Lasst uns gemeinsam Hiob betrachten, und zwar Hiob Kapitel 33. Hiob ist eines der ältesten Bücher in der Bibel, wenn man vom Entstehungszeitraum ausgeht. In Hiob finden wir sehr früh einige grundlegende geistliche Prinzipien.
Im Hiob Kapitel 33, Vers 29 und 30 beschreibt Gott, warum er es zulässt, dass im Leben von Menschen Schwierigkeiten auftreten. Dabei geht es hier hauptsächlich um Krankheit. Dort heißt es:
Hiob 33,29-30: „Siehe, das alles tut Gott zweimal, dreimal mit dem Mann, um seine Seele von der Grube zurückzuholen, damit er vom Licht des Lebens erleuchtet werde.“
Hiob beschreibt hier ein göttliches Prinzip: Gott will, dass Menschen erleuchtet werden, vom Licht des Lebens erleuchtet. Das bedeutet, Menschen brauchen Erleuchtung, und Gott benutzt Schwierigkeiten – zum Beispiel Krankheiten – als Mittel, um Menschen aufzurütteln. Denn Menschen, die genötigt sind zu hören, müssen oft erst durch Herausforderungen zum Reagieren bewegt werden. Leider reagieren sie häufig nicht sofort.
Oft sind es gerade Schwierigkeiten, wie man auch in vielen Zeugnissen hört, Momente, in denen wir offenkundig schwach sind, in denen wir unser Herz öffnen, um auf Gott zu reagieren. Diese Momente zeigen uns, dass wir an unsere Grenzen kommen. Gerade dort, wo es wirklich weh tut, werden viele Menschen erst offen, über Gott nachzudenken – auf eine ehrliche Weise, die tiefer geht als nur ein Lippenbekenntnis oder eine oberflächliche Volksfrömmigkeit.
Vor diesem Hintergrund möchte ich nun gerne das Buch Joel behandeln. Joel greift die Idee des aufrüttelnden Handelns Gottes im Leben von Menschen auf – ja, eigentlich im Leben ganzer Völker. Wir werden uns zunächst mit dem Volk Israel beschäftigen.
Ich möchte einige einleitende Gedanken vorstellen, damit wir ungefähr wissen, wo Joel herkommt. Danach werde ich versuchen, mit euch die Dramatik des Textes zu erkunden. Joel ist ja nur ein kurzer Brief, aber es lohnt sich, genau hinzusehen und zu verstehen, worum es dabei eigentlich geht.
Joel, der Name selbst besteht aus zwei Teilen. Zum einen aus "Jo", das eine Abkürzung für den Gottesnamen ist. Ihr wisst, Gott hat sich Mose als Yahweh offenbart. Im Hebräischen ist das ein Tetragramm, bestehend aus vier Buchstaben: J H W H. Wir wissen nicht genau, wie man es ausspricht, aber das ist der Offenbarungsname Gottes.
Zum anderen heißt es "El", was ebenfalls ein Wort für Gott ist. Frei übersetzt bedeutet Joel also "Jahwe ist Gott". Anders gesagt, Joel ist die Antwort auf die Frage: Wer ist denn nun Gott? Joel würde sagen: Joel, Jahwe, der Gott, der sich Mose offenbart hat, das ist mein Gott.
Wir werden sehen, dass im Prozess des Handelns Gottes mit seinem Volk – gerade dort, wo er Schwierigkeiten zulässt – am Ende steht, dass sie erkennen, dass Jahwe, beziehungsweise in unserem Text mit Großbuchstaben als "Herr" geschrieben, Gott ist.
Das Ziel des Handelns Gottes mit den Menschen ist, dass er erkannt wird. Aber wozu soll er erkannt werden? Dazu soll er erkannt werden, damit die Menschen wissen, wer der wahre Gott ist. Der Gott, der sich Mose offenbart hat, ist der wahre, der einzige und der lebendige Gott.
Wie gesagt, das ist das Ziel Gottes mit seinem Volk. Und es ist auch das Ziel Gottes mit dem Leben der einzelnen Menschen in diesem Volk.
Wir werden später einen großen Zeitsprung machen – von ungefähr 800 Jahren – und dann noch einmal bis in die Gegenwart hinein. Dabei zeigen wir, dass dieses Ziel, das Gott im Alten Testament hatte, nämlich dass die Menschen erkennen, wer Gott ist, nicht nur durch die ganze Bibel hindurch, sondern bis in die Gegenwart hinein gleich geblieben ist.
Heute lautet die Frage, die Gott sich stellt – wenn ich das mal etwas vermenschlicht ausdrücken darf: Wie bringe ich jeden einzelnen Menschen dazu, zu erkennen, dass ich Gott bin? Das ist die große Frage.
Und Gott benutzt, wie wir sehen werden, dazu auch Schwierigkeiten.
Die Datierung des Buches Joel gestaltet sich relativ schwierig. Wenn man sich nur auf den Text selbst stützt, liefert dieser keine eindeutigen Hinweise. Das heißt, wir können Joel zwar lesen, doch der Text gibt keine klaren Anhaltspunkte für eine genaue Datierung.
Manchmal findet man in den Prophetenbüchern Angaben, dass der Prophet zu Zeiten eines bestimmten Königs lebte. Das hilft, die zeitliche Einordnung ungefähr zu bestimmen. Joel gibt uns jedoch keinen solchen Hinweis. Er steht damit nicht alleine da; andere kleine Propheten tun das ebenfalls nicht, zum Beispiel Obadja, Jona, Nahum, Habakuk und Maleachi. Die Hälfte der kleinen Propheten nennt im Text nicht, wann sie lebten.
