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Der Weg aus der Krise

25.10.20142. Timotheus 3,10-17
 2. Timotheus 3,10-17

Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Geduld, meine Liebe und mein Ausharren. Ebenso hast du meine Verfolgungen und Leiden erlebt, die mir in Antiochien, Ikonium und Lystra widerfahren sind. Welche Verfolgungen ich ertragen habe, weißt du, und aus allen hat der Herr mich gerettet.

Aber die, die auch gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. Böse Menschen aber, Gaukler, Zauberer und Betrüger werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführend werden.

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist. Denn du weißt, von wem du gelernt hast. Schon von Kind auf kennst du die Heiligen Schriften, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung und zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei und zu jedem guten Werk völlig geschickt.

Einführung und Kontext des Textes

Ihr merkt schon, das ist ein ganz gewaltiger Text, den wir vor uns haben, und die Zeit reicht nicht aus, um auf alle Punkte ausführlich einzugehen. Das ist schade, aber wir werden versuchen, wenigstens einen Überblick zu geben.

Wir haben heute Vormittag einiges über die ersten neun Verse gehört, in denen wir eine ungeschminkte Beschreibung der letzten Tage damals, am Lebensende des Paulus, bekommen haben. Diese Beschreibung ist aber noch viel zutreffender für unsere gegenwärtige Situation in der Christenheit und leider auch in vielen Gemeinden, in denen wir leben.

Dieser geschilderte rasante Abfall vom biblischen Glauben darf niemals ein Grund sein, dass wir resignieren, uns irgendwie abschotten oder wie von Umständen gelähmt ganz passiv auf die Entrückung des Herrn warten. Das ist schon angedeutet worden. Unser Bruder Werner Mücher hat auch darauf hingewiesen, dass die Gefahr immer besteht, dass man sagt: Es ist alles am Ende, der Herr kommt bald, also Nachtmütze auf, gehen wir schlafen, bis der Herr kommt. Das darf niemals der Fall sein.

Hier möchte Paulus den Timotheus und uns vor diesem Sog der Schlammlawine und dem Sog der Trägheit und Resignation wie vor einem Ebola-Virus bewahren. Deswegen diese deutlichen Worte. Er weckt uns auf – mit einem Posaunenstoß, könnte man sagen, wie die silbernen Trompeten in 4. Mose 10, die geblasen oder in die gestoßen wurden.

„Du aber!“ – Zweimal in dem Abschnitt, den wir gelesen haben, wurde das gesagt. Das dritte Mal hat schon Matthias heute Morgen erwähnt. Dieses „Du aber“ soll uns aus jeder Art von Starre oder Rückzugsmentalität herausrufen.

Ich bete und hoffe, dass dem Herrn das an diesem Tag gelingt. Egal, wie unsere Umstände sind, egal, wie trübe die Zukunftsaussichten sind, egal, wie groß der Widerstand sein wird: Wenn wir als Einzelkämpfer zu den geistlichen Waffen greifen, gilt heute wie damals ein dreifaches „Du aber“, das uns ermutigt, kräftigt und uns auf unseren Auftrag ausrichtet.

Die Herausforderung der Entmutigung und das Vorbild Davids

Ich denke, uns allen ist klar, dass Entmutigung in unserer Zeit ein scheinbar unbesiegbarer, rasant um sich greifender Bazillus ist, der sich lähmend auf unsere Mitgeschwister auswirkt.

Vor zwei Tagen, in meiner stillen Zeit während der fortlaufenden Bibellese, habe ich Psalm 69 gelesen. Dabei habe ich mir neu diesen wunderschönen Vers unterstrichen: Psalm 69,7.

Lass nicht durch mich beschämt werden, die auf dich harren, Herr der Heerscharen – so würde Luther übersetzen.

Ist das nicht ein wunderschöner Vers? David betet hier: „Lass nicht durch mich beschämt werden, die auf dich harren, Herr der Heerscharen.“ Ich glaube, das ist auch die Erwartung vieler junger Geschwister hier unter uns – wenn noch einige da sind oder gekommen sind an diesem Nachmittag –, dass wir sie nicht beschämen durch unsere Zögerlichkeit, unsere Trägheit oder unsere Verzagtheit.

So wie David hier betet: „Lass durch mich nicht beschämt werden, die auf dich harren, Herr der Heerscharen.“ Gott wird hier beschrieben als der, dem alle Macht zur Verfügung steht. Diese Macht existiert heute genauso wie vor ein oder zweitausend Jahren.

Welcher Einfluss geht von mir und dir aus? Beschämen wir andere durch unsere Hingabe, oder beschämen wir sie dadurch, dass wir nicht das Vorbild sind, das junge Leute und junge Christen von uns erwarten?

Was geht von meinem Leben aus, von deinem Leben aus? Sind wir ein Ansporn, eine Erweckung, eine Ermutigung, oder wirken wir auf andere einschläfernd?

Das Bild der Helden Davids als Ermutigung

Wir haben im Alten Testament eine schöne Illustration, die auch für unsere Zeit Bedeutung hat. Ich denke dabei an die Helden Davids, ein sehr schönes Bibelstudium. Am Lebensende Davids erinnert er sich an die Männer, die in jungen Jahren zu ihm gestoßen sind, als er noch der Verworfene war.

Es ist ganz ergreifend, wie David vor seinem Tod ihnen praktisch ein Denkmal setzt. Er schildert ihre Taten, und dabei wird noch einmal deutlich, wie dankbar er dafür war, solche Männer um sich zu haben.

Einer dieser Männer wird namentlich genannt: Elias – ein wunderschöner Name, zu finden in 1. Chroniker 11,13. Auch in der Parallelstelle wird er erwähnt. Ich lese diesen kurzen Text vor:

Dieser Elias war mit David in Pasdamim, als die Philister dort versammelt waren zum Kampf. Dort gab es ein Feldstück mit Gerste, und das Volk Israel floh vor den Philistern. Elias und David stellten sich mitten auf das Feldstück, retteten es und schlugen die Philister. Der Herr schaffte eine große Rettung.

Ist das nicht eine wunderschöne Illustration, auch für unsere Zeit? Wir haben ebenfalls ein Feldstück, einen geistlichen Segen bekommen und etwas zu verteidigen. Doch wir sehen heute, wie all das von den Feinden Gottes angegriffen wird – damals waren es die Philister.

Damals standen nur zwei Männer dort: Eliaser, der mit David war – ein wunderschönes Bild für unseren Herrn Jesus. David symbolisiert in dieser Situation Jesus, und Eliaser vielleicht das Leben von dir und mir. Die beiden stellten sich mitten auf dieses Stück Gerste und kämpften gegen die Philister. Der Herr schenkte durch sie eine große Rettung.

Sie hätten sagen können: „Wir zu zweit gegen eine Übermacht – unmöglich.“ Doch sie vertrauten auf den Herrn, und er wirkte Rettung durch sie.

Der Herr ist derselbe, und wenn du alleine bist oder zu zweit mit dem Herrn, kann er auch heute in unseren Umständen mächtig wirken. Besonders dann, wenn es darum geht, unser Feldstück, das, was Gott uns anvertraut hat, zu verteidigen.

Dieses Bild finden wir auch, wenn wir an Paulus und Timotheus denken. Das ist eine große Ermutigung für uns alle, die wir uns manchmal als Einzelkämpfer fühlen, um die Wahrheit zum Segen des Volkes Gottes zu verteidigen und unser Leben dafür einzusetzen.

Das Vorbild Paulus: Lehre und Leben

Vers 10 und 11 zeigen uns das Vorbild des Paulus in Lehre und Leben. Zuerst zur Lehre: „Du hast genau erkannt meine Lehre.“ Die Schlachter-Übersetzung lautet: „Du bist genau geformt meiner Lehre.“ Das ist eine gute Übersetzung, denn hier wird deutlich, dass es nicht nur um ein theoretisches Wahrnehmen oder Wissen geht, sondern um ein Verinnerlichen, um ein Folgen und Ausleben erkannter Wahrheiten.

