Jetzt sind die längsten Nächte des Jahres. Gerade eben hat mir beim Begrüßen jemand gesagt: „Da muss man sich früh aufmachen.“
Das gilt auch, wenn man die ganze Freude von Advent und Weihnachten erfassen will. Mache dich auf!
Im prophetischen Wort heißt es: „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und dunkelt die Völker, aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“
Das sollen alle in diesen Tagen entdecken. Das soll bei Ihnen geschehen.
Einladung zum Licht und zur Freude des Advents
Und wir wollen jetzt miteinander singen. Ich lade Sie ein, mit einzustimmen in das Lied "Die Nacht ist vorgedrungen" 14, die Verse 1 bis 3, und anschließend zu beten.
Lieber Herr, wir kommen alle aus einer Welt, die uns oft Angst macht. Wir leiden mit der Traurigkeit, die so viele von uns belastet. Wir sehen in dieser Welt die ganzen Schrecken und die Nöte. Und doch wollen wir dir unsere Lieder singen – in der Freude, dass du kommst, dass du mitten im Leid dieser Welt dein Heil schaffst.
Wir wollen das ganz neu entdecken: Wie in deinem Kommen, in deiner Geburt und in dir allein Hoffnung und Zuversicht ist. Dass das alles ein Anzeichen des nahenden Tages ist, mach uns in diesen Tagen fröhlich. Besonders wollen wir für die unter uns bitten, die belastet und beschwert sind und voller Angst.
Wir wollen heute nicht bloß Lieder singen, wir wollen nicht bloß Worte machen. Wir wollen dir begegnen und durch dich aufgerichtet und verändert werden. Darum mach uns dein Wort so lebendig, dass wir es verstehen können, sodass unser Glaube neu zum Brennen angefacht wird.
Wir wollen dir jetzt in der Stille alles sagen, was uns bedrückt. Wir beten in der Stille.
Wir danken dir, Herr, dass du hörst, was uns bewegt. Amen.
Die Ankunft Christi als Licht in der Dunkelheit
Bitte lötet ihre Scham, es war nach den Beten hin, es war nach den Beten hin. Doch plötzlich wurde er schief. Sie sagten: Fürchtet euch nicht! Abbruch, Sturz ist gekommen. Der Retter ist nun da, Halleluja, Halleluja!
Christus ist gekommen, der Retter ist da. Alleluja! Menschenhaft, doch plötzlich hören wir ihn: Alleluja! Ja, Christus ist gekommen, und da Alleluja wird Nacht sein in der Welt. Es wird Nacht sein in der Welt.
Wenn der große Tag erscheint, wenn Christus wiederkommt und wenn das Fest dann beginnt, es wird Nacht sein in der Welt, es wird Nacht sein in der Welt.
Doch plötzlich erscheint unser Herr, alles ist neu. Das war lange. Die Schmerzen fehlen nicht mehr in Tantin. Ein neuer Jesus ist so.
Christus ist gekommen, der Retter ist nun da. Alleluja, Alleluja! Christus ist gekommen, der Retter ist nun da. Alleluja, Alleluja!
Die Dunkelheit der Welt und das Licht des Advents
Es ist Nacht in der Welt, das verstehen nur diejenigen von uns, die plötzlich von Traurigkeit und Angst betroffen sind. Vorhin haben wir ein Lied von Jochen Klepper gesungen. Es ist nun 50 Jahre her, dass er mit Eichmann rang, als er seine Frau und seine Tochter in die Gaskammer geben sollte. In dieser Zeit hat er sein Adventslied „Der Tag ist nicht mehr fern“ gedichtet.
Wir werden immer wieder feststellen, dass die ganze Adventsbotschaft nur von Menschen verstanden wird, die wirklich begriffen haben, wie dunkel die Welt ist.
In der Schriftlesung lesen wir Jesaja 7, eine sehr frühe Weissagung des Kommens Jesu. Darauf wird später im Weihnachtsevangelium des Matthäus Bezug genommen.