Trotzdem kann man anhand bestimmter textlicher Kriterien eine ungefähre Zeitspanne vermuten. Eine genaue Datierung ist nicht möglich, aber das Jahr 825 v. Chr. ist eine recht gute Annahme.
Wie sah die Zeit damals aus? In Israel gab es zwei Reiche: das Nordreich und das Südreich. Nach David beziehungsweise genauer nach seinem Sohn und königlichen Nachfolger Salomo war das große Reich in zwei Teile zerrissen worden. Joel lebte im Südreich.
Das Südreich erlebte in den Jahren vor Joel die Herrschaft einer Königin. Das war eine seltene Sache, denn es gab nicht oft Königinnen, die regierten. Zudem war diese Königin eine recht böse Herrscherin – ähnlich wie die bösen Stiefmütter oder bösen Königinnen in den Märchen der Brüder Grimm. Sie war eine richtig garstige Herrscherin.
Diese Königin regierte nicht lange, etwa sechs Jahre. Danach begann im Land ein Erneuerungsprozess. Die Königin Atalja wurde im Zuge eines Umsturzes getötet, der von einem Hohenpriester namens Jojada vorangetrieben wurde. Jojada setzte den letzten verbliebenen Spross des ehemaligen Königshauses, einen sechsjährigen Joasch, als König ein. Atalja hatte den Rest der königlichen Familie umbringen lassen.
Man kann sich das so vorstellen: Die böse Königin ist tot, der Hohepriester Jojada, der das Wohl des Volkes im Blick hat, übernimmt eine wichtige Rolle. Und da gibt es diesen sechsjährigen König, der natürlich erst ein paar Jahre braucht, bis er richtig regieren kann – quasi in die Grundschule geht.
Während dieser Zeit wird der Erneuerungsprozess maßgeblich von Jojada beeinflusst und vorangetrieben. Er ist die graue Eminenz, die das Geschick des Volkes lenkt.
Religiös sieht es im Land allerdings nicht so rosig aus. Man könnte sagen: Super, da ist jemand, der in die richtige Richtung will, und der erste Schritt ist getan. Man könnte noch weitergehen.
Noch bevor die böse Königin an die Macht kam, hatte ein anderer Herrscher, nämlich Jehu, den Götzendienst im Land ausgerottet. Das war ein wichtiger Schritt. Der sogenannte Baalsdienst war beseitigt. Jojada nutzt diesen Schwung, der offenbar noch vorhanden ist.
Als er dem Volk den König präsentiert, mit dem keiner mehr gerechnet hatte – man muss sich vorstellen, der Sechsjährige lebte im Tempel und nur wenige Eingeweihte wussten davon – ist das für das Volk eine große Überraschung. Viele dachten, sie hätten keinen König mehr, da der Rest des Königshauses tot war.
Plötzlich sagt Jojada: Nein, hier ist noch einer, das ist der König. Das Volk ist begeistert. Die Königin wird sofort getötet.
Jojada nutzt diesen Moment und ruft dazu auf, einen Bund mit Gott zu schließen. Er möchte, dass das, was politisch mit dem König beginnt, auch religiös in der Beziehung zu Gott festgemacht wird. Das Volk schließt einen Bund mit dem Herrn.
Die letzten Überreste von Götzendienst, wie Balstempel und Götzenbilder, werden niedergerissen. Man merkt, im Volk bewegt sich etwas in die richtige Richtung.
Aber – und das ist immer dieses Aber – es gibt dieses kurze „Aha“ und dann ein langes Nichts. Oft in der Geschichte Israels gab es kurze Begeisterungswellen, doch im Herzen passierte nicht wirklich etwas.
Ich werde später einen Vers auslegen, in dem Gott sagt: „Zerreißt nicht eure Kleider, sondern eure Herzen.“ Es ist eine Sache, sich äußerlich zu zeigen, zu jubeln und begeistert dabei zu sein, jemanden aus dem Tempel zu treiben und für ein paar Wochen Begeisterung zu sorgen.
Eine ganz andere Sache ist es, ob das, was man tut, im Herzen Raum greift. Ob die äußere Begeisterung für Gott mit einer inneren, ehrlichen und tiefen Betroffenheit über die eigene Sünde einhergeht. Ob man bereit ist, nicht nur das zu tun, was gerade populär ist, sondern auch persönliche Einschnitte zuzulassen.
Das betrifft den Bereich, wo Gott mich persönlich anspricht und wo ich merke, dass es leicht ist, äußerlich Christ zu sein, aber schwer, dort einen Schritt voranzugehen, wo ich an Dingen festhalten möchte.
Es ist leicht, von einer Welle der Begeisterung mitgerissen zu werden. Aber es ist manchmal schwer, morgens aufzustehen und die stille Zeit zu machen, weil der Herr wichtiger ist als das Kopfkissen.
Das ist das Thema, das sich im Leben des Volkes Israel immer wieder zeigt. Es überrascht daher nicht, dass auf der einen Seite eine Begeisterungswelle den Tempel eines Götzen niederreißt, während auf der anderen Seite der Tempel Gottes im 23. Jahr der Regierung Joas’, also fast ein Vierteljahrhundert später, immer noch nicht ausgebessert ist.
Das bedeutet, es hat sich nicht viel verändert.
Wenn wir also davon ausgehen – was wir nicht mit letzter Sicherheit sagen können – dass Joel in diese Zeit hineinspricht, dann sehen wir, dass auf der einen Seite Begeisterung für Gott da ist, auf der anderen Seite diese Begeisterung oberflächlich bleibt. Sie trifft nicht das Herz, sondern nur die Oberfläche.
Dann wird vielleicht klarer, wie die Botschaft Joels zusammengefasst werden kann. Er spricht über den sogenannten Tag des Herrn. Was das ist, werde ich nachher erklären.
