
Wir alle hören Nachrichten, und ich glaube, wenn man die Nachrichten der letzten Wochen und Monate aufmerksam verfolgt hat, stellt man fest, dass sich zumindest in der Europäischen Union eine ablehnende Haltung gegenüber dem biblischen Christentum breitmacht.
Was ich damit meine, ist zum Beispiel, dass der Gottesbezug es nicht in die Präambel der EU-Verfassung geschafft hat. Auch denke ich daran, dass der bereits designierte EU-Innen- und Justizkommissar Rocco Buttiglione abgelehnt wurde, dieses Amt anzutreten. Das geschah allein deshalb, weil er eine sehr konservative Einstellung zu Ehe und Familie hat und auch sehr deutlich gemacht hat, wie er moralisch zur Homosexualität steht. Er hat immer gesagt, dass er nicht vorhat, Menschen, die diesen Lebensstil praktizieren, zu unterdrücken oder zu diskriminieren. Trotzdem denkt er als Katholik in dieser Frage sehr klar. Es wurde relativ schnell deutlich, dass jemand mit einer solchen Haltung im Europaparlament nichts verloren hat. Das wurde auch sehr deutlich gemacht.
Man kann vielleicht sogar fast ein bisschen schmunzeln, wenn man feststellt, dass die Türkei nicht EU-fähig ist, weil sie Ehebruch als Straftat ansieht.
In Deutschland ist es so, dass Religionslehrer, die mit Grundschülern zu deutlich über Hölle und Verlorengehen reden, mit einem Disziplinarverfahren rechnen müssen.
Inzwischen ist in Schweden der erste Pastor zu einer einmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er praktizierte Homosexualität mit Bezug auf die Bibel als Sünde gebrandmarkt hat.
Das sind Entwicklungen in einem zusammenwachsenden Europa, die man mitbekommt. Ich weiß nicht, ob ihr sie so verfolgt. Ich lese die einschlägigen Magazine, in denen so etwas auch mal berichtet wird. Da bekommt man das etwas intensiver mit. Man liest von Geschwistern in Frankreich, die aufgrund eines Antisektengesetzes vom Staatsschutz überwacht werden, und stellt fest: Ja, wir leben in einer Zeit, die von einem Begriff geprägt ist, nämlich Toleranz.
Ich muss jeden gutfinden. Ich muss jeden und alles gutfinden. Und wenn ich das nicht tue, dann bin ich ein intoleranter Fundamentalist. Das ist heute wohl das Schlimmste, was man sein kann.
Man könnte sich von der Bibel her die Frage stellen: Ist es nicht eigentlich richtig, uns so zu bezeichnen? Denn es ist ja nicht so, dass die Kritiker nicht sogar die Bibel auf ihrer Seite hätten. Es heißt doch ganz klar in der Bibel: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Ist das nicht ein eindeutiges Bibelwort, bei dem man sagen kann: Na klar, da steht es doch!
Wann immer ihr Fundis, ihr intoleranten Fundis, den Mund aufmacht und über jemand anderen herzieht – hier, in eurer eigenen Bibel steht doch drin, dass ihr nicht richten sollt. Ihr tut genau das, was Jesus verboten hat. Und deswegen ist es nur recht und billig, dass wir euch da das Handwerk legen.
Ich denke, wir werden uns heute mit diesem Thema beschäftigen. Unser Thema wird lauten: „Richten“. Der Predigtitel wird sein: „Von Heuchlern und Einfaltspinseln“.
Wir lesen den Predigttext aus der Bergpredigt, Matthäus Kapitel 7, Verse 1 bis 6.
Einführung in das Thema Richten und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.
Was aber siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem eigenen Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: „Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen“ – und siehe, der Balken ist in deinem Auge?
Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klarsehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.
Gebt nicht das Heilige den Hunden, werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Das Ziel meiner Predigt heute wird sein, ein Verständnis dafür zu schaffen, was dieser Text meint, und ein biblisches Verständnis davon zu bekommen, was es heißt, zu richten – oder auch, was es heißt, nicht zu richten.
Die Bedeutung von Richten: Eine Gewohnheit des Kritisierens vermeiden
Der erste Punkt, die erste Überschrift lautet: Wer ständig richtet oder wer ständig kritisiert, der macht etwas falsch. Matthäus 7,1: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.
Fangen wir mit der wichtigsten Frage an: Bedeutet dieser Vers, dass ich niemals irgendeinen anderen Menschen beurteilen darf? Die Antwort lautet Nein.
Begründung: Du kannst nicht leben, ohne andere Menschen zu beurteilen. Unser Text sagt das übrigens auch, denn spätestens in Vers 6 heißt es, dass wir nicht das Heilige den Hunden und die Perle vor die Schweine werfen sollen. Jetzt sind das hier keine Tiere, sondern diese Tiere stehen für Menschen. Es geht um unseren Umgang, was wir wem anvertrauen. Und sorry, wenn du eine Entscheidung triffst, wer Hund und Schwein ist, dann richtest du.
Noch klarer wird es weiter unten im siebten Kapitel, wenn es in Vers 15 und 16 heißt: Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Ja, wie kann ich mich bitteschön vor falschen Propheten hüten? Indem ich sie beurteile, indem ich sie richte. Und damit ich das richtig gut mache, gibt mir Jesus hier sogar ein Hilfsmittel an die Hand und sagt: Schau dir ihre Früchte an. Wenn du siehst, da kommt hinten im Leben das und das heraus, dann weißt du auch, um was für Leute es sich handelt.
