Einleitung und Lebenssituation Davids
Nun haben wir aus Psalm 18 die ersten Verse. Zuerst gibt es eine Einleitung, in der berichtet wird, wann David diesen Psalm gedichtet hat. Im zweiten Vers sagt David: „Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke, Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild, der Berg meines Heils und mein Schutz.“
David war ein sehr großer Staatsmann, ein König mit fünf Königskronen, denn er herrschte über fünf Reiche. Sein Leben war von vielen Schwierigkeiten geprägt. Er hatte zahlreiche Kämpfe und viele Feinde. Der Lebensraum seines Volkes war von den Nachbarvölkern umstritten. Es war keineswegs leicht, das eigene Volk zu einen.
Zudem erlebte David in seinem Amt jahrelange persönliche Verfolgung. Oft konnte er sich nur retten, indem er sich irgendwo in der Wüste verkroch und versteckte. So war David.
Dieser Psalm kommt zweimal in der Bibel vor, nämlich auch im zweiten Buch Samuel, Kapitel 22. Es ist selten, dass ein Psalm zweimal in der Bibel erscheint. Das zeigt, wie wichtig dieser Text ist.
David erzählt in diesem Psalm aus der Rückschau, als müder, alter Mann. Er gibt seine Lebenserfahrung an junge Menschen weiter. Er sagt: „Ich habe das erlebt in diesen unheimlichen Kämpfen. Das hat mich oft wie zerrieben. Ich war oft am Boden und völlig zerstört. Ich konnte nicht mehr weiter. Ich hatte keine Hoffnung und keinen Mut mehr.“
Doch da war der gnädige Gott da. „Wisst es, erfahrt es, wie ich.“
Überwundene Ängste durch Gottes Treue
Und er spricht von seinen Erfahrungen. Heute haben wir das Thema überwundene Ängste. Er kann nur bewegt danken für die große Treue und Güte Gottes. In all den Psalmen spricht er immer wieder davon, was er erlebt hat.
Aber jetzt sagt er: „Ich war oft ganz am Ende und mutlos. Dann hat mich Gott wieder herausgeführt.“ Er spricht davon, in die Weite geführt zu werden: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen, er rüstet mich mit Kraft. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst du mich.“
Du, Gott, bist da in meinem Leben. Ich habe dich dauernd und in jeder dunklen Stunde erfahren und erlebt. Das ist jetzt so wichtig, dass wir das einmal hören und begreifen. Denn in unserem Volk, in unserer Generation, sind Ängste ein ungelöstes Problem geblieben.
Die Angst frisst die Seele vieler Menschen. Dabei geht es uns äußerlich so gut wie noch nie: wirtschaftlich, in der Versorgung, durch die Medizin und in der Sozialbetreuung hat es so etwas noch nie gegeben.
Aber die Angst ist eigentlich viel weniger abhängig von äußeren Gefahren oder Umständen. Angst ist immer ein Zeichen unserer eigenen Zerrissenheit, unserer Schwäche und Hilflosigkeit.
Man hat den Eindruck, heute sind Menschen ganz besonders von der Angst umgetrieben. Sie kommen mit der Angst nicht mehr zurecht. Alles wackelt unter den Füßen. Bei jeder Nachricht wächst die Angst: Was wird kommen? Zerstören die Menschen sich selbst? Wie wird meine Zukunft aussehen? Wie krank bin ich eigentlich? Wie geht die wirtschaftliche Entwicklung weiter?
Ich bin froh, dass die Bibel viel von der Angst spricht und dass Jesus von der Angst redet. Er versteht uns, weil Jesus unsere Schwäche, unsere Hilflosigkeit und unsere Zerrissenheit kennt.
