Einführung: Das Verstehen des Wortes Gottes im Gottesdienst
In den Gottesdiensten geht es uns darum, das Wort Gottes zu verstehen. Deshalb lesen wir einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift. Am Ende soll dieser Abschnitt für uns aufleuchten.
Ich darf Sie bitten, Johannes 16,5-15 aufzuschlagen. Sie finden diesen Text auf Seite 117 in den ausgelegten Bibeln. Es handelt sich um ein Wort Jesu aus den sogenannten Abschiedsreden. In diesen Reden gibt Jesus wichtige Informationen über die Bedeutung des Heiligen Geistes.
Jesus sagt: „Jetzt gehe ich hin, zu dem, der mich gesandt hat.“ Doch niemand von euch fragt: „Wohin gehst du?“ Stattdessen ist euer Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen. Der Beistand, der Tröster oder Anwalt – im Griechischen heißt er Paraklet.
Wenn ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt aufdecken, was es mit der Sünde, der Gerechtigkeit und dem Gericht auf sich hat.
Zur Sünde: Dass sie darin besteht, nicht an mich zu glauben.
Zur Gerechtigkeit: Dass ich zum Vater gehe und ihr mich von jetzt an nicht mehr seht.
Zum Gericht: Dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Ich habe euch noch viel zu sagen, aber jetzt könnt ihr es nicht ertragen. Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern das, was er hört, wird er reden. Er wird euch verkündigen, was zukünftig ist.
Er wird mich verherrlichen, denn von dem, was mein ist, wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird von dem nehmen, was mein ist, und euch verkündigen.
Herr, wir bitten dich für jeden von uns: Führe uns jetzt in alle Wahrheit. Amen.
Die Gegenwart des Himmels durch den Heiligen Geist
Man sagt immer wieder bei uns: Wir leben noch nicht im Himmel. Das ist sicher sehr richtig, denn es geht in der Welt sehr böse und auch ziemlich gemein zu. Bestimmt nicht himmlisch.
Manchmal haben wir uns selbst schon entschuldigt und gesagt: Ja, wir leben eben noch nicht im Himmel, wir leben in dieser Welt und sind Leute dieser Welt. Aber das stimmt ja gar nicht.
Ein ganzes Stück weit steht der Himmel offen, seitdem Jesus bei der Himmelfahrt die Macht ergriffen hat. Und seitdem der Gemeinde und den Gläubigen der Geist Gottes angeboten wird, ist schon eine ganz wichtige Fülle der himmlischen Welt hier gegenwärtig.
Paulus bezeichnet den Heiligen Geist als die erste Rate der himmlischen Güter, die uns ausbezahlt wird. Er sagt, die nächste Rate wird die Auferstehung unseres Leibes sein, der neue Leib, den wir erhalten.
Aber das, was uns hier angeboten wird, wird von Christen fortwährend verkannt. Das ist ein Trauerspiel. Wir Christen wissen überhaupt nicht, was der Geist Gottes ist. Sie reden von allem Möglichen und haben ganz andere wichtige Dinge im Kopf.
Die Gabe des Heiligen Geistes als Quelle der Erneuerung
Aber jetzt reden wir nicht einfach so dahin, jetzt geht es uns ja wirklich an. Wie bekommen wir diese wichtige Gabe des Geistes Gottes? Es macht überhaupt nichts, wenn viele achtlos an dieser Gabe vorbeigehen. Beim Pfingstereignis waren es auch nur einige wenige treue Jesusjünger, die den Geist Gottes geschenkt bekamen. Doch daraus entstand eine große Wirkung.
Ich bin ganz unbesorgt, wenn nur wir heute in diesem Gottesdienst uns für die Gabe des Geistes Gottes öffnen. Dann kann viel geschehen – in unseren Häusern, in unserem Leben, in unserer Stadt und in unserem Land. Ich kann Ihnen ganz fest sagen: Sie können gar nicht abschätzen, nicht aus der Ferne, was Gott durch uns tun will, durch seinen Heiligen Geist.
