Einleitung
Immer noch befinden wir uns bei den Schlussbemerkungen des Kolosserbriefes. Genau bei den Grüssen. So wie wir uns Grüsse übermitteln, macht das Paulus hier auch. Wir lesen: Es grüsst euch Epaphras, der zu euch gehört und im Dienst von Jesus Christus steht. Ständig kämpft er in seinen Gebeten für euch, dass ihr euch als reife Christen bewährt und ganz davon erfüllt seid, in allem den Willen Gottes zu tun. (Kol 4,12) Ich kann bezeugen, wieviel Mühe und Plage er für euch auf sich nimmt und ebenso für die Glaubenden in Laodizea und Hiërapolis. (Kol 4,13)
An diesem Abschnitt möchte ich aufzeigen, das Beten Arbeit ist. Vielleicht wunderten sie sich über diesen Titel. Man sagt doch Bete und Arbeite. Das ist auch ganz richtig so. Aber es könnte sich bei dieser Aussage im Unterbewusstsein die Überzeugung einschleichen, das Beten gar nicht wirklich wichtig ist, was schlussendlich zählt ist die Arbeit. So möchte ich heute aufzeigen, dass beten schlicht und ergreifend eine Arbeit ist.
I. Der Kampf im Gebet
Epaphras lässt grüssen. Er lebte in Kolossä und war somit einer von Ihnen. Vermutlich gründete er diese Gemeinde, denn Paulus schrieb am Anfang des Briefes: Unser geliebter Epaphras, der zusammen mit uns Christus dient, hat euch diese Botschaft zuerst bekanntgemacht. Er ist treu in seinem Dienst für Christus, den er an euch tut. (Kol 1,7)Jetzt berichtet Paulus, dass Epaphras in seinen Gebeten stets um die Gemeinde kämpft, dass sie sich als reife christen bewähren und ganz durchdrungen seien vom Willen Gottes. Diesen Kampf im Gebet findet Paulus offensichtlich nicht überflüssig, sonst würde er das hier nicht hervorheben. Die Mühe des Epaphras, die er im Gebet für die Christen hat, findet er vorbildlich und das tat er nicht nur für die Kolosser, sondern auch für die Gemeinde in Laodizea und in Hierapolis.
Beten ist offensichtlich anstrengend. Es ist ein Ringen ein Kampf. Paulus sagt: Ich kann bezeugen, wieviel Mühe und Plage er für euch auf sich nimmt und ebenso für die Glaubenden in Laodizea und Hiërapolis. (Kol 4,13)Wer im Gebet ringt, der arbeitet. Gebet hat nicht in erster Linie etwas mit persönlicher Bereicherung und Unterhaltung zu tun, sondern mit Arbeit.
Ich fragte mich schon, ob deshalb die Gebetszeiten in unseren Gemeinden eher schlecht besucht werden. Als wir uns über unsere monatlichen Gebetstreffen Gedanken machten, wurde uns klar, dass man Gebet nur bedingt attraktiv machen kann. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir das Gebet attraktiv machen müssten, d.h. das Gebet zum Erlebnis entwickeln, damit die Christen noch kommen. Ich frage mich: Warum wissen wir alle, dass Beten wichtig ist und trotzdem nehmen sich wenige Zeit dafür? Ist es deshalb, weil es anstrengend ist? Selbstverständlich kann ich auch zu Hause beten, aber Hand aufs Herz, wenn ich die Gebetszeiten nicht besuche, bete ich dann wirklich zu Hause?
Ich finde es auch interessanter ins Kino zu gehen, oder ein Fest zu besuchen. Selbst eine Schulungsveranstaltung ist interessanter. Alles dürfen wir tun und besuchen, aber wenn wir uns die Zeit zum Gebet nicht mehr nehmen, dann stimmt einfach etwas nicht mehr. Gebetszeiten sind eben nicht besonders attraktiv, denn der Erfolg zeigt sich nicht sofort. Es ist eben anstrengend immer wieder mit denselben Anliegen vor Gott zu treten. Sind wir bereit, die Mühe des Gebets auf uns zu nehmen? Oder gehören wir zu den Christen, die immer wieder davon sprechen, wie wichtig das Gebet ist, aber selbst nicht handeln.
II. Ziel des Gebets
Ja, für was betet Epaphras überhaupt. Was sind seine Anliegen? Sind das die Finanzen der Gemeinde? Geht es um den Bau eines neuen Kirchengebäudes? Oder bittet er darum, dass die Christen vor Verfolgung und Schaden bewahrt werden? Sicher, für solche Dinge dürfen wir beten. Mit allen Sorgen dürfen und sollen wir vor Gott treten. Epaphras ringt aber um etwas viel Fundamentaleres: dass ihr euch als reife Christen bewährt und ganz davon erfüllt seid, in allem den Willen Gottes zu tun.