Dann wird auch klar, warum Joel diese Botschaft bringt. Sie hat ein Ziel: Sie möchte aufrütteln. Sie will Menschen an den Punkt bringen, an dem sie mit ganzem Herzensentschluss zu Gott umkehren.
Darum geht es Joel: Er will Menschen dazu führen, sich mit ganzem Herzen Gott zuzuwenden.
Und das ist heute genauso aktuell wie vor etwa 2800 Jahren, als das Buch geschrieben wurde. Denn das ist das Ziel, das Gott auch heute noch mit Menschen hat: Sie sollen erkennen, wer Gott wirklich ist, und sich ihm mit ganzem Herzen zuwenden.
Soviel erst einmal als einführende Gedanken. Nun wollen wir uns den Text anschauen, und zwar Joel Kapitel 1, beginnend mit Vers 1.
Das Wort des Herrn, das zu Joel, dem Sohn des Petuel, geschah: Hört dies, ihr Ältesten, und nehmt es zu Ohren, alle Bewohner des Landes! Ist so etwas in euren Tagen geschehen oder in den Tagen eurer Väter? Erzählt euren Kindern davon, und eure Kinder ihren Kindern! Und ihre Kinder der folgenden Generation.
Was den Nager betrifft, ihr merkt es gleich, unten stehen verschiedene Arten und Bezeichnungen für Heuschrecken. Der Nager ist einfach eine Heuschreckenart. Man sollte jetzt nicht an Hasen oder Meerschweinchen denken, sondern es handelt sich hier ausschließlich um eine Heuschreckenart.
Was der Nager übriggelassen hatte, fraß die Heuschrecke. Und was die Heuschrecke übriggelassen hatte, fraß der Abfresser. Auch das ist nur eine andere Bezeichnung für eine Heuschrecke, also für eine andere Art. Und was der Abfresser übriggelassen hatte, fraß der Vertilger.
Joel sagt: Hört mal her, ihr Ältesten, die ihr sonst immer alles wisst, die ihr die Klugen hier im Land seid, und nehmt euch das, was ich sage, jetzt einmal zu Ohren. Da gibt es eine Sache, die passiert ist, und zwar eine Plage. Die ist so groß, dass ihr, wenn ihr ehrlich seid, zugeben müsst, dass man noch zwei Generationen, von mir aus auch drei Generationen später, davon erzählen wird.
Wenn ihr also einmal mit euren Enkeln zusammensitzt, werdet ihr euch zurückerinnern an heute und sagen: Damals kam eine Plage vorbei, da waren Heuschrecken im Land – nämlich diese Nager, die Heuschrecken, die Abfresser und die Vertilger. Das war einfach brutal, unvorstellbar schlimm. Wir hatten gar nichts mehr; sie haben nichts übriggelassen.
In den Versen 5 bis 7 heißt es dann, dass jetzt die erste Gruppe von Leuten, die durch diese Heuschrecken alles verloren hat, aufwachen soll: Wacht auf, ihr Betrunkenen, und weint! Heult, ihr Weinsäufer, alle über den Most, denn er ist weggerissen von eurem Mund. Denn eine Nation ist über mein Land heraufgezogen, mächtig und ohne Zahl. Ihre Zähne sind Löwenzähne, und sie hat das Gebiss einer Löwin. Sie hat meinen Weinstock zu einer Wüste gemacht und meinen Feigenbaum zerknickt. Sie hat ihn völlig abgeschält und hingeworfen; seine Ranken sind weiß geworden.
Was Joel hier macht, ist, die Auswirkungen einer unglaublich brutalen Heuschreckenplage zu beschreiben. Die Heuschrecken ziehen dahin, und wo sie waren, bleibt nichts zurück.
Vielleicht ein paar Gedanken zu Heuschrecken.
Wenn ihr an Heuschrecken denkt, dann denkt ihr wahrscheinlich an laue Sommernächte, irgendwo grillt es, krap krap – ja, so etwas. Man legt sich zurück und denkt: Schön hier. Die Menschen damals haben Heuschrecken ganz anders erlebt.
Die Römer nannten Heuschrecken „die Verbrenner des Landes“. Immer wieder werdet ihr diese Beschreibung auch in biblischen Texten finden. „Verbrenner des Landes“ deshalb, weil, wenn so ein Schwarm kommt – und ihr müsst euch solche Schwärme vorstellen, wie sie in der alten Literatur beschrieben werden –, die Sonne sich in achtzig bis hundert Metern Höhe verdunkelt, weil Millionen und Abermillionen Heuschrecken über euch hinwegziehen. Wo sie sich niederlassen, ist alles in wenigen Augenblicken kahl.
Es sind Schwärme beschrieben worden, die an einem Ort vier Tage lang vorbeiziehen. Könnt ihr euch das vorstellen? Eine Flut von Heuschrecken, die vier Tage lang immer weiterzieht. Alles ist überall voller Heuschrecken. Es gibt kein Hindernis, das diese Heuschrecken aufhalten kann. Sie gehen über alles hinweg. Sie machen nirgendwo einen Bogen drum herum. Wenn da ein Haus in der Mitte steht, klettern sie oben drüber und hinten wieder runter. Sie ziehen einfach gnadenlos weiter.
Es gibt kein Mittel, sie aufzuhalten. Das Einzige, was so einen Schwarm stoppen kann, ist, dass er ins Wasser läuft. Das heißt: Die Heuschrecken hören nicht auf, wenn Wasser da ist und bleiben nicht stehen. Nein, sie laufen einfach hinein. Die Ersten ertrinken, die Nächsten klettern auf die Ertrunkenen drauf. So können sie Bäche und Flüsse überqueren. Vielleicht sind die Gewässer damals noch leichter zu überwinden als heute reißende Bäche. So einen Schwarm kann man dann austilgen, wenn er vom Wind oder von einer internen Führung gestoppt wird – wobei niemand wirklich weiß, wie das funktioniert und warum die Heuschrecken so geordnet hintereinander laufen, als würden sie ins Meer getrieben.