Mit der Ausgießung des Geistes Gottes begann die Umwandlung der Welt. Da hat alles angefangen. Natürlich hat Jesus da auf einmal sein Reich ausgebreitet, Menschen sind zum Glauben gekommen, sie wurden verändert und neu geschaffen. Es ist wirklich etwas Durchgreifendes und völlig Neues geschehen.
Es ist nur nötig, dass man sich wie ein leeres Gefäß für den Geist Gottes öffnet, damit Gott seine große und kostbare Gabe in uns hineingeben kann. Am letzten Sonntag haben wir gehört, dass Jesus sich selbst mit einer Quelle vergleicht und sagt: „Komm doch her und trinke, bist du leer, nimm.“ Brauchst du das? Komm her, trinke!
Das ist eine Einladung an uns, gerade heute, wo wir unter den toten Gemeinden seufzen und sagen: Es gibt so wenig Leben aus Gott, wie kann Erneuerung in unseren Kirchen geschehen? Durch die Gabe des Geistes Gottes. Welche Vorbedingungen braucht man? Nichts weiter als Durst, Begehren – ich will viel davon haben.
Das ist auch der Grund, warum wir so wenig von diesen Wirkungen Gottes unter uns haben: weil wir so wenig durstig sind, so wenig Verlangen haben. Wenn Sie selbst seufzen und sagen: „Ich bin so träge, es kommt bei mir gar nicht von innen heraus die Freude, Gott dienen zu wollen. Ich wünschte, ich würde mit Lust den Geboten Gottes folgen.“ Wenn Sie Durst haben, begehren Sie diese Gabe des Geistes.
„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke“, sagt Christus, „und wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Das gilt für die Zweifelnden, für die Mutlosen, für die Traurigen – komm!
Das ist ein großes Programm. Wenn uns hier die Gabe des Geistes angeboten wird, steht sie uns offen. Das kann heute eine große Wirkung haben.
Die Notwendigkeit der inneren Erneuerung
Ich lasse in diesen Tagen einen Missionsbericht lesen. Irgendwo spielt das, die, die ihn gelesen haben, wissen, wo es ist. Dort gibt es viele Elendsquartiere, Slums. Die Regierung hat nun ein großes Programm gestartet, um die Bewohner der Slums in neue Siedlungen umzusiedeln.
Das ist großartig: Es werden große Siedlungen gebaut, mit kleinen Häusern. Jede Familie aus den Slums bekommt so ein Häuschen.
Nun ist etwas ganz Schlimmes passiert. Kaum waren die Menschen in die neuen Häuser umgezogen, da haben sie die Holzfensterrahmen herausgerissen und zum Heizen verbrannt. Anschließend haben sie Wellblech genommen und die Fenster damit wieder zugemacht.
In kurzer Zeit wurden die neuen Siedlungen zu alten Slums.
Ein Pastor, der sich um die Leute kümmerte, sagte dazu: Man hat vergessen, den Slum aus den Herzen der Menschen herauszuholen.
Das ist die Wirkungsweise, wie Gott Erneuerung in der Welt bewirkt. Darum richtet sich das Evangelium immer persönlich an uns: Es fragt, ob wir den Geist Gottes haben, ob dieser neuschaffende Geist Gottes uns verändert hat.
Nur so können durch uns die heilenden Kräfte in die Welt hinausgehen. Das ist Gottes großes Pfingstprogramm: Erneuerung der Welt, Erneuerung des Lebens.
Aber Erneuerung fängt bei uns an, indem wir uns für die Wirkungen des Geistes Gottes öffnen.
Drei Wirkungen des Heiligen Geistes
Ich möchte aus den Worten Jesu drei Bedeutungen herausgreifen, die beschreiben, wie der Geist Gottes wirkt. In der Bibel steht viel darüber. Sicherlich sind diese drei Wirkungen des Geistes Gottes nicht umfassend. Doch in diesem Wort, in den Abschiedsreden Jesu, werden uns drei wichtige Aussagen vermittelt.
