Ermutigung und Gebet zu Beginn
Wir wollen beten, Herr Jesus. Wir freuen uns an diesem herrlichen Sonntag. Am schönsten ist dabei, dass wir deine Liebe erkennen können, obwohl wir aus ganz verschiedenen Orten kommen und ganz unterschiedliche Nöte und Probleme mitbringen.
Du suchst uns, und du willst aus unserem Leben etwas Neues machen. Du willst uns beschenken und uns zeigen, was wir dir geben dürfen und wie wir dir in allen Krisen vertrauen können. Amen!
Ich habe für heute Mittag einen Abschnitt aus dem zweiten Timotheusbrief ausgewählt, erstes Kapitel, die ersten Verse. Timotheus war auf der ersten Missionsreise zu Paulus gekommen, in Kleinasien, dem heutigen Gebiet der Türkei. Er war eine Nachwuchskraft, und Paulus gab ihm in den beiden Timotheusbriefen ganz praktische Anweisungen, wie er in den Dienst hineinwachsen kann.
Timotheus war sehr scheu, kränklich und voller Angst, ob er alles richtig macht. Paulus macht ihm Mut. Er schreibt in den Versen 3 bis 7:
„Ich danke Gott, dem ich diene von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen, wenn ich ohne Unterlass deiner gedenke in meinem Gebet, Tag und Nacht. Immer wieder daran erinnert zu werden, wie Paulus ein Gebetsleben hatte, das eigentlich nie aufgehört hat. Er war fortwährend im Gespräch mit seinem Herrn.
Und wenn ich an deine Tränen denke, verlangt es mich, dich zu sehen, damit ich mit Freude erfüllt werde. Denn ich erinnere mich an den ungeheuchelten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike. Ich bin aber gewiss auch in dir.“
Hier fällt auf, dass der Vater fehlt. Der Vater war ungläubig. Es war eine Mischehe bei Eunike. Von der Großmutter Lois hat Timotheus die Hingabe an Jesus geerbt. Das ist herrlich, wenn man durch die Generationen vor uns hineingeführt wird in das reiche Erbe des Glaubens.
Die Gabe Gottes erwecken: Eine zentrale Aufforderung
Und jetzt kommt der Vers, der mir heute Morgen und heute Mittag wichtig ist:
Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, dass du die Gabe Gottes, die in dir ist, durch die Auflegung meiner Hände erweckst.
Dieser Vers ist mir heute wichtig:
Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, dass du die Gabe Gottes, die in dir ist, durch die Auflegung meiner Hände erweckst. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Welche Gaben haben sie? Darüber denkt man immer wieder nach. Wenn es darum geht, wie die Mädchen gerade gesungen haben, wollen wir Jesus etwas zurückgeben. Was könnte ich denn von meinen Gaben Jesus zurückgeben?
Viele haben bereits eine große Suche hinter sich, wo überhaupt ihre Gaben liegen, was sie gut können und was ihnen der Herr anvertraut hat. Dabei stellt man fest, dass es ganz verschiedene Gaben gibt: der eine hat sie hier, der andere dort.
Mir ist aufgefallen, dass ich Gaben oft auch neidisch betrachtet habe. In der Schule waren andere immer diejenigen, die Preise gewonnen haben. Ich war froh, wenn ich am Ende noch zur Versetzung gereicht habe.
Man kann kluge Leute beneiden, die einfach alles können. Man kann auch die Sportlichen beneiden, die ganz groß herauskommen und immer vorne bei den Siegern sind. Ebenso bewundert man die, die hübsch sind – das ist auch eine Gabe.
Man bewundert die Coolen, die nicht dauernd aufgeregt sind, sondern unter großer Gelassenheit Entscheidungen treffen, die Eindruck machen. Persönlichkeiten, die führen.
Ehrlich gesagt, Hand aufs Herz: Wahrscheinlich habe ich andere mehr um ihre Gaben beneidet und mit Gott gehadert: Warum hast du mir diese Gabe nicht gegeben? Die anderen können das doch viel besser.
Das ist auch der Grund, warum viele gar keinen Mut haben, ihre Gaben wirklich einzusetzen und einzubringen. Sie denken, die anderen können das sowieso viel besser.
Auch bei Christen gibt es viel Unsicherheit, Scheu und Zurückhaltung.
Die Bedeutung der natürlichen Gaben im Glauben
Und was machen wir denn mit unseren Gaben? Welche Gaben habe ich denn? Zunächst muss ich Ihnen sagen: Die Gaben, die Sie von Geburt an haben, sind für Gott relativ unwichtig. Das müssen Sie zuerst verstehen. Denn wir denken oft, das sei das Entscheidende: Was hat mir Gott mitgegeben? Welche Talente und Begabungen habe ich?
Die natürlichen Begabungen sind für unseren Herrn relativ unwichtig. Natürlich kann er sie gebrauchen, aber sie sind für ihn viel weniger wichtig, als wir immer wieder meinen.
Im Alten Testament steht eine schöne Geschichte, in der der Prophet Samuel nach Bethlehem kommt – mit einem ganz großen Auftrag. Er soll im Haus Isais unter den vielen jungen Männern einen zum König über Israel salben. Das war ein Auftrag, nachdem Saul von Gott nicht mehr als König anerkannt wurde. Nun sollte Samuel einen dieser jungen Männer auswählen.