Das ist die Idee, wie man so einen Schwarm aufhalten kann. Ansonsten steht man machtlos da, die Sonne verdunkelt sich, und man sieht, wie der Schwarm sich senkt. Dort, wo er ist, wird in einem Nu alles weggefressen. Wenn da Holztüren oder Ähnliches sind, wird auch das angefressen. Sie gehen in jedes Haus hinein, fressen alle Vorräte weg. Es bleibt nichts übrig. Eine gigantische Plage.
Wie das dann populationstechnisch funktioniert hat, weiß ich nicht. Ich habe das nicht nachgelesen. Aber wie radikal oder ängstlich die Leute davor waren, das könnt ihr zum Beispiel im Zweiten Mosebuch nachlesen. Schlagen wir mal die zehn Plagen auf.
Im Zweiten Mosebuch, Kapitel zehn, haben wir es mit der achten Plage zu tun. Es war schon eine ganze Menge passiert, und sie hatten schon einiges erlebt. Zweiter Mose 10, Heuschrecken, achte Plage: In Vers 4 heißt es: „Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen! Denn wenn du dich weigerst, mein Volk ziehen zu lassen, siehe, dann will ich morgen Heuschrecken in dein Gebiet bringen.“
Wir denken vielleicht: Na ja, das ist eigentlich gar keine so starke Sache, Heuschrecken eben. Aber die Leute damals, beim Gedanken an Heuschrecken, da fingen sie an zu zittern. In Vers 7 antworten die Hofbeamten, die die Gefährlichkeit dieser Plage erkennen. Sie sagen: „Wie lange noch soll dieser Mann uns zur Falle sein? Lass die Leute ziehen, damit sie dem Herrn, ihrem Gott, dienen! Erkennst du denn noch nicht, dass Ägypten verloren ist?“
Der Pharao hatte viel ertragen, aber der Gedanke an Heuschrecken war heftig. Den konnten sie eigentlich nicht mehr ertragen, das wollten sie nicht auch noch erleben. In der damaligen Zeit war das eine unglaubliche Gefahr, eine enorme Vernichtungskraft.
Joel sagt: „Erinnert euch an die Plage!“ Und er richtet sich an die Ältesten: „Hört mal her, die war doch so heftig, dass ihr ehrlich gesagt euren Enkeln noch davon erzählen werdet.“ Dann geht er die einzelnen Gruppen der Bevölkerung durch.
Er fängt mit den Säufern an und sagt: „Ihr Säufer, ihr habt mit dem Problem nichts zu tun. Es gibt nichts mehr, keine Weinstöcke mehr, alles kahl, alles tot.“ Dann kommt die nächste Gruppe, Verse 8 und 9: „Klagt wie eine Jungfrau, die mit Sacktuch umgürtet ist wegen des Mannes ihrer Jugend! Speisopfer und Trankopfer sind weggenommen vom Haus des Herrn, es trauern die Priester, die Diener des Herrn.“
Es bleibt also nicht dabei, dass die Säufer sagen: „Wir haben nichts mehr.“ Das ist jetzt quasi Zwangsabstinenz oder eine Art von Entzug, den sich vielleicht manch einer gewünscht hätte. Es gibt einfach nichts mehr. Du hast gedacht, ich könnte auch mal ein alkoholfreies Jahr einlegen? Ja, vielleicht zwei oder drei, bis es wieder was gibt. Aber die Priester sagen: „Ja, wir sind auch betroffen, weil zum Gottesdienst zu bestimmten Opfern Wein, Früchte und bestimmte Getreidesorten, auch Brote, gehörten. Das gibt es alles nicht mehr.“
Noch mehr heißt es in den Versen 10 bis 12: „Denn verwüstet ist das Feld, verdorrt der Erdboden, denn verwüstet ist das Korn, vertrocknet der Most, dahin gewelkt das Öl.“ Ihr merkt schon, das betrifft alles: Getreide, Wein, aber auch Olivenbäume – alles kahl, es bleibt nichts übrig.
„Steht beschämt, ihr Bauern! Heult, ihr Winzer, über den Weizen und über die Gerste! Denn die Ernte des Feldes ist zugrunde gegangen, der Weinstock ist vertrocknet, und der Feigenbaum verwelkt, Granatbaum auch, Dattelpalmen und Apfelbaum – alle Bäume des Feldes sind vertrocknet.“ Es vertrocknet die Freude fern von den Menschenkindern.
Weinsäufer, Priester, Bauern, Winzer – und wir könnten das noch weiterführen. Joel macht das jetzt nicht. Er könnte in jede Sparte des Volkes hineinschauen und sagen: Alle stehen nach einem Stück gelähmt und schockiert vor dem Anblick einer Öde. Gestern noch grün, heute kahl. Gestern noch die Hoffnung auf eine Ernte, heute: „Haben wir noch was in den Töpfen? Ist irgendwo etwas übrig geblieben? Wer hat denn noch was?“
Es ist ja so: Wenn erst mal so eine Ernte vernichtet ist, dann heißt es nicht: „Na gut, dann müssen wir halt bei Reichelt einkaufen gehen.“ Es gab kein Reichelt. Man musste warten. Wie lange? Bis zur nächsten Ernte. Wenn das im Sommer passiert ist, vor der Ernte, wartest du über ein Jahr bis zur nächsten Ernte.