Zuerst öffnet uns der Geist Gottes die Augen.
1. Der Geist Gottes öffnet uns die Augen
Es war für die Jesusjünger ein sehr schmerzlicher Moment, als Jesus von ihnen wegging. Haben Sie auch schon einmal den Satz gehört, der irgendwo in einem Bibelkreis gesagt wurde: „Schade, dass wir Jesus nicht leibhaftig sehen könnten. Das wäre doch für uns eine Ermutigung. Wir könnten, wie Thomas, einmal unsere Finger in seine Nägelmale legen.“ So stellen wir es uns immer wieder vor, aber das ist natürlich sehr kindlich gesprochen.
Stellen Sie sich einmal vor, dass wir uns nicht in die Nägelmale, sondern in die Augen Jesu malen könnten. Wenn Jesus noch der irdischen Beschränkung unterliegen würde, dann wäre das für uns bestimmt keine wirkliche Glaubenshilfe. Ich wüsste ja nicht, wo Jesus residieren würde – vielleicht in Jerusalem – und bis wir dorthin pilgern könnten, um einmal in der Reihe zu stehen und ihn zu berühren, ob das unseren Glauben wirklich so sehr stärken würde.
Oder glauben Sie, dass Jesus in Australien wohnen würde? Ich bin froh, dass Jesus nicht mehr in seiner leibhaftigen Beschränkung da ist. Es ist sehr kindlich gesprochen, wenn wir sagen: „Ich wollte Jesus einmal sehen.“ Umgekehrt ist es anders. Der Weggang hat den Jüngern zwar zunächst einen Schock versetzt, aber jetzt ist das Glauben viel leichter geworden. Denn Jesus hat einen vollgültigen Ersatz geschenkt, der seine leibhaftige Gegenwart weit in den Schatten stellt, nämlich seinen Heiligen Geist.
Jesus sagt in den ersten Versen – wenn Sie es nur einmal ansehen: Es ist Trauer in euren Herzen. Aber das ist immer unklug, wenn Christen traurig sind, denn Jesus hat versprochen: Denen, die Gott lieben, müssen auch die traurigen Dinge zum Besten dienen. Es gibt bei Christen nichts, worüber man letztlich weinen müsste, auch die schweren Dinge werden von Gott so gewendet, dass sie uns zum Segen werden.
Sogar das leibliche Weggehen Jesu, das wir immer wieder in unserer kindlichen Art als einen Verlust empfinden, wird von Jesus zu einem Segen umgebaut. Er geht leibhaftig weg, sicher, aber dafür wird er den Geist, den Tröster, den Beistand geben. Das müssen Sie sich merken: Für alle Lebenslagen, in denen wir Trauer empfinden, macht Jesus große Geschenke daraus. Man sieht es oft nicht, aber denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Auch mit seinem Weggehen. Pfingsten stellt alles in den Schatten.
Wenn Sie Sehnsucht haben und sagen: „Ich wollte ganz nah bei Jesus sein, ich wollte das einmal spüren, die Hand in seine Nägelmale legen“, dann ist das, was der Geist Gottes Ihnen schenkt, viel mehr als ein leibliches Berühren. Es ist viel größer als alles, was Sie durch eine persönliche Begegnung mit Jesus finden könnten. Der Geist Gottes öffnet uns die Augen.
Ja, das ist ja die Not sogar bei denen gewesen, die Jesus leibhaftig gegenüberstanden. Sie haben ja oft auch nicht geglaubt. Wie viele Schriftkundige standen vor Jesus und glaubten nicht? Sogar die Jünger zweifelten. Darum hilft doch die leibhaftige Gegenwart nicht. Aber der Geist Gottes kann uns das Glauben ermöglichen. Er wird der Welt die Augen auftun.