Samuel war ein Mann, der vom Geist Gottes erfüllt war und ein gutes Urteil hatte. Erinnern Sie sich, wie es ausging, als der Erste hereinkam? „Das ist er, das ist er“, dachte man. Er war ein richtiger Kerl, in jedem Basketballverein hätte er die Körbe gemacht. Er war ein Athlet, strahlend und schön. Doch Gott sagte: Nein, der ist es nicht.
Was macht Gott da? Das war wirklich eine spannende Zeit. Samuel prüfte eine ganze Reihe junger Männer. Einer nach dem anderen waren es fabelhafte junge Männer – äußerlich und innerlich, moralisch, körperlich, im Einsatz und in der Hingabe. Wenn schon Samuel darauf hereinfiel, wie viel mehr werden wir an dieser Stelle immer wieder einer Täuschung unterliegen. Wir meinen oft: „Das ist einer, der sieht gut aus, der macht Eindruck, der kann das.“ Aber Gott sagt: „Den habe ich nicht erwählt.“
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, aber der Herr sieht das Herz an. Und das Herz können wir normalerweise nicht sehen. Im ersten Buch Samuel steht: „Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Erscheinung. Achte nicht aufs Äußere.“ Für Gott sind die äußeren Gaben relativ unwichtig.
Das ist jetzt für uns wichtig, denn an dieser Stelle haben wir oft Minderwertigkeitsgefühle. Vielleicht meinen wir, wir seien zurückgesetzt oder benachteiligt. Für Gott ist das aber gar nicht wichtig.
Dann steht dort ein schweres Wort: „Ich habe ihn verworfen“, trotz seiner vielen Gaben.
Die Auswahl Gottes und die Bedeutung des Geistes
Wie war es denn bei den ersten Christen? Sie gelten für uns oft als Modelle, als Urchristengemeinde. Paulus schreibt in einem seiner Briefe: Schaut euch mal an, wer bei euch dabei ist. Es sind nicht viele Weiße, nicht viele Angesehene oder Persönlichkeiten, die in der Welt etwas gelten.
Wenn man einen solchen Brief in unserer Gemeinde bekommen hätte, würde man sagen: Wir haben ganz repräsentative Figuren, stattliche Leute, und wir machen eine Erscheinung. Paulus hingegen kann in der Korinthergemeinde sagen: Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er das Starke zu Schanden mache. Was schwach ist vor der Welt, hat Gott erwählt, das Niedrige, das Verachtete.
Wie ist das nun mit den Gaben? Für Gott sind unsere natürlichen Gaben relativ unwichtig. Wir machen viel zu viel Aufhebens darum und meinen immer wieder, dass sie entscheidend seien.
An einer anderen Stelle in der Apostelgeschichte wird das noch deutlicher. Petrus und Johannes gingen zum Tempel, und dort saß ein Lahmer an der Pforte und bettelte. Petrus und Johannes sagten zu ihm: Steh auf, ich habe kein Gold und Silber, aber steh auf und werde gesund! Danach entstand ein Tumult, und Petrus und Johannes predigten und gaben Zeugnis von Jesus. Die Menschen strömten in Massen zusammen.
Ihr erstes Aha-Erlebnis war: Es waren ja ungelehrte Leute, die da predigten. Diese Männer hatten keine besonderen Gaben, die Eindruck machten. Man sah, dass es einfache und ungelehrte Menschen waren.
Deshalb möchte ich betonen, dass wir niemals mit großen Gaben rechnen sollten, um der gottlosen Welt zu imponieren. Jesus hat das nie so gemacht und hat es auch nie gebraucht. Er hat sogar ganz bewusst schwache Leute genommen, Menschen, die der Welt nichts bedeuteten.
Ich denke auch nicht, dass es sehr hilfreich ist, wenn wir jetzt irgendwo einen Sportler holen und ihn in einer Versammlung reden lassen. Wenn er Christ ist, darf er gerne ein Zeugnis geben. Aber nur, um unsere Versammlung mit bekannten Persönlichkeiten zu schmücken und größer erscheinen zu lassen, damit wir der Welt imponieren, ist nicht sinnvoll.
Die Gabe des Heiligen Geistes als zentrale Gabe
Jetzt kommt der nächste Punkt: Was ist eigentlich die Gabe, von der Paulus hier spricht? Er sagt nämlich, er wecke die Gabe Gottes, die in dir ist. Dabei schreibt er von einer Gabe in der Einzahl, eine Gabe, die Timotheus hat. Welche Gabe ist das also? Wir müssen uns überlegen, was hier genau gemeint ist.
Paulus sorgt sich um den jungen Timotheus, der viel Angst hat und auch sehr krank war. Wie kann er überhaupt wirken? Er sagt: In deinem Leben gibt es einen großen Schatz. Das ist das, was deine Großmutter dir mitgegeben hat – eine betende Großmutter, das ist ganz wunderbar. Ob der junge Mann das immer so sieht? Junge Menschen meinen manchmal, mit ihnen beginnt die Kirchengeschichte und mit ihnen geht alles erst richtig los.
Doch Paulus sagt: Pass mal auf, das war ganz wichtig, was die Großmutter dir mitgegeben hat. Da liegen Spuren in deinem Leben. Noch bevor du geboren wurdest, war da jemand, der für dich gebetet hat. Sie hat dir so viel mitgegeben – und deine Mutter auch.
