Sacharja lebte nach der babylonischen Gefangenschaft und spricht in seinem Buch aus dieser Zeit. Schon im ersten Vers wird dies deutlich: „Im achten Monat des zweiten Jahres des Königs Darius, des Perserkönigs, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja.“ Hier begann seine Berufung.
Man kennt die babylonische Gefangenschaft, jene siebzig Jahre, die so schwer waren. Nach diesen siebzig Jahren im fremden Land kehrten die Menschen zurück, doch Jerusalem lag noch in Trümmern. Die Schilderungen von Nehemia und Esra berichten vom Wiederaufbau Jerusalems.
Sacharja führt weit hinein in die Erwartung und Zukunft der Weltgeschichte. Besonders möchte ich darauf hinweisen, dass im Buch Sacharja einige der schönsten Verheißungen stehen. Ein Beispiel dafür ist Sacharja 9,9, eine leicht zu merkende Stelle – eine Art Schnapszahl mit neun und neun.
Dort heißt es: „Tochter Zion, freue dich! Jerusalem, jauchze!“ Diese Worte sprach er über dem Trümmerhügel Jerusalems.
Die prophetische Botschaft im Kontext der babylonischen Gefangenschaft
In meiner Bibel finde ich für den Sonntag zwar keinen direkten Text, der dazu passt, aber es hat mir sehr geholfen, auch im Hinblick auf diese Sonntagspredigt in meiner privaten Bibel Sacharja Kapitel 11 zu lesen. Man kann das heute Abend nicht vollständig auslegen, aber es ist wirklich großartig.
Dort wird eine Weissagung gegeben, und es wird beschrieben, wann diese Weissagung erfüllt wird. Besonders interessant ist der Ruf: „Heult, denn die Zedern sind gefallen, die Zedern vom Libanon.“ Das wird in Sacharja 11,1 angesprochen.
Weiter heißt es: „Und die Herrlichen sind vernichtet, heult, ihr Eichen Baschans!“ Wo standen die Eichen Baschans? Auf dem Golan. Heute ist dort alles kahl, alles wurde gefällt. Der feste Wald ist umgehauen, man hört die Hirten heulen, denn ihre Herrlichkeit ist vernichtet. Man hört die jungen Löwen brüllen, denn die Macht und Pracht des Jordans sind vernichtet. Das bezieht sich auf die Talaue des Jordans.
Dann wird sich erfüllen, dass Gott die treulosen Hirten seines Volkes straft. Was sind die treulosen Hirten? Das sind die Führer, die ihre „Käufer“ schlachten, die die Schafe nur als Schlachtschafe sehen und das Ganze nur für Geld und Profit machen. Sie sagen: „Gelobt sei der Herr, ich bin nun reich.“ Sie haben nur noch Geschäftssorgen und kümmern sich um Geld.
Gott sagt: „Ich will euch nicht mehr schonen und will euch in die Hand eines anderen geben, jedes in die Hand seines anderen. Ihr werdet von euren Mitmenschen geplagt werden und von der Hand der Mächtigen.“
Dann kommt der gute Hirte. Dieser gute Hirte wird für dreißig Silberlinge verkauft, und das Geld der dreißig Silberlinge wird in den Tempel geworfen. Das ist eine ungeheure Prophetie der Bibel. Hier wird das Neue Testament plötzlich lebendig.
Man sollte diese Stelle unbedingt lesen.
Die Rolle des guten Hirten und die prophetische Vision
Und dann kommt Vers 16: „Ich werde einen Hirten im Lande erwecken, der nach dem Verlorenen nicht sucht und das Verirrte nicht sucht, der das Zerbrochene nicht heilt und das Gesunde nicht versorgt.“ Aber das Fleisch der Fetten wird er fressen – der Antichrist.
Immer wieder erscheint diese Gestalt, jener, der die Gemeinde zerstört. Dann folgt ein Kapitel mit einer eindrucksvollen Weissagung, wie Jerusalem ein Taumelbecher sein wird. Jerusalem wird zum Taumelbecher; das bedeutet, dass an Jerusalem jeder verrückt werden wird, und die Völker ratlos sein werden.
Es war immer ein bemerkenswerter Zufall, dass die UNO heute in Jerusalem ihren Hauptsitz hat, der auf dem Berg des schlechten Rates errichtet wurde. Das bedeutete schon, bevor die UNO dort war, dass sie genau dorthin passt. Das heißt, Salomos Berg – aber dort hatten die Völker keine Lösung. Auch die neuen Lösungen für Westjordanland und Palästina werden nicht durchschlagen können, weil es ein Taumelbecher ist.
Alle, die Jerusalem wegheben wollen, sollen sich daran wundern; alle Völker auf Erden werden sich gegen Jerusalem versammeln. Und dann kommt es zum letzten Endkampf. Wenn Israel den Durchbohrten, den Gekreuzigten, Jesus, erkennt, wird die große Weissagung erfüllt.
Am Ende der Tage, bei diesem großen Endkampf, der großen Endschlacht um Jerusalem, wird Jesus wiederkommen und seine Füße auf dem Ölberg setzen, der sich spalten wird. Sacharja hat große Durchblicke. Wir werden manches gar nicht verstehen, weil wir noch nicht dort leben. Manches wird uns schon klar werden als etwas, das wir erahnen können – und das ist immer so beim prophetischen Wort.
