Einführung in das Thema der Weltgeschichte und Gottes Handeln
Jesaja 25 wollen wir heute unserer Besinnung zugrunde legen. Es ist das Danklied der Erlösten nach dem Gottesgericht. Die Kapitel 24 und 25 behandeln die dunkle Weltgeschichte und zeigen, wie Gott in der Weltgeschichte nach dem Gottesgericht handelt.
„Herr, du bist mein Gott, dich preise ich, ich lobe deinen Namen, denn du hast Wunder getan. Deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig. Denn du hast die Stadt zum Steinhaufen gemacht, das ist Babel, die widergöttliche, antichristliche Stadt, die feste Stadt, die in Trümmern liegt. Die Paläste der Fremden sind zerstört, denn sie sind nicht mehr eine Stadt und werden nie wieder aufgebaut.“
Darum ehrt dich ein mächtiges Volk. Die Städte gewalttätiger Völker fürchten dich, denn du bist der Geringen Schutz gewesen, der Armenschutz in der Trübsal. Du bist eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze.
Wenn die Tyrannen wüten wie ein Unwetter im Winter, wie die Hitze in der Zeit der Dürre, demütigst du des Fremden Ungestüm. Wie die Hitze bricht durch den Schatten der Wolken, dämpfst du den Siegesgesang der Tyrannen.
Nun kommen die Verse, die eigentlich heute unser Predigttext sein sollen.
Gottes Verheißung des großen Mahls und der Befreiung
Und der Herr Zebaoth wird auf diesem Berg, dem Berg Zion in Jerusalem, allen Völkern ein reichliches Mahl bereiten. Es wird ein Mahl sein von reinem Wein, von Fett, von Mark und von Wein, in dem keine Hefe ist.
Er wird auf diesem Berg die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind. Diese Hülle sind die Heidenvölker, die Gojim. Ebenso wird er die Decke entfernen, mit der alle Heiden zugedeckt sind.
Er wird den Tod für immer verschlingen, und Gott, der Herr, wird die Tränen von allen Gesichtern abwischen. Zum ersten Mal steht dies in der Prophetie beim Jesaja, und es findet sich später in der Offenbarung wieder.
Gott wird die Schmach seines Volkes in allen Ländern aufheben. Denn der Herr hat gesagt: „Zu jener Zeit wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hoffen, der uns hilft. Das ist der Herr, auf den wir hoffen. Lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.“
Die Vision des Johannes auf Patmos und die Macht des auferstandenen Christus
In der griechischen Ägäis gibt es eine kleine Felseninsel namens Patmos. Dorthin wurde einst der Jesus-Jünger Johannes im hohen Alter zwangsdeportiert. Verantwortlich dafür war der römische Kaiser Diokletian, ein sturer Herrscher, der sich in Rom immer wieder mit rauschenden Kultfesten als den einzigen ewigen Gott feiern ließ.
In all seinen Provinzen bis in die entlegensten Winkel schickte er seine Soldaten aus und befahl, dass jeder niederfallen und ihm, seinem Standbild, Opfer bringen müsse. Johannes war damals in Ephesus der Leiter der dortigen Christengemeinde, die von Paulus gegründet worden war und noch nicht sehr alt war.
Es herrschten furchtbare Verfolgungen, und viele Christen kamen ums Leben. Man kann sich vorstellen, wie groß die Angst in dieser kleinen Gemeinde war. Es gab nur eine Weltmacht, und diese jagte die schwachen, ohnmächtigen Christen erbarmungslos.
Dann hatte Johannes eine Vision, die Offenbarung. Diese beginnt mit einem Posaunenstoß, einem riesigen Laut. Er hört eine Stimme, dreht sich um und spürt eine Hand auf seiner Schulter. Er will sehen, wer diese Gestalt ist. Doch das, was er sieht, ist so grell, so hell, so mächtig und groß, dass er es kaum fassen kann. Vor Angst und Schrecken fällt er nieder wie ein Toter.
Diese Gestalt ist der auferstandene Christus. Er sagt zu Johannes: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“
Ich wünsche, dass Sie dies heute so entdecken, wie es Johannes damals erlebt hat.