Richtet nicht bedeutet nicht: Denkt nicht nach. Bleibt die Frage, was bedeutet es denn bitteschön? Es muss ja etwas bedeuten. Wir sind ja nun nicht im Geschäft, dass wir sagen, okay, wir nehmen eine Schere und schneiden den Vers jetzt aus unserer Bibel heraus. Abgesehen davon, dass ich auf der Rückseite auch ein Stück vom Vaterunser rausschneiden würde.
Was bedeutet also die Aussage richtet nicht? Das Komplizierte hier an dem Text ist, dass man das so klar eigentlich nur sieht, wenn man es im Original liest. Das tut mir manchmal leid, aber es ist so, weil das Original, sprich der griechische Grundtext, manchmal kleine Details offenbart, die im einen oder anderen Fall tatsächlich mal richtig wichtig werden können. Und hier ist das so ein Fall.
Jetzt will ich euch nicht mit Griechisch langweilen, ich werde euch das Ergebnis geben. Das, was hier steht, bezeichnet nicht den Akt „Ich richte einmal“, sondern es beschreibt eine Gewohnheit, ein Lebensprinzip. Wenn es heißt, richtet nicht, dann heißt das: Werde oder sei nicht ein Mensch, der permanent an anderen Leuten etwas auszusetzen hat, der permanent mäkelig ist, der ständig an anderen herumkritisiert, der ständig damit beschäftigt ist, fremde Menschen auf ihre Fehler und Schwächen hinzuweisen.
Es geht darum, dass du eine Gewohnheit des Kritisierens hast, dass das dein Leben ist, mit anderen so zu reden. Und wenn das so ist, sagt der Herr Jesus, und zwar mit Hinweis auf das Gericht Gottes: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Das ist auch etwas, was wir aus der Bergpredigt schon kennen, wenn da ein Passiv steht, ein Gerichtetwerden, Passivform, Leidensform: Mir passiert etwas, damit ihr nicht gerichtet werdet.
Wo wir das im Neuen Testament finden, da darf man eigentlich immer hören: Damit wir nicht von Gott gerichtet werden. Dieser Satz richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet wäre also, wenn ich jetzt einfach mal diese grammatikalischen Feinheiten etwas entblättere, so zu hören: Habt nicht die Gewohnheit, andere zu kritisieren, damit ihr nicht dafür von Gott einmal gerichtet werdet.
Vers 2: Denn mit welchem Gericht — es könnte auch heißen: mit welchem Urteilsspruch ihr richtet — werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.
Dieser Vers führt jetzt genauer aus und begründet den Ersten. Wer sich zur Gewohnheit macht, andere Leute zu verurteilen und zu zerpflücken, dem wird tatsächlich dasselbe auch widerfahren, dem wird genau das Gleiche passieren.
Ich habe mir die Frage gestellt: Was sind das für Menschen, zu denen Jesus hier redet? Das war vielleicht in der Vorbereitung für mich die größte Frage: Wen meint Jesus eigentlich mit diesem Anspruch hier?
Es sind Leute, die so einen kleinlichen Richtgeist haben und ihren eigenen Selbstwert daraus ableiten, dass sie andere heruntermachen. Sie treten quasi auf andere und sind ein bisschen höher und fühlen sich ein bisschen besser.
Diese Leute werden uns an einer Stelle im Neuen Testament richtig vorgeführt, und diese Stelle möchte ich mit euch lesen, nämlich im Römerbrief Kapitel 2.
Ansgar lacht.
Hier eine kurze Werbeeinblendung zu dem Römerkurs: Ich weiß nicht, ob das schon in der Kassettothek drin ist, aber es lohnt sich auf alle Fälle, ihn noch mal durchzuhören.
Die Gefahr eines kleinlichen Richtgeistes und Gottes gerechtes Urteil
Römer Kapitel 2 beschäftigt sich in den Versen 1 bis 6 mit einem wichtigen Thema. Die Kapitel 1, 2 und der Anfang von Kapitel 3 im Römerbrief nehmen alle Menschen auf der Erde in den Blick. Sie zeigen, dass niemand vor Gott mit seinem Leben bestehen kann. Das gilt gleichermaßen für gemeine Sünder, für Menschen, die sich moralisch für etwas Besseres halten, und für religiöse Menschen.
Der Text, den wir uns jetzt anschauen, richtet sich an diejenigen, die meinen, aufgrund ihrer eigenen Moral besser vor Gott zu sein. Diese Menschen glauben, weil sie ein gewisses Unterscheidungsvermögen haben und versuchen, gut zu leben, seien sie vor Gott im Vorteil. Doch genau das wird hier widerlegt.
Römer 2,1 sagt: „Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet; denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst, denn du, der du richtest, tust dasselbe.“
Die Tatsache, dass jemand ein moralisches Unterscheidungsvermögen besitzt, macht ihn in Gottes Augen nicht besser. Im Gegenteil: Wenn du andere beurteilst, aber dasselbe tust, was du bei anderen anprangerst, dann verurteilst du dich selbst.
Das Urteil über andere Menschen zeigt, dass man den Maßstab Gottes zumindest teilweise kennt. Doch wenn man nicht bereit ist, diesen Maßstab auf sich selbst anzuwenden, verurteilt man sich selbst.