Umgang mit prophetischen Worten und die erste Vision
Wir sollen vorsichtig sein, nicht etwas zu verbiegen oder zu pressen, nur damit es in unseren Kopf passt. Stattdessen sollten wir das prophetische Wort immer auch als ein Trostbuch hören.
Jeder, der mehr aus dem prophetischen Wort herauszuholen versuchte, hat dabei oft Enttäuschung erlebt. Solche Menschen wurden schnell zu Betrügern, weil sie glaubten, mehr wissen und ankündigen zu können, als Gott uns offenbaren wollte.
Ich möchte heute Abend mit Ihnen die erste Vision, die erste Schau lesen, und zwar aus dem ersten Kapitel von Vers 7 bis Vers 17.
Der Mann auf dem roten Pferd ist schwer zu verstehen, besonders bei Sacharja. Das liegt oft daran, dass wir zu schnell lesen. Wir brauchen Zeit und sollten Freude daran haben, wie wenn wir ein Gemälde betrachten. Man sagt ja manchmal, ein Bild sei nicht leicht verständlich, weil manches geheimnisvoll darin gemalt ist.
Gerade wenn es um Dinge geht, die für uns heute noch nicht richtig durchschaubar sind, wird man sie erst vollständig verstehen können, wenn die Zeit erfüllt ist.
Am vierundzwanzigsten Tag des elften Monats, dem Monat Shebat, im zweiten Jahr des Königs Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Idos, dem Propheten:
Ich sah in dieser Nacht, und siehe, ein Mann saß auf einem roten Pferd. Er hielt zwischen den Myrtenzweigen – Sie wissen, was Myrtenzweige sind, sie haben immer eine besondere Bedeutung im Talgrund – und hinter ihm waren rote, braune und weiße Pferde.
Ich sprach: „Mein Herr, wer sind diese?“ Der Engel, der mit mir redete, antwortete: „Ich will dir zeigen, wer diese sind.“
Der Mann, der zwischen den Myrtenzweigen hielt, sagte: „Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, um die Lande zu durchziehen.“
Die himmlischen Boten und Gottes Sorge um Jerusalem
Sie aber antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten stand, und sprachen: „Wir haben die Länder durchzogen, und siehe, alle Länder liegen ruhig und still.“
Da hob der Engel des Herrn an und sprach: „Herr Zebaoth, wie lange willst du dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Judas, über die du zornig bist schon siebzig Jahre?“
Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, mit freundlichen und tröstlichen Worten. Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: „Predige und sprich: So spricht Herr Zebaoth, ich eifere für Jerusalem und Zion mit großem Eifer und bin sehr zornig über die stolzen Völker. Denn ich war nur ein wenig zornig, sie aber halfen zum Verderben.“
Darum spricht der Herr: „Ich will mich wieder Jerusalem zuwenden mit Barmherzigkeit, und mein Haus soll darin wieder aufgebaut werden“, spricht der Herr Zebaoth. „Und die Messschnur soll über Jerusalem gespannt werden. Und weiter predige: So spricht der Herr Zebaoth, es sollen meine Städte wieder Überfluss haben an Gutem, und der Herr wird Zion wieder trösten und wird Jerusalem wieder erwählen.“
Die Verheißungen für Jerusalem und die Bedeutung für heute
Es ist immer wieder beeindruckend, beim Sahaja-Pakt ein Buch zu finden, das bei uns gar nicht so hoch im Kurs steht, aber so viele konkrete Zusagen enthält.
Im jüdischen Viertel in Jerusalem gibt es einen Platz beim Rothschildhaus, das wunderbar wieder aufgebaut wurde im von den Jordaniern zerstörten Teil der Altstadt. Dort ist eine kleine Tafel eingelassen. Wir haben schon einmal davon gesprochen und auch in der Bibelstunde darauf hingewiesen.
Es handelt sich um Sacharja 8,3. Dieser Vers ist so buchstäblich, dass einem wirklich die Spucke wegbleibt, wenn man dort steht: "Es sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems alte Männer und Frauen, jeder mit seinem Stock in der Hand, vor hohem Alter, und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen."
Nicht wahr? In Sacharja 8,4 heißt es weiter: „Erscheint dies auch unmöglich in den Augen derer, die in dieser Zeit übrig geblieben sind von diesem Volk, sollte es darum auch unmöglich erscheinen, in meinen Augen spricht der Herr.“
Jetzt wollen wir genau so klar verstehen, was hier gesagt wird. Wenn man dann rückblickend dasteht, können wir genau sagen, was Herr Hayat gesagt hat – und so hat es sich buchstäblich erfüllt.
Die Herausforderung des Glaubens im modernen Zeitalter
Jetzt wollen wir bei dieser schwierigen Vision genau so weit kommen und sagen, worum es eigentlich geht.
Unser Problem heute, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, ist, dass der Mensch immer von seiner eigenen Sicht aus alles beurteilt. Das betrifft sogar die Kirchen. Jeder fragt: Gibt es überhaupt einen Gott? Und wo ist Gott? Jeder hält sich selbst für viel zu wichtig – das ist der große Fehler unserer Zeit.
Viele meinen, das Einzige, was feststeht, bin ich selbst. Doch das stimmt gar nicht. In fünfzig oder sechzig Jahren wird kaum jemand von uns noch leben. Dann sind wir wieder Staub und Asche. Gott aber bleibt durch alle Zeiten, durch alle Ewigkeit.