Wir stehen doch alle in dieser Welt oft unter der bitteren Erfahrung, dass wir Menschen nicht zum Glauben führen können. Denken Sie jetzt an die, die unter uns mit Zweifeln behaftet sind, die heute in den Gottesdienst gegangen sind und schon ein bisschen traurig sind. Die heute einen schwierigen Text gewählt haben – aber es ist der offizielle Text unserer Kirche – und dann sind sie ein bisschen mutlos und sagen: „Ich verstehe das alles nicht.“ Das ist auch nie so, dass ein Prediger Ihnen das Glauben einsichtig machen kann.
Es gibt auf der ganzen Welt überhaupt keinen Prediger, der mit seinen Worten einem Menschen das Glauben einsichtig machen kann, mit seinen Begabungen. Es gab überhaupt noch nie irgendeinen Mann in der Kirchengeschichte, der das mit seiner Begabung machen konnte: den Menschen das Glauben ermöglichen. Das ist ausschließlich ein Werk des Geistes Gottes.
Da muss bei uns zuerst ein Brett weg, das unseren Blick hindert. Da muss der Blick frei werden. Er wird der Welt die Augen auftun. Es ist immer schwer zu verstehen, dass unser Blick finster ist und wir darum Jesus nicht erkennen.
Ich möchte jetzt mit all denen sprechen, und das ist ja eigentlich jeder, der mit Zweifeln ringt: Es braucht Sie nicht zu verwundern, dass Sie meinen, „Ach, ich habe mit Zweifeln zu ringen.“ Jeder hat mit Zweifeln zu ringen. Jeder Mensch hat mit Unglauben zu ringen, weil das in unserer Art drin ist. Glauben ist jedes Mal ein Wunder.
Ja, wie kriege ich das dann? Der Geist Gottes wird der Welt die Augen auftun. Jesus hat versprochen, dass er den Geist sendet. Sie können eine ganze Bibliothek von Büchern lesen, von blitzgescheiten Büchern, die Ihnen über alle Verstandeszweifel hinweghelfen können. Aber Glauben werden Sie mit dem Trick nicht schaffen.
Glauben können Sie nur, wenn Sie bitten: „Herr, öffne mir die Augen, gib mir den Blick!“ Und nicht so beten: „Herr, mach du die Bibel klar!“ Die Bibel ist klar, sondern: „Nimm du bei mir das Dunkle weg! Mein Blick ist verfinstert, mein Blick hängt immer an den falschen Dingen. Ich kann am helllichten Tag das Licht nicht sehen, das ist die Tragik. Herr, nimm mir den Schatten von den Augen weg und gib mir Erkenntnis!“
Das ist großartig, dass der Geist Gottes Erweckung schafft. Und heute im zwanzigsten Jahrhundert, jeder, der mit missionarischen Gedanken seinen Zeitgenossen auf sie zugeht, der beschäftigt sich ja damit: Wie kann ich das machen? Wenn wir auf die Königstraße gehen und Freiluftversammlungen halten oder wenn wir Besuche machen, wenn wir mit Menschen ringen, damit sie den Durchblick bekommen – wie mache ich das nur? „Herr, jetzt gib deinen Geist!“ Über unserer Predigt, das ist doch das Allerwichtigste: „Herr, öffne du die Augen, dass wir dich sehen!“ Den Angebrochenen, den Zweiflern, den Schwermütigen. Herr, du kannst den Blick öffnen, das ist versprochen.
Und das brauchen wir heute als Christenheit im zwanzigsten Jahrhundert so bitter nötig. Wir meinen immer wieder, wir könnten das mit Reden und Reden und Reden tun. Es gäbe sonst irgendeine Weise, vielleicht den Ungläubigen das anzudemonstrieren, wie groß und mächtig Christus ist. Ach, der Geist Gottes ist nötig – in unseren Versammlungen, bei unseren Besuchen, bei den Briefen, die wir schreiben –, damit die Augen geöffnet werden.
