Persönliche Eindrücke und Anliegen aus der Missionsarbeit
Wir haben gestern von den wunderbaren Aufbrüchen in China gehört. Ich freue mich sehr, dass die Mutter Birkenstock unter uns ist. Ihr Sohn ist seit vielen Jahren in einer wichtigen Position an einer Hochschule tätig. Hat er auch diese Erfahrung gemacht? Geht das Wachstum weiter? Das ist wunderbar, ganz toll!
Wo Gottes Feuer entfacht wird, gibt es immer noch Gelegenheiten, wenn Interesse besteht. Das ist etwas Wichtiges. Ebenso wichtig ist die Fürbitte für die Familie, für die Kinder und für den Schutz. Möge Gott die Bewegung auch in die Tiefe des Wortes weiterführen.
Das Thema Wald und Gesundheit bleibt sehr wichtig, besonders da das sechste und jüngste Kind krank ist. Das ist eine große Herausforderung. Wir freuen uns auch immer wieder, wenn wir direkt mit Menschen in Kontakt kommen.
Seit wie vielen Jahren ist sie jetzt in China? Das ist ganz gewaltig. Die große Not, die entstanden ist, als die Mutter der Kinder tödlich verunglückt ist, ist tiefgreifend. Doch Gott hat die Wunde wieder geheilt. Es ist schön, dass die neue Mutter den Kindern diesen Ersatz geben kann.
Alles, was Gott heute im Missionsdienst zulässt und was geschieht, wird genutzt. Sie sind bis Donnerstag noch hier. Es ist schön, jemanden so nahe zu haben, besonders wenn man Kontakt halten oder einen Freundesbrief schreiben möchte.
Einführung in den Predigttext: Johannes der Täufer und seine Bedeutung
Wir haben heute die Anfrage Johannes des Täufers, und dieses Kapitel ist mir ganz besonders wichtig in Matthäus 11, weil Johannes der Letzte aus dem Alten Bund ist, der auf Christus hinweist.
Am vergangenen Sonntag war dieser Abschnitt in manchen Landeskirchen Predigttext, aber nicht hier auf der Laahöhe. Deshalb ist es gut, wenn wir heute diesen Abschnitt zugrunde legen, beginnend bei Vers 1.
Es begab sich, als Jesus diese Gebote an seine zwölf Jünger beendet hatte, dass er von dort weiterging, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen.
Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Man weiß, warum Johannes ins Gefängnis kam. Er hatte zu Herodes gesagt – das ist der Sohn vom König Herodes, dem Vierfürsten –, dass es nicht recht sei, dass er die Frau seines Bruders habe. Dieses ehebrecherische Verhalten verurteilte Johannes offen.
Daraufhin nahm Herodes Johannes in Haft. Später wurde Johannes geköpft, weil Salome es gewünscht hatte, angestiftet von ihrer Mutter. Das war natürlich ganz klar, denn Salome war ein Teil des Ehebruchs. Sie hatte den Stachel im Gewissen und musste das auslöschen.
Jetzt sitzt Johannes im Gefängnis und fragt: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Auf der Festung Machärus, einer Fluchtburg von Herodes dem Großen, befand sich Johannes in Haft.
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt.
Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.
Die Botschaft Jesu an Johannes und die Menschen
Als sie fortgingen, begann Jesus, zu dem Volk von Johannes zu sprechen:
„Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das vom Wind hin und her geweht wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Seht, diejenigen, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige.
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, er ist mehr als ein Prophet. Es steht geschrieben: ‚Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.‘ Wahrlich, das ist das schöne Amen – wahrlich, das sind ganz besonders wichtige Worte von Jesus, wie wir sie aus dem Johannesevangelium kennen: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage euch.‘
Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes, der Täufer. Der aber der Kleinste im Himmelreich ist, ist größer als er.“
Die Bedeutung von Johannes dem Täufer in der Adventszeit
Vor ein paar Jahren, kurz vor der Adventszeit, ist etwas ganz Schlimmes passiert: Ein Streik in der Süßwarenindustrie. Manche meinten damals schon, dass Weihnachten ausfallen müsste, wenn es keine Nikoläuse mehr gibt und keine Schokoladeengel, die man lutschen kann.
Doch es stellte sich schnell heraus, dass unsere Süßwarenindustrie immer weit im Voraus produziert. Die Schokoladensachen sind schon fertig, und in der Weihnachtszeit arbeitet man bereits an den Osterhasen. So geht es immer voraus.
Wir wissen ja, wie wichtig das heute für viele Leute ist, was alles an Weihnachten an Leckereien dazugehört.
Vor uns steht jetzt ein Mann, der zum Weihnachtsfest gehört – ganz unverzichtbar: Johannes der Täufer. Er war kein Schlecker und kein Lecker. Es ist ja immer etwas abstoßend, wie er Heuschrecken und wilden Honig in den Mund stopfte. Er aß die Beduinenspeise und lebte ganz karg in der Wüste.
Das gehört ja zur Adventszeit dazu. Wir besinnen uns auf Johannes, und gerade haben wir das Lied von Valentin Thilo, einem Königsberger Liederdichter, gesungen. Es beschreibt die Botschaft des Johannes: Bereitet dem Herrn den Weg!