Epaphras fürchtet, dass sich die Christen in Anbetracht der schwierigen Situation im römischen Reich, vom Glauben an Jesus abwenden. Er weiss, wie schnell Menschen sich von einem eingeschlagenen Weg abbringen lassen. Die Irrlehren folgten der Verkündigung des Evangeliums auf den Fuss. Jesus sagte schon: Er sagte zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet.(Lk 17,1)Genauso sieht Paulus die Gefahr. Er sagte: Aus euren eigenen Reihen werden Männer auftreten und mit ihren verkehrten Lehren die Christen zu verführen suchen, so dass sie nicht mehr Jesus, sondern ihnen folgen. (Apg 20,30)Epaphras kannte dieser Gefahren und er sagte sich nicht, was soll ich da tun, jeder Bekehrte hat den Heiligen Geist, der wird das schon richten. Schliesslich ist jeder selbst für sich verantwortlich und eigenständig genug. Nein – warum auch immer – er kämpft im Gebet um die Gemeinden.
Er ringt im Gebet darum, dass die Christen vollkommen werden und den Willen Gottes erkennen. Denn der Teufel ist schnell, der uns einflüstert: das kann doch nicht sein. Gott ist nicht gut. Sie mal die Welt an, meinst Du da könnte es einen guten Gott geben? Was du glaubst ist Einbildung. Du schaffst es selber, Du bist alt genug, Du bist reif genug, du bist selbstbewusst. Meinst Du wirklich, dass es eine Hölle gibt? Der Gott der Liebe bringt das doch nicht übers Herz.... Es ist die Stimme der Schlage, die Gottes Güte in Frage stellt. Sie will uns glauben machen, dass der Tod von Jesus nicht nötig gewesen ist. Sie will uns erklären, dass Jesus lediglich ein guter und besonderer Menschen war, aber keinesfalls Gottes Sohn. Aber das Wort aus der Bibel ist und bleibt: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (1.Kor 3,11) Jesus Christus und sonst niemand kann die Rettung bringen. Auf der ganzen Welt hat Gott keinen anderen Namen bekanntgemacht, durch den wir gerettet werden könnten.« (Apg 4,12)
Im Moment steht unser Glaube nicht durch Verfolgung in Gefahr. Viel mehr ist es unser Wohlstand, unser leichtes Leben, das uns von den wichtigen Dingen des Lebens abbringen will. Es ist das manchmal fast ungesunde Selbstbewusstsein unserer Kultur, die uns für den Willen Gottes immunisiert. Wir meinen, das Leben im Griff zu haben. Unter Christen höre ich oft, dass die Leute ja reif genug seien. Sie könnten für sich selber entscheiden, sie seien genug stark, um zu wissen, was sie wollen. usw. Paulus sagt aber: Du meinst sicher zu stehen? Gib acht, dass du nicht fällst! (1.Kor 10,12) Im Leben als Christ geht es eben nicht um Selbstbehauptung. Es geht nicht um Eigenständigkeit. Als Christ geht es um Abhängigkeit. Im Vordergrund steht die Abhängigkeit von Gott. Es geht nicht um meinen Willen und um meine Ideen, sondern um Gottes Willen und seine Gedanken. Das, was Jesus sagt gilt heute eben immer noch und zu allen Zeiten widerstrebt es uns stolzen Menschen, dass Jesus sagt: Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. (Lk 9,23)
Nie werden wir Persönlichkeiten sein, noch als Gemeinde so weit kommen, dass wir auf die Fürbitte verzichten könnten. Wir brauchen die ständige Fürbitte als Gemeinde, dass wir feststehen und wir erfüllt sind mit allem, was Gottes Wille ist. Wir brauchen Geschwister wie Epaphras, die um die Verletzlichkeit einer Gemeinde wissen. Die nicht im blinden Vertrauen sagen: es wird schon werden, der Herr sorgt für uns. Wir brauchen Epaphrase, die in geistlicher Nüchternheit die Gefahren erkennen und inständig vor Gott ringen und praktische Schritte unternehmen, denn er hat Paulus orientiert, was der Anlass zu diesem Brief gab.
Schluss
Ich wünsche uns, dass wir lernen, dass Gebet Arbeit ist, die wir zu leisten haben. Dass wir erkennen, dass es nicht um ein schönes oder nettes Erlebnis, sondern um unsere Aufgabe geht. Ich wünsche mir, dass sich heute Morgen viele, die vielleicht nachlässig geworden sind, sich entschliessen diese Aufgabe wieder mit Ernst anzupacken. Schliesslich wünsche ich mir, dass unsere Gebetstreffen so gut besucht sind, wie unsere Gottesdienst und Schulungsveranstaltungen. Amen