Viele Menschen verhalten sich genau so. Zum Beispiel gibt es denjenigen, der sich aufregt, weil ihm das Portemonnaie gestohlen wurde, aber nichts dabei findet, die eigene Steuererklärung zu frisieren – beides ist Diebstahl. Oder den, der sich am Stammtisch über unfähige Politiker echauffiert, aber nicht einmal mit seiner eigenen Frau klarkommt. Wir kennen diese Unausgewogenheit: Menschen, die andere herabsetzen, ohne zu merken, dass sie sich selbst verurteilen, sobald sie den Mund aufmachen.
In Vers 2 heißt es weiter: „Wir wissen aber, dass das Gericht Gottes der Wahrheit entsprechend über die ergeht, die solches tun.“
Gott richtet diese Menschen in Wahrheit. Das geschieht nicht nach ihrem äußeren Schein oder ihrer Scheinheiligkeit. Gott wird den wesentlichen Denkfehler solcher Menschen aufdecken.
In Vers 3 steht: „Denkst du aber dies, o Mensch, der du die richtest, die solches tun, und dasselbe verübst, dass du dem Gericht Gottes entfliehen wirst?“
Menschen, die so denken, haben einen Kurzschluss in ihrer Denkweise. Sie glauben, sie könnten andere verurteilen, aber dem Gericht Gottes entkommen – so als würde der Engel des Gerichts an ihnen vorbeiziehen. Paulus sagt: Das ist falsch. Wenn du moralisches Unterscheidungsvermögen hast und weißt, dass Gott richtet, dann solltest du nicht denken, es wird dich nicht treffen. Das Gericht Gottes wartet auf jeden Menschen, und Gott wird in Wahrheit richten.
Schon in den Psalmen heißt es, dass der Gottlose hochnäsig denkt, Gott werde nicht nachforschen. Doch das stimmt nicht. Gott wird dein Leben genau ansehen und gerecht richten.
Es bringt nichts, sich durch eigenes Verhalten besser zu machen. Wie deutlich das ist, zeigt sich, wenn man weiterliest, in den Versen 4 bis 6:
„Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken.“
Wenn du moralisches Unterscheidungsvermögen hast und merkst, dass dein Leben vor Gott nicht in Ordnung ist, wenn du andere verurteilst, um dich selbst größer zu machen, dann zeigt dir Gott seine Güte, Geduld und Langmut. Er will, dass du zur Buße kommst.
Gott will keinen Geist des Richtens, der sich auf Kosten anderer aufspielt. Er will klare Sündenerkenntnis und echte Buße vor ihm.
Wo das nicht geschieht, gilt das, was in den Versen 5 und 6 steht: Nach deiner Sturheit und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns, wenn Gottes gerechtes Gericht offenbar wird.
Gott ist heilig und gerecht. Er ist nicht ein alter Mann mit einem langen Bart, der nachsichtig ist und alles geradebiegt. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Er kennt dein Herz.
Hier sind natürlich vor allem ungläubige Menschen im Blick. Aber auch wir müssen vorsichtig sein, nicht in diese Denkfalle zu geraten. Wer einen Geist des Richtens hat und andere herabsetzt, darf nicht glauben, dass er ungeschoren davonkommt.
Im Gegenteil: Wer den Splitter im Auge seines Nächsten erkennt, übersieht oft den Balken im eigenen Auge.
Der Balken im eigenen Auge und die Gefahr der Heuchelei
Und das Problem bei der ganzen Sache ist nicht, dass er den Splitter im Auge des anderen erkennt. Es ist gut, dass du den Splitter im Auge des anderen siehst. Darauf kommen wir noch zurück.
Das Problem ist vielmehr, dass du deinen eigenen Balken übersiehst. Gehen wir zurück zu Matthäus 7,3-5:
„Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.“
Was mir beim Lesen dieses Textes aufgefallen ist, ist, wie Jesus denjenigen bezeichnet, der den Balken im Auge hat. Das ist nämlich nicht ein unreifer Christ, der erst noch lernen muss, mit Sünde umzugehen. Nein, Jesus nennt diese Person einen Heuchler. Er sagt: Du bist überhaupt nicht echt.
Warum? Weil sie sich auf den Splitter im Auge ihres Bruders konzentriert, aber den eigenen Balken nicht erkennt.
Jetzt ist es wichtig, dass wir verstehen: Beide Teile müssen raus. Der Splitter muss entfernt werden, und der Balken muss ebenfalls entfernt werden. Beides muss weg.
Wir müssen bei der Auslegung an dieser Stelle sehr vorsichtig sein, dass wir das richtig sehen.
Noch etwas ist wichtig: Der Heuchler hat die Chance, dem zu helfen, der den Splitter hat. Der Heuchler kann helfen, er kann zur Hilfe werden – aber nur, wenn er zuerst den Balken aus seinem eigenen Auge entfernt hat.
Ich hoffe, ihr versteht den Humor darin. Ich muss das vielleicht nicht vormachen, aber stellt euch vor, ich sehe bei Johnny einen Splitter im Auge. Das muss nicht aus Holz sein, es kann auch ein Stück Staub oder einfach ein bisschen Dreck sein – irgendetwas Kleines im Auge.
Und ich habe selbst einen Balken im Auge. Ein Balken ist wirklich so ein tragender Balken, eher so ein Ding von fünf Metern Länge und zwanzig mal zwanzig Zentimeter Dicke, wie man es unter einem Giebel findet.
Wenn ich so ein Ding im eigenen Auge habe und versuche, Johnny zu helfen, dann funktioniert das nicht. Nicht so.