Darum sagt er: „In dieser Welt habt ihr Angst.“ Aber der Einzige, der sagt: „Fürchte dich nicht“ – und das Recht dazu hat – ist Jesus. „Seid getrost, mutig, entschlossen und couragiert. Ich habe doch diese Welt überwunden.“
Der Schlüssel zur Überwindung der Angst: Persönliches Liebesverhältnis zu Gott
Genau die gleiche Erfahrung macht schon David. Ich weiß nicht, welche Ängste sie heute bewegen, aber alle Ängste, die sie bedrücken, alle Unsicherheiten und alles, was sie belastet, können sie nur überwinden, wenn sie ihren Blick auf Jesus, ihren Herrn, richten. Er ist größer als alles, was sie ängstigt, denn er hält alles in seiner Hand, was sie heute niederdrückt.
Um die Angst zu überwinden, braucht man zuerst einmal ein ganz persönliches Liebesleben, ein persönliches Liebesverhältnis. Die Angst macht uns verrückt. Das zeigt sich bei Ihnen und bei mir darin, dass man an nichts anderes mehr denken kann. Bei der Angst steht die Gefahr so beherrschend vor uns, und wir überlegen immer wieder, wie wir das meistern sollen. Wir denken: Das geht ja nicht, weil wir wissen, wie schwach wir sind. Je mehr wir darüber nachdenken, desto zerbrochener und mutloser werden wir.
Wie hat das David gemacht? Er hatte ein persönliches Liebesverhältnis mit Gott. „Herzlich lieb habe ich dich“, sagt David. Wenn er „herzlich“ sagt, meint er das wirklich. Es kommt von ganz innen heraus, vom Innersten seines Wesens: „Herzlich lieb habe ich dich, oh Herr.“ Ein persönliches Liebesverhältnis – wir verwenden diesen Ausdruck oft nur für ein ganz zartes Vertrauensverhältnis, das wir mit einem lieben Menschen haben.
Ich habe sie vorhin gefragt, ob sie überhaupt so ein Verhältnis mit Gott haben. Wissen Sie, dass das eine große Not ist? Und zwar nicht erst in unserem Jahrhundert. Schon im Neuen Testament wurde Jesus dafür kritisiert. Es gibt große Theologen, die sich darüber lustig gemacht haben und sagen, man müsse Gott nicht lieb haben. Das sei doch ein mystisches Liebesverhältnis. Aber es steht doch in der Bibel. Es ist eine Tragik, dass viele Leute, sogar solche, die von der Weisheit Gottes gelehrt sind, von Gott nur einen Begriff haben wie von einem Stein, den Archäologen ausgegraben haben, wie von einem Gegenstand, wie von einem fernen Stern im Universum oder wie von einem Text im Bundesgesetzblatt.
Man kann ja ganz interessant und wichtig sein, aber sie haben kein persönliches Liebesverhältnis zu Gott. Und wenn sie Ängste überwinden wollen, genügt es nicht, dass sie von Gott wissen oder ein paar Sätze sich zurechtlegen können. Sie brauchen ein persönliches Liebesverhältnis mit dem ewigen, lebendigen Gott.
Entstehung und Bedeutung des Liebesverhältnisses zu Gott bei David
Ja, wie bekommt man so ein Liebesverhältnis? Wie hat David ein solches Liebesverhältnis erhalten? Bei David muss es sehr weit zurückreichen. Wahrscheinlich geht es schon zurück bis in seine Jugendzeit. Jesus hat ja gesagt, dass uns viele Kinder überlegen sind, weil sie oft viel mehr vom Reich Gottes verstanden haben.
Als Gott David rief, war er ein Mann nach dem Herzen Gottes. Da war schon eine Liebesverbindung mit Gott vorhanden. Mit solchen Menschen kann Gott arbeiten, die in einer ganz engen Vertrauensbeziehung zu ihm leben. Dann hat Gott ihn gerufen, und das wird Davids ganzes Leben prägen: Er liebte Gott. Das heißt, er konnte nie an der Güte Gottes zweifeln. Es war ihm völlig klar, dass er Gott blind vertrauen konnte, auch wenn er seine Wege nicht verstand.