Die Blickrichtung moderner Menschen ist so falsch. Man könnte sagen, wie verblendet unsere Zeit ist: Sie kennt kaum noch moralische Werte, kaum noch etwas Höheres als Geld, Freizeit oder das Ausleben der eigenen Instinkte und Gefühle.
Wenn die Menschen wieder eine Ahnung davon hätten, dann müsste man doch eigentlich, wenn man nur über die Schöpfung nachdenkt, über das Wunder des Lebens, erkennen: Keiner kann sein eigenes Leben machen, niemand hat sich selbst geboren.
Heute habe ich mit einer Frau auf der Straße gesprochen. Sie sagte: „Ach, wissen Sie, wer soll denn Gott sein? Ich bin ein Mensch mit meinen Problemen und komme nicht mehr zurecht.“
Wenn die Menschen nur merken würden, was es bedeutet, sich Gott anvertrauen zu können! Gott wartet nur darauf, in ihrem Leben zu wirken.
Doch oft herrscht eine solche Überheblichkeit, dass selbst die kleinsten Kinder nicht mehr rufen: „Gott, hilf!“ Dabei bezeugt Gott sich an unserem Leben.
Die geistliche Situation der Gemeinde und die Notwendigkeit der Erweckung
Und jetzt bewegt es uns immer wieder, dass wir als Christen – wir meinen ja noch, wir würden die Fahne Gottes recht hochhalten – in Wirklichkeit aber so lau und halbherzig sind. Wir kennen kaum das Wort Gottes. Wie steht es bei uns mit der Liebe zu Gott? Wir sind im Gebet müde und tun gar nicht viel für Gott.
Es war damals ein ziemlicher Einschnitt, als die babylonische Gefangenschaft kam. Da haben die Leute eifrig gebetet, wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird.
Ich weiß noch, wie das war 1945: Wie die Menschen in die Kirchen strömten, um wieder Neuorientierung aus dem Wort Gottes zu suchen. Wie man gesungen hat: „Nun danket alle Gott.“ Wie plötzlich ein Parlament wieder in Bonn eingesetzt wurde. Wie wir uns gegenseitig anschauten, als die Schaufenster voll waren und wir wieder satt waren und essen konnten. Das Wunder wollte man nie vergessen.
Aber dann ging es wie bei uns beim Wiederaufbau. Man hat über all dem Wiederaufbau – auch in Jerusalem – Gott völlig auf die Seite geschoben. Das Haus war das Wichtigste, der Wohlstand war das Wichtigste, das Geld war das Wichtigste.
Und da hat Haggai, der andere Prophet, so gekämpft: „Jetzt baut doch wieder das Haus Gottes auf! Habt ihr denn gar nichts dafür übrig, dass Gottes Haus wüst liegt?“ Haggai sagt das wunderbar und erklärt: Erst dann wird es so sein, dass euer Geldbeutel nicht mehr löchrig ist, sonst fällt es durch. Ohne Gott hat doch alle Arbeit gar keinen Wert. Ohne Gott ist alles umsonst, was man anpackt.
Sacharja kämpft an der gleichen Front und will wieder eine geistliche Erneuerung – oder wir sagen mit einem biblischen Wort: Erweckung, Aufbruch, geistliches Leben. Dass die Menschen wirklich wieder mit Gott leben, und zwar von morgens bis abends in allem, was sie tun.
Die Bedeutung der Vision für die Gläubigen heute
Und das hat Saharja tief bewegt. Er wollte die Menschen immer mitreißen und sagte: „Bete doch, dass Gott in unserer Zeit etwas Neues tut.“ Es war nur eine kleine Schar von Betern, die sich noch zusammenhielten. Sie wollten für die Sache Gottes einstehen in einer glaubensarmen und gottlosen Zeit.
Für solche Menschen zeigt Saharja nun sein erstes Gesicht, das Gott ihm offenbart. Es ist ein Einblick für diejenigen, die fragen: „Was wird aus uns?“ Sie sehen um sich herum, wie immer weniger Menschen Gott fürchten, wie immer weniger nach den Geboten Gottes leben und wie das Wort Gottes mit Füßen getreten wird. Selbst in der Gemeinde Gottes wird nicht viel für die Ehre Gottes getan.
Was zeigt Gott zuerst? Eine stockdunkle Nacht. Das ist symbolisch zu verstehen. Sie kennen das aus der Offenbarung: In der Prophetenrede ist die Nacht immer ein Bild für Gottesfinsternis. Dabei ist nicht gemeint, dass Gott weg ist, sondern dass er sich vor uns verbirgt. Gott ist da, wir sind sogar von ihm gerichtet, aber wir können nicht mehr zu ihm gelangen.
Amos beschreibt diese Finsternis so, dass die Menschen von einem Kontinent zum anderen laufen und Worte Gottes suchen, aber keine mehr finden – obwohl das Wort Gottes noch da ist. Die Menschen haben die Bibel im Bücherschrank stehen und sitzen da, lesen alle möglichen Bücher, um Gott zu suchen, doch sie finden nicht den Weg, der zur Wahrheit führt.
Das ist furchtbar, wenn Gott Finsternis über das Land schickt. Dann laufen die Menschen durch die Straßen. Wir haben ja noch viele Lampen in der Nacht, aber wenn alles stockdunkel ist, wie können sie dann noch laufen? Sie sehen ihren Weg nicht mehr und können sich nicht mehr orientieren.