Und noch etwas: Wie kriegst du denn eine Ernte? Du musst aussäen. Was säst du denn aus? Körner. Wo kriegst du die her? Du nimmst den Rest, den du hast. Schön. Und was isst du bitteschön? Die Leute stehen da und haben definitiv nichts.
Natürlich kann man irgendwo anders einkaufen, wo vielleicht noch etwas ist. Und Leute können wegziehen. Aber lest euch zum Beispiel mal die Geschichte von Joseph durch, um zu verstehen, was es bedeutete, woanders hinziehen zu müssen, um Getreide zu bekommen. Aber du brauchst Getreide, um wieder auszusäen. Und alles, was du aussäst, hast du nicht.
Es gibt einen Psalm, der das beschreibt. Da geht jemand weinend und sehend über seinen Acker. Kannst du dir das vorstellen? Du hast zuhause schreiende Kinder, und du hast eine Handvoll Körner. Du musst überlegen, was du damit machst: Kriegen das meine Kinder, weil sie Hunger haben? Oder nehme ich es und werfe es auf den Erdboden in der Hoffnung, eine neue Ernte zu bekommen? Das ist eine Entscheidung.
Wir lesen locker darüber hinweg und denken später an irgendeine Plage. Aber versetzt euch einmal in die Situation eines Menschen, eines Familienvaters, der diese Entscheidung treffen muss. Der sagt: „Ich habe noch drei Schöpfe voll Getreide. Wie viel geht aufs Feld, wie viel bekommen meine Kinder, wie viel wollen wir in den nächsten zwölf Monaten hungern?“ Es betrifft das ganze Volk.
Joel sagt: Es gibt eine Lösung. Wir müssen die geistliche Lektion aus dem lernen, was hier passiert. Die Lösung lesen wir in Versen 13 und 14. Dort heißt es: „Umgürtet euch und klagt, ihr Priester!“ Es ist also eine geistliche Lösung. Es geht nicht darum, jetzt mit einem Wiederaufbauprogramm für das Südreich oder einer agrikulturellen Reentwicklung zu starten. Wir müssen bessere Strukturen schaffen? Nein.
Joel sagt: Wir haben ein ganz anderes Problem. Solche Probleme werden an einem anderen Punkt gelöst. „Umgürtet euch und klagt, ihr Priester! Heult, ihr Diener des Altars! Kommt, übernachtet in Sacktuch!“ Das war ein Ausdruck dafür, dass man traurig war und in Trauer stand. Das Sacktuch war grobes Leinen. Sie sollten es Tag und Nacht tragen.
„Kommt, übernachtet in Sacktuch, ihr Diener meines Gottes! Denn Speisopfer und Trankopfer sind dem Haus eures Gottes entzogen. Heiligt ein Fasten, ruft einen Feiertag aus, versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes, zum Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn um Hilfe!“
Joel sagt, die Lösung dieses Problems beginnt nicht darin, dass wir jetzt versuchen, nach dem Motto „Lass uns in die Hände spucken und dann doppelt so viel Arbeit leisten, wir kriegen das hin, wir sind doch Männer“ – diesen Spruch gibt es auch in der Bibel, aber er stammt von den Philistern.
Joel sagt: Wir müssen unsere geistliche Lektion lernen. Was wir wirklich brauchen, ist Klagen und Trauern. Die Ältesten und das ganze Volk sollen Gott um Hilfe bitten, ihn anflehen.
Aber warum sollen sie Gott anschreien, warum sollen sie zu Gott flehen? Joel sagt: Habt ihr immer noch nicht begriffen, was da passiert? Vers 15: „Wehe über den Tag!“ Der Tag ist wirklich schlimm. Aber es gibt noch etwas anderes: „Denn nahe ist der Tag des Herrn!“
Und jetzt muss ich etwas sagen, bevor ich weitermache, was es mit diesem „Tag des Herrn“ auf sich hat.
In der Bibel gibt es einen Fachbegriff, den man definieren muss: der "Tag des Herrn". Dabei ist nicht unbedingt ein einzelner Tag gemeint, sondern eher eine Periode.
Zum Beispiel kennt man aus Kriegen bestimmte Tage, wie den D-Day, an dem die Alliierten in der Normandie landeten. Dieser Tag war der Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg, doch tatsächlich umfasst er einen Zeitraum von Vorbereitung, mehreren Landungen und den darauf folgenden Ereignissen. Die Bezeichnung „Day“ komprimiert also einen längeren Zeitraum in der Sprache auf einen Tag.
So macht es auch Gott mit dem „Tag des Herrn“. Er meint nicht einen einzelnen Tag, sondern einen Zeitraum, und zwar einen Zeitraum des Gerichts. In der Bibel bezeichnet der „Tag des Herrn“ einen Tag, an dem Gott Gericht hält. Es sind keine gewöhnlichen Gerichte, sondern sehr heftige, fast Abschlussgerichte.
Wenn Gott diese Erde richtet, wird das in der Zukunft sein. Dieser zukünftige Gerichtstag wird als „Tag des Herrn“ bezeichnet. Doch der Begriff wird in der Bibel auch für historische Ereignisse verwendet. Zum Beispiel, wenn Gott die Babylonier als Weltmacht aufsteigen lässt, um Gericht zu üben.
Es gab eine Schlacht bei Karkemisch, in der die Babylonier die Ägypter besiegten. Ägypten war damals die vorherrschende Macht im Bereich Israel. Diese Schlacht war ein Gericht, denn die Babylonier wurden von Gott als Gerichtsvolk eingesetzt, um eine Entwicklung zu beenden, die er nicht mehr wollte. Dieser wichtige Gerichtsentscheid wird ebenfalls als „Tag des Herrn“ bezeichnet.
