Rückblick auf den Lebensweg und erste Herausforderungen
Hören Sie Gedanken von Pfarrer Winrich Schäffbuch zum Thema „Müde und doch kraftvoll“. Es handelt sich um die Aufzeichnung eines öffentlichen Beitrags.
Wenn ich da oben an meinem Fenster stand und nach unten blickte, dachte ich: Es ist eigentlich toll, wenn junge Leute ihr Leben vor sich haben. Ich erinnerte mich daran, wie es bei mir war, als ich schon 44 Jahre im Dienst des Reiches Gottes stand und arbeitete. Damals, wenn man ins Leben startet, hat man große Erwartungen und Hoffnungen darauf, was alles auf einen zukommt.
Ich war damals 22 Jahre alt und hatte mein Studium in Tübingen abgeschlossen. Ich hatte eine ganz klare Berufung zur Mission. Damals ging ich nach Basel zu einem Vorbereitungskurs. Nach sieben Tagen erfuhren wir, dass eine der größten Missionsgesellschaften künftig überhaupt keine Missionare mehr aussenden wollte.
Ich war wie vom Kopf gestoßen. Meine ganze Lebensplanung geriet durcheinander. Im Zug auf der Rückfahrt nach Hause wusste ich nicht, wohin das führen sollte. In mir stieg Ärger auf. Ich dachte: Ich habe immer geglaubt, dass Gott die Regie führt. Doch nun merkte ich, dass irgendwelche Köpfe in Gremien sitzen und die Mission Gottes kaputtmachen.
Das ist eine Tragik. Es waren gesegnete Missionen von 150 Jahren, und dann wird plötzlich der Kurs umgedreht. Jemand sagte dann: „Der geht doch in die Kirche.“ Ich antwortete: „Was soll ich in der Kirche? Ich will Mission.“
Es hat Monate gedauert, und ich könnte euch stundenlang davon erzählen. In meinem Leben habe ich mich immer wieder über Menschen geärgert, die alles durcheinandergebracht haben. Ich wurde zur Evangelisation berufen. Doch jemand in kirchlichen Behörden sagte: „Nein, wollen wir nicht evangelisieren.“ Schließlich hieß es dann: „Dann gehen Sie doch dorthin und sagen es.“
Soll das noch Gottes Wille sein? Ich sehe überall verbohrte Menschenhirne, die mein Leben blockieren. Hier wird etwas überschoben, dort etwas anderes. Wo soll denn eigentlich noch Gottes Planung sein?
Gottes Führung trotz Widerständen
Vierundvierzig Jahre später blicke ich zurück und kann nur sagen: Gott führt Regie.
Man sieht eine Geschichte darin – bei jemandem, dem ganz übel mitgespielt wurde, der als Sklave verkauft wurde, der in einem Gerichtsprozess völlig unschuldig für Jahre im Gefängnis verschwand und so weiter. Dann heißt es: Ihr dachtet, Böses zu tun, aber Gott hat es wunderbar gemacht. Er hat aus all den schwierigen Dingen erst recht seinen Triumph am Ende gemacht.
Wenn ich mein Leben überblicke, muss ich sagen: Ich kannte eine Pfarrstelle, zu der ich überhaupt nicht hinwollte. Doch dann blieb ich dort 30 Jahre lang. So schön war das. Am Ende war mein Leben voller Mission, obwohl ich 40 Jahre als Pfarrer im Dienst der Landeskirche stand.
Wie das überhaupt geht, ist ein Rätsel. Gott führt Regie. Lasst euch nicht durch eure augenblicklichen Erfahrungen durcheinanderbringen, wenn ihr meint, dass es von euren Empfindungen her ganz anders ist.
Deshalb möchte ich einen Abschnitt aus der Bibel lesen, Jesaja 40, Verse 26 bis 31. Dort wird deutlich, dass Gott die Regie hat. Das steht ja an so vielen Stellen in der Bibel, auch in den Psalmen. Es geht gewaltig zu in seinem Königtum und wie prächtig er das macht.
Wenn die Wasserbögen umso mehr toben, zeigt sich ein noch viel gewaltigerer Gott, der dann plötzlich seine Pläne durchführt. Das muss man lernen, und darüber kann man nur staunen.