Aber jetzt kommt noch etwas anderes mit der Gabe. Es gibt nur eine Gabe, und das ist die Gabe des Heiligen Geistes. Wie bekommt man diese Gabe des Heiligen Geistes? Kommt sie durch die Auflegung der Hände? Rituale sind in vielen Kirchen sehr wichtig, und es gibt immer wieder Leute, die großes Durcheinander stiften, weil sie sagen, wir müssen diese Rituale und Formen wieder einführen. Aber den Heiligen Geist bekommt man nicht durch ein Ritual, auch nicht durch Handauflegung.
Ich kenne jedenfalls keine Stelle in der Schrift, die das so sagt. Hier wäre es missverständlich, wenn man das so deuten wollte, als bekäme man den Heiligen Geist durch ein Ritual. Wie Kinder um Brot bei ihrem Vater bitten, so wird euch der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben, wenn ihr ihn bittet. Das Gebet ist entscheidend: Wie Kinder um Brot schreien, so ruft: „Vater, gib mir deinen Geist!“
Es ist immer wieder erschütternd, wie unsicher manche Christen sind, ob sie den Heiligen Geist haben. Sie sind verwirrt und glauben, sie müssten etwas ganz Extremes erleben. Die Neugeburt meines Lebens beginnt damit, dass ich das Alte ablege, durch die Vergebung Jesu, und mich ausstrecke und sage: Herr, komm in mein Leben!
Der Heilige Geist bringt Christus in unser Leben, damit Christus mächtig in uns wohnen kann.
Die Wirkung des Heiligen Geistes im Leben
Schönstes Kapitel vom Heiligen Geist
Dabei geht es gar nicht um etwas Ungewöhnliches.
Römer 8 sagt: Wer den Geist Christi nicht hat, der ist kein Christ. Paulus betont, dass wir nicht mehr nach unserer Ichsucht leben. Mit dem Wort „Fleisch“ meint er unser Egoismus. Stattdessen treibt uns jetzt der Geist Jesu, der Geist, der Jesus erfüllte – ein Geist des Dienens und der Liebe.
Es wird erzählt, wie der Heilige Geist bei Jesu Taufe sichtbar über ihm schwebte – ein Symbol für den Geist, der Jesus erfüllte. Dieser Geist machte ihn so geduldig und voller Liebe. Dieser Geist soll in uns leben und wohnen und das auch in uns bewirken.
Ich habe mich sehr gefreut, denn im Bibellesezettel sind wir gerade alle dabei, darüber nachzudenken, wie wir Gott in dieser Welt dienen. Ja, wir sind mit beiden Füßen in der Welt, aber nicht so, dass wir uns mit der Welt gleichstellen, wie es in Römer 12 beschrieben wird. Stattdessen wohnt der Geist Gottes in uns – und das ist die große Veränderung.
Im ersten Vers von Römer 12 heißt es, dass wir unsere Leiber hingeben sollen. Diese Leiber, mit denen wir so gern geschündigt haben und die uns viele Probleme bereitet haben. Dieser Leib, der oft bockig ist und sich mit seinem Temperament, mit Fleisch und Blut, kaum steuern lässt – wie ein Gaul, der immer wieder durchgeht und nicht zu zähmen ist.
Wenn aber der Geist Gottes in uns wohnt, dann entsteht ein vernünftiger Gottesdienst. Natürlich gibt es auch unvernünftigen Gottesdienst, bei dem man stundenlang Lieder singt und Marathon betet. Doch wenn der Körper nicht mitmacht und nicht vom Geist Gottes erfüllt ist, dann ist das kein vernünftiger Gottesdienst.
Der Geist Gottes muss uns erfüllen. Davon spricht Paulus zu Timotheus: Die Gabe musst du erwecken, den Geist Gottes musst du in deinem Leben entfalten lassen. Lass ihn wirken, mächtig wirken, lass ihn lodern und brennen.
Jesus gebrauchte herrliche Bilder, wie etwa den Weinstock, der Früchte treibt. Lasst den Heiligen Geist solche Früchte in euch tragen! Dieser Geist Gottes ist kein Geist der Furcht, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Ich freue mich, dass junge Leute an Pfingsten beim Pfingstjugendtreffen sind. Doch oft kommen sie nicht dazu, die herrlichen Pfingstlieder zu singen. Sie sollten das Gesangbuch noch einmal durchsehen. Wir haben die schönsten Lieder über den Heiligen Geist im Gesangbuch.
Der Geist Gottes erfüllt uns, macht uns gewiss und schenkt uns Stärke. Er gibt unserem Christenleben Stabilität.
Ein Choral heißt: „Komm, oh komm, du Geist des Lebens, du gewisser neuer Geist“. Komm doch in mein Leben hinein und erfülle mich mit deiner Kraft. Diese Lieder kann man auch betend lesen. Sie fassen die ganze biblische Lehre in eindrücklichen Bildern und Reimen zusammen.
Der Geist macht uns gewiss zum Dienst – in Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Wer die Stelle notieren möchte, wie man den Heiligen Geist empfängt: Lukas 11, Vers 13. Dort heißt es, wie die Kinder ums Brot schreien, so wird der Vater im Himmel euch den Heiligen Geist geben, wenn ihr ihn darum bittet. Niemand bittet vergeblich, nichts ist nötig.