Ich will Ihnen sagen, Johannes will Ihnen nicht die Freude an den Schlemmereien nehmen – an den Gutzeln, am Gebäck und an allem, was Ihnen in dieser Zeit Freude macht. Aber er will ganz deutlich machen, was unverzichtbar ist.
Er will uns nichts vermiesen. Man könnte meinen, Johannes der Täufer wäre eigentlich ein ganz moderner Zeitgenosse, der der grünen Bewegung anhängt, sich alternativ kleidet und mit der Natur lebt. Aber all das ist Quatsch.
Er will eine Stimme sein, der Prediger in der Wüste. Das war schon in der Predigt des Jesaja (Jesaja 40) zu sehen, wo er den Weg für den kommenden König bereitet. Johannes ist kein Geizkragen, kein Spielverderber und keiner, der etwas mies macht. Er hat einen Auftrag: Jesus ganz groß zu machen.
Mir tut es leid, dass Johannes der Täufer in den Köpfen vieler Christen einen schlechten Ruf hat. Ich möchte heute noch ein Wort dazu sagen und hoffe, dass ich damit bei vielen von Ihnen einen Anstoß erzeuge.
Sie können dann selbst in der Bibel nachprüfen, ob das mit der Schrift übereinstimmt. Johannes sagt ja über Jesus, dass er der Größte von allen Propheten ist. Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner größer als Johannes der Täufer.
Erst nach Jesus gibt es Menschen, die noch größer sind – nämlich Sie. Sie dürfen ein Kind Gottes sein. Das hatte Johannes noch nicht. Unter Kreuz und Auferstehung Jesu finden wir die Fülle des Glaubens.
Zweifel und Anfechtung bei Johannes dem Täufer
Aber jetzt gehen wir dreimal zunächst einmal vor. Was war denn eigentlich das Problem von Johannes dem Täufer? Er sitzt im Gefängnis. Seitdem ich denken kann, habe ich unzählige Bibelauslegungen gelesen, Predigten gehört und immer wieder gehört, dass Johannes gezweifelt hat.
Dann habe ich auch am vergangenen Sonntag in einer ehrwürdigen Kirche gehört: Das ist ja ganz normal, wir zweifeln ja auch. Und dann wurde begründet und gesagt: Schau mal, Johannes hat ja dem Herodes, dem Vierfürsten, so direkt seine Meinung ins Gesicht gesagt, und jetzt muss er dafür büßen. Und da ist Johannes in Anfechtung gefallen und im Glauben irre geworden.
Liebe Schwestern und Brüder, da lesen wir in die Bibel etwas hinein, was so nicht dasteht. Johannes war ein Mann, der wusste, was er tat. Er war wie die Propheten. Die sind aufgetreten und haben gesagt, was der Herr ihnen gesagt hat. Denken Sie noch an die Propheten. Sie sagten: Ich muss sagen, was der Herr will.
Und Johannes ist doch nicht deshalb irre geworden, weil er ins Gefängnis musste oder weil das Martyrium kam. Dann wäre er ein Schwachkopf gewesen und kein Jesuszeuge. Aber man sagt es so leicht, und ich habe mir auch immer Mühe gegeben. Ich habe ja immer eine solche Freude an den alten Schriftauslegern. Mir ist es so wichtig, dass wir auch mit den alten Schriftauslegern der Jahrhunderte vor uns übereinstimmen.
Schon bei Martin Luther finden wir niemals, dass Johannes gezweifelt hat. Wir finden es auch nicht bei Albrecht Bengel, Johann Albrecht Bengel, und auch nicht bei Ludwig Hofacker. Wer hat eigentlich gezweifelt? Das Problem waren die Jünger des Johannes.
Die Jünger des Johannes haben gesagt: Da kommt einer, und dann haben sie immer gefragt: Ja, ist er es wirklich? Ja, ist er es? Kannst du es uns nicht zeigen? So eine alte Frage. Wenn Sie Enkel haben oder Leute zum Glauben führen, dann haben Sie immer das gleiche Problem: Die Leute sagen, ja, sehr schön, was du sagst.
Gerade in der Weihnachtszeit, wenn wir den Leuten sagen, den Kranken, den Angefochtenen: Du musst zu Jesus, ist es wirklich? Hilft Jesus wirklich? Die Leute glauben lieber jedem Scharlatan, denn den kann man sehen und fühlen, als Jesus, den man nicht sehen kann. Da bleibt die Skepsis und der Zweifel.
Sie werden das oft erleben, dass man mit den Leuten ein Stück weit gehen kann. Johannes hat so deutlich das gesagt in seiner Botschaft, und das ist jetzt eine Sache mit den Anfechtungen, mit den Zweifeln: Er sagt seinen zweifelnden Jüngern nur: Geh, frag Jesus. Leg deine Zweifel Jesus vor, besprich sie mit ihm.
Das ist das Allerbestes, was man einem Menschen sagen kann. Ich kann dir das nur sagen, aber du musst das Weitere mit Jesus selbst klären. Wir können ja Leute nur ein Stück weit tragen.