Und da hat Jesus noch näher beschrieben, was man dann erkennen kann. Was sieht man denn, wenn der Geist die Augen öffnet? Die Menschen werden Sünde erkennen. Die Welt erkennt eben keine Sünde. Sie erkennt gewisse Verfehlungen und gewisse Fehler, die man gemacht hat, oder dass man gewisse Gebote übertreten hat – das verstehen Sie. Aber das steht ja da, das hat ja Jesus so gesagt: Dann werden die Leute erkennen, was Sünde wirklich ist, nämlich dass man an Jesus vorbeigelebt ist, ihn weggestoßen hat. Das ist Sünde.
Dass man gemeint hat, man könne es ohne ihn schaffen. Das machen fromme Leute auch dauernd. Die meinen, sie könnten mit eigener Kraft ein ordentliches Leben führen. Wenn der Geist Gottes kommt, dann wird er zeigen, wo der schlimmste Mangel liegt.
Auch nicht das demokratische Bewusstsein unserer Gemeinden ist unterentwickelt. Und auch nicht die Intelligenz unserer Gemeinden in Deutschland ist unterentwickelt. Ich glaube nicht einmal, dass die Lehre unterentwickelt ist. Was wird heute studiert und geforscht, und Seminare gehalten und geschult? Einfach der Geist Gottes, der Sündenerkenntnis schafft.
Und das ist nicht eine verstaubte, alte Sache, sondern eine brandneue, aktuelle Not bei mir. Wir Hauptamtlichen leiden am meisten darunter, dass es zum Geschäft werden kann, hier und dort hinzulaufen, und man meint, man wirke für Gott. Es ist alles ohne ihn gelebt – das ist Sünde.
Was soll denn in unserem Leben Neues geschehen können, wenn nicht aus Gott herausgelebt wird, aus seiner Fülle? Das war ja die große Gabe einst bei der Erschaffung der Welt, dass Gott diesen Menschen nahm, den er geschaffen hat, und ihm Leben einhauchte. Die Bibel kann das so einfach beschreiben: Das Wunder unserer irdischen Lebensexistenz kommt aus diesem Atmen des Geistes Gottes.
Aber was ist aus dieser menschlichen Existenz oft ein notvolles Leben geworden? Wenn Gott noch einmal in sie hineinatmet, seinen Geist ihnen gibt, wissen Sie gar nicht, welche Kräfte da lebendig werden. Es gibt auch manche Alte unter uns, die meinen immer, sie seien auf der Schattenseite des Lebens. Das meiste.
Denn wenn der Atem Gottes sie berührt, dann kommt sprudelndes, vitales Leben. Darum konnte ein todkranker Paulus über die Berge Kleinasiens marschieren, und er wurde nicht müde. Auf denen haben sie Steine geworfen, und er war krank. Eigentlich war er ein medizinisches Wunder, aber der Geist Gottes machte ihn lebendig.
Wenn wir Sünde erkennen, wissen wir, dass die einzelnen Verfehlungen nur immer aus der Grundverfehlung kommen. Und das ist die Verkehrtheit des Willens, dass wir ohne Jesus etwas wollen. Darin liegt die Not: nichts mehr ohne Jesus wollen. Das muss das Ziel sein – alles bloß noch mit ihm. Da treibt uns der Geist hin. Er wird uns dann die Gerechtigkeit zeigen.
2. Der Geist Gottes zeigt uns die Gerechtigkeit
Was meint Jesus mit der Gerechtigkeit? Oft denken wir, dass es in dieser sündigen Welt nichts Gutes, Ganzes und Vollkommenes mehr gibt. Wir sagen: Wir leben nicht im Himmel, sondern als Menschen mit all unseren Fehlern. Doch weil Jesus seinen Auftrag erfüllt hat und zum Vater zurückgekehrt ist, gibt es ein neues Leben. Dieses neue Leben ermöglicht es uns, Gerechtigkeit zu leben.