Auch die herrlichen Verheißungen sind wichtig: „Ich will Wasser gießen auf das Durstige“ – ein Bild, in dem die Gemeinde wie Gott unser dürres Leben erfrischt. Seinen Geist gibt er selbst, er kommt durch seinen Geist und wohnt in uns.
Dann gibt er uns das neue Herz. Hesekiel 36 sagt: „Ich will das alte, fleischerne Herz aus euch wegnehmen, will meinen Geist in euch geben, will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“
Manche Christen sind immer wieder beeindruckt am Anfang ihres Glaubens. Hans Brandenburg sprach von den Kinderkrankheiten des Glaubens, wenn man in die Gesetzlichkeit fällt. Junge Christen neigen manchmal zu rigorosen Dingen. Doch man muss mit aller Kraft kämpfen.
Man kann sich verkrampfen, so lange man will. Eindrücklich ist, wie die Juden an der Klagemauer beten – mit ganzem Körper und voller Hingabe. Trotzdem erreicht man nicht das, was der Geist Gottes in aller Stille in uns wirkt.
Das neue Herz tut mit Freude die Gebote Gottes. Gib dem Geist Gottes Raum, wirf die Sünde aus deinem Leben hinaus – den Dreck. Der Heilige Geist wohnt nicht in einem Herzen, das der Sünde untertan ist.
Lass ihn eintreten in dein Leben, dann kann er dich verändern.
Die größte und wichtigste Gabe, die wir alle brauchen, ist der Geist. Den Heiligen Geist muss man haben. Wer ihn nicht hat, ist kein Christ.
Du kannst ihn jetzt empfangen. Er will dich jetzt erfüllen und wunderbar in deinem Leben wirken. Christus will dich verändern.
Die Gabe des Geistes als Grundlage für den Dienst
Jetzt kommt der nächste Punkt. Es ist ganz wichtig für den Dienst, den Timotheus tut, dass diese Gabe bei ihm wirksam ist.
Wir haben ja oft sicher in unseren Gruppen und Gemeinden nicht darauf geachtet. Jetzt merken wir, dass es vielleicht auch hier eine Gefahr gibt. Man denkt vielleicht: „Mein Schorsch, das muss ein ganz toller Mann sein.“ Natürlich schauen wir auf die Gaben. Wenn jemand in einer Firma eingestellt wird, achtet man auf die Gaben. Die Gaben spielen immer eine Rolle. Wenn jemand einen Freund sucht, prüft er, ob dieser die Gaben hat.
Aber wenn wir Mitarbeiter suchen, wenn wir jemandem einen Hauskreis anvertrauen oder bitten, in der Jugendarbeit mitzumachen, sind die äußeren Gaben gar nicht so wichtig. Vor allem zählt die eine Gabe: ob der Heilige Geist wirklich einen Menschen durchdringen kann.
Ja, wir haben heute Kirchenwahlen. Da darf man ruhig daran erinnern, dass es die Not unserer Volkskirche ist, dass sie das leugnet. Und dann gibt es noch diesen schrecklichen Unfug, dass man zu allen, die ein Gehalt bekommen, sagt, das seien Geistliche. Quatsch! Geistliche sind Leute, die mit dem Heiligen Geist erfüllt sind. Das durften sie nie so nennen. Das haben die Katholiken angefangen. Das ist ein uralter Quatsch, der über viele Jahrhunderte gebraucht wurde, um das so zu nennen.
Das war ja der Anfang der Erweckung bei Philipp Jakob Spener. Er sagte: „Was hat es für einen Sinn, wenn einer auf der Kanzel steht und predigt, und er kann viele Doktortitel haben, aber er hat den Heiligen Geist nicht? Das ist alles nutzlos.“ Indem Philipp Jakob Spener das ausgesprochen hat, übte er eine Kirchenkritik, die ihm natürlich bis heute viele nicht verziehen haben.
Aber der Punkt muss sein, darüber muss man reden. In den Kirchengemeinden nicht, dass wir jemanden messen könnten – das können wir uns nicht erlauben. Aber wir können doch die Frage stellen, ob wir gemeinsam darum bitten, um die Ausrüstung in allen Ämtern und in der Jugendarbeit, wo wir sind: „Herr, gib mir deinen Geist!“ Ohne deinen Geist ist alles wertlos.
Lieber einer ganz ungelehrt, wie die ersten Apostel, ohne große akademische Ausbildung, aber getrieben vom Heiligen Geist. So hat es Gott ja immer wieder gemacht. Zum Beispiel John Bunyan, der 15 Jahre im Gefängnis saß, der Kesselflieger von Bedford, der eine so breite Wirkung hatte und ein Buch schrieb, das zu den absoluten Bestsellern der Weltliteratur gehört. Ein ganz schlichter Mann, erfüllt vom Heiligen Geist.
Als es bei der Urchristlichen Gemeinde darum ging, Sozialarbeiter einzustellen, ging es damals um die Versorgung der Witwen. Es gab ja damals noch keine Rentengesetze, kein Sozialamt und keine Versorgung. Die Menschen waren wirklich aufs Betteln angewiesen. Die christliche Gemeinde sagte: „Das muss man doch irgendwo organisieren, da muss man Suppenküchen machen und Wohnungsvermittlung usw.“
Und da heißt es, wenn wir Leute suchen, haben wir nicht gesagt, wir schauen nach guten Verwaltungsbeamten. Sondern: Was heißt es, Leute voll des Heiligen Geistes auch für diese Dienste zu haben?