Die Unerschütterlichkeit Johannes' und sein Zeugnis
Warum ich so fest davon überzeugt bin, möchte ich an einem Bild verdeutlichen, das in der christlichen Gemeinde immer wieder genannt wird: Johannes der Täufer mit dem überlangen Finger von Grünewald.
Ich frage mich dabei immer: Glaubt ihr, dass der Finger gezittert hat? Oder dass er nur herumgefackelt hat? Das Besondere an diesem Bild ist doch, dass der Finger ganz genau auf etwas zeigt. Und wo finden wir das beschrieben? Ganz wunderbar im Johannesevangelium.
Johannes brauchte keine äußeren Zeichen. Schon im Mutterleib bei seiner Mutter Elisabeth hüpfte das Kind in ihrem Leib, als Maria zu Besuch kam. Johannes war kein Augenmensch, er brauchte nichts Äußerliches, um zu erkennen. Deshalb kleidete er sich so schlicht. Äußere Dinge waren für ihn gar nicht wichtig.
Dann sehen wir ihn, als Jesus kommt. Johannes ruft: „Seht, das ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt.“ Er nennt Jesus nicht nur Sohn Gottes, sondern den, der die endgültige Erlösung bringt. Äußerlich hat Johannes nichts Besonderes gesehen. Jesus trug die irdische Gestalt des Jesus von Nazaret, aber der Geist Gottes hat es ihm offenbart – und das auf wunderbare Weise.
Am liebsten predige ich in der Advents- und Weihnachtszeit über eine Stelle im Johannesevangelium, Kapitel 3. Das ist eine der großartigen Stellen, in der Johannes zu Jesus das Wort ergreift. Das geschah noch lange bevor Johannes in Haft kam. Dort spricht Johannes sein letztes Zeugnis von Jesus aus.
Im Vers 30 sagt er: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Johannes wusste, dass seine Zeit abgelaufen war und dass Jesus seine Herrlichkeit erst offenbaren musste.
Oft werden daraus Dinge konstruiert, die mich traurig machen. Zum Beispiel wird gesagt, Johannes habe gemeint, er fege mit Feuer und Schwefel die Tenne. Aber woher wusste Johannes das? Tatsache ist: Jesus tritt auch dem Bösen in der Welt mit Macht entgegen. Sicher nicht so, wie wir es uns äußerlich vorstellen, aber das, was Johannes gepredigt hat, war nie falsch.
Überraschend für mich ist auch, wie bereitwillig die Menschen zu Johannes gingen. Wenn Johannes die Leute „Schlangen und Otterngezücht“ nennt, ist das keine höfliche Anrede wie „liebe Gemeinde“ oder „liebe Schwestern und Brüder“. Dennoch haben die Menschen das gern angenommen.
Interessant ist, dass Menschen leicht auf ihre Sünde angesprochen werden können. Ich denke, wir sind heute viel zu zärtlich damit. Denn alle Menschen, wenn sie ehrlich und wach sind, wissen, dass sie viele Versäumnisse und Schuld haben. Aber sie erkennen Jesus nicht.
Johannes hat gepredigt, und die Leute kamen zu ihm und sagten: „Bei uns stimmt etwas nicht.“ Es ist bemerkenswert, dass Johannes so einen Zulauf hatte. Wir hingegen fürchten uns oft zu sehr davor, ins Gewissen zu reden, üble Dinge beim Namen zu nennen und aufzudecken.
Johannes hatte großen Zulauf, aber es ging ihm nicht nur um die Bußtaufe. Vor allem wollte er, dass die Menschen zum Glauben an Jesus kommen, den einzigen Erlöser und Retter. Deshalb ist Johannes der Adventsbote, der am Anfang des neuen Bundes steht.
Die Bedeutung des Glaubens und die Botschaft des Johannes im Johannesevangelium
Und jetzt kommt die schöne Rede, Vers 31 in Johannes 3: Der, der von oben kommt, ist über allen. Jesus kommt von oben, vom Himmel, von Gott gesandt. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über allen. Das ist Johannes’ Predigt.
Nicht nur nennt er die Sünde beim Namen, sondern er nennt auch den Erlöser – und das wird immer wieder verschwiegen. Er bezeugt, was er gesehen und gehört hat, doch sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist.
Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte. Gott gibt den Geist ohne Maß, unbegrenzt. Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in die Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.
Herrlicher kann man von Jesus überhaupt kein Zeugnis geben. Darum ist es mir schon wichtig, ob Johannes darin sicher wurde. Wackelnd wurde er ganz bestimmt nicht. Und erst recht nicht, weil er eine Gefängnispritsche hat und keine schöne Matratze mehr, weil das Fenster von Gitterstäben durchzogen war.
Das haben Jesusboten in allen Generationen sogar mit ihrem Leben bezeugt, auch Johannes, der sogar seinen Kopf hat herunterschlagen lassen für sein Zeugnis. Darum würde ich das nicht leichtfertig sagen.
Das Problem ist, ob die Jünger das kapieren. Und die Jünger konnten es ja gar nicht kapieren. Für mich ist das – ich sage es noch einmal – das herrlichste Weihnachtszeugnis, das wir haben.