Die Vision der Reiter und die himmlischen Inspektionen Gottes
Ich sah in dieser Nacht, Vers 8. Und er sieht nicht, wie jetzt etwa in den Adventsverheißungen, dass Jesaja ein großes Licht gesehen hat. Jesaja 9, Vers 1: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Das war beim Jesaja die Ankündigung des Kommens Jesu.
Das Volk, das da oben in Galiläa lebt, kommt sonst in der Bibel kaum vor. Dieses Volk wurde damals, als Jesaja lebte, vom verheißenden Land abgetrennt und dem assyrischen Reich zugeschlagen. Jesaja 9 sagt: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Über denen, die im finsteren Land wohnen, scheint es hell.
Jesus trägt das Licht in die Dunkelheit. Er sagt: Ich bin das Licht der Welt. Das ist ein Adventswort.
Was sieht Sacharja hier? Er sieht eine ganz zarte Dämmerung am Horizont, ein Stück hinüber in die göttliche Welt. Man muss sich vorstellen, wenn wir heute Augen hätten, um den ewigen Gott zu sehen. Wir können uns Gott ja nicht wirklich vorstellen – und brauchen es auch nicht. Wenn wir die göttliche Welt sehen könnten, so wie die Offenbarung sie zeigt, würden wir die Schar der vollendeten Gemeinde sehen. Diese Gemeinde steht schon jetzt vor dem Lamm Gottes, dem gekreuzigten Jesus, singt Lieder und dankt ihm. Es ist ein Jubel.
Es gibt Momente, in denen man sich ein bisschen hineinversetzen kann, auch Erhebungen des Gefühls erlebt, wo man etwas von dieser himmlischen Welt ahnt. Aber hier sieht Sacharja nicht diese triumphierende Gemeinde im Lobgesang. Er sieht Reiter. Reiter.
Es ist immer wieder die Frage, was wir deuten können. Die Farben kann ich nicht deuten. Vielleicht versteht meine kommende Generation sie besser. Reiter im Talgrund, also richtige Horden von Pferden, schöne Pferde.
Israel hatte immer viel Angst vor Pferden, weil sie Streitwagen trieben. Die Ägypter hatten Pferde. Der erste König in Israel, der Pferde benutzte, war Salomo. Er kaufte sie – der Kaufpreis ist sogar in der Bibel noch festgehalten. Pferde waren immer eine Versuchung.
Jesaja sagt: Ihr blickt auf die Rosse Ägyptens, schaut nicht auf die Rosse Ägyptens, sondern auf den Herrn, den lebendigen Gott. Er ist mehr als die Gäule.
Oder wir erinnern uns an Ahab und Elija. Als Elija am Bach Krit war und eine große Dürre herrschte, schickte Ahab seine Booten aus, damit sie das letzte Heu für seine Pferde zusammenholten. Man kann heute noch diese riesige Stallung in Megiddo besichtigen – tief eindrücklich.
Es waren meist die gottlosen Könige, die auf die Macht der Pferde bauten.
Die schönste Beschreibung eines Pferdes finden wir im Hiob. Ganz am Ende wird das Vierer-Gespann der Pferde beschrieben, das Streitross, das wunderbar über die Fersen hinweg springt. Da muss dem Tierfreund wirklich Freude kommen.
Die Bedeutung der Pferde und die Botschaft der himmlischen Reiter
Was hat das hier für eine Bedeutung? Es sind himmlische Pferde – rote, braune und weiße Pferde – und ein Reiter auf dem roten Pferd. Der Seher fragt: „Was sollen diese Pferde? Was ist das?“ Er sieht das und dann sagt Gott: „Das sind meine Boten, die ich über die Erde schicke.“
Es ist ein Bild dafür, dass Gott seine Engelsboten rund um die Welt aussendet. Deshalb versteht man die Pferde nur als einen bildhaften Ausdruck, der gebraucht wird, damit wir etwas verstehen können. Gott zeigt, dass er rund um die Welt seine Inspektionen hat. Nun kehren seine Boten zurück, und man sieht das direkt – ein eindrucksvolles Bild. Es ist ja immer etwas Schönes mit Reitern und Pferden, oder? Sie springen aus dem Sattel, salutieren, grüßen.
Das ist der ewige Gott. Die Boten steigen herunter und verneigen sich tief. Der Reiter auf dem roten Pferd ist vorausgegangen. Nun fragt der Seher und sagt: „Ja, was war denn?“ Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, die Länder zu durchziehen (Sacharja 1,8-10).
Wir sind beobachtet. Gott kennt alles, was in dieser Welt geschieht. Wie sieht es in dieser Welt aus? Der Sprecher vergleicht es vielleicht mit dem Buckingham-Palast in England, wenn die königliche Garde salutiert und zum König fragt: „Was ist los, Groß?“ So ähnlich kommt die Nachricht: Alle Länder sitzen still, in der ganzen Welt schlafen sie.
Das ist die enttäuschendste Nachricht vor dem Thron Gottes: Niemand ist da, der sich für die Ehre Gottes einsetzt. Das ist wirklich die Lage der Welt. Damals war sie so, und darum gefällt mir diese Schau des Sacharja so sehr. Denn es wird einem immer wieder schwer, wenn man sieht, warum die Gemeinde Jesu so klein ist. Sie ist sogar so klein, dass sie selbst schläft, müde ist.
