
Der Umgang mit Zorn - und dem Klima
Herzlich willkommen bei Deep Talk! Wir freuen uns, gemeinsam mit dir Gott besser kennenzulernen. Durch Predigten und Interviews möchten wir uns von ihm immer mehr verändern lassen und ein Leben führen, das sich lohnt – ein Leben zur Ehre Gottes.
Unser Anliegen ist es, mit dir über Themen zu sprechen, die tiefer gehen. Es geht also nicht um Small Talk, sondern um Deep Talk. Sei dabei und lass dich herausfordern!
Einführung in das Thema Zorn und Bibelstellen
Hi und herzlich willkommen bei Deep Talk. Ich bin Jonas. Neben mir sitzt meine Kollegin Johanna, und mit uns ist natürlich auch Michael im Studio. Michael, danke, dass du dir wieder die Zeit genommen hast, damit wir hier zusammen sitzen können.
Ich möchte jetzt auch gar nicht lange um den heißen Brei reden, sondern direkt mit der ersten Frage starten. Diese bezieht sich besonders auf eine Textstelle aus Jakobus 1, Vers 19-20. Ich lese sie gleich einmal vor, damit auch die Zuhörer, die gerade keine Bibel zur Hand haben, sofort verstehen, worum es geht.
„Darum, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn; denn der Zorn des Mannes vollbringt nicht Gottes Gerechtigkeit.“
Dazu passt auch direkt Epheser 4, Vers 26:
„Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn.“
Unterschiedliche Perspektiven auf Zorn in der Bibel
Die Frage, die sich hier stellt, ist folgende: Im Jakobusbrief klingt es so, als sei es grundsätzlich eine Sünde, zornig zu sein. Man sollte den Zorn sofort ganz ablegen. Wenn man jedoch den Epheserbrief liest, wirkt es so, als sei Zorn ein ganz natürlicher Ausdruck des Menschen. Allerdings soll die Sonne nicht über dem Zorn untergehen. Das heißt, man soll die Dinge bereinigen, bevor der Abend kommt.
Wie kann man das verstehen? Das sind unterschiedliche Aspekte. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du aus dem Jakobusbrief vorgelesen, dass dort auch steht: "Seid langsam zum Zorn." Das bedeutet nicht, dass man gar nicht zornig sein darf, sondern dass man langsam zum Zorn sein soll. Man soll also gut überlegen, bevor der Zorn herausbricht.
Ich glaube, das Ganze hat damit zu tun, dass sowohl im Jakobusbrief als auch in den anderen Stellen, die du vorgelesen hast, Zorn etwas bewirkt, das negativ sein kann – sowohl für den Zornenden als auch für den anderen Menschen.
Ein zorniger Mensch wird oft blind für andere Dinge. Er steigert sich in etwas hinein und wird innerlich aggressiv blockiert. Häufig sind Menschen, die zornig sind, nicht mehr bereit, den anderen objektiv zu beurteilen oder offen zu sein für das, was Gott ihnen sagen will.
Ich denke, das ist ein wichtiger Grund, warum wir mit dem Zorn vorsichtig sein müssen. Im Alltag gibt es oft Menschen, die aus Zorn heraus Kurzschlusshandlungen tun. Zum Beispiel sagt jemand im Zorn etwas Unüberlegtes oder schreibt einen Brief mit sehr bösen Worten. Wenn man sich stattdessen noch eine Stunde Zeit lassen würde, würde man vielleicht viel sachlicher reagieren.
Das ist, glaube ich, einer der wesentlichen Aspekte, die eine große Rolle spielen.
Die Gründe für Zorn und biblische Beispiele
Ein weiterer Punkt, der, glaube ich, in der Bibel eine Rolle spielt und den wir auch in unserem Leben wiederfinden können, ist die Frage, warum wir zornig sind.
Nehmen wir zum Beispiel ein kleines Kind: Die Eltern sagen, es müsse ins Bett gehen, und das Kind bekommt daraufhin einen Wutanfall. Es wirft sich auf den Boden, stampft, schlägt und ist zornig. Hier stellt sich die Frage: Bist du vielleicht zornig wegen einer Sache, die es nicht wert ist oder die sogar falsch ist?
Oft sind wir zornig, weil wir uns verletzt, provoziert oder benachteiligt fühlen. Die Bibel fordert uns dazu auf, in solchen Momenten genau zu überlegen, was die Gründe für unseren Zorn sind. Ist der Grund etwa Egoismus? Dann ist dieser Zorn schlecht, weil er egoistisch motiviert ist.
Es gibt aber auch andere Formen von Zorn. Ich erinnere mich an Aussagen in den Psalmen, wo Zorn als Engagement für Gottes Sache beschrieben wird. Ebenso zeigen die Propheten des Alten Testaments, wie Jesaja oder Maleachi, dass sie richtig zornig werden, wenn der Tempel Gottes verunehrt wird oder die Armen verachtet und nicht versorgt werden. Ihr Zorn entsteht nicht, weil sie sich selbst benachteiligt fühlen, sondern weil andere Menschen leiden und die Ordnung Gottes verletzt wird.
Ein gutes Beispiel dafür ist Mose. In 2. Mose 32, ab Vers 19, steht: Es geschah aber, als er nahe zum Lager kam und das Kalb und die Reigentänze sah, dann brannte Moses Zorn, und er warf die Tafeln weg und zerschmetterte sie unten am Berg. Hier sieht man, dass Mose offensichtlich sehr zornig wurde. Er war ein temperamentvoller Mann, so klingt es zumindest. Man kann sich vorstellen, wie er die schweren Steinplatten mühsam vom Berg heruntergetragen hat – sein Zorn war groß.