Was Jesus hier anspricht, sind Menschen, die ein massives Problem haben, weil sie die kleinsten Kleinigkeiten im Leben anderer sehen, aber nicht erkennen, was ihnen selbst fehlt, um an der Stelle angemessen helfen zu können.
Deshalb fragt Jesus auch: Mit welchem Recht gehst du auf andere zu und bietest ihnen deine Hilfe bei ihren Problemen an? Mit welchem Recht?
Solange du diesen Balken in deinen Augen hast, klappt das nicht. Du kannst nicht helfen.
Dein Angebot ist nicht wahr, es ist Heuchelei. Es stimmt einfach nicht.
Du bist untauglich, du bist gehandicapt. So lange du diesen Balken im Auge hast, bist du unfähig zu helfen – und dieser Balken muss raus.
Die Bedeutung von Balken und Splitter: Sünde erkennen und beurteilen
Jetzt stellt sich die Frage: Was meint Jesus eigentlich mit dem Balken im Auge? Wenn er sagt, dass wir, nachdem wir den Balken herausgezogen haben, klar sehen können, was meint er damit genau? Was sieht der Heuchler im Auge des anderen, wenn er hineinschaut?
Ich möchte zwei Dinge deutlich machen. Erstens, dass es bei dem Balken und auch bei dem Splitter um Sünde geht. Zweitens, dass Jesus mit dem klaren Sehen meint, dass wir Sünde nach seinem Maßstab beurteilen können.
Dazu möchte ich einen Satz aus dem Jakobusbrief lesen, Kapitel 4, Verse 11 und 12. Ich habe ihn in den Notizen abgedruckt, etwas gekürzt, da in diesem Satz zwei Themen enthalten sind. Ich lese die Kurzfassung vor:
Jakobus 4,11: Wer seinen Bruder richtet, richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. Einer ist Gesetzgeber und Richter, du aber – wer bist du, dass du deinen Nächsten richtest?
Menschen, die ständig die Fehler bei anderen sehen, setzen sich damit an die Stelle Gottes. Sie machen sich zu Gesetzgebern, weil sie ihren persönlichen Maßstab anderen aufzwingen.
Damit meine ich Folgendes: Wenn ihr solchen Leuten begegnet, die ständig an anderen herumnörgeln und denen man es nie recht machen kann, dann werdet ihr schnell feststellen, dass ihre Gebote und Vorschriften viel umfangreicher sind als das, was in der Bibel steht. Sie verurteilen und richten für Dinge, die definitiv nicht vom Gesetz Gottes verurteilt werden.
Wenn solche Menschen an dir oder an mir etwas kritisieren, wo Gott sagt: „Das ist überhaupt nicht zu kritisieren, das ist in Ordnung“, dann ist das vielleicht etwas ungewöhnlich, entspricht nicht deiner Prägung, deinem Hintergrund oder deinen Vorlieben, aber es ist noch akzeptabel. Und jetzt kommen diese Menschen und mäkeln darüber.
Was machen sie dann? Sie richten nicht nur dein Leben, sondern auch Gottes Gesetz. Denn sie sagen, das, was im Gesetz Gottes steht, reicht nicht aus. Deshalb müssen sie dich nach ihren eigenen Geboten richten. Das Gebot Gottes sei ihnen zu lasch.
Sie machen sich zu Gesetzgebern und damit zu Gott selbst. Sie sagen: Mein Gebot gilt. Und das ist definitiv falsch.
Wenn wir klar sehen, dann können wir anderen helfen. Wenn ich den Balken aus meinem Auge herausgezogen habe, kann ich eine echte Hilfe werden. Und das ist mein zweiter Punkt.
Hilfe leisten mit klarem Blick nach Beseitigung des eigenen Balkens
Wer seinen Balken herausgenommen hat, kann anderen mit ihren Splittern helfen. Noch einmal Matthäus 7, Vers 5: „Heuchle, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klarsehen, um den Splitter aus des Bruders Auge zu ziehen.“
Wie gesagt, beiden muss geholfen werden, und Menschen sind dazu da, einander zu helfen. Wenn jemand das Wort „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ nimmt und sagt: „Okay, ich kümmere mich nie wieder um die Probleme meines Bruders“, wäre das fatal.
Ich soll doch nicht richten? Ich soll doch nicht sagen, dass es schlecht ist, was in seinem Leben läuft? Deswegen helfe ich ihm nie wieder? Völliger Unsinn! Wir sind in der Gemeinde zusammen, um einander zu helfen. Allerdings kannst du erst dann eine Hilfe bei den Problemen anderer Menschen sein, wenn du vorher deinen Balken loswirst.
Was ist das mit dem Balken? Der Balken ist die Sünde in deinem Leben. Ich will noch einmal einen Schritt zurücktreten und uns die Frage stellen: Wie funktioniert eigentlich die Bergpredigt? Was macht Jesus eigentlich gerade in der Bergpredigt?
Und das, was er tut, ist Folgendes: Er geht hin in Matthäus 5, Vers 20 und zieht der Vorstellung von Gerechtigkeit seiner Zuhörer einfach die Beine weg. Er sagt: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.“
Also, wenn ihr so weiterlebt, wie ihr jetzt lebt, und wenn ihr die Idole, die geistlichen Idole beibehaltet und den Pharisäern und Schriftgelehrten folgt, dann habt ihr es – vergesst es! Die schaffen das nicht, und ihr, wenn ihr denen folgt, schon gar nicht.