Jesus hat seinen Auftrag vollendet, und nun liegt es an uns, in seine Fußstapfen zu treten. Der Geist Gottes wird uns die Gerechtigkeit zeigen. In der Bibel bedeutet das immer, dass ein ganz neues Wesen sichtbar wird, das mit dem Willen Gottes in Einklang steht. Der Geist Gottes wird uns auch zeigen, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Er wird uns die Augen öffnen. Manche Menschen zittern noch vor der Macht der Finsternis und haben Angst, weil in ihren eigenen Herzen dunkle Mächte wüten. Doch der Geist Gottes macht ihnen ganz sicher bewusst, dass die Macht des Teufels gelähmt ist. Es gibt keine Bindung, die man im Glauben an Jesus nicht durchbrechen kann. Es gibt keine Not und keine Traurigkeit, aus der man nicht herausfinden kann, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Wenn wir nur offene Augen haben! Wir reden oft zu viel von okkulten Mächten, von Unglauben und von Feindschaft gegen Gott. Doch es fehlt an treuen Zeugen, die hinausgehen in die dunklen Orte und die Macht Jesu bezeugen. Wenn das geschähe, würden sie erleben, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Er hat seine Macht verloren und liegt besiegt am Boden.
Es braucht nicht viele Menschen, nur ein paar, die vom Geist Gottes einen klaren Durchblick haben und geöffnete Augen besitzen. Menschen, die Gerechtigkeit leben und die die Wurzeln der Sünde kennen. Die nicht ständig darüber reden, wie neue Anfänge im Menschenleben möglich wären, sondern die wissen: Nur dort, wo Sünde durch das Blut Jesu überwunden ist und wo wir aus der Kraft Jesu leben, gibt es neues Leben.
Diese Menschen denken daran, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
3. Der Geist Gottes leitet uns in alle Wahrheit
Und das Zweite: Wenn die Tiere wollen, dann waren sie eigentlich bei Punkt eins drei Unterteilungen. Aber ich will sie nicht so ganz im Paragraphenwald verloren gehen lassen.
Der zweite Punkt nun: Der Geist Gottes leitet uns in alle Wahrheit. Das ist heute eine Frage: Wo gibt es denn Wahrheit in unserer modernen Welt? Suchen doch alle nach Wahrheit. Und man kennt das ja auch von den Christen. Gucken Sie mal die verschiedenen Theologen an, was die alles erzählen, und die Konfessionen — da hat doch jeder seine Wahrheit. Wer hat denn die Wahrheit? Katholisch, evangelisch, neuapostolisch, baptistisch — ja, alle haben ihre Ideen. Wo ist denn die Wahrheit?
Da sagt Jesus: Der Geist Gottes wird euch in alle Wahrheit leiten. Zuerst müssen Sie merken, es gibt die Wahrheit und es gibt alle Wahrheit. Es ist nicht so, dass man nur, wie Schlessing einmal gemeint hat, eine Portion von der Wahrheit erkennen kann. Auch wenn das heute wieder verbreitet ist und die Lehre in Köpfen vieler Christen herumspukt, ist es trotzdem falsch nach der Bibel, dass wir für uns nur einen Ausschnitt der Wahrheit haben.
Jesus spricht davon, dass wir alle Wahrheit bekommen können und vom Geist Gottes in alle Wahrheit geleitet werden. Das ist für mich bindend, darauf verlasse ich mich.
Wie ist das nun mit „alle Wahrheit“? Wie kriege ich das? Es gibt doch so viele Lehren von Menschen. Es ist eine Zusage: Wer auf den Geist Gottes baut, auf ihn wartet, der wird in die ganze Wahrheit hineingeführt.
Ich darf Ihnen ganz einfach erklären, wie das geschieht: Sie lesen eine Schriftstelle der Bibel und kommen zum Glauben. Sie verstehen plötzlich, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der Sohn des ewigen Vaters, der wiederkommt. Das ist immer so wunderbar, wenn man hört — wir müssen das jetzt in der Umfrage machen, wir können es nicht in der Predigt tun — woran Sie zum Glauben gekommen sind. Es sind ganz verschiedene Punkte der Schrift gewesen.