Alle Länder sitzen still. Wir haben alle Länder durchzogen, überall das Gleiche: Alle sind müde, so wie damals die Jünger im Garten Gethsemane einfach vor Müdigkeit eingeschlafen sind. Sie hatten so viel zu tun und waren alle so überbeschäftigt. Keiner ist da, der sich für die Sache Gottes hingibt und sich einsetzt.
Es ist ein hartes Gericht. Selbst mit den wenigen, die sich als Stützen halten, ist kein Staat zu machen. Gott weiß das und sieht es. Sie liegen ruhig, sie tun nichts, sie machen nichts. Heißt das bei Ihnen auch „liegen ruhig“ oder „sitzen ruhig“? Überall herrscht Ruhe. Überall herrscht Stille.
Gottes Eingreifen und die Fürbitte des Engels
Diese Lage: Es geschieht nicht viel, und da wird man oft müde und fragt sich, wie es jetzt weitergeht. In diesem Moment erscheint der Engel des Herrn, der vor dem Thron Gottes steht.
Gott hat – man muss sich das nicht zu bildlich vorstellen, es sind nur Symbole – neben seinem Thron einen Engel hingestellt, der Folgendes sagt. Und darüber staunt man: „Herr, Herr der Heerscharen“, heißt es, „wie lange willst du dich nicht erbarmen über Jerusalem?“
Auf der Erde schlafen die Gläubigen; die Gemeinde verschläft alles. Sie sind müde, matt und versagen. Aber Gott hat vor seinem Thron jemanden, der sagt: „Herr, jetzt aber los, jetzt musst du handeln.“
Gott hat sich einen Erinnerungsengel hingestellt – so, wie man sich einen Knoten ins Taschentuch macht, um sich an etwas zu erinnern. Dieser Engel muss nur sagen: „Herr, jetzt musst du deine Verheißungen einlösen.“
Sie müssen wissen: Gott erfüllt seine Verheißungen nicht, weil die Gemeinde so treu glaubt, sondern trotz allen Unglaubens. Er sorgt selbst dafür, dass seine Verheißungen nicht vergessen werden.
Ganz menschlich gesprochen ist dieser Engel derjenige, der vor dem Thron Gottes steht und sagt: „Herr Zebaoth, wie lange noch willst du dich nicht erbarmen über Jerusalem?“
Das Gebet um Erbarmen und die Bedeutung der Zeitspannen
Wir hatten ja am Sonntag bei Jesaja 63 gesagt: Darf man überhaupt so mit Gott reden? So drängerisch, mit Ausrufen wie „Komm doch herab! Reiß doch den Himmel auf!“ Und jetzt, bitteschön, doch – das darf man. Das hat Gott gern, wenn er bei seiner Ehre genommen wird.
Herr, du hast doch selbst in deinem Wort uns die Zusage gegeben, und ich komme deshalb und lasse dich nicht los. Es ist immer wieder schwierig, wenn wir von Gott etwas einfordern wollen – und so machen wir es oft. Ich erlebe das auch und habe große Mühe, auch immer wieder in seelsorgerlichen Gesprächen Leute wegzuholen, wenn sie ganz vernarrt sind und sagen: „Gott muss mir doch aus dieser wirtschaftlichen Krise helfen!“ Das muss er nicht.
Da gibt es keine Verheißung, so wenig, wie es eine Verheißung gibt, dass im Sommer die Freilufttreffen nicht verregnen können. Da kann man, glaube ich, viel sagen, aber das nützt dem Glauben nichts. Gott lässt seine Wolken regnen, wie er will, und da steht eben nichts in der Bibel. Da sagt man, wenn ein frommeres Fest ist, dann fällt eben kein Regen – und da gibt es so falsche Verheißungen, die man aus der Bibel herausliest. Man muss aufpassen.
Aber es gibt doch solche Verheißungen: „Mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen.“ Gott will, dass allen geholfen wird. Und wenn sie so beten: „Herr, jetzt komme ich für meine Enkel. Und da will ich dich fordern, und da lasse ich dich nicht los. Du hast doch gesagt, dass du den Müden erquickst. Und ich bitte dich jetzt für meinen Freund, und ich komme zu dir, dass du ihn erquickst nach deiner Verheißung.“ Das hat Gott gern.
Sie dürfen die Verheißungen Gottes entlangbeten, weil auch so im Himmel gebetet wird. Da sind die Engel, die Gott an seine Weisung erinnern. Und vor allem geht es darum, dass nach siebzig Jahren – das war ja die Spanne, die Gott vorhergesagt hat – nach siebzig Jahren hört das Gericht auf.
Das ist ganz wichtig, weil ich Ihnen am nächsten Dienstag das nächste aus dem Buch Sacharja zeigen werde, nur damit man ein bisschen hineinsehen darf in den Propheten und sie auslegen kann. Diese siebzig Jahre haben eine ganz tiefe Bedeutung. Gott hält sich auch an seine Termine. Das hat ja manche immer wieder dazu verführt, dass sie auch gerne die Wiederkunft Jesu schon berechnet hätten, weil da auch so Zeitspannen genannt sind.
Gott hat sie ganz bewusst so genannt, dass wir sie nicht entschlüsseln können. Wir werden nur später einmal sehen, dass auch diese Zeitspannen ganz genau von Gott bemessen waren und von den Menschen überhaupt nicht beeinflussbar waren.