David wusste, dass Gott das Größte, das Beste und das Liebste in seinem Leben ist. Das war schon einmal ganz wichtig. Wir wollen uns doch nichts vormachen: In unserer Zeit wird in vielen christlichen Versammlungen diskutiert, ob es überhaupt einen Gott gibt. So nüchtern und kalt ist das oft, als wäre das das Ende des Christentums.
Wo sind denn Menschen, die aus der unmittelbaren Beziehung zu Gott kommen? Aus der Gebetsverbindung, aus dem Hören seines Wortes, die sagen: Da redet mir Gott zu, ich höre seine Stimme? Ich darf Ihnen sagen, wo der Schlüssel ist, wo der Zugang zu Gott liegt.
Heute Morgen hat mein Schwiegersohn angerufen. Wir haben ihm so ein schönes Köpfchen geschenkt. Er hat das Zahlenschloss nicht mehr aufbekommen. Wenn er gesagt hätte, ich hätte das Zahlenschloss eingestellt, wie ist die Nummer? Das Schloss hatte ein ganzes Predigtmanuskript drin, das wollte er nicht zerstören.
Also, wie ist der Zugang? Was ist der Schlüssel? Jetzt will ich wissen, wie bekomme ich den Schlüssel zu Gott? Über Gedankengrübeleien oder Philosophen bekommt man keinen Zugang. Wie ist das Zahlenschloss für Gott?
Wissen Sie, es war in der ganzen Bibel immer dasselbe: Über die Schuld meines Lebens bekomme ich erst Zugang zu Gott. Wenn Sie erkennen, wie Gott ein heilig richtender, zürnender Gott ist und dann erleben, wie die Barmherzigkeit Jesu alle Ihre Schuld austilgt – das hat David in seinem Leben auch so groß erlebt. Tief gebeugt bittet er: „Schaffe mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.“
Wenn Sie nach Gott suchen, können Sie ihn nur über die Krisen Ihres Lebens finden. Dort sitzen Sie nicht mehr über Gott zu Gericht, sondern über sich selbst. Sie erkennen sich selbst in der Liste Gottes und dann die Vergebung.
Die Liebe als Grundlage des Vertrauens und der Überwindung
Wir stehen jetzt schon in der Passionszeit. Albert Knapp hat in dieser Zeit das herrliche Lied vom gekreuzigten Jesus gedichtet: „Ewig soll er mir vor Augen stehen“, wie er dort als ein blutiges Lamm am Kreuz hängt.
In der Tat ist der Durchblick der Schlüssel zur Liebe Gottes. Dort erkenne ich ihn, und dort fange ich an, ihn zu lieben – erst wenn ich seine Gnade begreife. Das habe ich ja gar nicht verdient, das ist alles wunderbar.
Darf ich das noch einmal kurz begründen, auch aus dem Wort Jesu? Jesus wurde einmal von einem Pharisäer eingeladen. Dieser Pharisäer war ein sehr schriftkundiger Mann. Sie wollten miteinander über theologische Probleme sprechen. Der Pharisäer Simon hat ein großes Gastmahl veranstaltet. Er dachte, so könne man umso besser reden, weil man gut gegessen hat.
Sie sind ganz tief in das Sein des Daseins Gottes und ähnliche Themen eingestiegen. Während sie so tief in der theologischen Unterhaltung waren, kam eine Frau herein. Sie war eine Hure, die unheimlich viele Ehen gesprengt hatte. Vermutlich hatte sie gar nicht lange vorher eine seelsorgerliche Aussprache mit Jesus gehabt. In ihrem Leben war viel frei geworden.
Diese Frau kniete Jesus zu Füßen, küsste seine Füße und weinte. Jesus sagt zu Simon: „Du hast nicht begriffen!“ Obwohl diese Frau einen ganz schlimmen Lebenswandel hatte, hat sie es begriffen. Moralisch war Simon viel besser, aber die Frau hat die Liebe zu Jesus erkannt – so wie Maria vor Martha.