So kann der „Tag des Herrn“ in der Geschichte mehrfach auftreten. Er bezeichnet immer einen Zeitraum, in dem Gott Gericht übt, und zwar in einer sehr massiven Form.
Joel sagt nun: „Wehe über den Tag!“ Das bedeutet, dass das, was passiert, schlimm ist. Er wendet sich an die Ältesten und sagt: „Nahe ist der Tag des Herrn, und er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.“
Warum sollen die Menschen zu Gott schreien? Weil Joel ihnen sagt, dass die Heuschreckenplage, die Dürre und das Unglück eine Warnung Gottes sind. Diese Katastrophen sind nicht das Letzte, worüber sie nachdenken sollen, sondern ein Anklopfen Gottes. Wenn sie nicht darauf reagieren, dann kommt etwas anderes: der Tag des Herrn.
Vielleicht kennt ihr das: Ihr fahrt im Winter auf der Straße, es sieht glatt aus, aber man will doch ein bisschen schneller fahren. Man fährt um die Kurve und sieht plötzlich links und rechts Autos im Graben liegen. Was macht man dann? Man fährt vorsichtiger. Das Unglück der anderen kann einen davor bewahren, denselben oder einen schlimmeren Fehler zu machen.
Joel sagt: Ihr habt Unglück erlebt, lasst euch warnen! Denn da rollt etwas Größeres auf euch zu: der Tag des Herrn, der Tag der Entscheidung, der Tag des Gerichts. Dieser Tag ist nahe, aber noch nicht da. Das ist wichtig. Joel versucht, noch einmal zu werben.
In Joel 2,16-18 heißt es: „Ist nicht die Speise vor unseren Augen weggenommen, Freude und Jubel aus dem Haus unseres Gottes? Ist das nicht ein Problem geworden? Verdorrt sind die Samenkörner unter ihren Schollen, verödet sind die Vorratshäuser, zerfallen die Scheunen, das Korn ist vertrocknet. Wie stöhnt das Vieh! Die Rinderherden sind bestürzt, weil sie keine Weide haben, auch die Schafherden büßen.“
Hier geht es weniger um die Heuschrecken, sondern mehr um die Dürre. Im nächsten Abschnitt erfahren wir, wie Joel in dieser Situation gebetet hat. Er ruft zu Gott: „Zu dir, Herr, rufe ich.“ Das ist genau das, was er auch von seinem Volk verlangt.
Joel beschreibt: „Ein Feuer hat die Weideplätze der Steppe zerstört, und in der Flamme sind alle Bäume des Feldes verbrannt. Auch die Tiere des Feldes schreien lechzend zu dir, denn vertrocknet sind die Wasserbäche.“
Das ist das Gebet Joels. Er schreit zu Gott, und das ist genau das, was er von seinem Volk will. Vielleicht haben sie noch nicht verstanden, wie ernst die Lage ist. Deshalb nimmt er das, was sie erlebt haben – die Heuschreckenplage – und stellt ihnen den Tag des Herrn als Heuschreckenplage vor Augen.
Er beschreibt, wie es sein wird, wenn dieser Tag kommt, diese „Verwüstung vom Allmächtigen“ (Joel 2,15). Diese Beschreibung finden wir in Joel 2,1-11: „Blast das Horn auf Zion, erhebt das Kriegsgeschrei auf meinem heiligen Berg!“
Was bedeutet das Hornblasen? Es ist ein Signal zum Krieg. Man bläst das Horn, wenn sich die Leute versammeln sollen, um anzugreifen oder sich zu verteidigen. Es zeigt an, dass das Problem vor der Tür steht, nicht erst in acht Wochen.
Joel versucht, die Dramatik mit bildhafter Sprache zu vermitteln. Er benutzt die Heuschreckenplage als Bild für eine Bedrohung, die schlimmer nicht sein könnte. Heute würden wir vielleicht von einem Atomkrieg mit biologischen und chemischen Waffen sprechen, aber Joel benutzt das Bild der Heuschrecken.
Er sagt: „Beben sollen alle Bewohner des Landes, denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe. Ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wetterdunkels.“
Wer schon einmal eine Heuschreckenplage erlebt hat, weiß, wie die Sonne verdunkelt wird. Joel beschreibt weiter: „Wie Morgengrauen ist es ausgebreitet über die Berge, ein großes und mächtiges Volk, wie von Ewigkeit her nie gewesen und nach ihm nie mehr sein wird.“
Wenn du einmal gesehen hast, wie ein Heuschreckenschwarm über die Hügel zieht, und du hilflos bist, dann verstehst du, was Joel meint. Er beschreibt, dass vor diesem Volk kein Entrinnen ist. Vor ihnen brennt das Feuer, und nach ihnen lodert die Flamme. Vor ihnen ist das Land wie der Garten Eden, und nach ihnen eine öde Wüste. Es wird nichts übrig bleiben.
Die Römer nannten die Heuschrecken „die Verbrenner“, weil es keinen Unterschied macht, ob Heuschrecken oder Feuer das Land verwüsten – das Ergebnis ist dasselbe.
Joel beschreibt das Aussehen der Heuschrecken: „Ihr Aussehen ist wie das Aussehen von Pferden und wie Reitpferde, so rennen sie. Wie das Rasseln von Kriegswagen klingt es, hüpfen sie über die Gipfel der Berge, wie das Prasseln der Feuerflamme, die Stoppeln verzehrt.“
Ein großer Heuschreckenschwarm ist schon aus zehn Kilometern Entfernung hörbar. Wenn sie näherkommen, merkt man, dass sie die Lebensgrundlage wegfressen. Man steht machtlos da.
Vor ihnen zittern die Völker, alle Gesichter erglühen. Sie rennen wie Helden und Kriegsleute, besteigen die Mauern und dringen in die Häuser ein wie Diebe. Die Erde erbebt, der Himmel erzittert, Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verlieren ihren Glanz.