Die Zeit der Zerstreuung des Volkes Israels, die Zeit der Sammlung der Gemeinde, die Zeit, die den Heidenvölkern bleibt zur Bekehrung – bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist – das sind alles bei Gott feste Spannen.
Und man liest ja immer wieder in der Offenbarung von „noch eineinhalb Monate“. Was sind das für Monate? Sie brauchen nicht darüber zu rätseln, denn Jesus hat gesagt, er selbst wüsste es nicht. Aber es sind bei Gott feste Zeitspannen.
So war es auch hier: Diese siebzig Jahre waren gegeben und hat Gott eingehalten. Nach siebzig Jahren war sein Volk wieder frei und durfte zurückkehren.
„Du musst dich doch erbarmen über Jerusalem, über die Städte Judas, über die du zornig bist schon siebzig Jahre.“ Gott sieht auch die Not des Gottesvolkes, und darum gibt es Erweckung – weil Gott selber diesen Zustand nicht will.
Und da dürfen wir auch beten: „Herr, jetzt erbarme dich über unsere gottlose Stadt, über unsere müden Gemeinden, über so viel Schläfrigkeit in unserem eigenen Glaubensleben. Gib uns wieder neues Feuer, neue Hingabe und neue Freude.“
Die Wächter auf den Mauern Jerusalems und die biblische Hoffnung
Das Bild kommt ja noch einmal vor. Ich habe früher schon gern darüber gepredigt und sogar ganze Adventspredigten über das Kapitel gehalten, in dem von den Wächtern die Rede ist, die Gott aufgestellt hat. Wo genau steht das? In Jesaja 62. Wollen Sie es aufschlagen? Vielleicht Jesaja 62, die zukünftige Herrlichkeit.
Und da ist jetzt der Gerhard Ellermann schuld mit seinem schönen Adventsspiel. Da hieß auch beim Thorntonwalder der Esel Heftzibar. Ich habe mich immer gefragt: Wo ist ein Heftzibar? Heftzibar, das kommt aus dem Hebräischen. Ich habe meinem Schwiegersohn Michael natürlich gleich gesagt: Jetzt musst du mir die Heftzibar finden. Obwohl er Schallah hatte, hat er Hepzibah gefunden.
Er hat gesagt: Wo ist Hepzibah? Es gibt zwei Stellen in der Bibel, wo Hepzibah vorkommt. Das ist die Herrlichkeit des Neuen Zion, heißt Hepzibah. Bei uns ist dieses Wort nicht gebräuchlich, aber in Südafrika heißen viele Reichsgottes-Einrichtungen Hepzibah. Das ist die neue Herrlichkeit des himmlischen Jerusalem, die Gott schenken wird – die vollendete Gemeinde. So wie wir von der Tochter Zion reden, das sind solche gefüllten, bildhaften, schönen Dichterworte.
Da heißt es: Du wirst eine schöne Krone in der Hand des Herrn sein, ein königlicher Reif in der Hand Gottes. Wir werden ein Schmuckstück Gottes sein – diese müde Gemeinde, diese verlogene, diese heuchlerische Gemeinde, diese bigotte Gemeinde wird von Gott so sein wie eine Braut, die im Brautschmuck erscheint. So wird Gott einmal noch einmal sein Jerusalem bauen, nach allem Gericht, das darüber hinweggeht.
Und dann kommt Vers 6: „Oh Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen, die den Herrn an seine Verheißungen erinnern: Herr, du musst doch Jerusalem ernähren!“
Wenn Sie mit mir in Jerusalem auf den Zionsfriedhof gehen, gleich unter der Amitio-Abtei auf dem evangelischen Friedhof, dann finden wir dieses Wort auf dem Grabstein vom ersten Bischof von Jerusalem, Alexander: „O Jerusalem, ich will Wächter auf deine Mauern sein.“ Er starb 1848. Der Mann hat das gewusst.
Wir wollen wieder in Jerusalem sein, damit die Verheißungen Gottes eingelöst werden. Das war 40 Jahre, bevor der Zionismus begann, oder 50 Jahre, bevor der Plan entstand, dass die Juden wieder zurückkehren und ihren Staat aufbauen. Es waren zuerst die bibelgläubigen Evangelischen aus der anglikanischen Kirche und aus den deutschen Kirchen, die sich Jerusalem ausgesucht haben. Unser Konrad Schick wartete auf die himmlische Stadt.
Da heißt es doch, dass Jerusalem das Trösten ist, das ist unser aller Mutterhaus – auf einem Grabstein. Sie hatten eine Sehnsucht, dass diese neue Welt Gottes doch wieder jetzt in Jerusalem anbricht. Und da wollten sie auf den Mauern ein Teil dieser Wächter sein. Sie wollten nicht irgendeinen menschlichen Staat aufbauen, sondern dass Gottes Verheißungen mit Israel zu Ende kommen.
Deshalb sind auch die meisten Grabsteine arabisch, jüdisch und deutsch. Lasst ihm keine Ruhe, dieses Drängen: Lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und er setze zum Lobreisen werden. Es waren die Greschona-Leute, die unter der geistlichen Führung von Spittler diese Schau hatten.
Leider ist das heute bei den meisten vergessen. Das war eine echte Jerusalem-Begeisterung, die biblisch war, Hoffnung für Jerusalem. Und die vielen Spuren von den Schnellers angefangen, über all die Gründungen und immer wieder die biblische Tiefe.
