, die ich finden kann? Ist der Funfaktor so hoch wie möglich?“ Ja, das sollten wir haben, wir sollten dabei Spaß haben. Kinder- und Jugendarbeit sollten immer auch einen Funfaktor haben, das gehört dazu. Und es ist gut, wenn die Leute auch noch cool sind.
Aber das Entscheidende ist etwas anderes: Das Entscheidende ist, dass da Leute sind, die sich in euch investieren wollen für etwas, das von ewigem Wert ist – viel besser als ein bisschen Spaß: ewige Freude und Herrlichkeit. Dafür müsst ihr aber auch etwas tun. Wenn die Pubertät einfach kommt, weil man mal ein bisschen blöd ist, und dann irgendwann vorbei ist und man ein bisschen reifer wird – so ist es im geistlichen Leben nicht. Wäre schön, oder? Oh, jetzt bin ich in der geistlichen Pubertät, kriege ein paar geistliche Pickel und dann bin ich groß.
Nein, du musst dich engagieren. Es braucht unsere Bereitschaft. Egal, wer du bist, egal wie alt du bist: Mach konkrete Pläne – das ist Anwendung für uns alle. Mach konkrete Pläne, wie du selbst im Glauben weiter wachsen willst, wie du reifen willst. Mach konkrete Pläne, was du tun willst, um im Glauben weiter zu wachsen.
Und zweitens: Mach konkrete Pläne, wie du dich in den Leib Christi einbringen willst, um anderen dabei zu helfen, weiter zu wachsen. Okay, kleine Hausaufgabe zum Mitnehmen: Das ist ja Zurüstung, kein Entertainment hier. Vielleicht schreibst du es mal auf: Was möchtest du tun, um weiter im Glauben zu reifen? Und was möchtest du tun, damit durch die Gaben, die Gott dir gegeben hat, andere im Glauben wachsen können?
Ziel 3: Schutz vor Verführung durch geistliche Mündigkeit
In Vers 14, dem dritten Punkt, erwähnt Paulus einen ganz wichtigen Grund, warum es keineswegs nur optional ist, geistlich mündig zu werden. Es ist vielmehr elementar wichtig, damit wir geschützt sind vor Verführung durch falsche Lehren.
So heißt es hier, damit wir nicht mehr unmündig sind und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen – durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.
Ihr Lieben, wir dürfen uns nichts vormachen. Wenn der Teufel hört, dass Christus uns Gaben gegeben hat, damit wir einander dabei helfen, mehr und mehr zu ihm hinzuwachsen, was denkt der Teufel? Ach, na gut, dann machen die das halt, dann gehe ich woanders hin. Der Teufel sagt Nein, das will ich nicht, das gefällt mir nicht. Ich hasse Jesus, ich hasse Gott und ich will diese Menschen für mich. Also wird er versuchen, Menschen von außen hineinzubringen und Menschen aus der Mitte hervorzubringen, die Falsches lehren und die Menschen verführen.
Wir haben Anfang September den Judasbrief betrachtet, einen ganzen Brief in der Bibel, der es darauf anlegt, zu sagen: Seid wachsam und kämpft für den ein für allemal überlieferten Glauben.
Wir wissen aus Apostelgeschichte 20, dass Paulus den Ältesten der Gemeinde in Ephesus sagt: Nachdem ich weggegangen bin, werden von außen falsche Lehrer kommen und in eurer Mitte falsche Lehrer aufstehen. Und er sagt das nicht, weil er eine prophetische Vorausschau hat, sondern weil er weiß, dass es immer so sein wird. Gemeinde ist umkämpft.
Satan hasst es, wenn Menschen entschieden für Christus leben und ihn bezeugen. Und, ihr Lieben, wir sehen genau das in unserem Land: Viele wollen uns verführen, und falsche Lehren schleichen sich ein in Landeskirchen und mehr und mehr auch in Freikirchen.
Da werden auf einmal die zentralen Grundlagen unseres Glaubens, die wir letzte Woche betrachtet haben, in Frage gestellt: der stellvertretende Sühnetod Jesu, die Jungfrauengeburt und die Historizität der Auferstehung Jesu. Alles soll nicht mehr gelten oder nicht mehr wichtig sein.
In diesen Tagen ist es besonders populär, Sünde umzudefinieren und zu sagen: Sünde ist nur noch da, wo einem anderen Menschen Schaden zugefügt wird. Das ist Sünde. Aber wenn zwei Menschen sich einig über irgendetwas sind, dann ist es völlig okay.
Deswegen kann man dann Sexualitäten und die biblische sexuelle Ethik in allen Belangen ganz neu schreiben – ja, vorherlich, außerehelich, zwischen den gleichen Geschlechtern und was noch sonst alles kommen wird.