Es gibt keine Privatsphäre, keine Hoffnung auf Versteck. Sie überrollen alles wie ein Lavastrom. Nach fünf Stunden gibt man wahrscheinlich auf, obwohl man schon Tausende erschlagen hat. Sie fressen unaufhörlich.
Joel beschreibt, wie dieser Tag sich zieht und zieht, ohne Hoffnung. Er sagt: „Der Herr lässt vor seiner Heeresmacht seine Stimme erscheinen, denn sein Heerlager ist sehr groß, denn der Vollstrecker seines Wortes ist mächtig. Groß ist der Tag des Herrn und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“
Es ist ein weites, unbesiegbares, unaufhaltsames Heer – das Heer Gottes, der Vollstrecker seines Wortes. Die Sprache Joels ist die Sprache der Heuschreckenschwärme.
Joel will nicht sagen, dass der Tag des Herrn nur aus Heuschrecken besteht. Er nutzt das Bild dessen, was die Menschen gerade erleben, um die Dramatik zu verdeutlichen. So wie man heute andere Bilder verwenden würde, um eine Katastrophe zu beschreiben.
Joel vermittelt Dringlichkeit. Er sagt: „Denn groß ist der Tag des Herrn, sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“ Diesen Satz findet man auch in der Offenbarung (Offenbarung 6,17), wo von Katastrophen und dem Zorn Gottes die Rede ist.
Wenn Gott richtet, hat der Mensch keine Chance, sich zu messen oder zu entkommen. Deshalb werden Menschen, die nicht an Gott glauben, im Neuen Testament als Verlorene bezeichnet.
Joel sagt, der Tag des Gerichts ist noch nicht da, er ist nur nahe. Er will warnen.
Jesus hat in ähnlicher Form gesagt, dass Gott irgendwann von jedem Rechenschaft fordern wird. Das Gericht kommt, aber es ist noch nicht da.
Vielleicht fragen sich die Menschen: „Joel, was sollen wir tun?“ Joel antwortet in Joel 2,12-14: „Doch auch jetzt spricht der Herr: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider!“
Das Neue Testament nennt das Buße. Es ist eine innere Umkehr zu Gott, keine äußerliche Show. Jesus und Paulus sprechen ähnlich davon.
Paulus sagt in Apostelgeschichte 17,30: „Nachdem Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er den Menschen nun, Buße zu tun.“
Joel fordert eine echte, herzliche Umkehr. Es reicht nicht, äußerlich etwas zu verändern, wie neue Freunde, neue Sprache oder regelmäßiger Gottesdienstbesuch. Das Herz muss sich ändern.
Gott will das Herz, nicht die Hülle. Joel sagt: „Zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider!“
Das ist die Botschaft: keine Heuchelei, sondern echte Umkehr.
Gott ist nicht nur ein Gott des Gerichts, sondern auch gnädig, barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Er lässt sich das Unheil gereuen.
Vielleicht wird er umkehren und Segen schenken.
Joel ruft zum Fasten und zur Versammlung auf: „Blast das Horn auf Zion, heiligt ein Fasten, ruft einen Feiertag aus, versammelt das Volk, bringt die Ältesten zusammen, versammelt die Kinder und Säuglinge!“
Alle sollen zum Tempel kommen, egal welche Verpflichtungen sie haben. Es soll eine tiefe, nationale Umkehr sein.
Die Priester sollen weinen zwischen Vorhalle und Altar und Gott um Mitleid bitten: „Herr, gib nicht dein Volk der Verhöhnung preis, damit die Nationen spotten und sagen: Wo ist ihr Gott?“
Diese tiefe Betroffenheit zeigt sich, wenn Menschen wirklich zu Gott umkehren. Dann spielen äußere Umstände keine Rolle mehr. Sie wollen Gott begegnen, um Gnade bitten und ihr Leben ihm übergeben.
Wie reagiert Gott darauf? Joel sagt in Joel 2,18: „Der Herr eiferte für sein Land und hatte Mitleid mit seinem Volk.“
Gott lässt es nicht zu, dass jemand, der von Herzen umkehrt, verloren geht.
Joel beschreibt, dass Gott das Korn, den Most und das Öl senden wird, damit sie satt werden. Er wird das Ansehen seines Volkes wiederherstellen, sodass sie nicht mehr verspottet werden.
In Joel 2,20 heißt es: „Ich werde den von Norden entfernen und in ein dürres, ödes Land vertreiben. Sein Gestank wird aufsteigen, denn groß hat er getan.“
Das Bild ist, dass Gott die Plage entfernt, so wie man Heuschrecken ins Meer treibt, wo sie verfaulen und Krankheiten verursachen.
Hier könnte es sich um Feinde wie Assyrer oder Babylonier handeln, die von Norden kommen.
Gott verspricht, den Feind zu vertreiben und sein Volk zu segnen.
Joel ruft das Land und die Tiere zum Jubel auf: „Fürchte dich nicht, Erdboden, juble und freue dich! Denn der Herr hat Großes getan. Fürchte dich nicht, ihr Tiere des Feldes, denn die Weideplätze grünen wieder!“
Die Menschen sollen sich freuen, weil Gott den Segen bringt.
Joel beschreibt den Segen genauer: „Denn er gibt euch den Frühregen nach dem Maß der Gerechtigkeit.“
Der Frühregen ist essentiell für die Aussaat im Herbst, der Spätregen für das Wachstum im Frühjahr. Ohne Regen keine Ernte.
Der Frühregen macht den Boden weich und ermöglicht das Aussäen.