Doch dieser Zorn richtete sich nicht so sehr gegen sich selbst, sondern gegen das Volk und gegen Gott. Gott hatte das Volk lange begleitet, Wunder getan und es aus Ägypten befreit. Statt dankbar zu sein, nutzten sie die wenigen Tage, in denen Mose weg war, um andere Götter anzubeten. Mose war deshalb wütend – nicht wegen sich, sondern wegen Gott und weil das Volk auf einem vollkommen falschen Weg war.
Wenn ich die Bibel richtig verstehe, wird diese Form von Zorn nicht streng verurteilt. Im Gegenteil: Diese Emotion wird als gerechtfertigt angesehen, weil sie für eine gute Sache eintritt.
Zorn und seine Folgen im biblischen Kontext
Nun kommen wir natürlich zu den Ursachen und der Frage: Was tue ich im Zorn?
Man kann ja sogar eine gute Ursache haben und sagen, dass etwas ganz schlimm ist. Doch oft überlegt man nicht, wie das auf andere Menschen wirkt. Ein typisches Beispiel ist Paulus auf dem Areopag in Athen. Er war erzürnt oder wütend über die vielen Abgöttereien, die es dort gab. Doch als er zu den Menschen spricht, merkt man davon nichts. Er sagt vielmehr: „Gott ist euch allen nahe, kehrt um!“
Warum? Ich habe den Eindruck, dass Paulus ganz genau weiß, wenn er den Leuten eine wütende Predigt hält, wollen sie gar nichts mehr hören. Sein eigentliches Ziel ist ja, dass sie Gott erkennen. Deshalb stellt er seinen Zorn etwas zurück.
Ich möchte noch einmal auf den Zweiten Mose zurückkommen. Würdest du sagen, dass die Tat von Mose in diesem Zusammenhang gar nicht verkehrt war? Er war zornig und gab diesem Zorn auch Ausdruck. Mein erster Eindruck beim Lesen wäre, dass das absolut verkehrt war. Denn er gibt seinem Zorn wirklich Raum und zeigt das vor allem dadurch, dass er die Tafeln, die er von Gott bekommen hat, zerbricht. Das sind ja Dinge, die Gott persönlich gegeben hat.
Ich sehe da einen Zwiespalt. Auf der einen Seite hat Mose tatsächlich ein Problem mit Zorn und Emotionen. Schon als relativ junger Mann erschlägt er im Zorn einen Ägypter. Er sieht, dass dieser ungerecht ist. Die Aufregung darüber ist verständlich, aber ihn dann zu töten, war nicht richtig.
Später soll Mose zu einem Felsen sprechen, doch stattdessen schlägt er ihn. Auch hier scheint Ärger mit im Spiel zu sein, als ob er frustriert ist, weil etwas nicht so läuft, wie er es will. Offenbar hat Mose emotionale Probleme und kann manchmal aus der Haut fahren. Das gilt auch für die Szene mit den Tafeln.
Wenn ich mich richtig erinnere, wird das nicht direkt verurteilt. Gott gibt ihm sogar eine zweite Chance, die Tafeln auf dem Berg erneut zu empfangen. Es ist also nicht das Ende. Die Tafeln sind ja auch für das Volk, nicht nur für Mose.
Soweit ich sehe, wird Mose von Gott nicht scharf zurechtgewiesen, nachdem er die Tafeln zerbricht. Ich würde das so einordnen: Es ist nicht für ihn selbst, sondern für Gott ein Problem, und die Folgen sind drastisch. Doch Gott teilt ihm die Inhalte der Zehn Gebote später erneut mit.
In der Bibel sehen wir beides: Manchmal werden Menschen, die sich für eine gerechte Sache erregen, sogar gelobt. Doch wir müssen unterscheiden, wie gerechtfertigt der Zorn ist. Wo überschreitet man die Grenze? Was ist Zorn, der verurteilt wird?
Verurteilt wird auf jeden Fall, wenn jemand sich für Dinge aufregt, die es gar nicht wert sind. Zum Beispiel, wenn er persönlich verletzt ist oder anderen Menschen Schaden zufügt. Du hattest ja vorhin vorgelesen, dass jemand, der am Zorn festhält und ihn nicht bewältigt, Probleme bekommt.
Deshalb steht in der Bibel: „Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn.“ Denn dauerhafter Zorn zerstört Beziehungen zu Gott und zu anderen Menschen. Er nimmt alle Gedanken in Anspruch, sodass keine Gedanken des Friedens mehr bleiben – wie Gott sie über andere Menschen hat.
Man sieht nicht mehr das Böse, sondern freut sich vielleicht sogar über den Schaden, den andere erleiden, weil man vom Zorn gefangen ist. Das kann dazu führen, dass Menschen in Familie oder Gemeinde, wenn sie im Zorn verharren, eine ganze Gemeinschaft schädigen und zerstören.
Die Ambivalenz des Zorns und seine göttliche Dimension
Genau hier merkt man ganz klar, dass Zorn viele negative Konsequenzen hat. Er führt dazu, dass man anderen Menschen schadet. Gleichzeitig liest man in der Bibel immer wieder, dass Zorn auch etwas Göttliches sein kann. Das steht fast wie ein Gegensatz nebeneinander.
Auf der einen Seite sieht man den Zorn als Gefühl. Dieses Gefühl wird vielleicht nicht so sehr verurteilt. Die Taten, die aus diesem Gefühl entstehen, werden aber auf jeden Fall verurteilt. Gleichzeitig zeigt die Bibel auch eine ganz andere Seite des Zorns: Gott selbst hat einen gerechtfertigten Zorn.
Wie verhält sich das nun? Im Römerbrief Kapitel 1 wird zum Beispiel vom Zorn Gottes über die Menschen gesprochen. Dort heißt es, dass die Menschen Gott beiseitegeschoben haben und nichts mehr von ihm wissen wollen. Daraufhin kommt der Zorn Gottes über die Menschen.
