Ich hoffe, es ist nicht zu viel verlangt, dass ihr noch mitkommen könnt. Ich weiß, dass das, was ich sage, nicht kompliziert ist. Das macht es vielleicht weniger ermüdend. Denn in der Bibel steht ja, dass das Studieren müde macht – irgendwo ist das erwähnt.
Das Nächste, was mich in meinem Dienst interessiert hat, ist zu wissen, wie Jesus eigentlich seine Jünger geschult hat. Wir sind ja wahrscheinlich alle davon überzeugt, dass Jüngerschulung wichtig ist in unserem Leben als Dienst. Deshalb überlegen wir immer, wie wir Schulung durchführen können, damit Menschen Jünger Jesu sein können oder sind.
Es ist klar, dass wir zuerst Zeit brauchten, um zu erklären, was eigentlich ein Jünger Jesu ist. Denn da herrscht nicht unbedingt immer Einigkeit in den verschiedenen Schulungen, die man so hört und mitmachen kann.
Ich weiß, dass in den Evangelien sogar von Jüngern Jesu berichtet wird, die Jünger waren, aber nur im Geheimen. Trotzdem wird gesagt, dass sie Jünger waren. Das sind die, die gekommen sind, um den Leib von Jesus zu holen, als er gestorben ist. Es steht also von ihnen, dass sie Jünger waren.
Das bedeutet, es gibt auch Jünger, die Jünger Jesu sind – im Geheimen – und andere, die es nicht im Geheimen sind. In dieser Sicht von Jüngern ist die Definition, also was ein Jünger eigentlich ist, vielleicht nicht so einfach und etwas breiter gefasst.
Die Bedeutung und Definition von Jüngerschaft
Aber wie hat Jesus es gemacht? Was hat er zuerst getan und gelebt, um seine Jünger während drei Jahren zu begleiten? Welche Strategie verfolgte er in seinem Leben? Was war seine Zielsetzung, um mit diesen Jüngern zusammen zu sein?
Wir wissen, dass Jesus mindestens 14 oder 15 Jahre als Zimmermann gearbeitet hat. Er war also ein Mann, der wusste, wie es ist, in seiner Gesellschaft zu leben. Er kannte den Beruf, wusste, wie praktisch das Leben ist, wie man sich mit der Arbeit durchschlägt, wie man Pläne für ein Haus macht und wie man Holz sägt. Diese Jahre werden manchmal vergessen, wenn man an die Schulung eines Menschen denkt.
Ich bin ziemlich stur darauf, dass junge Menschen, die in der Schulung sind, alle einen Beruf haben. Sie sollen voll in der Gesellschaft wissen, was es heißt, dort zu leben. Es reicht nicht, einfach vom Studium in die Bibelschule zu gehen und dann Prediger oder Pastor zu werden.
Mir scheint das ein wichtiger Punkt zu sein: Man muss das Leben kennen und die Gesellschaft, in der man lebt. Man muss wissen, wie viel Schweiß es kostet, um einen Lohn nach Hause zu bringen. Nur so versteht man auch den Wert des Geldes.
Jesu Ansatz zur Jüngerschulung: Acht Stufen
Wie hat er es getan während seiner Jahre mit den Jüngern? Man merkt bei ihm, dass ich es in acht Stufen zeigen werde. Die erste Stufe ist, dass er immer wieder seine Botschaft verkündete, bis Nachfolger entstanden sind.
Es ist interessant zu sehen, dass er den Leuten nicht nachgelaufen ist, sondern gewartet hat, bis Menschen ihm nachfolgten. Du kennst die Stelle, wo er eine sehr harte Predigt gehalten hat, viele Leute anwesend waren, und danach alle weggegangen sind. Dann sagte er zu den Jüngern: „Das weißt du,“ du kennst diesen Text. Ich hätte zu den Jüngern gesagt: „Zum Glück habe ich euch noch, alle anderen verlassen mich, ich armer Typ.“ Achrendt sagte, er wollte nicht auch gerade gehen.