Wenn in der Küche Leute arbeiten, die nicht den Heiligen Geist haben, bruddeln sie dauernd und schimpfen nur. Dann gibt es Streit. Man braucht für alle Dienste in der Gemeinde den Heiligen Geist, sonst wird es nicht zur Ehre Gottes.
Es ist interessant, dass gerade Stephanus der wirksamste Evangelist war. Darum musste er ja gesteinigt werden. Er war einer von diesen Sozialarbeitern. Er wurde gesteinigt, weil er so ein klares Jesuszeugnis hatte.
Eine Diakonie, Krankenpflege, Diakoniestation ohne Zeugnis von Jesus – ja, das ist schön, wenn das Rote Kreuz das macht. Aber dann haben wir Christen nichts anderes zu bieten.
Sondern das, was wir als Christen tun können, ist, dass wir Menschen im Heiligen Geist dienen. Und dafür ist ein Wort der Ermutigung und ein Liebesdienst nötig, der von der Kraft Christi getrieben wird.
Für alle unsere Dienste ist das nötig.
Die Gabe entfalten und die Rolle der Ausbildung
Und nun geht es um den nächsten Punkt, den Paulus anspricht: Er sagt, entfalten oder erwecken Sie die Gabe, die in Ihnen ist. Ich würde es so übersetzen: Entfalte diese Gabe, lass sie jetzt richtig in deinem Leben wirken.
Wie funktioniert das? Es geschieht nicht nach unseren natürlichen Einschätzungen. Es hat gar nichts damit zu tun, was wir von Geburt an sind.
Normalerweise läuft es in der Kirchengemeinde oft so ab, dass man bei Menschen an dem bleibt, was sie vorher waren. Kommt zum Beispiel ein Bankdirektor zum Glauben, sagt man: „Aha, prima, jetzt darf er Opfer zählen.“ Kommt ein Landschaftsgärtner zum Glauben, sagt man: „Jetzt darf er die Rosen auf dem Friedhof schneiden.“ Man denkt gar nicht daran, dass Gott jedem Menschen neue Gaben gibt, die über die natürlichen hinausgehen.
Der Geist Gottes macht das möglich. Er befähigt ungelehrte Leute zu großen Predigern. So war es bei den Aposteln, bei denen er Wunder durch die Gabe des Geistes wirkte. Gott gibt also neue Gaben. Paulus sagt: „Ich will euch geistliche Gaben mitteilen, wenn ich zu euch komme.“ Da ist etwas ganz Neues da.
Jetzt interessiert uns, was da entfaltet werden könnte. In meinen vierzig Jahren Gemeindedienst habe ich immer den Atem angehalten, wenn ich sah, was Gott aus ganz schlichten Menschen gemacht hat. Man kann einfach sagen: Durch das Bibellesen sind sie ganz toll gereift. Sie wurden stabil und konnten Hauskreise leiten. Sie waren sicher in ihrem Dienst.
Da waren Leute, denen hätte ich es nie zugetraut, die dann Krankenbesuche machten und Seelsorgedienste übernehmen konnten. Ganz am Anfang standen wir im Schwarzwald in der Jugendarbeit. Meine Frau hatte einen Mädchenkreis begonnen. Dann erwartete sie das erste Kind. Niemand dachte, dass sie während der Schwangerschaft noch den Mädchenkreis halten könnte.
Wer konnte das übernehmen? Wir sind die Gemeinde durchgegangen, aber es gab niemanden, der es machen konnte. Ich weiß noch, wie wir nachts wach lagen und sagten: „Du, meine Frau, ich denke auch gerade daran.“ Es war eine Frau, die über Jahre dort oben die Jugendarbeit geleitet hat. Man fragte sich nur: Warum sind wir nicht früher darauf gekommen?
Nein, da hat der Herr ihr Gaben geschenkt. Der Geist Gottes kann lebendig machen. Er ist so gewaltig und groß. Es ist keine Frage der Ausbildung. Ausbildung ist gut, ich freue mich darüber. Ich würde gern noch einmal in die Bibelschule gehen und viel Neues lernen. Man muss immer wieder neu in der Bibel lernen.
Ausbildung ist wichtig, aber die Gaben hängen nicht nur von der Ausbildung ab. Sie kann manches fördern, das ist wichtig. Aber die Gaben müssen aus der Fülle des Geistes Gottes kommen.
Erwecke die Gabe, die in dir ist, und lass sie jetzt richtig wirken. Dann ist alles gut.
Die Frucht des Geistes und die Bindung an das Wort Gottes
Paulus hat beschrieben, was der Geist ist. In manchen Gruppen meint man, das Wichtigste sei, dass der Geist sich durch unverständliches, lautes Lallen äußert. Das glaube ich jedoch nicht und weiß auch nicht, was das dann bedeuten soll.
Die Frucht des Geistes ist Liebe. Ganz schlimme Streithammel können, wenn sie die Gabe des Geistes empfangen, wunderbare Friedensmenschen werden. Liebe, Freude, Friede, Geduld – ach, da bin ich noch ganz am Anfang meines Lernprozesses. Freundlichkeit, Güte, Sanftmut und Keuschheit gehören ebenfalls dazu. Ihr jungen Männer, Keuschheit erreicht man nicht durch verbissenen Kampf. Sie will der Heilige Geist wirken.