Ein weiteres Beispiel ist die Sintflut. Die Menschen sind gleichgültig gegenüber Gott und ungerecht zueinander. Gott ist darüber zornig und reagiert entsprechend. Es wäre seltsam, zu sagen, Gott habe sich geirrt oder etwas falsch gemacht. Denn wir gehen davon aus, dass Gott nichts falsch macht.
Wenn wir Zorn definieren als das Gefühl, dass uns etwas berührt, wir uns darüber aufregen, es schlimm finden und diese Emotion zeigen, dann scheint das an sich nicht sündhaft zu sein. Im Neuen Testament wird dem Christen der Zorn nicht verboten. Es heißt zum Beispiel: „Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn.“ Das bedeutet nicht, dass man gar keinen Zorn haben darf.
Wahrscheinlich berücksichtigt diese Aussage, dass wir als Menschen emotionale Wesen sind. Es wäre auch merkwürdig, wenn uns gar nichts mehr freuen oder aufregen würde. Die entscheidende Frage ist eher: Worüber werden wir zornig?
Ich kenne Christen, die sich sehr über Entscheidungen von Staat und Politik ereifern und richtig schimpfen. Dabei müsste man sagen, sie sollten sich etwas beruhigen. Wenn es um Glaubensfragen geht, reagieren sie dann oft viel gelassener und sagen: „Ist doch nicht so schlimm, kann doch jeder sehen, wie er will.“
Hier zeigt sich, worum es wirklich geht: Worüber rege ich mich auf? Über das, was auch Gott aufregt? Oder nur über Dinge, die mich persönlich betreffen und die ich ärgerlich finde, weil ich einen Nachteil habe?
Gott wird uns immer wieder einen Spiegel vorhalten, um zu zeigen: Wo bist du zornig? Ist der Grund dafür berechtigt oder nur deine Eigensucht? Und selbst wenn du zornig bist, solltest du darauf achten, die Grenzen zu respektieren. Denn Zorn kann für dich selbst oder für andere zerstörerisch werden.
Praktische Beispiele für Zorn im Neuen Testament und im Leben
Ganz gut, aber auch zerstörerisch – was mir gerade einfällt, ist, wie Jesus den Tempel geräumt hat. Da war es ja eigentlich schon fast so, dass es zerstörerisch war. Im Endeffekt hat er das Geschäftsmodell von Menschen zerstört, sage ich jetzt einfach mal.
Und da kommt ja auch die Geißel ins Spiel. Er scheint da schon sehr erregt gewesen zu sein, als er wieder in den Tempel hineingekommen ist. Offensichtlich sieht man daran, dass Zorn an sich nicht unbedingt verkehrt ist, wenn Jesus, als vollkommen gerechter und sündloser Mensch, ihn zeigt. Aber die Folgen davon können verkehrt sein.
Wobei auch hier wieder der Aspekt der Gerechtigkeit wichtig ist. Wenn der Zorn Gottes verkehrt wäre – also wenn Gott zornig wäre, aber die Auswirkungen dieses Zorns verkehrt wären –, dann wäre auch die gerechte Strafe, die auf uns liegt, im Endeffekt nicht richtig. Doch der Zorn Gottes hat eine Folge für uns Menschen, wenn wir nicht seine Kinder sind und Jesus als Retter nicht angenommen haben.
Gott hat einen richtigen, berechtigten Grund für seinen Zorn. Es ist kein eigensüchtiger Grund. Auch bei Jesus würde ich sagen, dass er keine Grundsatzstrategie verfolgt. Er lässt nicht einfach die Händler umfallen, was ja auch eine Möglichkeit gewesen wäre. Er hat eine Grenze gesetzt und will ihnen deutlich zeigen: So geht es nicht. Wenn er nur anfangen würde zu diskutieren, würde ihn wahrscheinlich keiner ernst nehmen. Deshalb macht er ein bisschen mehr Radau dort, und das scheint in Ordnung zu sein.
Danach ist dann auch Schluss. Es ist keine ganze Kampagne, die er ins Leben ruft. Man muss also immer sehen, wie weit der Zorn gerechtfertigt ist. Hier ist der Zorn da, weil die Menschen im Tempel nicht auf Gott ausgerichtet sind, sondern an ihr Geschäftsmodell denken. Und da sagt Jesus: Das kann es doch nicht sein, seinen Tempel so zu behandeln.
Das ist im Endeffekt das Wesentliche. Und daraus ergeben sich dann verschiedene Fragen: Wie lange ist der Zorn da? Wie sehr macht er mich fertig? Was ist der Grund, warum ich zornig bin? Was macht das mit mir? Man muss das gut im Griff haben.
Manche Menschen neigen von ihrem Charakter her sehr zum Zorn. Es gibt ja auch den Begriff „Jezorn“ – Leute, die plötzlich gar nicht mehr wissen, was sie tun, und dann schlagen oder so. Da merken wir: Das geht gar nicht. Man muss den Zorn unter Kontrolle haben.
Deshalb wird uns auch gesagt: Wer so etwas tut, kann kein Ältester sein. Das heißt, du musst deinen Zorn, selbst wenn er mal gerechtfertigt ist, also wegen der richtigen Sache, unter Kontrolle halten. Du musst sehen, was dadurch passiert und wie das auch anderen schadet.
Zusammenfassung der biblischen Maßstäbe zum Zorn
Wenn ich das einmal zusammenfassen dürfte: Zorn in Bezug auf die Maßstäbe Gottes wäre gerechtfertigt, wenn die Auswirkungen dadurch nicht negative Folgen hätten. Jeder andere Zorn ist dann nicht gerechtfertigt, oder?