Doch die Jünger antworteten: „Nein, wir bleiben, denn du hast Worte des ewigen Lebens. Wir bleiben bei dir.“ Das ist das Erste, was mir im Dienst Jesu auffällt, wie er Jünger schulte. Er band die Jünger nicht an sich. Er sagte seine Botschaft klar, und alle, die weggehen wollten, konnten das tun.
Ich war einmal in einer Gemeinde in den Vogesen, wo wir keinen Platz mehr im Saal hatten. Dort gab es Bauprojekte. An einem Sonntag nahm ich diesen Text, in dem Jesus predigte, und zeigte die verschiedenen Punkte dessen, was Jesus von einem Jünger verlangt. Ich sagte, dass wir eine andere Möglichkeit hätten, um weniger Geld für einen Saal auszugeben: alle, die ihm nicht wirklich nachfolgen wollen, bleiben zu Hause.
Es war ziemlich ruhig in der Gemeinde. Aber Gottes Geist wirkte, und in der Woche kamen verschiedene Menschen zu mir und sagten, sie hätten erkannt, dass sie eigentlich Zuhörer geworden seien und keine Jünger. Ich glaube, es ist gut, wenn man der Gemeinde hin und wieder sagt: „Jetzt bleiben wir alle zu Hause.“ Das schafft Ruhe und gibt Anlass zum Nachdenken. Vielleicht ist solches Überlegen wichtig.
Ich denke auch an einen Text aus dem Alten Testament. Dort waren Sklaven sechs Jahre lang gebunden. Nach sechs Jahren wurden sie frei. Wenn ein Sklave frei war, konnte er sagen: „Ich liebe meinen Meister, ich will bleiben.“ Dann wurde dieser Sklave an den Pfosten geführt, bekam ein Loch ins Ohr und wurde dort angenagelt. Alle wussten, dass dieser mit dem Loch im Ohr ein freiwilliger Sklave war, der bei seinem Meister bleiben wollte.
Das habe ich auch einmal der Gemeinde gesagt: Nach sechs Jahren Bekehrung solltest du eigentlich wegbleiben, sagen: „Jetzt bist du frei. Keine Bibelstunde mehr, keine Gebetsstunde, kein Gottesdienst mehr. Jetzt bist du richtig frei. Sechs Jahre hast du gemacht, gut, fertig, Schluss. Bleib zu Hause.“ Aber wenn du deinen Meister so liebst, dass du es nicht aushältst, dann komm und du wirst angenagelt.
Ich weiß nicht, ob man das so machen darf, aber nur so als Beispiel. Auf alle Fälle hat Jesus, als er Jünger schulte, seine Botschaft klar weitergegeben und sie persönlich ausgelebt. Die Jünger waren frei, sie konnten mitgehen oder nicht mitgehen.
Die Bedeutung des Mitlebens in der Jüngerschulung
Das Zwe in seiner Schulung
Er hat mit ihnen gelebt. Markus 3,14
Als er die Jünger rief, tat er das, um mit ihnen zu sein. Interessant ist, dass das erste Ziel des Heilandes in seiner Jüngerschulung war: „Ich rufe sie, um mit ihnen zu sein.“ Das hat mich sehr bewegt. Am Anfang nach der Bibelschule hat mich dieser Vers aus Markus 3,14 tief beeindruckt.
Gemeinsam mit Ursula haben wir entschieden: Wenn wir von Jüngern sprechen, wollen wir bereit sein, mit ihnen zu leben. Wir wollen wirklich mit ihnen leben.
Unsere Gesellschaft ist stark geprägt von dem, was wir lernen – sei es in der Schule oder anderswo. Dort haben wir oft theoretischen Stoff, den wir lernen. Danach folgt ein Examen, das das Wissen überprüft. Doch ein Examen über Wissen bedeutet noch lange nicht, dass wir das Gelernte auch praktiziert haben. Es kontrolliert nur das Wissen.
Leider sind wir auch in den Gemeinden und in Jüngerschulungen oft in diese Richtung abgerutscht. Man weiß etwas, und dann hat man das Gefühl, es sei getan. Aber man weiß es nur.