Jetzt ist es wichtig, dass wir immer daran denken: Der Heilige Geist ist ganz eng an das Wort Gottes gebunden. Das wird in der Bibel immer wieder gezeigt. Das Schwert des Geistes ist das Wort Gottes, wie es in Epheser 6 beschrieben wird. Dort heißt es, das Schwert des Geistes ist das Wort Gottes, mit dem der Geist wirken und zuschlagen kann. Deshalb ist es wichtig, die Bibel zu lesen und den Geist wirken zu lassen.
Darum würde ich dir ein keusches Herz und keusche Gedanken wünschen. Vielleicht wissen heute manche jungen Leute gar nicht mehr, was Keuschheit bedeutet, weil das Wort kaum noch verwendet wird. Keuschheit meint die Reinheit der Gedanken, besonders auf sexuellem Gebiet.
Wir können viele Geschichten erzählen, wenn wir studieren, wie es bei Menschen war, die die Gaben entfaltet haben. Das ist ganz wunderbar, was da möglich war. Und das ist wichtig, weil wir nie genau einschätzen können, wie plötzlich Menschen begabt werden, wenn es nötig ist. Man muss Menschen auch berufen und sagen: „Mach du etwas!“
Auf der anderen Seite müsst ihr wissen, dass viele Christen oft versagt haben, die Gaben richtig einzuschätzen. Mir macht es immer eine diebische Freude, auch bei Missionskomitees zu hören, dass sie jetzt sogar ganz neue psychologische Untersuchungsmethoden entwickelt haben, um genau herauszufinden, ob Kandidaten geeignet sind. Das ist aber alles falsch.
Bei den Missionen gab es immer auch große Angst, junge Leute ohne Ausbildung loszuschicken. Als unser Gerhard Bräuning anfing, junge Leute nach dem Abitur aufs Missionsfeld zu schicken, fragte er nur eines – und manche nahmen ihm das übel: „Stehst du ganz fest in der Verbindung zu Jesus?“ Das macht er unter vier Augen. Gibt es nichts, was zwischen dir und Jesus steht?
Wir haben nur beste Erfahrungen mit den jungen Leuten gemacht. Ein junger Mann war ein Jahr lang in Afghanistan, in Chalabat. Was wir alles gemacht haben, ohne Vorbereitung! Der Geist Gottes wird ihn fähig machen, in diesen Aufgaben zu bestehen.
Und die vielen Co-Workers, die dort draußen sind, das ist wunderbar. Ich höre gutes Urteil darüber, wie sie sich mit einer großen Feinfühligkeit einfinden. Noch vor ein paar Tagen waren einige in Bethlehem, mitten in der Schusslinie, wo zwischen Gilo und Becela Schüsse fielen, im Haus auf Hauptstraße.
Immer, wenn man sie anrief, sagten sie: „Nein, nein, wir haben keine Angst.“ Nicht die Furcht vor Geistern, sondern die Gewissheit, dass Jesus da ist und das Herz festmacht. Zwanzig Jahre, achtzehn Jahre dienen sie dem Herrn, ein ganzes Jahr ohne Heimweh – aber vielleicht sprechen sie in der Stille nicht darüber.
Beispiele von Menschen, die durch den Geist gewirkt haben
Bei den Missionen kam es immer wieder vor, dass Menschen abgelehnt wurden. Ihr kennt doch die Geschichte von Cladis Elwood. Sie war nur 1,52 Meter groß und wog 45 Kilo – ein echtes Leichtgewicht. Außerdem hat sie sich oft sehr ungewöhnlich angezogen. Hätte sie sich etwas vernünftiger gekleidet, wäre es vielleicht besser gewesen, aber ihre Kleidung wirkte eher abstoßend.
Dennoch hat der Herr sie gebraucht. Wer hat denn so viel für die Kinder bewirkt wie diese Frau, wenn der Geist Jesu in ihr lebte? Jesus war in ihr, mehr nicht.
Ich erzähle das immer wieder gern: Kenneth Pike wurde bei der China Inland Mission abgelehnt, weil er angeblich keine Sprachkenntnisse hatte und auch nicht begabt für Sprachen war – unter anderem wegen einer Nervenschwäche. Ausgerechnet dieser Mann hat später das Institut für Linguistik bei den Wycliffe gegründet. Ein extrem beeindruckendes Beispiel.
William Carey, der große Missionar, wurde von seiner Kirche als „unverbesserlicher Enthusiast“ bezeichnet. Sie verstanden nicht, was der Geist Jesu in ihm bewirkte. Doch gerade dieser Geist machte Carey brauchbar.
Ich erzähle das, um dir Mut zu machen: Entfalte die Gabe, die in dir steckt. Niemand kann sagen, das oder das geht nicht. Probier es doch einfach dort, wo der Herr dich braucht.
Nehmen wir zum Beispiel den Ruheständler Hugo Honegger. Trotz seiner Krebserkrankung ging er zehn Jahre lang für uns nach Nairobi und wirkte dort unglaublich viel. Mit einer unvergleichlichen Gabe, Ruhe und Gelassenheit stärkte er die Gemeinde Jesu.