Es war in dem Jahr, als das Nordreich mit der Hauptstadt Samaria zerstört wurde. Einige Jahre vor dieser Zerstörung, während des syrisch-ephraimitischen Krieges, geschah Folgendes: Zur Zeit des Ahas, des Sohnes Jothams und Enkelsohns Usias, des Königs von Juda, zogen Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas und König von Israel, gegen Jerusalem, um es zu bekämpfen. Sie konnten die Stadt jedoch nicht erobern.
Dem Haus David wurde angekündigt, dass sich die Aramäer in Ephraim gelagert hätten. Nun folgt eine eindrucksvolle Beschreibung der Angst, wie sie die Bibel oft sehr bildhaft darstellt: Dem König und dem Volk bebte das Herz, wie die Bäume im Wald, die im Wind erzittern.
Gottes Zusage und das Zeichen der Jungfrau
Aber der Herr sprach zu Jesaja: Geh hinaus, Ahas, entgegen du und dein Sohn Serjaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße, beim Acker des Walkers.
Für Jerusalem, die Stadt auf dem Berg, war die Wasserleitung immer der verletzlichste Teil bei einer Belagerung. Dort hat er inspiziert, dort ging er in seine Angst hinaus, der König.
Und nun muss Jesaja ihm sagen: Sprich zu ihm, hüte dich und bleibe still, fürchte dich nicht, und dein Herz sei unverzagt vor diesen beiden Brandscheiten, die nur noch rauchen. Das Feuer ist schon verlöscht, da ist doch nichts mehr, was dich gefährden kann.
Fürchte dich nicht vor dem Zorn Retzins und der Aramäer und des Sohnes Remaljas, weil die Aramäer gegen dich Böses ersonnen haben, samt Ephraim und dem Sohn Remaljas. Sie sagen: Wir wollen ihn aufziehen nach Judah, erschrecken und für uns erobern und zum König darin machen den Sohn Tabeals.
So spricht Gott der Herr: Es soll nicht geschehen und nicht so gehen. Sondern wie Damaskus das Haupt von Aram ist, so soll Rezin nur das Haupt von Damaskus sein. Und in fünfundsechzig Jahren soll es mit Ephraim aus sein – das war dann die Zerstörung des Nordreiches von Samaria, da sie nicht mehr ein Volk sein werden.
Und wie Samaria das Haupt von Ephraim ist, so soll der Sohn Remaljas nur das Haupt von Samaria sein. Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
Und der Herr redete abermals zu Ahas und sprach: Fordere dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe. Aber Ahas sprach: Ich will es nicht fordern, damit ich den Herrn nicht versuche.
Da sprach Jesaja wohl an: So hört ihr vom Hause David: Ist euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen? Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.
Das Wort wird Fleisch – das Wunder der Menschwerdung
Am Anfang war das Wort, das Leben brachte in die Welt. Durch dieses Wort wurde alles lebendig.
Wann war das Wort? Es ist schwer, dieses Wunder genau zu verstehen. Doch es wird deutlich: Gottes Kind wird oft in der Dunkelheit geboren, doch das Wort bleibt bestehen. Es ist das Licht, das niemand mehr auslöschen kann.
Am Anfang war das Wort, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Seit wir Zeugen seiner Macht geworden sind, beginnen wir dieses Wunder zu verstehen, das Gottes Kind in sich trägt.
Seinem Liebesglauben vertrauen wir, denn Gottes Kind lebt durch diese Liebe.
Am Anfang war das Wort das Ja zum Menschen. Das Wort wurde Mensch und wohnte unter uns, bei einer Frau, für immer. So ist das Wort.
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Seit wir Zeugen seiner Macht geworden sind, beginnen wir dieses Wunder zu verstehen. Bis zu einem Jahr des Liebesglaubens wird Gottes Kind geboren.
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, seit wir Zeugen seiner Macht geworden sind. Wir beginnen dieses Wunder zu verstehen, bis zu einem Jahr der Liebe, in dem Gottes Kind lebt. Bis zu einem Jahr der Nacht wird Gottes Kind geboren.
So wollen wir es jetzt auch singen, als unser Glaubenserfahrungs-Lied: Lied 10, die Verse 4 bis 6. Lied 10, die Verse 4 bis 6.
Die Verkündigung an Maria – das Geheimnis der Jungfrauengeburt
Unser Predigttext steht in Lukas 1,26-38.