Das Mitleben mit anderen gibt eine ganz andere Dimension. In Apostelgeschichte 10,41 sagen die Jünger: „Wir haben mit ihm gelebt, wir kennen ihn, wir kennen diesen Jesus, denn wir lebten mit ihm.“
Selbsthingabe als Fundament der Jüngerschaft
Das Dritte, was man bei Jesus in dieser Schulung sieht, ist: Er hat sein Leben für die Jünger gegeben. Das ist natürlich unerhört, wenn man darüber nachdenkt. Gott, der entscheidet, von seiner Herrlichkeit wegzuziehen und Mensch zu werden. Jesus ist der einzige, den man kennt, der sich selbst gedemütigt hat (Philipper 2). Niemand musste ihn demütigen, er hat sich selbst gedemütigt.
Er ist vom Himmel herabgestiegen. Dabei kam er nicht einfach, um Retter zu sein. Sonst hätte er wahrscheinlich auch eine Woche vorher kommen können, zum Beispiel in der Woche vor Ostern. Warum aber musste er zuerst diese vierzehn oder mehr Jahre als Zimmermann arbeiten und dann drei Jahre mit den Jüngern verbringen, um Retter zu werden? Er musste ganz in der Nähe der Menschen sein. Die Menschen mussten sehen, begreifen und spüren, was es heißt, Jünger Jesu zu sein. Das kann man nur spüren, wenn man beim Meister ist, der so lebt.
Das ist eine unerhörte Herausforderung, finde ich, dieser Gedanke. Denn das heißt, dass wir in der Gemeindearbeit immer wieder den Weg gehen müssen, wo wir Mitmenschen, insbesondere jüngeren Menschen, erlauben, neben uns zu sein. Sie sollen Verantwortung tragen und mitdenken. Das muss man zum Beispiel in einem Team immer wieder lernen. In einem Team muss man lernen, laut zu denken. Niemand gibt seine fertigen Schlüsse den anderen vor. Stattdessen überlegt man gemeinsam laut: „Wie meinst du das?“, „Ich denke so“, „Du vielleicht so“, „Wo kommen wir mit dem Ergebnis heraus?“ So können Jüngere lernen, wie man überlegt, was eigentlich Motivation und Schulung bedeutet, und wie man im Miteinander nachdenkt.
Es ist interessant zu sehen, wie Jesus das Zusammenleben mit den Jüngern gestaltet hat. Er hat ihnen alles gegeben, was er war, durch sein Dasein, durch die Begleitung, das Mitziehen und das totale Akzeptieren ihrer Schwächen. Das ist auch so merkwürdig in der Jüngerschule des Heilandes mit den Jüngern. Wenn man zum Beispiel an Gethsemane denkt: Da haben alle geschlafen. Ich hätte da vielleicht auch geschlafen, aber die anderen haben auch geschlafen. Sie alle hatten geschlafen, obwohl Jesus so dringend Unterstützung gebraucht hätte.
Das hat mich bewegt, auch diesen Text zu betrachten. Ich habe dem Herrn gesagt: „Ja, ich hätte da auch geschlafen, Herr, da habe ich nichts zu sagen.“ Dabei wurde mir klar, warum es irgendwo in den Evangelien heißt, dass Jesus in der Nacht zum Berg ging, um zu beten. Man sieht aber keinen Jünger, der sagt: „Ich kann nicht einmal eine Nacht mit dir verbringen, um zu hören und bei dir zu sein, wenn du mit dem Vater sprichst.“ Da habe ich gemerkt, dass sie gar keine Übung hatten, wach zu bleiben.
Das war für mich ein Gedanke für mein Leben: Will ich einfach nur etwas für den Herrn tun, wenn eine Situation da ist, in der ich Kraft brauche? Oder bin ich bereit, in meinem regelmäßigen Leben ihn besser kennenzulernen, ihm näherzukommen und Zeit mit ihm zu verbringen?