Wir sollten vielmehr damit rechnen, dass der Geist Jesu mächtig in uns wirken will. Du darfst Aufgaben annehmen, auch wenn du denkst, du traust dir das gar nicht zu. Natürlich traust du dir das nicht zu – hoffentlich nicht! Das wäre in einer Gemeinde auch schlimm.
Es gibt nämlich auch Leute, die sich zutrauen, Predigten zu halten, und sich danach aufdrängen. Die lässt man lieber unten sitzen und bittet sie, nicht zu predigen. Manche trauen sich zu, zu beten, aber man muss schnell „Amen“ sagen, weil sie einfach nicht aufhören. Diese haben nicht die Gabe.
In der Gemeinde gibt es auch falsche Berufungen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir echt suchen: Wo kommt Echtes hervor?
Die anderen sagen: „Du gibst jetzt ein Zeugnis, du bist dran.“ Ganz draußen im Busch in Surinam, bei so einer Gemeinde, werde ich das nie vergessen. Wir waren sehr beeindruckt, und sie machten gerade einen Gottesdienst, als der Gemeindeälteste einem jungen Mann sagte: „Jetzt gibst du ein Zeugnis.“ Der zitterte richtig und sagte: „Ich habe das doch noch nie gemacht.“ Da legte ihm der Älteste die Hand auf die Schulter und sagte: „Aber jetzt bist du dran.“
Der junge Mann gab dann ein wunderbares Jesuszeugnis. Es ist herrlich, wenn wir etwas mit Zittern tun und nicht in dieser falschen Haltung: „Ja, ich kann das, ich mach das mal eben, ich bin der große Gönner.“ Wenn es aber aus dem Geist kommt, dann ist es echt!
Beispiele von Frauen, die ihre Gaben entfaltet haben
Die Hedwig von Riedern ein schönes Lied gegeben hat, weiß ich den Weg auch nicht. Du weißt ihn wohl. Sie war sehr verwundet, als ihr Vater starb. Als sie nachkam, war sie auf der Reise in München im Hotel. Dort erhielt sie ein Telegramm: „Vater ist tot, der Vater ist tot, Vater ist tot, Frau Kanzel, mein Vater ist tot.“
Dann brach alles zusammen – eine ganz harmonische Familie. Außerdem brannte noch ihr Landsitz ab. Sie war so typisch, wie es ist, wenn jemand allein durchs Leben geht. Sie war verwundet und kam nach Berlin. Dort war ein Seelsorger, der Graf Pückler. Er sagte zu ihr: „Sie machen Kinder-Sonntagsschule im Keller vom Haus von Graf Bernsdorf.“
Sie antwortete: „Ich kann da mit Berliner Jungs nicht umgehen, ich bin doch Frau.“ Damals sagte man nur Fräulein. „Was soll ich da können?“ Später sagte sie, sie habe sich aus ihrer Verkapselung lösen müssen. So begann sie mit der Jugendarbeit.
Dann machte sie Krankenbesuche, auch mit Zittern. Dabei bemerkte sie plötzlich, dass es gar keine Bibelstunden für die Krankenpfleger gab. Daraufhin kam sie auf die geniale Idee, eine Bibelstunde für die Polizisten in Berlin einzurichten. Sie begann diese Stunde!
Da sie keine eigenen Räume hatte, ließ sie sich keinen Neubau errichten, sondern bekam einen Raum in der Molkerei Bolle. Dort lud sie Polizisten ein und begann eine segensreiche Arbeit. Dabei wuchs jemand mit der Gabe des Geistes Gottes heran.
Es geht nie um unseren Ruhm. Wo der Geist Gottes mächtig wirkt und seine Ströme fließen, da wird etwas lebendig und aktiv. Als Hudson Taylor durch Berlin kam, sagte er: „Was sind das für mütterliche Gestalten für Männer!“ Solche Frauen können Männern Geistliches geben. Diese Bahnbrecher hat er sie genannt – Frauen, die durchbrechen und etwas Neues schaffen.
Ich möchte Mut machen, dass ihr die Gabe, die in euch ist, zuerst erkennt, dann erweckt und wirken lasst. Und schließlich, dass ihr in eurem Leben diese Talente entfaltet.
Die Verantwortung für die anvertrauten Gaben
Jesus hat in seinem Gleichnis das Bild von Talenten verwendet. Bei jungen Leuten habe ich das auch erlebt. Ich denke an einen ganz genial begabten jungen Mann in unserem Bibelkreis. Als ich ihm einmal sagte: „Du hast ein ganz tolles Talent“, wurde er rot. Daraufhin sagte ich ihm, dass er nicht rot werden müsse.
Ein Talent bedeutet ja nur, dass etwas geborgt ist. Es ist eine Leihgabe Gottes. Es ist keine eigene Leistung. Ein Talent ist eine Gabe, ein anvertrautes Pfund – so kann man es auch übersetzen: die anvertrauten Pfunde. Gott wird dich einmal fragen: „Was machst du mit dem Pfund?“
Jetzt kommen auch unsere natürlichen Gaben plötzlich wieder zur Geltung. Was machst du mit deinem gesunden Körper? Wie kannst du deine Gescheitheit für Gott einsetzen, wie kannst du sie Gott weihen? Und das ist schön.