Wir brauchen ja auch die Marthas, die tätig sind, aber Maria sitzt Jesus zu Füßen. Die Liebe ist es. Aus diesem Liebesverhältnis heraus konnte David die ganzen Ängste seines Lebens und die kritischen Bedrohungen überwinden.
Und Sie wissen, was Jesus am Ende des Johannesevangeliums zu Petrus gesagt hat? Nach all den Niederlagen, nach all den Enttäuschungen, nach all der Verleugnung fragt Jesus: „Simon, hast du mich lieb?“ Das klingt so kitschig wie bei einem Liebespaar auf der Parkbank. Aber Jesus meint es nicht gefühlig, sondern ernst. Dreimal fragt er: „Hast du mich lieb?“
Sie können mit allem Wissen über Gott durch Zäune fahren, wenn sie ihren Heiland und Erlöser nicht lieben. Die Liebe zu Jesus ist der Schlüssel, der Zugang zu Gott. Wenn Sie in diesem Vertrauensverhältnis leben, können Sie die Ängste überwinden. Dann sind Sie geborgen und haben Frieden.
Die Liebe als Gebot und Lebenshaltung
Noch eine Klarheit zum Wort „lieben“ in den Johannesbriefen: Die Johannesbriefe sprechen viel davon, dass wir Gott lieben sollen, weil er uns zuerst geliebt hat.
Im Psalm 18 findet sich das Wort „Racham“. Es stammt eigentlich vom Mutterschoß, aus dem eine Mutter ihr Kind gebärt. Diese Liebe beschreibt die Barmherzigkeit Gottes, die er uns schenkt. Diese Liebe darf ich erwidern – in der empfangenen Liebe und in großer Dankbarkeit für das, was er mir getan hat.
„Herr, erweiche mein kaltes Herz, mein hartes Herz, mach es voller Liebe!“ Johannes sagt im Johannesbrief, dass Liebe bedeutet, seine Gebote zu halten. Es ist keine rein gefühlsmäßige Liebe, sondern eine Liebe, die von Herzen Ja sagt zu den Ordnungen Gottes.
Erinnern wir uns an Paulus: Er sagt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. So können sie auch die schwierigen Situationen und die Not überwinden – selbst die Dinge, die sie nicht verstehen, die Rätsel ihres Lebens. Wenn sie Gott lieben, können sie dazu Ja sagen.
Oder wie es Deborah im Alten Bund singt: Diejenigen, die Gott lieben, müssen ewig sein wie die Sonne, die in ihrer Pracht aufgeht.
Ich möchte einer sein, der Gott liebt – aus der empfangenen Güte und Liebe. Gott ist für uns kein unbekanntes Rätsel. Er hat sich uns in Jesus offenbart, und ich sehe seine Gnade und Güte am Kreuz.
Vertrauen und Schutz in Gott trotz Angst
Und jetzt muss man das Vertrauen auch einüben, gerade weil in der Angst, dass alles so vor uns steht – die Gefahr, die Krankheit, die Not, die Menschen, die uns Böses tun – wo findet David Ruhe? In der Liebe zu Gott: „Ja, herzlich lieb habe ich dich.“
Er sucht keinen angstfreien Raum. Diesen suchen wir immer wieder, in der Hoffnung, dass uns keine Ängste mehr bedrängen. Doch so einen Raum gibt es nicht. In dieser Welt haben wir Angst.
Darf ich vergleichen, wie wir Kinder waren in den letzten Kriegstagen? Als die Front immer näher rückte, hat man bei uns auf der Schwäbischen Alb rechts und links der Straße Schützengräben ausgehoben. Diese wurden oft abgedeckt. Wenn dann die Jagdbomben kamen – die Amerikaner flogen aus dem Dettinger Tal herauf –, flogen sie ganz knapp über den Boden. Wer da auf der Straße war, rannte um sein Leben. Viele von ihnen haben das noch mitgemacht und konnten schnell in so einen Schützengraben hineinspringen, um ein bisschen herauszuspicken. Die Jagdbombe haben wir nicht mehr abbekommen. Man war geschützt im Unterstand.
