Einführung in das Thema des verborgenen Reiches
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 289: Das verborgene Reich
Der Herr Jesus spricht über das Reich der Himmel oder das Reich Gottes. Die beiden Begriffe sind Synonyme. Er spricht über dieses Reich in Gleichnissen.
Er tut das, weil er um das geistliche Leben seiner Zuhörer weiß. Ihre Augen sind verschlossen, und ihre Ohren sind zu. Die Gleichnisse sorgen also dafür, dass nur diejenigen Menschen verstehen, die auch wirklich verstehen wollen.
Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund, warum Jesus in Gleichnissen spricht. Damit erfüllt er nämlich eine Prophetie.
Matthäus 13,34:
„Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen. Damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: Ich werde meinen Mund öffnen in Gleichnissen. Ich werde aussprechen, was von Grundlegung der Welt an verborgen war.“
Die prophetische Grundlage der Gleichnisse Jesu
Schauen wir uns dieses Zitat aus dem Alten Testament kurz an: Psalm 78, die Verse 1 und 2.
Ein Maskil von Asaf:
Höre, mein Volk, auf meine Weisung, neige dein Ohr zu den Worten meines Mundes.
Ich will meinen Mund öffnen zu einem Spruch und will Rätsel aus der Vorzeit hervorbringen.
Asaf, der hier spricht, ist der Prophet, der in 2. Chronik 29,30 als Seher bezeichnet wird. Er ist ein Zeitgenosse des Königs David und lebte etwa um 1000 vor Christus.
In Psalm 78 spricht Asaf über das Gesetz Gottes und darüber, wie es dazu dient, das Volk Israel vor dem Schicksal ihrer Väter zu bewahren.
Psalm 78, die Verse 7 und 8:
Damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzen, die Taten Gottes nicht vergessen und seine Gebote befolgen.
Damit sie nicht wie ihre Väter werden, eine widersetzliche und widerspenstige Generation, eine Generation, deren Herz nicht fest war und deren Geist nicht treu gegen Gott war.
Die Notwendigkeit eines Neuanfangs für Israel
Und dieser neue Zugang zum Gesetz war bitter nötig. Über Jahrhunderte hatte sich Israel von seinem Gott abgewandt, war ungehorsam und hatte Götzen gedient.
In Psalm 78, Vers 59 heißt es: „Gott hörte es und ergrimmte, und er verwarf Israel völlig.“ Was folgte, war eine Zeit des Gerichts.
Asaph singt davon, dass diese Zeit des Gerichts nun vorbei ist, weil Gott dem Volk noch eine Chance gibt. Diese Chance ist eng verknüpft mit der Person des Königs David.
Psalm 78, Verse 70 bis 72: „Er erwählte David, seinen Knecht, und nahm ihn weg von den Hürden der Schafe. Von den Muttertieren holte er ihn, damit er Jakob, sein Volk, weidete und Israel sein Erbteil. Er weidete sie nach der Lauterkeit seines Herzens und mit der Geschicklichkeit seiner Hände leitete er sie.“
David als Symbol des Neuanfangs
Das ist die Situation in Psalm 78. Asaf besingt seinen König, weil dieser für einen Neuanfang mit Gott steht. David ist Gottes Ja zu seinem Volk. Nun wagen wir den Sprung vom Schatten zur Erfüllung, von David zu Jesus, vom König Israels zum ewigen König.
David steht für Neuanfang. Er symbolisiert, dass Gott sein Volk hinter sich sammelt und es aus Ungehorsam und Götzendienst heraus in die Nachfolge beruft. Wie tut er das? Die Antwort lautet: durch sein Wort.
Psalm 78, Verse 1 und 2: Ein Maskil von Asaf. Höre, mein Volk, auf meine Weisung, neigt euer Ohr zu den Worten meines Mundes! Ich will meinen Mund öffnen zu einem Spruch und will hervorbringen Rätsel aus der Vorzeit.