Ja, in diese Richtung würde ich das schon sagen. Wenn der Grund für meinen Zorn egoistisch oder eigensüchtig ist, dann ist das generell schlecht. Wenn jedoch wirklich etwas vollkommen Ungerechtes passiert und mich das emotional bewegt und bedrückt, dann ist der Zorn schon gerechtfertigt – vorausgesetzt, daraus entsteht keine neue Ungerechtigkeit. Wenn durch meinen Zorn andere Menschen schwer geschädigt werden oder Beziehungen vollkommen kaputtgehen, dann wird selbst das Aufregen, das eigentlich gut ist, wieder negativ.
Das, glaube ich, könnte man so zusammenfassen: Das sind die beiden wesentlichen Aspekte, die wir in der Bibel finden.
Dann hätte ich noch einen Punkt: Was würdest du empfehlen, um das lebensnaher zu gestalten? Wenn man merkt, man ist etwas zornig oder neigt dazu, schnell aufzubrausen, was würdest du praktisch raten?
Also ich merke das bei mir zum Beispiel so: Wenn ich merke, die Diskussion wird hitziger und die Emotionen steigen, dann unterbreche ich das Gespräch gerne. Ich sage dann: „Lass uns kurz Pause machen, wir können heute Abend nochmal darüber reden.“ So gewinnt man Abstand von der Sache und geht nicht mehr so emotional hinein. Danach kann man frisch und sachlich wieder anknüpfen.
Das gilt besonders bei Emotionen, die zerstörerisch wirken. In einem Gespräch Emotionen zu haben, ist ja in Ordnung. Aber wenn es zerstörerisch wird, wenn ich den anderen nicht mehr ernst nehme, ihn vielleicht verletze und hinterher endlose Entschuldigungen brauche, dann ist das schlecht.
Deshalb ist dein Tipp schon sehr gut: Man sollte sich so weit unter Kontrolle haben, dass man merkt, wenn die „Pferde mit einem durchgehen“ und man ungerecht wird. Dann sollte man das Gespräch verschieben oder eine kleine Pause machen. Vielleicht auch beten: „Herr Jesus, gib mir jetzt Ruhe oder gib mir Liebe dem anderen gegenüber.“ Das heißt nicht, dass ich alles stehen lasse, sondern ich kann meine Position vertreten, aber ich versuche auch, die Position des anderen ernst zu nehmen. Ich mache den anderen nicht lächerlich und beschimpfe ihn nicht.
Manchmal ist eine Pause unheimlich notwendig, selbst wenn sie nur ein paar Minuten dauert oder bis zum Abend, damit sich alle etwas beruhigen können.
Was auch helfen kann: Wenn man weiß, dass man immer wieder in solchen Situationen gerät, sollte man versuchen, sich im Vorfeld in die Position des anderen hineinzuversetzen – ohne nur die negativen Seiten zu sehen. Wenn ich mit bestimmten Leuten immer wieder im Konflikt bin, probiere ich bewusst, das nächste Mal nur zuzuhören und genau zu verstehen, warum der andere so denkt.
Plötzlich merke ich dann, dass mein Zorn vielleicht nicht so schnell entflammt, weil ich manche Dinge besser einordnen kann. Vielleicht habe ich vorher etwas missverstanden oder gedacht, der andere hätte ein böses Motiv. Das war aber gar nicht so. Vielleicht hat er etwas nur missverstanden oder falsch ausgedrückt. So lasse ich die Konfrontation nicht von vornherein hochkochen. Das kann eine große Hilfe sein.
Ich würde auch sagen: Ein stilles Gebet in dem Moment, wenn ich merke, dass es hochkocht, kann helfen. Zum Beispiel innerlich beten: „Herr Jesus, gib du mir Ruhe, hilf du mir, dass ich jetzt nicht überreagiere.“
Ich weiß nicht, ob das eher bei Männern der Fall ist, dass sie etwas zorniger sind als Frauen. Könnte Sport da vielleicht auch helfen? Dass man grundsätzlich etwas „Luft ablässt“?
Für manche ja. Ich kenne aber auch Leute, bei denen wird der Zorn durch Sport sogar noch angefacht. Weil sie sehr ehrgeizig sind, schimpfen sie dann zum Beispiel beim Fußball: „Was hast du gemacht? Hier gefault!“ Dann muss man sagen: Okay, das wäre ein gutes Übungsfeld, aber es kann auch anstacheln, wenn jemand sehr ehrgeizig ist und alles ernst nimmt.
Also es kann so oder so rauskommen. Für manche ist Sport ein guter Weg, aber andere merken, dass sie dadurch eher Probleme bekommen. Dann sollten sie lieber vorsichtig sein, weil sonst alle anderen den Spaß am Sport verlieren, wenn jemand sich schnell aufregt und dann ständig schimpft.
Beim Sport geht es ja häufig gar nicht um göttliche Ungerechtigkeit, sondern eher um Dinge wie: „Na ja, der Schiedsrichter hat falsch entschieden“ oder „Meine Mannschaft hat nicht gut gespielt“. Es ist einfach zu ehrgeizig.
Abschließende Gedanken zum Umgang mit Zorn
Gut, vielen Dank, Michael, für die doch sehr ausführliche Antwort auf diese Frage.
Würdest du vielleicht am Ende noch einmal so ein, zwei Sätze sagen können, in denen du zusammenfasst, wie Zorn in Ordnung ist, in welchem Rahmen und in welchem Rahmen eben nicht?
Also in einem gewissen Rahmen gibt es wahrscheinlich sogar manche Leute, die bräuchten etwas mehr Zorn. Es gibt ja solche Menschen, die sind immer so, als ob sie gerade unter Drogen stehen, also völlig unbeeindruckt sind. Da würde ich sagen: Das ist auch nicht gut. Wenn wirklich schlimme Sachen passieren, sollte dich das erregen. Du solltest Mitgefühl mit anderen Menschen haben und auch mit Gott. In solchen Fällen ist Zorn in Ordnung.