Die Kraft Gottes inmitten von Schwäche
Es ist ein großartiges Motto, das ihr bei dieser Konferenz habt. Dieses Motto gilt und soll uns im Kopf bleiben, uns prägen: Hebt eure Augen in die Höhe und seht, wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen. Seine Macht und seine starke Kraft sind so groß, dass nicht eines von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, und sagst: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht von meinem Gott vorüber“? Wahrscheinlich gibt es niemanden unter uns, der das nicht schon manchmal in großer Bitterkeit gesagt hat: Gott hat mich vergessen, Gott kümmert sich nicht um meine Angelegenheiten. Es scheint, als wären alle Türen verschlossen.
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt. Sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.
Männer werden müde und matt, und junge Männer straucheln und fallen. Aber die, die auf den Herrn harren, bekommen neue Kraft. Sie steigen empor mit Flügeln wie Adler, sie laufen und werden nicht matt, sie wandeln und werden nicht müde.
Es ist schlimm, wenn man das nicht richtig erkennt – die Regie Gottes. Es ist wichtig, dass wir die Dinge einmal zusammenbringen mit der Regie Gottes.
Von den ersten Tagen der Welt an war es möglich, dass Menschen sich von Gott verabschiedet haben. Dass kein Bruder seinen Bruder Abel totschlägt und sagt: „Es ist mir egal, was Gott von mir will, ich kümmere mich nicht darum.“ Dass ein David einen Ehebruch begeht, obwohl er ein frommer Mann war.
Wir können in unserem Leben ohne Gott handeln und uns der Königsherrschaft Gottes entziehen. Die grausamen Dinge der Welt geschehen, weil der Mensch, der Gott widerspricht und vorgibt, als sei er selbst Gott und könne alles machen, sich von Gott losgerissen hat.
Wir leben in einer grausamen, unheimlichen Welt, in der sich unzählige Menschen von Gott losreißen. Sie tragen das Leben, so wie es unzählige Male auch schon gemacht wurde, und sagen: „Ich will gar nicht mehr nach den Geboten Gottes leben. Ich will mein Leben selbst gestalten, ich will allein sein, ich will für mich selbst sprechen.“
Was ist mit der Königsherrschaft Gottes? Es ist eine herrliche Einladung in dieser scheußlichen Welt des Terrors, des Unrechts, der Menschenherrschaft, der Menschenwillkür und der Sünde, dass Jesus sagt: „Das Reich Gottes ist da.“
Pack es an! In deinem Leben will ich einkehren und die Königsherrschaft aufrichten. Trachte zuerst nach dieser Königsherrschaft Gottes, die in dein Leben kommt!
Du kannst in deinem Leben große Dinge wagen, viel Geld verdienen, tolle Stellungen haben, Ehre und Macht erlangen – alles kannst du bekommen. Aber trachte nicht nach hohen Dingen. Trachte danach, dass in deinem Leben Gott das Sagen hat, dass sein Leben im Frieden Gottes gelebt wird. So wird dir alles zufallen.
Die persönliche Entscheidung für Gottes Regie
Und jetzt ist meine Frage an Sie: Haben Sie das so gemacht? Haben Sie die Lösung für alle Ihre Fragen gefunden?
Sie können mit der gottlosen Welt mitgehen oder sagen: Ich will Jesus als Herrn in meinem Leben haben. Dass er meine Gedanken bestimmt, dass die Gottesordnung mein Leben lenkt und dass Gott die Regie in meinem Leben übernimmt.
Ich kann nur sagen: Jede Stunde in meinem Leben, in der Jesus nicht der König und Herr war, war schade. Mein Wunsch ist, dass er mich noch viel mehr bestimmt. Denn alle Freude, alle Erfüllung und alle Befriedigung kommen nur durch ihn.
Ich kenne nichts anderes, was in diesem Leben echte Befriedigung schenkt, als dass er die Regie in meinem Leben hat.
Wir wollen viele Menschen dahin bringen, dass sie Jesus in ihr Leben aufnehmen.
Müdigkeit und Erschöpfung im Dienst
Und trotzdem gibt es Stunden, in denen wir müde werden. Das ist der zweite Punkt: Es gibt Zeiten, in denen wir müde werden.