So wie der Neuanfang bei David davon geprägt war, dass alte Wahrheiten neu ans Licht kamen, so wird es auch bei dem Sohn Davids, dem Messias, sein. Asaf schaut als Prophet über seine Zeit hinaus und beschreibt das Auftreten des ewigen Königs, der sein Volk hinter dem Wort Gottes sammelt und es als guter Hirte leitet.
Die Erfüllung der Prophetie in Jesus
Das ist, was Matthäus beschreibt, wenn er formuliert: Matthäus 13,34-35: „Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen, damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: ‚Ich werde meinen Mund öffnen in Gleichnissen, ich werde aussprechen, was von Grundlegung der Welt an verborgen war.‘“
Hier sehen wir in der Übertragung meines Erachtens einen Unterschied zu Psalm 78. Wenn Asaph von Spruch und Rätsel spricht, dann bezieht er sich auf das mosaische Gesetz. Wir müssen dazu in dem Psalm nur weiterlesen: Psalm 78,2-5: „Ich will meinen Mund öffnen zu einem Spruch, will hervorbringen Rätsel aus der Vorzeit. Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben, wollen wir nicht verhehlen, ihren Söhnen und der künftigen Generation erzählen die Ruhmestaten des Herrn und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und ein Gesetz aufgestellt in Israel und gebot unseren Vätern, sie ihren Söhnen kundzutun.“
Versteht ihr? Unter David wird das mosaische Gesetz neu belebt. Unter Jesus ist das natürlich nicht genug. Jesus ist kein klassischer Prophet, der sein Volk zurück zum Bund am Sinai führen möchte. Er will einen neuen Bund aufrichten.
Deshalb passt das Motiv von Spruch und Rätsel aus Psalm 78 gut zu den Gleichnissen, die Jesus erzählt. Aber inhaltlich geht es um mehr, und dieses Mehr wird bereits in Psalm 78 angedeutet, wenn es heißt „Rätsel aus der Vorzeit“. Ich meine damit, der Begriff „Vorzeit“ für das mosaische Gesetz klingt etwas überzogen, einfach deshalb, weil der Bund am Sinai aus der Perspektive von Asaph nicht einmal fünfhundert Jahre zurückliegt.
Asaph benutzt hier Worte, weil er Prophet ist, die über seine Zeit hinausweisen.
Das verborgene Wesen des Reiches Gottes
Matthäus 13,35: Damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: „Ich werde meinen Mund öffnen in Gleichnissen, ich werde aussprechen, was von Grundlegung der Welt an verborgen war.“
Wir müssen genau verstehen, was hier steht. Die Dinge, die Jesus in den Gleichnissen vom Reich Gottes beschreibt, sind verborgene Dinge. Es reicht nicht aus, einfach das Alte Testament zu studieren und daraus die Prinzipien zu entdecken, die Jesus uns vorstellt.
Mit den Gleichnissen des Himmelreichs betreten wir tatsächlich thematisches Neuland. Dabei gibt es zwar eine Kontinuität beim Übergang vom alten zum neuen Bund, weil wir es mit demselben Gott zu tun haben – einem Gott, der sich nicht ändert. Dennoch müssen wir gut verstehen, dass der neue Bund wirklich neu ist. Das Konzept von Gottes Reich, wie es sich gerade erfüllt, ist tatsächlich unbekannt.
Nur Jesus kann uns dafür die Augen öffnen und uns die notwendigen Informationen geben. Er ist es auch, der uns erklärt, was wir zunächst nicht verstehen.
Markus 4,33-34: Und in vielen solchen Gleichnissen redete er zu ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten. Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen. Aber seinen Jüngern erklärte er alles besonders.
Abschluss und Empfehlung zur weiteren Vertiefung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Psalm 78 lesen und dabei den roten Faden des Psalms in Gedanken nachzeichnen.
Das war es für heute. Die wirklich tollen Vorträge von den Spandauer Bibeltagen sind noch als Livestream auf dem Frogwords YouTube-Kanal verfügbar. Hör doch mal rein, es lohnt sich.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.