In den Perikopenordnungen der Landeskirche gehört dieser Abschnitt in die Weihnachtspredigten. Einmal in sechs Jahren kommt man in diesen Predigttext: Wer den Sohn Gottes nicht hat, über dem steht noch der Zorn Gottes. Kann man es besser sagen?
Der kriegt keinen Frieden. Und wenn er noch so religiös ist und noch so fromme Lieder singt – er kriegt den Frieden nicht, wenn er Jesus nicht ergriffen hat. Denn Jesus ist das Leben.
Das hat Johannes gewusst und uns in einer Deutlichkeit enthüllt. Das ist so klar, und er gibt den Geist Gottes, während Jesus glaubt, er hat den Geist Gottes, und er kriegt ihn unbegrenzt.
Ich darf darum bitten: Herr, komm du in mir wohnen, lass deinen Geist mächtig in mir wirken.
Die Taufe des Paulus in Ephesus und die Bedeutung der Geistausgießung
In der Apostelgeschichte finden wir einen sehr interessanten Bericht aus der Gemeinde in Ephesus, genauer in Apostelgeschichte 19. Paulus kam in diese Weltstadt Ephesus.
Bereits an Pfingsten begegnen wir dreimal dem Phänomen der Geistausgießung. In Jerusalem konnten alle das Predigen in ihren eigenen Sprachen hören: Kappadozier, Phryger, Perser und andere. Ein weiteres Beispiel finden wir beim Hauptmann Cornelius.
Die Juden hatten und haben oft eine Scheu, ihre Nationalsprache für das Gebet zu verwenden. Bis heute sprechen Juden in Deutschland nicht Deutsch mit Gott, sondern Hebräisch. In Amerika ist es nicht Englisch oder Spanisch, sondern überall in den Synagogen wird Hebräisch gesprochen – die Gottessprache.
Das geht so weit, dass strenggläubige Juden das Hebräische im Alltag kaum verwenden. Stattdessen sprechen sie Jiddisch, eine Mischform aus Hebräisch und Deutsch. Im Ghetto Mea Shearim in Jerusalem, wo die strenggläubigen Juden leben, wird ausschließlich Jiddisch gesprochen. Das Hebräische ist allein für den Umgang mit Gott reserviert.
Gott hat in der Gemeinde jedoch ganz klar gezeigt: Die Sprachen dürfen genutzt werden. Beim Cornelius, einem Römer, wollten die Juden nicht einmal sein Haus betreten, weil sie es für unrein hielten. Gott aber hat es rein gemacht.
In der Pfingstgeschichte wird deutlich, dass aus allen Nationen und Sprachen das Evangelium verkündet wurde. Unsere Missionare müssen die Sprachen lernen, in denen Gott das Evangelium von Jesus verbreitet hat.
Noch einmal begegnen wir diesem Thema in der großen Handelsmetropole Ephesus, einer Weltstadt mit einer Gemeinde von Johannesjüngern. Das gab es wirklich. Paulus fragte sie: „Wie seid ihr getauft?“ Sie antworteten: „Wir sind auf die Taufe des Johannes getauft.“ Paulus fragte weiter: „Habt ihr nichts von Jesus gehört?“ Sie sagten: „Nein, wir haben noch nie etwas von Jesus gehört.“
Hier sehen wir, dass die Johannesjünger es nicht geschafft hatten, die Botschaft weiterzutragen. Sie hatten nur die Taufe beibehalten. Paulus erzählte ihnen von Jesus und sagte: „Ihr müsst an Jesus glauben.“ Daraufhin glaubten sie an Jesus, und der Geist Gottes fiel über sie. Sie priesen Gott.
Das war Johannes das allerwichtigste Anliegen. Offenbar war es ein Problem in der frühen Christenheit, dass sich überall noch die Anhänger, die „Fans“ des Johannes des Täufers, versammelt hatten, die aber nicht den Weg zu Christus mitgegangen waren.
Die Herausforderung des Glaubens an Jesus und die Kraft des Evangeliums
Der Grund, warum viele nicht an Jesus glauben konnten, ist ganz einfach: Warum sollten wir auch an Jesus glauben? Jesus hat keine zwingende Macht an den Tag gelegt. Es ist ja immer die Frage. Viele Ungläubige sagen: „Wenn Jesus etwas ganz Tolles in meinem Leben machen würde, dann würde ich glauben.“ Das hat er doch gemacht.
Als ich bei Daimler-Benz in meinen Werksferien als Student gearbeitet habe, haben die Leute oft zu mir gesagt: „Ich würde ja glauben, dass es einen Sieg über den Tod gibt, wenn einer mal vom Friedhof rauskäme im Leichentuch.“ Das ist doch passiert, da ist doch einer gekommen im Leichentuch, Jesus, wie er beerdigt war. Ist er auferstanden? „Ja, der zählt nicht.“
Ich kann die zwingendsten Wunder haben, ich kann keinen Menschen zum Glauben nötigen. Es bleibt das, an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus zu glauben. Vielleicht ist das der letzte Schritt. Und da sagt Jesus hier: „Selig, wer sich nicht an mir ärgert.“ Darum ist es mir so wichtig, wenn wir über Johannes den Täufer reden, dass wir ihn nicht zum Vater des Zweifels machen.