Wenn ich mich wirklich darüber ärgere, dass etwas Ungerechtes passiert, weil Gott verunehrt wird oder weil anderen Menschen Schaden zugefügt wird, dann ist das in Ordnung. Dieser Zorn sollte dazu führen, dass ich das deutlich benenne und dass die Leute merken, ich bin da engagiert.
Aber hier muss ich auch die Grenze sehen. Die Grenze ist dort, wo ich Menschen verletze oder Gott verunehre, ohne dass etwas erreicht wird. Wenn ich nur neue Probleme und neuen Schaden schaffe, ist das nicht richtig.
Oder wenn ich abends einschlafe und diese zornigen Gedanken im Kopf habe, so dass ich gar nicht mehr richtig schlafen kann, nachts aufwache und morgens der Ärger schon wieder da ist – wenn dadurch nachhaltig Beziehungen kaputtgehen, gerade in der Familie, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz –, dann ist das schlecht.
Wir sollten also unterscheiden, worauf sich der Zorn richtet: egoistisch oder nicht? Und wie viel Raum ich dem Zorn lasse. Es ist wichtig, auch dann noch eine Grenze zu setzen.
Manche müssen das richtig lernen, weil sie diese Grenze ganz schnell überschreiten und alle anderen genervt oder verletzt sind.
Alles klar, vielen Dank. Und vielen Dank auch, dass du heute wieder eingeschaltet hast. Ich wünsche dir Gottes Segen, vor allem auch beim Umsetzen. Vielleicht lernst du, mit deinem Zorn umzugehen. Oder wenn du generell, wie Michael schon gesagt hat, ein sehr ruhiger Mensch bist, dann bist du vielleicht bereit, etwas stärker darauf zu reagieren.
Ich weiß nicht, wie man das sagen kann, ohne dass es wie eine Aufforderung klingt, jetzt zornig zu werden. Denn Zorn wird ja generell oft sehr negativ bewertet. Wie du schon sagtest: Einiges an Zorn ist durchaus falsch. Aber man sollte auch bereit sein, sich von bestimmten Dingen erregen zu lassen.
Das Wichtigste ist, dass du das richtige Maß entwickelst. Das wünsche ich dir und weiterhin Gottes Segen.
Hallo und herzlich willkommen bei Deep Talk. Schön, dass du heute wieder eingeschaltet hast. Wir sind heute wieder mit "Frag den Kotsch" unterwegs, mit Michael Kotsch. Ich bin die Johanna, und wir starten direkt durch.
Verantwortung der Christen für die Schöpfung und Klimaschutz
Wir wollen gerne über das Thema Klimaschutz sprechen. Das ist ja gerade sehr aktuell. Inwiefern sollten wir uns als Christen für den Klimaschutz einsetzen?
Ich habe dafür direkt eine Stelle aus 1. Mose 1,28 herausgesucht. Dort steht geschrieben: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan; herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich auf der Erde regt.“
Gott hat uns also eingesetzt, über die Erde zu herrschen. Wenn man zurückblickt, wie Herrscher in der Geschichte waren, dann weiß man: Es gibt gute und schlechte Herrscher. Das bedeutet, dass damit eine Menge Verantwortung verbunden ist. Wie stehen wir heute in dieser Verantwortung?
Die Verantwortung, die damals Adam und Eva gegeben wurde, wird nicht im Detail ausgeführt. Es wird gesagt, sie sollen über die ganze Schöpfung herrschen – was genau das bedeutet, wird aber nicht näher erläutert. Das macht die Sache für uns heute etwas herausfordernd.
Das Erste, was Adam und Eva tun, ist, dass sie für den Garten sorgen und auch für die Tiere. Sie kümmern sich um ihr direktes Umfeld. Für das Klima bekommen sie keine direkte Verantwortung zugeschrieben. Das liegt auch daran, dass das Klima eine sehr große Sache ist.
Im Alten Testament wird das Klima, wenn es erwähnt wird, meist als Angelegenheit Gottes dargestellt. Das sieht man an einigen Stellen, an denen außergewöhnliche Klimaphänomene beschrieben werden, zum Beispiel ausgedehnte Trockenheit.
So lesen wir zur Zeit von Abraham und Joseph, der in Ägypten ist, dass es sieben fruchtbare Jahre und sieben trockene Jahre gab. Dabei wird gesagt, dass Gott dahintersteht. Auch Elija tritt auf und sagt, dass es erst wieder regnen wird, wenn er es erlaubt. Solche Beispiele zeigen, dass Gott sich das Recht vorbehält, Klimaphänomene zu beeinflussen.
Daher ist es wichtig zu erkennen, dass wir für bestimmte Dinge direkt verantwortlich sind. Wenn ich ein Haustier habe, das ich füttern muss, kann ich nicht sagen: „Gott, du machst das, das ist dein Bereich.“
Beim Klima ist das etwas anders. Es überschneidet sich, weil einerseits Gott derjenige ist, der das Wetter und die großen Zusammenhänge in der Hand hat. Andererseits wissen wir heute, dass wir als Menschheit durch unser Verhalten das Klima beeinflussen können.
Wie stark der Einfluss ist, darüber streiten Fachleute. Aber dass unser Verhalten, zum Beispiel durch CO2-Ausstoß und andere Gase, einen Einfluss auf das Klima hat, gilt für die meisten heute als unbestritten. Das bedeutet, dass wir eine gewisse Verantwortung tragen.
Wenn also steht, wir sollen über die Erde herrschen, müssen wir das mit dem ergänzen, was in 1. Mose 2,15 steht: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre.“
Das heißt nicht nur herrschen. Das klingt so, als könnte man mit der Erde machen, was man will. „Bebauen und bewahren“ klingt eher nach dem Auftrag eines Gärtners, der im Auftrag des Besitzers handelt.
Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt in der Bibel – auch beim Klimaschutz. Wir dürfen nicht vergessen: Diese Erde ist uns Menschen, auch als Christen, nur als Leihgabe gegeben.