Ich erinnere mich noch, wie wir in einer Gemeinde angefangen haben. Dort gab es keine Jugendgruppe, in der wirklich auch nur die Bibel gelesen wurde. Für uns war es ein harter Kampf. Wir setzten uns mit ein paar Leuten zusammen und sagten: „Komm, wir wollen anfangen, Jesus zu verkündigen und evangelistische Jugendarbeit machen – mitten in Stuttgart.“
In den ersten Monaten gab es einen tollen Anfang. Doch es gab Schwierigkeiten mit den Verantwortlichen der Kirche, Widerstand und vieles mehr. Dann passierte das Allerschlimmste: Der wichtigste Mitarbeiter warf über Nacht alles weg und verschwand.
Ich sehe noch den Frauenarztprofessor vom Kirchengemeinderat vor mir, wie wir abends zusammensaßen und wie Kinder weinten. Habt ihr das schon einmal erlebt? Wie Evangelisation getrieben wurde, und alles ging daneben? Man hat gearbeitet, geplant, und es hat nichts funktioniert. Wir waren müde und dachten: „Geben wir doch alles auf, es hat doch gar keinen Wert.“
Wir gründeten eine Gebetsgemeinschaft. In den folgenden Jahren erlebten wir, dass Jesus bei müden Menschen war. Die Starken zerbrachen. Kennt ihr das? Zerbrochene Jesusleute?
Ich kann kaum mein eigenes Leben verantworten. Ich kann doch nicht einmal für die Stadtverwaltung verantwortlich sein. Ich merke, dass ich mich nicht einmal in meinen christlichen Kreisen durchsetzen kann. Oft sind wir voll von großen Plänen, was wir alles machen wollen, aber wir sind kleine, schwache Menschen mit begrenztem Einfluss.
Als ich mit jungen Leuten zusammen war, die drogenabhängig waren, hätte ich sie so gern befreit. Doch ich konnte es nicht. Bis ich das Wunder erkannte: Jesus wirkt durch unsere Schwachheit hindurch wunderbar und bringt Frucht hervor.
Hört auf mit großen Sprüchen und erkennt, dass die entscheidende Kraft von Jesus kommen muss. Und das tut Jesus nur mit schwachen Menschen. Das ist keine Schande, es immer wieder auszusprechen.
Doch diese schwachen Menschen haben ganz große Erwartungen. Knaben werden müde und matt. Junge Burschen, die stark sind, und Männer kippen aus den Schuhen, weil sie nicht mehr können. Aber die auf den Herrn harren, bekommen neue Kraft. Sie steigen auf mit Flügeln wie Adler.
Die Kraft Gottes in schwachen Menschen
Das Reich Gottes hat in allen Jahrhunderten nur dadurch gelebt, dass ganz, ganz schwache Leute da waren. So durfte er 30 Jahre in einer Kirche wirken, die den Namen Ludwig Hofacker trug. Ludwig Hofacker war so krank, dass er in seinem Leben keine hundert Predigten gehalten hat. Aber heute, noch 170 Jahre später, lebt Württemberg davon.
Keine hundert Predigten, so schwach, mit 30 Jahren gestorben, mit einem siechen Körper. Aber Jesus hat gewirkt. Und ich wünsche euch dieses Geheimnis.
Manchmal versperren wir der Kraft Jesu einfach den Raum, weil wir uns viel zu wichtig nehmen, unsere Gaben testen und darüber reden, wie toll wir sind. Wir sprechen von Programmen und Methoden. Es gibt nur eine Methode, damit Jesus Raum gewinnt in schwachen Menschen. Das ist die wichtigste Sache in der Christenheit. Alle Methoden können das nicht ersetzen.
Bei so vielen Leuten – und wenn ich euch sehe, da ihr Absolventen seid, wenn ich daran denke, dass ihr hinauszieht – wisst ihr, dass es ganz rasch mit der Müdigkeit kommt. Ihr werdet so viele Reichsgottesarbeiter finden, die verkrampft sind, verbittert, in Spannungen und in Ablehnung. Und die nicht mehr entdecken, dass Jesus neue Kraft schenkt. Neue Kraft.
Heb doch deine Augen auf in die Höhe, wo Gott schon dieses riesige Firmament des Sternenhimmels in seiner Hand hält. Was will er erst in deinem Leben wirken?