Denn Zweifel ist der größte Krebsschaden des Glaubens. Jeder Christ zweifelt immer wieder in seinem Leben. Es hat noch nie einen Christen gegeben, der nicht auch durch Zweifel gegangen ist. Das wissen wir in schweren Krankheitszeiten. Wenn wir allein liegen, kommen die Zweifel: Ist Jesus wirklich da? Ist er der Herr über meine Krankheit? Bin ich nicht den Schicksalsmächten ausgeliefert?
Wenn wir durchs Todesthal hindurchgehen, in der letzten Kraftlosigkeit, fragen wir uns: Ist Jesus wirklich da? Darf ich mich ihm in die Arme werfen? Für uns Menschen des Sehens und Fühlens bleibt das die letzte Anfechtung. Darum ist es ganz wichtig, das mit Johannes dem Täufer zu klären.
Er war ein Glaubender, der das so klar gesehen hat. Immer wieder hat er gesagt: „Jesus ist es, der ist es.“ Diese Gewissheit hat ihm der Geist Gottes gegeben. Glauben ist immer ein Werk des Heiligen Geistes, der uns die inneren Augen öffnet, damit wir das Wort verstehen können. Das Wort trägt den Heiligen Geist in sich, und das ist der Grund, warum Glauben entsteht. Es ist ein Werk Gottes.
Keiner kann den Glauben machen, es ist ein Geschenk Gottes. Aber das ist so wichtig. Johannes sagt, Jesus ist die einzige Antwort für die Johannesjünger. Vielleicht war es ein Anstoß für sie, dass Jesus so schlicht und verborgen durch diese Welt ging.
Jetzt müssen sie mal darüber nachdenken: Für die treuen Jesusjünger, die für Jesus Feuer und Flamme waren und für ihn alles gegeben haben, wie Simon Petrus, der gesagt hat, dass er, wenn es seinen Kopf kostet, zu Jesus steht, hat sich auch an Jesus geärgert in der Passionsnacht. Er hat es nicht durchgehalten, den schwachen Jesus.
Es wird auch für uns zur Anfechtung, wenn wir fragen: Warum hat Jesus nicht eingegriffen, als mein Mann gestorben ist? Warum hat er nicht eingegriffen damals auf der Flucht, als mein Kind gestorben ist? Wir fragen doch auch so, wenn wir sehen, wie Jesus schweigt. Das ist die Anfechtung des Glaubens.
Aber wir sollten nicht Johannes dafür hernehmen, sondern sagen: Das ist ein Problem all der Jesusjünger, der Johannesjünger und all der frommen Leute in dieser Welt. Da schlagen wir uns herum und müssen ganz deutlich sagen: Der Zweifel bleibt trotzdem etwas ganz Schlimmes, weil Jesus uns sein Wort gegeben hat.
Und es ist dem Wort so klar: Sein Wort ist wahr, es trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und im Leben. Sollte Gott etwas unmöglich sein? Wenn er mich Wege führt, die ich nicht verstehe, wird es am Ende für mich der Segensweg Gottes sein.
Im Rückblick werden wir in der Ewigkeit nie an einer Stelle sagen: Gott hat mich an der Nase herumgeführt oder betrogen. Sondern wir werden sagen: Ich kann nur staunen, wie er alles geführt und herrlich gemacht hat. Was Böses scheint, ist gut gemeint. Er ist niemals mein Feind und gibt nur Liebesschläge.
Darum ist es so wichtig, dass wir dem Zweifel keinen Raum geben. Natürlich darf man den Zweifel aussprechen. Den dürfen Sie aussprechen, aber in der Seelsorge! Denn da dürfen Sie mit Schwestern und Brüdern sprechen, aber bitte nicht im Hauskreis. Das geht nicht in der großen Runde.
Dort suchen wir einen gläubigen Christen, der sagt: „Ich bin da immer wieder so angefochten, helfen Sie mir, beten Sie mit mir, sagen Sie mir ein Wort Gottes, damit ich herauskomme.“ Denn wenn wir im Zweifel bleiben, bleibt uns der Himmel verschlossen. Das ist eine Tragik.
Wir können das Wort Gottes gar nicht verstehen, wenn wir im Zweifel verharren. Darum ist es mir so wichtig: Johannes schickt seine Jünger zu Jesus und sagt: „Fragt ihn doch!“ Und dann fragen sie Jesus, und Jesus gibt ihnen eine Antwort.
Es ist ja nicht die Antwort, die sie brauchen. Welche Antwort hätte Jesus ihnen denn geben können? Vielleicht so ein Erlebnis wie die Verklärung, wo Mose und Elija kommen und Jesus ein übersinnliches Erlebnis hat. So etwas hat Jesus nicht gegeben.