Was ist der Unterstand, der Schutzraum des David, wenn die Angst kommt? Was ist sein Schutzraum? Er zieht sich in Gott zurück. Wir meinen immer, die Angst gehe weg. Nein, sie brauchen einen Schutzraum. Und mitten im Gedränge ihres Lebens will der ewige Gott, der Heiland Jesus, ihr Schutzraum sein. Er will sie bergen.
Und nun sagt das David so schön: Er spricht von der Burg, vom Berg meines Heils, vom Schild, hinter dem man sich verstecken kann. Wie bei einer Burg, wo man die Brücke hochklappt, sodass die Feinde nicht mehr in die Burg kommen. Dann sind die Mauern da, und dahinter kann man sich verstecken.
Das ist ein Lieblingsthema von mir, das ich heute nicht ausführlich behandeln will. In den Psalmen Davids spielt der Hügel Masada eine ganz wichtige Rolle – der uneinnehmbare Hügel, wo es vor der Römerzeit noch keinen Schlangenpfad gab.
„Da oben bin ich sicher, du bist meine Bergfeste.“ So zieht David sich in Gott zurück. Sie haben so viele Bedrängnisse, Angst und Kümmernisse. Wo können sie sich zurückziehen? Indem sie in die Stille gehen und sagen: „Herr, mein Leben ruht in deiner Hand, und was du mit mir machen willst, ist mir recht.“
Ich halte im Glauben still und freue mich auf seinen Segen. Du bist mein Schutzraum.
Gottes Stärke als Quelle der Kraft
Und er weiß um seine Schwäche, dieser David. Er weiß, wie schwach er ist. Er schafft das nicht, er versagt, er kann das nicht. Du, Herr, bist meine Stärke. Er rechnet ganz fest damit, dass Gott durch ihn redet, dass Gott ihm die Weisheit schenkt und dass Gott ihn ausrüstet. Das ist der Unterschied.
Dieses Vertrauen muss man einüben; das hat man nicht einfach so. Ich denke an zwei Liebenzeller Schwestern, die ich vor Jahren einmal in Bangladesch besucht habe, in Chantikutir. Das liegt ganz abgelegen, es gab kein Telefon dort, nur Kanäle, Bootskanäle, auf denen man stundenlang fahren muss, bis man dorthin gelangt – zu einer Klinik in einem sehr armen Gebiet.
Dort gab es viele verhungernde Kinder und viele unversorgte Kranke. Am Eingang stand eine Tafel zur Erinnerung an den Missionar Werner. Er war wenige Monate bevor ich kam von Banditen erschossen worden. Sie waren einfach eingedrungen und hatten ihn mit vielen Schüssen niedergestreckt – ein Vater vieler Kinder aus Württemberg.
Die beiden Schwestern waren ganz allein dort. Ich fragte sie, wie sie das schaffen und ob sie keine Angst hätten. Sie sagten, die Mörder habe man nie gefunden, sie lebten wahrscheinlich in den Dörfern um sie herum. Die Waffe, eine Maschinenpistole, sei noch da.
Dann sagte eine der Schwestern sehr treffend: „Länger als eine halbe Stunde haben wir nie Angst gehabt. Wir hatten auch Angst, aber dann haben wir sie bei Jesus abgegeben. Dann haben wir uns wieder hingelegt, wenn die Angst über uns kam. Er ist mein Erretter, er holt mich heraus aus diesen Nöten und aus dieser Angst.“
Blick auf den Herrn als Quelle des Friedens
Im Psalm 27 sagt David: „Ich habe den Herrn allezeit vor meinen Augen; ich blicke auf den Herrn.“ David kannte Jesus zu seiner Zeit noch nicht persönlich. Dennoch sprach er prophetisch immer wieder von Jesus. Er sagt: „Ich blicke auf ihn, und das ist mein Friede.“
David schaut nicht auf die Gefahr, sondern auf seinen Herrn. Er hat seine Freude daran, denn „deine Huld macht mich groß“.