Morenland wird seine Hände ausstrecken nach Gott, steht da drauf. Da ist eine Äthiopierin – ein Missionar der Äthiopierin, die in Jerusalem gestorben ist. Also die ganzen Erfüllungen der prophetischen Verheißungen haben sie im letzten Jahr in Jerusalem gesehen.
Das ist unsere Aufgabe: Gott an die Verheißungen zu erinnern.
Die Verheißungen Gottes als Grundlage des Glaubens
Und denken Sie darüber nach, warum mir die Verheißungen der Bibel so wichtig sind und warum wir sie in unseren Bibeln mit dem Rotstift oder auf eine andere Weise markieren. Gott hält sich daran. Er kann eher eine Frau vergessen, die ihr Kindlein stillt, als dass er sich nicht über den Sohn seines Leibes erbarmt. Und selbst wenn sie ihn vergäße, so würde Gott doch uns nicht vergessen.
Darauf können Sie sich im Gebet stützen und sagen: „Lieber Herr, jetzt komme ich!“ Ihr Glaube muss sich an den Verheißungen Gottes orientieren. Dann haben Sie einen festen Bibelglauben und eine Grundlage für Ihr Gebet.
Beten Sie beim Bibellesen oder lesen Sie die Bibel betend und suchen Sie die herrlichen Verheißungen. Es heißt: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen.“ Wenn Sie sagen: „Herr, jetzt komme ich!“, obwohl es ganz dunkel um Sie ist und Sie nicht mehr wissen, wie es weitergeht, dann ist es ein großes Geschenk, dieses Wissen zu haben und von der Güte Gottes umgeben zu sein.
Sie müssen wissen: Die Worte Gottes sind nicht vergeblich gesprochen, auch wenn es in unserer Zeit anders erscheinen mag. Unsere oberflächliche und oft unaufmerksame Zeit ist geprägt von Menschen, die kein Ohr mehr für Gottes Wort haben. Doch Gottes Wort, wie es in Jesaja 55 heißt, kann nicht leer zurückkommen. Es ist wie der Regen, der das Land durchfeuchtet, sodass Pflanzen wachsen, der Same keimt und alles gedeiht.
So ist es auch mit dem Wort Gottes. Wenn Helfer in der Kinderkirche es unter den Kindern ausstreuen, dann geht es auf. Das wird Folgen haben, wenn die Kinder ihre Bibel lesen oder zur Bibelstunde kommen. Das Wort Gottes wird ihr Leben verändern.
Gott kann an ihrem Gewissen, an ihrem Herzen und an ihrem ganzen Charakter arbeiten. Er kann sie umformen. Das Wort Gottes wird nicht leer bleiben. Es ist mächtig.
Tröstliche Worte Gottes trotz der traurigen Lage
Und jetzt haben wir noch ein bisschen Zeit, aber wir dürfen uns nicht verlieren. Es ist trotzdem schön.
Vers 13: Und der Herr antwortet dem Engel, der mit mir redet, mit freundlichen und tröstlichen Worten. Sehen Sie, in der Welt sieht es so traurig aus, und in der Gemeinde Gottes ist es zum Erbarmen traurig, weil so viel Versagen da ist. Trotzdem finde ich, dass wir nicht dauernd klagen sollen. Wir sollen gar nicht klagen.
Der Herr sprach tröstliche und freundliche Worte. Gott will uns aufrichten, nicht erdrücken. Manche führen ein verkrampftes Christenleben. Sie laufen immer herum, als wären sie dauernd Kulis. So will Gott seine Kinder aber nicht haben. Er will sie aufrichten und fröhlich machen, obwohl natürlich viel Schaden an uns ist.
Er sprach tröstliche und freundliche Worte: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“ So hat Paulus erfahren, dass Gott mit ihm sprach und sagte, dass er den glimmenden Docht nicht auslöscht. Gott hat ein so erbarmendes Herz, so gütig.
Wenn Sie ein anderes Gottesbild haben und sagen, Ihr Vater war streng und hat immer mit der Rute geschlagen wie der Knecht Ruprecht, dann müssen Sie die Bibel lesen. Dort zeigt sich das erbarmende Herz Gottes. Auch hier redet Gott tröstliche und freundliche Worte.
Übrigens: Glaube kann nur durch freundliche Worte übermittelt werden. Aber sobald wir zum Glauben kommen, wirken diese freundlichen Worte dennoch erschreckend in uns. Das liegt an unserer eigenen Bosheit.
Aber wie war das bei Jesus? Wie viele gütige Worte hat er gesprochen? Wie viele Wohltaten hat er getan, durch die die Menschen ihn und seine Gnade erkannt haben? Manchmal ist es merkwürdig, wie etwa Petrus es erlebt hat: Nachdem ein Netz voller Fische gefangen war, stieg er nicht einfach aus und sagte: „Klasse, jetzt bin ich glücklich.“ Sondern er sagte: „Herr, jetzt sehe ich erst meine Sünde über der Wohltat Gottes.“
Am tiefsten sieht man seine Schuld, wenn man Gottes Liebe und Güte erfährt. Das ist ganz wunderbar. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns immer in diese Gnade hineinversenken. Seine Gnade ist jeden Morgen neu. Sein Erbarmen ist so groß wie das eines Vaters über seine Kinder.