Er wird deiner nicht müde.
Gottes unermüdliche Kraft und Geduld
Ich könnte immer denken, dass Gott doch müde wird. Ich habe das immer noch nicht begriffen. Er redet doch zum Volk Israel. Wie war es denn bei Abraham?
Mensch, der war es doch genauso. Er hat es doch nur durch Wunder erfahren, dass er sich an Gott klammerte, an seine Verheißungen. Und dann hat ihn Gott beschämt. Abraham hat endlos auf seinen Sohn gewartet. Dann kam Isaak, dann Jakob, dann Mose, dann der Auszug aus Ägypten, dann Josua.
Habt ihr es denn immer noch nicht begriffen? Warum fällt es uns so schwer, das zu verstehen? Das Wunder ist, dass Gott uns nicht müde wird.
Ja, es ist in der Tat gut, wenn wir von Lebensbildern leben, von früheren Christen, von Leuten, die uns etwas vorgemacht haben. Aber die Gaben dieser Leute waren doch nie ihre eigenen. Wenn wir heute wieder darauf kommen und meinen, die Gaben seien so, irren wir uns.
Der Herr wirkt auch bei Unbefähigten die größten Dinge. Das ist das Tolle daran. Es gibt Leute, die sind so schwach, dass sie keine Bibelschule besuchen können. Und doch setzt Gott sie zum Segen ein, weil seine Kraft sich in unserer Schwäche vollendet.
Heb doch deine Augen auf und sieh dich einmal um, wie wunderbar der Herr wirkt!
Zeugnisse von Glauben und Durchhaltevermögen
Ich bin vor drei Tagen von den Molukken zurückgekehrt. Leider ist es bei uns kaum bekannt, dass dort in den letzten Jahren zehntausend Christen auf grausamste Weise niedergemetzelt wurden. Unzählige Häuser wurden niedergebrannt.
In einem Ort wurden während eines Gottesdienstes 202 Christen brutal ermordet, obwohl das indonesische Militär nur 200 Meter entfernt war und nicht eingegriffen hat. Der Pastor kniete betend in seiner Amtstracht, so berichten unsere Brüder und Schwestern.
Dort begegnete ich einer Pastorin, die in einem Ort mit nur acht gläubigen Christen auf der Insel Ambon gewirkt hat. Diese schrecklichen Überfälle wurden von einer Al-Qaida-Truppe namens Lasker Dschihad verübt. Doch bevor das Bali-Attentat geschah, interessierte sich die Weltöffentlichkeit kaum dafür.
Mittlerweile ist die Gewalt gestoppt, aber für viele kam die Hilfe zu spät. Diese Pastorin blieb an dem Ort, an dem alle anderen, auch männliche Pastoren, geflohen sind. Sie harrte mit dreitausend Menschen aus.
Als die Radikalen näherkamen, wurden sie vertrieben und mussten in die Wälder fliehen. Die Pastorin erzählte mir, dass sie während dieser Zeit nur eines gesagt habe: "Busetun." Das bedeutet "Buße tun". Ja, wir müssen uns reinigen, um die Segnungen von Jesus zu empfangen.
Als ich das hörte, dachte ich, das ist das Wort für uns heute. Ich glaube, Jesus kann uns gar nicht mehr richtig segnen, weil so vieles in Unordnung ist. In unserem Leben gibt es böse Dinge, Sünde, Scham und Untreue.
Wir reden und beten oft viel, merken aber nicht, dass dadurch alles blockiert ist. Wir müssen unsere Beziehung zu Jesus wieder frei machen. Das heißt hier: harren. Die, die auf den Herrn harren.
Wie macht das ein Jäger? Wenn er auf dem Hochsitz sitzt, harrt er stundenlang aus, bis er seine Beute vor die Flinte bekommt. Hast du Jesus wirklich so ergriffen, dass er dich jetzt neu segnen kann? Dass er dir neue Kraft gibt in deinen Frustrationen, wenn alles im Trott läuft und dein Christentum nur noch Tradition ist?
Hast du Jesus wieder ganz neu ergriffen? Die neue Kraft, die er dir geben will, ist gewaltig. Er hat Großes mit dir vor. Das ist das Letzte in diesem Wort: ganz Großes, ganz Großes.