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die Nazareth heißt, zu einer Jungfrau. Diese war einem Mann namens Joseph vom Haus David vertraut, und die Jungfrau hieß Maria.
Der Engel kam zu ihr hinein und sprach: „Sei gegrüßt, du Begnadete!“ Das heißt ganz einfach: Gott hat dich angenommen, Gott hat dich lieb, der Herr ist mit dir.
Maria aber erschrak über diese Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?
Der Engel sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Du sollst ihm den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“
Da sprach Maria zu dem Engel: „Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?“
Der Engel antwortete und sprach zu ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monat. Von ihr sagt man, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“
Maria aber sprach: „Siehe, ich bin des Herrn Magd. Mir geschehe, wie du gesagt hast!“
Und der Engel schied von ihr.
Kindheitserinnerungen und die Herausforderung des Glaubens
Zu den schönsten Erinnerungen in der Vorweihnachtszeit gehören sicher auch für Sie die Eindrücke aus der Kindheit. Da erwachen Bilder von früher: Wie man gefeiert hat, wie man sich vorbereitet hat, und wie man am Schaufenster vom Kurzgespät bewunderte, welche Herrlichkeiten es gab.
Doch zu den Kindheitserinnerungen gehören nicht nur Bilder, sondern auch Düfte. Riechen Sie noch die Tannennadeln und den Kerzenduft? Wie wunderbar war es, wenn die Mutter das Weihnachtsgebäck gebacken hat! Man riecht es fast noch, als würde der Duft gerade an der Nase vorüberziehen.
Aber es gibt auch unangenehme Gerüche. Bei mir ist es so, dass mit den schönen Weihnachtserinnerungen auch widerliche Gerüche auftauchen. Ich muss nur das Stichwort „Lebertran“ nennen. Die Jungen wissen heute oft nicht mehr, was Lebertran war: ein Heil- und Vorsorgemittel gegen Rachitis, gewonnen aus dem Öl von toten Fischen. Es war grausam!
Ich weiß nicht, ob ich es mir nur eingebildet habe, aber wir haben jeden Abend alle möglichen Tricks versucht, damit die Mutter es vergisst. Doch dann gab es keine Ausrede: Vor dem Zähneputzen musste man den Lebertran nehmen. Wir standen in Reih und Glied, hatten einen extra Lebertranlöffel, kniffen die Augen zusammen und warteten, bis das Zeug runtergeschluckt war. Jetzt wissen Sie, warum wir so gesund geworden sind – das haben wir alles dem Lebertran zu verdanken. Es war ein kurzer, aber grausamer Moment. Danach war es vorbei.
Manchen Christen geht es mit der Weihnachtsgeschichte ähnlich. Sie sagen: Wenn es richtig Weihnachten werden soll, muss man auch das andere mitschlucken. Und sie ärgern sich über diesen merkwürdigen Bericht in der Bibel. Was soll das bloß? Eine Jungfrau bekommt ein Kind! Sie wissen, dass schmutzige Menschen allerlei Zoten darüber gemacht haben. Andere haben gespottet und gesagt, das sei für ihr kluges Verstandesdenken ein Ärgernis. Sie wollten das nicht annehmen.
Auch wir Theologen haben uns lange daran versucht, vorbeizumogeln. Ich weiß, ich habe es auch lange so gemacht. Ich meinte, das wäre ein Trick, den man irgendwie verschweigen kann. Man hat sich geniert.
Das ist meine erste Frage: Muss man das einfach schlucken, so wie man den Lebertran geschluckt hat? Die Antwort lautet: Nein! Neunzehn Jahrhunderte lang haben Millionen und Abermillionen Menschen die Jungfrauengeburt dankbar bekannt und ausgesprochen. Sie ist für viele eine ganz, ganz wichtige Stütze ihres Glaubens.
Es steht doch im Evangelium. Und ich wüsste nicht, was im Evangelium überflüssig oder unnütz wäre – weder im Matthäusevangelium noch im Lukasevangelium. Manche sagen, an anderen Stellen der Bibel stehe es nicht drin. Das macht doch nichts. Dort steht es so klar und so deutlich. Und so steht es mitten im Evangelium.