Sein Leben hat er für die Jünger gegeben. Das sagt er in Johannes 14. Jesus offenbart sich den Jüngern ganz, und sie konnten ihn sehen. Darum sagt er auch: „Uns nachher.“ Jetzt sollen wir für die anderen leben.
Du kennst diese zwei Stellen, die leicht zu merken sind: Johannes 3,14 und 1. Johannes 3,14. Johannes 3,14 sagt, dass er das Leben für uns gegeben hat. 1. Johannes 3,14 sagt, dass wir, weil er das getan hat, unser Leben für die Brüder geben sollen. Das ist direkt die Folge. Er hat gelebt und gezeigt, wie er sein Leben gibt. Und er sagt dann: „Ich habe es getan, jetzt, weil ich den Heiligen Geist habe, könnt ihr es auch“ (1. Johannes 3,14).
Befehle als Ausdruck der Haltung in der Jüngerschulung
Dann hat er den Jüngern Befehle gegeben – Jesus. Das war der nächste Punkt in der Schulung. Wenn wir uns anschauen, welche Befehle in den verschiedenen Evangelien stehen, merken wir, dass es gar nicht so viele sind. Aber alle Befehle haben mit einer Haltung zu tun.
Die Befehle, die der Herr in seiner Botschaft gibt, sind keine Vorschläge oder Optionen. Es geht nicht darum, „man kann“ oder „man kann nicht“. Er sagt: „So ist es, und das ist wichtig.“ Insgesamt habe ich neun solcher Befehle in allen Bibeltexten gefunden.
Erstens: Buße tun – das hat er ganz klar gesagt. Zweitens: Glauben – Glauben ist bei Jesus ein Befehl, was interessant ist. Drittens: Lieben – auch das ist ein Befehl. Es hat also nichts mit Gefühlen zu tun, sondern es ist ein Gebot Gottes, zu lieben.
Dann spricht er vom Befehl zur Taufe. Ich kann die Bibeltexte dazu heraussuchen und, wenn gewünscht, alle Details weitergeben. Ich habe meinen Laptop dabei und kann alles bereitstellen, damit man es weitergeben kann, so weit man möchte.
Taufen und Jünger machen war ebenfalls ein Befehl. Sie sollten die Menschen auch zu Jüngern machen. Du kennst sicher den Text in Matthäus 28,18-20, wo steht: „Lehret sie halten“, nicht einfach nur lehren. Es geht nicht darum, nur Wissen zu vermitteln, sondern darum, dass sie das Gelernte auch halten und umsetzen. Das ist der große Unterschied.
Das bringt viele heute in Schwierigkeiten. Denn jeder sagt sofort: „Ja, das ist schon ein persönlicheres Leben. Ja, du kannst predigen, aber was ich lebe... Entschuldigung.“ In Bonn, wo ich mit Neubekehrten arbeite, ist das wieder interessant. Da frage ich sie: „Wie ging es diese Woche mit dem Bibellesen? Bist du vorangekommen? Hast du Freude gehabt?“ Die Antwort ist oft: „Nein, eigentlich hatte ich keine Zeit.“ Dann sage ich: „Okay, kein Problem, fang wieder an, wir beten miteinander.“
Auch das Gebet leben – gehst du voran? „Lehret sie halten.“ Wenn man etwas halten muss, braucht es auch Enthusiasmus und Kontrolle. Ich sage „Enthusiasmus“, weil die Wurzel davon „transportiv“ ist – göttlicher Transport. Das ist sozusagen göttlicher Antrieb, wie ein Lastwagen, der etwas transportiert.
Es geht also nicht um Kontrolle im Sinne von „Hast du jetzt wieder diese vier Kapitel gelesen?“ und sonst „brrr“. Nein, es geht um Motivation, um die Freude im Herrn, die man in die andere Person hineinträgt.