Es geht also nicht nur darum, die Lehre zu kennen. Das ist gerade in vielen konservativen Gemeinden, auch in den Brüdergemeinden, ein großes Problem. Man hat von klein auf bestimmte Lehren immer wieder gehört, aber sie nicht verinnerlicht und nicht gelebt. Wenn die Erkenntnis biblischer Wahrheiten keine Folgen für das praktische Leben hat, dann war das Wissen nur Information, die das Gewissen einschläfert. Das ist leider ein großes Problem unserer Zeit, auch bei vielen Bibelschülern und Bibellehrern, bei denen viel Wissen vermittelt wird, das aber das Leben nicht wirklich beeinflusst. Dann war es umsonst.

Timotheus hatte auf jeden Fall nicht nur gehört und verstanden, was Gott dem Apostel Paulus offenbart und anvertraut hat, sondern sein Leben wurde dadurch verändert. Möge auch von diesem Tag hier ausgehen, dass wir nicht nur mit ein paar Informationen nach Hause fahren, sondern dass unsere Herzen und Gewissen angesprochen werden, bestimmte Dinge zu lassen oder bestimmte Schritte zu gehen.

Ich erinnere an das schöne Lied, das wir gesungen haben, über den einen Weg, den es gibt, den Weg des Wortes Gottes.

Dann kommt der zweite Punkt: Paulus erinnert Timotheus daran, dass er auch genau erkannt hat sein Betragen, seinen Vorsatz, also sein Auftreten und sein ganzes Leben – seine Lebensführung. Das finde ich sehr schön. Besonders für die jungen Christen unter uns ist es wichtig, dass sie bei uns Älteren ein Vorbild sehen, das sie ermutigt, die Lehren ernst zu nehmen und sich davon beeinflussen und verändern zu lassen. Das ist eine große Hilfe, biblische Lehre zu schätzen und zu praktizieren.

Ich glaube, hier liegt eine große Not in unseren konservativen Versammlungen, weil wir durch unser praktisches Leben die Lehre Gottes und des Neuen Testaments gar nicht attraktiv oder lebenswert machen.

Charles Spurgeon, den ich sehr schätze und liebe, hat in dem Buch „Ratschläge an Prediger“ – das auf seinen Vorträgen für sein Predigerseminar basiert – eine treffende Geschichte erzählt: Ein Prediger, über den sein Publikum sagte: „Wenn dieser Prediger auf der Kanzel ist, sollte man ihn nicht mehr herunterlassen. Und wenn er unten ist, dann sollte man ihn nicht wieder hinauflassen.“ Versteht ihr den Gedanken? Wenn er predigt, dann predigt er so gewaltig und schön, dass man stundenlang zuhören möchte. Aber wenn man sein Leben anschaut, müsste man sagen, der darf nie wieder auf die Kanzel.

Ich finde das sehr treffend und hoffe, dass das nicht auf mein Leben zutrifft. Aber vielleicht ist das eine Gefahr für uns alle: schöne Reden halten, doch das Leben passt nicht dazu. Vielleicht denkt der eine oder andere hier in diesem Moment so.

Es ist wichtig, dass unsere Lehre und unser Leben übereinstimmen.

Spurgeon fügt hinzu: „Wir wollen nicht Diener Gottes vor dem Altar und Söhne Belials außerhalb der Stiftshütte sein.“ Eine Anspielung auf welche Bibelstelle? Die Söhne Elis vor der Stiftshütte, die bei den Frauen lagen. Sie waren Priester am Altar, aber lagen offiziell mit Frauen zusammen und stahlen dem Volk Gottes die Opfergaben. Das ist eine treffende Illustration für das Bild unserer Christenheit und mancher Führer unserer Tage – diese beiden Punkte, die wie Zwillinge sind.

Wie schön, wenn wir dann Vorbilder haben! Ich denke an George Whitefield, dessen Biografie ich alle Jahre wieder von Benedict Peters lese. Das ist so ermutigend, gerade wenn man in der Gegenwart so wenig Vorbilder hat. Whitefield wurde nach Paulus der größte Evangelist. Im 18. Jahrhundert konnte er manchmal 60 bis 70 Menschen gleichzeitig ansprechen, war unglaublich begabt, aber auch sehr demütig. Er ging schon mit 56 Jahren heim. Er war einer der Erweckungsprediger neben John und Charles Wesley.

Kurz vor seinem Tod nahm er einen jungen Mann aus tiefster Sünde auf, der zum Glauben kam. Whitefield wohnte zwei Jahre mit ihm zusammen. Das wäre auch ein schöner Vorschlag für die älteren Brüder unter uns, so etwas zu praktizieren.

Nach Whitefields Tod schrieb dieser Cornelius Winter, den er aufgenommen hatte, ein bewegendes Zeugnis über seine Erfahrungen mit Whitefield. Er lebte zwei Jahre mit ihm in einem Zimmer, stand jeden Morgen um vier Uhr auf und ging abends pünktlich um zehn Uhr ins Bett. Er assistierte ihm im Arbeitszimmer, aß mit ihm und schlief im gleichen Zimmer. Das ist praktische Jüngerschaft.

Winter schreibt: „Ich kenne ihn aus solcher Nähe, dass ich ihn von jeder Anklage freisprechen muss, es sei je etwas unecht oder gekünstelt gewesen.“ Er hat Whitefields Predigten gehört, seine stille Zeit miterlebt, wie er mit Menschen und mit seinem Herrn umging. Er konnte als Augenzeuge bezeugen, dass nichts gekünstelt oder unecht war.

Wie schön, wenn so ein junger Mann, der kritisch zugesehen hat, so etwas über seinen geistlichen Vater sagen kann.

Paulus konnte in 1. Korinther 11,1 den Korinthern schreiben: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch Christus.“ Wenn wir uns an dem Herrn orientieren und unser Leben wenigstens ansatzweise etwas von ihm widerspiegelt, dann können wir auch sagen: „Seid meine Nachahmer.“ Paulus konnte das, und das ist wunderschön.

Deshalb forderte er Timotheus in 1. Timotheus 4,16 auf: „Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre.“ Paulus war das große Vorbild.

Noch einmal die Ermutigung für die jüngere Generation: Lest Biografien! Sie erweitern unseren Horizont, machen Mut und helfen uns, aus Fehlern anderer zu lernen. Gerade in unserer Zeit können wir uns so neu ausrichten und Maßstäbe für unser Leben erkennen.

Paulus schreibt in Titus 2,10 speziell an die Angestellten, die Titus ermahnen soll: „Sie sollen die Lehre unseres Heilandes und Gottes zieren.“ Im Griechischen steht hier das Wort „kosmeo“, von dem man „Kosmetik“ ableitet. Darüber freue ich mich jedes Mal, wenn ich diesen Vers lese. Unser praktisches Leben soll eine Zierde des Evangeliums oder der Lehre der Heiligen Schrift sein.

Ich brauche hier niemandem zu erklären, was Kosmetik ist. Sie wird bei festlichen Anlässen verwendet, um etwas zu verschönern – ein bisschen Schokolade auf den Kuchen, ein paar Blumen. Manche Schwestern setzen ihrer äußeren Schönheit noch Parfüm oder Schminke hinzu, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Hier wird das Wort gebraucht, um die Lehre Christi zu zieren. Ist das nicht ein schöner Auftrag für uns, im Alltag eine Zierde der Lehre Gottes und des Neuen Testaments zu sein? Sie attraktiv und anziehend zu machen, so dass man sie wirklich haben möchte.

Unser Versagen wird dabei sehr deutlich. Aber das möchte ich, dass unsere ungläubige Welt und auch die junge Generation an uns sieht: dass wir das, was uns wichtig ist, das wir heute hier in den Vorträgen betonen, so ausleben, dass es anziehend wird – gerade für die, die noch davor oder danebenstehen.

In diesem Kapitel erinnert Paulus sein geistliches Kind an besondere Aspekte seines praktischen Lebens. Wir können hier nicht viel sagen, es geht um den Vorsatz, die Motivation, den Glauben, die Geduld, die Liebe, das Ausharren der Folgen und Leiden, die Paulus vorgelebt hat.

„Denke daran!“ Er erinnert seinen jungen Mitarbeiter an all das, was sie auf den gemeinsamen Reisen erlebt haben, und an die geistlichen Qualitäten im Alltag des Paulus: seine Motivation, Hingabe, Ausdauer, aber auch die Leiden.