Danach steigt Jesus ein in die Bergpredigt. Er wendet sich zuerst gegen die falsche Schriftauslegung der Schriftgelehrten, das ist hauptsächlich Kapitel 5, und dann gegen die falsche Lebenspraxis der Pharisäer, Kapitel 6.
Die Pharisäer waren genau solche Menschen, die diesen Richtgeist hatten. Also „richtet nicht“ schwingt im Hintergrund mit: Lebt nicht so, wie die Pharisäer euch das vormachen, eure geistlichen Ideale.
Wir haben die Pharisäer gelebt. Sie waren die Theologen ihrer Zeit, Leute, die stolz auf ihr Wissen waren, stolz auf die Stellung, die sie in der Gesellschaft eingenommen hatten. Sie gaben mit größter Selbstverständlichkeit jedem gute Ratschläge, wahrscheinlich auch denen, die sie nicht hören wollten.
Aber eine Sache haben sie nicht kapiert: All ihre Besserwisserei, all ihr Rumkritisieren, all ihr Mäkelei und ihr Auftreten – ich weiß, was und was noch alles in ihrem Leben drin war – hat ihnen an einer Stelle nicht geholfen.
Es hat ihnen nicht geholfen, den Balken in ihrem Auge zu sehen. Und das sind die Leute, über die Jesus hier spricht, die geistlichen Vorbilder und Idole seiner Zuhörer.
Solange du diesen Balken trägst und wie ein Pharisäer durchs Leben tappst und denkst: „Na ja, ich weiß was, ich bin was, ich kriege das schon irgendwie auf die Reihe mit Gott“, und wenn du dich auf Kosten anderer immer noch so ein Stückchen besser machst und meinst, dadurch es zu schaffen und vor Gott gut dazustehen, dann wird dich das am Ende das ewige Leben kosten.
Gott hat für Besserwisserei, Haarspalterei und Hochmut überhaupt nichts übrig. Der Balken, der in diesem Auge drinsteckt, dieses Riesending, das raus muss, ist diese grundsätzliche Einsicht: Ich bin ein Sünder, ich habe ein wirklich massives Problem in meinem Leben, und ich muss Buße tun und zu Gott umkehren.
Ich brauche einen klaren Blick. Ich muss verstehen, was Gott wirklich will und nicht das, was ich denke, dass er will. Ich darf nicht der sein, der das Gesetz selbst schreibt und andere nach meinen eigenen Moralvorstellungen richtet, sondern ich muss jemand werden, der Gottes Gebote und Gottes Gesetz kennt und einen klaren Blick auf die Dinge hat.
Indem ich zu Gott umkehre, nehme ich quasi diesen Balken heraus. Wir würden sagen: Indem jemand Buße tut, indem jemand Gott in sein Herz aufnimmt als seinen persönlichen Retter, indem er anfängt, das Gebot Gottes ernst zu nehmen, es unter der Führung des Heiligen Geistes zu lesen und einen klaren Blick bekommt.
Ich will an dieser Stelle noch einmal sagen: Beim Thema Richten merken wir vielleicht, wie wichtig es ist, dass wir als Gläubige dieses Buch irgendwann in unserem Leben tatsächlich ein Stück weit gemeistert haben, dass wir wissen, was drinsteht und wie es funktioniert.
Den Balken aus seinem Auge herauszunehmen heißt, zu Gott umzukehren, sein Wort zu verstehen und wirklich Hilfe geben zu können. Und dann kann ich zu dem gehen, der gar keinen Balken mehr im Auge hat, meinem Bruder, der ein kleines Problem in seinem Leben hat – nicht massive Sünde, sondern so ein kleines bisschen ein Problem – und ich kann ihm helfen.
Wir lesen Galater 6,1-2: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt wird“ – also wenn jemand geistlich gesehen auf die Nase fällt und es eigentlich nicht gewollt hat – „so bringt ihr die Geistlichen einen solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht.“
Das kennen wir hoffentlich alle: Du denkst, „Oh Backe, jetzt ist mir was passiert, das wollte ich eigentlich nicht. Und irgendwie weiß ich im Moment nicht, wie ich rauskomme, es war einfach blöd gelaufen die letzte Woche. Ich schäme mich dafür und brauche jetzt jemanden, der mir hilft, der an meine Seite tritt.“
Vielleicht ist da einer, der traut sich das nicht zu formulieren, aber du bekommst das mit in seinem Leben. Da ist vielleicht einer, der möchte das lieber verstecken, warum auch immer. Aber du weißt, Freund, in deinem Leben gibt es diesen Splitter, und du gehst hin und bringst ihn zurecht.
Weiter heißt es in Vers 2: „Einer trage des anderen Lasten.“ Lasten tragen bedeutet ganz konkret: Ich beurteile dein Leben, ich sehe den Splitter in deinem Leben, ich sehe, wie du damit kämpfst, ich sehe, dass du auf der Nase liegst, und ich gehe hin und bin bereit, dich aufzurichten.
Das heißt am Anfang: Ich sage dir, in deinem Leben läuft etwas schief, ich kriege es mit, lass uns darüber reden, wie kann ich dir helfen? Das ist Richten im positivsten aller Fälle. Ich beurteile das Leben eines anderen und helfe ihm.
Jetzt kann es natürlich sein, dass der andere sich nicht helfen lassen will. Auch das gibt es in der Bibel. 1. Korinther 5 behandelt Gemeindezucht.