Wir dürfen hier wohnen und sie benutzen, das wird auch deutlich gesagt. Sie ist von Gott geschaffen, aber wir müssen sie auch zurückgeben. Wir dürfen nicht willkürlich mit ihr umgehen.
Wenn mir jemand sein Auto leiht und ich fahre damit, wäre er sicher nicht froh, wenn ich es mit vielen Beulen und Dellen zurückgebe. Er sagt: Du darfst es benutzen, aber nicht kaputt machen.
Genauso ist es mit der Natur, in der wir leben – auch mit dem Klima. Wenn wir wissen, dass wir etwas schädigen, dann schädigen wir Gottes Eigentum.
Die Psalmen sagen ganz deutlich: „Die Berge gehören mir, die Tiere gehören mir, das Meer gehört mir“, sagt Gott. Wenn Gott alles gehört, sollten wir sorgsam damit umgehen, soweit wir das können.
Wer sich jetzt die Last auflädt, das Klima verändern zu wollen, dem sei gesagt: Das ist eine sehr große Aufgabe. Im Detail können wir das nicht leisten, aber wir können einen kleinen Beitrag leisten – und den sollten wir richtig machen.
Aus diesem Grund können wir ableiten, dass wir eine gewisse Verantwortung für unseren Umgang mit der Natur haben. Das betrifft auch den Umgang mit klimaschädlichen und nicht klimaschädlichen Dingen.
Dabei ist der Begriff „klimaschädlich“ auch problematisch. In der Klimadiskussion wird oft gesagt, der Klimawandel sei generell schlecht. Doch das ist nicht immer der Fall.
Mancher regt sich vielleicht über langanhaltenden Regen auf, aber ein anderer freut sich darüber. Der eine freut sich über Trockenheit, der andere ärgert sich. Der eine sagt, der Sommer sei endlich wärmer, der andere findet es schlimm.
Diese Beurteilung „alles ist schlecht“ kommt oft nur zustande, wenn man einen sehr einseitigen Blick hat. Auch bei der aktuellen Klimaveränderung sagen die Forscher der UNO, dass bestimmte Gebiete der Welt davon profitieren.
Deshalb müssen wir genau sehen: Was wollen wir verhindern? Wollen wir auch die positiven Seiten verhindern oder nur die negativen?
Zum Beispiel habe ich vor nicht allzu langer Zeit einen Artikel gelesen, in dem der kanadische Ministerpräsident sagte: „Wir dürfen uns gar nicht so laut melden, denn wir als Kanada sind eigentlich Gewinner der Klimaveränderung.“
Kanada profitiert, weil große Teile im Norden nun für Landwirtschaft nutzbar sind. Auch Bodenschätze, die vorher im Permafrost lagen, können jetzt leichter abgebaut werden.
Im Gegensatz dazu gibt es zum Beispiel Südseeinseln, die bei steigendem Meeresspiegel untergehen. Diese verlieren durch den Klimawandel.
Wir dürfen also bei der Klimadebatte nicht nur daran denken, dass der Klimawandel immer und für alle negativ ist. Wenn wir als Christen reagieren, müssen wir sehen, was unser Verhalten bewirkt.
Das kann für den einen etwas Positives bewirken, für den anderen etwas Negatives.
Biblische Grundlagen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur
Wir hatten hier den Punkt, dass die beiden Bibelverse, die wir zu Anfang genannt haben, vor dem Sündenfall standen, also zu einer Zeit, als noch alles harmonisch war. Danach wird gesagt: „Im Schweiß deines Angesichts sollst du deinen Acker bebauen“, mit Dornen und Disteln, die dann auf dem Acker wachsen. Genau, richtig.
Gott hat Mose später auch Schutzvorrichtungen gegeben. Zum Beispiel das Beispiel aus 5. Mose 25,4: „Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er drischt.“ Dieses Gebot wird auch im Neuen Testament in 1. Timotheus 5 angeführt, in Bezug auf die Ältesten. Auch in 5. Mose 22 gibt es mehrere Schutzvorrichtungen, die zeigen, wie man auf die Natur achten soll.
Es wird immer wieder kritisiert, zum Beispiel in den Medien, dass wir Überfischung haben oder Massentierhaltung. Auch wird bemängelt, dass grundsätzlich einige Leute zu viel Fleisch verzehren. Das heißt aber nicht, dass man überhaupt kein Fleisch essen sollte – das ist eine andere Diskussion.
Die Frage ist: Wie kann ich persönlich die mir gegebene Verantwortung als Christ von Gott her wahrnehmen? Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du ansprichst. Wir sollten nicht nur davon träumen, durch unser Verhalten globale Auswirkungen zu erzielen. Das ist so groß, dass es einen leicht überfordern oder in eine Krise stürzen kann. Man denkt dann: „Boah, ich kann ja gar nichts tun, die ganze Welt geht unter.“
Interessant ist, dass das auch in der Bibel und im Leben heruntergebrochen wird auf alltägliche Dinge. So steht zum Beispiel in den Sprüchen, dass wenn der Bauer fromm ist, das auch das Vieh im Stall merkt. Genau das können wir tun. Das heißt, wir sollten uns in unserem eigenen Umfeld bewusster werden, welche Auswirkungen unser Handeln hat. Und das betrifft viele Ebenen.
Einerseits könnten wir fragen: Geht es den Tieren gut oder nicht? Also schlägst du dein Tier? Da gibt es eine biblische Geschichte, in der ein Mann namens Wilhelm ermahnt wird, weil er seinen Esel schlägt. Er tut dem Esel ja nichts Schlimmes, und man kann ein Tier nicht einfach schlagen, wenn es keinen Grund dafür gibt. Hier werden wir deutlich ermahnt, weil auch Tiere Geschöpfe Gottes sind und wir sie deshalb achten sollen.