Denke an die Verfolgungen: In Ikonion (Apostelgeschichte 14,5) gab es einen ungestümen Angriff. Man wollte sie steinigen, und sie flohen. In Antiochien wurden sie verfolgt und vertrieben. In Lystra, wo Timotheus aufwuchs und wahrscheinlich die Gemeinde mitbekam, wie Paulus gesteinigt wurde, hinausgeschleift und für tot gehalten (Apostelgeschichte 14,29). Timotheus hatte das alles entweder miterlebt oder davon gehört.

Doch der Herr rettete Paulus und erhielt ihn am Leben (Vers 11).

Dann folgt eine bedenkenswerte und beschämende Erfahrungsverheißung in Vers 12: „Alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“ Wie schön, dass wir am Anfang dieser Stunde für Geschwister gebetet haben, die in solchen Verfolgungssituationen leben. Das hat uns der Herr verheißen.

Hier sagt Paulus: Alle, die gottselig, gottesfürchtig oder fromm leben wollen, die den Wunsch haben, Gott zu gefallen, werden verfolgt werden.

Jesus hat es uns in Johannes 15,20 verheißen: „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“

Das sind Dinge, an die wir uns erinnern müssen, weil wir heute in einer Christenheit leben, die genau das Gegenteil sagt. Bücher mit Titeln wie „Die Welt umarmen“ erscheinen. „Macht euch mit der Welt eins, geht in Politik, Kultur und so weiter, durchdringt sie mit Transformation, Kontextualisierung und dergleichen mehr.“ Aber Jesus hat uns etwas anderes gesagt: Die Welt soll durch das Kreuz für uns gekreuzigt sein, und wir sollen dieser Welt auch nicht zu sehr anhängen.

Natürlich sollen wir das Evangelium in alle Welt tragen, aber wir sollten nicht darauf warten, umarmt zu werden. Ganz im Gegenteil, das wird hier sehr deutlich gesagt.

Noch ein schönes Zitat von Spurgeon, und ich hoffe, diese Zitate machen Lust, seine Predigten und Bücher zu lesen:

„Den Weg zum Himmel werden wir mühsam auf dem Zahnfleisch kriechend erreichen. Wir werden nicht mit vom Wind geblähten Segeln in den Himmel gleiten, wie Seevögel mit schönen weißen Schwingen, sondern unsere Fahrt geht oftmals mit zerfetzten Segeln, knarrendem Mast, und Tag und Nacht arbeiten Schiffspumpen voran. Wir werden die Stadt bei Torschluss nicht eine einzige Stunde früher erreichen.“

Mit dieser Bildersprache macht er uns deutlich, was uns erwartet, wenn wir wirklich gottselig leben wollen. Es geht nicht ohne Widerstände, auch wenn die Häute hier in Deutschland noch anders aussehen als in Nordkorea oder Syrien.

In allen Evangelien hat Jesus wiederholt deutlich gesagt, dass Nachfolge immer mit Verfolgung verbunden ist. Aber auch mit Glückseligkeit, denken wir an die Seligpreisungen: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen um meines Namens willen. Freut euch und jubelt!“ Das hat Jesus den Jüngern immer wieder gesagt.

Als die Apostel in Apostelgeschichte 5,40 im Synedrium geschlagen wurden und ihnen verboten wurde, im Namen Jesu zu reden, lesen wir: „Dann verließen sie das Synedrium, sich freuend, dass sie gewürdigt waren, für den Namen Schmach zu tragen.“ Das lesen wir gerne, aber wenn wir daran denken, was Kinder und viele heute in Syrien, Nordkorea erleben, dann können wir uns nur schämen.

Damals empfanden sie es als Würde, für den Namen Schmach zu tragen oder zu leiden.

Wir dürfen daraus schließen: Wenn wir hier sitzen und keinen Widerstand oder keinen Hass von der gottlosen Welt oder der untreuen Christenheit erfahren, dann stimmt etwas nicht mit uns.

Das heißt nicht, dass wir das provozieren müssen. Es heißt auch nicht, dass wir alles Mögliche unternehmen müssen, nur um mal ins Gefängnis zu kommen. Diese Mentalität habe ich bei manchen Geschwistern auch kennengelernt. Da brauche ich keine Geschichten zu erzählen, wie sie durch ihr Verhalten so provozieren, aber negativ provozieren, dass man sie verhaftet oder anklagt und sie sich dann als Märtyrer sehen.

Nein, das sollte nicht sein. Wir sollten um unseres Zeugnisses willen, um unserer Liebe zum Herrn geschmäht werden. Dann dürfen wir uns freuen, wenn wir dafür leiden dürfen.

Das Evangelium, wenn wir es treu predigen und leben, ist und bleibt eine Provokation, ein Ärgernis. Das hat Paulus im Römer- und Korintherbrief sehr deutlich gesagt: Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit.

Das kann man heute noch beobachten, etwa in China, auch wenn der Druck dort nachgelassen hat seit Mao Zedong. Ich denke an den Pastor Heinrich Kemner, den ich euch zur Ermutigung kurz vorstellen möchte.

Er war ein treuer Pastor in der Nazizeit, geprägt von Johannes Busch, dem Bruder von Wilhelm Busch, der sein Mentor war. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mit dem Heimgang solcher Männer etwas verschwunden ist, was man kaum wiedererkennt: Treue zum Herrn und Mut, ihn zu bekennen.

Kemner war schon in der Hitlerzeit Pastor und stand im Visier der Nazis und der SS. Er führte klare Worte, provozierte manchmal, und bekam Einladungen von der Kreisleitung.

Eine Szene: Er wurde von SS-Kreisleitern eingeladen. Beim Eintritt grüßte er mit „Heil Hitler“. Die höhnische Antwort: „Sie sagen Heil Hitler?“ Er antwortete: „Aus Überzeugung, Herr Kreisleiter, aber hören Sie die Erklärung: Die Größe Hitlers ist für mich kein Gruß wie bei Schiller vor dem Telsud, sondern Gebet. Es gibt keinen anderen Namen, der Menschen selig macht als Jesus Christus. Wenn ich ‚Heil Hitler‘ sage, bete ich, Herr, schenke Hitler die Erleuchtung, dass er das Heil in dir als einzige Hilfe im Leben und Sterben annimmt.“

Der Kreisleiter lächelte höhnisch und fragte: „Warum haben Sie Ihren aufsässigen Kirchenvorstand nicht mitgebracht?“ Kemner antwortete: „In die Höhle des Löwen geht man am besten allein.“

Der Kreisleiter drohte: „Wissen Sie nicht, dass ich Sie dahin bringen kann, wo Ihre Freiheit endet?“ Kemner erwiderte: „Ein Größerer als Sie steht über mir, und er gibt die Macht.“ Noch hatten sie Macht, aber wie lange, wusste niemand.

Nach diesem Verhör wusste Kemner, dass er mit allem rechnen musste.

Ein paar Tage später, nach einer Beerdigung, wurde er auf dem Fahrrad von Leuten überfallen, geschlagen, in den Wald geführt, verhöhnt. Man wollte sehen, ob er seines Glaubens gewiss sei. Im Schein der Taschenlampe und vor der entsicherten Pistole musste er niederknien. Als die Pistole an seiner linken Schläfe war, schlug er sie zur Seite, warf sich in die Hand und den Kopf vor. Die Kugel ging knapp vorbei.

Es kam zu einem bitteren Kampf, bei dem ihm zuletzt die Schädeldecke mit dem Revolverschaft eingeschlagen wurde. Durch ein Wunder gelang es ihm, den Angreifer durch Bauchschläge zu überwältigen. Blutüberströmt erreichte er das Pfarrhaus. So ging es weiter.

Das ist ein schönes Beispiel für freudiges, mutiges Bekenntnis zum Herrn. Ich wünsche mir, dass wir so etwas nicht nur in Büchern aus vergangenen Jahrzehnten lesen, sondern auch heute leben.

Kemner prägte den Satz: „Wir brauchen keine unnatürliche Heiligkeit, sondern eine heilige Natürlichkeit.“ Das ist ein schöner Satz. Unnatürliche Heiligkeit haben wir in unseren Versammlungen zuhauf, aber heilige Natürlichkeit fehlt uns sehr. Sie ist glaubwürdig.

Heute Nachmittag haben wir vor Beginn der Stunde für Nordkorea gebetet. Auch dort möchte ich ein Beispiel nennen.