Die Überlegenheit Jesu über alle Mächte und die Einladung zur Begegnung
So groß wie Jesus, der Herr, ist nichts sonst in der Welt – auch nicht die Angst, die sie bedrängt, auch nicht die Krankheit und auch nicht die Macht des Todes. Jesus ist so gewaltig und so groß. Es ist wie ein Vorhang, den man nur wegschieben muss – das ist diese sichtbare Welt.
Um uns herum, in der unsichtbaren Welt, ist jetzt Christus, dem alle Macht und alle Gewalt gegeben sind, im Himmel und auf Erden. Hinter dieser Frühlingsblüte, hinter den Sonnenstrahlen steht die Macht des auferstandenen Jesus. Er ist größer als alles andere. Und er will sie gewiss machen.
So wie er Maria Magdalena begegnet ist und wie er dem Thomas begegnet ist, will er auch ihnen begegnen. Er will zu ihnen reden. Damit sie nicht zu sehr erschrecken, spricht unser Herr durch Boten, er spricht durch sein Wort.
Aber das geschieht ja, und ich weiß: Bei vielen von Ihnen ist das Geschehen. Sie sagen: „Ich bin Christus begegnet, ich weiß, er lebt, er ist auferstanden, er ist der Herr auch über mein Sterben.“ Sie haben entdeckt, wie Jesus so stark ist, dass er ihr Leben verwandelt und verändert.
Das Einzige, wovon Christen eigentlich nur reden sollen, ist von ihm – von Jesus, vom Auferstandenen. Wenn das Christen nicht mehr können, sollen sie den Mund halten und Türen zumachen. Das Einzige, was uns Recht gibt, morgens mit Glocken zu läuten, ist: Wir haben eine Botschaft, die unerhört und gewaltig ist.
Diese Kraft des Auferstandenen ist so groß und so mächtig wie ein großer Strom, der alles mit sich reißt.
Die drei großen Kraftbewegungen in der Weltgeschichte
Oetinger, der große Denker aus Weinsberg, hat es folgendermaßen ausgedrückt: Es gibt drei große Strömungen, drei Kraftbewegungen in der Welt.
Die erste ist die Schöpfung. Da sieht man, was alles ist: das Weltall, die Bewegungen der Planeten. Gott hat diese erste Bewegung gemacht. Diese Bewegung atmen wir mit dem Leben ein. Sie ist die Kraft, durch die wir Kinder zeugen können. Alles, was lebt, lebt durch diese Schöpfungskraft.
Oetinger sagt weiter, es gibt eine zweite Kraft. Diese zeigt sich, wenn Jesus am letzten Tag wiederkommt. „Siehe, ich mache alles neu“, heißt es dann. Sonne und Mond verlieren ihren Schein, die Elemente zerschmelzen, und Gott schafft noch einmal eine ganz neue Welt – einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Nun beschreibt Oetinger eine dritte Bewegung. Sie ist genauso stark und kräftig wie die beiden anderen. Es ist die Auferstehungskraft. Gib ihr Raum in deinem Leben und lass sie wirken – die Kraft des auferstandenen Jesus.
Was schwache Menschen im Namen Jesu getan haben, geschah in der Kraft der Auferstehung Jesu. Es waren fehlbare, sündige Menschen, begrenzt und kleinkariert, die oft mit ihren Ansichten nicht sehr weit waren. Doch Christus hat sie benutzt und durch sie Ewiges gewirkt.
In dieser Auferstehungskraft sollen wir wirken. Unser Leben soll heute auf dieser Kraft stehen.
Die dunkle Weltgeschichte und das Gottesgericht
Aber was ist nun mit der unheimlich dunklen Weltgeschichte? Müssen wir uns jetzt den Fernseher wegnehmen und sagen: Schaut euch diese schrecklichen Bilder von Flüchtlingsströmen an und all das, was uns in der Welt immer wieder niederdrückt?
Gott hat das gezeigt, nicht nur dem Johannes. Er hat es schon dem Jesaja offenbart. Jetzt sollten Sie Ihre Bibel zur Hand nehmen. Das Kapitel 24 haben wir bisher nicht gelesen. Wenn Sie es lesen, könnte man meinen, die Wasserstoffbombe sei explodiert. Über die Welt geht das Gottesgericht.