Ich habe einen lieben Bruder, der Historiker und Professor ist. Er hat sich jetzt in Bonn bekehrt. Er hat Mühe, morgens aufzustehen. Da habe ich ihm gesagt: „Benoit, kein Problem, ich telefoniere jeden Morgen mit dir, dann sehen wir, wie es läuft.“ Er meinte: „Mach doch da nichts.“ Doch ich sagte: „Kein Problem. Du sagst ja, dass du Freude am Bibellesen haben willst, aber nicht dazu kommst. Da helfe ich dir, das wird super gehen.“ Wenn ich morgens anrufe, muss ich ihm sofort eine Enthusiasmspritze geben: „Benoit, ein neuer Gnadentag beginnt, geh an die Bibel, voll ran!“
Ach, dass uns der Herr hilft, dass wir positive Menschen sind. Ich glaube nicht an Murphy und die Kraft des positiven Denkens und solchen Unsinn. Aber ich glaube an Enthusiasmus, der von Gott kommt, weil wir ein Ziel haben. Wir wollen den Menschen helfen, dass diese Jünger mit dem Heiland vorankommen.
Jünger machen ist also ein Befehl. Beten ist auch ein Befehl. Ich arbeite mit den Neubekehrten alle diese Befehle durch, weil ich es wichtig finde, dass sie genau wissen, welche Befehle Jesus gegeben hat.
Beten, das andere Gebot ist das Mahlfeiern, dann Dienen und schließlich Geben. So bewegen wir uns im Gespräch mit den Neubekehrten über diese verschiedenen Befehle, die Jesus gegeben hat. Wir reden über unsere Schwachheiten, über die Möglichkeiten, was wir tun können, wo wir Schwierigkeiten haben, und helfen einander, im Gehorsam voranzukommen.
Was natürlich bei Jesus so wunderbar ist und bei uns nie so wunderbar sein wird, ist, dass er alle Befehle, die er gepredigt und gegeben hat, auch gehalten hat. Das ist natürlich Gott. Und das soll uns Mut machen: Alles, was Gott gesagt hat, ist etwas, was Gott selbst als Möglichkeit und Segen für die Menschen hat.
Wenn er es uns befohlen hat, wird er uns auch die Kraft schenken, im Wachstum mit ihm das in die Praxis umzusetzen – gerade weil wir schwache Menschen sind.
Die Anpassung der Formen an den Inhalt in der Jüngerschulung
Es ist interessant, dass, wenn du Jünger schulst – also in der Jüngerschulung nach dem Vorbild Jesu – du dem Jünger nicht einfach nur die Formen vermittelst. Vielmehr müssen sie den Boden, den Inhalt und die Botschaft wirklich kennen. Die Formen werden dabei unterschiedlich sein.
In der Gemeindegründung in Bonn ist die Form zum Beispiel ganz anders als das, was wir in den Vogesen erlebt haben. Merkwürdig ist, dass es in dieser Gemeinde in Bonn keinen klassischen Gottesdienst gibt, bei dem nach der Botschaft gebetet wird. Stattdessen mögen sie dort kurze Botschaften von etwa zwanzig Minuten. Nach jeder Botschaft setzen sich alle Anwesenden in ganz kleinen Gruppen von drei bis vier Personen zusammen. Sie erhalten einen Fragebogen zur Botschaft und überlegen gemeinsam, wie sie das Gehörte praktisch umsetzen können. Dabei beten sie miteinander – und das ist dort der Gottesdienst. Eine andere Form.
Diese Form ist deshalb entstanden, weil die Menschen lieber gemeinsam über das, was gesagt wurde, nachdenken wollen. Am Anfang wurde dort ein normaler Gottesdienst wie üblich abgehalten. Doch die Teilnehmer sagten bald: „Nachher haben wir gar keine Zeit, um zu diskutieren oder Fragen zu klären.“ Daraufhin reagierte jemand aus unserem Team und sagte: „Das Wort Gottes diskutiert man nicht, so ist es nun einmal.“ Die Gemeinde antwortete: „Moment, wir wollen schauen, ob wir einen Weg finden können, um gemeinsam zu überlegen, wie wir das in die Praxis umsetzen.“
Jeder, der predigt, muss deshalb einen Zettel mit Fragen zu seiner Predigt vorbereiten, die ganz praktisch sind. Wenn wir in der Woche eine Bibelstunde haben, wird dort immer etwas Praktisches gemeinsam gemacht. Zum Beispiel lesen wir zuerst gemeinsam in der Bibel. Danach gibt es eine halbe Stunde, in der jeder Zeit hat, Briefe zu schreiben – etwa an Menschen, denen man Mut machen möchte. Dazu muss man sich in der Woche Gedanken machen. Dann kommen wir wieder zusammen.