Das gilt auch für die unbelebte Natur, also für das Klima und Ähnliches. Wir sollen ordentlich mit ihr umgehen. Dabei müssen wir uns immer wieder fragen, welche Auswirkungen unser Handeln hat – anders als nur im Kleinen. Tiere quälen oder ordentlich versorgen, aber auch die Klimaauswirkungen bedenken, ohne das Ganze auf eine ideologische Ebene zu heben.
Man kann nämlich versuchen, das ganze Leben nur noch durch die Klimabrille zu sehen. Das geht aber auch nicht, denn es gibt auch Leute, die sagen, sie wollen keine Kinder mehr haben, weil die ja CO2 ausstoßen. Das ist übertrieben, denn hier gibt es deutliche biblische Aussagen und andere Maßstäbe, die eine Rolle spielen.
Wenn ich aber ständig nur Fleisch esse oder konsumiere, ist die Frage berechtigt: Muss das wirklich so sein? Siehst du nicht auch die nachweisbaren negativen Auswirkungen? Natürlich heißt das nicht, dass alle Veganer werden müssen.
Ein weiteres Beispiel ist die Verschwendung von Lebensmitteln. Untersuchungen zeigen, dass in Deutschland etwa die Hälfte aller Nahrungsmittel von der Produktion bis zum Ende weggeworfen wird. Das ist problematisch, denn Gott gibt uns Nahrung, und wir gehen so schlecht damit um, weil uns zum Beispiel ein Apfel nicht mehr schmeckt, wenn er ein bisschen angetrocknet ist. Hier kann man ganz konkret handeln.
Ein weiteres konkretes Handeln wäre, selten ein neues Handy zu kaufen. Die Produktion von Handys erzeugt enorm viel Müll, verbraucht viel Energie und ist umweltschädlich sowie klimaschädlich. Auch bei einem Autokauf kann man verantwortungsvoll handeln, indem man ein Auto wählt, das wenig verbraucht.
Das ist nicht nur sparsamer und schont den eigenen Geldbeutel, sondern belastet auch die Umwelt weniger. Manche Fahrten sind ja durchaus in Ordnung und angemessen. Aber unnötig große Autos zu fahren, ist nicht nötig. Man kann auch ein kleineres Auto wählen – in Verantwortung für den Geldbeutel und auch gegenüber Gott, der sagt, wir sollen ordentlich mit der Natur umgehen.
Das sind konkrete Punkte. Wenn wir das durchdenken, fallen uns viele Dinge ein, die wir ohne großen Aufwand tun können. Das tut uns gut, unserer Umwelt und dem Klima am Ende auch, ohne daraus eine Ideologie zu machen, wie das heute manchmal passiert.
Das merkt man auch, wenn man Nachrichtenportale liest: Jeden Tag gibt es irgendeine Klimameldung. Das ist übertrieben, denn es ist nicht das einzige Thema auf der Welt. Es gibt auch andere wichtige und brisante Themen, die wir als Christen nicht vergessen dürfen.
Ich fand es damals in der Schule immer toll, dass wir im Nachmittagsunterricht freiwillig bei der Tafel mithelfen durften. Dort wurden Lebensmittel, die aus Supermärkten aussortiert wurden, an Menschen verteilt, die nicht so viel Geld haben. Das war eine gute Möglichkeit, sich praktisch einzubringen.
Mittlerweile achte ich auch darauf, nicht zu viele Klamotten zu kaufen oder ständig neue Sachen zu haben. Wenn ich etwas kaufe, dann lieber etwas Besseres und Teureres, das länger hält, statt viele billige Sachen. Ich glaube, das sind wichtige Punkte.
Regionale Produkte und der Umgang mit Konsum
Wo ist sie für mich persönlich? Ja, es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Produktion von Kleidung die Umwelt stark belastet. Es ist nicht nur so, dass ich die Kleidung irgendwo kaufe. Zuerst muss das Material wachsen, dann wird es verarbeitet und transportiert. Dabei wird sehr viel Umwelt belastet.
Das heißt, wir dürfen Kleidung kaufen, aber wenn es nur wegen einer aktuellen Mode ist, obwohl die andere Kleidung noch gut in Ordnung ist, dann sehe ich das als Verantwortung vor Gott. Und zwar nicht nur wegen der Umwelt. Ich würde auch sagen, dass man mit dem Geld, das Gott uns anvertraut hat, vielleicht sinnvollere Dinge tun kann, als die zehnte oder zwanzigste Hose zu kaufen.
Daher finde ich, dass das praktische Beispiele sind, die jeder umsetzen kann, ohne daraus eine große Aktion zu machen.
Zum Beispiel gibt es bei uns im Ort in den Supermärkten mittlerweile die Möglichkeit, Produkte aus der Umgebung zu kaufen. Erdbeeren wachsen normalerweise nicht im Winter, und man sollte sie vielleicht auch nicht im Winter kaufen.
Bei regionalen Produkten hat man einen guten Maßstab, aber auch hier muss man genau hinschauen. Wenn man ins Detail geht, wird es komplizierter. Kaufst du im Frühling Äpfel, musst du wissen, dass sie vielleicht ein halbes Jahr im Kühlhaus gelagert wurden. Das verbraucht viel Energie. Manchmal können Äpfel aus Neuseeland umweltfreundlicher sein als die aus dem Kühlhaus.
Generell gilt also: Produkte aus der Nähe sind besser, aber nicht immer. Man muss auch die Saison und die Produktionsbedingungen beachten, zum Beispiel ob sie im Gewächshaus angebaut wurden.
Wenn man genau hinschaut, wird die Sache etwas unübersichtlich. Aber es ist wichtig, überhaupt sensibel dafür zu sein. Ohne sich endlos vor den Regalen den Kopf zu zerbrechen und keine Entscheidung treffen zu können. Dann merkt man, dass es übertrieben ist. Da muss man aufpassen.