Joel verspricht geistlichen Segen („den Lehrer der Gerechtigkeit“) und natürlichen Segen (Regen).
In Joel 2,24 heißt es: „Die Tennen werden voll Getreide sein, und die Kelterkufen überlaufen von Most und Öl. Ich werde euch die Jahre erstatten, die die Heuschrecke gefressen hat.“
Es wird so viel Ernte geben, dass es fast unglaublich erscheint.
Das Volk wird satt werden und den Namen des Herrn loben, der Wunderbares getan hat.
Joel verspricht, dass das Volk nie mehr beschämt werden wird. Im Gegensatz zu früher, als sie verspottet wurden, wird es nun anders sein.
Er betont: „Ihr werdet erkennen, dass ich in Israels Mitte bin und dass ich der Herr, euer Gott, bin und keiner sonst.“
Nach dem materiellen Segen folgt ein geistlicher Segen. Joel 3,1 sagt: „Und danach werde ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch.“
Im Alten Testament wirkt der Heilige Geist punktuell in einzelnen Gläubigen. Joel verheißt, dass der Geist künftig über alle ausgegossen wird.
Söhne und Töchter werden weissagen, Greise werden Träume haben, junge Männer werden Gesichte sehen. Auch Knechte und Mägde werden den Geist empfangen.
Das bedeutet eine neue, intensive Beziehung zwischen Gott und den Menschen, die bisher nur wenigen Propheten vorbehalten war.
Dieser Geist ist ein erstes Zeichen dafür, dass ein weiterer „Tag des Herrn“ nahe ist – ein gewaltiges Gericht über alle, die nicht an Gott glauben.
Bevor dieser große Tag kommt, werden zwei Dinge geschehen: der Geist Gottes wird ausgegossen, und es wird Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde geben.
Joel 3,3 beschreibt: „Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt.“
Diese Zeichen kündigen den großen Gerichtstag an.
In Apostelgeschichte 2 beginnt die Kirche am Pfingstfest. Die Gläubigen empfangen den Heiligen Geist und sprechen in verschiedenen Sprachen.
Stellt euch vor, eine Gruppe von Menschen steht zusammen und preist Gott in unterschiedlichen Sprachen. Passanten hören ihre eigene Sprache und sind erstaunt.
Petrus erklärt, dass sie nicht betrunken sind, sondern dass dies die Erfüllung von Joels Verheißung ist, dass Gott seinen Geist ausgießen wird.
Er zitiert Joel 2,28-32 und sagt, dass diese Zeichen vor dem großen Tag des Herrn geschehen.
Petrus hält eine Predigt und fordert die Menschen zur Umkehr auf. Er sagt, dass Jesus, den sie gekreuzigt haben, auferweckt wurde und nun zur Rechten Gottes sitzt.
Der Heilige Geist ist das Zeichen dafür, dass Jesus im Himmel ist und bald wiederkommen wird.
Die Zuhörer erkennen, dass noch Gnadenzeit ist, aber der Tag des Gerichts naht.
Viele fragen: „Was sollen wir tun?“ Petrus antwortet: „Kehrt um, jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“
Der Herr ist Jesus, der gekreuzigt, auferweckt und erhöht wurde.
Joel 4 beschreibt einen weiteren Tag des Gerichts über die Nationen, die sich gegen Gott stellen.
Gott wird alle Nationen versammeln und im Tal Joschafat richten.
Die Nationen werden gegen Israel ziehen, aber Gott wird als Sieger hervorgehen.
Die Sonne und der Mond verfinstern sich, und der Herr brüllt aus Zion.
Er ist Zuflucht für sein Volk und eine Festung für die Söhne Israels.
In der Offenbarung wird diese Szene ebenfalls beschrieben: Jesus kommt auf einem weißen Pferd, richtet in Gerechtigkeit und besiegt die Mächte der Erde.
Joel beschreibt, dass das Volk erkennen wird, dass der Herr ihr Gott ist, der auf Zion wohnt.
Jerusalem wird heilig sein, und Fremde werden es nicht mehr durchziehen.
Der Tag des Herrn bringt Gericht, aber am Ende auch Segen.
Joel 4,18-20 schildert, wie die Berge von Most triefen, die Hügel von Milch überfließen und alle Bäche voller Wasser sind.
Eine Quelle wird aus dem Haus des Herrn hervorbrechen und das Tal Schittim bewässern.
Während Ägypten und Edom wegen ihrer Gewalttaten veröden, wird Juda ewig bewohnt und Jerusalem von Generation zu Generation.
Gott wird ihr Blut rächen, und der Herr wohnt in Zion.
Das Ziel Gottes ist, bei seinem Volk zu wohnen.
Er nutzt Katastrophen, um Menschen zum Nachdenken zu bringen und sie zur Umkehr zu bewegen.
Wenn Menschen wirklich umkehren, nimmt Gott sie an.
Die Zeit der Gnade ist noch, aber sie wird nicht ewig dauern.
Der Kampf wird enden, und Gott wird sein Gericht vollstrecken.
Doch selbst dann wird es nicht das Ende sein, sondern der Beginn eines neuen Segens.
Joel ist ein Aufruf zur Buße, heute genauso aktuell wie damals, und ein Ausblick auf eine Zukunft, in der Gott bei seinem Volk wohnt.
Das Volk Israel wird diese Gotteserkenntnis als Ganzes haben, aber es wird schwere Zeiten durchmachen müssen.
Möge Gott uns helfen, ihn vorher zu erkennen und viele Menschen darauf hinzuweisen, damit sie rechtzeitig umkehren.
So dass am Tag des Gerichts niemand sagen muss: „Schade, hättest du mir vorher etwas gesagt, wäre ich vielleicht auch umgekehrt, aber jetzt ist es zu spät.“
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