Die Franzosen sagen oft: „Wir haben keine Zeit.“ Daraufhin habe ich gesagt: „Gut, dann nehmen wir uns die Zeit während der Gemeindestunden.“ So haben wir zum Beispiel eine Bibelstunde abgehalten und gemerkt, dass jemand nicht mehr kommen kann, weil seine Frau krank ist. Ich habe dann angerufen und gefragt: „Können wir die Bibelstunde bei dir machen? Du kannst ja nicht kommen, und wir können dann auch für deine Frau beten, weil wir vor Ort sind.“ So sind wir dorthin gegangen.
Jetzt machen wir auch Bibelstunden, bei denen wir gemeinsam Bibel lesen. Am Abend vorher wird überlegt und gebetet. Während der Woche gehen immer zwei Personen gemeinsam auf Besuch. Dabei überlegen sie, wen sie besuchen können – wen sie kennen und wo ein Besuch sinnvoll wäre. Dann lesen sie gemeinsam die Bibel, beten und machen noch am selben Abend den Besuch.
Wir versuchen immer wieder, solche Stunden zu gestalten: Bibellesen und dann gebrauchte Dinge mitbringen, die gut erhalten sind und die wir zu viel haben. Diese werden gemeinsam sortiert und schön verpackt, um sie an Bedürftige weiterzugeben. Dabei gehen Wissen und Praxis immer Hand in Hand.
Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der wir Wissen und Praxis oft strikt getrennt haben. Auch in der Schule ist das so. Und jetzt merken wir, dass wir in der Gemeindeschulung Gefahr laufen, diese beiden Bereiche ebenfalls zu trennen. Deshalb müssen wir versuchen, beides wieder zusammenzubringen.
Das sind nur Überlegungen, die wir gerade in die Praxis umsetzen. Es ist neu, ganz neu für mich. Aber es freut mich zu sehen, dass die Ideen da sind und dass wir verschiedenes ausprobieren.
Gehorsam und Vorbildfunktion in der Jüngerschulung
Der vierte Punkt betrifft das Ausleben und Lehren von Gehorsam bei Jesus. Er hat Befehle gegeben. Dabei ist es wichtig, dass die Befehle, die Jesus gegeben hat, auch weiterhin als Befehle verstanden werden. Wenn wir untereinander sind, handelt es sich nicht um Themen, über die man unbedingt diskutieren muss. Es sind klare Anweisungen. Danach muss man jedoch gemeinsam überlegen, wie man diese in der Praxis umsetzen kann, dort, wo wir leben.
Fünftens war Jesus das Vorbild. Er gab nicht nur das Beispiel, um es anzuschauen, sondern damit wir es auch tun, wie es in Johannes 13,15 heißt. Das ist eine Herausforderung für uns als Leiter, Gemeindeleiter und Älteste in der Gemeinde oder als Gemeindemissionare, die wir dort tätig sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Menschen immer unser Leben beobachten. Sie sollen bei uns erkennen, dass wir von der Gnade Gottes leben. Außerdem sollen wir in unserem persönlichen Leben Sünde auch als Sünde benennen.
Der sechste Punkt bei Jesus betrifft die Verantwortung und die Anweisungen, die er gab. Er sagte in Matthäus 4,19: „Ich werde aus euch Menschenfischer machen.“ Interessant ist, dass das erste Ziel bei Jesus darin bestand, die Jünger zu rufen und bei sich zu haben. Doch wenn man seinem Weg weiter folgt, erkennt man das nächste Ziel, das er für die Jünger im Sinn hatte: „Aus euch werde ich Menschenfischer machen.“ Diese Zielsetzung hatte Jesus klar vor Augen.