In einem Buch von Soon Ok-li, einer Koreanerin, „Lass mich eure Stimme sein – sechs Jahre in Nordkoreas Arbeitslager“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. Sie kam als Ungläubige in das Lager. Ein neidischer Kollege verleumdete sie. Später kam sie zum Glauben.

Was sie besonders bewegte, waren die gläubigen Frauen im Gefängnis. Sie wurden besonders hart behandelt, um sie zum Glaubensabfall zu bringen. Die meisten blieben jedoch treu.

Man machte ihnen Versprechungen: Wenn sie ihren Glauben verleugnen würden, bekämen sie Freiheit. Wenn nicht, wurden die Strafen verschärft. So mussten sie Fäkalien beseitigen und Toiletten reinigen.

Während der Monsunzeit musste ein Team von sechs Gefangenen eine Tonne menschlicher Exkremente im strömenden Regen zu einem großen Fäkalientank tragen. Eine Frau namens Ok Dan Lee stieg auf den Tank, um ihn zu öffnen. Der Regen machte die Wände rutschig, sie rutschte aus und fiel in den Tank.

Die anderen Frauen versuchten, sie zu retten. Sie brauchten eine Leiter, aber es gab keine. Eine Freundin stieg in den Tank, dann die nächste. Vier Frauen stiegen hinein, um ihre Freundin zu retten.

Der Wächter befahl, die Tankklappe zu schließen. Die Frauen blieben im Tank. Menschliche Fäkalien bilden giftige Gase, die schnell tödlich wirken.

Niemand versuchte, die Leichen herauszuholen.

Später erfuhr die Autorin, dass die vier Frauen, die in den Tank gesprungen waren, Christinnen waren. Sie hatten ihre Liebe zu Gott tatkräftig bezeugt. Damals konnte sie ihr Verhalten nicht verstehen, weil sie Gott nicht kannte.

Diese Frauen durften nicht miteinander reden, aber sie waren bereit, füreinander zu sterben.

Ist das nicht ein schönes Zeugnis? Das ist ein ganz aktuelles Zeugnis unserer Zeit.

Beten wir weiter für Nordkorea und auch für die Regierung dort!

Wenn wir uns hier in Deutschland zur uneingeschränkten Autorität der Bibel bekennen, werden wir nicht eingesperrt. Aber wir werden Spott, Häme und Unterstellungen erleben und in irgendeiner Form leiden. Nicht nur von denen, die Christus ablehnen, sondern vielleicht auch von Brüdern und Schwestern, die nicht bereit sind, dem Wort Gottes treu zu sein.

Ich erinnere nur an das, was heute Morgen schon erwähnt wurde: Stichworte wie Homosexualität, Abtreibung, Sterbehilfe.

Wenn wir uns da zur Bibel und zu unserer Überzeugung öffentlich bekennen, auch unter Christen, werden wir Ablehnung und manchmal scharfe Worte hören.

Wer weiß, welche Zeiten auf uns zukommen? In manchen Situationen, zum Beispiel in Berlin, erlebt man schon, dass faule Tomaten, Eier und manchmal Steine fliegen.

Vers 13 zeigt den Gegensatz: Alle, die gottselig leben und Gott gefallen wollen, werden Druck bekommen. Die bösen Menschen aber werden ungestört, vielleicht sogar vom Staat finanziert, ihre Parolen und ihr Tun weiterverfolgen können.

Dann kommt das zweite „Du aber“: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast.“ Beim ersten „Du aber“ ging es um Erkenntnis, Wissen und Hören. Jetzt kommt der Auftrag: Bleibe bei dem Erlernten, bei deinen Überzeugungen, die du nicht nur übernommen hast, denn du weißt, von wem du gelernt hast.

Das Wort „wem“ ist im Griechischen im Plural, es sind also mehrere gemeint: Mutter und Großmutter, die Vorbilder waren, dann die Brüder in Ikonion und Lystra, die Timotheus empfohlen hatten, Paulus konnte ihn mitnehmen, weil er treu war. Natürlich auch Paulus selbst war einer, von dem er gelernt hat.

In Vers 15 heißt es: „Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die dich weise machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“

Damals war es das Alte Testament, und auch das Alte Testament hat die Kraft, weise zu machen zur Errettung durch den Glauben in Christus Jesus.

Timotheus hatte damals nur das Alte Testament, vielleicht schon das Lukasevangelium, manche nehmen das an, und den einen oder anderen Brief von Paulus. Aber mehr hatten sie nicht.

Das Alte Testament ist weise zur Errettung, offensichtlich durch den Glauben in Christus Jesus.

Jesus selbst sagte den Juden damals in Johannes 5,39: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen.“

Das Alte Testament redet von der Erlösung und vom Erlöser.

Ich erinnere nur kurz an die Opfer im dritten Buch Mose. Auf dem Büchertisch findet ihr auch ein schönes Buch darüber von Bruder Werner Mücher.

Oder das Passafest in 2. Mose 12, die Feste des Herrn und die Bedeutung des Blutes im Alten Testament, die Ehrenschlange, Jesaja 53 – das ist doch das Evangelium im Alten Testament.

Oder Habakuk 2,4, das Wort, das Martin Luther so beeindruckte und zur Umkehr und Heilsgewissheit führte: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“

Das wird im Neuen Testament zitiert, steht aber schon im Alten Testament.

Auch Johannes der Täufer kannte nur das Alte Testament, aber rief aus, als er Jesus sah: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“

Das Evangelium ist im Alten Testament zu finden.

Zuletzt noch kurz zu Vers 16 und 17. Das sind wichtige Aussagen, über die viele kluge Bücher geschrieben wurden.

Eines davon habt ihr reichlich benutzt und könnt es zum gleichen Preis nachbestellen: „Fakten des Glaubens.“

Hier kurz zusammengefasst: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Im Griechischen steht ein Wort, das man mit „eingehaucht“ übersetzen könnte, was an den Hauch und Atem Gottes erinnert – ohne Ausnahme, verbal inspiriert.

Viele kritische Theologen zitieren diesen Vers, stellen aber einen anderen Zusammenhang her. Sie sagen oder übersetzen: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung.“

Also nur das, was wir in der Bibel erkennen, was von Gott inspiriert ist, ist nützlich.

Natürlich sind viele Geschichten, wie die Schöpfungsgeschichte, für uns nicht denkbar und deswegen auch nicht inspiriert.

Ich war vor einigen Wochen auf einer Tagung der Deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg. Dort sprach ein Professor über die Schönheit und den Wert der Bibel in zwölf Punkten und ihre Inspiration.

Dann klärte er in sieben Punkten, was die Bibel nicht ist: Sie sei nicht wörtlich inspiriert, es habe keinen Adam und Eva gegeben, keine Sechstage-Schöpfung und so weiter.

Dann redete er von der Schönheit der Bibel, der Inspiration der Bibel und wie gerade auch die ersten Kapitel voller geistlicher Wahrheiten sind, aber historisch nicht wahr. Man müsse sie entmythologisieren und geistlich deuten.

Wir werden großen Gewinn davon haben, so sagte er.

Da wird Jesus mit Judas verglichen, der die Inspiration der Bibel verrät.

Man bekennt sich zur Schönheit der Schrift und zur Inspiration, meint aber etwas ganz anderes.

Leider ist das heute die gängige Meinung.

Ich möchte keine Namen nennen, aber ich kenne Freunde, von denen ich weiß, dass sie wiedergeboren sind, mit denen wir jahrelang zusammen waren und gebetet haben, die heute genau das Gleiche sagen.

Bei aller Frömmigkeit bekannte Autoren.

Fragt sie mal, ob sie glauben, dass Adam und Eva wirklich Personen waren, die gelebt haben. Dann geben sie keine klare Antwort.

Es wurde heute schon erwähnt, wie wichtig es ist, dass wir diese biblischen Wahrheiten nicht nur glauben, sondern auch bekennen.

Die ganze Bibel ist von Gott eingehaucht.

Hier wieder natürlich das Alte Testament, aber das dürfen wir auch auf das Neue Testament anwenden.

Die Bibel ist nützlich zur Lehre. Sie vermittelt Wissen über die Entstehung der Welt, die Schöpfung, den Menschen und seine Bestimmung, die Sünde und ihre Folgen, die Erlösung, die Gemeinde, den Gottesdienst, die Heilsgeschichte Gottes und ein Leben in Gottesfurcht.