Manche haben Angst und sagen, das würde die Menschen lässig und vielleicht auch überheblich machen, wenn man ihnen immer die Güte Gottes schenkt. Das ist nicht wahr. Man darf Menschen die Liebe Jesu so vor Augen malen, den guten Hirten, bis sie sagen: „So kann ich ja alles erlauben.“ Nein, das wird viel stärker wirken. Die Güte bewegt Menschen, und die Liebe erweicht uns.
Deshalb redete der Herr auch mit Sahaja freundliche Worte, obwohl man doch schimpfen müsste. Obwohl man sie doch zusammenstauchen müsste, so dass ihnen kein Schuh mehr passt. Macht er nicht.
Gottes Eifer und Zorn für sein Volk
Und der Engel, der mit mir redete, sprach in Vers 14: „Predige uns, Herr, was soll ich denn predigen?“ So spricht der Herr: „Ich eifere, Gott eifert.“
Das soll sie auch begleiten, damit sie wissen: Wenn ich schlafe, eifert Gott. Er lässt seine Sache nicht dem Feind überlassen. Der Teufel darf nicht siegen. „Herr, lass das Werk doch nicht untergehen.“ Manchmal fühlt es sich an wie ein zusammenfallendes Haus, und ich muss noch die letzten Stützen halten. Das ist töricht, denn Gott lässt seine Sache nicht untergehen.
Er eifert mit großem Eifer für sein Volk, für Zion und für Jerusalem. Es sah ja wirklich so aus, als hätte Gott Jerusalem vergessen, als hätte er sein Volk vergessen. „Ich ereifere“, sagt er. „Ich bin sehr zornig über die stolzen Völker.“ Doch auch der Zorn Gottes will nur zum Heil führen.
Am Sonntag wurde davon gesprochen, dass es Gerichtsseiten Gottes gibt, in denen Gott mit uns hart umgeht. Aber sie führen uns alle zum Heil. So war es auch bei der Tempelreinigung, als Jesus die Wechselertische umstieß, damit die Menschen wieder zum Wesentlichen vordringen. Auch manche Schwere, die in unserem Leben passiert, sollten wir so verstehen: Gott kann sehr hart mit uns reden.
Ich sagte am Sonntag, er kann uns den Weg versperren, er kann uns Dinge aus der Hand schlagen, er kann uns auflaufen lassen, gegen eine Wand rennen lassen. Und ich spüre, dass bei frommen Leuten die Frage oft nicht mehr gestellt wird: „Warum geht Gott so hart mit mir um?“ Denn er will uns über diese Dinge zur Besinnung rufen.
Es geht nicht um das Schaffen, das Wirken oder das Umtreiben. Aus der Stille will er uns vielleicht sagen: Deshalb kann Gott uns manchmal matt setzen, so wie es Paulus erlebt hat. Gott sagt dann: „Das Entscheidende mache ich doch in deinem Leben.“
Gott kann zornig sein, aber er eifert um das Heil seines Volkes. Er will die stolzen Völker mattlegen. „Ich war nur ein wenig zornig, aber sie halfen zum Verderben.“ Er will sich wieder mit Erbarmen seinem Volk zuwenden, und er will das heute auch wieder tun.
„Sie sollen wieder meine Städte mit Überfluss haben, ein Gut. Und der Herr wird Zion wieder trösten und wird Jerusalem wieder erwählen.“
Ermutigung durch Gottes Wirken in der Gemeinde
In diesen Tagen zeigt sich eines der schönsten Beispiele für das Wirken Gottes, wie es etwa bei den Frauenfrühstückstreffen geschieht.
Was wird auch in unseren Bibelkreisen, Bibelgruppen und bibeltreuen Kreisen geplant und erarbeitet? Bei den Frauentreffen ist plötzlich etwas entstanden, oft ohne dass man es richtig bemerkt hat. Dieses Etwas ist so kraftvoll, dass die Menschen die klare Botschaft des Evangeliums kaum fassen können.
Gott zeigt uns manchmal wieder seine Macht und schenkt neues Leben. Dabei geht es nicht darum, dass wir es schaffen oder leisten. Sie dürfen gern Ruhe finden, doch das Wesentliche geschieht nicht durch unser Tun, sondern durch den Herrn, der sich seinem Volk zuwendet.
Dieser Abschnitt ist mir in meinem Leben sehr wichtig gewesen. Ich glaube, ich habe ihn bei Ihnen noch nie ausgelegt. Schon früh habe ich ihn geliebt, und er hat mich in meiner gesamten Arbeit begleitet. Er hat mich sehr ruhig gemacht und mir gezeigt, dass man die Frucht einer Arbeit nicht immer sofort sehen muss.
Viel von dem, was wir heute ernten dürfen, geht zurück auf jenen Bibelhauskreis, der damals vom Herrn Hiller in der Neffstraße während des Dritten Reiches abgehalten wurde. Dort versammelten sich treue Bekenner. Es war nicht viel, was damals geschah.
Doch man kann immer wieder sagen: Da war etwas, und man wird die Spuren sehen. Gott weiß genau, wann er Leben schenkt. Er eifert auch über unserer Stadt, über unser Eigen und über unser Leben. Gott will noch viel Großes tun; er gibt die Sache nicht auf.
Das soll uns ermutigen. Auch das ist ein Zeichen. So, jetzt singen wir noch ein Lied!