Die Herausforderung des modernen Verstehens
Ja, aber für uns moderne Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts hat Rudolf Bultmann den berühmten Satz gesagt: Man kann nicht heute elektrisches Licht benutzen und noch an solche alten Mythen glauben.
Doch mit dem elektrischen Licht hat das nichts zu tun. Wissen Sie, vor zweitausend Jahren war das genauso schwer zu verstehen. Manche meinen, dass nur wir heute in unserer sexbesessenen Zeit aufgeklärt wären und die Menschen früher an den Storch geglaubt hätten.
Sie müssen wissen, dass der Arzt Lukas die Bibel geschrieben hat. Er wusste, wo die Babys herkommen, und er wusste noch besser als viele der heute lebenden Menschen, was Jungfräulichkeit bedeutet. Und trotzdem hat er es geschrieben. Da steht doch die Geschichte vom Zacharias in der Bibel. Es ging um eine ganz natürliche Zeugung, er war nur ein bisschen alt.
Zacharias war auch so aufgeklärt, dass er sagte: Das geht nicht, meine Frau und ich sind so alt, das geht nicht. Sollte Gott etwas unmöglich sein? Zu allen Zeiten war das ein Anstoß – doch nicht bloß wegen des Kinderkriegens.
Wir Menschen können überhaupt nicht verstehen, dass der lebendige Gott in diese Welt hineinreicht und wirklich mitten in unserem alltäglichen Geschehen plötzlich handelt. So ging es doch auch Abraham. Er war schon sehr alt, als die Boten Gottes ihm sagten: Du wirst noch ein Kind bekommen.
Es ging um eine viel einfachere Geburt als bei Jesus. Aber die Sarah, die lacht. Sie ist so realistisch, sie steht mit beiden Füßen in der Welt. Auch sie wusste doch, wie das ist mit dem Kinderkriegen – das geht nicht. Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?
Maria – ein Vorbild des Glaubens
Die meisten wissen gar nicht, dass Maria die lateinische Form des hebräischen Namens Miriam ist. Im Alten Testament, in 4. Mose 15, begegnet uns Miriam, die Schwester Moses. Sie kritisierte Mose einmal auf sehr harsche Weise und akzeptierte seine Entscheidungen nicht. Daraufhin strafte Gott die ungläubige Miriam, und sie wurde aussätzig.
Diese Miriam, die Maria des neuen Bundes, ist jedoch eine andere Frau. Sie glaubt dem Herrn, vertraut ihm und ist erschrocken, als der Bote Gottes zu ihr kommt.
Dennoch muss ich unseren katholischen Freunden widersprechen, die Maria zur Gnadenmittlerin gemacht haben. Nach allem, was die Bibel schreibt, war Maria nichts anderes als wir alle – ein fehlbarer, sündiger Mensch. Ihr war nur das Große zugedacht: „Du hast Gnade bei Gott gefunden.“
Für alle Menschen dieser Welt ist es dasselbe Wunder, wenn Gott uns aus Gnade annimmt – unverdient, so wie er Maria angenommen hat. „Du hast Gnade bei Gott gefunden.“ Gott will in deinem Leben etwas Wunderbares wirken.
Das ist nach wie vor ein Geheimnis, das sich kaum erklären lässt. Es ist nicht einfach, zu verstehen, dass der Geist Gottes selbst dieses Wunder vollbringt. Was hier beschrieben wird, kann man mit seinem Verstand kaum nachvollziehen.
Wir müssen nicht nur hier, sondern bei allen biblischen Worten immer wieder neu lernen. Unser noch so kluger Menschenverstand ist blind für alles, was Gott uns sagen will. Deshalb soll ich meinen Verstand nicht ausschalten, sondern im Gegenteil: Ich soll meinen Verstand erleuchten lassen durch den Geist Gottes, damit ich begreifen kann, was Gott tut.
Unser Verstand braucht eine Erkenntnis mehr, einen zusätzlichen Schritt. Er muss das Handeln Gottes mit einbeziehen. Paulus sagt, er muss unter den gehorsamen Christus gestellt werden. Erst dann können wir das große Tun Gottes verstehen.
Es geht um das große Wunder, dass der ewige Gott in unser armes Fleisch und Blut eingeht. In unser armes Fleisch und Blut verkleidet sich das Ewiggute.