Die Dimension Gott ist komplett aus dem Bild gerückt. Es soll keinen Gott mehr geben, der vielleicht etwas, was wir wollen, nicht will. Der neu definierte Gott dieser trügerischen Verführer ist ein Gott, der sagt: Was immer du willst, gefällt mir auch. Hauptsache, du bist happy.
Das schleicht sich ein, und wir brauchen Schutz vor dieser Verführung. Wir sollten einander helfen. Wir sollten nicht einfach nur sagen: Schade, dass der jetzt wieder weggegangen ist oder dass die jetzt so lebt oder so.
Wir sind dafür da, dass wir aufeinander Acht haben und einander beschützen. Das ist der Wille Gottes für uns.
Dazu braucht es Hirtenlehrer, die darauf bedacht sind, die Heiligen zuzurüsten, anstatt die Menschen nur zu unterhalten und ihnen zu sagen, wonach ihnen die Ohren jucken.
Wir brauchen Gläubige, die sich ernsthaft ineinander investieren, um einander dabei zu helfen, nicht mehr unmündig und verführbar zu sein. Vielleicht auch mal warnen vor Hirtenlehrern, die ihre Aufgabe nicht so tun, wie sie es tun sollten.
Ziel 4: Wahrhaftigkeit in Liebe als Grundlage des Gemeindedienstes
Damit kommen wir zum letzten Punkt. Wie gesagt, dieser Punkt könnte in gewisser Weise ein eigener Predigtpunkt sein. Denn hier sehen wir nicht nur ein Fazit und den Auftrag, Christus ähnlicher zu werden, also zu unserem Herrn hinzuwachsen, sondern wir erhalten auch einen konkreten Auftrag, wie wir nun dienen sollen.
Bisher hatten wir mehr die Ziele: Einheit im Glauben, Erkenntnis, geistliche Reife und nicht mehr verführbar zu sein. Hier hören wir nun, wie das konkret umgesetzt werden soll. In der Lutherübersetzung kommt das im Vers 15 nicht ganz so gut heraus, wenn es heißt: „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe.“ Andere Übersetzungen sind hier etwas hilfreicher, weil sie besser ausdrücken, was im Griechischen tatsächlich steht: dass wir die Wahrheit in Liebe reden oder sprechen sollen.
Darum geht es: Nach der Zurüstung durch die Hirtendienst-Lehrer sollen wir einander mit unseren Gaben dienen, indem wir einander ins Leben sprechen. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen, aber das Ziel ist klar: Wir sollen einander ins Leben sprechen.
Dabei sind zwei Dinge ganz wichtig. Erstens: Es geht nicht darum, einfach nur persönliche Meinungen auszutauschen. Vielmehr sollen wir durch die Zurüstung, durch die Hirtendienst-Lehrer, bestrebt sein, einander biblische Wahrheiten ins Leben zu sprechen. Wir wollen uns gegenseitig mit biblischen Wahrheiten stärken.
Zweitens: Wir wollen das nicht von oben herab tun oder mit dem Holzhammer, sondern in Liebe. Liebe kann auch bedeuten, dass wir einander ermahnen oder korrigieren. Das ist ebenfalls ein Ausdruck großer Liebe – den Mut zu haben, jemanden auch mal zu ermahnen oder zu korrigieren. Wichtig ist dabei die richtige Herzenshaltung, nämlich eine, die wirklich darauf ausgerichtet ist, dem anderen Gutes zu tun.
Das bedeutet nicht, zu sagen: „Du bist bescheuert und hast keine Ahnung.“ Sondern eher: „Könnte es sein, dass wir über diese Frage noch einmal ein bisschen weiter nachdenken? Darf ich noch einmal die Bibel mit dir aufschlagen und hineinschauen?“ Wir wollen einander helfen, Christus entgegenzuwachsen. Das ist die Zielrichtung, die hier im Text klar wird.
Wir wollen alle miteinander wachsen hin zu dem, der das Haupt ist, Christus. Und wir wollen das tun, indem wir, wie es hier heißt, einander unterstützen nach dem Maß der Kraft, die uns gegeben ist. Oder man könnte auch sagen: nach dem Maß der Gabe, die wir vom Herrn empfangen haben.
Wir haben Kraft empfangen, Kraft aus der Höhe – den Heiligen Geist – und Gaben von Gott, Geistesgaben, um einander zu unterstützen. Das Ziel ist, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.
Liebe Schwester, lieber Bruder in Christus, tust du das? Verstehst du dich als ein Glied am Leib Christi? Erkennst du an, dass der Herr dich dazu gerettet und begabt hat, so dass du nun deinen Platz in seinem Leib einnehmen kannst? Denn im Leib Christi gibt es keine Konsumenten, es gibt nur Glieder, die vom Herrn berufen und begabt sind, damit sie und alle anderen Glieder hinwachsen zur Fülle Christi, dem Herrn, der alles erfüllt.