Doch es ist nicht so, dass wir Gott dafür haftbar machen könnten. In dieser von Gott schön geschaffenen Welt wütet die Gottlosigkeit der Menschen (Vers 5). Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern. Sie übertreten das Gesetz, ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund Gottes.
Deshalb kommt es in der Welt zu diesen Katastrophen und furchtbaren Dingen (Vers 6). Darum frisst der Fluch die Erde, und büßen müssen es die, die darauf wohnen. Die Bewohner der Erde nehmen ab, sodass nur noch wenige übrig bleiben. Die Kultur stirbt ab. Unter den schrecklichen Lebensumständen stirbt die Menschheit ab.
In Vers 20 heißt es: Die Erde wird taumeln wie ein Betrunkener und wird hin und her geworfen wie eine schwankende Hütte. Denn ihre Missetat drückt sie so sehr, dass sie fallen muss und nicht wieder aufstehen kann.
Die Erkenntnis der Schuld und die Einladung zum Fest
Wenn wir vom auferstandenen Jesus sprechen, dann haben wir auch den klaren Blick, um alle Menschenschuld deutlich zu erkennen. Wir sehen nicht mehr alles grau in grau, sondern leiden unter all dem, was wir ohne Christus tun.
Wir bekommen ein Gespür für die Zerstörungsmächte, die wir in unserem eigenen Leben und in unserem Herzen immer wieder erfahren. Dabei geht so viel durcheinander, und das zerstört die Welt um uns herum.
Jetzt erzählt Jesaja Gott, offenbart und teilt mit: In dieser unheimlichen Menschenwelt, die ihrem Untergang entgegengeht, lädt Gott zum großen Fest ein. Die jungen Leute singen so gern das Lied: „Gott lädt uns ein zu seinem Fest, kommt, lasst uns gehen.“
Wie oft hat Jesus das Bild vom großen Abendmahl, vom Hochzeitsmahl erzählt! Da gehen die Boten hinaus und laden ein. Doch die Leute sagen: „Entschuldige, ich kann nicht kommen, ich habe gerade einen Joch Ochsen gekauft und muss ihn zuerst ansehen.“ Andere haben etwas anderes vor.
Dann sagt der Herr: „Dann geht an die Hecken und Zäune und ladet sie ein, hereinzukommen, damit mein Haus voll wird.“
Gottes großer Plan in dieser unheimlichen Weltgeschichte ist es, Menschen aus allen Nationen und Völkern zu seinem großen Freudenmahl einzuladen. In der Offenbarung wird deutlich gesagt, dass dieses Fest in der Ewigkeit in vollendeter Weise gefeiert wird.
Das himmlische Festmahl als Zeichen der Hoffnung
Wir können Feste schon sehr schön gestalten, besonders Hochzeitsfeste. Wenn die Israeliten Hochzeit gefeiert haben, dann sieben Tage lang ohne Ende. Das war ein Jubel, eine große Freude und ein kleiner Vorgeschmack auf die himmlische Festesfreude, wenn Gott einlädt und sagt: „Komm doch her!“
Das beschreibt er hier: Gott, der Herr Zebaoth, wird auf diesem Berg den Völkern aller Nationen der Welt ein Mahl machen. Dort werden die kostbarsten und leckersten Gerichte dargeboten.
Unsere Essgewohnheiten haben sich im Vergleich zu den Orientalen etwas verändert. Wir sind gesundheitsbewusster geworden und müssen uns oft abgewöhnen, fettige Speisen zu essen, weil wir sie nicht mehr so gern mögen. Essen ist zwar gut, aber hier wird das, was gut schmeckt, in Fülle dargereicht.
Was bietet Gott an? Er schenkt uns das, was wir heute schon von ihm bekommen: Vergebung, die Zusage der Kindschaft – ich gehöre ihm. Er gibt uns seinen Geist, der uns ernährt. Er will uns mit seiner Liebe überschütten. Wir sind vor ihm eingeladen, in einer heillosen Welt still zu sein und die Gaben zu genießen, die er uns darreicht.
Freigesprochen und losgelöst zu sein – das ist eine merkwürdige Sache. Heute haben viele Menschen die Idee, sie könnten die Welt verwandeln. Ich weiß nicht, ob wir die Welt wirklich verwandeln können. Das Größte ist, wenn wir in dieser Welt ein Stück weit die Herrschaft Gottes ausbreiten und Menschen hineinnehmen in die Festesfreude seines großen Mahls. Dieses Mahl wird jetzt schon gefeiert und dann einmal in der Herrlichkeit ganz vollkommen sein.