Seht dieses Wunder: Wie tief sich der Höchste hier beugt! Maria, das Mädchen aus Nazaret, darf den Heiland gebären, der wahrer Gott von Ewigkeit ist – in Windeln, in aller Armut und Niedrigkeit.
Das ist das Weihnachtswunder. Erst dann versteht man richtig, was geschieht: ein wunderbares Geschehen.
Die Bedeutung der Menschwerdung in der heutigen Zeit
Nicht zuletzt in unseren Tagen, in denen sich der Islam in allen Teilen der Welt immer kräftiger regt, muss man wissen, dass Mohammed, als er sechshundert Jahre nach dem Kommen Jesu das Evangelium umschrieb, vieles ausradiert hat. Das war ihm ein Ärgernis.
Es gibt keine Toleranz für Moslems in dieser Hinsicht. Nein, es ist nicht möglich, dass der ewige Gott im Schoß einer Frau geboren wird. Das ist für sie undenkbar. Doch genau das ist geschehen. Wir können nur stillstehen und danken, dass er zu uns kommt – in unser armes Fleisch und Blut.
Muss man das einfach hinnehmen? Man muss es nicht einfach schlucken. Jetzt kommt mein zweiter Punkt: Man muss es verstehen. Das hat eine ganz wichtige Bedeutung für uns. Es gibt ja einen Trick, bei dem man einfach sagt, das sei nicht so wichtig, das sei nebensächlich. Dann geht man jedes Mal an Weihnachten darüber hinweg. Aber es ist nicht nebensächlich.
Generation um Generation war es wichtig. In unserem Glaubensbekenntnis steht es an herausragender Stelle. Unsere Hausfrauen erleben es immer wieder: Sie erwarten einen Gast, richten das Zimmer schön her, backen Kuchen, stellen Blumen auf den Tisch und legen ein frisches Tischtuch auf. Dann kommt der Gast, und stattdessen sagt er: „Ach, das ist wunderschön, vielen, vielen Dank.“
Wissen Sie, was der Gast dann oft sagt? „Es wäre nicht nötig gewesen, es wäre nicht nötig gewesen.“ Das ist dumm, dumm nach der Mühe. Es ist immer blöd, wenn jemand sagt, es wäre nicht nötig gewesen. So sagen viele Christen zur Weihnachtsgeschichte: „Es wäre doch gar nicht nötig gewesen. Gott hätte es auch auf andere Weise tun können.“
Wissen Sie das eigentlich? Sind Sie Ratgeber Gottes? Nur weil Sie sich daran stoßen, ist es nicht unsere unreine Fantasie, die es schlecht erträgt, dass Jesus von der Jungfrau Maria geboren wurde. Oft ranken sich merkwürdige Vorstellungen darum. Warum sollte Lukas das erfinden?
Sie wissen doch, dass das schon damals, beim Kommen Jesu, ein Anstoß war. Die erste römische Polemik der Atheisten gegen das Evangelium von Jesus entzündete sich genau daran. Sie erzählten Schmutzgeschichten darüber, von wem Jesus abstamme. Das war von Anfang an, vor zweitausend Jahren, der Anstoß, weil er nicht von Joseph gezeugt war.
Deshalb ist es uns ganz wichtig, dass Gott hier in unser irdisches Fleisch und Blut eintritt. Was wird damit ausgesagt? Der Engel deutet es an: Jesus wird „Sohn des Allerhöchsten“ genannt. Das ist ein Ehrentitel Jesu, der Gottessohn.
Das biblische Zeugnis legt großen Wert darauf, dass Jesus nicht bloß ein besonderer Mensch war. Wie wir auch in unserem lutherischen Katechismus sagen, ist er wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, geboren von der Jungfrau Maria.
Wir lassen es einfach so stehen und verstehen es, so gut es die Vernunft vermag. Dieses Geheimnis und dieses Wunder: Er ist der wahre Gottessohn. Das zeigt uns, dass keiner von uns, egal wie sehr er sich bemüht, zu Gott aufsteigen kann. Ich kann mich in göttliche Gedanken versenken, philosophisch grübeln, mich in einem Kloster kasteien, wochenlang beten – aber ich kann zu Gott nicht vordringen, weil der Himmel verschlossen ist.