Jesus hat gesagt: „Schaut, was geschieht: Lahme gehen, Blinde sehen und Tote werden auferweckt.“ Das sind die Messias-Zeichen. Aber natürlich kann auch der Teufel Wunder vollbringen. Es gibt keinen Beweis, der absolut gültig ist, von den Zeichen her.
Es gibt bis heute kein Zeichen, auch in der ganzen Christengeschichte, das den Glauben erzwingen kann. Es bleiben Zeichen und dann das herrliche Armen wird das Evangelium verkündet. Das sind nicht nur die finanziell Armen, an die wir so schnell denken, sondern das sind die geistlich Armen.
Das sind Leute, die vor Gott nichts bringen können, die an den Geboten Gottes gescheitert sind, die sündig sind bis zur Halskrause, die ihr Leben verpuscht haben. Verlorene Leute, die die Hölle verdient haben, aber das Evangelium hören, das der Heiland bringt.
Und da sind wir schon genau am Punkt, wo Glaubensgewissheit entsteht. Ich kann erst an Jesus glauben, wenn ich das Evangelium vernehme. Heute gibt es so viele junge Christen, die sind immer begeistert, was sie alles können, ihre Gaben sind so toll. Es ist ja immer so leidvoll: Das gibt so schrecklich viel Burn-out nach wenigen Jahren.
Ich habe es ja im Leben auch durchgemacht. Ich war so begeistert, als ich ins Amt kam, und man sagte: „Keiner kann so gut Jugendarbeit machen wie du.“ Nach einem halben Jahr war alles futsch in der Gemeinde, es gab keine Jugendarbeit mehr.
Gott hat mich auf die Nase fallen lassen, bis ich wieder auf die Knie ging, und Gott hat mir auf einmal Aufbrüche geschenkt. Man merkt, wenn wir mit leeren Händen arm dastehen, wenn wir nichts können, dann kann uns Gott segnen und gebrauchen.
Ich war oft im Unterricht, ob das eine Abiturklasse war oder schon im Konferenzunterricht, und habe böse aufgesessen. Ich habe gedacht: Heute gibt es eine gute Stunde, und es wird Mist von vorne bis hinten. Ich habe die Geduld verloren, die Fassung verloren, alles kaputt.
Wenn ich gemerkt habe, dass ich ohne Gebet hineingegangen bin, war es so. Das mit den Armen, denen wird das Evangelium verkündet, was Jesus schon in der Bergpredigt gesagt hat: Selig sind die geistlich Armen, die vor Gott gar nichts aufweisen können.
Wenn mich einer fragt: Was ist die Voraussetzung, wenn man in die Mission geht? Muss man da ein guter Sprachkenner sein? Oder muss man eine akademische Ausbildung haben? Ich würde sagen: Nur eine Voraussetzung ist wichtig: Du musst deine Verlorenheit vor Gott kennen und wissen, dass Jesus der Einzige ist, der Neues wirkt.
In unserem ganzen Christenleben ist das das Geheimnis. Wir kommen ja immer wieder an den Punkt, an dem wir sagen: „Nichts habe ich zu bringen, alles, Herr, bist du, ich brauche dich.“ Und das meint Jesus dazu, den Johannischen. Das ist das Herrlichste.
So ist es auch in der neutestamentlichen Gemeinde, wenn Paulus mit dem Evangelium in die antike Welt nach Rom zog. Sie müssen sich mal vorstellen, was Rom war: Ein riesiges Weltreich mit großen Gebäuden, Säulen und einer mächtigen Armee.
Die Predigt vom gekreuzigten Jesus war eine Torheit für die Juden, ein Ärgernis für die griechischen Hellenisten. Und Paulus sagt: Diese Torheit ist stärker als die Menschen sind. Das überwindet Menschen. Der rechtfertigende Jesus macht den Tod lebendig, macht Hoffnung für die Hoffnungslosen – das ist die Kraft des Evangeliums.
Ich sage immer wieder: Es hat auch nicht viel Erfolg, wenn wir meinen, wir können das Evangelium für unsere junge Generation attraktiver machen. Als wenn wir sagen, wir holen den Rangnick von Hoffenheim, Herbstmeister der Fußballmannschaft, und der soll vor der Evangelisation ein paar Worte sagen, damit die jungen Leute sehen, da ist jemand.
Oder den Kurani oder wie sie alle heißen bei Schalke. Gott braucht nicht das Zeugnis der großen Stars unserer Welt. Das Evangelium bahnt sich seinen Weg unter den Armen und Geringen.
Deshalb dürfen Sie nie traurig sein, wenn Sie sagen: Warum erreicht das Evangelium eigentlich nur die Zerbrochenen? Weil der Herr denen nahe ist. Die Stolzen können es gar nicht fassen.
Ja, wir wollen das Evangelium auch denen bringen, ja. Wenn wir aber an den Punkt kommen, wo Christus sein Evangelium ihnen sagen kann.
Es war wunderbar, dass in China heute diese stolzen Chinesen mit ihrer reichen Kultur solche leeren Herzen haben und nach Jesus greifen. Es war lange die Not der großen Missionare bei Hudson Taylor, dass die Chinesen viel zu stolz waren und das Evangelium für sich ablehnten – so wie es in der westlichen Welt war.