Die Hoffnung auf die zukünftige Vollendung und die Rolle der Gemeinde
Dieser Johannes, der auf Patmos war, schreibt in einem Brief an seine Gemeinde in Ephesus oder an die Christen, die irgendwo in der Provinz Asien lebten.
Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber: Wenn es erscheinen wird, werden wir Jesus gleich sein und wir werden ihn sehen, wie er ist. Das ist die Freude der Gemeinde.
Wir sind nicht diejenigen, die über alle Missstände der Welt klagen. Stattdessen sind wir Menschen, die sich vom auferstandenen Jesus umwandeln lassen wollen. Wir möchten ihm gehorsam sein, seinen Dienst tun und Zeugen der Gerechtigkeit, der Liebe, des Heilens und des Helfens sein.
Der erste Psalm heißt: „Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses.“ Wie will der Herr sie beschenken? Er bereitet uns den Tisch im Angesicht der Feinde, schenkt uns voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.
Mit dem auferstandenen Jesus in einer heillosen Welt zu leben, ist eine große Zusage. Das schwere Leid hat keine Macht mehr.
Nächster Punkt
Die Überwindung des Leids durch die Nähe Gottes
Das schwere Leid hat keine Macht mehr. Auffallend ist, dass Jesaja in seiner großen Schau von der Zukunft der Weltgeschichte auch die Riesenverwüstungen und Umwälzungen sieht, bei denen die ganze Welt zerbricht und zerberstet. Dabei erkennt er, dass auch die Treuen Gottes Tränen in den Augen haben.
Es ist immer wieder interessant in der Bibel, dass Gott auch das Kleine und Unbedeutende wahrnimmt. Das zeigt, dass auch wir in diesem Leben oft sehr schwer geprüft werden. Viele Menschen, die das Osterfest nicht fröhlich feiern können, sind bedrückt oder verzweifelt.
Sie kennen sicher viele liebe Menschen, die so empfinden. Sie wissen um all die Zusagen unseres Herrn, doch die Todesmacht, die Krankheitsmacht, das Leiden und die Enttäuschung sind oft zu stark. Diese Themen finden sich auch häufig in den Psalmen wieder. Dort heißt es zum Beispiel: „Du fasst meine Tränen in deinen Krug, ohne Zweifel zählst du sie.“ Gott vergisst nichts und übersieht nichts.
Beim König Hiskia steht: „Ich habe deine Tränen gesehen.“ Gott sieht deinen Schmerz. Auch wenn die Menschen achtlos vorübergehen, sieht Gott den in der Stille beweinten Schmerz. Maria Magdalena, die verzweifelt war, sagte: „Sie haben meinen Herrn weggenommen.“ Gott sieht all die Verzweifelten durch die Jahrhunderte hindurch. Er kennt deine Tränen und deine Verzweiflung.
Es gibt viel Trauer, auch nach Ostern. Denn wir leben noch in dieser Welt, die neue Welt ist noch nicht sichtbar angebrochen. Wir haben sie nur im Glauben, aber noch nicht im Schauen.
Gottes Schutz und Trost inmitten von Chaos und Bedrängnis
Gottes Wort sagt, dass man mitten in diesem Chaos eine große Erfahrung machen kann. Ein hebräisches Wort, das in diesem Zusammenhang verwendet wird, ist „Tohu“. Aus „Tohu-Wabohu“ entsteht das Chaos, eine Macht, die wieder über die Welt kommt.
Mitten darin hat Israel erlebt – und so dürfen auch wir es erleben –, dass Gott der Schutz der Geringen ist. Er ist der starke Schutz in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, wenn die Blitze einschlagen und der Regen niederprasselt. Er ist ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wie ein Unwetter im Winter wüten oder wie die Hitze in der Dürrezeit.
Immer wieder zerbricht Gott die Macht, die unseren Glauben niederdrücken will. Er zerbricht die unheimliche Macht der Tyrannen. Das ist ein immer wieder neu erlebtes Wunder. Dieses Wunder haben die Menschen nie fest in der Hand.