Kein Mensch kann nach oben kommen. Und kein Mensch, wie sehr er auch veredelt wird, kann Gottes Sohn werden, weil der Himmel zu ist. Gott ist so ganz anders als wir.
Darum ist es ein ganz großes Geheimnis, dass der Sohn Gottes von oben herabkommt. So hat es Jesus oft auch im Johannesevangelium erklärt: „Ich bin von oben, ihr seid von unten.“
Das Bekenntnis zu Jesus, dem Gottessohn, hängt nicht nur an der wunderbaren Geburt Jesu. Wenn in der Bibel vom Gottessohn gesprochen wird, dann wird nicht die große Macht Jesu betont, sondern immer sein Gehorsam. „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Der Glaube an Jesus als Schlüssel zum Leben
Und das Bekenntnis zu Jesus, dem Gottessohn, liegt nicht in unserem Belieben. Johannes sagt in seinem Brief im fünften Kapitel: Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Leben; wer an den Sohn Gottes nicht glaubt, hat das Leben nicht. Wer bekennt, dass Jesus Gottes Sohn ist, bei dem bleibt Gott und Gott in ihm.
Das ist der Schlüssel zum Glauben. Wenn wir oft davorstehen und sagen: „Ich begreife das nicht“, dann frage ich mich, hat Maria es denn verstanden? Was bedeutet es überhaupt, etwas zu begreifen? Was verstehen wir schon von unserem Leben? Wir verstehen kaum unser Geborenwerden und unser Sterben; so vieles bleibt vor unseren Augen verborgen.
Entscheidend ist, dass ich aufblicke und sehe: Dieser Jesus, der in diesen Advents- und Weihnachtstagen kommt, ist der Sohn Gottes! Noch beim Prozess gegen Jesus wollte der Hohepriester es wissen: „Bist du Gottes Sohn? Sag es uns frei heraus!“ Jesus antwortet: „Du sagst es.“ Daraufhin zerriss der Hohepriester sein Gewand. Was brauchen wir noch für ein Zeugnis? Ihr habt doch die Gotteslästerung selbst gehört!
Es gibt kein anderes Evangelium, in dem Jesus nicht mehr der Gottessohn ist. Das wäre kein Evangelium mehr. So war es auch, als Jesus mit seinen Jüngern in Caesarea Philippi an diesem Panheiligtum stand und sie fragte: „Was sagen die Leute, wer bin ich? Was halten sie von mir?“ Dann fragte er sie direkt: „Was haltet ihr von mir?“ Petrus antwortete: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ In dir ist der ewige Gott wirklich leibhaftig auf dieser Erde. Wir können den ewigen Gott in dir finden.
Jesus sagt darauf: „Das hat dir aber nicht Fleisch und Blut, nicht dein Kopf und dein Denken gezeigt, sondern der Vater im Himmel.“ Das ist ein Geheimnis, das Gott selbst aufschließen muss. So wie die Geburt Jesu nur durch den Heiligen Geist geschehen kann, durch das Wirken Gottes unter uns, so geschieht auch das Glauben und Begreifen immer nur durch das Öffnen des Blickes.
Herr, erleuchte meine Augen durch deinen Heiligen Geist!
Die Offenbarung der Gottessohnschaft und die Einladung Jesu
Und noch ein Wort zur Gottessohnschaft: Einmal hat Jesus es in Matthäus 11 beschrieben und in die Welt hineingerufen: „Kommt her zu mir! Kommt her zu mir!“ Die Arme weit ausgebreitet, ruft er: „Mühselige, Beladene, kommt, kommt!“
Vorher sagt er: „Niemand kennt den Sohn, nur der Vater.“ Und wem der Vater es offenbaren will. Die Gottessohnschaft ist ein Geheimnis, an dem sich die Gläubigen freuen. Sie hat eine wichtige Bedeutung für uns, weil Gott uns dadurch so nahekommt. Ja, wirklich, Gott ist in Jesus zu greifen, zum Anfassen.