Müde Menschen können plötzlich wieder laufen, ohne müde zu werden. Danach sehnen wir uns in unserer oft so toten Frömmigkeit. Danach sehnen wir uns in unseren erstarrten Gemeinden, in denen nichts mehr geschieht.
Wir sehnen uns danach, dass Jesus uns wieder so erfüllt mit seiner Nähe und Kraft, dass wir laufen und nicht matt werden. Dann sind wir wie Adler, die sich aufschwingen und über große Abgründe und hohe Bergketten fliegen.
Diese Adler haben eine unsagbare Kraft. Sie werden immer wieder hinuntergezogen in diese Abgründe, erleben aber den freien Flug. Wer mit Jesus lebt, ihn neu entdeckt, seine Kraft und Vergebung erfährt und in ihm bleibt, bringt viel Frucht hervor – mit einer ganz, ganz großen Kraft ohne Gleichen.
Hoffnung und Neuanfang trotz Verfolgung
Lassen Sie mich schließen mit einem Bild, das mich sehr erfüllt und das ich dort auf den indonesischen Molukkeninseln wieder erlebt habe. Diese Inseln liegen im äußersten Osten der dreizehntausend indonesischen Inseln.
Dort war der Rektor der großen Staatsuniversität von Ambon, Professor Doktor Jan Anere, der zehntausend Studenten betreut. Alles wurde eingeäschert: die Vorlesungsgebäude, die Dormitorien, alles, was sie dort hatten. Er floh mit seiner Familie auf einem Flüchtlingsschiff. Sein 24-jähriger Sohn war dabei. Auf dem Schiff wurde der junge Mann von einigen jungen Männern umringt, die ihn fragten: „Bist du Christ?“ Er antwortete: „Ja, ich bin Christ.“ Daraufhin zogen sie eine Machete heraus und spalteten ihm den Kopf.
An Bord entstand große Unruhe. Der Kapitän fragte: „Was kann ich tun? Gibt es Funkkontakt, einen Hubschrauber, der den jungen Mann retten kann?“ Als sie schließlich in Surabaya mit dem Schiff ankamen, war der junge Mann bereits gestorben. Fernsehreporter und Journalisten waren vor Ort. In Indonesien fehlt es sehr an Öffentlichkeit, doch die Regierung ist nicht in der Lage, die Zustände zu ändern, weil das Militär nicht willig ist.
Ein dritter Vater, der von Journalisten gefragt wurde, was seine Gefühle seien, antwortete: „Ich will den Mördern vergeben und möchte, dass sie das entdecken, was Jesus uns Christen gibt.“ Er sprach vor den Kameras ein Zeugnis von der Kraft, die ihn, obwohl müde und matt, erfüllt. Er sagte zu mir, inzwischen 69 Jahre alt, dass dies für ihn der Wendepunkt war. Er erklärte: „Jesus, jetzt will ich noch einmal etwas für dich tun.“
Vor zwei Jahren begann er auf der Insel Halmahera, einer großen Insel, auf der alles niedergebrannt war, ein Polytechnikum. Dort studieren 450 junge Leute. Es wurde ihm ans Herz gelegt: „Wir brauchen junge Missionare aus Deutschland. Wir bekommen das Visum. Aber wir brauchen Leute wie Schreiner, Forstleute, Agrarwissenschaftler, die uns helfen, unser Land wieder aufzubauen.“
Das Allerwichtigste seien jedoch Lehrmentoren, die das Bibelwort groß machen und Jesus groß machen. Dann wollen sie ihre islamischen Nachbarn einladen, die ihre Häuser geplündert und angezündet haben, und ihnen von Jesus erzählen. Sie wollen sagen: „Mensch, was ist das für eine reine Kraft, die Jesus in dir wirken lassen will – in dir, in deinem Leben! Was könnte erst bei dir geschehen, wenn du anfängst, so mit Jesus zu rechnen und dich von ihm erfüllen lässt, damit er dich gebraucht?“
In der Bibel stehen so tolle Worte: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Man tritt ins Weite. Plötzlich werden die Sorgen, die einen gerade noch erfüllt haben – ob Geld oder Karriere – unwichtig. Dann geht es um ganz, ganz große Dinge.