In der Gemeinde kann es Menschen geben, die sagen: „Ich bin auch Christ.“ Aber dummerweise spricht ihr Leben Bände dagegen. Es sind Menschen, die in sexueller Unmoral leben, Menschen, die ständig unzufrieden sind, die materiell immer mehr haben wollen, die abgöttisch an ihren Hobbys oder anderen Götzen hängen, die ständig über andere schlecht reden müssen, die – ich sage mal – geklaute Programme auf ihrem PC haben ohne schlechtes Gewissen, sprich Diebe sind, und so weiter.
Und du sagst dir, mit denen muss ich reden. Du redest mit ihnen, und sie sagen: „Lass mich in Ruhe, ich will nichts davon hören.“ „Ich lebe mein Leben, vielleicht kommt da so ein Spruch: ‚Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet‘. Du hast mir gar nichts zu sagen.“
Es ist schwierig, an so einer Stelle etwas zu machen. Was tun wir dann? 1. Korinther 5,12-13 sagt: „Denn was habe ich zu richten die draußen sind? Richtet ihr nicht die Drinnen?“
Hier ist mit Drinnen und Draußen die Gemeinde gemeint. Wir haben die Verantwortung, in der Gemeinde Sünde zu richten. Grobe Sünde, die zum Ausschluss führen muss, weil Sünde ansteckend ist, muss beurteilt werden.
Aber bitte immer wichtig: Der Maßstab ist Gottes Wort, nicht dein Hintergrund, nicht deine Vorlieben, nicht das, was du für Sünde hältst. Sünde ist das, was Gott Sünde nennt.
Ganz, ganz wichtig an dieser Stelle: Sünde ist, was Gott Sünde nennt.
Dann verstehen wir vielleicht auch Römer 14,13: „Lasst uns nun nicht mehr einander richten.“ Wir haben eben gesagt, in der Gemeinde müssen wir richten, oder? Und jetzt steht hier an die Gemeinde in Rom: „Lasst uns nun nicht mehr richten!“
Was denn nun? Sollen wir Sünde richten oder nicht? Völlig durcheinander! Wir brauchen nicht durcheinander sein, denn hier geht es um Dinge, die nicht glaubensentscheidend sind.
Kapitel 14 im Römerbrief behandelt Dinge, die so essentiell sind wie: Darf man Fleisch essen oder nicht? Also ist Döner erlaubt oder darf nur die vegetarische Variante sein?
Da haben sich damals die Leute darum gekümmert, das war für sie ein Problem. Paulus sagt: Solche Fragen oder die Frage, ob ein Tag besonders ist oder alle Tage gleich gehalten werden sollen, das sind Fragen, bei denen Paulus sagt: Wisst ihr was, bei solchen Fragen richten wir einander nicht, da lassen wir einfach stehen.
Das Einzige, was wir in solchen Fällen beurteilen, ist die Frage, ob unser Verhalten dem anderen zum Anstoß wird. Also ob mein Verhalten dem anderen gegenüber an der Stelle gefährlich wird, ob mein Verhalten ihn dazu veranlasst, zu sündigen.
Ich lese noch einmal vor: „Lasst uns nun nicht mehr einander richten in diesen – man nennt es – Mitteldingen, in diesen kleinlichen, unwichtigen, nebensächlichen, im Gesetz Gottes letztlich nicht mehr geregelten Fragen. Lasst uns nun nicht mehr einander richten, sondern richtet vielmehr darüber, dass dem Bruder kein Anstoß oder Ärgernis gegeben wird.“
Das ist der Punkt: Achte du auf dein Leben, dass dein Leben für einen anderen nicht zur Gefahr wird. Das ist die wesentliche Frage. Aber es betrifft hier Dinge wie: Was darf man essen? Wie sind die Tage und die Feste zu regeln? Diese Dinge.
Wenn dann einer kommt und sagt: „Das steht doch, du darfst mich nicht richten!“ und ich denke mir: „Oh Backe, ja, dein Leben ist ganz schön durcheinander und da ist handfeste Sünde drin“, dann muss ich ihm etwas sagen – schon weil ich ihn lieb habe.
So, letzter Punkt: Wenn Überkritischsein falsch ist, dann ist es auch keine Lösung, wie der Herr Jesus gleich zeigen wird in Matthäus 7, völlig unkritisch durchs Leben zu laufen.
Der Punkt heißt: Wer völlig unkritisch lebt, liegt auch daneben.
Letzter Vers in Matthäus 7, Vers 6: „Gebt nicht das Heilige den Hunden, werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.“
Das Heilige, was man hier den Hunden gibt, ist das Opferfleisch – damit man weiß, was damit gemeint ist. Also Opferfleisch wirft man nicht den wilden Hunden vor.
Ich hatte das am Anfang schon gesagt: Um diesem Gebot Folge leisten zu können, braucht man ein klares Urteilsvermögen. Du musst wissen, wen du in die Kategorie „Hund“ und „Schwein“ einordnest und wen nicht. Das ist wichtig, und das ist, denke ich, auch nicht immer ganz leicht.
Es geht hier nicht um Hunde und Schweine, sondern um Menschen. Das Bild nimmt unreine Tiere, um zu zeigen: Hier sind Leute, denen kannst du Dinge geben. Wenn ich hier die Perlen und das Heilige übertrage, dann sind es hauptsächlich deine persönlichen Erfahrungen mit Gott.