Wir kennen den ewigen Gott. Er ist uns nicht mehr verborgen, sondern in Jesus zu uns gekommen. Sogar der Teufel selbst hat versucht, Jesus in der Versuchungsgeschichte aus dem Gehorsam des Sohnes herauszureißen. Doch Jesus sagt ihm: „Du sollst nicht versuchen!“ Er will im Gehorsam des Sohnes bleiben.
Zum Schluss: Lasst uns ihn anbeten, lasst uns ihn anbeten!
Die Unzugänglichkeit des Geheimnisses und die Kraft des Glaubens
In den Buchhandlungen wird gegenwärtig jährlich ein Bestseller verkauft: Verschlusssache Jesus. Dort wird eine Geschichte erzählt, die man überprüfen kann. Es wird behauptet, dass viele Informationen über Jesus zurückgehalten werden. Doch das stimmt nicht.
Die Menschen sind oft so unbedarft, dass sie ein teures Buch kaufen, weil sie glauben, erst zweitausend Jahre später kämen die entscheidenden Informationen über Jesus ans Licht. Nur eines ist wahr: Dass Jesus eine Verschlusssache ist, liegt daran, dass er dem normalen Denken und Begreifen nicht zugänglich ist.
Man kann oft im Gottesdienst sitzen und sagen: „Ich verstehe das nicht.“ Man kann es erst durch das Wunder erfassen, dass der Geist Gottes einem einen Riegel wegzieht und das Wort verständlich macht. Man muss über unser Begreifen und Anfassen hinaus erst hören und sehen, dass es das wirklich gibt: dass Gott eingreift, dass es Erlösung gibt, dass es Hoffnung gibt.
Der Tod ist überwunden, die Schuld kann vergeben werden – ja, daran hängt doch alles. Wer das erste Glied ausbricht, muss sich nicht wundern, wenn alle Perlen einsam über den Boden rollen und keine Bedeutung mehr haben. Dann löst sich die ganze Kette auf, denn eins hängt am anderen.
Ich kann nur dastehen, anbeten und das Wunder bezeugen. Doch das, was Maria tut, ist auch für uns ein Stück weit Vorbild. Wir, die wir in den Fußstapfen Marias glauben wollen, können von ihr lernen. Sie lässt das an sich geschehen.
Darf ich es Ihnen jetzt ganz privat sagen? An diesen Weihnachtstagen müssen Sie das an sich geschehen lassen. Jesus will Ihnen begegnen als der Sohn Gottes. Er will Ihnen seine Liebe zeigen, Sie von der Schuld freimachen und Ihre Lasten wegnehmen.
Er will Ihre Trauer durchbrechen, zu Ihnen sprechen als der Ostersieger. Sie dürfen still sein wie Maria und sagen: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Sie dürfen entdecken und lauschen auf seine großen Wunder und auf das, was er tut.
Und erst dann versteht man die Weihnachtsgeschichte wirklich.
Die Geschichte von Magdalena Sibylle als Glaubenszeugnis
Ich habe gestern ein Büchlein von der Heil- und Pflegeanstalt in Stetten zugeschickt bekommen. Das ist ein früheres Schloss, ein Witwensitz der Herzogs-Witwen von Württemberg. Dort hat ein Rektor im Ruhestand die Barockgemälde erklärt. In diesem Heftchen hat mich besonders etwas sehr angesprochen.
Sie wissen, ich interessiere mich für Geschichte, weil erst aus der Geschichte so viel deutlich wird – zum Beispiel von Magdalena Sibylle, der Herzogin-Witwe. 1774 ist ihr Mann gestorben, sie war damals 25 Jahre alt. Magdalena Sibylle erwartete gerade ihr viertes Kind, als ihr Mann starb. Als Witwe zog sie nach Stetten in dieses Schloss.
Sie hatte ihre Mutter bereits im Alter von dreizehn Jahren verloren. Ihre Mutter war eine Hessin, und Magdalena Sibylle wurde dann in Schweden erzogen. Für die Stuttgarter, die ein wenig Geschichte kennen, war diese Magdalena Sibylle wie eine Mutter.
Als Melaks Truppen Stuttgart niederbrennen wollten, flohen der Herzogsverwalter und der junge Regent, um ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Magdalena Sibylle aber stellte sich den Franzosen entgegen und schützte Stuttgart. Unter den Frommen wurde sie „Mutter in Israel“ genannt, eine Beterin.