Kontrolle und Fortpflanzung als Elemente der Jüngerschulung
Das siebte, was wir bei ihm sehen, ist, dass er seine Jünger durch Kontrolle bewahrte. Manchmal, auf dem Weg – das hast du sicher schon bemerkt – hat Jesus seinen Jüngern gesagt, wie in Markus 8,17: „Versteht ihr denn noch nicht, was ich da gesagt habe?“ Er kontrollierte ihr Wissen, aber auch ihren Enthusiasmus.
Du kennst den Text, in dem er die Siebzig gerufen, weggeschickt und ihnen die Gabe gegeben hat, Kranken zu heilen und Dämonen auszutreiben. Sie sind weggegangen, und es hat funktioniert. Er gab ihnen Feuer, und plötzlich waren sie voller Begeisterung. Sie kamen zurück mit großem Enthusiasmus und sagten, das war wunderbar. Sie berichteten, sie hätten gesehen, wie der Teufel vertrieben wurde.
Doch Jesus sagte: „Kinder, freut euch, denn eure Namen sind im Himmel.“ Das ist Kontrolle. Sie hätten fast den Fehler gemacht, ihre ganze Freude auf die Erfahrung zu setzen. Er zeigte ihnen, dass es eine andere Freude gibt. Sie hatten einen menschlichen Enthusiasmus, aber er wollte ihnen sagen, dass es einen Enthusiasmus gibt, der direkt mit dem Himmel zu tun hat.
Er forderte sie auf, ihr Herz einzusetzen, damit die Freude aus der Erkenntnis kommt, dass ihre Namen im Himmel verzeichnet sind. Das ist auch dein Dienst, wenn du Jünger schulst. Du kannst ihnen Vertrauen schenken, sie aussenden, damit sie Gutes für den Herrn tun. Sie können Gaben haben, wie Jesus sie gegeben hat, und weitergehen.
Aber die Kontrolle liegt darin, woher die Freude kommt – die Freude am Herrn, die Freude, weil unser Name im Himmel steht, die Freude an der Gnade, die wir nicht verdient haben.
Das Achte bei Jesus ist, dass er Fortpflanzung befahl, er berief zum Fruchtbringen. In Johannes 15 und Johannes 17 betet er für Fortpflanzung. Du kennst natürlich auch den Text aus jeder Schulung, 2. Timotheus 2,2, den wir ja auswendig kennen.
Doch 2. Timotheus 2,2 dürfen wir nie losgelöst von 2. Timotheus 2,1 sehen. Dort steht im französischen Grundtext: „Toi, mon enfant, fortifie-toi dans la grâce que tu as reçue et ce que tu as entendu des autres, qu'on file à des hommes fidèles usw.“ Auf Deutsch: „Du nun, mein Sohn, erstärke dich in der Gnade, die in Christus Jesus ist.“
Das ist das, was vor dem „Zwei“ steht, vor der Multiplikation. Sei stark in der Gnade, nicht in der Methode, nicht in deinem Gedankengang, sondern sei stark in dem, was du von Gott bekommen hast und was du nicht verdient hast. Stärke dich in dem, was Jesus in dein Leben hineingegeben hat. Und von dem, was du bekommen hast, leite eine geistliche Struktur ab – 2. Timotheus 2,2.
Okay, ich höre hier auf. Hat jemand Fragen oder möchte etwas dazu sagen? Seid frei. Ihr seid wahrscheinlich schon müde von so vielen Worten, oder? Entschuldigung. Habe ich zehn Punkte versprochen? Moment! Das war der achte, aber ich habe nur acht genannt. Okay, ich könnte das alles auch schriftlich geben, kein Problem.
Gibt es Fragen oder gerade eine Reaktion?
Berufstätige Gemeindegründer und Teamarbeit
Berufstätige Gemeindegründer gibt es natürlich zum Glück. Ich glaube, Berufstätige sind ganz positiv, wenn es um Teamarbeit geht.