Nun machen Sie daraus eine ganz persönliche Freude. Ich habe davon gesprochen, dass Sie eine Liebesbeziehung zu Gott brauchen – ein ganz persönliches Liebesverhältnis.
Darüber hinaus brauchen Sie die Einübung dieses Vertrauens. Wir müssen lernen, nicht immer wie ein Kaninchen auf die Schlange, also auf die Gefahr, zu blicken. Stattdessen sollten wir fröhlich sagen: „Jetzt gehen wir mal wieder voran und blicken auf den Herrn.“
Dann warten wir ab, wie Gott die Situation löst. Das Problem überlassen wir ihm.
Machen Sie eine persönliche Freude daraus, so wie David es in diesen Versen ausdrückt. In nur zwei Versen sagt er: „Mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott.“
Psalm 27,1-3.
Heilsegoismus als Ausdruck des Vertrauens
Ich habe oft Theologen sagen hören, die alles ein wenig kritisieren, wenn man sich sehr um die persönliche Heilsaneignung bemüht. Sie nennen das Heilsegoismus.
Ich finde diesen Heilsegoismus auch in der Bibel. David hatte ihn, und deshalb fühle ich mich in guter Gemeinschaft. Ich will nicht untergehen, und ich darf das in meiner Not sagen.
Es ist ja interessant: Wenn ich Gott so gefunden habe, bleibt das kein Egoismus mehr. In unserem Leben wird daraus plötzlich ein Wunsch. Ich will das so vielen anderen auch bringen, weil ich es so beglückend erfahren habe.
Dieser Zugang entsteht nur, indem ich selbst ergreife. Neunmal steht da „mein“: Mein Herr, mein Gott. Und dann folgen Loben und Danken, mit denen überwundene Ängste ausgedrückt werden.
Vertrauen und Mut im Kampf gegen Bedrohungen
Wie kann man Ängste überwinden? Indem man fröhlich singt und jubelt.
Lassen Sie mich an eine Episode aus dem Leben Davids erinnern: Da war Goliath, der lästerte und schrie. Die Freunde und Brüder waren ganz verzagt. Doch der junge David sagte: Warum geht niemand hinüber und sagt dem Goliath, dass das so nicht geht?
Das scheint unmöglich. Doch worauf beruhte Davids Vertrauen? Er rief dem erschreckenden Gegner entgegen: „Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild.“ Ja, das war ein furchteinflößender Anblick.
David antwortete: „Ich komme zu dir im Namen des Herrn.“ So können auch Sie durch die Ängste Ihres Lebens gehen. Gehen Sie so durch alle Bedrohungen und Nöte. Sagen Sie sich: „Ich komme zu dir im Namen Jesu.“ Stellen Sie sich hinein in den Frieden Gottes.
Standhaftigkeit und Zuversicht in schwierigen Zeiten
Das heißt bei Luther einmal, als viele ihm Angst machten und sagten: „Das geht nicht, und du bist in großer Gefahr. Du darfst da nicht hingehen“, da antwortete er: „Ich stehe fest, es sterbe der Martin Luther und lebe Christus, der Gott meines Heils.“
„Muss erhoben werden, lebt wohl und steht fernerhin fest.“
Wir leben in einer verrückten Zeit. Bei uns wird immer nur vom Zweifel und vom Unglauben gesprochen. Dabei kann die Sache Gottes nicht untergehen. Der Herr hat seine Herrschaft angetreten. Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht.
Es ist nur die Frage, ob Sie dabei sind. Sie dürfen sich in den Sieg Jesu hineinstellen und fröhlich auftrumpfen. Der Herr lebt, gelobt sei mein Fels, auf den ich traue. Seien Sie sein fröhlicher Zeuge. Amen.