In dem Heft steht, dass sie oft in diesem Barocksaal in Stetten das Lied „Jesu, meine Freude“ gesungen habe. Dieses Lied sei ihr Lieblingslied gewesen. Warum „Jesu, meine Freude“? Weil in Jesus alles enthalten ist, was uns Gott geben kann. Es gibt keinen anderen Glauben und keinen anderen Zugang zu Gott.
„Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Ängste frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei, ob es jetzt gleich kracht und blitzt.“
Sie hat erlebt, wie Kirchheim niedergebrannt wurde. Dieses Gebiet gehörte noch zu ihrem Witwenbesitz. Sie ging hinüber und nahm die notleidenden Menschen auf. Sie war eine Mutter im Land, weil sie etwas von dem entdeckt hatte, was uns in Jesus gegeben ist.
Und ich darf Ihnen an dieser Magdalena Sibylle zeigen: Sie sind ein armer Mensch, wenn Sie nicht wissen, wer Jesus ist, der Gottessohn. Mit ihm kann man wirklich sagen: „Weicht, ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister Jesus tritt herein.“
Dann bin ich fröhlich, was auch in meinem Leben geschehen mag – wenn ich nur bei ihm bin, wenn ich ihn nur aufnehme.
Die zentrale Botschaft der Weihnacht
Das ist jetzt so wichtig in diesen Weihnachtstagen, die vor uns liegen: Sie sollen nicht bloß vom Christkindlein sprechen – ach, welch ein Unsinn! – sondern vom Gottessohn, vom Weltheiland, der uns erlöst.
Er steigt so weit herab, dass er bei uns einkehrt. Seht dieses Wunder, wie tief sich der Höchste hier beugt. Amen!
Jetzt singen wir schon dieses schöne Weihnachtslied, Nummer 33, „Jauchzet dem Himmel“. Wir singen jedoch nur die Verse zwei, drei und vier.
Gebet um Gottes Gegenwart und Erneuerung
Wir wollen beten, lieber Herr und Heiland.
Wir sehen die Spuren des Leides und der Traurigkeit um uns herum. Unsere Welt und auch unser eigenes Leben sind von Sünde und Schuld geprägt. Es gibt so viel Enttäuschung, und deshalb möchten wir dich bitten, in unser Leben einzukehren – gerade jetzt in diesen Weihnachtstagen.
Wir können das Wunder kaum verstehen, dass du ganz hinuntersteigst an die dunkelsten Orte. So wie du im Stall von Bethlehem deine Herrlichkeit sichtbar gemacht hast, möchtest du auch bei uns diesen Dienst tun. Wir wollen noch viel mehr entdecken, wie du alles hell machst, wie du Schuld wegträgst und wie du unsere harten Herzen verwandelst, damit sie voller Liebe werden. Mach aus uns neue Menschen und wohne durch deinen Heiligen Geist in uns.
Wir bitten dich, dass durch unsere Weihnachtsgottesdienste und überall dort, wo dein Wort gepredigt wird, viele Menschen dir begegnen. Mögen sie an dich, den Gottessohn, glauben und in dir das Leben finden.
Uns bedrückt es, wie friedlos diese Welt ist, in der Menschen so oft leiden – an so vielen Orten. Herr, segne alle Taten der Liebe, die wir versuchen, damit sie etwas von dir weitergeben können, über alle praktische Hilfe hinaus. Sei mit all denen, die jetzt draußen Dienst tun. Gib ihnen Mut und Standfestigkeit. Stärke heute an diesem Sonntag ihren Glauben, damit sie spüren, dass du das Werk durch sie vollenden willst. Es liegt nicht an ihrer Kraft und ihrem Können, sondern du willst Frucht wirken, die bleibt.
So wollen wir dich auch für unsere Kranken bitten: Richte sie auf. Für die Trauernden, die Verzagten und die, die keine Hoffnung mehr haben. Für die Gebundenen bitten wir dich: Gib unserem Volk doch noch einmal einen Aufbruch, eine Erweckung des Glaubens, dass sie dich...