Bibellesezettel werden gelesen, und es geschieht eine Veränderung eures Sinnes. Wenn ihr euren Sinn durch den Geist Gottes verändern lasst, dann könnt ihr erkennen, was gut und richtig ist. Das kann man nicht einfach auswendig aus einem Buch lernen. Man kann auch nicht mit einem Paragraphenwerk unterm Arm herumrennen und sagen: „Was tue ich in dieser Situation?“
Der Geist Gottes wird euch lehren. Er wird euch die richtigen Worte in den Mund geben. Er verändert euren Sinn. Lebt nicht mehr nach der Weise dieser Welt, sondern lasst den Geist Gottes in eurem Leben wirken. Lasst ihm Raum, damit er euch erfüllen kann.
Dann geschieht etwas Neues, und die Gabe des Geistes kann sich entfalten.
Abschließende Gedanken und Gebet
Ich möchte mit einer kleinen Geschichte schließen, die mich persönlich berührt hat. Viele Liedmelodien, die wir kennen, stammen aus der Zeit, als wir auch im Posaunenchor immer diese Noten hatten. Oben stand oft der Name Hermann Schein. Er war ein großer Musiker und ein außergewöhnlich begabter Komponist, der uns viele Choralmelodien und Volkslieder geschenkt hat. Leider starb er bereits mit 44 Jahren.
Manchmal denkt man, wenn man so eine Gabe hat, ist das eine große Sache. Mich hat beeindruckt, wie Hermann Schein selbst in der Kürze seines Lebens noch an seinen Vetter, den Heinrich Schütz, dachte. Er schickte ihm eine Nachricht: „Komm schnell, ich sterbe.“ Der Vetter kam und sagte: „Was, du wirst sterben? Du bist doch noch gar nicht alt, und wir brauchen dich. Du bist ein begabter Musiker.“ Doch Hermann Schein wusste, dass seine Zeit abgelaufen war. Er bat seinen Vetter, die Motette fertigzustellen.
Das ist ein kostbares Wort: Jesus ist in diese Welt gekommen, um Sünder selig zu machen. So hat auch ein begabter, kluger Künstler das Geheimnis seines Lebens begriffen. Es kommt oft vor, dass Menschen ihre geistlichen Gaben überschätzen. Es gibt viele Prahler, stolze Leute und Angeber. Hermann Schein hingegen wusste, dass das Größte in seinem Leben die Gnade Jesu war, die ihn trug.
Vierzehn Tage später starb er. Die Motette wurde bei seinem Begräbnis gesungen und wird heute noch in vielen Chören aufgeführt. Wenn du sie einmal hörst oder selbst in einem Chor mitsingst, denke daran: Diese Gaben sind uns nur auf Zeit anvertraut. Unser Leben ist begrenzt und kurz, aber es ist ein kostbares Wort, dass Jesus sündige Menschen gebraucht, um in seinem Tempel des Heiligen Geistes zu wohnen.
Dieser Tempel ist noch viel größer als der Tempel in Jerusalem, wo Gottes Gegenwart wohnte – er wohnt in deinem Herzen. Darum sollten wir nicht mehr so viel hören, sehen und im Fernsehen konsumieren, sondern mit manchem Bösen einen Schlussstrich ziehen. Christus lebt in uns, und in der kurzen Zeit unseres Lebens ruft er besonders die jungen Menschen heute dazu auf, ihr Leben ganz Jesus zu widmen.
Sage: „Herr, ich bin gespannt.“ Es werden viele Situationen kommen, die du vorher nicht überschauen kannst. Doch der Herr hat gewirkt und dir Gaben gegeben. Du wirst erkennen, dass aus deinem Leben ein Strom des Segens fließt, der viel bewirkt.
Lasst uns beten: Herr, gebrauche uns auch jetzt. Es ist ein großes, kostbares Wort, dass du uns verlorene, sündige, fehlbare und komplizierte Menschen gebrauchen willst und daraus einen Tempel deines Heiligen Geistes machst. Wir sind gespannt, was du wirken wirst.
Herr, wir wollen dich nicht hindern mit unserem Leib, unserem Fleisch, unserem Wesen und unserer alten Art. Wir möchten, dass du durch unseren Mund, unsere Hände, unser Herz und unsere Gedanken hindurch wirkst – zum Heil dieser Welt. Dass dein Reich mitten unter uns gebaut werde. Amen!
Nachtrag und Ermutigung zum Verbleib am eigenen Platz
So passiert es immer wieder, dass man beim Freisprechen das Wichtigste vergisst. Ich muss es jetzt nur noch ergänzen.
Als ich von Hedwig von Reden erzählt habe, wollte ich natürlich sagen, dass sie sich nicht so sehr auf die Frage konzentriert hat, wie sie sich präsentiert hat. Vielmehr hat sie ein Lied gedichtet, in dem sie sagt: Bleib an dem Platz, wo Gott dich hingestellt hat.
Ich kenne viele von Ihnen, und das ist schon schön. Denn ich muss gar nichts Besonderes suchen, der Platz, an dem ich jetzt bin, ist der richtige Platz. Wenn Gott einen anderen Platz für mich hat, werden meine Seelsorger und geistlichen Ratgeber mir schon helfen, das zu erkennen.
Aber ich brauche gar nichts Neues zu suchen. An dem Platz, an dem ich jetzt bin, darf ich mich mit meinen Gaben entfalten.