Sie liefert aber nicht nur Wissen, sondern überführt.

Das ist der nächste Punkt: Sie deckt Sünde auf und macht sie bewusst.

Ich glaube, Werner Dürrtes hat schon Hebräer 4 zitiert: „Gottes Wort ist lebendig und wirksam, schärfer als jedes zweischneidige Schwert, durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, Gelenken und Mark, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.“

Die Bibel überführt.

Deshalb bitte ich Hartmut, die Bibel zu zitieren.

Unsere Worte sollen gut sein, denn Gott kann sie benutzen, Menschen zu überführen.

Wie viele kennen wir, die durch das Lesen einer Bibel zum Glauben kamen? Ich denke an einen weltbekannten Geschäftsmann, der mir seine Geschichte erzählte.

Er saß im Hotelzimmer, öffnete die Gideon-Bibel im Schubfach und kam durch das Lesen zum Glauben. Ein Mann, der viele Zeitungen verantwortete, hat ganz schlicht gelernt zu glauben, ohne Predigt, nur durch die Gideon-Bibel.

Gottes Wort hat Kraft.

Viertens weist die Bibel auch zurecht. Sie überführt nicht nur, sondern weist den Weg.

„Herr, weise uns deinen Weg“, haben wir gesungen.

Die Bibel bringt Ordnung ins Leben.

Sie ist unseres Fußes Leuchte (Psalm 19,105), ein Licht auf unserem Pfad, damit wir sehen, wohin wir gehen können.

Fünftens erzieht oder unterweist sie in der Gerechtigkeit. Im Griechischen steht hier das Wort „Paideia“, davon leitet man „Pädagogik“ ab. Es bedeutet, aufziehen, begleiten, anleiten zu einem gerechten und gottesfürchtigen Leben.

Das Ziel ist der sechste Punkt: Damit der Mensch Gottes vollkommen sei, ganz zubereitet, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet oder geschickt – fertig ausgebildet, um ein nützlicher Diener Gottes zu sein.

So habe ich mich einigermaßen an die Zeit gehalten und möchte zum Schluss einige Verse aus Psalm 19 vorlesen.

Ich hoffe, dass das Wort Gottes seine Kraft erweist, wenn wir es lesen.

Dieser wunderschöne Psalm macht zuerst die Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung deutlich.

Dann in Vers 7 oder 8 (je nach Übersetzung):

„Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, erquickt die Seele.

Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen.

Die Vorschriften des Herrn sind richtig, erfreuen das Herz.

Das Gebot des Herrn ist lauter, erleuchtet die Augen.

Die Furcht des Herrn ist rein, besteht in Ewigkeit.

Die Rechte des Herrn sind Wahrheit, sie sind recht allesamt.“

Dann überschlägt sich David hier, um Bilder zu gebrauchen, für die Schönheit der Schrift:

„Sie sind köstlicher als Gold und viel gediegenes Gold,

süßer als Honig und Honigseim.

Auch wird ein Knecht durch sie belehrt,

im Beobachten derselben ist großer Lohn.“

Er endet den Psalm, nachdem er das Wort Gottes in seiner Schönheit und seinem Wert beschrieben hat, mit dem letzten Vers:

„Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser.“

Ist das nicht ein wunderschöner Psalm?

Möge der Herr schenken, dass wir Gottes Wort lieben, es auf uns wirken lassen, es treu predigen und darauf vertrauen, dass es Herzen verändert, Felsen zerschlägt und weise macht zur Seligkeit.

Amen.

Die Zierde der Lehre durch das praktische Leben

Paulus schreibt im Titusbrief, Kapitel 2, Vers 10. Dort richtet er sich speziell an die Angestellten oder Geschwister, denen Titus sagen soll, dass sie die Lehre unseres Heilandgottes zieren sollen. Im Griechischen steht an dieser Stelle ein Wort, von dem sich das deutsche Wort „Kosmetik“ ableitet: kosmeo. Darüber freue ich mich jedes Mal, wenn ich diesen Vers lese. Unser praktisches Leben soll eine Zierde des Evangeliums oder der Lehre der Heiligen Schrift sein.

Ich brauche hier den Anwesenden nicht zu erklären, was Kosmetik bedeutet. Man braucht sie bei festlichen Anlässen, um zum Beispiel ein bisschen Schokolade auf den Kuchen zu streuen oder ein paar Blumen irgendwo hinzulegen. Das ist auch eine Zierde. Manche Schwestern meinen, ihrer äußeren Schönheit noch einen besonderen Akzent verleihen zu müssen. Sie benutzen dann ein wenig Parfüm, Schminke oder Ähnliches, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Doch hier wird das Wort kosmeo verwendet, um die Lehre Christi zu zieren. Ist das nicht ein schöner Auftrag für uns, im Alltag eine Zierde der Lehre Gottes im Neuen Testament zu sein? Die Lehre attraktiv zu machen, sie anziehend zu gestalten, so dass sie wertvoll erscheint und wirklich begehrenswert wird.

Dabei wird auch unser Versagen, mein Versagen, sehr deutlich. Aber ich meine, unsere ungläubige Welt und auch unsere junge Generation sollen an uns sehen, dass wir das, was uns wichtig ist – das, was wir heute hier in den Vorträgen betonen – so ausleben, dass wir es anziehend machen. Gerade für diejenigen, die noch ein wenig davor oder danebenstehen. Und...

Die geistlichen Qualitäten und Leiden des Paulus als Vorbild

In diesem Kapitel erinnert Paulus sein geistliches Kind an besondere Aspekte seines praktischen Lebens. Dabei geht es um seinen Vorsatz oder seine Motivation, um den Glauben, die Geduld, die Liebe sowie das Ausharren in den Folgen und Leiden, die Paulus ihm vorgelebt hat.

Er fordert dazu auf, daran zu denken! Paulus erinnert seinen jungen Mitarbeiter an all das, was sie auf ihren gemeinsamen Reisen erlebt haben. Er hebt die geistlichen Qualitäten hervor, die er im Alltag von Paulus gesehen und beobachtet hat: seine Motivation, seine Hingabe, seine Ausdauer, aber auch die Leiden.

Er erinnert daran, was Paulus alles erlebt hat. In Ikonion, Apostelgeschichte 14, Vers 5, gab es einen ungestümen Angriff. Man wollte sie damals misshandeln und steinigen, woraufhin sie fliehen mussten. In Antiochien wurden sie verfolgt und vertrieben. In Lystra, wo Timotheus aufgewachsen ist und wahrscheinlich auch in der Gemeinde davon erfahren hat, wurde Paulus gesteinigt, zur Stadt hinausgeschleift und man nahm an, er sei gestorben (Apostelgeschichte 14, Vers 29).

Timotheus hatte das alles entweder miterlebt oder davon gehört. Doch der Herr hatte Paulus errettet und am Leben erhalten. Am Ende, in Vers 11, heißt es: „Aus allen hat der Herr mich errettet.“

Die Verheißung der Verfolgung für Gottselige

Und dann folgt in Vers 12 eine bedenkenswerte und beschämende Erfahrungsverheißung. Ich nehme an, dass die meisten von euch diese Stelle in der Bibel unterstrichen haben: „Alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“

Wie schön, dass wir zu Beginn dieser Stunde für Geschwister gebetet haben, die in solchen Verfolgungssituationen leben. Das hat uns der Herr auch verheißen. Paulus sagt hier: Alle, die gottselig leben möchten – man kann auch sagen gottesfürchtig oder zur Ehre Gottes leben wollen, früher wurde das auch mit „fromm“ übersetzt – und den Wunsch haben, so zu leben, die werden verfolgt werden.

Jesus hat uns dies in Johannes 15,20 unter anderem verheißen. Es gibt viele Stellen, die das belegen. Dort heißt es: „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“

Das sind Dinge, an die wir uns erinnern müssen. Denn wir leben heute in einer Christenheit, die genau das Gegenteil sagt. Es erscheinen Bücher mit Titeln wie „Die Welt umarmen“. Sie fordern: Macht euch mit der Welt eins, geht zu der Welt hin, beteiligt euch an Politik, Kultur und so weiter. Durchdringt diese Bereiche durch Transformation, Kontextualisierung und dergleichen mehr.