Als Christen wollen wir im Gegensatz zu manch anderen Menschen am Ende Gott loben, ihm gehorsam sein und ihn ehren, weil wir wissen, dass er hinter allem steht. Die Natur ist nur seine Schöpfung.
Viele Menschen haben diesen Blick heute verloren. Für sie steht die Schöpfung an die Stelle Gottes. Sie sprechen von der Weisheit der Natur oder der Heiligkeit der Natur, als ob die Natur ein Wesen wäre. Manche beten die Natur sogar an.
Als Christen müssen wir da aufpassen. Wir wissen, wen wir wirklich anbeten sollen: Gott. Er hat immer das letzte Wort, egal was wir tun. Das sollte uns im Umgang mit Fragen des Klimaschutzes unterscheiden.
Wir sollten die Grenzen dessen beachten, was wir können oder nicht können, und Gott sehen, der dahintersteht.
Ich würde auch sagen, dass wir beim Klimaschutz nicht nur berücksichtigen sollten, was wir tun, sondern auch beten können. Zum Beispiel als Teil des Gebets: „Gott, kümmere du dich um das Klima. Pass auf oder schick den Regen, wenn wir ihn brauchen.“
Wenn wir Gott vertrauen, gehen wir davon aus, dass es nicht nur auf unser Handeln ankommt, sondern auch auf das, was Gott tut.
Umgang mit Aktivismus und Hoffnung im Klimaschutz
Jetzt noch einmal eine kurze Frage, weil das ja auch irgendwie durch die Medien ging: Was hältst du von Leuten, die sich wegen des Klimas auf der Straße festkleben? Sollte man das als Christ mitmachen oder eher nicht? Persönlich würde ich das letztlich tun.
Fridays for Future war ja vor ein paar Jahren total angesagt. Da haben viele Kinder freitags die Schule geschwänzt und sich mit Plakaten auf die Straße gestellt.
Also, diese Leute, die sich auf der Straße festkleben, finde ich in gewisser Weise gut. Ich sehe, dass sie sich mit einem relevanten Thema beschäftigen. Es bedeutet ihnen wirklich etwas, und sie nehmen gewisse Opfer in Kauf. Was mich mehr stört, sind Menschen, die nur an sich selbst oder ihren Konsum denken. Die fragen sich nur: Wo feiere ich heute Abend? Wo kaufe ich das neue Handy oder die neue Kleidung? Hier aber sind Leute, die sich kümmern, die auch das Wohl anderer im Blick haben und sich dafür einsetzen. Das finde ich gut.
Was ich schade finde, ist, dass diese Leute oft so in einer Paniksituation sind, dass sie wirklich meinen, das sei alles. Sie glauben, sie müssten ihr ganzes Leben dafür investieren. Deshalb nennen sie sich auch „die letzte Generation“. Sie haben den Eindruck, wir sind kurz vor dem Ende. Hier fehlt mir als Christ die Perspektive und das Vertrauen auf Gott.
Das heißt nicht, dass ich nichts tue. Im Gegenteil: Ich mache, was ich tun kann, und vertraue darauf, dass Gott viel größer ist als ich. Er kann Dinge bewirken, die ich nicht bewirken kann. Deshalb wünsche ich mir, dass wir Menschen von der letzten Generation mit Respekt begegnen. Wir sollten schätzen, dass sie sich einsetzen, aber ihnen auch Hoffnung vermitteln. Sie sind nicht am Ende. Es geht nicht alles gleich unter, wenn Gott da ist. Er hat versprochen, dass er Saat und Ernte nicht aufhören lässt – das sehen wir schon bei Noah.
Wenn ich Christ bin, glaube ich daran. Wir sollen unsere Verantwortung ernst nehmen, aber Gott ist größer. Er kann mir Ruhe geben, auch wenn ich aktiv bin und Verantwortung übernehmen will. Ich darf nicht verzweifeln oder denken, es sei jetzt alles vorbei. Das scheint mir oft der Grund für diese Panik zu sein: Die Vorstellung, das sei der einzige und letzte Weg.
Manche haben sogar schon gesagt, dass sie, wenn es nicht anders geht, zu illegalen Mitteln greifen. Selbst wenn Menschen dabei verletzt werden. Dazu würde ich sagen: Vorsicht! Du lädst dir viel zu viel Last auf, die du gar nicht tragen kannst. Du hast die Hoffnung verloren, die Gott gerade geben kann – auch mir als Christ.
Ich sehe viele schlimme Situationen, auch bei der Klimafrage und Umweltfrage. Aber ich kenne auch meine Grenzen und weiß um den, der dahintersteht. Der mir Ruhe und Kraft geben kann, dabei zu bleiben, eine Perspektive und Hoffnung zu haben.
Hoffnung wird in der Bibel als besonderes Kennzeichen der Christen beschrieben. Die Menschen, die sich auf der Straße festkleben, wirken oft hoffnungslos. Sie haben keine Hoffnung. Aber wir Christen sollen Hoffnung haben. Das ist für mich das Problem, trotz ihres Engagements für etwas Größeres, was ja zunächst positiv ist.
Vielen Dank, dass du heute eingeschaltet hast, lieber Zuhörer. Schön, dass du bei „Frag den Kotsch“ dabei warst, zum Thema Klimaschutz.
Ich möchte dich ermutigen, aktiver und achtsamer zu werden. Vielleicht beim Einkaufen oder indem du selbst aktiv wirst. Wenn ihr in der Gegend einen Garten anlegen könnt, baut doch Gemüse an. Oder macht eine Müllsammelaktion daraus. Das wäre bestimmt super.
Vielen Dank, dass du heute dabei warst. Ich bin Michael und wünsche dir eine schöne Woche.
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Wir wünschen dir noch eine gesegnete Woche mit den Worten aus Kolosser 3,17: „Und was immer ihr tut, in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“