Und da ist plötzlich bei Ihnen der Groschen gefallen, Sie haben Klarheit gehabt und alle Wahrheit plötzlich gehabt. An einer Stelle haben Sie alles begriffen. Vielleicht hat man ein Lied gesungen, und das Lied hat Sie getroffen. Oder es wurde über ein Wort gesprochen. Oder da hat Ihnen einer im persönlichen Gespräch bezeugt. Und dann haben Sie alle Wahrheit gehabt?
Ich will mich dieser neumodischen Meinung nicht anschließen, als ob wir mit unserer schwachen Erkenntnis nur Teilwahrheiten erkennen können. Mit unserem unerleuchteten Verstand können wir überhaupt keine Wahrheit erkennen. Da können wir bloß blasse Abschattungen der Wahrheit sehen. Aber sobald der Geist Gottes uns ein Licht aufsteckt, können wir erkennen.
Mir ist die Auslegung Luthers zum dritten Glaubensartikel so wichtig: Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft, auch wenn ich eine große Vernunft habe, an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen.
Durch die Bibel geht es: So kommt man zum Glauben. Mit seinen Gaben erleuchtet er uns, steckt uns ein Licht auf, und dann wird er uns alle Wahrheit enthüllen.
Das ist eine große Zusage, an die ich mich halten will — gerade weil die Wahrheit unter uns umstritten ist. Da reden die einen so, und die eine Konfession schreit so. Sie dürfen sich nie an Konfessionen halten, das steht nicht da. Das darf ich doch sagen, obwohl ich Pfarrer einer Kirche bin: Es ist nie da, dass ihr euch an die richtige Kirche haltet, und dann habt ihr es geschafft, dann habt ihr die Wahrheit.
Nein, wenn euch der Geist Gottes die Augen öffnet, bin ich überzeugt, dass es Christen aus ganz verschiedenen Konfessionen gibt, die die ganze Wahrheit haben. Da wird der Geist Gottes ihnen das Evangelium hell machen, so dass sie es verstehen können. Er wird euch in alle Wahrheit leiten.
Wir können nicht alles auf einmal ertragen. Es geht auch im Glaubensleben in ein immer tieferes Erkennen hinein. Ich wünsche mir, dass Sie noch viel mehr verstehen und noch viel mehr begreifen vom Evangelium.
Das ist eine große Freude heute, wo so viel Unsicherheit ist, schwankender Glaube, wo so viele kommen und sagen: Ich bin verunsichert, ich weiß gar nicht, was ich glauben soll.
Lassen Sie sich da nicht verunsichern. Ihr Glaube steht doch nicht auf Menschenmeinungen, nicht auf Theorien. Das gilt auch für unsere Theologiestudenten. Sie haben ihre Wahrheitserkenntnis nicht aus Büchern und nicht aus dem Mund von Professoren, sondern dort, wo der Geist Gottes Menschen erleuchtet, da hat man den Durchblick.
Ich bin davon überzeugt, dass auch alle zweifelnden und suchenden Menschen da herausgeführt werden, wo sie in Einfalt um die Gabe des Geistes Gottes bitten.
4. Der Geist Gottes verherrlicht Jesus Christus
Und noch das Dritte, was Jesus uns klar macht: Der Geist Gottes wird Jesus groß herausstellen.
Ja, das ist heute wieder merkwürdig. Es wird sehr viel vom Heiligen Geist gesprochen, auch in bestimmten Gruppen. Dabei wird immer wieder betont, dass der Geist Gottes sich dadurch zeigt, dass er außergewöhnliche Dinge tut.
Nun weiß ich, dass Gott sehr außergewöhnliche Dinge tun kann. Bei Gott ist nichts unmöglich. Aber manche legen gerade die Betonung darauf, dass der Geist Gottes seine Bedeutung darin hätte, dass er uns durch Visionen, Prophetien oder neue Lehren etwas Neues zeigt.
In meiner Bibel steht jedoch in den letzten Versen der Offenbarung, dass verflucht sein soll, wer der Schrift etwas hinzufügt. Dessen Teil soll vom Baum des Lebens abgetan werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Heilige Geist ein solches verbrecherisches Werk vollbringt.