Schlusswort: Herausforderung und Ermutigung zur Mitarbeit
Okay, ich gebe zu, das ist alles ganz schön herausfordernd, oder? Aber vielleicht brauchen wir gerade diese Herausforderung. Vielleicht brauchst du gerade diese Herausforderung, damit du wieder deinen Platz einnimmst und die Gemeinde bereicherst.
Mein Gebet ist, dass diese Predigt für dich eine Zurüstung ist – vielleicht indem sie dich ermahnt, herausfordert und ermutigt, das zu tun. Und jede andere Predigt, die in verschiedensten Bereichen weiter zeigt, wie du das konkret umsetzen kannst. Das wird manchmal Überwindung kosten. Aber ich kann dir versprechen, es ist absolut lohnenswert.
Und das möchte ich am Ende sagen: Ich bin so dankbar. Als ich diese Woche über diesem Predigttext saß und diese Zeilen geschrieben habe, war ich so dankbar. Ich war wirklich so froh, einfach in meinem Herzen zu wissen, dass Sonntag für Sonntag in drei Gottesdiensten so viele Menschen kommen, so viele Geschwister kommen, um zugerüstet zu werden. Zu sehen, wie viele mitschreiben oder intensiv zuhören, erfüllt mich mit Freude.
Noch froher bin ich darüber, dass ich dann unter der Woche sehe, wie so viele verschiedene Geschwister sich auf unterschiedliche Weise einbringen – zum Segen anderer, mit dem Anliegen zu wachsen.
Ich habe diese Woche, während ich die Predigt geschrieben habe, am Mittwoch erlebt: Semi hat die Seniorenstunde gehalten, und ich saß in meinem Büro und hörte, wie die Senioren gesungen haben. Mein Herz ging auf. Ich dachte: Hier werden sie zugerüstet, hier dienen sie einander und beten füreinander.
Dann am Donnerstag durfte ich in der Bibelstunde sein und erleben, wie die Geschwister wiederum einander Gottes Wort zugesungen haben. Wie sie mit dem Wort Gottes gerungen haben, auch schwierige Fragen gestellt und sich gegenseitig darüber ins Gespräch gebracht haben. Und nachdem die Bibelstunde schon lange vorbei war, haben sie noch weiter diskutiert, um in der Erkenntnis zu wachsen.
Ich durfte sehen, wie viele Geschwister in die Gemeinde kamen, zu Hauskreisen, jeden Tag in der Woche. Am Freitag habe ich die Predigt fertig geschrieben, und mein Herz ging auf, weil ich gehört habe, wie erst die Jungschar, dann der BU, der Teenkreis und schließlich die Jugend sich getroffen hatten.
Als ich am Freitagabend mit der Predigt in meiner Tasche aus der Tür ging, hatte ich den wunderbaren Gesang unserer Jugend gehört. Wow, das war herrlich! Ich gehe raus und sehe, wie sie in kleinen Gruppen sitzen und miteinander mit offener Bibel reden.
Ich denke, es geschieht ja schon überall. Ich brauche die Predigt gar nicht zu erhalten. Amen!
Gebet zum Abschluss
Möge es so sein. Ich bete für uns: Himmlischer Vater, wir danken dir. Wir danken dir für deine große Gnade, aus der heraus wir gerettet wurden. Es ist dein gnädiges Werk in unserem Leben.
Wir danken dir auch für die Gnadengaben, die du uns gegeben hast. Herr, vergib uns, dass wir manchmal unsere Gnadengaben nicht in deinen Leib einbringen, um einander zu erbauen. Vergib uns, dass wir manchmal träge werden und nicht das tun, wozu du uns berufen hast. Auch in unserem eigenen Leben streben wir nicht immer nach Wachstum.
Aber danke, dass du ein Gott der Gnade bist und dass wir bei dir jeden Tag neu anfangen dürfen. So bitte ich dich, dass du uns hilfst, weiter zu wachsen.
Hilf mir und den anderen, die in dieser Gemeinde Verantwortung tragen, als Hirten und Lehrer treu zu sein. Lass uns nicht uns selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern dich und dein heiliges Wort. Lass uns darauf bedacht sein, dass wir nur Werkzeuge in deiner Hand sind, um andere auszurüsten.
Ich bete für jeden von uns, dass du uns hilfst, treuer mit den Gaben zu sein, die du uns gegeben hast, damit wir selbst wachsen und anderen helfen, dir ähnlicher zu werden.
Möge all das geschehen zum Lobpreis deiner Herrlichkeit, zu deiner Ehre. Denn du bist es würdig, angebetet zu werden – du, der Herr, der über allen Himmeln thront und alles erfüllt. Amen.