Aber Jesus hat uns etwas anderes gesagt: Die Welt sollte durch das Kreuz für uns gekreuzigt sein – und wir sollen auch dieser Welt gekreuzigt sein. Natürlich sollen wir das Evangelium in alle Welt tragen. Doch wir sollten nicht darauf warten, dass wir von der Welt umarmt werden. Ganz im Gegenteil, das wird hier sehr, sehr deutlich gesagt.

Die Realität des Widerstands und die Ermutigung durch Spurgeon

Nochmal ein schönes Zitat von Spurgeon. Ich hoffe, mit diesen Zitaten mache ich euch ein bisschen neugierig, seine Predigten und seine Bücher zu lesen.

Den Weg zum Himmel werden wir mühsam, auf dem Zahnfleisch kriechend, erreichen. Wir werden nicht mit vom Wind geblähten Segeln in den Himmel gleiten, wie Seevögel mit schönen weißen Schwingen. Vielmehr geht unsere Fahrt oftmals mit zerfetzten Segeln, knarrendem Mast und Tag und Nacht arbeitenden Schiffspumpen voran. Wir werden die Stadt bei Torschluss nicht eine einzige Stunde früher erreichen.

Mit dieser Bildersprache macht er uns deutlich, was uns erwartet, wenn wir wirklich gottselig leben wollen. Es geht nicht ohne Widerstände, auch wenn die Verhältnisse hier in Deutschland noch etwas anders aussehen als jetzt in Nordkorea, in Syrien oder sonst wo.

In allen Evangelien hat Jesus wiederholt deutlich gesagt, dass die Nachfolge Jesu immer untrennbar mit Verfolgung verbunden ist. Aber auch mit Glückseligkeit. Wir denken an die Seligpreisungen: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen um meines Namens willen. Glückselig seid ihr, freut euch und jubelt!“ Das hat Jesus den Jüngern immer wieder gesagt.

Als die Apostel in Apostel 5,40 im Synedrium der Juden damals geschlagen wurden und ihnen geboten wurde, nicht mehr im Namen Jesu zu reden, da lesen wir dieses schöne Wort: „Dann verließen sie das Synedrium, sich freuend, dass sie würdig befunden waren, für den Namen Schmach zu tragen.“

Nun, das lesen wir gerne. Aber wenn wir daran denken, was auch die Kinder und viele Menschen jetzt in Syrien, in Nordkorea erleben, dann können wir uns wirklich nur schämen. Die Bibel sagt – oder damals haben sie es so empfunden – dass es eine Würde ist, für den Namen Schmach zu tragen oder zu leiden.

Ich denke, wir dürfen aus diesen Versen schließen: Wenn wir, die wir hier sitzen, keinen Widerstand, keinen Hass vonseiten der gottlosen Welt oder der untreuen Christenheit erfahren, dann stimmt irgendetwas nicht mit uns.

Das heißt nicht, dass wir das provozieren müssen. Es heißt auch nicht, dass wir alles Mögliche unternehmen sollen, nur um ins Gefängnis zu kommen. Diese Mentalität habe ich bei manchen Geschwistern auch kennengelernt. Da brauche ich keine Geschichten davon zu erzählen. Manche provozieren durch ihr Verhalten so negativ, dass sie dann verhaftet, angeklagt oder angezeigt und eingesperrt werden. Und sie meinen dann, Märtyrer zu sein.

Nein, das sollte nicht der Fall sein. Vielmehr sollten wir um unseres Zeugnisses willen, um unserer Liebe zum Herrn willen, geschmäht werden. Und dann dürfen wir uns freuen, wenn wir dafür leiden dürfen.

Das Evangelium, wenn wir es treu predigen und leben, ist und bleibt eine Provokation, ein Ärgernis. Das hat Paulus im Römer- und im 1. Korintherbrief sehr deutlich gesagt: „Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit.“ Das kann man heute noch beobachten, genauso wie in vergangenen Jahrzehnten in China.

Heute hat der Druck dort ja etwas nachgelassen, etwa nach der Zeit von Mao Zedong. Ich denke dabei auch an den Pastor Heinrich Kemner.

Beispiel Heinrich Kemner: Mutiges Bekenntnis in schwierigen Zeiten

Vielleicht darf ich euch zur Ermutigung eine Szene aus seiner Lebensgeschichte vorlesen. Ich bin so dankbar, dass wir wenigstens in den vergangenen Jahrzehnten treue Pastoren hatten.

Ich denke an Heinrich Kemmer. Wahrscheinlich kennen manche ihn vom Glaubenswerk Krelingen, da oben in der Heide, das er gegründet hat. Er war wirklich ein knorriger, kantiger Pastor, geprägt von Johannes Busch, dem Bruder von Wilhelm Busch, der sein Mentor war. Johannes Busch war auch ein besonderer Mann.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass mit dem Heimgang dieser Männer in der evangelischen Kirche und auch in den Gemeinschaftskreisen etwas verschwunden ist, das man kaum noch wiedererkennt. Diese Treue zum Herrn, dieser Mut, ihn zu bekennen – das hat mich immer sehr erfreut.

Heinrich Kemmer ist recht alt geworden. Schon in der Hitlerzeit, in der Nazizeit, war er Pastor und stand natürlich im Visier der Nazis, der SS und so weiter. Er hat immer ein klares Wort gesprochen, manchmal die Leute provoziert, und bekam dann natürlich eine Einladung von der Kreisleitung.

Stellt euch folgende Szene vor: Er wird also von den SS-Kreisleitern eingeladen. Er kommt und sagt: „Als ich beim Eintritt mit Heil Hitler grüßte, war die höhnische Antwort: ‚Sie sagen Heil Hitler?‘“

Er erwiderte: „Aus Überzeugung, Herr Kreisleiter, aber hören Sie die Erklärung: Der Größe Hitlers ist nicht eine Reverenz wie bei Schiller vor dem Telesud. Der Große ist bei mir Gebet. Es gibt kein anderes Heil, keinen anderen Namen, der den Menschen gegeben ist, in dem sie selig werden können als allein der Name Jesus Christus.

Wenn ich Heil Hitler sage, dann bete ich: Herr, schenke Hitler die Erleuchtung, dass er das Heil in dir als einzige Hilfe im Leben und Sterben annimmt.“

Das war kernig.

Der Kreisleiter schnaubte höhnisch und lächelte, bevor er fragte: „Warum haben Sie Ihren aufsässigen Kirchenvorstand nicht mitgebracht?“

Kemmer antwortete: „In die Höhle des Löwen geht man am besten allein.“ Das finde ich auch nett.

Dann sagte er: „Wissen Sie nicht, dass ich Sie dahin bringen kann, wo Ihre Freiheit am Ende ist?“

Seine Antwort: „Als ein Größerer als Sie vor einem noch Größeren mit seiner Macht prahlte, erwiderte der noch Größere: ‚Du hättest nicht die Macht, sie wäre dir denn von oben gegeben.‘ Noch haben Sie aus Kreisleiter Macht, aber wie lange, wissen Sie nicht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit gutem Gewissen von Ihrer Macht einmal Rechenschaft geben können.“

Dann schreibt Kemmer: „Nach diesem Verhör war mir klar, dass ich mit allem rechnen musste.“

Ein paar Tage später, nach einer Beerdigung, fuhr er mit seinem Fahrrad zurück. Er berichtet: „Als sie mich überfielen, mich mit Schlägen traktieren, in den Wald führten, man verhöhnte mich, man wollte sehen, ob ich jetzt meines Glaubens gewiss sei. Im Schein der Taschenlampe und vor der entsicherten Pistole musste ich niederknien.

Als ich die Pistole schon an meiner linken Schläfe fühlte, schlug ich sie in letzter Sekunde zur Seite, warf mich gleichzeitig vor, die Kugel ging an meinem Kopf vorbei. Es kam zu einem bitteren Kampf, bei dem mir zuletzt noch die Schädeldecke mit dem Revolverschacht eingeschlagen wurde.

Wie durch ein Wunder war es mir gelungen, den Essmann, der als schwerer Schläger bekannt war, durch Bauchschläge schachmatt zu setzen. Blutüberströmt erreichte ich dann das Pfarrhaus wieder, und dann ging es so weiter.“

Das ist ein schönes Beispiel für freudiges, mutiges Bekenntnis zum Herrn. Ich wünsche mir, dass wir so etwas nicht nur in Büchern aus vergangenen Jahrzehnten lesen, sondern dass wir es auch in unserer Zeit leben.