Das, wo du sagst: Das ist mir in meinem Innersten wirklich wichtig. Es gibt Leute, die blubbern jedem gegenüber raus, was Gott in ihrem Leben getan hat, und kriegen furchtbar Dresche dafür.
Du kannst das tun, aber der Herr Jesus sagt: Tu es nicht. Du musst schon ein bisschen aufpassen, wie du mit Leuten redest. Nicht jeder kann das, was du persönlich mit Gott erlebt hast, deine Perlen und dein Heiliges – das, wo du sagst: Wow, ich und mein Gott – nicht jeder kann das so begeistert aufnehmen wie du.
Es wird dir vielleicht passieren, dass Leute den Kopf schütteln. Es wird vielleicht sogar passieren, dass Leute sich umdrehen und dich zerreißen. Das heißt, das, was du ihnen an Informationen gegeben hast, verwenden sie gegen dich, und das macht das Leben richtig schwer.
Ihr merkt, das verlangt ziemlich viel gesunden Menschenverstand, Unterscheidungsvermögen, Weisheit und ja, letztlich muss man sagen: Christusebenbildlichkeit. Denn auch der Herr Jesus hat in seinem Leben nicht immer mit den Leuten gesprochen.
Am Ende seines irdischen Lebens steht er vor König Herodes. Herodes ist total happy, endlich mal Jesus zu sehen, und stellt ihm eine Frage nach der anderen. Was macht Jesus? Er sagt kein Wort.
Und noch einmal an dem Tag, ein bisschen später, vor dem Hohen Rat: Er wird angeklagt und sagt kein Wort.
Wenn ihr euch ein spannendes Studium in den Evangelien antun wollt, dann verfolgt mindestens im Johannesevangelium mal die Argumentationslinien Jesu und achtet darauf, was er nicht sagt.
Ich finde es total spannend, in einer Argumentationslinie Jesu nicht nur seine Argumente zu sehen, sondern mir zu überlegen: Wie hätte ich in der Situation argumentiert? Welche Infos hätte ich herausgegeben? Wo hätte ich den Schwerpunkt hingelegt? Und sich dann die Frage zu stellen: Warum schweigt Jesus so oft? Warum hält er so oft Dinge zurück?
Ein absolut spannendes Studium, das ich jedem wirklich nur ans Herz legen kann. Warum schweigt Jesus und sagt Dinge nicht? Und irgendwie hat er es richtig gemacht. Er hat das Heilige und die Perlen nicht vor die Hunde und die Schweine geworfen. Er hatte diese Fähigkeit.
Mir ging es heute darum, drei Punkte deutlich zu machen:
Erster Punkt: Wer ständig kritisiert, macht etwas falsch. Wer an sich feststellt, dass er sich auf Kosten anderer vor Gott ins rechte Licht rücken will, der sollte schleunigst Buße tun. Das ist definitiv ein falsches Verhalten.
Dieses ständige Rumnörgeln und Richten an anderen ist wahrscheinlich ein Signal dafür, dass man kein ewiges Leben hat. Und da, wo es sich im Leben von Gläubigen zeigt, ist es auch kein gutes Zeichen. Es ist ziemlich ungesund und sollte eigentlich in unserem Leben nicht mehr da sein.
Gleichzeitig gilt: Wenn du einen klaren Blick hast, wenn du den Balken aus deinem Leben herausgenommen hast, dann kannst du auch denen mit den Splittern helfen. Du sollst zum Segen werden in der Gemeinde.
Es gibt in der Gemeinde einen Platz für rechtes Richten. Mindestens kann ich mein eigenes Verhalten immer wieder richten und darüber nachdenken, ob ich anderen Leuten zum Anstoß werde, zu einer Gefahr.
Und ich kann Sünde im Leben von Menschen ansprechen. Ich soll das auch tun, in einer liebevollen Weise, um dem anderen zu helfen und manchmal auch, um die Gemeinde zu bewahren.
Aber Vorsicht: Sünde ist nur das, was Gott Sünde nennt. Seid also sicher, dass, wenn der andere die Frage stellt: „Wo steht das eigentlich in der Bibel?“, du einen wirklich guten Vers hast. Das wäre wichtig.
Dritter Punkt: Wer völlig unkritisch lebt, liegt auch daneben. Als Christ gilt es, dass wir die Realitäten des Lebens anerkennen.
Dazu zählt auch, dass wir diese ganz wertvollen Dinge, die wir mit Gott erlebt haben, nicht mit jedem teilen. Auch das steckt in diesem Text.
Ich wünsche mir, dass wir auf dieser Basis miteinander umgehen und in diesem Sinn auch in der Gemeinde richtendes Handeln zulassen, weil ich denke, dass dort, wo es geschieht – in einem guten geistlichen Sinn und mit einem klaren Blick – es wirklich zum Segen wird.
Die Balance zwischen Kritik und Zurückhaltung im Umgang mit anderen
Zum letzten Punkt: Wenn es falsch ist, überkritisch zu sein, dann ist es auch keine Lösung, wie der Herr Jesus gleich in Matthäus 7 zeigen wird, völlig unkritisch durchs Leben zu gehen. Der Punkt lautet: Wer völlig unkritisch lebt, liegt ebenfalls daneben.