Stellen Sie sich das vor: Der Heilige Geist würde über die Schrift hinaus etwas bringen, und Gott selbst sagt, dass derjenige verflucht sein soll, der so etwas tut. Sie können an jeder Stelle in der Bibel nachlesen. Immer wieder wird betont, dass der Geist Gottes Jesus groß macht – niemals die Träger besonderer angeblicher Begabungen.
Wenn heute manche Leute auftreten und die frommen Menschen in Aufregung versetzen, weil sie über angebliche Gaben verfügen, dann ist mir das alles keine Wirkung des Geistes Gottes.
Daran wird man den Geist Gottes erkennen: Er verherrlicht Jesus. Er wird mich verherrlichen. Menschen werden plötzlich Jesus erkennen – nicht diesen oder jenen Evangelisten, nicht diese oder jene neue Heilsgruppe dieser Welt.
Der Geist Gottes ist wie ein Scheinwerfer, der plötzlich Jesus groß macht. Ich kann mich auch nicht der Meinung anschließen, dass man irgendwelche eigenen inneren Erleuchtungen neben der Schrift, der Bibel und dem Evangelium haben könnte. Das sind alles trübe Funzeln und nicht die Lichter, denen wir folgen.
Der Geist Gottes macht uns das Evangelium wichtig. Er zeigt uns Jesus, damit wir ihn als unseren Herrn und Heiland annehmen können. Daran können Sie den Geist Gottes prüfen.
Ermutigung zum Empfang des Heiligen Geistes
Ich möchte jetzt nicht nur eine Warnung aussprechen, wie ich es eben getan habe, sondern auch ermutigen – gerade weil heute unter Christen kaum noch vom Heiligen Geist gesprochen wird.
Leider ist es eine Folge neuer Fehlentwicklungen, dass Menschengeist oder menschliche Erregungszustände fälschlicherweise als Geist Gottes ausgegeben werden. Dadurch ziehen sich viele Christen zurück und bitten nicht mehr um den Geist Gottes, weil sie Angst davor haben. Das ist unsinnig.
Wir müssen uns vielmehr umso mehr ausstrecken, um den Geist Gottes zu empfangen. Er wird nichts Neues hinzufügen, was über das hinausgeht, was uns Jesus gebracht hat. Aus dem Großen, das uns Jesus geoffenbart hat, wird der Geist Gottes nehmen.
Er wird uns bewusst machen, was in unserem Herzen brennt, sodass es uns wichtig wird und wir es erfassen können. So können wir dazu Ja und Amen sagen. Von dem Meinen wird er nehmen, von dem großen Schatz Jesu wird er schöpfen.
Den Geist Gottes brauchen wir, um in die Tiefe der Bibel geführt zu werden. Er soll uns Freude bereiten, im Wort Gottes zu leben und die vielen Gaben Christi anzunehmen.
Ich habe am Anfang der Predigt gesagt, dass es um Weltverwandlung und Erneuerung der Welt geht. Darum geht es.
Der Geist Gottes will uns berühren, anfassen, erneuern und Neues in uns schaffen. O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein!
Es gibt so viele Christen, die traurig und müde umherlaufen. Johanna Adopschiner sagte, sie habe in Berlin immer gedacht: Was sind das für Leute, die aus diesen Kirchen herauskommen? Sie sehen alle so traurig aus. Dann war sie froh, als eine Mutter sagte: Zu denen gehören wir nicht, wir sind Juden.
Das sind Menschen, die den Geist Gottes nicht haben. Wenn sie den Geist Gottes haben, dann haben sie Freude. Freude darüber, dass sie wissen: Jesus gehört mir, dass Jesus ihnen vor Augen steht. Sie wissen: Ich bin sein Kind, er wirkt durch mich.
Er ist in meinem Leben lebendig und wird in mir etwas zum Überlaufen bringen, das Neues in dieser Welt wirkt.
O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein! Amen!