Wir haben zum Beispiel bei unseren Pioniersituationen immer wieder solche Personen, die wir Aquila und Priscilla nennen – das weiß jeder, was damit gemeint ist. Das sind Menschen, die aus Gemeinden aus anderen Gegenden kommen, wo es stärkere Gemeinden gibt. Sie ziehen um, weil sie an diesem Ort einen Arbeitsplatz gefunden haben, wo wir Pioniere sind. Als christliche Familie ziehen sie dahin mit der Aufgabe, ein offenes Haus zu haben. So haben wir Pioniere die Möglichkeit, dort eine Familie zu haben, mit der wir schon mit Leuten einen Dienst anfangen können. Ich meine, das ist dann super positiv, muss ich sagen.
Diese Leute gehören dann auch zum Team. Natürlich haben sie nicht so viel Zeit, weil sie berufstätig sind, aber in der Planung beziehen wir sie voll in die Arbeit mit ein. Wie können wir diese Personen finden? Denn sie werden ja nicht so anerkannt wie ein Vollzeitmissionar. Das liegt fast immer an der Gemeinde, von der sie weggehen, aber auch am Team selbst.
Für mich ist zum Beispiel einer meiner wichtigen Dienste, für alle Jüngeren, die im Dienst sind und neben mir stehen, für alle, die die Basis finden müssen. Das habe ich vom Apostel Paulus gelernt, alles steht ja in der Bibel. Paulus hat immer wieder sehr positiv von seinen jüngeren Mitarbeitern gesprochen. Er sagte: „Ich habe einen tollen Mitarbeiter, der ist da, der betet für euch, der macht mit, der kommt mit mir.“ Dann sandte er sie aus, damit man sie auch kennenlernt.
So nehme ich auch Keleto zum Beispiel, der von den Inseln im Pazifik kommt. Er kam mit mir nach Fulda, als ich dort war. Wir hatten nicht genügend Zeit zum Beten, da habe ich ihm gesagt: „Komm mit, wir haben Zeit, die ganze Strecke im Auto können wir beten.“ Er versteht kein Wort Deutsch, ja, aber er ist mitgekommen und war da. Das konnte ich auch der Gemeinde in Fulda sagen: „Keleto betet für die Insel, betet für ihn, er hat einen Dienst.“
Jetzt gibt es dort schon eine Jugendgruppe, die für Keleto Geld zurücklegt, jeden Monat für seinen Dienst auf den Inseln. Ich habe nichts von Geld gesprochen, aber Gott hat sie dazu bewegt. Ich glaube, das ist auch ein Dienst, wenn man ein Team ist: Die, die schon anerkannt sind, müssen dafür kämpfen, dass die Jüngeren diese Gebetsbasis bekommen.
Aber die sind ja auch vollzeitlich tätig, von denen man uns das angesprochen hat. Ja, aber auch von den anderen. Wir haben solche, die im Beruf stehen, in einem anderen Team. Emanuel mit seiner Frau und den Kindern sind berufstätig, nicht bei uns hier in Burgund, sondern in Nordfrankreich. Aber sie haben auch die ganze Unterstützung und Gebetsunterstützung durch das Team. Das ist schon ein Dienst.
Und dann immer wieder, auch wenn man berufstätig ist, versucht man, mit konkreten Formationen zurück in die Gemeinde zu wirken. Das muss auch gelernt sein. Meine Jüngeren müssen immer lernen, Gebetsbriefe zu schreiben, Dankesbriefe und Ähnliches. Das muss man lernen, damit die, die beten, wirklich auch Stoff haben, wofür sie beten können. Außerdem sollen sie immer wieder wissen, welche Erhörungen geschehen sind.
Denn oft liest man – vor allem ich bekomme etwa dreißig Gebetsbriefe von Missionen – oft fehlen die Erhörungen. Da muss man oft besonders telefonieren oder mailen und sagen: „Die Gemeinde hat jetzt für das und das gebetet, die sind gefangen worden, wie steht es mit ihnen jetzt?“ Dann ist plötzlich nichts mehr drin. Das ist auch etwas, was man lernen muss: Wenn man betet, soll man auch die Freude erleben, die wir erleben, wenn Gott erhört.