Einführung und Rückblick auf die vorherige Episode
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 253: Johannes der Täufer im Gefängnis, Teil eins.
In der letzten Episode drehte sich alles um eine Auferweckung. Vor den Toren von Nain wurde ein junger Mann zum Leben erweckt.
Wir lesen dazu in Lukas 7,16-17: „Alle aber ergriffen Furcht, und sie verherrlichten Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden, und Gott hat sein Volk besucht.“
Diese Nachricht über Jesus verbreitete sich in ganz Judäa und in der ganzen Umgebung. Jesus wurde also langsam überall bekannt. Das Mindeste, was man über ihn dachte, war: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden.
Was hätte man auch sonst denken sollen von jemandem, der einen Toten zum Leben erweckt? Zuerst war Johannes der Täufer erschienen – ein gutes Zeichen. Und jetzt dieser Jesus aus Nazaret, der Kranke heilte und Tote auferweckte. Ja, Gott war am Wirken.
Erwartungen an den Messias und das Zweifeln Johannes des Täufers
Und doch war dieser Messias merkwürdig. Er heilt hier mal einen Knecht, dort wird ein toter junger Mann vor den Toren von Nein lebendig. Alles großartig, keine Frage. Aber sollte man von dem Messias nicht irgendwie mehr erwarten? Fehlt da nicht eine politische oder eine nationale Komponente?
Dieses Hier ein paar Kranke, dort ein Toter – das kann doch nicht alles sein. Und jemand, von dem wir das vielleicht nie erwartet hätten, kommt auch ins Fragen: Johannes der Täufer. Er saß inzwischen im Gefängnis und doch bekommt er mit, was draußen geschieht.
In Matthäus 11,2-3 heißt es: Als aber Johannes im Gefängnis die Werke des Christus hörte, sandte er durch seine Jünger und ließ ihm sagen: Bist du der Kommende oder sollen wir auf einen anderen warten?
Bist du der Kommende, bist du der Messias? Er merkt, was er hört, das überzeugt ihn nicht. Er hatte den Geist wie eine Taube auf Jesus herabkommen sehen. Johannes wusste, dass Jesus aus dem Himmel gekommen war, gekommen, um mit heiligem Geist zu taufen und Zeugnis von der Wahrheit abzulegen.
Aber jetzt, einige Monate später und im Gefängnis, kommt Johannes der Täufer ins Zweifeln. Bist du der Kommende oder sollen wir auf einen anderen warten? Das sollen seine Jünger Jesus fragen. Und sie sollen ihn fragen, nachdem sie davon gehört hatten, was Jesus tat.
Deshalb ist klar, dass er irgendwie nicht zufrieden, nicht überzeugt ist. Die Werke von Jesus waren nicht die, die er vom Messias erwartet hatte. Johannes hätte wohl wie viele andere kein Problem damit gehabt, in Jesus einen großen Propheten zu sehen. Aber wie kann er der Messias sein?
Jesu Antwort auf die Frage nach seiner Identität
Als die Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes, der Täufer, hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?
In jener Stunde heilte Jesus viele von Krankheiten, Plagen und bösen Geistern. Vielen Blinden schenkte er das Augenlicht.
Jesus antwortete ihnen: Geht hin und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird die gute Botschaft verkündet.
Eine interessante Antwort, nicht wahr? Jesus beantwortet die Frage nicht direkt, sondern verweist auf das, was er tut. Er sagt: Geht hin und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt.
Wenn wir davon ausgehen, dass Johannes bereits von solchen Wundern gehört hatte, bedeutet die Antwort Jesu so viel wie: Johannes, denke nach! Worauf weisen diese Wunder hin?
Bedeutung der Wunder Jesu im alttestamentlichen Kontext
Nochmal: Von welchen Wundern spricht er? Erstens: Blinde werden wieder sehend. Im ganzen Alten Testament gibt es keinen Blinden, der sein Augenlicht zurückerhält. Doch von Jesus lesen wir hier, dass er vielen Blinden das Augenlicht schenkte. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass es eine Art Markenzeichen für Jesus war, Blinde sehend zu machen.
Zweitens: Lahme gehen. Drittens: Aussätzige werden gereinigt. Viertens: Taube hören. Fünftens: Tote werden auferweckt. Sechstens: Den Armen wird die gute Botschaft verkündigt.
Warum sollen die Jünger des Johannes ihrem Rabbi davon erzählen, was Jesus tut? Die Antwort muss sich natürlich irgendwo im Alten Testament finden lassen. Dort, wo Propheten davon sprechen, wie es sich anfühlen wird, wenn Gott sein Volk besucht – wenn Gott als der einzige Retter, den es gibt, sein Volk rettet.
Jesaja Kapitel 35, Verse 4 bis 6 sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: „Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott! Rache kommt, die Vergeltung Gottes, er selbst kommt und wird euch retten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen. Denn in der Wüste bricht Wasser hervor und Bäche in der Steppe.“
Die innere Zerrissenheit Johannes des Täufers und heutige Parallelen
Aber wo liegt dann das Problem von Johannes? Ganz genau können wir das natürlich nicht sagen. Wenn wir uns jedoch anschauen, was er gepredigt hat, war seine Botschaft sehr schwarzweiß: Tut Buße oder kommt um! Entscheidet euch für die Taufe mit dem Heiligen Geist oder für die Taufe mit Feuer.
Man kann sich gut vorstellen, wie ihm, dem Reformator und Bußprediger, dieser Jesus etwas zu nett war. Zu wenig politisch, zu wenig deutlich. Ja, es gibt all die Menschen, die gesund werden, wieder laufen können oder sehen und hören. Aber war das schon alles?
Lasst uns an dieser Stelle nicht zu schnell denken, das wäre ein uns völlig fremder Gedanke. Weit gefehlt. Wenn ich darüber nachdenke, dass der Herr Jesus auf Golgatha sein Reich aufrichtet und jetzt als König der Könige herrscht, wenn ich darüber nachdenke, dass sich sein Reich in dieser Welt ausbreitet wie Sauerteig, der Mehl durchsäuert – Seele für Seele, Land für Land – wenn ich mir anschaue, wie christliche Ideen seit zweitausend Jahren die Welt durchdringen und sie sichtbar besser machen, wenn ich über diesen ganzen Komplex Herrschaft Gottes nachdenke, dann geht es mir oft wie Johannes dem Täufer.
Ich habe Probleme mit einem Messias, der sagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Ich mag ja glauben, dass er mit seinem Plan zu seinem Ziel kommt. Aber dann gibt es eben auch die Weltpolitik. Ich überfliege die Nachrichten, beschäftige mich mit der Realität und frage mich auch: Ist das schon alles?
Ich möchte nicht blasphemisch rüberkommen, wirklich nicht. Ich will nur zeigen, dass Johannes mit seiner Enttäuschung über das Vorgehen des Messias uns womöglich öfter aus dem Herzen spricht, als uns das lieb ist.
Warum tut Gott nicht mehr, um Kriege zu beenden, die Armut einzudämmen oder gottlose Ideologen und genozidgeile Diktatoren zu entfernen? Ich habe darauf keine wirklich gute Antwort, außer natürlich die Antwort des Glaubens. Aber dazu dann mehr in der nächsten Episode.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, in welchen Situationen du manchmal von Gottes Handeln enttäuscht bist und wie du damit umgehst.
Das war's für heute. Wenn du für verfolgte Christen beten möchtest, stellt dir Open Doors jeden Monat über die App oder den Gebetsbrief entsprechendes Material zur Verfügung. Aktuell geht es um Christinnen in der muslimischen Welt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