Heinrich Kemmer hat mal diesen schönen Satz geprägt: „Wir brauchen keine unnatürliche Heiligkeit, sondern eine heilige Natürlichkeit.“

Das ist auch ein schöner Satz. Unnatürliche Heiligkeit haben wir in unseren Versammlungen zuhauf. Aber eine heilige Natürlichkeit fehlt uns so sehr – und die ist glaubwürdig.

Zeugnis aus Nordkorea: Treue im Leid

Wir haben heute Nachmittag vor Beginn der Stunde für Nordkorea gebetet. Auch dazu möchte ich ein Beispiel nennen. Dieses kann man in einem Buch einer Frau namens Soon Ok-li nachlesen. Sie ist Koreanerin und war sechs Jahre in einem nordkoreanischen Arbeitslager eingesperrt.

Soon Ok-li kam als Ungläubige in dieses Lager. Dort wurde sie von einem Arbeitskollegen verleumdet, der auf ihren Posten neidisch war. Sie verließ das Lager ebenfalls ungläubig. Doch später ist sie zum Glauben gekommen und hat ihre Erlebnisse niedergeschrieben. Besonders bewegt hat sie, wie die gläubigen Frauen im Gefängnis behandelt wurden.

Sie beschreibt, dass gerade die gläubigen Frauen besonders hart bestraft wurden, um sie dazu zu bringen, ihren Glauben abzulegen. Die meisten blieben jedoch treu. Den Frauen wurden Versprechungen gemacht: Wenn sie ihren Glauben verleugnen würden, bekämen sie Freiheit und Freilassung.

Wenn sie nicht darauf eingingen, wurden die Strafen verschärft. So mussten diese Frauen zum Beispiel Fäkalien wegschaffen und die Toiletten reinigen. Die Autorin schildert, was sie dort gesehen hat und was sie kaum verstehen konnte.

Während der Monsunzeit musste ein Team von sechs Gefangenen eine Tonne menschlicher Exkremente bei strömendem Regen zu einem großen Fäkalientank tragen. Es war schwer, die Klappe des Tanks zu öffnen. Eine Frau namens Ok Dan Lee stieg auf den Tank, um die Klappe zu öffnen.

Sie öffnete die Klappe, doch der Regen machte die Wände des Tanks rutschig. Sie rutschte aus und fiel in den Tank mit den Fäkalien. Als die anderen Frauen dies sahen, versuchten sie, sie zu retten. Dazu hätten sie eine Leiter gebraucht, da der Tank sehr tief war. Da es keine Leiter gab, versuchte eine von Ok Dan Lees Freundinnen, ihr zu helfen.

„Schwester, kommst du raus?“, fragte sie. „Nicht so gut“, antwortete Ok Dan, „warte, ich komme und helfe dir.“ Ein Wärter versuchte, die Frauen aufzuhalten: „Geh da nicht rauf, wenn ihr euer Leben liebt, lass sie sterben!“ Doch die Frau kletterte auf den Tank, um Ok Dan herauszuholen.

Der Tank war jedoch immer noch zu hoch. Daraufhin sprang die nächste Frau hinein und dann noch eine weitere. Insgesamt stiegen vier Frauen in den Tank, um ihren Freundinnen und Schwestern zu helfen. Jede versuchte zuerst, die anderen nach oben zu drücken.

Der Wächter befahl, die Tankklappe zu schließen. Dies geschah, und die Frauen blieben in dem Tank gefangen. Menschliche Fäkalien bilden Gase, die so giftig sind, dass sie in kurzer Zeit tödlich wirken. Niemand versuchte, die Leichen herauszuholen.

Später erfuhr ich, dass die vier Frauen, die in den Jauchetank gesprungen waren, um Ok Dan zu retten, Christinnen waren. Sie hatten ihre Liebe zu ihrem Gott tatkräftig bewiesen. Damals konnte ich ihr Verhalten nicht begreifen, weil ich ihren Gott nicht kannte.

Diese Frauen durften nicht miteinander reden, doch sie waren bereit, füreinander zu sterben. Ist das nicht ein schönes Zeugnis? Und es ist ein ganz aktuelles Zeugnis aus unserer Zeit. Das ist kaum zu fassen, aber es geschieht in unseren Tagen.

Beten wir weiter für Nordkorea und auch für die Regierung dort!

Die Autorität der Bibel und die Herausforderung heutiger Zeiten

Wenn wir uns hier in Deutschland zur uneingeschränkten Autorität der Bibel bekennen, werden wir nicht eingesperrt.

Dennoch werden wir in irgendeiner Form Spott, Häme und Unterstellungen erleben. Wir werden auch leiden, und zwar nicht nur von Menschen, die Christus ablehnen, sondern vielleicht auch von Brüdern und Schwestern, die nicht bereit sind, dem Wort Gottes treu zu bleiben.

Ich erinnere nur an ein Thema, das heute Morgen bereits angesprochen wurde: Homosexualität, Abtreibung, Sterbehilfe. Wenn wir uns in diesen Fragen öffentlich zur Bibel und zu unserer Überzeugung bekennen – auch unter Christen – werden wir Ablehnung erfahren und manchmal scharfe Worte hören.

Wer weiß, welche Zeiten noch auf uns zukommen. Schon jetzt kann man in Deutschland in manchen Situationen beobachten, wie Ablehnung sichtbar wird. Ich erinnere an Berlin, wo es vorkommt, dass faule Tomaten, Eier und manchmal sogar Steine fliegen.

Der Gegensatz zwischen Gottseligkeit und bösem Fortschreiten

Vers 13

Und das ist der Gegensatz: Alle, die gottselig leben wollen und den Wunsch haben, Gott zu gefallen, werden auf irgendeine Weise Druck bekommen. Die bösen Menschen hingegen werden ungestört bleiben. Möglicherweise werden sie sogar vom Staat finanziert, um ihre Parolen und ihr Verhalten weiterzutreiben und auszuleben.

Die Aufforderung zur Treue und Standhaftigkeit

Und dann kommt dieses zweite „Du“. Aber bleibe in dem, was du gelernt hast.

Beim ersten „Du“ ging es um Erkenntnis, um Wissen und Hören. Jetzt folgt der Auftrag: Bleibe bei dem Erlernten, bei deinen Überzeugungen, die du nicht nur übernommen hast. Denn du weißt, von wem du gelernt hast.

Das Wort „wem“ ist im Griechischen im Plural. Das heißt, es sind mehrere gemeint, nicht nur Paulus. Es werden auch Mutter und Großmutter erwähnt. Sie waren Vorbilder. Dann die Brüder in Ikonion und Lystra, die Timotheus empfohlen hatten. Paulus könnte ihn auf seinen Reisen mitnehmen, weil er treu war, ein Jünger. Natürlich war auch Paulus einer von denen, von dem er gelernt hat.

In Vers 15 heißt es: „Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die vermögen, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“

Die Kraft der Heiligen Schriften zur Weisheit und Seligkeit

Kenntnis der heiligen Schrift

Damals war es das Alte Testament. Auch das Alte Testament, da müsst ihr jetzt mitdenken und mithören, hat die Kraft, weise zu machen zur Errettung. Timotheus hatte damals nur das Alte Testament. Vielleicht gab es schon das Lukasevangelium – manche nehmen das an – oder den einen oder anderen Brief von Paulus. Aber mehr hatten sie nicht.

Das Alte Testament ist weise zur Errettung, offensichtlich durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Jesus selbst hatte den Juden damals gesagt: „Ihr erforscht die Schriften, das Alte Testament, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen“ (Johannes 5,39). Das Alte Testament redet also von der Erlösung, von dem Erlöser.

Ich erinnere nur ganz kurz an die Opfer im dritten Buch Mose. Auf dem Büchertisch findet ihr auch ein schönes Buch darüber von unserem Bruder Werner Mücher. Oder das Passafest, das in 2. Mose 12 beschrieben ist, sowie die Feste des Herrn allgemein. Auch die Bedeutung des Blutes im Alten Testament ist wichtig. Die Ehrenschlange und Jesaja 53 – das ist doch das Evangelium im Alten Testament. Oder Habakuk 2,4, dieses Wort, das Martin Luther so beeindruckt hat und das sicherlich auch zur Umkehr und zur Heilsgewissheit geführt hat: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Dieses Wort wird im Neuen Testament zitiert, steht aber bereits im Alten Testament.