Ich habe immer den Eindruck, wir sind heute in einer Machergeneration, bis hinein in unsere frommen Gemeinden, die meinen, sie könnten alles selber machen. Wir haben die Methoden, wir machen das.
Wenn wir wieder arme Leute sind und sagen: „Herr Jesus, jetzt mach du was“, erleben wir seine Siege. Denn Armen wird das Evangelium gepredigt.
Jesu Worte über Johannes und seine prophetische Festigkeit
Und nur noch ein paar Worte zu Johannes, was Jesus dort zu ihm sagt. Als sie fortgingen, fing Jesus an, zum Volk über Vers 7 von Johannes zu sprechen und sagte: „Leute, Johannes ist kein Rohr, das der Wind bewegt, und das ist mir ganz wichtig.“
Wenn er ein Zweifler wäre, wäre er tatsächlich ein Rohr, das der Wind bewegt, vielleicht sogar ein zerbrochenes Rohr. Im ganzen Alten Testament kenne ich keinen zweifelnden Propheten. Ich kenne angefochtene Propheten, wie Elija, der unter dem Wacholderbusch liegt, aber keinen zweifelnden Propheten.
Es gibt Menschen, die müde werden in ihrem Auftrag, doch ein Prophet, der zweifelt, das wäre das Allerschlimmste. Und wir dürfen niemals an Jesus zweifeln. Das ist wichtig, dass wir unseren Auftrag haben, weil er der einzige Rettungsanker ist. Wir können nur durch ihn gerettet werden.
Jesus sagt, Johannes ist kein Rohr, das den Wind bewegt, auch nicht vom Zeitgeist, nicht vom Zweifel und auch nicht von der Not des Martyriums. Es ist ja ganz wunderbar, wie Jesus in vielen Berichten den Gefolterten und Leidenden im Martyrium immer ein ganz besonderes Maß an Festigkeit gegeben hat.
Zum Beispiel die 21-jährige Marion von Klo, die von den Bolschewisten erschossen wurde. Bis kurz vorher sang sie noch im Gefängnis in Riga das Lied „Ich weiß den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl“, sodass alle Gefangenen es hören konnten. Eine 21-jährige Frau – da gibt Jesus die Festigkeit.
Das ist schön, wenn uns der Herr auch diese Festigkeit gibt, treu bei ihm zu bleiben, auch in den Anfechtungen und Schwierigkeiten unseres Lebens. Dann sagt Jesus, Johannes war keiner, der nach schönen Kleidern oder Bequemlichkeit sucht. Es war ihm keine Not, die Gefängnispritsche zu ertragen.
Jesus sagt weiter, Johannes war ein Prophet, ein ganz besonderer Prophet. Er ist mehr als ein Prophet, er ist ein Zeuge Jesu und für uns einer, der uns den Weg zeigt. Trotzdem fällt es mir immer schwer: Johannes durfte nie das erleben, was wir heute in der Verkündigung des Evangeliums hören dürfen.
Wir dürfen das ganze Evangelium erkennen und verstehen: Jesus wurde von Gott in diese Welt gesandt, hat die Erlösung am Kreuz vollbracht und baut heute seine Gemeinde. Johannes steht noch vor der Tür, er gehört noch zum Alten Bund.
Wissen wir, was uns geschenkt ist? Es heißt ja, dass die Engel es gelüstet zu schauen, das Herrliche, das in der neutestamentlichen Gemeinde kommen wird, und wie viele Erfahrungen sie mit Jesus machen durften. Dass keine Totenauferweckung dabei war, ist kein Problem.
Wir haben diese letzte Weltzeit noch nicht überwunden. Wir stehen noch nicht mit den Füßen in der Ewigkeit, sondern noch in diesem Äon, in dieser Zeit, in der wir noch durch den Tod hindurch müssen. Aber wir wissen, wie oft haben wir es von Menschen gehört, die uns bezeugt haben, dass sie schon die Herrlichkeit gespürt haben – auch auf dem schweren Leidenslager.
Wie wunderbar ist uns Jesus geworden, sodass wir den Weg sicher gehen können. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes.
Darum ist es für uns so wichtig, die Botschaft aufzunehmen und vielen Menschen zu sagen: Der Kleinste im Himmelreich ist größer als Johannes, denn er hat die ganze Herrlichkeit Gottes leibhaftig empfangen. Christus wohnt in unserem Leben.
Und jetzt ist es wunderbar, wo Schuld vergeben ist, wo Christus wohnt und wo Christus die Gewissheit des Glaubens schenkt. Das ist herrlich.
Abschlussgedanken und Ausblick auf das Lied
Noch ein Wort zum Schluss: Ich möchte einfach sagen, wie wunderbar das ist, was uns im Glauben geschenkt wurde. Sie können jetzt an viele Beispiele von glaubenden Menschen denken, die Christus in ihr Leben aufgenommen haben. Ich hoffe, dass es auch bei Ihnen so ist, dass Sie sagen: Jeder Tag ist schade, an dem ich nicht mit Jesus gelebt habe.