Auch wenn sie heute sagen – so erzählen es Schwerkranke immer wieder –, dass sie gestern so fröhlich, frei und voller Glaubensmut waren, und heute ist alles wieder weggewischt.
Doch der auferstandene Jesus geht vor uns her, auch in den schlimmsten Traurigkeiten, in den dunkelsten und finstersten Zeiten. Er spricht zu uns und gibt uns den schützenden Halt seiner Nähe und seinen Frieden.
Er schenkt uns den Mut, sodass wir am Ende den Tod verachten und uns getrost in die Hände Jesu befehlen können. Ganz gleich, was uns heute bewegt – Ängste, Sorgen oder Nöte –, „Er, der Herr, lebt“.
Das schwere Leid können wir überwinden, nicht weil wir selbst die Kraft dazu hätten. Niemand hat je die Kraft allein besessen. Es ist der auferstandene Christus, der uns befähigt und stark macht.
Die Zuversicht und der Lobpreis inmitten von Leid
In den ersten Versen dieses Kapitels 25 steht es so schön geschrieben: „Herr, ich preise dich“, und das mündet in großen Jubel.
Das wird einmal in der Ewigkeit so sein, dass es in den Liedern gesungen wird. Es ist ja auch immer wichtig, welchen Text wir singen. Und was wird der Text in der Ewigkeit sein? Dass wir sagen: Herr, dein Wort ist wahr gewesen, du hast uns nicht betrogen. Jede Zusage hast du erfüllt, deine Hand war nie zu kurz.
Wir haben oft gemeint, wir wären verloren und verlassen – das stimmt nicht. Wir haben es erlebt: Du hast uns herausgeführt.
Ich habe gestern noch ein Büchlein geblättert und hätte Ihnen am liebsten noch einmal daraus vorgelesen. Es handelt sich um Briefe gefallener Soldaten, wie sie in ihren Abschiedsbriefen nach Hause geschrieben haben. Bis ins schlimmste Trommelfeuer hatten sie einen Frieden. Das war unbegreiflich, wie plötzlich der Herr ihnen diesen Frieden gegeben hat.
Und sie ziehen ihre Straße fröhlich, auch wenn sie wissen, dass sie nicht mehr zurückkommen. Das ist Osterfreude: Mein Leben ist ein großer Osterchoral zur Ehre des Herrn, dem ich gehöre.
Dann steht dort erstmals, dass Gott sogar die Tränen abwischt, dass er sich darum kümmert. Er nimmt keine Engel zu diesem Geschäft, er will es selbst tun. Eine ganz persönliche Beziehung. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das laufen sollte.
Aber wir nehmen unsere Tränen mit bis in die Ewigkeit. Und vorher kann uns keiner die Tränen ganz abwischen. Das ist Gottes Arbeit – dass das Aufhört mit den Tränen und mit dem Weinen, in großem Frieden und in der Freude.
Das ist so nüchtern beschrieben. Das gefällt mir immer wieder bei der Bibel: Sie zaubert uns nicht einfach in eine schwärmerische Hochstimmung hinein, sondern beschreibt es so, wie wir es empfinden. Wie wir oft an den Gräbern stehen, wie wir mitleiden mit den Kranken und mit den Sterbenden.
Aber das wird wahr werden, wenn der Herr uns heimholt in seinen Frieden.
Die endgültige Entmachtung des Todes und die Hoffnung auf das ewige Leben
Und noch das Letzte: Der Tod ist endgültig entmachtet. Vor ein paar Jahren ist der große Jumbo der TWR in den Atlantik gestürzt. Eine Freundin eines Passagiers, der dort ums Leben kam, erzählte etwas, das in den Zeitungen berichtet wurde und mich beeindruckt hat. Ein berühmter Modefotograf sagte, er könne nur hoffen, dass ihr Schatz, also ihr Freund, im letzten Augenblick noch ein Glas mit herrlich gutem Champagner in der Hand hatte.
Interessant ist, so stirbt der moderne Mensch: mit der höchsten Sehnsucht, im letzten Moment nichts von den Schrecken des Todes zu spüren. Daher kommt wohl auch unsere Betrügerei, dass wir den Sterbenden nie sagen, dass sie sterben. Hauptsache, sie merken nicht, wie sie sterben. Es soll unbedacht geschehen. Ob das eine große Hilfe ist, weiß ich nicht.