Auch das Alte Testament ist in der Lage, weise zu machen zur Seligkeit. Erinnern wir uns an Johannes den Täufer, der auch nur das Alte Testament kannte, aber der ausrufen konnte, als er Jesus zum ersten Mal sah – wie wir annehmen: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“ Das Evangelium, Lamm Gottes – da ist es! Jahrhundertelang hat man darauf gewartet, jetzt ist er da.

Im Alten Testament können wir das Evangelium kennenlernen.

Die Inspiration und Nützlichkeit der Schrift

Ja, dann noch kurz zu Vers sechzehn und siebzehn. Ein paar Minuten habe ich noch, Matthias. Das sind ja ganz wichtige Aussagen, über die viele kluge Bücher geschrieben wurden. Eines davon habt ihr reichlich gebraucht. Falls es alle weg sind, schicken wir es ja zum selben Preis nach, wenn ihr möchtet: Fakten des Glaubens.

Hier nur ganz kurz: Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Im Griechischen steht dort ein Wort, das man auch mit „eingehaucht“ übersetzen könnte. Es erinnert an den Hauch und den Atem Gottes – ohne Ausnahme verbal inspiriert.

Viele kritische Theologen zitieren diesen Vers, stellen aber einen anderen Zusammenhang her. Sie sagen oder übersetzen: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung.“ Also nur das, was wir in der Bibel als von Gott inspiriert erkennen, ist nützlich.

Natürlich sind viele Geschichten, wie die Schöpfungsgeschichte, für uns nicht denkbar und deswegen auch nicht inspiriert.

Ich war vor einigen Wochen auf einer Tagung der Deutschen Evangelischen Allianz, dem Allianzforum in Bad Blankenburg. Dort hat ein Bruder, wie ich annehme und auch glaube ein Professor, Doktor sowieso, über die Bibel gesprochen – über die Schönheit der Bibel, den Wert der Bibel in zwölf Punkten und wie inspiriert Gottes Wort ist.

Anschließend klärte er in sieben Punkten, was die Bibel nicht ist. Sie sei nicht inspiriert wörtlich, es habe keinen Adam und Eva gegeben, keine Sechs-Tage-Schöpfung und so weiter. Dann redet man von der Schönheit der Bibel und ihrer Inspiration, meint aber, dass gerade auch die ersten Kapitel voller geistlicher Wahrheiten sind, die historisch jedoch nicht wahr sind. Man müsse sie einfach nur entmythologisieren und geistlich deuten, dann werde man großen Gewinn davon haben.

Also wird hier die Inspiration der Bibel mit einem Judas-Kuss verraten. Man bekennt sich zur Schönheit der Schrift und zur Inspiration, meint aber ganz etwas anderes.

Liebe Geschwister, das ist leider heute die gängige Meinung. Ich möchte jetzt keine Namen nennen, aber ich habe manche Freunde, von denen ich weiß, dass sie wiedergeboren sind und mit denen wir jahrelang zusammen waren, gebetet und Menschen gerungen haben, die genau das Gleiche heute sagen – bei aller Frömmigkeit.

Bekannte Autoren sagen das Gleiche. Fragt sie mal, ob sie glauben, dass Adam und Eva Personen waren, die wirklich gelebt haben. Da fangen sie an zu flattern und geben keine klare Antwort darauf.

Es ist ja heute schon erwähnt worden, wie wichtig es ist, dass wir diese biblischen Wahrheiten nicht nur für uns glauben, sondern uns auch dazu bekennen.

Also, die ganze Bibel ist von Gott eingehaucht. Hier natürlich das Alte Testament, aber das dürfen wir auch auf das Neue Testament anwenden.

Dann ist die Bibel nützlich zur Lehre. Sie vermittelt uns Wissen über die Entstehung der Welt, die Schöpfung, über den Menschen und seine Bestimmung, über die Sünde und deren Folgen, über die Erlösung, Gemeinde, Gottesdienst, die Heilsgeschichte Gottes und auch ein Leben in Gottesfurcht usw.

Sie liefert aber nicht nur Wissen, sondern sie überführt. Das ist der nächste Punkt.

Sie ist einmal eingegeben, inspiriert, sie ist nützlich zur Lehre und drittens überführt sie. Sie deckt Sünde auf und macht sie bewusst.

Ich glaube, Werner Duertes hat schon Hebräer 4 erwähnt und zitiert: Hebräer 4,12: „Gottes Wort ist lebendig und wirksam, schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, Gelenken und Mark, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.“

Die Bibel überführt. Deswegen bitte ich, Hartmut, die Bibel zu zitieren. Unsere Worte sind gut, Gott kann sie benutzen, Menschen zu überführen, aber das Wort Gottes hat Kraft. Es überführt.

Wie viele kennen wir die Gideons? Peter kann das bezeugen durch das Lesen einer Bibel. Ich denke an einen weltbekannten Geschäftsmann, der mir seine Geschichte erzählte – einer, von dem man das überhaupt nicht erwartet.

Er sitzt im Hotelzimmer, zieht sein Schubfach auf, nimmt die Gideon-Bibel und kommt durch das Lesen der Bibel zum Glauben. Ein Mann, der zig Zeitungen verantwortet und ganz schlicht und einfach gelernt hat zu glauben, ohne eine Predigt gehört zu haben, sondern durch das Lesen in der Gideon-Bibel.

Gottes Wort hat Kraft.

Viertens: Die Bibel weist auch zurecht. Sie überführt nicht nur, sondern sie weist uns auch den Weg. „Herr, weise uns deinen Weg“, haben wir gesungen. Sie bringt Ordnung in unser Leben.

Die Bibel ist unseres Fußes Leuchte – Psalm 119,105 kennen wir alle: Ein Licht auf unserem Pfad, sodass wir sehen, wohin wir gehen können.

Fünftens: Die Bibel erzieht oder unterweist uns in der Gerechtigkeit. Hier steht im Griechischen das Wort „Paideia“, wovon man das Wort oder den Begriff „Pädagogik“ ableitet. Es bedeutet auch, aufzuziehen, zu begleiten und anzuleiten zu einem gerechten und gottsfürchtigen Leben.

Das Ziel ist der sechste Punkt: Damit der Mensch Gottes vollkommen sei, ganz zubereitet, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet oder geschickt – also fertig ausgebildet, um ein nützlicher Diener Gottes zu sein.

Schlussbetrachtung mit Psalm 19

So, jetzt habe ich mich einigermaßen an die Zeit gehalten und würde gerne zum Schluss diesen wunderschönen Psalm oder einige Verse daraus vorlesen – aus Psalm 19. Ich hoffe, dass das Wort Gottes wirklich seine Kraft entfaltet, wenn wir es lesen.

Das ist so ein wunderschöner Psalm, der zuerst die Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung deutlich macht. Dann, in Vers 7 oder 8 – je nach Übersetzung – heißt es: „Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, erquickt die Seele.“

David hatte wahrscheinlich nur die fünf Bücher Mose. Weiter heißt es: „Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen. Die Vorschriften des Herrn sind richtig, erfreuen das Herz. Das Gebot des Herrn ist lauter, erleuchtet die Augen. Die Furcht des Herrn ist rein, besteht in Ewigkeit. Die Rechte des Herrn sind Wahrheit, sie sind recht allesamt.“

Dann überschlägt er sich hier, um Bilder zu gebrauchen für die Schönheit der Schrift. „Sie sind köstlicher als Gold und viel gediegenes Gold, süßer als Honig und Honigseim. Auch wird ein Knecht durch sie belehrt, im Beobachten derselben ist großer Lohn.“

Und dann endet er diesen Psalm, nachdem er das Wort Gottes in seiner Schönheit und seinem Wert beschrieben hat, mit dem letzten Vers. Er denkt an seine Worte, und dann denke ich an meine Worte: „Lasst die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser.“

Ist das nicht ein wunderschöner Psalm?

Schenke der Herr, dass wir Gottes Wort lieben, dass wir es auf uns wirken lassen, dass wir es treu predigen und dass wir Gottes Zutrauen haben, dass es Herzen verändert, dass es Felsen zerschlägt und dass es weise Macht zur Seligkeit ist.

Amen.