Für mich bedeutet das Klarheit, Herrlichkeit und Vollendung. Ohne ihn kann ich gar nichts tun. Das gefällt mir so an den Adventsliedern. Georg Weissel war ebenfalls ein Königsberger, lebte im Dreißigjährigen Krieg und schenkte uns das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Er hat aber auch ein anderes Adventslied geschrieben, zum dritten Advent. Dieses Lied findet man jedoch kaum in den Adventsliedersammlungen. Bei uns im Gesangbuch steht es an ganz anderer Stelle, aber es ist in vielen Gesangbüchern enthalten.
Ich sage Ihnen, wir singen es nicht oft: „Such, wer da will, einen anderen“. Es wurde vor Johannes dem Täufer gedichtet, zum dritten Advent. Über Johannes den Täufer heißt es oft, er sei streng oder furchteinflößend. Doch das Lied sagt: „Ach, such doch den, lasst alle stehen, dir wird Heil zuteil, er ist der Herr und keiner mehr.“ So hat man ihn in der Christenheit immer verstanden.
Johannes, der sein Herz spricht, sagt: Hört doch auf Jesus, fragt ihn, ihr werdet die Antwort finden. Bei ihm könnt ihr entdecken und finden, was wichtig ist. Darum ist das Bild von Grünewald so schön, mit dem Finger, der auf Jesus zeigt. Natürlich ist Johannes ein Zeuge vor dem Kommen von Jesus. „Ach, such doch den, lasst alles stehen. Wende dich nicht ab von mir, lass mich im Kreuz nicht verzagen, lass mich nicht jammern.“
Natürlich wird die Welt versuchen, die Stimme der Evangeliumsboten zum Schweigen zu bringen. Aber was hat der Herr für eine Erwägung geschenkt, gerade in Russland, wo große Verfolgung herrschte? Wir dürfen wissen: Überall hat der Herr Siege daraus gemacht.
Zum Schluss möchte ich noch auf das Lied überleiten, das wir gleich singen werden, von Johann Rist. Es stammt ebenfalls aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Johann Rist war ein bedeutender Dichter. Er wirkte an drei verschiedenen Orten und war eine große Kapazität der Dichtkunst im Mittelalter. Er war ein sehr gläubiger Mann und Pastor in Wedel bei Hamburg. Er ist eigentlich nie woanders hingekommen, und ihm war das sehr wichtig.
Er kümmerte sich auch sehr um psychisch Kranke. Wenn Sie wenig Ahnung davon haben: Das ist die schlimmste Form der Krankheit. Wenn Menschen sich Knochen brechen oder einen faulen Zahn haben, sieht man das äußerlich. Seelische Krankheiten aber sind so verborgen und verdeckt. Johann Rist baute eine ganze Apotheke in seinem Pfarrhaus auf und pflanzte Kräuter im Garten an. Er war ein praktischer Mann, der gern im Garten arbeitete und viel musizierte. Ein fröhlicher Mann.
Er schrieb gerade in einem Moment, als der Dreißigjährige Krieg nach Hamburg hineinschwappte. Damals waren zwölf Nationen dort, darunter Kroaten und Türken, die als Söldner angeworben wurden. Sie verwüsteten das Pfarrhaus, zerbrachen Reagenzgläser, zerstörten vieles. Ausgerechnet in dieser Zeit dichtete er sein Lied.
Er spricht in einer ungewöhnlichen Sprache: „Auf, auf, ihr Reichsgenossen, ihr, die ihr zum Reich Gottes gehört.“ Verstehen wir das Wort „Reichsgenossen“ nicht falsch – es hat nichts mit politischen Parteien zu tun. Es bedeutet: Auf, auf, ihr Christen alle!
Dann heißt es: „Nehmt diesen König an, nehmt diesen König an! Wollt ihr Traurigen auf, ihr Verzagten, ihr Müden?“ Wir singen das Lied gleich mit: „Nehmt doch diesen König an.“ Das war die Stimme, die weiterklang, die nicht an den Wunden des Lebens hängenblieb, sondern die große Freude besang.
Johann Rist hat noch ein anderes Lied geschrieben, das einen schwierigen Anfang hat. Darum wurde er auch aus dem neuen Gesangbuch gestrichen – der erste Vers wurde weggelassen. Das liegt ein bisschen daran, dass wir die Sprache mit dem Bräutigam heute schwer verstehen.
Doch das Lied ist im Weihnachtsoratorium aufgenommen worden. Wer das Weihnachtsoratorium liebt, sagt, dass diese Stelle die schönste ist: „Brich an, du schönes Morgenlicht, und lass den Himmel tagen! Du Hirtenvolk, erschrecke nicht!“ Denn dir sagen die Engel, so auch Johann Rist, dass dieses schwache Kindlein unser Trost und unsere Freude sein soll. Es soll den Satan zwingen und letztlich Frieden bringen.
Heute haben die Menschen unter den Schmerzen dieser Welt gelitten. Dieses Zeugnis darf nicht wanken, es muss eindeutig in die Welt hinausklingen. Das ist schön, wenn es Johannes Mut macht zum klaren Jesusbekenntnis in dieser Advents- und Weihnachtszeit.