Es ist ja so, dass der Tod uns schon früh antreibt. Er hat eine Peitsche, nimmt uns unter seine Fuchtel und jagt uns die ganze Panik ein. Ich könnte das Leben verspielen. Neulich bekam einer in unserer Gemeinde Panik, weil er dreißig wurde. Das ist ganz furchtbar, dachte er, jetzt bin ich so alt. Dabei lebt er doch in der Fülle seines Lebens und sollte jeden Tag aus der Freude nehmen.
Kinder können schon Todesangst empfinden. Ja, der Tod ist ein grausamer Diktator. Je weniger wir von ihm reden, desto mehr beherrscht er unser Denken. Und nicht nur auf den Schlachtfeldern der Welt, nicht nur dort, wo gestorben wird, nicht nur in den Leichenhallen, sondern auch auf den fröhlichsten Festen spürt man es: Wir leben nimmer lang. Komm, koste es aus und nimm so viel, wie du willst.
Aber es war ganz anders: „Selig sind die Toten, die in dem auferstandenen Herrn Jesus sterben, selig sind sie.“ Denen kann man gratulieren. Haben Sie diesen Ewigkeitsblick vor sich? Ich kann ja lange vor Ihnen sterben, und ich weiß nicht, wer von uns der Nächste sein wird. Aber Sie können wissen: Herr, ich freue mich, wenn Du mich abkommandierst in Deine himmlische Herrlichkeit. Das wird ein Triumph sein und eine Beförderung, kein Leid und kein Geschrei mehr – zu neuen Aufgaben bestimmt in der Ewigkeit.
Du hast den Tod entmachtet. „Wer an mich glaubt, der wird den Tod nicht schmecken.“ Auch dies ist eine Zusage. Für die Angehörigen ist es viel schlimmer, daneben zu sitzen und die kalten Hände zu spüren, als für den, der in Jesus stirbt und in die Hände Jesu fällt. „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“, so haben wir es am Karfreitag gehört.
Der Tod ist verschlungen in den Sieg – nur für die, die in Jesus geborgen sind, die Jesus bewahrt im Sterben. Die er mit Namen ruft, die bei ihm sind alle Tage. Es sind wunderbare Zusagen da, dass dann der Tod so entmachtet sein wird, dass es keine Kinder mehr geben wird, die nur wenige Jahre leben.
Wir freuen uns auf dieses herrliche kommende Reich des Herrn. Und wir sind nur durch eine ganz kurze Distanz davon getrennt.
Abschließende Worte und Lebensweisheit von Amos Comenius
Ich möchte mit Worten von Amos Comenius schließen, dem großen Pädagogen der Hussitenkirche. Im siebzehnten Jahrhundert, während des Dreißigjährigen Krieges, erlebte er die völlige Zerstörung der Brüderkirche in der Tschechei mit. Er selbst durchlebte unvorstellbares Leid: Er verlor sehr früh seine Frau, seine Kinder starben, und er musste sich auf der Flucht verstecken.
Als eine der wichtigsten Lebenserfahrungen sagte er: „Du musst dich an den auferstandenen Jesus halten, sonst schleudert es dich hin und her.“ Es gibt in der Welt keinen Frieden, keine Sicherheit und keinen festen Standpunkt.
Mitten im Dreißigjährigen Krieg schrieb er:
„Ich habe den Hafen gefunden,
Schicksal und Zufall, lebt wohl!
Ich habe Christus gefunden, lebt wohl, ihr eitlen Götzen!
Ich will die Bibel nehmen und mit Herz und Mund sagen:
Ich glaube, was in diesem Buch geschrieben steht.
Alles Meinige sei mir verdächtig, daher fürchte ich mich auch, wenn ich recht tue,
und muss demütig ausrufen:
Ich bin ein unnützer Knecht, Herr, habe Geduld mit mir!“
Dann schließt er diesen Vers an:
„Herr, auf ewig mir gewähre,
dass ich ganz dir angehöre,
dass kein anderer die Rechte,
die du auf mich hast, anfechte,
dass ich dich voll Hoffnung fasse,
nie von dir mich trennen lasse.
Du bist Burg und Zufluchtstätte,
sicherer Hafen, Ankerkette, Amen!“