Im letzten Vers von Matthäus Kapitel 7, Vers 6 heißt es: „Gebt nicht das Heilige den Hunden, werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.“
Das „Heilige“, das man hier den Hunden gibt, ist das Opferfleisch. Damit man weiß, was damit gemeint ist: Opferfleisch wirft man nicht wilden Hunden vor. Ich hatte das am Anfang schon gesagt: Um diesem Gebot Folge leisten zu können, braucht man ein klares Urteilsvermögen. Du musst wissen, wen du in die Kategorie Hund und Schwein einordnest und wen nicht. Das ist wichtig und, denke ich, auch nicht immer ganz leicht.
Es geht hier nicht um Hunde und Schweine im wörtlichen Sinn, sondern um Menschen. Das Bild verwendet unreine Tiere, um zu zeigen: Hier sind Leute, denen du Dinge geben kannst, und hier sind andere, denen du das nicht geben solltest. Wenn ich hier die Perlen und das Heilige übertrage, dann sind es hauptsächlich deine persönlichen Erfahrungen mit Gott. Das, was du in deinem Innersten wirklich wichtig findest.
Es gibt Menschen, die jedem gegenüber herausposaunen, was Gott in ihrem Leben getan hat, und dafür oft Kritik einstecken. Du kannst das tun, aber der Herr Jesus sagt: Tu es nicht unbedacht. Du musst schon ein bisschen aufpassen, wie du mit Leuten redest. Nicht jeder kann das, was du persönlich mit Gott erlebt hast – deine Perlen und dein Heiliges, das, wo du sagst: „Wow, ich und mein Gott“ – so begeistert aufnehmen wie du.
Es wird dir vielleicht passieren, dass Leute den Kopf schütteln. Es wird vielleicht sogar passieren, dass Leute sich umdrehen und dich zerreißen. Das heißt, dass das, was du ihnen an Informationen gegeben hast, gegen dich verwendet wird und dir das Leben dadurch richtig schwer gemacht wird.
Ihr merkt, das verlangt ziemlich viel gesunden Menschenverstand, Unterscheidungsvermögen, Weisheit und letztlich muss man auch sagen Christusebenbildlichkeit. Denn auch der Herr Jesus hat in seinem Leben nicht immer mit den Leuten gesprochen.
Am Ende seines irdischen Lebens steht er vor König Herodes. Herodes ist total glücklich, endlich mal Jesus zu sehen, und stellt ihm eine Frage nach der anderen. Was macht Jesus? Er sagt kein Wort. Später an dem Tag, vor dem Hohen Rat, wird er angeklagt und schweigt ebenfalls.
Wenn ihr euch mal ein spannendes Studium in den Evangelien antun wollt, verfolgt mindestens im Johannesevangelium die Argumentationslinien Jesu und achtet darauf, was er nicht sagt. Ich finde es total spannend, in einer Argumentationslinie Jesu nicht nur seine Argumente zu sehen, sondern mir zu überlegen: Wie hätte ich in der Situation argumentiert? Welche Informationen hätte ich herausgegeben? Wo hätte ich den Schwerpunkt hingelegt? Und sich dann die Frage zu stellen: Warum schweigt Jesus so oft? Warum hält er so oft Dinge zurück?
Ein absolut spannendes Studium, das ich jedem wirklich nur ans Herz legen kann. Warum schweigt Jesus und sagt Dinge nicht? Irgendwie hat er es richtig gemacht. Er hat das Heilige und die Perlen nicht vor die Hunde und Schweine geworfen. Er hatte diese Fähigkeit.
Mir ging es heute darum, drei Punkte deutlich zu machen:
Erstens: Wer ständig kritisiert, macht etwas falsch. Wer an sich feststellt, dass er sich auf Kosten anderer vor Gott ins rechte Licht rücken will, der sollte schleunigst Buße tun. Das ist definitiv ein falsches Verhalten. Dieses ständige Nörgeln und Richten an anderen ist wahrscheinlich ein Signal dafür, dass man kein ewiges Leben hat. Und wo es sich im Leben von Gläubigen zeigt, ist es auch kein gutes Zeichen. Es ist ziemlich ungesund und sollte eigentlich in unserem Leben nicht mehr vorhanden sein.
Zweitens: Wenn du einen klaren Blick hast, wenn du den Balken aus deinem eigenen Leben herausgenommen hast, dann kannst du auch denen mit den Splittern helfen. Du sollst zum Segen in der Gemeinde werden. In der Gemeinde gibt es einen Platz für rechtes Richten. Mindestens kannst du dein eigenes Verhalten immer wieder richten und darüber nachdenken, ob du anderen Leuten zum Anstoß wirst oder eine Gefahr. Du kannst Sünde im Leben von Menschen ansprechen und sollst das auch tun – in einer liebevollen Weise, um dem anderen zu helfen und manchmal auch, um die Gemeinde zu bewahren.
Aber Vorsicht: Sünde ist nur das, was Gott Sünde nennt. Wenn der andere fragt: „Wo steht das eigentlich in der Bibel?“, solltest du einen wirklich guten Vers parat haben. Das ist wichtig.
Drittens: Wer völlig unkritisch lebt, liegt ebenfalls daneben. Als Christ gilt es, die Realitäten des Lebens anzuerkennen. Dazu gehört auch, dass wir die wertvollen Dinge, die wir mit Gott erlebt haben, nicht mit jedem teilen. Auch das steckt in diesem Text.
Ich wünsche mir, dass wir auf dieser Basis miteinander umgehen. Und in diesem Sinn auch richtendes Verhalten in der Gemeinde zulassen. Denn ich denke, wo das geschieht, und zwar in einem guten geistlichen Sinn mit einem klaren Blick, wird es wirklich zum Segen.
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